Bereitschaftsarchiv

Zur Front

30. Juni 2024

Rekonstitution in autoritären und regelbasierten Gemeinwesen

Kommt es in einem Gemeinwesen zur im vorigen Beitrag beschriebenen Konzentration des Zugangs, so wird die im vorletzten Beitrag beschriebene Rekonstitution notwendig, und diese kann entweder die Form einer Reformation oder einer Revolution annehmen, wobei ich im vorigen Beitrag zwischen beiden keinen Unterschied gemacht habe: Auch wenn ich dort von einer Revolution sprach, kann es an der Stelle genauso gut eine Reformation sein, die genauere Bestimmung erfolgt im folgenden.

Ich habe bei meiner Anwendung des I Chings auf die Gegenwart, also daß wir unter der Herrschaft der Unvernunft (oberes Trigramm See) leben, stets darauf hingewiesen, daß unsere zivilisatorischen Einrichtungen, allen voran Zentralbanken, dem nicht entsprechen, und unter dem hiesigen Gesichtspunkt möchte ich behaupten, daß das I Ching allgemein von autoritären Gemeinwesen ausgeht.

Nun, regelbasierte Gemeinwesen sind notwendigerweise das Produkt des Glaubenszykels: Zunächst müssen sie sich über ihre moralischen Vorstellungen verständigen (dogmatische Phase), dann ihnen gemäße Einrichtungen finden (gemeinschaftliche Phase) und erst dann können sie ihnen gemäß leben (persönliche Phase).

Während der gemeinschaftlichen und persönlichen Phasen besteht nurmehr ein fundamentales Vertrauen auf die Sorge: Während die Sorge in der dogmatischen Phase noch das schöpferische Element war, aus welcher die moralische Verständigung erwuchs, gilt ihr in der gemeinschaftlichen nur noch die Dankbarkeit der Achtung und in der persönlichen jene der Lust, das heißt, daß es während der späteren Phasen unmöglich ist, sich über neue verbindliche Grundsätze zu verständigen, weil die Sorge in ihnen als vergleichsweise unproduktiv gilt und die Interessen der Menschen der Praxis gelten.

Marx, etwa, würde ich als spätgemeinschaftliche Gestalt einschätzen, welcher es um Einrichtungen ging, um die anerkannten zivilisatorischen Grundsätze auf die Arbeiterschaft auszudehnen.

Es ist nun aber möglich, daß die Einrichtungen in den Stromschnellen der persönlichen Phase, welche selbstverständlich nicht überall gleichzeitig begonnen hat, Schaden nehmen, derart sich der Zugang unkontrolliert konzentriert, und also die Notwendigkeit zur Rekonstitution entsteht.

Rekonstitution bedeutet aber, die Sorge zu reaktivieren, und während Bismarck, etwa, Wilhelm I. überreden konnte, die Beziehungen der freien Städte, Adelshäuser und Preußens im neugegründeten Kaiserreich auf eine neue Grundlage zu stellen, ist eine solche kreative Übereinkunft, also Reform, in regelbasierten Gemeinwesen völlig unmöglich, und das gilt etwa auch für Hartz IV, bei welchem sich Gerhard Schröder wenigstens implizit über die Grundsätze der Europäischen Union hinwegsetzte, ohne sie reformieren zu können.

Was aber schließlich in einer solchen Situation in regelbasierten Gemeinwesen passiert ist, daß das bürgerliche Gewissen verlangt, der mit der Zugangskonzentration verbundenen Barbarei im Namen der Zivilisation zu begegnen, und dies geschieht zwangsläufig durch autoritäre Machtbefugnisse, an welchem Punkt das regelbasierte Gemeinwesen also wenigstens vorübergehend zu einem autoritären wird, und da die Autorität lediglich eine zu einem bestimmten Zweck verliehene ist, wird ihr bestenfalls eine Revolution, und zwar eine Wiederherstellung der beschädigten Einrichtungen, gelingen, wobei eine Revolution im allgemeinen die gewaltsame (im Gegensatz zur bei der Reform bemühten einverständigen) Ersetzung der bestehenden Einrichtungen bezeichne.

Freilich, bestenfalls ist ein relativer Begriff (zuvor in Bezug auf die Erfüllung des unmittelbaren historischen Zwecks verwendet). In Amerika träumen sie von der Wiederherstellung ihrer Verfassung, aber ihre Verfassung ist im wesentlichen Schuld an ihrer heutigen Situation, auch wenn sie verfälscht wurde, und durch deren Wiederherstellung beheben sie den zugangskonzentrationsbedingten Schaden nicht nur nicht, sondern verschlimmern ihn nur. Und deshalb gibt es für Amerika nur zwei Optionen, nämlich
  1. sich autoritär auf Kosten Anderer gütlich zu halten, was keine zivilisatorischen Anforderungen stellt und deshalb auch zunächst geschehen wird, und
  2. den schöpferischen Wert der Sorge wieder zu erkennen, zu was es schließlich kommen wird.
Übrigens besteht der Grundfehler der amerikanischen Gründungsväter darin, die Rechte der Bürger schützen zu wollen, was viel zu wenig ist. Kein Staat kann andauern, wenn er keine freundschaftlichen Beziehungen zwischen seinen Bürgern nährt, denn genau das bedeutet es, wenn dem, wer da hat, gegeben wird; aber von dem, wer nicht hat, auch was er meint zu haben, genommen wird: Feinde werden die Gesellschaft also zerstören, nur Freunde teilen Wissen, Zugang und Macht, siehe auch Zum Umgang mit den drei Gütern.

Labels: , , , , , , , , , , , ,

29. Juni 2024

Zugangskonzentration

Wie Jesus Christus ganz richtig bemerkte (Denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, von dem wird genommen, auch was er meint zu haben), konzentrieren sich die Güter, sowohl Macht, als auch Zugang und Wissen. In diesem Beitrag betrachte ich die Konzentration des Zugangs, das heißt die Konzentration der Instanzen, auf welche wir uns verlassen, und beschreibe die Grade ihrer Fortgeschrittenheit.

Was heute geschieht, am Beginn der einlösenden Phase des popkulturellen Zykels (ich mußte den vorigen Beitrag leicht korrigieren, was die auslösende und die verfolgende Phase betrifft), ist ganz gesetzmäßig: Ein Aufbruch wurde unternommen, die vormalige Regulation der Abhängigkeiten wurde außer Kraft gesetzt, und ein Wettbewerb um Zugänge begann, und infolge dieses Wettbewerbs werden einige immer unabhängiger und andere immer abhängiger.

Zunächst geraten lediglich Einzelne ins Hintertreffen, welche sich also übervorteilen lassen, und indem sie übervorteilt werden, bereichern sich andere an ihnen.

Schließlich aber wird die Abhängigkeit flächendeckend, und in dieser Lage ist die zugehörige Unabhängigkeit eine solche, daß alle Abhängigen bereit sind, alles für die Unabhängigen zu tun, derart sie sich also universell verwerten lassen, was zur Ausweitung der Geschäftsbeziehungen der Unabhängigen führt, das heißt ersterer Loslösung von notwendigen Voraussetzungen, wie etwa beim Outsourcing, welches darauf beruht, daß die Marktkontrolle so stark angewachsen ist, daß sie durch unverpflichtetes Ingenieurswissen nicht mehr gefährdet wird.

In diesem Zustand der allgemeinen universellen Verwertetheit durch total ausgeweitete Vermittlungen wird es möglich, eine Revolution zur Neuregulierung der Abhängigkeiten anzugehen. Dies könnte unter Umständen aber recht kompliziert werden. Indes ist es heute so, daß die Welt von einer Erlebniskultur dominiert wird, was heißt, daß die Weltregierung selbst eine solche Vermittlung ist, und auch outsourct, etwa eine militärische Konfrontation an die Ukraine, und dieser Umstand, von einer Weltregierung universell verwertet zu werden, also zum gerade für sie opportunsten Zweck, erleichtert die Organisation der reregulierenden Revolution ungemein.

Labels: , , , , , , , , , , ,

27. Juni 2024

Aufgaben, Ausgangslagen und Wege der Phasen des popkulturellen Zykels

Dieser Beitrag wird Fumbling forward neue Bedeutung geben.

Die Phasen des popkulturellen Zykels werden von gesamtgesellschaftlichen Einfühlungen getragen, nämlich
  • die einlösende (Come around!) von der antizipierten Gnade eines gesamtgesellschaftlichen Aufbruchs,
  • die auslösende (Do your part!) vom antizipierten Los einer gesamtgesellschaftlichen Enthüllung und
  • die verfolgende (Come along!) vom antizipierten Segen einer gesamtgesellschaftlichen Prüfung,
und verfolgen dabei die Ziele der Rekonstitution eines verwandten Geistes/der geistigen Heimat, beziehungsweise der Innovation zur Erreichung einer verhießenen Welt/materiellen Verhießenheit oder der Renovation zur Erreichung einer verwandelten Gesellschaft/sozialen Erneuerung.

Rekonstitution, Innovation und Renovation durchlaufen dabei folgende Phasen.

Ausgangs-
lage
Leistung Ziel
Rekon-
stitution
Verheißungs-
voller
Aufbruch
rekonstituierte
Verwandelndheit
(Enthüllung)
geistige
Heimat
Innovation Verwandelnde
Enthüllung
innovierte
Verwandtheit
(Prüfung)
verhießene
Welt
Renovation Verwandte
Prüfung
renovierte
Verhießenheit
(Aufbruch)
soziale
Erneuerung

Die Tafel ist vielleicht etwas kryptisch, aber ich werde sie am Beispiel der letzten drei Phasen des popkulturellen Zykels verdeutlichen.

Die Systemtheorie folgte auf den Aufbruch aus dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation in der Folge der napoléonischen Besatzung, nachdem der Vormärz gescheitert war. Der Vormärz hoffte, Deutschland zu renovieren, die Systemtheorie hingegen besann sich auf Konzepte, um Deutschland losgelöst von seinen traditionellen Einrichtungen zu rekonstituieren. Dem Kaiserreich schwebte dabei eine geistige Heimat vor, welche es aber nie erreichen sollte. Stattdessen griffen die Jugendbünde alles an neuen Konzepten auf, was die Systemtheorie enthüllt hatte, und verfolgten mit ihnen nun das Ziel durch Innovation zu einer neuen Welt zu gelangen, wobei sie im Dritten Reich geprüft wurden und wiederum scheiterten und die ersehnte Welt nie sahen. Die technischen Innovationen aber wurden von Eisenhower mit Feuereifer auf die andere Seite des Atlantiks verbracht, und nun wurden die Hippies geprüft, zu was sie die Welt führen würden. Wie zuletzt während des Vormärz' lösten sie sich von etablierten Beziehungen und Umgangsweisen und hofften, Wohlstand und Frieden auf der Grundlage moderner Technik in alle Welt zu tragen, was, wie wir heute sehen, gerade wie während des Vormärz' die Etablierten von den Bürgerrechten nichts wissen wollten, daran scheitert, daß die Etablierten vom Frieden nichts wissen wollen, da ihre Rollen unpassend bemessen sind.

Und also nehme ich diesen Aufbruch wiederum auf, und besinne mich auf Konzepte, um ihn zu meiner geistigen Heimat zu führen. Ich habe aber nicht vor zu scheitern, mir geht es nicht darum, einen staatsphilosophischen Vorteil zu erringen, etwa einen auf Blockchain-Technologie basierenden, um dann d'rauflos zu stürmen und wiederum zu stolpern, sondern die nötigen Einsichten zu verankern, um das Zeitalter der Werke hinter uns zu lassen.

Roger Köppel mag ja glauben, daß die Zukunft ein Buch mit sieben Siegeln ist, aber die Siegel des besagten Buchs wurden seit 1066 eines nach dem anderen aufgebrochen.

Labels: , , , , , , , , , , , ,

26. Juni 2024

Die Voraussetzungen des Streitgesprächs

Wie ich im vorigen Beitrag ausführte, sehen sich Unsouveräne fortwährenden Nötigungen ausgesetzt, welche verhindern, daß sie die Muße finden, sich mit ihren langfristigen Interessen zu beschäftigen, doch auch wenn es zu ihrer öffentlichen Erörterung kommt, kann das sich ergebende Streitgespräch noch fehlgehen, und damit möchte ich mich in diesem Beitrag beschäftigen.

Die Behauptung ist eine selbstberichtigende Aktion: Wird eine falsche aufgestellt, provoziert sie sie berichtigenden Widerspruch, und wenn derselbe wiederum Falsches behauptet, provoziert er ihn berichtigenden Widerspruch und so weiter und so fort bis schließlich Richtiges behauptet wird.

Dieser Prozeß bildet das Streitgespräch, und sein Gelingen beruht auf dem aufrichtigen Haß auf das öffentlich vorgetragene Falsche, das heißt auf dem Interesse an der Behauptung selbst.

Die Behauptung selbst kommt aber nicht allein in Betracht, sondern zugleich auch ihr Ansehen auf dreierlei Weise, nämlich
  1. das Ansehen des anderen Behauptenden im Rahmen seiner Einschätzung,
  2. das eigene Ansehen beim Behaupten im Rahmen der Bekundung und
  3. das Ansehen desjenigen, welcher das Streitgespräch unwidersprochen beendet, im Rahmen des Buhlens.
Wenn es um letzteres geht, wird das Streitgespräch von rhetorischen Tricks bestimmt sein, wie sie Thomas von Aquin der dogmatisch vorgegebenen Wahrheit zum Sieg verhelfen müssenden Priestern anempfiehlt. Und wenn jemand das Streitgespräch lediglich dazu benutzt, die Welt wissen zu lassen, auf welcher Seite er steht, trägt er auch nicht zur Wahrheitsfindung bei. Die Einschätzung, schließlich, besitzt einen gewissen Formenreichtum, der Gehorsamsgewohnte, etwa, will lediglich wissen, was sein Herr von ihm will, und wenn sein Verlangen auf einer falschen Sachverhaltsbeurteilung beruht, so betrachtet er das als Problem seines Herrn, davon ausgehend, daß sein Herr den Gewinn jedes Risikos einstreicht, welches er eingeht, aber in jedem Fall sicherstellt, daß er seinen Diener nicht verliert - nun, mit leichten Abänderungen im Kriege, wo der Diener allerdings nicht völlig sicher ist, aber dafür auch am Gewinn beteiligt wird. Mein Vater, etwa, meinte nur, daß wenn alle Diener der deutschen Regierung geimpft werden, also alle Steuerzahler, ihnen schon nichts passieren wird, und Einwände der Art Einen gewissen Schwund zur Erzielung medizinischen Erkenntnisgewinns könnte der Herr schon verkraften. (Science is a cruel mistress.) wollte er nicht hören, und mit irgendwelchen Listen, welche nach Konfession oder anderen Kriterien festlegten, wer was kriegt, wollte ich ihm auf rein hypothetischer Grundlage gar nicht erst kommen, wohlwissend, daß es der hypothetischen Gefahren unendlich viele gibt. Und auch, daß er die Krankheit bereits überstanden hatte, wollte er nicht glauben, es sei nur irgendeine Lungenentzündung gewesen, welche er sich in Österreich von einem italienischen Touristen geholt hatte, denn niemals hätte er die Krankheit überstehen können. Nun, nichts genaues weiß man nicht, ich hatte nur eine Lungenentzündung in meinem ganzen Leben, und das schien mir dann doch ein zu seltsamer Zufall. Immerhin ein unbestreitbarer, selbstbezeugter Fakt, welcher in unserem Streitgespräch jedoch keine Rolle spielte. Eine weitere Form der Einschätzung begegnet beim Unterfangen, sich durch seelenverwandte Bemerkungen beliebt zu machen, wozu die Behauptungen der betroffenen Person auf die Geisteshaltung, welcher sie entspringen, hin einzuschätzen sind. Frauen hören oftmals nur aus diesem Grunde zu, und auch das trägt nicht zur Wahrheitsfindung bei, auch nicht, wenn Tucker Carlson sich bei Vince Everett Ellison einschleimt, indem er ihm beipflichtet, daß Frauen und Töchter, welche nicht mit Waffengewalt verteidigt werden, vergewaltigt werden, anstatt zu bemerken, daß er noch keine Schlangen vor den Häusern der Amischen gesehen hat. Gut, einen vollständigen Überblick über die Formen der Einschätzung kann ich nicht geben, und er trüge auch nichts weiter zum Thema dieses Beitrags bei, welches hiermit auch an hinreichend vielen Beispielen verdeutlicht wurde.

Labels: , , , , , , , , ,

25. Juni 2024

Verblendung und Souveränität

Verblendung und Souveränität stehen in einem komplementären Verhältnis zu einander: Sie schließen einander aus, und wo das eine nicht vorliegt, da liegt das andere vor.

Aufgrund der zentralen Bedeutung eines zutreffenden Verständnisses für die Souveränität ist das weitestgehend trivial, also weil ein Blinder an der Nase herumgeführt werden kann und ein Sehender nicht, doch die Weise, auf welche ein Unsouveräner verblendet wird, möchte ich genauer betrachten.

Der Mensch hat ein natürliches Interesse daran, daß sein Verständnis wächst, und in unserer Kultur akzeptieren wir, daß wir zu diesem Zweck auf theatralische Weise auf bestimmte Blickwinkel hingewiesen werden. Die Rolle desjenigen, welcher diese Aufgabe übernimmt, ist jene eines Wartes, welcher uns auf der Höhe der Zeit hält.

Letztlich kann jeder in diese Rolle schlüpfen, die Frage ist nur, ob er auch akzeptiert wird, und hier ist die Frage im besonderen, ob es akzeptiert wird, wenn er sich nicht um das organische Wachstum unseres Verständnisses bemüht, indem er bedenkenswerte Ansätze für sich stellende Probleme vorstellt, sondern stattdessen Probleme für wichtig und Lösungen für richtig erklärt.

Nun, das hängt von unserer Sitte ab, von unseren Anstandsvorstellungen, welche, sofern sie intakt sind, letzteres Verhalten ächteten. Ächtung basiert indes darauf, Einzelnen ihre Schranken aufzuweisen, und wenn Viele auf ein Mal von ihr abweichen, änderte sie sich und unsere Anstandsvorstellungen verkämen.

Die Ächtung von Propaganda an der Stelle der Verständniserweiterung im speziellen wird seit alters her durch bestechende Gesetzgebung außer Kraft gesetzt, welche künstlich Probleme schafft und der Masse ihr natürliches Interesse an letzterer austreibt und sie für erstere empfänglich macht, derart sie Nicht diesen! schreit und nach Barrabas verlangt. Und also verblenden Imperien ihre Kolonien, aber nicht nur sie, denn wenn so genannte Cronies (abgeleitet von Crown und jene Parlamentarier betreffend, welche die Krone, also das Oberhaus, vor dem Reform Act von 1832 in ihrer Tasche hatte) ihren Kontakten in Militär und Wirtschaft blind vertrauen und deren Weisungen unbesehen umsetzen, werden auch sie ihr natürliches Interesse an Verständniserweiterung aufgeben und sich für Propaganda öffnen und mit ihnen die Bürger, welche sie politisch vertreten.

Es gibt in dieser Lage also zwei Wege, der eigenen Degradation zu entkommen:
  1. Die Etablierung eines anderen Mechanismusses als der Ächtung, um abtrünnigen Verständniserweiterungswarten beizukommen, und
  2. die Etablierung einer anderen Zuständigkeit für die Verständniserweiterung als der des theatralischen Hinweisers,
und es ist klar, daß nur der letztere Aussicht auf Erfolg hat, also zu erreichen, daß die Leute verstehen, daß sie sich selbst darum kümmern müssen, auf der Höhe der Zeit zu bleiben, weil ihnen ständig mehr Herrschaftspropaganda serviert wird.

Labels: , , , , , , , ,

24. Juni 2024

A blessed St. John's Day!

Quite like David Knight, I've recently been overwhelmed by the sheer madness of the self declared Christian right in America, but instead of saying anything, I resorted to speaking through pictures. Today, I'll respond to some of these mad propositions, but I'll do it in a light hearted way and not an infuriated one.

It appears that the religious thought of the American right is increasingly dominated by the idea that God haunts His enemies by daemons and that this presents an opening for moral rectification.

To wit, I'll keep it light hearted and not build a case, I'll stop the logical argument right here and start talking.

Joe Rogan said that some people don't have a moral compass and that only Jesus could save them, Julie Green said that God will fill His enemies with fear when we ask Him to, Alex Jones said that God and the devil are archetypes, but that they would have to come from somewhere. I suppose some people succumb to the lure of the devil, but others won't stand the company of daemons and run to Christ. But what are we talking about?

Julie Green talks about district attorneys and school boards. If you have a problem with those, kick them out, don't ask the Lord to make them run away. I don't exactly know whom Joe Rogan and Alex Jones are talking about.

In any case, the Old Testament describes specific situations in such a way that their essential aspects are relayed to help future generations deal with them. It is foolish to try to infer causality from an incomplete record like this. So a mother boiled her son and ate him. This is mentioned, because that is part of the challenge that a siege poses. Are we to infer that God transferred the boy's horror into the dreams of the Hittites, which made them abandon the siege? Should we boil our children, so that district attorneys and school board members have nightmares?

Exegesis isn't safer than following your own moral compass. So, let us talk about the more general question of the roots of human behaviour.

I say we are directed (Ger. gehießen) to follow our preference, the things that come natural to us, our (subjective) belief, the things that we know in our heart of hearts to be true, and our conscience, that is to provide the things we take for granted. Some are more extensively directed than others, but all are directed to some extend.

Secondly, we experiment with our behaviour by assuming arbitrary techniques and subsequently observe whither that gets us. Such techniques may be individual inventions or they may be following a school of thought or they may be certain inborn elementary stratagems.

A close analysis of ancient Greek literature reveals that they used the word δαίμων (daemon) to signify any internal, but superindividual source of specific human behaviour, whereas χαρακτήρ (character) signified the internal superindividual source of general human behaviour, i.e. tendencies.

Thus they called both the source of our directedness and the inborn elementary stratagems daemons and examples for both of this can be found in Plato's The Laws, whereas I, for entirely technical reasons, that is the want for a technical term, use daimon exclusively for the latter, but Socrates' daemon, for instance, is his directedness.

In any case, arbitrarily assumed behaviour may conflict with our directedness and it is our directedness that will cause us emotional turmoil of the horrific kind when our arbitrariness runs afoul of it.

Nota bene: Our moral compass is responsible for our anguish.

Corollary: People without a moral compass would feel no spiritual anguish.

So, Christ is only the rescue of people who already had a well developed moral compass, or maybe an average one, if fate pushed them into some dire decisions.

Most of the inborn stratagems are rather practical, by the way, but some are merely of a comforting nature and in particular those whom we'd consider as purely evil, such as torturing the defenceless for self-aggrandising.

But maybe Joe Rogan didn't mean it like that, maybe he was just expressing that Americans should cut back on their arbitrariness. The problem with that though is that it's a voluntary decision and can't be ordained. You could intentionally seduce people, lead them astray, until their moral compass revolts, but traditionally that is seen as the work of the devil, and really, what good comes from inflicting a wound merely to cause the body to mend it?

Well, under specific circumstances there may be benefits, but this is hardly the straight path to take.

Now, as to God, Anselm of Canterbury said, even the fool would recognise God, and Descartes said, even the fool would recognise a unicorn. Well, a unicorn is a horse with the tooth of the narwhal on its forehead and the imagination of the fool suffices to recreate the image from its parts. Out of which parts is God then constructed? Or could the fool imagine a unicorn, if there were no horses on earth and the next best thing would be a rhinoceros?

I think that Anselm of Canterbury is right in that the fool has an understanding of what is meant by God and since this translates into traits of people, in such a way that these
and these
document the awareness of God's presence just as much as these document the sly stratagems of a chameleon
- and even the fool agrees - then how could such distinctions be made, which eyes are soulful and which aren't, for instance, although that alone is insufficient, if there was no reality behind them to inform them? Well, I gave an answer to this question in the upper part of this post already, that what is behind them is a well developed directedness, but then... a directedness by what? I maintain that if you look at the upper two pictures, not only do you recognise directedness, but the understanding of the nature of the director as well.

Of course, there are more direct ways to become convinced of God's presence, but Anselm of Canterbury's argument is fine.

Well, one more thing, if you want to live in a society that develops, it is best to motivate the people to develop things themselves, better than to restrict research to the upper class as England did in the 19th century and hence lost ground on France and Germany, and in order to do so, you must make the people believe that they are making progress to ever higher heights, but if you tell the people that there are already secret technologies that they can't even imagine, all they want to do is to get those technologies handed to them and no help with developing new technologies they will be. So, this tale of ancient knowledge, back in Plato's day when he exhorted Egypt's ways, saying that they have been singing the same songs and dancing the same dances for 10000 years, and today is a recipe for stagnation and more immediately obedience and confiscation.

I could of course be this loquacious all of the time, but I'll treat it as a Sunday's break from my worries.

Labels: , , , , , , , , , , , ,

22. Juni 2024

Ambition & Substanz

Heaven and Assignment

20. Juni 2024

Das allgemeine Streben der Seelenteile

Im Bemühen um das Wesentliche, Schöne und Mächtige zeigt sich das allgemeine Streben der Achtung, Sorge und Lust, und an den Gegenstände beurteilenden Gefühlen der Sorge läßt sich seine Struktur ablesen, das heißt die Struktur
  • Auszeichnung im Falle der Achtung,
  • Verschönerung im Falle der Sorge und
  • des sich Versuchens im Falle der Lust.
Im Falle der Achtung können wir parallel dazu auch zu den gegenstandsbeurteilenden Gefühlen der Achtung greifen, insofern die Auszeichnung durch die Fähigkeit zur Versorgung folgende Phasen durchläuft:
  1. Eine Versorgungsweise ist bedeutsam und verwandelnd, wenn ihre Verläßlichkeit auf uns beruht,
  2. ein Reservoir ist günstig und verheißungsvoll, wenn es die Versorgungsweise erlaubt, und
  3. der Fortschritt ist eifrig und verwandt, wenn sich die Versorgungsweise bewährt.
Da die Auszeichnung mit einem Konzept beginnt, sagen wir auch, daß sie belanggetrieben sei, und das Wesentliche besteht gerade in der erfolgreichen Auszeichnung durch den eigenen Versorgungsbeitrag.

Die Verschönerung hingegen ist verbindungsgetrieben und durchläuft die folgenden Phasen:
  1. Verbundenheit mit einem Gegenstand,
  2. Liebe eines Zustands seiner möglichen (üblicherweise in einer partiellen, also niederdimensionalen, Erfassung, beziehungsweise Projektion) und
  3. Zufriedenheit mit einer ihn in diesen überführenden Behandlung,
und das Schöne ist das Ergebnis der erfolgreichen Verschönerung.

Da die punktförmige Zeit weder Zukunft, noch Vergangenheit kennt, besitzt das allgemeine Streben der Lust keine Phasen, sondern nur Varianten, nämlich
  • den nach Freude strebenden Entdeckungsversuch,
  • den nach Stolz im engeren Sinne strebenden Anlegungsversuch (hier paßt auch Lenkungsversuch) und
  • den nach Genugtuung strebenden Nutzbarmachungsversuch,
und das Mächtige erweist sich gerade in erfolgreichen Versuchen.

Wie gesagt stirbt am Ende des Zeitalters
  • der Wunder das Mächtige,
  • der Wacht das Schöne und
  • der Werke das Wesentliche
und das zeigt sich im Falle
  • des Mächtigen in den Lenkungsversuchen,
  • der Verschönerung in ausbleibender Verbundenheit und
  • der Auszeichnung in nicht voranschreitender Unabhängigkeit,
derart am Ende des Zeitalters der Werke eine seltsame Kurzatmigkeit einsetzt, welche uns fiebrig nach Bedeutsamem Ausschau halten läßt und nach der Gunst, es anzuwenden, doch es sich bald herausstellt, daß wir keine verläßliche Basis gefunden haben, um unsere Eingezogenheit in unseren Abhängigkeiten dauerhaft zu verbessern, während das Zeitalter der Wacht zum Schluß in einer bleiernen Uninspiriertheit versinkt und das Zeitalter der Wunder in wildem Chaos.

Labels: , , , , , , , , , , ,

Telepathische Verbundenheit

Im Grunde habe ich die funktionalen transzendenten Akte bereits vollständig abgehandelt, aber als Betroffener ist einem die tatsächliche Verbindung nur selten klar, das heißt nur selten ist einem bewußt,
  • zu welcher Zubewegung man aufgerufen ist,
  • welche Bemerkung bedeutsam oder
  • welche Nachvollziehung man mit Zuversicht betrachtet.
Stattdessen registrieren wir zumeist nur das Wesen unserer telepathischen Betroffenheit, nämlich
  • Bedrückung, wenn wir aufgerufen sind, uns auf etwas zuzubewegen,
  • Aufregung, wenn es etwas bedeutsames zu merken, und
  • Getragenheit, wenn es etwas zuversichtlich nachzuvollziehen gibt,
und indem wir realisieren, welcher Art unsere Betroffenheit ist, gelingt es uns bisweilen, das jeweilige etwas zu erraten, selbst wenn es uns nicht auf Anhieb gelang.

Wie gesagt besteht bei allen transzendenten Akten die Gefahr, dem Heraufbeschworenen selbst zum Opfer zu fallen, weshalb es besser ist, nur in der Not zu beten, aber der Entschluß zum Gebet ist ein Entschluß wie alle anderen und kann uns telepathisch betreffen, indem er uns trägt, und bisweilen zu vermessenen Gebeten mitreißt oder jedenfalls partiellen Zuspruch zu ihnen provoziert, was durchaus gefährlich ist, was exemplarisch zeigt, daß das Gewahrsein der eigenen Betroffenheit durch eine stärker werdende telepathische Verbundenheit sie uns nicht nur erschließt, sondern uns auch vor ihr schützt.

Labels: , , , , , , , ,

19. Juni 2024

Vorbeugende und abhelfende Staatsphilosophien

Eine Doktrin ist nicht nur ein methodischer Umgang mit der Weltlage, sondern nach der Definition der Selbstfestlegungen zugleich auch ein Gelübde zur Wahrung der Anbahnbarkeit einer Entwicklung oder Aneignung, und so stellt sich natürlicherweise die Frage, ob es vergleichbares auch für die Anerkennung von Gesetzmäßgkeiten zur Vermeidung von Nebenwirkungen gibt, welche auf die Staatsphilosophien führt.

Eine Staatsphilosophie beruht also auf Gesetzmäßigkeiten, welche staatlichen Wissens-, Zugangs- und Machtnotlagen abhelfen oder gar vorbeugen.

Der Islam ist im wesentlichen eine abhelfende Staatsphilosophie, insofern
  • Almosen Machtnotlagen abhelfen,
  • Gastfreundschaft Zugangsnotlagen abhilft, und zwar sowohl des Gastes als auch des Beherbergenden, und
  • Foren (Moscheen) Wissensnotlagen abhelfen.
Vorbeugende Staatsphilosophien weisen folgende Elemente auf:
  • Mitgiften zur materiellen Vorbeugung von Notlagen,
  • Zugang zur sozialen Vorbeugung von Notlagen
    • zu Ressourcen zur Ermöglichung materieller Ausstattung,
    • zum Rechtsschutz zur Ermöglichung sozialer Aufstellung und
    • zu Lehren zur Ermöglichung ideeller Ausbildung und
  • Verkehrswissen (Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Reiten...) zur ideellen Vorbeugung von Notlagen
Eine genauere Unterteilung der Notlagen ist bei den vorbeugenden Staatsphilosophien aufgrund der kausalen Zusammenhänge zwischen ihnen und ihres hypothetischen Charakters nicht sinnvoll.

Viele dieser Elemente sind recht banal, formgebend ist vor allem der Rechtsschutzzugang. Mit Rechtsschutz ist die Organisation gemeint, welche dafür Sorge trägt, daß das Recht eingehalten wird, und indem Zugang zu ihr besteht, verteidigt sie die rechtlich festgelegte Stellung des sich an sie Wendenden.

Ich habe beispielsweise in meiner politischen Ordnung für das Zeitalter der Wunder verfügt, daß jeder Bürger das Recht hat, seinen Besitz, vorzugsweise seinen Grundbesitz, einer Gemeinde der Verfassung seiner Wahl, also einer, zu welcher er sich bekennt, anzugliedern, um zu verhindern, daß Menschen gezwungen werden, Verfassungen zu unterstützen, welche sie moralisch ablehnen, was Kriege sowohl motiviert, als auch ermöglicht.

Ein anderes Beispiel ist das Standes- oder Kastenwesen, dessen vorrangiges Ziel darin besteht zu verhindern, daß sich der Krieg auf die gesamte Gesellschaft ausdehnt, indem dem kriegsführenden Stand Sonderrechte auf Kosten der arbeitenden Stände gewährt werden, welche ihn dazu motivieren, auf die Hilfe der arbeitenden Stände im Kriege zu verzichten, weil diese seinen Sonderrechten sonst ein Ende setzten, und in der Tat sind sowohl von Frankreich, als auch von Deutschland enorme militärische Verwüstungen ausgegangen, nachdem der Schutzmechanismus des Standeswesens in ihnen aufgehoben wurde.

Ich denke allerdings nicht, daß das Standeswesen unter den heutigen technologischen Bedingungen noch funktionieren würde, da sich die arbeitenden Stände überwacht ermächtigt einziehen ließen, wiewohl es natürlich nicht auszuschließen ist, daß es ihnen gelänge, dieser Kontrolle zu entkommen - indes muß dieser Ausgang wahrscheinlich scheinen, damit er abschreckt und das Standeswesen funktioniert.

Im Vergleich zu dem heute propagierten Recht, etwa dem gesetzlichen Schutz vor Verschmähung zur Zugangsgewährung, sei es als Anbieter oder Kunde, wiewohl natürlich auch heute noch die ältere Staatsphilosophie wirkt, hat das Standeswesen aber immerhin eine wohlüberlegte Grundlage (It is an old and fair arrangement. - Yeah, and somewhat shrewd, I might add. in den Worten von Paul Newman in The Life and Times of Judge Roy Bean).

Labels: , , , , , , , , , , ,

17. Juni 2024

Entwicklungs- und Aneignungsdoktrinen

Das Potentiale ist die Flamme, an welcher sich jene, welche nur das Aktuale sehen, verbrennen, wenn sie nach ihm greifen.

Unsere Ausrichtung ist entweder spontan oder methodisch, und wenn sie methodisch ist, ist die ihr zugrundeliegende Haltung, welche ich Umgang nenne, entweder individueller Art oder gemeinschaftlicher, und wenn sie gemeinschaftlicher Art ist und den Umgang mit der Weltlage betrifft, so nenne ich sie eine Doktrin oder den Umgang doktrinär.

Menschen nehmen Doktrinen an, weil Doktrinen Gruppen in die Lage versetzen, gemeinsam der Weltlage zu begegnen, und ihnen so das Gefühl vermitteln, wenigstens zum Teil Herr ihres eigenen Schicksals zu sein.

Jeder Umgang beruht auf der Klassifikation des Standes, mit welchem er umgeht, da ihre Klassen die Anwendung seiner Regeln bedingen, und da wir also gezwungen sind, jeden Stand, mit welchem wir methodisch umgehen wollen, unter ihre Klassen zu bringen, fördert das Vorhandensein eines formal fixierten Umgangs das Schablonendenken, wobei die Schablonen die Klassen seiner Klassifizierung bezeichnen.

Und wie also zu erwarten lassen sich Menschen, deren Umgang doktrinär ist, daran erkennen, daß sie die Welt, zur Not auch gewaltsam, in seine Schablonen pressen, wobei sie sich nicht der Doktrin entsprechender Ausrichtungsmöglichkeiten aufgrund der Verweigerung einer sachlichen Lageerfassung (eines sachlichen Zurechtfindens) begeben.

Jede Doktrin beschneidet das Potentiale also durch ihre Schablonen, und gerade darin besteht der Zauber von Supertramp's Album Crime of the Century, daß es es im adoktrinären, fragenden und zweifelnden, Geist der Jugend nicht beschneidet, sondern seine Fühler in es ausstreckt, ganz im Gegensatz zur schneidenden, zynisch selbstgewissen Rede mancher Indoktrinierten, und doch sind manche Doktrinen für es offen, indem sie der Weltlage mit dem Ziel begegnen, eine Entwicklung zu fördern, etwa
  • eine ideelle, die Bildung betreffende, in der Gesellschaft, wie im Zeitalter der Wunder,
  • eine funktionale, die Organisation betreffende, in ihr, wie im Zeitalter der Wacht, oder
  • eine materielle, die Technologie betreffende, in ihr, wie im Zeitalter der Werke,
und wenn er vielleicht auch nicht jede Facette des generativen Zykels des Zeitalters der Werke in De Civitate Dei ausformuliert hat, denke ich schon, daß Augustinus die Ehre gebührt, die Doktrin unseres Zeitalters nach ihm als die augustinische zu bezeichnen.

Hingegen öffnet sich nicht jede Doktrin auf diese Weise dem Potentialen, denn das Ziel, welches ihre Anhänger verfolgen, mag nicht dort, sondern im Aktualen liegen, und daraus entspringt der Gegensatz zwischen Entwicklungs- und Aneignungsdoktrinen, wie es etwa der Marxismus ist, oder allgemeiner jede Befreiungsdoktrin, welche insgesamt darauf abzielen, sich Aktuales, welches ihnen vorenthalten wird, sei es Wissen, Zugänge oder Macht, anzueignen.

Es ist aber so, wie ich eingangs schrieb: Der zynisch weltverzerrende Griff nach dem Aktualen zeigt, je weiter er gedeiht, desto deutlicher, welche Potentialitäten er ausschließt, und das ist die Flamme, an welcher er sich verbrennt (wobei jene, welche nach dem Aktualen greifen, eben auch nach dem Potentialen greifen - ob sie das nun verstehen oder nicht).

Labels: , , , , , , , , , , ,

15. Juni 2024

Die göttlichen Versprechen

  • Wer seinem (subjektiven) Glauben folgt, den schützt, daß er weiß, der göttlichen Entwicklung zu begegnen,
  • wer seinem Gewissen folgt, der schafft einen Raum, welcher sich in die göttliche Ordnung fügt, und
  • wer seiner Vorliebe folgt, beteiligt sich an der Umsetzung der göttlichen Vorhaben.

Labels: , , , , , , , ,

Reflexionstheorie

Es gibt zwei Arten von Gegenständen, nämlich anschauliche oder aufgegriffene Gegenstände und Verstandes- oder begleitende Gegenstände.

Jeder Gegenstand ist dabei wenigstens ein gewahrter Eindruck, und unsere Fähigkeit, uns wiederholt auf einen Gegenstand beziehen zu können, beruht auf der Identifikation verschiedener gewahrter Eindrücke.

Gewahrungen, welche auf einander beruhen, seien durch > baumförmig gegliedert und begleitete und begleitende Eindrücke durch |.

Eine Reflexion ist dann stets eine Triade (a>(b|γ)), wobei a und b aufgegriffene Eindrücke sind und γ das sie begleitende Verhältnis und die Klammern auch weggelassen werden können, da | stärker binde als >.

Da die zeitliche Reihenfolge des Aufgreifens der Gegenstände a und b umgekehrt werden kann, läßt sich überprüfen, daß es zu jedem Verhältnis γ ein so genanntes antipodisches Verhältnis -γ gibt, beziehungsweise in der Terminologie von vor zehn Jahren, welche weiterhin den umfassendsten Formalisierungsversuch des menschlichen Denkens widerspiegelt, daß jedes Verhältnis auf zwei auf einander bezügliche (Erscheinungs-)Weisen erscheint.

Die Verhältnisse der Reflexion einer Reflexion sind
  • αa(b): b ist der Ausgangsgegenstand der Triade a,
  • βa(b): b ist der als zweites aufgegriffene Gegenstand der Triade a und
  • λa(b): b ist das begleitende Verhältnis der Triade a,
wobei das begleitende Verhältnis von einem Verstandesgegenstand durch die Reflexion zu einem anschaulichen Gegenstand wird (wenn man so will der Vernunft-Anschauung, Verstandesanschauung ginge auch, ist es doch die Vernunft, welche den Verstand anschaut, doch ich werde Schopenhauer zuliebe schlicht bei Reflexion bleiben.)

Und eine konkret vollzogene vollständige Reflexion einer Reflexion sieht somit also so aus
a>b|γ   >a|α
        >b|β
        >γ|λ
und an jeden der drei Zweige dieses Baums können sich weitere Reflexionen anschließen, wie auch an den einen dieses:
a: Dyan Cannon
b: Peter Sellers
c: ravishing
γ: looks tonight
ω: is known by (existiert im Innenleben von)
a>c|γ   >a|ω    >b|ω    >a|ω
wobei die Einsicht, etwas zu wissen, gleichbedeutend damit ist, die Existenz einer Reflexionstriade festzustellen, und die Feststellung der Existenz von etwas durch seine Inbezugsetzung zu unserer Beeindrucktheit, unserem unspezifizierten Innenleben vollzogen wird, welches im Gegensatz zu seinen Ausformungen, seien sie begleitend wie reflexionsbildende Begriffe oder Gefühle oder auch der Anschauung der äußeren Welt entspringend, stets aufgegriffen werden kann, ganz, einheitlich, zusammenhängend, und durch die Reflexion allen Gegenständen sein eigenes Sein verleihend, zu welcher Einsicht vorzudringen Dike Parmenides zufolge allen Wahrheitsliebenden aus gutem Grunde abverlangt.

Labels: , , , , , , , , , , ,

14. Juni 2024

Unterlassung und Selbstfestlegung

Ich habe bisher große Schwierigkeiten damit gehabt, einen Oberbegriff für Gelübde, Anerkennung und Verpflichtung zu finden, ich sprach davon, daß dies totale Anpassungen seien, aber streng genommen folgen totale Anpassungen auf sie.

Hier also schlage ich Selbstfestlegungen als Bezeichnung für diese Trinität vor. Selbstfestlegungen entspringen für gewöhnlich unserer Gehießenheit, Gelübde unserer Vorliebe, Anerkennungen unserem (subjektiven) Glauben und Verpflichtungen unserem Gewissen, aber auch dieses für gewöhnlich ist unbefriedigend. Um ihr Zustandekommen allgemeingültig zu formulieren, greife ich zum ersten auf die Rückschauen und zum zweiten auf die Handlungszergliederung zurück und verfolge den Gedanken, daß wir uns festlegen, um nicht zu unterlassen.

Also erhalten wir die folgenden drei Definitionen: Wenn wir erkennen, daß
  • uns eine Abhängigkeit daran hindert, Gutes anzubahnen, geloben wir, darauf zu verzichten, uns auf sie zu verlassen (wobei das Gottvertrauen die allgemeine Rückfallposition ist),
  • das Ignorieren einer Gültigkeit zu schlechten Nebenwirkungen führt, erkennen wir sie an, und
  • wir durch Unterlassung dafür verantwortlich sind, Schlechtes zu bewirken, verpflichten wir uns.
Ich habe mich zuletzt mit Blick auf El Salvador mit der Frage beschäftigt, wie es sein kann, daß ein Land mit 600000 Einwohnern bis zum Anwachsen von MS-13 auf 70000 Mitglieder wartet, bevor es zu der Überzeugung gelangt, daß es seine politische Dynamik ändern muß. Auf viele der beteiligten Faktoren kann ich keinen Einfluß nehmen, aber wenn politische Selbsttäuschungen daran beteiligt sind, könnte ich sie gegebenenfalls aufdecken.

Wir nehmen jedenfalls an, daß wir in einem politischen System leben, welches es uns erlaubt, seinen Kurs unseren Wünschen gemäß anzupassen, so daß wir also gar nicht Opfer seiner Dynamik werden können. Hinsichtlich seiner militärischen Vorbeugung, Stichwort Wettrüsten, ist das nachweislich falsch, wie ich im vorigen Beitrag und allgemeiner etwa hier in Erinnerung rief. Aber der Einwand, daß das System gezwungen ist, jedes Machtmittel zu ergreifen, um nicht durch ein verschmähtes gestürzt zu werden, ist nicht der einzige, auch wenn er bereits ausreicht, um Albträume für ein ganzes Leben abzuleiten.

Wenn ich mit Karl Marx über den Vorrang der industriellen Produktivität diskutieren müßte, wäre es ein reines Vergnügen, denn im Gegensatz zum letzten Mal, als diese Diskussion auf's Tapet kam und Trotzki Stalin gewaltsam aus seinen bukolischen Träumen riß, ist die Frage der Produktivitätssteigerung nicht mehr mit der Vernichtung von Millionen von unproduktiven Bauern und der Erschaffung von Millionen von produktiven industriellen Arbeiterexistenzen verbunden, sondern drehte sich allenfalls um die gestatteten Pferdestärken.

Aber leider hat sich seitdem auch die Diskussionslage verändert: Unsere politischen Führer rechtfertigen ihre Machtgelüste nicht mehr durch konkrete Projekte, für deren Realisierung sie die Macht benötigen, sondern sie argumentieren schlicht, daß es uns allen um so besser geht, desto mächtiger wir sind, gerade so, wie wenn sich jemand für Microsoft entscheidet, weil er davon ausgeht, daß für Microsoft die meisten Produkte entwickelt werden werden.

Und damit haben wir es nicht mehr mit Menschen, sondern mit Hunden zu tun: Alpha gibt den Kurs vor, und hunderte Millionen Omegas knurren böse, wenn Alpha kritisiert wird.

Und selbstverständlich sind Hunde nicht Herr ihres Schicksals und nehmen keinerlei Einfluß auf die Dynamik, welche ihrem instinktiven Verhalten entspringt. Nun, aber ganz so düster ist es dann auch wieder nicht, denn die anfangs unternommene Analyse unserer Selbstfestlegungen erlaubt es, Klarheit in zwei sich widersprechende Sichtweisen in dieser hündischen Situation zu bringen.

Die erste Sichtweise geht zurecht davon aus, daß so ein Omegahund doch sehr genau weiß, was gut für ihn ist, und daß ihm sein Instinkt zielsicher den Weg dorthin weist. Und die zweite Sichtweise geht zurecht davon aus, daß diese Omegahunde zumeist nicht über die Erfahrung verfügen, um zu verstehen, was ihnen auf einem eingeschlagenen Kurs begegnet.

Die Wahl der politischen Ziele kann auf der Basis der Selbstfestlegung erfolgen und bedarf daher keiner größeren Erfahrung, das heißt ein begnadeter Jüngling mag dabei nicht schlechter fahren als ein gestandener Mann, aber die dann nötige Anpassung an diese Selbstfestlegung ist etwas, was erlernt werden muß, und also nur von in ihr Erfahrenen qualifiziert beurteilt wird, und das heißt für politische Wahlen, daß das gemeine Volk zwar qualifiziert politische Ziele festlegen kann, aber nur diejenigen, welche sich bereits ein Leben lang diesen Zielen gemäß festgelegt haben, können die nötigen Anpassungen an sie qualifiziert vornehmen, und wo Repräsentanten, welche sich durch nichts als ein Gespür für populäre Ziele auszeichnen, über sie entscheiden, kommt es eben zu kolossalen Fehlentwicklungen. Andererseits heißt das aber auch, daß, wenn es eine erfahrene Klasse von Anpassern gibt, diese auch nach einer politischen Kursänderung weiterhin dem alten Kurs gemäß anpassen werden und für den neuen also ein weiteres Hindernis bilden, das heißt: Sind die Anpasser unqualifiziert, so kontrollieren sie die Dynamik nicht, und sind sie qualifiziert, so wehren sie Versuche, die Dynamik anders zu kontrollieren, ab, und wir sind wieder Opfer der Dynamik, und wenn wir uns dies nur eingestünden, würden wir wahrscheinlich damit aufhören, verträumt vor uns hinzuhecheln und darüber wachen, die zu erwartenden Anpassungsfehlentwicklungen, sei es wegen Inkompetenz oder anderweitiger Loyalität, zu vermeiden.

Labels: , , , , , , , , , , , ,

12. Juni 2024

The future role of computer operating systems

A.I. on the P.C. will learn how people use computers just as well as A.I. has already learned how people write texts.

Labels: , , , , , , ,

11. Juni 2024

Konflikte individueller und gesellschaftlich geförderter Vermächtnisanknüpfung

Die Frage, zu welchem Grad Theater gespielt werden sollte, blieb im vorigen Beitrag ausgespart, hier werde ich gewissermaßen eine Antwort auf sie geben.

Es gibt nicht nur einen Gesamtverbund, eine Gesamterfahrung und einen Gesamtbestand, sondern auch persönliche Varianten derselben, wobei es im Falle des Verbundes aber besser ist, bei der persönlichen Variante von Zusammenwirken zu sprechen, und an diese knüpfen wir auch an, indem wir
  • unser Zusammenwirken im Hinblick auf die Verbundenheit verjüngen (oder reorganisieren), wozu wir in es Eingespannte auf seine Regeln hinweisen,
  • unsere Erfahrung im Hinblick auf die Rechtschaffenheit veredeln, indem wir Rechtschaffeneres probieren, und
  • für unseren Bestand im Hinblick auf den Frieden Sorge tragen, worum wir gegebenenfalls mit anderen buhlen,
wobei die vermachten Güter teils von vormaligen lokalen Umständen abhängen, was ich bereits vor zwei Jahren betrachtete,
  • das Zusammenwirkung von der Abstammung, in welchem Fall die Anknüpfung die Heimat, Lebensweise und -auffassung zusammenhaltende Hege ist,
  • die Erfahrung von der Verbandelung, in welchem Fall bewundernd an ein Vorbild angeknüpft wird, und
  • der Bestand vom Ausgehen, in welchem Fall die Anknüpfung die Innovation ist.
Ich schrieb damals auch, daß
  • die Beherbergung die Hege überschattet,
  • der Sieg die Bewunderung und
  • die Rekrutierung (in der seitdem berichtigten Form des Führungsverhältnisses) die Innovation,
was offensichtlich alles stimmt, aber hier möchte ich einen anderen Zusammenhang festhalten, nämlich daß
  • der Inspektor das Zusammenwirken der Rekruten verjüngt,
  • der Beherbergende die Erfahrung seiner Gäste veredelt und
  • der Sieger für den Bestand der Duldenden Sorge trägt.
Auch läßt sich mit Tears for Fears sagen, daß jeder um
  • die Bahn des den Verbund reorganisierenden Inspektors bittet,
  • die Gnade des die Erfahrung veredelnden Beherbergenden und
  • das Amt des für den Bestand  Sorge tragenden Siegers,
aber Gott erhört solche Gebete nicht, welche anderen das eigene Glück aufzwingen, sondern jene, welche der eigenen Anpassung, das heißt der eigenen Verpflichtung, dem eigenen Gelöbnis oder der eigenen Anerkennung, entspringen.

Doch wie auch immer, Kanalisierung (in geringerem Maße), Übertönung und Verkehrung des Theaters stellen eine Gefahr für die individuelle Verjüngung, Veredelung und Fürsorge dar, indem
  • Nützlichkeit, Gesellschaftstragendes und Blickwinkel uns (unter anderem unserer Abstammung) zu entbinden drohen,
  • Helden, Athleten und Stars uns (unter anderem unserer Verbandelung) zu entfremden und
  • Gelegenheiten, Kundschafter und Bestandsbeitragende uns (unter anderem von unserem Ausgehen) zu entwurzeln (die Grünen etwa von Verbrennungsmotoren und -öfen)..
Jetzt kann man natürlich sagen, daß Tucker Carlson, etwa, letzterem entgegentritt, aber darauf gebe ich nicht viel, denn niemand läßt sich gerne entwurzeln, und das setzt der Kanalisierung eben Grenzen. Viel interessanter ist der Fall von Alex Jones, welcher dem übertönenden Blickwinkel bisher einen anderen Blickwinkel entgegengesetzt hat (unter der Kappe der Cartmanfreiheit), welcher uns allerdings ebenfalls zu entbinden drohte, wenn er zum übertönenden würde, doch so lange zwei Blickwinkel mit einander streiten, befindet sich die Frage, wie wir unsere Verbundenheit durch die Reorganisation des Zusammenwirkens ehren sollten, im Fluß, und das ist letztlich günstig, wogegen sich unsere Regierungen indes zunehmend auflehnen, indem sie uns mit in ihre beschränkten Vorstellungen nehmen wollen. Es ist ein bißchen so, wie wenn Wasser in einem Eimer gefriert: Er platzt.

Labels: , , , , , , , , , , , , ,

9. Juni 2024

Vermachte Güter und gemeinschaftliche Seelenanregung

Im generativen Zykel wird der Jugend jeweils ein vom Zeitalter abhängiges Gut vermacht, im Zeitalter der Wunder ist es Wissen, in jenem der Wacht Zugang und in jenem der Werke Macht, wobei ich das Wissen Bildung, den Zugang Partnerschaft und die Macht Kultur (oder Technologie) genannt habe, aber im Rahmen der hiesigen Betrachtung ist es besser
  • das Wissen (Gesamt-)Erfahrung,
  • den Zugang (Gesamt-)Verbund (oder bisweilen auch Gesellschaft) und
  • die Macht (Gesamt-)Bestand
zu nennen, wobei letzterer wieder in Waren, (Waren-)Reserven, (Waren-)Quellen und Geräte unterteilt werden kann, wenn man denn bereit ist, Bücher und Straßen Geräte zu nennen, und die Erfahrung wie gehabt in Erfahrung, Haltung und Vorhaben unterteilt wird (statt von weiterem und engerem Sinn möchte ich hier von rückblickendem und unmittelbarem Sinn sprechen, schließlich erfahren wir ja auch unsere Haltung und Vorhaben, wenn auch nur als Einflüsse im Rückblick, also als Bedingungen in Entwicklungsmustern).

Und an diese Vermächtnisse knüpfen die gemeinschaftlichen Seelenanregungen an,
  • das Probieren an die (Gesamt-)Erfahrung, welche es wappnet,
  • das Hinweisen an den (Gesamt-)Verbund, welcher es überzeugt, und
  • das Buhlen an den (Gesamt-)Bestand, welcher es positioniert.
Eine dieser Anknüpfungen ist in jedem Zeitalter jeweils erwünscht und wird von seinem Theater kanalisiert, die unerwünschten aber werden von ihm entweder übertönt oder verkehrt, und daraus folgt schon, daß sich die Theater der Zeitalter von einander unterscheiden. Bisher hatte ich nur das Theater der Zeitalter der Werke dargestellt, aber nun stelle ich es im allgemeinen dar.

Theater des Zeitalters der Wunder.
  • Verkehrung der Verbundsanknüpfung durch die Nützlichkeit (hinweisen auf Sinnhaftigkeit),
  • Kanalisierung der Erfahrungsanknüpfung durch Helden (Erfahrungsbewährende),
  • Übertönung der Bestandsanknüpfung durch Gelegenheiten (buhlen um Erfahrungen).
Theater des Zeitalters der Wacht.
  • Kanalisierung der Verbundsanknüpfung durch Gesellschaftstragendes (Verbundesstützen),
  • Übertönung der Erfahrungsanknüpfung durch Athleten (probieren von Vorhaben),
  • Verkehrung der Bestandsanknüpfung durch Kundschafter (buhlen um Bedeutsamkeit).
Theater des Zeitalters der Werke.
  • Übertönung der Verbundsanknüpfung durch den Blickwinkel (hinweisen auf Haltungen),
  • Verkehrung der Erfahrungsanknüpfung durch Stars (probieren von zu ihm Aufgerufenem),
  • Kanalisierung der Bestandsanknüpfung durch Bestandsbeitragende.
Zu welchem Grad den Zeitaltern Theater anzuraten ist, möchte ich hier nicht beantworten, aber wie immer liegt er in der goldenen Mitte. Auch gibt es eine väterlicherseits ererbte Neigung, auf eine der drei möglichen Weisen anzuknüpfen, beispielsweise
  • ist Elon Musk verbundsorientiert und sucht entsprechend nach gesellschaftstragenden Hinweisen (und gibt auch selber welche),
  • bin ich erfahrungsorientiert und will also wissen, was andere erfahren haben, etwa wissenschaftliche Einsichten, (und auch selber mitteilen, was ich erfahren habe), und ersteres ausprobieren und
  • ist Tucker Carlson bestandsorientiert und sucht also nach einem Buhlen, den Bestand zu verwalten, (und buhlt auch selbst darum).
Ich habe mich vor einiger Zeit etwas herablassend über Elon Musk und Tucker Carlson geäußert, aber der Grund dafür ist nicht, daß sie anders orientiert sind als ich, denn ich kann mir auf meine Orientierung nichts einbilden, ist sie doch die kindischste.

Nein, der Grund dafür ist, daß ich bei ihnen keinen Regung erkennen kann, zu Ureigenem zu gelangen, und auch da muß ich die bisherige, nur für das Zeitalter der Werke gültige Darstellung verallgemeinern: Der Zykel der ureigenen Aussichten beginnt im Zeitalter der
  • Wunder mit der (Gesamt-)Erfahrung, welche die Gesamtbetrachtung ist, in welche wir hineingeboren werden,
  • Wacht mit dem (Gesamt-)Verbund, welcher die Gesamtentscheidung ist, in welche wir hineingeboren werden, und
  • Werke mit dem (Gesamt-)Bestand, welcher die Gesamtschöpfung ist, in welche wir hineingeboren werden,
und aus diesen Vermächtnissen heraus entwickeln wir dann unsere ureigenen Aussichten - oder auch nicht.

Die ureigenen Aussichten entspringen der Reflexion der möglichen Haltungen,
  • die ureigene Schöpfung der Reflexion der möglichen Umgänge,
  • die ureigene Betrachtung der Reflexion der möglichen Vorhaltungen und
  • die ureigene Entscheidung der Reflexion der möglichen Bestrebungen,
derart erst die Einbeziehung des Potentiellen das Ureigene neben dem Aktuellen etablieren kann, bewertet etwa durch die Gehießenheit oder Wertschätzung, wobei ich den gläubigen geistigen Horizont gerade so definiert habe, die eigenen Bestrebungen der Gehießenheit anzupassen. (Diese Entscheidung geht dem übrigen natürlich voraus, also sich etwa zu fragen, was der eigenen Vorliebe entspricht, um mit ihm umzugehen, oder was man (subjektiv) glaubt, um es sich vorzuhalten, und knüpft an unseren Verbund mit Gott an.)

Indes genügt für das Ureigene bereits die Reflexion des Möglichen, unabhängig von seiner Bewertung, so lange wir uns nur in unserer Wahl wiederfinden. Und bei Nayib Bukele etwa, welchen Tucker Carlson vor kurzem interviewte, sah ich klar und deutlich eine ureigene Betrachtung, während Tucker Carlson schlicht die zu unserem Bestand Beitragenden im Theater des Zeitalters der Werke vorstellt, zuletzt Thomas Massie, welcher mir in biographischer Hinsicht sehr ähnlich ist, aber welchen ich mir trotzdem nicht zum Buhlen wünsche, was mich in letzter Zeit ehrlich gesagt deprimiert hat, diese unverdrossene Theateraufführung, als ob wir alles, was wir bräuchten, bereits hätten. Nun, einstweilen ist es so, daß ein Land klein und unwichtig und zudem von großen Problemen erdrückt sein muß, um sich politischen Führern, welche selber denken, anzuvertrauen. Und welchen geistigen Quellen diese auch immer entspringen, dem Konsum des Theaters des Zeitalters der Werke entspringen sie nicht.

Labels: , , , , , , , , , , , , , ,

4. Juni 2024

Elementare und komplexe kausale Beziehungen

Die Schönheit der Physik besteht in der Einfachheit der Beziehungen zwischen den gegebenen Verhältnissen und jenen, welche ihre Änderung beschreiben, derart es möglich wird, Formeln für die allgemeine Entwicklung aufzustellen und ihre Lösungen bisweilen sogar zu berechnen.

Letzteres beruht meist auf speziellen Verhältnissen, etwa hochgradig symmetrischen, welche die mathematische Komplexität einschränken, aber auch wenn sich eine Gleichung nicht auflösen läßt, gilt ihre Lösung als prinzipiell bestimmt, was streng genommen auch wieder mathematisch bewiesen werden müßte (Existenzbeweis), aber von Physikern standardmäßig mit dem Hinweis darauf, daß sich die Welt schließlich entwickle, weggewischt wird.

Ich könnte jetzt einen ganzen Roman darüber schreiben, zu welchen Schlußfolgerungen und gedanklichen Inkongruenzen dieser Ansatz die Menschen führt, aber ich möchte mich auf das kulturell bestimmende beschränken, nämlich
  1. daß wir in einer Welt leben, deren Zukunft zu jeder Zeit von ihrem gegenwärtigen Zustand bestimmt wird, und
  2. daß wir ihren Zustand jederzeit in einen solchen überführen können, dessen durch ihn bestimmte Zukunft wir vorziehen.
Wir betrachten die Physik also als Herrschaftswissen, welchem die ganze Welt unterworfen ist, ohne die Willkür unserer Herrschaft zu betreffen.

Praktisch sieht es wie gesagt anders aus, wir beherrschen nur spezielle Verhältnisse und nehmen die übrigen hin, aber wir profitieren dabei von den allgemeinen Formeln, welche die Physik aufstellt, und deshalb erlauben wir uns unser größenwahnsinniges und schizophrenes Wissenschaftsverständnis.

Jedoch, indem uns die inhärente Schizophrenie unseres Ansatzes desto größere Probleme bereitet, je näher wir unserem größenwahnsinnigen Selbstbild kommen, verliert diese Praxis ihre Rechtfertigung.

Und indem sie ihre Rechtfertigung verliert, verliert zugleich auch ihre Grundlage, denn der Grund, warum sich Menschen einfachen Regeln unterwerfen und ihr Verhalten dadurch erst berechenbar wird, ist der praktische Nutzen der Regeln, denn das ist die praktische Auflösung der Schizophrenie, alles willkürlich beherrschen zu können: sich freiwillig im Rahmen der größeren Aufgabe beherrschen zu lassen.

Wie gesagt, dieser Aspekt der Selbstbeherrschung wird von unserem Wissenschaftsverständnis ausgespart, da wir in dieser Frage der einfachen Heuristik vertrauen, daß es uns allen am besten geht, wenn wir uns vor dem Größenwahn unserer Ambitioniertesten verbeugen, wie Christus ja auch gesagt hat: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen - sollen die Sternschnuppen doch verglühen. Doch es ist nur so lange für uns alle am besten, wie die Ambition von einer großen Aufgabe, einer erstrebenswerten Verbesserung der materiellen Verhältnisse, also jener, deren kausale Beziehungen tatsächlich elementar sind und nicht erst infolge der Verbeugung vor der größeren Aufgabe, an welchem Punkt sich die Schlange in den Schwanz beißt, befeuert wird.

Aber welche Verbesserungen schweben unseren Ambitionierten heute vor? Daß unser aller Mühen weniger würden - oder einzig ihre? Wird unser Leben überhaupt noch durch Mühen bestimmt? Und wenn es das nicht wird, warum genau sollten wir den Größenwahn, alles zu beherrschen, unterstützen?

Ich behaupte, daß es an der Zeit ist, die Frage nach unserer Selbstbeherrschung zu stellen, wie sie es seit je in Klöstern wird, jedoch spielerisch und hypothetisch, wo der mögliche Formenreichtum menschlicher Gesellschaften in ihrer Abgeschiedenheit zur Wissenschaft wird.

Wissenschaft, um zum ersten der beiden zentralen Punkte dieses Beitrags zu kommen, bedeutet Wissensvorratshaltung, und diese ist nur unter einer der beiden folgenden Voraussetzungen möglich:
  • entweder die kausalen Beziehungen sind einfach genug, um sie durch allgemeine Gesetze zu beschreiben, oder
  • Spezialfälle lassen sich losgelöst von der speziellen Gegenwart betrachten.
Das Verhalten des Menschen ist natürlicherweise komplexer Art, und alles, was wir über es aussagen können, ist, das bestimmte Verhaltensweisen sich schwerlich mit anderen verbinden lassen, derart sich charakteristische Alternativen bilden, zwischen welchen wir wählen können. Wir nehmen die Fähigkeit des Menschen zu wählen also hin und versuchen nicht, seine Wahlen kausal zu begründen, da wir die Komplexität der Beziehung anerkennen, aber wir beschreiben, welche Alternativen nur zur Wahl stehen - nicht unähnlich dem delphischen Orakel.

Und der zweite zentrale Punkt dieses Beitrags ist nun, daß sich dieses Wissen zwar in der Abgeschiedenheit eines Kloster zur Vorbereitung eines Neuanfangs anhäufen läßt, aber nicht in der gelebten Praxis einer Gruppe von Menschen, welche wählt, wie sie sich selbst beherrscht, denn offensichtlich bestimmen ihre Wahlen, welche weiteren Wahlen sie interessieren, und sehr bald schon wäre ein Wissensvorrat, welcher nicht auf die getroffenen Wahlen zugeschnitten wurde, erschöpft, da er in die Breite und nicht die Tiefe geht.

Deshalb bedarf es in einer solchen Gruppe einer anderen Art des Lehrens, welche die dreischneußigen Konsequenzen, um die seelischen der Eindeutigkeit halber einmal so zu nennen, an der Geschichte verdeutlicht und zur Fortführung dieses Verständnisses für die zukünftigen Entscheidungen aufruft, wozu sich hoffentlich hinreichend begnadete Schüler finden, aber allen Mitgliedern der Gruppe muß die Bedeutung dieses Vorgehens für ihre Selbstbeherrschung klar sein - wahrscheinlich ebenfalls wie bei den alten Griechen, wobei ich dies freilich alles offen ausbreite und keine Vermittlung für die Minderbemittelten vorsehe, wie sie das delphische Orakel selbstverständlich war.

Labels: , , , , , , , , , , , , , ,

2. Juni 2024

Michael und seine Engel versus den Drachen und seine Engel

Die geteilte Haltung, um welche es der Verständigung geht, besteht zum einen aus einem Verständigungsrahmen, welcher die Verständigung über neue Behandlungsweisen ermöglicht, und zum anderen, um es möglichst platt zu sagen, aus Gemeinplätzen, über welche sich bereits verständigt wurde.

Wie ich im vorletzten Beitrag schrieb, ist der politisch bestimmende Gemeinplatz unserer Zeit: It's the economy, stupid!, was die vorrangige Bedeutung effizienter Arbeit für das Gemeinwohl ausdrückt und dem marxistischen Materialismus im speziellen und dem physikalischen im allgemeinen entspringt.

Wie ich dort ebenfalls schrieb, sehe ich die Sache heute anders, da das Gemeinwohl durch die Effizienz zunehmend stärker als durch die Ineffizienz bedroht wird, und deshalb wirke ich auf zweierlei Weisen darauf hin, unser kulturelles Verständnis auszudehnen, nämlich zum einen auf die prometheische, welche Stäben Wissen überläßt, damit sie durch dessen Verwirklichung das Spiel ändern, und sie also in gewissem Sinne für dieses neue Spiel aufstellt, und zum anderen, indem ich Schulen Wissen vorstelle, welches es ihnen ermöglicht, ihnen genehme Entwicklungen in diesem neuen Spiel zu wählen, wobei aufstellen und vorstellen der folgenden Trinität entspringen:
  • aufstellen: absichtsvolle Wissensweitergabe an einen Stab,
  • vorstellen: absichtsvolle Wissensweitergabe an eine Schule und
  • einstellen: absichtsvolle Zugangsweitergabe an eine Clique.
Die umgekehrten Fälle gibt es auch, aber die eigene Macht einem Stab zu unterstellen, den eigenen Zugang für eine Schule auszustellen oder sich mit der eigenen Macht in einer Clique anzustellen, überläßt die Initiative dem Aufgreifenden.

Diese haltungsexpandierenden Bemühungen stoßen aber scheinbar nicht überall auf Gegenliebe, wie es sich in den gegenwärtigen Reduktionsbemühungen darstellt, welche darauf beruhen, die Vertrauensfrage zu stellen, nach dem Muster: Wenn du diesem Gemeinplatz vertraust, mußt du nach ihm handeln und auf den Verständigungsrahmen zu seiner möglichen Verbesserung verzichten, da eine tragende These nicht durch ihre Antithese aufgehoben werden darf, um zu einer nur theoretisch möglichen Synthese zu gelangen.

Freilich ist es so, daß wir in der Tat bisweilen Haltungen vertrauen müssen, aber in der jüngeren Vergangenheit wurde uns die Vertrauensfrage wiederholt aufgezwungen, um uns daran zu hindern, uns über mögliche Differenzen zu verständigen.

Der Gemeinplatz, welcher bei der Coronabekämpfung bemüht wurde, war der physikalische Materialismus selbst: Du bist eine Maschine, Ärzte sind Mechaniker, und sie werden dich so einstellen, daß du in Coronaluft weiterhin richtig funktionierst. Wie sich allerdings gezeigt hat, wurden Wirksamkeit und Akkuratheit der Einstellung überschätzt, und auch wenn es das erklärte Ziel unserer Regierung war, haben wir unseren zivilen Verständigungsrahmen nicht aufgegeben, sondern stattdessen den Schluß gezogen, daß unsere Autoritäten Windbeutel sind.

Kaum war es allerdings so weit gekommen, als Rußland aus einer militärischen Übung den Ernstfall machte, und unsere Windbeutel anfingen, sich möglichst weit von jeder empirischen Betrachtung des Krieges im allgemeinen und des Ukrainekriegs im besonderen zu entfernen und uns stattdessen mit Sympathiebekundungen und kulturellen Affirmationen zu überfluten und unter der Hand darüber zu jauchzen, daß Deutschland nun endlich einmal auf der Seite des größten Machtblocks auf Erden stehe.

Was werden wir dieses Mal lernen? Daß unsere Regierung weder aus großen Militärstrategen, noch Diplomaten besteht? Nein, lernen werden wir wohl, daß die internationalen Interessenlagen weit komplizierter sind, als wir es uns gedacht haben. Wieder sind wir aufgerufen, der Macht zu vertrauen, nicht der Ärzte über unsere Körper, sondern unserer Waffen über jene des Gegners. Wieder wird uns ausgeredet, auf anderes zu hören, und wieder wird es anderes sein, was die Lage am Ende rettet. Nicht daß es falsch wäre, Angreifern einen Preis abzuverlangen, aber hat Rußland etwa angegriffen, weil es 2022 besonders einfach war? Der kollektive Westen ist kein Machttresor, welcher den Schwärmereien von Teenagern offensteht, denn daß er es täte, ist ja die Behauptung. In Wirklichkeit aber werden Offerten gemacht und Strafen verhängt, wenn sie zurückgewiesen werden, gerade wie es die Mafia tut, und die Zivilgesellschaft wird auch dieses Mal ihren Kopf behalten und am Ende das militärische 1 x 1 zur Sprache bringen.

Und danach, danach erst, werden die Menschen wieder verstehen, daß es nicht genügt, sich ein Modell erklären zu lassen, um sich zu verständigen, sondern daß es nötig ist, sich über verschiedene intellektuelle Herangehensweisen auszutauschen.

Wenn der Expansion unserer Haltung durch reduktionistische Tendenzen begegnet wird, so wird das Beste an unserer Haltung, nämlich ihr Verständigungsrahmen, angegriffen, aber auch er wächst, indem er verfolgt wird, auch er wird stärker, wenn er überlebt, und je mehr er das tut, desto leichter wird die Expansion. Wenn der Papst sich hinstellt und sagt, daß es eine Sünde sei, nicht auf das mechanische Können von Ärzten zu vertrauen, kann er sich wahrscheinlich ausrechnen, daß die Chancen, im Menschen mehr als nur eine Maschine zu sehen, dadurch steigen.

Wenn ich aber auf das Ganze blicke, ist unsere geteilte Haltung nur eine Kruste, in welcher einerseits unser ganzer kultureller Schatz liegt, welcher geschändet wird, wenn sie sich verhärtet, indem sie sich dem Ganzen verschließt, und welche andererseits ein im Wesentlichen hilfloses Floß auf einem ungewissen Ozean ist, und nur darauf hoffen kann, einen hinreichenden Begriff von ihm zu erlangen.

Labels: , , , , , , , , , , , , ,

Folgende Beiträge Zur Front Vorherige Beiträge