Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

11. Dezember 2010

Warten auf die nächste Depression

Es scheint, als ob sich mein Gemüt von meinem Verstand entkoppelt hätte, jedenfalls nun schon seit ein paar Tagen. Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich die Gegenwart nicht als einen stumpfen, zerreibenden Ort, sondern spüre so etwas wie einen süßen Frieden.

Ein etwas ambivalentes Zeichen, vielleicht die Ruhe vor dem Sturm oder das Hochgefühl nach langer Krankheit, bevor man ihr schließlich erliegt, aber vielleicht auch der endgültige Vollzug einer lange ausgestanden habenden Entscheidung. Die Frage ist nur, zu was ich mich entschieden hätte.

Wenigstens sind mir die beiden Alternativen nun intellektuell klar geworden, mein Glück zu versuchen mit dem, was ist oder, was ich alleine tun kann, abzuschließen. So formuliert scheint das Zweite wenig verlockend, aber gerade durch den Abschluß des eigenen Wollens wird es Allgemeingut und dadurch zur geteilten Voraussetzung all dessen, was man vom eigenen Wollen abgerissen hat. Tut man es nicht, bleibt, wie ein Taufspruch sagt, das Samenkorn alleine.

Es ist natürlich ein schlechter Taufspruch, zur Beerdigung wird er auch benutzt - ich frage mich, ob die Pastoren wissen, was sie da tun?, nicht, daß jemand denke, die Anmaßung läge auf meiner Seite, man mache sich es klar, sie sprechen Jesu Worte zur Begründung seines Kreuzestodes zur Beerdigung einer alten Frau, und das heißt nicht, daß sie ein guter Christ gewesen wäre sondern, daß sie wie Christus den heiligen Geist durch ihren Tod über die Welt gebracht hätte.

Intellektuell ist es also ziemlich klar, was ich tun sollte, aber ob mein Gemüt damit einhergeht? Aus unerfindlichen Gründen scheine ich zur Zeit zu glauben, daß schon alles gut gehen wird, was freilich auch zweideutig ist.

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