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23. Oktober 2010

Vier verschiedene Umgangsformen

Ich habe bisher kaum detailliert über einzelne Gefühle geschrieben, werde das allerdings vielleicht noch einmal systematischer angehen. An dieser Stelle möchte ich mich mit jenen Gefühlen beschäftigen, welche unseren Umgang mit unseren Mitmenschen lenken.

Der Grund, warum ich das tue, ist, daß diese Gefühle wesentlichen Anteil an dem haben, was gemeinhin Rassismus genannt wird. Und entsprechend unaufrichtig wird in unserer Zeit über sie geredet, das heißt nicht geredet.

Was ich hier nicht tun möchte, und zwar aus Prinzip nicht, weil ich mich mit dieser Art von Dingen nicht beschäftige, ist ein so genanntes rassisches Bewußtsein zu besprechen, denn das ist im Gegensatz zur instinktiven Haltung seinen Mitmenschen gegenüber lediglich eine künstlich entworfene Begrifflichkeit in den Köpfen mancher, welche dabei auch keinesfalls normiert ist.

Diese Erklärung verwundert vielleicht, wenn man bedenkt, daß ich selbst schon über rassische Unterschiede spekuliert habe, indes gehören diese Spekulationen zu einer Überprüfung meiner eigenen Theorien an der Welt, wie wir sie vorfinden und sind somit unverzichtbare Gelegenheiten zur Falsifikation, wie übrigens alle anderen Spekulationen, welche ich anstelle, etwa über geschichtliche Zyklen, auch.

In der Ethik vertrete ich bekanntlich das Prinzip, daß jeder das tun sollte, was er für richtig hält, und zwar letztlich in seinem Gemüt, denn dazu ist das Gemüt ja da, sich zu Haltungen zu bekennen, was freilich nicht heißt, daß man nicht vorher auch mal über eine Sache nachdenken dürfte. Das Nachdenken muß aber darauf abzielen, die Entscheidung klar und soweit wie möglich isoliert vor das Gemüt zu bringen und nicht verwirrt und mit einem Haufen unzusammenhängender Fragen verwoben.

Damit denke ich, an dieser Stelle das Nötige gesagt zu haben. Kommen wir nun zu den vier verschiedenen Umgangsformen.

1. Offene Feindseligkeit, Verachtung.

Das Gefühl, welches diese Haltung auslöst, ist jenes der Bedrohung der eigenen Persönlichkeitsrechte und tritt bei mir in schöner Regelmäßigkeit auf, wenn ich auf politische Agitatoren treffe.

2. Distanzierte Freundlichkeit, Gastfreundschaft.

Das Gefühl hier ist das der Achtung des Gegenübers bei gleichzeitigem Empfinden eines unüberbrückbaren Interessengegensatzes.

3. Distanzierende Unfreundlichkeit, Bärbeißigkeit.

Das Gefühl hier ist eine Mischung aus der Achtung des Gegenübers einschließlich des Empfindens einer Interessengemeinschaft mit ihm und einer nicht näher bestimmten von ihm ausgehenden Unausstehlichkeit. De facto ist diese Haltung freundlicher als die vorangegangene, danach aussehen tut sie allerdings nicht. Der Grund hierfür ist natürlich, daß man einen Gast, im Gegensatz zu seinem Nachbarn, nicht jeden Tag auf's Neue ertragen muß.

4. Nähesuchende Freundlichkeit, Offenherzigkeit.

Hier ist das Gefühl die ungetrübte Sympathie. Diese Haltung ist die Voraussetzung freiwilliger konkreter Kooperation, übermäßig stark muß das Gefühl dafür indes nicht sein - wenn es nicht zur Fortpflanzung führen soll.

Wenn jemand allen Mitgliedern einer bestimmten Rasse instinktiv mit Verachtung gegenübertritt, so ist er sicherlich xenophob, indessen ist nicht gesagt, daß er in der Einschätzung der Bedrohung seiner Persönlichkeitsrechte auch nur einmal falsch lag.

Auch ist es recht einleuchtend, daß nicht jeder von derselben Abweichung von der allgemeinen Achtung der Persönlichkeitsrechte im selben Maße bedroht ist. Für den einen ist dies grundlegend und für den anderen das, und also meiden sich verschiedene Typen, welche es auf der anderen Seite auch einmal hier und ein andermal da etwas lockerer mit ihrer Achtung nehmen.

Diese Dinge sollte man besser beachten, schließlich verdanken wir unseren Instinkten im Großen und Ganzen unser Überleben. Wie man dabei individuell mit einem Gefühl der Bedrohung umgeht, ist eine Sache, daß man Menschen nicht planmäßig in derartige Spannungen treibt, eine andere.

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