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4. Februar 2017

Spontanität

Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet spontan soviel wie ungeplant, und wir können das getrost damit gleichsetzen, auf eine Lagebeurteilung zu verzichten, denn ohne eine solche kommt kein Plan aus und umgekehrt bedeutet jede Berücksichtigung der Lage im Sinne der Anpassung der eigenen Vorgehensweise an sie bereits eine Planung. Allenfalls ließe sich einwenden, daß wir auch, wenn wir ungeplant handeln, zuvor kurz überschlagen, ob wir damit durchkommen, doch eine solche Versicherung gehört ja nicht zur Spontanität selbst, weshalb wir sie, wenn wir das Wesen der Spontanität untersuchen, bedenkenlos übergehen können.

Spontanität geht mit den Gefühlen der Betroffenheit der drei Seelenteile einher, wie ich sie zusammen mit ihrem Zusammenspiel in den Beiträgen Gefühle, Zum Nebeneinander von Außer- und Innerzeitlichkeit und Die Betroffenheiten und Beurteilungen der vier Bewußtseinsbereiche entwickelt habe, in welchen sich Vorwärtsdrang und Einhalten der drei Seelenteile ausdrücken, was der Unterteilung in aktive und passive Gefühle entspricht, wobei die Gefühle der Erschöpfung mit einer Rationierung der vorhandenen Kräfte verbunden sind, das heißt zu längeren Phasen des Einhaltens führen, welche von kürzeren Ausbrüchen des Vorwärtsdranges unterbrochen werden.

Spontanität ist also das Treiben im Strom der inneren Bewegtheit, ohne steuernd einzugreifen. Freilich, meistens greifen wir steuernd ein, aber auch dann folgen wir letztlich, in einem eher mechanischen Sinne, wie wir gleich sehen werden, diesem inneren Treiben.

Denn was ist dieses innere Treiben?

Die Lust drängt dazu, der Welt ihren Stempel aufzudrücken, und hält nur inne, wenn es ihr an den Voraussetzungen dazu gebricht. Die Achtung drängt dazu, die Welt zu erproben und hält ein, wenn etwas aus der Reihe springt. Sie verfolgt die Automatisierung ihrer selbst, wie die Lust die Darstellung ihrer selbst verfolgt. Und die Sorge drängt zur Anschauung der Welt, das ist der Gewahrung der logischen Verhältnisse, in welchen sie steht, und hält inne, wenn sie diese gewahrt, womit sie die Aufspannung ihrer selbst verfolgt, daß sie sich auf alles beziehe und über allem throne.

Diesen Bestrebungen entkommen wir nie, aber sie sind von sehr allgemeiner Art, und unsere beurteilenden Gefühle vermögen unsere Motivation dem entsprechend zu verfeinern, Selbstdarstellung, -automatisierung und -aufspannung in eine bestimmte Richtung zu lenken, und offensichtlich ist das auch nötig, ja, schon bei einem Krokodil, welches Jagderfolg an einer bestimmten Stelle erwartet.

Was wollen wir also zur Spontanität sagen?

Ich denke, zweierlei. Erstens, daß wir darunter oftmals Handlungen verstehen, welche sehr wohl Lagebeurteilungen entspringen, nur halt an Ort und Stelle erstellten, und zweitens, daß es aber andererseits auch möglich ist, daß eine spontane Handlung einer Unterversorgung mit geeigneten Gegenständen, um das Streben eines Seelenteils zu erfüllen, entspringt, was bei der Sorge mehr und bei der Lust weniger der Fall ist (als bei der Achtung): Etwas, unsere Dominanz zu beweisen, finden wir immer, bei der Suche nach geeigneten Experimenten, um unsere Weltkenntnis zu erweitern, sieht es schon anders aus und bei der Suche nach Einsichten erst recht, verliert eine einmal recht verstandene Einsicht doch schnell ihren Reiz.

Deshalb ist es auch so, daß Menschen, welche von der Lust bestimmt werden, also Erregte, selten etwas Unerwartetes tun, und Menschen, welche von der Sorge bestimmt werden, also Gestimmte, oftmals, jeweils aus Sicht der von der Achtung Bestimmten, also der Fordernden (der vormals Erwartenden).

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