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7. April 2012

Erwartungen, Interessen und Transzendenz im allgemeinen

Eine Nummer Uri Gellers bedenkend - Schau mir in die Augen, Kleines, und sag mir ob ich gerade an ein Dreieck, ein Quadrat, eine Welle oder einen Stern denke! - kam mir der Verdacht, daß sich die transzendenten Akte des Interesses dadurch vollziehen, daß wir dazu ermahnt werden, einer bestimmten Erwartung nachzukommen.

Um bei Gellers Fall zu bleiben, ich hatte mich, als er die Formen aufzählte, bereits auf das Quadrat festgelegt, und war nun gewillt, stur daran festzuhalten, doch dann stieg plötzlich der Gedanke in mir auf, daß es wohl von mir erwartet würde, das zu wählen, was sich beim Anblick von Gellers blitzend in die Kamera starrenden Augen als erstes anböte, und das war natürlich der Stern, denn schließlich konnte man in seinen Augen sternförmige Lichtreflexe sehen.

Nicht das beste Beispiel eines transzendenten Aktes, und doch ist es eines, denn es war Gellers freundlich auffordernder Gesichtsausdruck, welcher mich auf diesen Gedanken brachte.

Ein bloßes: Hey, spiel mit!, aber so ist es ja doch mit allen Interessen, ob es sich dabei um Flucht und Jagd, Lenkungsinteressen oder sonstige handelt. In allen Fällen werden wir dazu ermahnt, einer Erwartung nachzukommen, auch wenn wir uns unvermittelt umdrehen, weil wir das Gefühl haben, beobachtet zu werden, in welchem Fall die Erwartung schlicht darin besteht, wachsam zu sein. Und genau diese Erwartung drängt einem der einen Anstarrende auch auf: Sei wachsam! oder vielleicht genauer noch: Erinnere dich daran, daß du wachsam sein solltest!

Die moderne Psychologie nennt es wohl Suggestibilität, aber was sie dabei verschweigt ist, daß Suggestionen nicht auf sinnlichem Wege kommuniziert werden. Auch in Gellers Fall letztlich nicht, wenngleich man es da denken kann, weshalb ich den diesbezüglich eindeutigen Fall des unvermittelten Umdrehens aufgebracht habe.

Übrigens liegt es offenbar daran, welche Erwartungen jemand von sich hat, ob man ihn zu etwas hypnotisieren kann oder nicht. Ich bin stark geneigt anzunehmen, daß sich Achtende und Versuchende weit besser hypnotisieren lassen als Suchende oder Ringende, in Folge dessen letztere beiden in modernen Gesellschaften auch immer etwas renitentes an sich hätten.

Aber Hypnose ist im allgemeinen kein glücklicher Begriff, weil darin einerseits die Vorstellung eines Zwanges dominiert, während es sich in Wirklichkeit eher um Verträge handelt, und zum zweiten, weil sie auf Exotisches gelenkt wird und die meisten transzendenten Akte des Interesses ganz alltäglich sind.

Kommen wir nun aber zu etwas gänzlich nicht alltäglichem. Wie gesagt besitzen wir unter anderem auch eine Erwartung der transzendenten Akte selbst oder jedenfalls einige von uns. Aber wer oder was ermahnte uns zu ihnen? Und was für ein transzendenter Akt des Interesses wäre diese Ermahnung?

Interesse besteht ja stets an einem Interaktionsmuster, und Interaktionen bestehen zwischen verschiedenen Akteuren.

Es ist einer oder mehrere dieser (anderen) Akteure, welcher einen zu einem bestimmten Interaktionsmuster ermahnt.

Unter welches Interaktionsmuster aber fallen die transzendenten Akte als solche?

Nun, ich sprach davon bruchstückhaft im Beitrag zu Leere und Fülle, unsere Seinsangst ist ein Zustand des ungestimmt Seins, gestimmt fällt sie von uns ab.

Und wie ich gestern festhielt, handelt es sich bei Angst um die Warnung, nicht genügend vorbereitet zu sein. Wenn wir nicht gestimmt sind, sind wir also nicht genügend vorbereitet. Vorbereitet auf was?

Vorbereitet auf die transzendenten Akte, durch welche wir die Welt ja selber stimmen, wie ich es in den letzten Beiträgen über die drei Zykeln ausführlich beschrieben habe.

Damit ist aber das Transaktionsmuster der transzendenten Akte selbst erfaßt, es besteht schlicht darin, daß uns einerseits die Kräfte, welche die Welt hervorbringen, formen und andererseits wir sie. Wir tun dies auf unterschiedlichen Ebenen, eben der kausalen, funktionalen und intentionalen, wobei wir im Sinn aufsteigen, je höher die Ebene, desto sinnvoller die Formung. Unsere Form manifestiert sich dabei in den geistigen Horizonten. Indem wir in diesen wieder aufsteigen, übernehmen wir zunächst Verantwortung für sie und werden dadurch würdig, die Welt auf die jeweilige Weise zu stimmen.

Damit wäre das Transaktionsmuster der transzendenten Akte geklärt, unsere Rolle in ihm ist die Wahl zwischen dem Fortschreiten in einem Zykel oder seiner Zurücksetzung, aber wer oder was ist oder sind dann der oder die anderen Akteure, welche uns zu den transzendenten Akten ermahnen?

Die Ideen selbst können es nicht sein, da es eine allgemeine Ermahnung zu transzendenten Akten ist. Es muß etwas noch über ihnen sein. Das Eine selbst, welches alles ist.

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