Bereitschaftsbeitrag

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4. Juni 2010

Vorläufiger Umriß des Bewußtseins

Ich möchte an dieser Stelle einen alternativen Ansatz zu dem in Von den vollständigen Wahrnehmungen dargestellten vorlegen. Mein Augenmerk gilt dieses Mal nicht der Motivation und der Assoziationstechnik, welche ich dort in großem Detail durchgenommen habe, sondern ich möchte dieses Mal bei der grundlegenden Situation des Bewußtseins im Groben verweilen.

Bewußtsein ist stets ein organisches Produkt, also das Ergebnis eines Strebens nach einer vorbildlosen Ordnung aus einem Gemisch. So wie eine Pflanze wächst, so bringt unser Gehirn unser Bewußtsein hervor, indem es, wie die Pflanze die Nährstoffe aus dem Boden zu ihrer Substanz, so seine Stimulation zur bewußten Anschauung ordnet.

Diese Worte sind rein bildhaft gemeint. Eine Aussage darüber, ob Materie Geist hervorbringen kann oder nicht, enthalten sie nicht. Diese Frage habe ich bereits mehrfach verneint, nur ist dies ein völlig anderes Thema, nämlich die Bestimmung der Elemente der Existenz in einem Modell derselben. An dieser Stelle ist es nur von Belang, daß die Schärfe der Anschauung aus einem blinden Streben, aus einer unverstandenen Anspannung heraus erwächst. Lediglich daß diese Anspannung eintritt verstehen wir, nicht aber was durch sie im Einzelnen geschieht.

Bewußtsein aber besitzt nicht zu jeder Zeit denselben Umfang, das fängt schon bei der reinen Sinnlichkeit an, man hört anders, wenn man horcht, sieht anders, wenn man späht, eben gemäß dem Streben zu einer Anschauung zu kommen oder auch nicht. Indes, solange wir bei der reinen Sinnlichkeit bleiben, solange ist unser Bewußtsein kein anderes als im Traum und sind wir, so wir wachen, selbstverloren. Gerade diesen Teil des Bewußtseins nennt man gemeinhin die Anschauung, wobei ich diesen Begriff auch schon anders verwendet habe, und durchaus zu Recht, nur will ich mich hier auch mit diesem Punkt nicht weiter befassen.

Wenn einer sich außer der Anschauung dessen, was ihm seine Sinne geben, nur noch dessen bewußt ist, daß er frei ist zu tun, was er wollte, so hat er sein Bewußtsein bereits auf seine Beherrschung erweitert, wobei ich mit Beherrschung jenen Teil des Ichs meine, welcher Absichten und Versuche hervorbringt und in Beziehung zu einander setzt.

Der Leser mache sich bitte klar, wie sich sein Bewußtsein ändert, wenn er sich aus Selbstverlorenheit kommend mit seiner Beherrschung identifiziert. Es ist auch eine gute Übung diesen Bewußtseinszustand im Schlaf während eines Traumes anzunehmen, was freilich bewirkt, daß man sich des Träumens bewußt wird, da die Unverträglichkeit der Traumbilder damit, etwas zu versuchen, hervortritt.

Ein anderer Teil des Ichs ist das Gemüt. Dieses ist jener Teil, welcher Stimmungen und Haltungen hervorbringt und zu einander in Beziehung setzt. Haltungen sind dabei Verhaltensregeln, welche man sich zu eigen macht. Auch hier ändert sich das Bewußtsein spürbar, sobald man anfängt, sich als gemütsvoll zu erkennen.

Wie nach dem letzten Beitrag zu erwarten ist der nächste Teil des Ichs der Verstand, jener Teil, welcher Gegenstände und Verhältnisse hervorbringt und zu einander in Beziehung setzt, und wiederum gilt das bereits zuvor Gesagte von der Änderung des Bewußtseins, wenn man seinen Verstand bemerkt.

Der letzte Teil des Ichs ist das Wesen, der Teil, welcher Not und Geschichte hervorbringt, und zwar in Bezug auf einander. Die entsprechende Bewußtseinsveränderung findet auch hier statt.

Damit aber ist das Bewußtsein und Ich vollständig umrissen, weder wird man etwas außer diesem brauchen, wenn man vom Menschen spricht, noch kann man etwas anderes meinen.

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