Bereitschaftsbeitrag

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27. Mai 2021

Das Ich des Menschen

Vieles ist in der letzten Zeit sehr viel klarer geworden, und so möchte ich einige dunkle Stellen ausleuchten.

Der Mensch lebt in
die Wahrnehmung führt zur Vorfindung, der Wille zur Eintauchung und die Tat zur Bewirkung. Ersteres und letzteres ist trivial, doch der Wille ist der am wenigsten verstandene Teil des menschlichen Ichs. Doch halten wir zunächst fest, daß uns
  • die Ordnung einen Begriff von der Vorfindung gibt,
  • die Abhängigkeit von der Eintauchung und
  • die Verantwortung von der Bewirkung,
und beschreiben dann die Abhängigkeit genauer. Zunächst einmal ist die Abhängigkeit eine Art Spannung, welche unterschiedliche Qualitäten annehmen kann, ohne daß diesbezüglich viel mehr gesagt werden könnte. Wir nennen sie wohl auch unser Wollen oder die Intensität oder die Qualität unseres Wollens. Es gibt eine Situation, welche wohl jeder kennt, welche den Eindruck einerseits eindeutig bestimmt und andererseits bereits einiges über seine Natur preisgibt: Erwägen wir im Traume, die Toilette aufzusuchen, so erwacht die nämliche Abhängigkeit und gemahnt uns daran, daß wir vorher besser die Augen öffnen sollten. Wir können im Traume nur in die netzförmige Zeit eintauchen, wiewohl Bestürztheit und Angesprochenheit im Traume ebenfalls bestehen können, ebenso wie Stimmigkeit, die übrigen Formen des Eintauchens aber nicht, und der Traum ist eine außerzeitliche Vorstellung. Innerzeitliche Vorstellungen gibt es im Traum nicht, und ebensowenig die Erwägung, ob wir eine Absicht tatsächlich auslösen sollten.

Mit anderen Worten wacht unsere Sorge im Traum, aber nur sie. Achtung und Lust werden von der Sorge bis zu einem bestimmten Grade simuliert, Schopenhauer sprach hier einigermaßen zutreffend von der Umkehr des Zusammenwirkens von Anschauung, Verstand und Vernunft, und Abhängigkeit und Verantwortung werden im Traum folgerichtig auch nicht verspürt.

Ändert sich die Form unseres Eintauchens in die Zeit, so ändert sich auch unsere Abhängigkeitsempfindung. Auch wenn wir diese Änderung nicht begrifflich erfassen können, sind wir uns doch der Unterschiedlichkeit der Eindrücke bewußt, und so können wir versuchen, an einer bestimmten Form festzuhalten, was konkret darauf hinausläuft, unsere Stellung augenblicklich zu revidieren, sobald unsere Abhängigkeit sich ändert, ja, es ist sogar möglich, daß wir zu dieser Revision aufgerufen werden.

Außerdem besitzen wir eine Erwartung davon, auf was wir uns besinnen können, und damit insbesondere eine Erwartung der uns möglichen Formen des Eintauchens in die Zeit, so daß wir wohl auf der Suche nach einer erwarteten Form der Eintauchung sein mögen. Erwartet oder nicht, im Falle der Besessenheit suchen wir eine hinreichende Form der Eintauchung, wie wir im Falle der Beklommenheit eine hinreichende Form der Bewirkung suchen und im Falle der Betretenheit eine hinreichende Form der Vorfindung.

Was passiert, wenn wir in die punktförmige, lineare oder netzförmige Zeit eintauchen, ist, daß wir das Gesetz der entsprechenden transzendenten Einheit annehmen, nämlich
  • das Gesetz der Wette im Sein,
  • das Gesetz des Vertrags im Lebenskreis und
  • das Gesetz des Gelübdes im Heil,
und das bedeutet Eintauchen: Wahl des eigenen Gesetzes, und unser Wille ist entsprechend das gewählte Gesetz (Schopenhauer nähert sich dieser Auffassung mit der Resignation des Willens an). Natürlich ist es eine sehr beschränkte Wahl, und eine, in welcher dem Nutzen stets Kosten gegenüberstehen. Und es ist eine, welche außer mir in dieser Form noch niemand postuliert hat, nämlich daß wir frei sind zu glauben und uns Wunder zu ihrem Preis erkaufen können.

Zu den geistigen Horizonten. Im persönlichen und philosophischen geistigen Horizont wird die Haltung der Stimmung gemäß gestaltet, was dazu führt, daß die Angehaltenheit gegenüber der Aufgerufenheit im Vergleich zum körperlichen geistigen Horizont an Gewicht gewinnt. Und im gläubigen geistigen Horizont wird das Einssein in der punktförmigen, linearen und netzförmigen Zeit der Erwartung gemäß, und damit unter Beachtung der zugehörigen Gesetze, gesucht, so daß für die zusätzliche Stimmigkeit der Haltung mit ihnen Sorge zu tragen ist.

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