Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

8. Juli 2015

Zum griechischen Referendum

Was will man den Griechen vorwerfen? Mit dem technischen Wissen, was wir haben, können wir alle auf der faulen Haut liegen und das Leben genießen, solange wir keine grundsätzlichen Dummheiten wie etwa die Zeugung von sechs Kindern im nationalen Durchschnitt begehen.

Jeder weiß das, und viele rechtfertigen ihr letztlich nutzloses Leben auf diesem Fundament. Groß geredet wird aber nicht davon. Warum? Deswegen, weil wir wissen, daß die Verteilung von Nektar und Ambrosia außerhalb unseres politischen Einflusses liegt. Wir nuckeln an der Flasche, welche uns hingehalten wird, und hinterfragen die Motive lieber nicht, aus welchen das geschieht.

Die Approximation des herrschenden Systems aus dem Blickwinkel des zwölfjährigen Außenstehenden gestaltet sich dabei in etwa so.

Die Schönen hänseln die Häßlichen, bis letztere genügend motiviert sind, ein Leben lang für einen etwas größeren Hubraum zu arbeiten und erstere passieren das Tor zum privilegierten Leben, indem sie die Unverdientheit unseres Reichtums und ihre eigene Großherzigkeit besingen.

Nur sieht es nicht danach aus, daß es noch lange so weitergehen wird: Je weniger Einfluß man nämlich auf den Zugang zu einem Gut hat, desto hysterischer, desto weniger auf die Folgen sehend schlägt man sich um es - ganz wie in einer amerikanischen Auktion, und zu einer solchen ist das Schuldenerhaltungsgeschäft schon lange verkommen,
immer wieder zahlen die Gläubiger einen Einsatz, um ihre Hoffnung auf den großen Gewinn, also daß dem Schuldner seine Schulden nicht erlassen werden, aufrecht zu erhalten.

Da sich die Euro-Staaten nun einmal in diese Auktion hineinziehen lassen haben, kann man von ihnen nicht mehr als Hauen und Stechen erwarten, und darin liegt die Perspektivlosigkeit der gegenwärtigen Lage, soweit sie Europa betrifft, begründet: Unsere Zukunft besteht im Melken einer Ziege, welche wir nicht ausreichend füttern können, weil sie dafür zu wenig Milch gibt.

Aber ist das wirklich so? Oder befinden wir uns zur Zeit nur in einem Strudel, welcher uns an einen gänzlich anderen Ort spülen wird?

In Estland ist es nämlich jüngst zu zwei sehr symbolischen Unglücken gekommen. Am Sonntag trieb der Wind eine Hüpfburg in die Luft, zwei Kinder starben, einige weitere wurden verletzt, und am Freitag zuvor ertranken in Narva-Jõesuu vier  Menschen in einem Strudel.

Strudel, so klärt der estnische Staat auf, bilden sich, wenn schnellfließende Flüsse ins Meer strömen und der Wind das Meer in die Flußmündung drückt. Da der Wind an der Oberfläche wirkt und Salzwasser leichter als Süßwasser ist, wird das Flußwasser oberflächig an weiterer Bewegung gehindert, was zur Sogbildung in die Tiefe führt.

Man erkennt Strudel daran, daß Treibgut über dem Trichter eines Strudels eine schwimmende Insel bildet. Sollte man in den Einzugsbereich eines Strudels geraten, so sollte man nicht versuchen, ihm zu entkommen, sondern tief durchatmen und sich auf einen etwa 20 sekündigen Tauchgang vorbereiten (estnische Verhältnisse). Auf dem offenen Ozean nützt einem diese Vorbereitung indessen nichts mehr, da der Sog unter den dortigen Verhältnissen für Stunden anhalten kann.

Tja, wo sammelt sich das Treibgut heute?

Auf den Arbeitsämtern, im Internet?

Nous verrons.

Nach meiner mittelschweren Depression am Samstag konnte ich die Lust zum Ausbruch aus dem gegenwärtigen Gefängnis am Tag darauf geradezu spüren. Und wie sollte sie falsch sein?

Wir können tun, was immer wir wollen.

Daß uns gerade das in die äußerste Not stürzen wird, hat sich noch nicht erwiesen, wiewohl es sich natürlich erweisen wird. Also warum nicht einmal einen mutigen und edlen Schritt tun, anstatt in knechtischer Feigheit zu verharren?

Am Ende wird es nicht anders sein, wenn uns unsere titanischen Werke auf die Füße fallen werden, was wird uns einzig retten? Warum nicht schon einmal zeigen, daß wir die menschliche Existenz technischen Erwägungen nicht unterordnen werden?

Die Agenda 21 ist eine Paste, welche lindern soll, wo Heilung nötig ist. Wer leben will, muß mit dem Falschen brechen, und dazu müssen falsche Vorstellungen zerbrochen werden.
Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden*, und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen, wie auch ich's von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm geben den Morgenstern**.
* ἐθνῶν = Völker.

** ἀστέρα τὸν πρωϊνόν = morgendlicher Stern = Phosphoros = Tarik.

Wer Jesus Christus konsequent nachfolgt, schwingt keine Reitpeitsche, wie Klaus Kinski meinte, sondern er zerschmeißt die Vorstellungswelten der Heiden wie eines Töpfers Gefäße.

Das geschieht zur Zeit.

Das ist der wesentliche Punkt, nicht die albernen Spielchen (i.e. Lucifer), welche die christliche Tradition in den letzten gut 1000 Jahren um diese Verse gestrickt hat: Spinnweben sind es, und nur dazu gut, wozu Spinnweben eben gut sind.

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