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7. Juli 2014

Zeichen

Zeit, aufzuhören, mich im Kreis zu drehen.

Transzendente Akte werden aus Ehrfurcht oder Verzweiflung geboren, das stimmt schon, aber eine solche Empfindung ist nicht spontan, sondern spiegelt die eigene Lebenserfahrung wider, genauer gesagt das, woran sie zu glauben lehrte.

Und dies ist von dreierlei Art, wie ich schon im Beitrag Die Abfolge der Glauben schrieb, erstens an Gott, zweitens an die Güte und drittens an die Absicht.

Der Glaube an die Absicht ist der bestimmende Glaube unserer Zeit, und das seit langem. Er basiert darauf, daß transzendente Akte in Vergessenheit gerieten, und mit ihnen Ehrfurcht und Verzweiflung als Grundstimmungen des Lebens. Sein Bewußtsein ist das der Machbarkeit, und seine höchsten Gedanken gelten den gesellschaftlichen Tugenden der Seele, wie im vorigen Beitrag beschrieben.

Der Glaube an die Güte basiert hingegen auf weit verbreiteter Kenntnis der transzendenten Akte, und dazu gehört folgendes.

Das Leben vollzieht sich in bestimmten Formen, bestimmte Zeichen folgen einander, welche als Ergebnis transzendenter Akte gedeutet werden können, also zunächst einmal als Erscheinungen des Mächtigen oder Wesentlichen.

Es ist allerdings nicht klar, ob eine solche Form tatsächlich das Ergebnis eines transzendenten Aktes ist, nur umgekert ist es klar, daß jeder transzendente Akt sich in einem seiner Art gemäßen Zeichen äußert.

Genauer gesagt äußern sich die materiellen transzendenten Akte in Segen oder Erfolg, die funktionalen im Zufall oder der Gelegenheit und die ideellen in Inspiration oder Glaubenssprung, wobei letzterer darin besteht, sich aus dem Glauben einer Zeit zu lösen und den Glauben der nächsten zu finden, und erstere in der Öffnung dem Heiligen gegenüber. Es fällt schwer, mehr dazu zu sagen.

Dieses also muß in der Zeit des Glaubens an die Güte bekannt sein - und zugleich gefürchtet. Genauer gesagt werden die aus der Verzweiflung entspringenden Akte gefürchtet, also die fortschreitenden, welche tendentiell dramatisch wirken. Und die Güte besteht darin, sich freiwillig in Ehrfurcht zu verneigen, anstatt an der Zuspitzung des Dramas mitzuwirken.

Gott als Erhöher der Menschen wird in dieser Zeit also als eine Konstante gesehen, mit welcher es auf die rechte Weise umzugehen gilt, indem der Zeichen, welche er gewährt, gedacht wird, den Stand des Dramas vor Augen, auf die Güte der Menschen vertrauend, sich nicht sehenden Auges gegenseitig ins Unglück zu stürzen.

In dieser Zeit erlöschen die transzendenten Akte schließlich aufgrund der Einseitigkeit ihrer Wertung, und das führt zum Verdruß am konservativen Geist dieser Zeit. Der Glaube kehrt sich von der Güte ab und der Absicht zu.

Am Ende jener Zeit steht dann der Verdruß an der Erniedrigung des Menschen durch seine Werke, und Gott als Erhöher der Menschen wird als solcher bejaht.

Immer wieder verzweifelt etwas in uns an etwas anderem in uns. Die Güte verzweifelt an der Machbarkeit, welche sie verdrängte, und wird zu Bestimmtheit, der Sinn für's Machbare verzweifelt an der Bestimmtheit, welche ihn verdrängte, und wird zu Güte, und die Bestimmtheit verzweifelt an der Güte, welche sie verdrängte, und wird zum Sinn für's Machbare.

Zeichenfreie, zeichenbeschwörende und zeichenzähmende Zeit, unvollkommen sind sie alle, notwendig - und zugleich größer als alles, was wir uns vorstellen können.

Was sagt das Heilige?

Gehorche der Zeit.

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