Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

10. Mai 2009

Von der Erziehung eines Helden

Wenn ein Held Ambitionen hat, das heißt, wenn er sich nicht damit begnügen kann, seinen Mitbürgern einen konkreten Dienst zu tun, und das ist wohl zumeist der Fall, so kommt es nur zu oft vor, daß er versucht seinen Mitbürgern möglicherweise, wenn alles gut geht, am Ende einen Dienst getan zu haben, und zu diesem Zweck eine Laufbahn einschlägt, welche ihm eben dieses verspricht.

Damit eine Laufbahn aber einem Helden solches überhaupt versprechen kann, müssen ihre Vertreter in der Bevölkerung ein hohes Ansehen genießen, sei es, weil sie ihr zu Diensten sind oder weil sie ihr wiederum nur einen Dienst glaubhaft versprechen.

Letzteres kann für die Gesellschaft eine Entartung darstellen, es mag nämlich dazu kommen, daß Heldenbilder bereits zu dem Zweck entworfen werden, sich durch ihre glänzende Fassade unter den heldisch geprägten Menschen einen Rang zu erwerben, welcher einem ihre Opferbereitschaft sichert, und alle Helden, welche sich ihnen erfolgreich anschließen, treiben diesen Leerlauf nur weiter fort.

Es ist deshalb für den Helden selbst und die Gesellschaft als Ganzes von außerordentlicher Wichtigkeit, daß er sich einmal ernsthaft mit der Frage auseinandersetzt, was sein Verdienst nun wirklich ist oder jedenfalls mit einiger Wahrscheinlichkeit einmal sein wird.

Kein Held sollte dabei die Möglichkeit akzeptieren gänzlich nackt dazustehen, jeder sollte also gewisse Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Die Frage ist nur, welche Sicherheitsmaßnahmen ein Held ergreifen kann. Einerseits könnte er nebenher seinen Mitbürgern konkrete Dienste erbringen. Allerdings ist dies aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich und im Falle eines ambitionierten Helden letztlich auch nicht befriedigend. Andererseits kann er alles was er tut stets auch für eine imaginäre Mitbürgerschaft tun, welche es zu seinen Lebzeiten vielleicht noch gar nicht gibt, welche es aber einmal geben könnte. Und das ist sehr viel besser, als sich damit abzufinden, daß es nun leider nicht geklappt hat, seinen Mitbürgern einen Dienst zu erweisen und sich damit zu trösten, daß es ja theoretisch hätte klappen können, denn der imaginäre Mitbürger pflegt weit häufiger real zu werden als der imaginäre Dienst.

Natürlich ist eine Religion, welche die Heldenhaftigkeit des gemeinschaftlichen Dienstes betont, ein günstiger Einfluß, hilft sie doch, nicht ganz so Entschlossene einem guten Zweck zuzuführen. Aber um letzterer Willen braucht es zu dem noch eine Ethik der unbedingten persönlichen Verantwortung, der Notwendigkeit zur endgültigen Rechtfertigung. Und damit der Druck, welche diese erzeugt, in die richtigen Bahnen gelenkt wird, sollte ein Mensch schon frühzeitig mit dem Gedanken vertraut gemacht werden, daß hinter den sichtbaren Entwicklungswellen Entwicklungslinien stehen.

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