Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

13. November 2010

Zur Liebe aus subjektiver Sicht

Ich habe hier ja schon öfters erörtert, welche Rolle der Liebe zukommt, was ihre objektive Funktion ist, und es fiele nicht schwer, daraus alles Subjektive abzuleiten. Dennoch möchte ich nun noch ein paar Worte darüber schreiben, wie es sich anfühlt, wenn man liebt.

Es wäre praktisch diesen Zustand Verliebtheit zu nennen, nur schlösse das mehrere Formen der Liebe aus, welche sich aber genauso anfühlen wie die Verliebtheit.

Liebe, wenn sie wahrhaft zu einem Menschen empfunden wird, führt zu einer unmittelbaren Anteilnahme am Befinden dieses Menschen der Art, daß an die Stelle des eigenen Wohlergehens das Interessengespann der geliebten Personen, einschließlich eines selber, so man sich nicht haßt, tritt. Das Auseinanderdriften dieser Interessen wird als Belastung empfunden, aber zugleich ist die Liebe auch ein Band, welches sich, wenn man es zu sehr dehnt, mit sanfter Bestimmtheit wieder zusammenzieht.

Nicht immer sind solche Verbünde vollständig gegenseitig, und das mag sie zerrütten. In einer Familie, beispielsweise, mögen sich Geschwister nicht ausstehen können, während ansonsten die Beziehungen intakt sind. Und in noch höherem Grade tritt dieses Problem auf, wenn jemand seine Mitmenschen wie ein Vater oder eine Mutter liebt, da sich diese, allein auf diese Weise mittelbar mit einander verbunden, gegenseitig noch lange nicht mögen müssen, so daß der Zerfall einer solchen Struktur vorprogrammiert ist. Cliquen mögen sich auf solche Weise so manches Mal um jemanden bilden, dessen Liebe die Gemeinschaft sucht. Und nicht, daß dies per se irregeleitet wäre! Nur ist es irregeleitet, wenn die gesuchte Gemeinschaft sich nicht kennt, wenn sie einzig auf das Versprechen eines Menschen baut, schon das Richtige für jeden zu finden, weshalb dies jeder, welchem solches am Herzen liegt, beherzigen muß, daß er die Autonomie seiner Brüder einfordert und wahrt! Autonomie bedeutet aber, wie ich bereits vor langem schrieb, daß jemand weiß, was er will, diszipliniert genug ist, es zu befolgen und die Macht und das Können besitzt, auch die Welt durch seine Taten nach dieser Richtung hin umzugestalten, wobei es keine Rolle spielt, wie wenig er dazu auch nur beitragen mag.

Mit anderen Worten, diese Liebe ist nicht für Jugendliche, sondern für Erwachsene. Warum es nicht positiv sehen? Sollte es etwa keinen Lohn dafür geben, sich zu bewähren? Gleichzeitig zerstört eine Kultur, welche die Blüte zur Unzeit treiben läßt, aber deren Frucht, wenn sich der Organismus nicht durch ein Wunder regeneriert.

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