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20. Januar 2020

Mein Beseelungsmodell

Ich befaßte mich zuletzt mit dem Johanneisch-Plotinos'schen Seelenmodell, um es einmal so zu nennen. Aber es ist offensichtlich unvollständig, da es die materiellen transzendenten Akte nicht abdeckt.

Eine vollständige Behandlung der transzendenten Akte findet sich im Beitrag Transzendente Einheiten. Hier nun werde ich diese Betrachtung durch die Begriffe des Heils, des Lebens und des Anklangs erklären.

Es gibt gebundenes und freies Heil, wobei gebundenes Heil wie im Beitrag Heils- und Lebensausprägungen beschrieben an Leben gebunden ist. Ideelle transzendente Akte beeinflussen die Bindung, doch selbst wenn dies im Rückgriff auf das Heil geschieht, also beim Gebet um die Gnade der Ordnung, ist das bemühte Heil nicht als frei zu betrachten, doch in jenem Fall immerhin als bloß unspezifisch gebunden.

Freies (Un-)Heil hingegen steht jeden Augenblick bereit, Gutes (oder Übles) zu zeitigen, und auf diese Bereitschaft der Wirklichkeit gründet sich der Begriff des Anklangs, oder auch Karmas.

Doch fassen wir das besser formal: Unsere Verbundenheit
  • mit Gott löst Heil und (begriffliches) Leben durch ideelle transzendente Akte und Inspiration ein,
  • mit dem Lebenskreis verfolgt (konkretes) Leben durch funktionale transzendente Akte und
  • mit der Wirklichkeit löst Anklang durch materielle transzendente Akte aus.
Der Grund der Verbundenheit besteht dabei in unserer Beseelung,
  • die Lust verbindet uns mit der Wirklichkeit,
  • die Achtung mit dem Lebenskreis und
  • die Sorge mit Gott,
wobei das Beseelte Schritt für Schritt an Qualität gewinnt, nämlich
  • Existenz,
  • Organisiertheit und
  • Alternativität;
Organisiertheit durch Funktionsunterscheidung und Alternativität durch Funktionswahl.

Doch auch wenn wir durch die Liebe des Heils, die Klärung unseres Glaubens, die Ausschöpfung unserer Vorliebe und die erfolgreiche Gewissensentsprechung, sowie die Verfolgung unserer konkreten Betroffenheit durch Ordnung, Beteiligung und Verantwortung weitgehend gebunden sind, gibt es doch einen Teil unserer Seele, welcher für die augenblicklichen Ansprüche des Heils an die Wirklichkeit offen ist, mit anderen Worten also für das freie Heil.

Das Heil prägt wie gesagt ein Gleichgewicht aus, und es tut dies durch
  • einen Begriff der Ausgeglichenheit und
  • einen Prozeß der Schöpfung.
Indem uns die Heiligkeit einer Ausgeglichenheit einleuchtet, erwählen wir, sie zu beherzigen, und die Besinnung auf sie führt zur Entgegnung (oder Entlohnung), indem sich die Wirklichkeit unserer Wahl anschließt.

Indem wir uns auf die Heiligkeit der Schöpfung einlassen, erwählen wir eine Reifung, und die Besinnung auf die Schöpfung führt zur Begleitung (oder Gebietung), indem sich die Wirklichkeit unserer Wahl anschließt.

Indem wir uns einlassen, legen wir zugleich den Grundstein für unsere uneigentliche (oder bedingte) Erwartung, nämlich dadurch, daß wir einen Ausgleich als heilig annehmen und unter dieser Voraussetzung gewisse Wendungen erwarten.

Indem wir für die Heiligkeit eines Gleichgewichts einstehen, erwählen wir eine Wirkung, und die Besinnung auf es führt zu Einstellung (oder Abschirmung), indem sich die Wirklichkeit unserer Wahl anschließt.

Indem wir also unser Leben hintanstellen und die freie Heiligkeit suchen, können wir mit der Wirklichkeit eins werden und Wunder und Zeiten wirken, doch stets nur für den Augenblick, denn eine höhere Realität kennt die Wirklichkeit nicht.

Es ist klar, daß Hinduismus und Buddhismus die Erfahrung des Anklangs der Wirklichkeit suchen und die Abrahamitischen Religionen den Abglanz des Heils im Leben. Ich glaube aber nicht, daß die Aufgabe des Anklangs zur Gewinnung des (ewigen) Lebens gehört, wie es die französische Schule zu behaupten scheint.

Post  Scriptum vom 24.1.2020. Einlassen besteht darin, die Regel zu beherzigen, also die Stellung einzunehmen, den Erfordernissen einer erkannten, durch Regeln näher zu bestimmenden Wirkungsdynamik nachzukommen. Würde hingegen nur die Haltung angenommen, ihr nachzukommen, sprächen wir nicht von einlassen, sondern von ausnutzen. Und im hier betrachteten Fall lassen wir uns konkret darauf ein, die Schöpfung (von mir auch Zeitgeist und die Wirkung des Heiligen Geistes genannt) durch unsere Haltung auf Grundlage dessen zu unterstützen, daß das Heil seine (transzendente!) Macht daraus gewinnt, daß wir ihm unser Verhalten unterordnen. Siehe auch meine Bemerkung zum Einlassen in Bestürztheiten, Zeitalter und Orientierungen.

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