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18. Februar 2013

Christliche Fehlentwicklungen und Lebensfülle

Nachdem ich im letzten Beitrag das Christentum als den Glauben charakterisiert habe, daß man sich durch vergangenen Ärger nicht die Zukunft versauen lassen sollte, eine Maxime, gegen die ja kaum jemand etwas haben kann, möchte ich hier zunächst gegenwärtige Fehlentwicklungen dieses Glaubens besprechen und dann eine Neuausrichtung desselben vorstellen.

Praktisch gesehen besteht das größte intellektuelle Versagen der heutigen Zeit in der Unfähigkeit statistische und individuelle Interessen angemessen zu berücksichtigen. Nur allzu oft wird das individuelle Schicksal herangezogen, um auf die Menge bezogen schädliche Maßnahmen zu ergreifen und andererseits gibt es als Spiegelbild dessen kein Bewußtsein dafür, daß man Menschen alternative Wege neben dem gesellschaftlich geebneten offenhalten muß, da dieser, wenn auch für die Masse, so doch nicht für alle geeignet ist.

Die heute waltende Sicht ist, daß alle Menschen gleich sind und sich lediglich aus einem Bedürfnis nach Branding heraus eine Persönlichkeit zulegen. Entsprechend wird der Widerspruch zwischen Einzel- und Gruppeninteressen nicht gesehen. Die ideale Gesellschaftsordnung nach dieser Sicht besteht darin, alle auf denselben Weg zu schicken und ihnen auf diesem die Möglichkeit zu geben, sich aus einem Sortiment an verschiedenen Teilzeitmodulen eine Persönlichkeit zusammenzubasteln, ohne dabei ihre Gemeinsamkeit auf dem einen, übergeordneten Weg zu vergessen.

Zum zweiten wird das Reich Gottes bequemerweise zu einem annehmlichen Leben trivialisiert, wovon ich bereits im Beitrag Generalisierungen des Guten schrieb. Und dort schrieb ich auch schon von der Alternative dessen, nämlich die Fülle des Lebens anzustreben.

Was aber ist ein volles Leben?

Nun, wir sind auf drei Weisen bedingt, kausal, funktional und konstitutiv, wie ich es im Beitrag Von der Notwendigkeit der Änderung unserer Bedingtheit ausführte, und in unserer Bedingtheit zeigt sich natürlicherweise die Fülle unseres Lebens, wobei es vom Geist, also dem männlich bestimmenden Seelenteil, abhängt, welche Form der Bedingtheit uns am stärksten motiviert.

Lebensfülle in der kausalen Bedingtheit zeigt sich als Würde, als Ansprechbarkeit, als Zeit und Kraft, sich mit Unvorhergesehenem zu beschäftigen. Lebensfülle in der funktionalen Bedingtheit zeigt sich als Fasziniertheit an den eigenen Handlungsmöglichkeiten, wie ich sie am Beispiel William Trubridge's, Wim Hof's, Prahlad Jani's und Oleg Vorslav's vorgestellt habe. Und Lebensfülle in der konstitutiven Bedingtheit zeigt sich in der Aura des seelischen Friedens, nach welchem die Sorge allzeit strebt.

Es ist meine Überzeugung, daß das Reich Gottes in dieser Fülle liegt.

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