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18. November 2023

Wesen und Grenzen der unreflektierten Bildung

Ich erwähnte, daß die Bildung dessen, wer seine Erlebnisse, das heißt erfahrene Abhängigkeiten, Gültigkeiten und Verantwortlichkeiten, nicht auf ihr Zustandekommen hin analysiert, beschränkt bleibt. Dies möchte ich nun genauer ausführen.

Wie gesagt werden Kinder vom Absichern befreit, indem ihre Eltern es für sie übernehmen. Doch bevor sie von dieser Freiheit Gebrauch machen können, vermitteln ihnen ihre Eltern eine Grundbildung.

Verantwortlichkeit erfährt ein Kind zunächst im Beisein seiner Eltern, sei es, daß sie es anleiten, sei es, daß sie es zurechtweisen, und daraus bilden sich seine Abzielungen. Abhängig ist ein Kind zunächst von seiner Mutter, und peu à peu knüpft sie an ihre Hilfe Bedingungen, von deren Erfüllung das Kind also abhängig wird, und daraus bilden sich erste Entwicklungsmuster. Und Gültigkeiten begegnen einem Kind zunächst in Form Gegenstände betreffender Aussagen, also daß gilt, daß etwas von etwas behauptet wurde.

Grundsätzlich ist unser Wissen entweder erfahrungs- oder behauptungsbasiert, doch mit Hinblick auf die Behandlungsweisen, welche wir auf seiner Grundlage bilden, können wir das gleich wieder einschränken, insofern
  • Vorhaltungen Nebenwirkungen betreffen, welche im Normalfall unmittelbar erfahren werden, und
  • Bestreben dem eigenen Willen entspringen, welcher sich instinktiv gegen manipulative Behauptungen sträubt,
so daß Behauptungen in erster Linie unseren Umgang formen.

Die Behauptungen nehmen dabei für sich in Anspruch, Entwicklungsmuster vollständig zu beschreiben. Ein solches Muster heiße ein geschlossenes Muster, da seine Bestimmung abgeschlossen ist, und wenn sie es nicht ist, heiße das Muster offen. Offene Muster werden aufgrund von Anzeichen vermutet, geschlossene an Kennzeichen erkannt.

Damit aber ist ein geschlossenes Entwicklungsmuster eine Aktion, das heißt dasjenige, was Verben ausdrücken. Eine wesentliche Funktion der Telepathie, genauer gesagt der begegnenden transzendenten Akte, besteht darin, Entwicklungsmuster abzuschließen, das heißt Aktionen zu erzeugen: Der eine jagt, der andere flieht - und dreht sich nicht plötzlich um, und lauert dem Jäger auf! Und auch ohne Telepathie ist der Mensch bestrebt, sein Handeln in vorhersehbare Bahnen zu lenken, damit es als Aktion und insbesondere Interaktion verstanden werden kann.

Und das zeichnet den unreflektiert gebildeten Umgang also aus, daß er die Entwicklung der Welt als Interaktion versteht und eine Aktivitätswertschätzung widerspiegelt, welche die Vorliebe verschüttet, ebenso wie Behauptungen den (subjektiven) Glauben. Das Gewissen, hingegen, bedarf geschlossener Muster, doch zur Überwindung von Widersprüchen muß auch es zur unverstellten Erfahrung von Verantwortlich-, Abhängig- und Gültigkeit vordringen, welche etwas später im Kindesalter einsetzt, indem
  • Probieren zur Einübung führt,
  • Buhlen zum Zusammenschluß und
  • Hinweisen zur Regelfindung.
Freilich, bisweilen führt buhlen dazu, reißauszunehmen, aber auch das verdeutlicht Abhängigkeiten und legt Entwicklungen frei. Und wenn andere einen nicht hinweisen, mag man es immerhin noch selbst tun.

Abschließend noch ein Wort zur sogenannten Kritischen Theorie. Zwar läßt sich durchaus eine kritische Reflexion der Behauptungen anstoßen, auf welchem der eigene Umgang beruht, aber in der Praxis geschieht das nicht, ohne sie durch andere Behauptungen zu ersetzen, und solchen Retortenbehauptungen ist größeres Mißtrauen entgegenzubringen als traditionellen, welche im Laufe der Generationen (bei hinreichender geistiger Durchdringung) durch den (subjektiven) Glauben geläutert wurden.

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