29. März 2011
27. März 2011
Sinnlichkeit, Gemüt, Vernunft und Seinssinn in der aktuellen Architektur
Sinnlichkeit, Gemüt, Vernunft und Seinssinn waren als Verbindungen definiert worden, zwischen Wahrnehmung und Tat, Stimmung und Haltung, Gegenstand und Begriff und zwischen Not und Vertrauen, mit der innewohnenden Aufgabe, die richtige Antwort auf die vorliegende Situation zu finden, wobei sich die Richtigkeit in den ersten drei Fällen aus einer zugehörigen Form des Gefallens ergibt und im letzten Fall aus einer Zusammenfassung dieser drei Formen.
In der jetzigen Architektur wirken diese Definitionen und Behauptungen sehr krumm, wobei es wenigstens jene Verbindungen gibt. Aber sind sie so, wie sie sind, auch nur sinnvoll?
Gehen wir es mal anders an. Die Gesinnungen sollten sich als unterschiedliche Schwerpunkte der Besorgtheit zeigen. Und sie sollten menschlich sein, also auf Vernunft beruhen. Also wäre der Materialist um seine Erfahrung besorgt, wie sie sich ihm durch Vernunft darstellt und ihm gefällt. Die Brücke zur Tat ergibt sich daraus, daß Taten Sprünge in andere Erfahrungen sind. Der Held wäre hingegen nicht direkt um seine Erfahrung besorgt, sondern um seine Haltung zu ihr und allgemeiner zur Sinnlichkeit, wie sie sich ihm durch Vernunft darstellt und ihm gefällt. Und der Philosoph wäre um seine Darstellung der Gewahrung durch Vernunft, wie sie sich ihm durch Vernunft darstellt und ihm gefällt, besorgt.
Die Darstellung der Gewahrung durch Vernunft ist, wie gesagt, eine Haltung und resultiert also in einer Stimmung. Sie ist indes keine Haltung zur Sinnlichkeit, sondern zum Assoziationsgeflecht der Begrifflichkeit, welches durch Verstand und Vernunft entsteht. Durch Verstand alleine entstehen lediglich Assoziationen von Eindrücken, welche allerdings selten gesondert betrachtet werden (ausgenommen von der modernen Psychologie) und zwar eine Stimmung erzeugen, aber keine spezielle Sorge um sie, da niemand gerne traumatisiert ist, mit anderen Worten hier lediglich für die eigene Gesundheit Sorge getragen wird, ohne daß es in diesem Bereich so etwas wie eine positive Leistung gäbe. Gäbe es nur Philosophie und keine Mathematik, könnte man, wenn man boshaft wäre, das selbe freilich auch von der Begrifflichkeit sagen. Dann wäre es allerdings erstaunlich, daß die Massen in diesem Punkt schwerkrank wären.
Der Grund für die drei Gesinnungen besteht also im wesentlichen aus dem Vorhandensein der Haltung, durchaus meiner anfänglichen Darstellung entsprechend, wenngleich ich damals die Dinge unzulässig vereinfacht hatte.
Der geistige Horizont ergibt sich aus der Beschäftigung mit den Zusammenhängen, welche ja für Gemüt und Vernunft mit den obigen Verbindungen mehr oder weniger übereinstimmen und, wenn man großzügig ist, für die Sinnlichkeit auch. Natürlich ist all dies auch ein stückweit vage geblieben und mußte zu allen Zeiten geeignet gedeutet werden, wobei ich aber denke, daß diese letzte Darstellung jetzt doch einigermaßen eindeutig ist.
Die Verbindung zwischen Vertrauen und Not wurde ja bereits in den letzten beiden Beiträgen gesondert behandelt und ist natürlich weitgehend unverändert übernommen worden.
In der jetzigen Architektur wirken diese Definitionen und Behauptungen sehr krumm, wobei es wenigstens jene Verbindungen gibt. Aber sind sie so, wie sie sind, auch nur sinnvoll?
Gehen wir es mal anders an. Die Gesinnungen sollten sich als unterschiedliche Schwerpunkte der Besorgtheit zeigen. Und sie sollten menschlich sein, also auf Vernunft beruhen. Also wäre der Materialist um seine Erfahrung besorgt, wie sie sich ihm durch Vernunft darstellt und ihm gefällt. Die Brücke zur Tat ergibt sich daraus, daß Taten Sprünge in andere Erfahrungen sind. Der Held wäre hingegen nicht direkt um seine Erfahrung besorgt, sondern um seine Haltung zu ihr und allgemeiner zur Sinnlichkeit, wie sie sich ihm durch Vernunft darstellt und ihm gefällt. Und der Philosoph wäre um seine Darstellung der Gewahrung durch Vernunft, wie sie sich ihm durch Vernunft darstellt und ihm gefällt, besorgt.
Die Darstellung der Gewahrung durch Vernunft ist, wie gesagt, eine Haltung und resultiert also in einer Stimmung. Sie ist indes keine Haltung zur Sinnlichkeit, sondern zum Assoziationsgeflecht der Begrifflichkeit, welches durch Verstand und Vernunft entsteht. Durch Verstand alleine entstehen lediglich Assoziationen von Eindrücken, welche allerdings selten gesondert betrachtet werden (ausgenommen von der modernen Psychologie) und zwar eine Stimmung erzeugen, aber keine spezielle Sorge um sie, da niemand gerne traumatisiert ist, mit anderen Worten hier lediglich für die eigene Gesundheit Sorge getragen wird, ohne daß es in diesem Bereich so etwas wie eine positive Leistung gäbe. Gäbe es nur Philosophie und keine Mathematik, könnte man, wenn man boshaft wäre, das selbe freilich auch von der Begrifflichkeit sagen. Dann wäre es allerdings erstaunlich, daß die Massen in diesem Punkt schwerkrank wären.
Der Grund für die drei Gesinnungen besteht also im wesentlichen aus dem Vorhandensein der Haltung, durchaus meiner anfänglichen Darstellung entsprechend, wenngleich ich damals die Dinge unzulässig vereinfacht hatte.
Der geistige Horizont ergibt sich aus der Beschäftigung mit den Zusammenhängen, welche ja für Gemüt und Vernunft mit den obigen Verbindungen mehr oder weniger übereinstimmen und, wenn man großzügig ist, für die Sinnlichkeit auch. Natürlich ist all dies auch ein stückweit vage geblieben und mußte zu allen Zeiten geeignet gedeutet werden, wobei ich aber denke, daß diese letzte Darstellung jetzt doch einigermaßen eindeutig ist.
Die Verbindung zwischen Vertrauen und Not wurde ja bereits in den letzten beiden Beiträgen gesondert behandelt und ist natürlich weitgehend unverändert übernommen worden.
Labels: 02, formalisierung, wahrnehmungen, φιλοσοφία
Nochmals zur Architektur des Bewußtseins
Ich werde im folgenden versuchen, Bezeichnungen mit doppelter Bedeutung zu vermeiden.
Bewußtsein ist zunächst die Gewahrung dreier Dinge, welche erst durch eine Erweiterung seiner unterschieden werden, Erfahrung, Besorgtheit und Gefallen.
Die Besorgtheit ist eine Funktion der Erfahrung und des Gefallens, sowie des vorherigen Vertrauens aller existierenden Bewußtseine und Gottes Willens, sowohl als Moderator des letzteren als auch als eigenständige Instanz. Es ist dies der natürliche Zustand, daß die Sorgen in einen hineinströmen und man dadurch, daß man vertraut, Sorgen der Besorgtheit anderer beisteuert. Dabei ist die Besorgtheit ein Reservoir von Handlungsimpulsen, aus dem man schöpft, wobei Vertrauen eben ein Abtreten einer dieser Sorgen ist.
Das Gefallen wiederum ist eine Funktion der ersten beiden Teile, insbesondere ist Seinsangst die Antwort auf fehlende Sorgen. Wie sich die gegenseitige Abhängigkeit von Gefallen und Sorge genau auflöst, läßt sich schwer beantworten. Nahe läge zu vermuten, daß einer der beiden Teile der vorherigen Gewahrung hinterherhinkt, und es gibt auch eine Beobachtung, welche das Hinterherhinken des Gefallens zu beweisen scheint, nämlich die vorsätzliche Änderung der eigenen Stimmung durch Vorstellung einer anderen, welches zunächst gelingt, dann aber zu einer Abwehrreaktion, einem Mißfallen dieses Vorstellens führt. Die Antwort auf dieses Problem ist indessen nicht von allzu großer Bedeutung, so daß ich mir darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen werde.
In diesen immer gleichen Mechanismus des Bewußtseins sind unterschiedliche Schichten eingetaucht. Wie gesagt, im einfachsten Falle, wenn Gewahrung reine Sinnlichkeit ist, ist nichts vom Vorigen von einander unterschieden, und alles ist bloß gewahrte Bewegung.
Kommt Verstand hinzu, so wird die Sinnlichkeit gegliedert und die Gewahrung um diese Gliederung erweitert. Dieses ist auch bei Tieren so. Das Gefallen an dieser Gliederung besteht aus den eigentlichen Emotionen, und das Vertrauen unter dieser Gliederung besteht aus Kommunikationen unter dieser Gliederung.
Kommt wie beim Menschen Vernunft hinzu, so wird die letztere Gliederung selbst wieder durch das Tripel zweier Gegenstände und eines Verhältnisses gegliedert und die Gewahrung um diese Gliederung erweitert. Das Gefallen an dieser Gliederung besteht aus den Stimmungen, und das Vertrauen unter dieser Gliederung besteht wieder aus Kommunikationen unter dieser Gliederung, wobei allerdings Gott hier aktiv als Übersetzer in Erscheinung tritt.
Es bleibt noch über Haltungen zu sprechen. Eine Haltung ist nichts weiter als eine willkürliche Assoziation, in welcher man sich als handelndes Subjekt zu gewissen Verhaltensweisen setzt, also daß man von sich sagt, daß man sich auf eine bestimmte Weise verhalte. Die Bezeichnung eines Begriffs, ist ein Spezialfall dessen. Beides findet in der Vernunft statt und wird durch Stimmungen gespiegelt, wobei die Ordnung der Begriffe zu Klarheit führt, nach welcher der Philosoph strebt.
Haltungen werden aber nicht zwangsläufig befolgt, vielmehr ist das Befolgen der eigenen Haltungen selbst eine Sorge, welche Teil der eigenen Besorgheit sein mag oder auch nicht, meistens natürlich graduell für die einzelnen Sorgen verschieden irgendwo dazwischen liegt.
Bewußtsein ist zunächst die Gewahrung dreier Dinge, welche erst durch eine Erweiterung seiner unterschieden werden, Erfahrung, Besorgtheit und Gefallen.
Die Besorgtheit ist eine Funktion der Erfahrung und des Gefallens, sowie des vorherigen Vertrauens aller existierenden Bewußtseine und Gottes Willens, sowohl als Moderator des letzteren als auch als eigenständige Instanz. Es ist dies der natürliche Zustand, daß die Sorgen in einen hineinströmen und man dadurch, daß man vertraut, Sorgen der Besorgtheit anderer beisteuert. Dabei ist die Besorgtheit ein Reservoir von Handlungsimpulsen, aus dem man schöpft, wobei Vertrauen eben ein Abtreten einer dieser Sorgen ist.
Das Gefallen wiederum ist eine Funktion der ersten beiden Teile, insbesondere ist Seinsangst die Antwort auf fehlende Sorgen. Wie sich die gegenseitige Abhängigkeit von Gefallen und Sorge genau auflöst, läßt sich schwer beantworten. Nahe läge zu vermuten, daß einer der beiden Teile der vorherigen Gewahrung hinterherhinkt, und es gibt auch eine Beobachtung, welche das Hinterherhinken des Gefallens zu beweisen scheint, nämlich die vorsätzliche Änderung der eigenen Stimmung durch Vorstellung einer anderen, welches zunächst gelingt, dann aber zu einer Abwehrreaktion, einem Mißfallen dieses Vorstellens führt. Die Antwort auf dieses Problem ist indessen nicht von allzu großer Bedeutung, so daß ich mir darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen werde.
In diesen immer gleichen Mechanismus des Bewußtseins sind unterschiedliche Schichten eingetaucht. Wie gesagt, im einfachsten Falle, wenn Gewahrung reine Sinnlichkeit ist, ist nichts vom Vorigen von einander unterschieden, und alles ist bloß gewahrte Bewegung.
Kommt Verstand hinzu, so wird die Sinnlichkeit gegliedert und die Gewahrung um diese Gliederung erweitert. Dieses ist auch bei Tieren so. Das Gefallen an dieser Gliederung besteht aus den eigentlichen Emotionen, und das Vertrauen unter dieser Gliederung besteht aus Kommunikationen unter dieser Gliederung.
Kommt wie beim Menschen Vernunft hinzu, so wird die letztere Gliederung selbst wieder durch das Tripel zweier Gegenstände und eines Verhältnisses gegliedert und die Gewahrung um diese Gliederung erweitert. Das Gefallen an dieser Gliederung besteht aus den Stimmungen, und das Vertrauen unter dieser Gliederung besteht wieder aus Kommunikationen unter dieser Gliederung, wobei allerdings Gott hier aktiv als Übersetzer in Erscheinung tritt.
Es bleibt noch über Haltungen zu sprechen. Eine Haltung ist nichts weiter als eine willkürliche Assoziation, in welcher man sich als handelndes Subjekt zu gewissen Verhaltensweisen setzt, also daß man von sich sagt, daß man sich auf eine bestimmte Weise verhalte. Die Bezeichnung eines Begriffs, ist ein Spezialfall dessen. Beides findet in der Vernunft statt und wird durch Stimmungen gespiegelt, wobei die Ordnung der Begriffe zu Klarheit führt, nach welcher der Philosoph strebt.
Haltungen werden aber nicht zwangsläufig befolgt, vielmehr ist das Befolgen der eigenen Haltungen selbst eine Sorge, welche Teil der eigenen Besorgheit sein mag oder auch nicht, meistens natürlich graduell für die einzelnen Sorgen verschieden irgendwo dazwischen liegt.
Labels: 02, formalisierung, metaphysik, wahrnehmungen, ἰδέα, φιλοσοφία
26. März 2011
Leere und Fülle
Daß, wenn man sich auf die Gänze seines Bewußtseins besinnt, dort ein Abgrund erkennbar wird, kann man so natürlich nicht sagen. Er wird sichtbar, wenn man leer ist.
Jemand kommentierte dieses Video mit der Aussage, daß es voller Angst sei. Ist das so?
Ich würde es verneinen. Gezeigt wird die ursprüngliche menschliche Haltung und wie alles ihr gemäß, alles Ausdruck ihrer ist. Was immer all das stimmt, es stimmt auch uns. Und wer gestimmt ist, der ist voll, wobei wirklicher Friede voraussetzt, daß man auch zurückgibt, seine eigene Stimme findet.
Man ist aber nicht immer voll, alleine schon weil man schläft. Jugendliche wollen leer sein, und sind es auch. Es entspringt dem Hang zum Triumphalismus des Lebens, daß neue Herrlichkeit stets inmitten von Ruinen ersteht. Das ist im Urwald so, und in den Herzen der Menschen eben auch.
Wenn allerdings einer voll ist, so sieht er da keinen Abgrund, sondern sein ganzes Selbst, wie es allem entspringt und in alles zurückfließt.
Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna, Krishna, Hare, Hare.
Hare Rama, Hare Rama, Rama, Rama, Hare, Hare.
Jemand kommentierte dieses Video mit der Aussage, daß es voller Angst sei. Ist das so?
Ich würde es verneinen. Gezeigt wird die ursprüngliche menschliche Haltung und wie alles ihr gemäß, alles Ausdruck ihrer ist. Was immer all das stimmt, es stimmt auch uns. Und wer gestimmt ist, der ist voll, wobei wirklicher Friede voraussetzt, daß man auch zurückgibt, seine eigene Stimme findet.
Man ist aber nicht immer voll, alleine schon weil man schläft. Jugendliche wollen leer sein, und sind es auch. Es entspringt dem Hang zum Triumphalismus des Lebens, daß neue Herrlichkeit stets inmitten von Ruinen ersteht. Das ist im Urwald so, und in den Herzen der Menschen eben auch.
Wenn allerdings einer voll ist, so sieht er da keinen Abgrund, sondern sein ganzes Selbst, wie es allem entspringt und in alles zurückfließt.
Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna, Krishna, Hare, Hare.
Hare Rama, Hare Rama, Rama, Rama, Hare, Hare.
Labels: 02, metaphysik, psychologie, rezension, ἰδέα, φιλοσοφία
24. März 2011
Einige, wohl notwendige, Klarstellungen zum gestrigen Beitrag
Die Wesensgleichheit zwischen Handlungen und Vertrauen sollte nicht dahin gehend verstanden werden, daß es sich um Äußerungen desselben Organs handelt. Gemeint ist lediglich eine Gleichheit des Auftretens in unserem Bewußtsein. Also, was ich vom Vertrauen schrieb, daß es eine Antwort auf unser Leiden an unserer Wahrnehmung ist, das gilt so auch von den Handlungen. Beides sind Sprünge aus der Not.
Wir können uns darauf bescheiden, sinnlich zu sein, die Reflexionen des Lichts auf der Wasseroberfläche spielen zu sehen, eine Weile, bis die Lichtlachen, welche wir anfangs auffaßten, vorübergezogen sind oder sich rekombiniert haben. Unser Bewußtsein macht dann keinen Gebrauch von unserem Verstand und keine Handlung findet statt, denn die Handlung ist eine Verstandesäußerung. (Freilich arbeitet der Verstand auch dann autonom weiter vor sich hin, in sofern er die Auffassung der einzelnen Lichtlachen aktualisiert.)
Selbst in diesem Zustand können wir indes vertrauen, allerdings nicht auf eine Weise, welche auf den Verstand bezug nimmt. Und um das hier ganz klar zu sagen, ohne Verstand gibt es kein Bewußtsein eines Sprunges, keine Grenze zwischen den Wahrnehmungen, vielmehr wächst eine Wahrnehmung, bis sich schließlich doch wieder der Verstand einschaltet oder sie beginnt, sich örtlich zu verlieren.
Es kann aber Willen, also Leiden, und anknüpfendes Vertrauen in diesem Zustand geben. Leiden ist sehr melodramatisch gesagt, zumeist kann man's nicht wirklich so nennen, aber es verdeutlicht den Zusammenhang zum Vertrauen halt sehr schön. Wobei der explizit natürlich durch Ohnmacht gegeben ist. Und da stellt sich die Frage, ob es neben der Handlung, welche ja des Verstandes bedarf, noch eine andere Form der Macht gibt. Oder ist alles Organische, Sinnliche stets auf Vertrauen angewiesen? Die Frage wird leichter zu beantworten, wenn man sich besäuft, denn in dem sich dann vollziehenden organischen Versagen wird es klarer erkennbar. (Ich habe gerade ein Déjà vu, das zweite heute..., wahrscheinlich habe ich mich schonmal hierzu geäußert, schlimm wäre das natürlich nicht.) Nun, die Antwort muß notwendig unbefriedigend bleiben, es gibt dort erkennbare Anstrengungen, bestimmte Formen zu bilden, doch stecken wir in diesen Anstrengungen nunmal nicht drin, wie es bei den Äußerungen unseres Verstandes der Fall ist, es bleibt also Spekulation, ob dabei stets Vertrauen eine Rolle spielt oder nicht. Allerdings, wenn etwas autonom in unserem Bewußtsein abläuft, dann müssen wir, um es gut einzubinden, auf höherer Ebene darauf vertrauen. Das gilt insbesondere für unsere Vorstellung und damit für unsere malerische Begabung, nun, bezogen auf Stimmungen gilt es natürlich ebenso für unsere kompositorische Begabung. Aber, interessanterweise, werden Dinge, die zuvor autonom abliefen, wenn man betrunken ist, abhängig von bewußter Konzentration auf sie. (Die Gedankenführung hier sieht wahrscheinlich besoffener aus, als sie es ist. Nichts für ungut, an dieser Stelle ist eben Schluß, bewußte Konzentration ist ja nicht das eigentlich Interessante, sondern lediglich der letzte Schritt davor.)
Im Sinnlichen bleiben wir also am besten undifferenziert. Es kommt zu Anstrengungen. Manchmal sind diese transzendent, das läßt sich durch Experimente erschließen. Wie es um sie gewöhnlich bestellt ist, dafür fehlt uns schlicht der Begriff.
Lassen wir aber das Sinnliche hinter uns und ziehen unseren Verstand hinzu, dann sind wir uns des zwischenzeitlichen Abgrunds nur zu bewußt, welcher vor unseren Handlungen klafft.
Es sind dies die Angst und das Nichts, von denen Heidegger spricht. Die Angst entspringt dabei daraus, in diesem Bewußtsein keinen Anhaltspunkt für die nächste Handlung zu haben, denn so ist es, wenn wir uns auf unser Sein in der Zeit als Ganzes konzentrieren, unser Wesen wird von unserer Phantasie vor uns ausgebreitet, aber alles bleibt zu dunkel, als daß es uns anleiten könnte. Natürlich besteht der nächste Schritt dann immer darin, sich auf einen Teil dieses Ganzen zu konzentrieren, und sobald das geschieht, gibt es wieder Anleitung genug. Diese Teile sind aber Vertrauen, Verstand, Gemüt und Sinnlichkeit, wobei letztere normalerweise nicht ohne Verstand wahrgenommen wird, sondern nur, wenn man explizit das Bewußtsein der Innerzeitlichkeit unterdrückt. Bei den anderen Teilen geht dieses nicht, denn sie sind, in dieser Form (das betrifft das Vertrauen, welches ansonsten ohne Bewußtsein seiner stattfindet), allesamt Verstandesäußerungen, wobei allerdings beim Gemüt nicht recht von Innerzeitlichkeit die Rede sein kann, da bleibt man beim Leiden an einem bestimmten Eindruck stehen, wenn man nicht gerade der Phantasie folgt, und beim Vertrauen vielleicht auch eher von Überzeitlichkeit die Rede sein sollte, denn der Sprung geht ja quer zur Zeit.
Der tiefere Grund für den vorigen Umstand ist natürlich, daß unser Wille in diesen Teilen steckt.
Die vorige Erklärung ist im Hinblick auf das Gemüt verwirrend. Wir erfassen unsere Willensäußerungen in unserem Gemüt, es sei denn, sie wären rein sinnlich, also Anstrengungen. Da es aber so viele Erfahrungen und Ideen gibt, auf welche unser Wille reagiert, wenn man sie ihm zuführt, macht es eben Sinn, sich auf sein Gemüt zu konzentrieren, in welchem alle Anhaltspunkte von Interesse von der Phantasie aufbereitet werden. Dies funktioniert natürlich nur deshalb, weil unsere Phantasie unseren Willen kennt.
Im sinnlichen Bereich ergibt der letzte Gedanke überhaupt keinen Sinn, da die Sinnlichkeit selber das Produkt der Anstrengungen ist, und allenfalls gefragt werden könnte, welchen Bereichen der eigenen Sinnlichkeit der eigene Wille wohl gerne zum Bewußtsein verhülfe, was aber für die eigentliche Sinnlichkeit deswegen nie gefragt wird, weil der Wille, sofern er rein sinnlich ist, gerne die gesamte Sinnlichkeit zum Bewußtsein brächte.
Der Unterschied zwischen der Besinnung auf das Gemüt und der Besinnung auf die Sinnlichkeit besteht darin, daß in letzterer der Wille nicht reflektiert wird, sondern direkt auf ihrer Grundlage wirkt. Man könnte auch sagen, daß im Gemüt alle unaufgelösten Emotionen gespeichert werden.
Post scriptum vom 25.3.1011. Natürlich handelt es sich bei der Besinnung auf das Vertrauen auch um eine Besinnung auf etwas, das sonst schlicht nebenher läuft. Ich denke, ich habe mit dem Vorigen Sinn und Zweck der Besinnung auf das Gemüt gut getroffen, also Fehler des ersten Durchgangs auszubügeln, doch das Vertrauen verhält sich nicht analog dazu. Und wo ich gerade dabei bin, die Besinnung auf den Verstand erlaubt natürlich den systematischen Ausbau von Begriffen, nicht daß ich morgen noch ein Post Scriptum anfüge. Beim Vertrauen allerdings geht es um etwas ganz anderes, nämlich um die Begrenzung, also Überwindung, diesseitiger Ambitionen. Es erlaubt eine objektive Sicht auf die Existenz als Ganzes, befreit von den Ängsten des zwingenden Geistes, also eine objektive Wahl zwischen Haß und Liebe.
Wir können uns darauf bescheiden, sinnlich zu sein, die Reflexionen des Lichts auf der Wasseroberfläche spielen zu sehen, eine Weile, bis die Lichtlachen, welche wir anfangs auffaßten, vorübergezogen sind oder sich rekombiniert haben. Unser Bewußtsein macht dann keinen Gebrauch von unserem Verstand und keine Handlung findet statt, denn die Handlung ist eine Verstandesäußerung. (Freilich arbeitet der Verstand auch dann autonom weiter vor sich hin, in sofern er die Auffassung der einzelnen Lichtlachen aktualisiert.)
Selbst in diesem Zustand können wir indes vertrauen, allerdings nicht auf eine Weise, welche auf den Verstand bezug nimmt. Und um das hier ganz klar zu sagen, ohne Verstand gibt es kein Bewußtsein eines Sprunges, keine Grenze zwischen den Wahrnehmungen, vielmehr wächst eine Wahrnehmung, bis sich schließlich doch wieder der Verstand einschaltet oder sie beginnt, sich örtlich zu verlieren.
Es kann aber Willen, also Leiden, und anknüpfendes Vertrauen in diesem Zustand geben. Leiden ist sehr melodramatisch gesagt, zumeist kann man's nicht wirklich so nennen, aber es verdeutlicht den Zusammenhang zum Vertrauen halt sehr schön. Wobei der explizit natürlich durch Ohnmacht gegeben ist. Und da stellt sich die Frage, ob es neben der Handlung, welche ja des Verstandes bedarf, noch eine andere Form der Macht gibt. Oder ist alles Organische, Sinnliche stets auf Vertrauen angewiesen? Die Frage wird leichter zu beantworten, wenn man sich besäuft, denn in dem sich dann vollziehenden organischen Versagen wird es klarer erkennbar. (Ich habe gerade ein Déjà vu, das zweite heute..., wahrscheinlich habe ich mich schonmal hierzu geäußert, schlimm wäre das natürlich nicht.) Nun, die Antwort muß notwendig unbefriedigend bleiben, es gibt dort erkennbare Anstrengungen, bestimmte Formen zu bilden, doch stecken wir in diesen Anstrengungen nunmal nicht drin, wie es bei den Äußerungen unseres Verstandes der Fall ist, es bleibt also Spekulation, ob dabei stets Vertrauen eine Rolle spielt oder nicht. Allerdings, wenn etwas autonom in unserem Bewußtsein abläuft, dann müssen wir, um es gut einzubinden, auf höherer Ebene darauf vertrauen. Das gilt insbesondere für unsere Vorstellung und damit für unsere malerische Begabung, nun, bezogen auf Stimmungen gilt es natürlich ebenso für unsere kompositorische Begabung. Aber, interessanterweise, werden Dinge, die zuvor autonom abliefen, wenn man betrunken ist, abhängig von bewußter Konzentration auf sie. (Die Gedankenführung hier sieht wahrscheinlich besoffener aus, als sie es ist. Nichts für ungut, an dieser Stelle ist eben Schluß, bewußte Konzentration ist ja nicht das eigentlich Interessante, sondern lediglich der letzte Schritt davor.)
Im Sinnlichen bleiben wir also am besten undifferenziert. Es kommt zu Anstrengungen. Manchmal sind diese transzendent, das läßt sich durch Experimente erschließen. Wie es um sie gewöhnlich bestellt ist, dafür fehlt uns schlicht der Begriff.
Lassen wir aber das Sinnliche hinter uns und ziehen unseren Verstand hinzu, dann sind wir uns des zwischenzeitlichen Abgrunds nur zu bewußt, welcher vor unseren Handlungen klafft.
Es sind dies die Angst und das Nichts, von denen Heidegger spricht. Die Angst entspringt dabei daraus, in diesem Bewußtsein keinen Anhaltspunkt für die nächste Handlung zu haben, denn so ist es, wenn wir uns auf unser Sein in der Zeit als Ganzes konzentrieren, unser Wesen wird von unserer Phantasie vor uns ausgebreitet, aber alles bleibt zu dunkel, als daß es uns anleiten könnte. Natürlich besteht der nächste Schritt dann immer darin, sich auf einen Teil dieses Ganzen zu konzentrieren, und sobald das geschieht, gibt es wieder Anleitung genug. Diese Teile sind aber Vertrauen, Verstand, Gemüt und Sinnlichkeit, wobei letztere normalerweise nicht ohne Verstand wahrgenommen wird, sondern nur, wenn man explizit das Bewußtsein der Innerzeitlichkeit unterdrückt. Bei den anderen Teilen geht dieses nicht, denn sie sind, in dieser Form (das betrifft das Vertrauen, welches ansonsten ohne Bewußtsein seiner stattfindet), allesamt Verstandesäußerungen, wobei allerdings beim Gemüt nicht recht von Innerzeitlichkeit die Rede sein kann, da bleibt man beim Leiden an einem bestimmten Eindruck stehen, wenn man nicht gerade der Phantasie folgt, und beim Vertrauen vielleicht auch eher von Überzeitlichkeit die Rede sein sollte, denn der Sprung geht ja quer zur Zeit.
Der tiefere Grund für den vorigen Umstand ist natürlich, daß unser Wille in diesen Teilen steckt.
Die vorige Erklärung ist im Hinblick auf das Gemüt verwirrend. Wir erfassen unsere Willensäußerungen in unserem Gemüt, es sei denn, sie wären rein sinnlich, also Anstrengungen. Da es aber so viele Erfahrungen und Ideen gibt, auf welche unser Wille reagiert, wenn man sie ihm zuführt, macht es eben Sinn, sich auf sein Gemüt zu konzentrieren, in welchem alle Anhaltspunkte von Interesse von der Phantasie aufbereitet werden. Dies funktioniert natürlich nur deshalb, weil unsere Phantasie unseren Willen kennt.
Im sinnlichen Bereich ergibt der letzte Gedanke überhaupt keinen Sinn, da die Sinnlichkeit selber das Produkt der Anstrengungen ist, und allenfalls gefragt werden könnte, welchen Bereichen der eigenen Sinnlichkeit der eigene Wille wohl gerne zum Bewußtsein verhülfe, was aber für die eigentliche Sinnlichkeit deswegen nie gefragt wird, weil der Wille, sofern er rein sinnlich ist, gerne die gesamte Sinnlichkeit zum Bewußtsein brächte.
Der Unterschied zwischen der Besinnung auf das Gemüt und der Besinnung auf die Sinnlichkeit besteht darin, daß in letzterer der Wille nicht reflektiert wird, sondern direkt auf ihrer Grundlage wirkt. Man könnte auch sagen, daß im Gemüt alle unaufgelösten Emotionen gespeichert werden.
Post scriptum vom 25.3.1011. Natürlich handelt es sich bei der Besinnung auf das Vertrauen auch um eine Besinnung auf etwas, das sonst schlicht nebenher läuft. Ich denke, ich habe mit dem Vorigen Sinn und Zweck der Besinnung auf das Gemüt gut getroffen, also Fehler des ersten Durchgangs auszubügeln, doch das Vertrauen verhält sich nicht analog dazu. Und wo ich gerade dabei bin, die Besinnung auf den Verstand erlaubt natürlich den systematischen Ausbau von Begriffen, nicht daß ich morgen noch ein Post Scriptum anfüge. Beim Vertrauen allerdings geht es um etwas ganz anderes, nämlich um die Begrenzung, also Überwindung, diesseitiger Ambitionen. Es erlaubt eine objektive Sicht auf die Existenz als Ganzes, befreit von den Ängsten des zwingenden Geistes, also eine objektive Wahl zwischen Haß und Liebe.
Labels: 02, wahrnehmungen, φιλοσοφία
23. März 2011
Handlungen (zum wiederholten Male)
Doch, es ist schon mehr als nur etwas verwunderlich, daß das, was die meisten Menschen für das Wichtigste überhaupt halten, kein eigenständiger Gegenstand in unserem Bewußtsein ist.
Wenn ich im Kopf 12 mal 17 ausrechne (was so natürlich nur funktioniert, wenn ich das große Einmaleins nicht parat habe), dann ergreife ich dabei nicht in mir selbst vorliegende Additions- und Multiplikationsroutinen.
Und wenn ich schnüffele, kann ich etwa nach einer bestimmten Geruchskomponente schnüffeln? Oder wenn ich spähe, kann ich, bevor ich eine Form als Ganzes aufgefaßt habe, nach der Farbe fragen, welche mir ein bestimmter Punkt auf der Netzhaut liefert?
Und auch wenn ich einen Finger bewege, ist es nicht anders, wenngleich das Skelett den Anschein dessen zu geben vermag. Man konzentriere sich nur auf seine Augenmuskeln. Alles ist Eindruck, Eindruck, der ist, und Eindruck, in welchen man hinüberspringt, dabei den Willen zum Sprung, die organische Anspannung vor ihm gewahrend.
Üblicherweise findet dieses Springen in einem Sprung statt, wenn man es aber sorgsam tut, springt man zunächst besinnend in die Gewahrung des gegenwärtigen Eindrucks, durch welche das Ziel eines Sprunges innerhalb dieser Eindrucksform vorstellbar wird, was dann der nächste Sprung sein mag oder auch nicht, aber selbst wenn nicht, so sind wir uns doch unterschwellig verschiedener Ziele bewußt, da unsere Phantasie zu einem gewissen Grade autonom agiert und es auch muß, um uns die Möglichkeit zu geben, aus den vorhandenen Möglichkeiten zu wählen. Wohl gemerkt, eine solche Wahl setzt voraus, daß man sich zunächst besinnt. Sie ist dabei auf zwei Weisen möglich, nämlich zum einen als Vorstellung und zum anderen als Tat, wobei die Vorstellung lediglich festhält, was die Phantasie vorgab, oder anders ausgedrückt einen dieser Phantasieeindrücke als ausgewählt bezeichnet, wodurch er referierbar wird. Die Vorstellung gibt dabei der autonom agierenden Phantasie eine genauere Richtung, welche entweder zu nützlicheren oder zu weniger nützlichen Phantasieeindrücken als den vorherigen führt. Im letzteren Falle würde die anfängliche Besinnung wiederholt.
Allerdings ist auch hier alles nur ein Hinüberspringen in einen Eindruck, daß man weiß, was Vorstellung ist, daß durch sie ein Referenzpunkt erzeugt wird, ändert nichts daran, daß dieses Vorstellen selbst nur wieder durch den Eindruck im Bewußtsein bekannt ist, welchen es erzeugt, also den Eindruck etwas aufzufassen, welcher letztlich nicht von den Eindrücken verschieden ist, etwas zu spüren, zu sehen oder zu riechen.
Unabhängig davon, ob ein Phantasieeindruck vorgestellt wird oder nicht, bleibt er selbstverständlich unterscheidbar vom gegenwärtigen Eindruck der selben Form. Dies beruht auf dem Bewußtsein des Wahrnehmens, naheliegender Weise, welches in Träumen allerdings nicht vorhanden ist, wodurch Träume auch gekennzeichnet sind. Wenn jemand träumt, so kann es vorkommen, daß er sich zwar seines Auffassens bewußt ist, seiner visuellen Wahrnehmung aber nicht, was ihm die Möglichkeit gibt, sich durch Besinnung auf seine visuelle - oder auch gleich auf seine volle - Wahrnehmung aufzuwecken.
Das Bewußtsein des Wahrnehmens des Wahrgenommenen ist dabei schlicht die natürliche Form, welche sich nicht anders denn als Wachheit bezeichnen läßt. Zugleich ist sie auch die Voraussetzung dafür, das eigene Gefallen vertrauend zu bewerten. Im Traum passiert das nicht, entsprechend werden wir von unserem Mißfallen im Traum erdrückt. Ebenfalls fehlt im Traum die Möglichkeit zu handeln.
Ich wage also an dieser Stelle zu behaupten, daß unsere Handlungen, jenes Hinüberspringen, wesensgleich ist dazu zu vertrauen. Streng genommen gibt es keine immanenten Akte. Sämtliche Akte verlassen den Bereich des uns Bewußten, der Unterschied besteht einzig darin, daß zu vertrauen sich auf etwas außerhalb unserer Eindrucksformen bezieht, mithin kein bloßer Sprung zurück in die Zeit ist, sondern die im wahrsten Sinne des Wortes zwischenzeitliche Transzendenz zur Verbindung nutzt.
Wenn ich im Kopf 12 mal 17 ausrechne (was so natürlich nur funktioniert, wenn ich das große Einmaleins nicht parat habe), dann ergreife ich dabei nicht in mir selbst vorliegende Additions- und Multiplikationsroutinen.
Und wenn ich schnüffele, kann ich etwa nach einer bestimmten Geruchskomponente schnüffeln? Oder wenn ich spähe, kann ich, bevor ich eine Form als Ganzes aufgefaßt habe, nach der Farbe fragen, welche mir ein bestimmter Punkt auf der Netzhaut liefert?
Und auch wenn ich einen Finger bewege, ist es nicht anders, wenngleich das Skelett den Anschein dessen zu geben vermag. Man konzentriere sich nur auf seine Augenmuskeln. Alles ist Eindruck, Eindruck, der ist, und Eindruck, in welchen man hinüberspringt, dabei den Willen zum Sprung, die organische Anspannung vor ihm gewahrend.
Üblicherweise findet dieses Springen in einem Sprung statt, wenn man es aber sorgsam tut, springt man zunächst besinnend in die Gewahrung des gegenwärtigen Eindrucks, durch welche das Ziel eines Sprunges innerhalb dieser Eindrucksform vorstellbar wird, was dann der nächste Sprung sein mag oder auch nicht, aber selbst wenn nicht, so sind wir uns doch unterschwellig verschiedener Ziele bewußt, da unsere Phantasie zu einem gewissen Grade autonom agiert und es auch muß, um uns die Möglichkeit zu geben, aus den vorhandenen Möglichkeiten zu wählen. Wohl gemerkt, eine solche Wahl setzt voraus, daß man sich zunächst besinnt. Sie ist dabei auf zwei Weisen möglich, nämlich zum einen als Vorstellung und zum anderen als Tat, wobei die Vorstellung lediglich festhält, was die Phantasie vorgab, oder anders ausgedrückt einen dieser Phantasieeindrücke als ausgewählt bezeichnet, wodurch er referierbar wird. Die Vorstellung gibt dabei der autonom agierenden Phantasie eine genauere Richtung, welche entweder zu nützlicheren oder zu weniger nützlichen Phantasieeindrücken als den vorherigen führt. Im letzteren Falle würde die anfängliche Besinnung wiederholt.
Allerdings ist auch hier alles nur ein Hinüberspringen in einen Eindruck, daß man weiß, was Vorstellung ist, daß durch sie ein Referenzpunkt erzeugt wird, ändert nichts daran, daß dieses Vorstellen selbst nur wieder durch den Eindruck im Bewußtsein bekannt ist, welchen es erzeugt, also den Eindruck etwas aufzufassen, welcher letztlich nicht von den Eindrücken verschieden ist, etwas zu spüren, zu sehen oder zu riechen.
Unabhängig davon, ob ein Phantasieeindruck vorgestellt wird oder nicht, bleibt er selbstverständlich unterscheidbar vom gegenwärtigen Eindruck der selben Form. Dies beruht auf dem Bewußtsein des Wahrnehmens, naheliegender Weise, welches in Träumen allerdings nicht vorhanden ist, wodurch Träume auch gekennzeichnet sind. Wenn jemand träumt, so kann es vorkommen, daß er sich zwar seines Auffassens bewußt ist, seiner visuellen Wahrnehmung aber nicht, was ihm die Möglichkeit gibt, sich durch Besinnung auf seine visuelle - oder auch gleich auf seine volle - Wahrnehmung aufzuwecken.
Das Bewußtsein des Wahrnehmens des Wahrgenommenen ist dabei schlicht die natürliche Form, welche sich nicht anders denn als Wachheit bezeichnen läßt. Zugleich ist sie auch die Voraussetzung dafür, das eigene Gefallen vertrauend zu bewerten. Im Traum passiert das nicht, entsprechend werden wir von unserem Mißfallen im Traum erdrückt. Ebenfalls fehlt im Traum die Möglichkeit zu handeln.
Ich wage also an dieser Stelle zu behaupten, daß unsere Handlungen, jenes Hinüberspringen, wesensgleich ist dazu zu vertrauen. Streng genommen gibt es keine immanenten Akte. Sämtliche Akte verlassen den Bereich des uns Bewußten, der Unterschied besteht einzig darin, daß zu vertrauen sich auf etwas außerhalb unserer Eindrucksformen bezieht, mithin kein bloßer Sprung zurück in die Zeit ist, sondern die im wahrsten Sinne des Wortes zwischenzeitliche Transzendenz zur Verbindung nutzt.
Labels: 02, wahrnehmungen, φιλοσοφία
22. März 2011
Parsifal
Es gibt schon beachtliche Konvergenzen im Denken Kants, Schopenhauers, Dostojewskis, Wagners, Tolstois und Tarkowskis. Ich denke, es ist sinnvoll, dies als eine wesentliche neuzeitliche Geistesströmung zu bezeichnen. Als Name böte sich Bewußtseinsrestauratismus an.
Übrigens, durchaus interessant, da ich nicht wußte, ob es Restaurismus oder Restauratismus heißen muß, habe ich beide Begriffe gegoogelt und dabei diesen SPIEGEL-Artikel gefunden. Paßt sehr schön zu geistigen Strömungen, und deutlicher hätte der SPIEGEL auch nicht sagen können, daß er marxistisch ist. Mich irritierte dbzgl. lange Zeit seine unterschwellig psychologische Unterstützung nationalsozialistischer Sichtweisen, doch erklärt sich dies wohl aus der Notwendigkeit, im Leser einen (gelenkten) Prozeß innerer Auseinandersetzung im Gang zu halten.
Ich denke freilich nicht, daß diese Strömung bisher auch nur in der Theorie einen ausreichenden Entwicklungsstand erreicht hat, bemühe mich indessen natürlich genau hier Abhilfe zu verschaffen, muß aber andererseits einräumen, daß sie bereits überragende Kunstwerke hervorgebracht hat, die größten wahrscheinlich Parsifal von Wagner und Stalker von Tarkowski.
Stalker verdeutlicht das Wesen der Transzendenz als Vertrauen und unterstreicht zugleich die Bedeutung persönlicher Reife. Dies ist absolut zutreffend dargestellt, in dem Punkt gibt es auch theoretisch nichts zu kritisieren, doch ist das eben nur eine punktuelle Betrachtung.
Parsifal andererseits ist eine interessante Weiterentwicklung der Gedanken, welche Wagner in Erkenne dich selbst (die Schrift steht auf dem Index, entsprechend hier die englische Übersetzung) geäußert hat. An der Rolle der Juden als ewige Versucher hat Wagner freilich nichts geändert, auch nicht an der Notwendigkeit, ihnen zu widerstehen, noch an der sich daraus ergebenden Folge, daß sie dann schließlich ihr Judentum aufgeben werden (Kundrys Taufe), aber es ist doch bemerkenswert, daß Kundry in Parsifal nur auf Geheiß eines Eunuchen tätig wird. Bisher habe ich Klingsor allerdings noch nicht mit Bischofsstab in der Hand gesehen. Das wäre allerdings eine schöne Inszenierung, Bindung durch Sündhaftigkeit.
Es ist dies eine tiefe Einsicht Wagners, zu der ich ja vor kurzem unabhängig von ihm, Hitlers geschichtliche Bedeutung bedenkend, auch gekommen bin. Daß Hitler sich bei der Zerstörung Wagners Kernanliegen auf dessen Spuren wähnte, ist natürlich wieder einmal eine böse geschichtliche Ironie, dieses Mal indes nicht Folge eines Versagens des Wagnerschen Erklärungsansatzes der Realität, sondern Folge einer mangelnden Bereitschaft, sich auf ihn einzulassen, welche sich auch schon zu Wagners Lebzeiten zeigte, als man ihm vorwarf, die Uraufführung von Parsifal von Hermann Levi dirigieren zu lassen.
Parsifal gibt also ein sehr klares Bild von der geschichtlichen Situation, in welcher sich der Bewußtseinsrestauratismus vollziehen muß, und den konkreten Herausforderungen, welchen er gegenüber steht. Darüberhinaus ist in der Figur des Narren die Grundhaltung vorgezeichnet, mit welcher sich dieses nur bewerkstelligen läßt.
Dieses sind sehr wertvolle Betrachtungen, welche freilich nicht sagen, worin Bewußtseinsrestauration eigentlich besteht. Natürlich, eingedenk Wagners Hintergrund, ist es klar, daß sie für Wagner selbst im Werk Schopenhauers bestand.
Man sollte sich, denke ich, nicht von den unerfreulichen Wendungen auf dem bisherigen Weg entmutigen lassen. Letztlich kann man für die eigene Ohnmacht und den damit einhergehenden Mißbrauch durch Mächtige nichts. Es bedarf eines Bewußtseins für die Länge des Weges, für die gegenwärtige Situation und auch einer gewissen Flexibilität, um sich nicht an unnützer Stelle zu verschleißen.
Übrigens, durchaus interessant, da ich nicht wußte, ob es Restaurismus oder Restauratismus heißen muß, habe ich beide Begriffe gegoogelt und dabei diesen SPIEGEL-Artikel gefunden. Paßt sehr schön zu geistigen Strömungen, und deutlicher hätte der SPIEGEL auch nicht sagen können, daß er marxistisch ist. Mich irritierte dbzgl. lange Zeit seine unterschwellig psychologische Unterstützung nationalsozialistischer Sichtweisen, doch erklärt sich dies wohl aus der Notwendigkeit, im Leser einen (gelenkten) Prozeß innerer Auseinandersetzung im Gang zu halten.
Ich denke freilich nicht, daß diese Strömung bisher auch nur in der Theorie einen ausreichenden Entwicklungsstand erreicht hat, bemühe mich indessen natürlich genau hier Abhilfe zu verschaffen, muß aber andererseits einräumen, daß sie bereits überragende Kunstwerke hervorgebracht hat, die größten wahrscheinlich Parsifal von Wagner und Stalker von Tarkowski.
Stalker verdeutlicht das Wesen der Transzendenz als Vertrauen und unterstreicht zugleich die Bedeutung persönlicher Reife. Dies ist absolut zutreffend dargestellt, in dem Punkt gibt es auch theoretisch nichts zu kritisieren, doch ist das eben nur eine punktuelle Betrachtung.
Parsifal andererseits ist eine interessante Weiterentwicklung der Gedanken, welche Wagner in Erkenne dich selbst (die Schrift steht auf dem Index, entsprechend hier die englische Übersetzung) geäußert hat. An der Rolle der Juden als ewige Versucher hat Wagner freilich nichts geändert, auch nicht an der Notwendigkeit, ihnen zu widerstehen, noch an der sich daraus ergebenden Folge, daß sie dann schließlich ihr Judentum aufgeben werden (Kundrys Taufe), aber es ist doch bemerkenswert, daß Kundry in Parsifal nur auf Geheiß eines Eunuchen tätig wird. Bisher habe ich Klingsor allerdings noch nicht mit Bischofsstab in der Hand gesehen. Das wäre allerdings eine schöne Inszenierung, Bindung durch Sündhaftigkeit.
Es ist dies eine tiefe Einsicht Wagners, zu der ich ja vor kurzem unabhängig von ihm, Hitlers geschichtliche Bedeutung bedenkend, auch gekommen bin. Daß Hitler sich bei der Zerstörung Wagners Kernanliegen auf dessen Spuren wähnte, ist natürlich wieder einmal eine böse geschichtliche Ironie, dieses Mal indes nicht Folge eines Versagens des Wagnerschen Erklärungsansatzes der Realität, sondern Folge einer mangelnden Bereitschaft, sich auf ihn einzulassen, welche sich auch schon zu Wagners Lebzeiten zeigte, als man ihm vorwarf, die Uraufführung von Parsifal von Hermann Levi dirigieren zu lassen.
Parsifal gibt also ein sehr klares Bild von der geschichtlichen Situation, in welcher sich der Bewußtseinsrestauratismus vollziehen muß, und den konkreten Herausforderungen, welchen er gegenüber steht. Darüberhinaus ist in der Figur des Narren die Grundhaltung vorgezeichnet, mit welcher sich dieses nur bewerkstelligen läßt.
Dieses sind sehr wertvolle Betrachtungen, welche freilich nicht sagen, worin Bewußtseinsrestauration eigentlich besteht. Natürlich, eingedenk Wagners Hintergrund, ist es klar, daß sie für Wagner selbst im Werk Schopenhauers bestand.
Man sollte sich, denke ich, nicht von den unerfreulichen Wendungen auf dem bisherigen Weg entmutigen lassen. Letztlich kann man für die eigene Ohnmacht und den damit einhergehenden Mißbrauch durch Mächtige nichts. Es bedarf eines Bewußtseins für die Länge des Weges, für die gegenwärtige Situation und auch einer gewissen Flexibilität, um sich nicht an unnützer Stelle zu verschleißen.
15. März 2011
Zur grundlegenden Architektur
Ich habe zuletzt Sinnlichkeit, Gemüt, Vernunft (die vorherige Verwendung des Wortes Verstand hierfür ist höchst unvorteilhaft, siehe unten) und Vertrauen als separate Teile behandelt, was aber so, wenn man sich mit der Beschaffenheit des Bewußtseins beschäftigt, nicht stimmt.
Sinnlichkeit ist die frühere Anschauung. In ihr ist alles enthalten. Sie liefert einen Zustand, welcher wiederum in ihr selbst bewegt erscheint. Die Bewegung begleitet unser Wollen, ein Streben hin zu einer angenehmeren Form, welches doch keine andere Möglichkeit eröffnet als an dieser Bewegung leidend, wenn wir nämlich ohnmächtig sind, uns anderen Mächten anzuvertrauen.
Es gibt keine Sinnlichkeit ohne Vertrauen und kein Vertrauen ohne Sinnlichkeit. Diese beiden bilden zusammen in ihrer vorstehenden Beziehung die einfachste Form von Bewußtsein.
Das Gemüt ist eine Erweiterung der Sinnlichkeit innerhalb der Sinnlichkeit, deren Zuständigkeitsbereich aus den durch einen Verstand im Schopenhauerschen Sinne zum Zwecke der Analyse der Sinnlichkeit gebildeten Verhältnissen besteht. Wo Vernunft fehlt, richtet sich das Gemüt nur auf die Gegenwart und die Art und Weise, auf welche sie zu verbessern ist, also beispielsweise Ungerechtigkeit durch einen Wutausbruch. Wo Vernunft vorhanden ist, werden die eigentlichen Emotionen um Stimmungen ergänzt, deren Gegenpart durch die in der Haltung zusammengefaßten begrifflich festgelegten Verhaltensweisen gegeben ist. Man wird also niemals ein Tier melancholisch finden oder sonstwie gestimmt. Ich kann an dieser Stelle nur betonen, daß meine Gleichsetzung des Gemüts mit dem Thymus rein gleichnishaft gemeint war. Ein Gleichnis freilich, daß sich nur dem erschließt, wer sowohl Gemüt als auch Thymus genau versteht.
Die Vernunft schließlich ergibt sich daraus, daß die Verhältnisse, welche der Verstand liefert, selbst in den Bereich der Sinnlichkeit rücken und dort auch wieder vom Verstand analysiert werden, also durch die so genannte Fähigkeit zur Reflexion, wohingegen das Gemüt diese Verhältnisse bearbeitet, ohne mehr als sein Wollen dabei der Sinnlichkeit zu offenbaren. Die Vernunft als bewegende Kraft, als Erkenntnisdrang, das Bestehen von Verhältnissen zwischen Gegenständen aufzufinden, ist also wieder Teil des Gemüts, da auch dies eine Verbesserung der Gegenwart nach Maßgabe der Verstandesanalyse ist.
Freilich kann auch das Wollen des Gemüts nicht grundsätzlich vom organischen Wollen der Sinnlichkeit unterschieden werden, sondern stellt vielmehr eine Spezialisierung durch ein bestimmtes Organ, nämlich das Gehirn, dar, welches in ein Kontinuum Fallunterscheidungen bringt.
Sinnlichkeit ist die frühere Anschauung. In ihr ist alles enthalten. Sie liefert einen Zustand, welcher wiederum in ihr selbst bewegt erscheint. Die Bewegung begleitet unser Wollen, ein Streben hin zu einer angenehmeren Form, welches doch keine andere Möglichkeit eröffnet als an dieser Bewegung leidend, wenn wir nämlich ohnmächtig sind, uns anderen Mächten anzuvertrauen.
Es gibt keine Sinnlichkeit ohne Vertrauen und kein Vertrauen ohne Sinnlichkeit. Diese beiden bilden zusammen in ihrer vorstehenden Beziehung die einfachste Form von Bewußtsein.
Das Gemüt ist eine Erweiterung der Sinnlichkeit innerhalb der Sinnlichkeit, deren Zuständigkeitsbereich aus den durch einen Verstand im Schopenhauerschen Sinne zum Zwecke der Analyse der Sinnlichkeit gebildeten Verhältnissen besteht. Wo Vernunft fehlt, richtet sich das Gemüt nur auf die Gegenwart und die Art und Weise, auf welche sie zu verbessern ist, also beispielsweise Ungerechtigkeit durch einen Wutausbruch. Wo Vernunft vorhanden ist, werden die eigentlichen Emotionen um Stimmungen ergänzt, deren Gegenpart durch die in der Haltung zusammengefaßten begrifflich festgelegten Verhaltensweisen gegeben ist. Man wird also niemals ein Tier melancholisch finden oder sonstwie gestimmt. Ich kann an dieser Stelle nur betonen, daß meine Gleichsetzung des Gemüts mit dem Thymus rein gleichnishaft gemeint war. Ein Gleichnis freilich, daß sich nur dem erschließt, wer sowohl Gemüt als auch Thymus genau versteht.
Die Vernunft schließlich ergibt sich daraus, daß die Verhältnisse, welche der Verstand liefert, selbst in den Bereich der Sinnlichkeit rücken und dort auch wieder vom Verstand analysiert werden, also durch die so genannte Fähigkeit zur Reflexion, wohingegen das Gemüt diese Verhältnisse bearbeitet, ohne mehr als sein Wollen dabei der Sinnlichkeit zu offenbaren. Die Vernunft als bewegende Kraft, als Erkenntnisdrang, das Bestehen von Verhältnissen zwischen Gegenständen aufzufinden, ist also wieder Teil des Gemüts, da auch dies eine Verbesserung der Gegenwart nach Maßgabe der Verstandesanalyse ist.
Freilich kann auch das Wollen des Gemüts nicht grundsätzlich vom organischen Wollen der Sinnlichkeit unterschieden werden, sondern stellt vielmehr eine Spezialisierung durch ein bestimmtes Organ, nämlich das Gehirn, dar, welches in ein Kontinuum Fallunterscheidungen bringt.
Labels: 02, formalisierung, wahrnehmungen, ἰδέα, φιλοσοφία
14. März 2011
Epochenanfänge
Vorneweg, es ist nicht meine Schuld, daß der Begründer der gegenwärtigen Epoche als Menschwerdung Gottes gilt. Ich bitte dies im folgenden zu berücksichtigen.
Ich schrieb, daß Jesus Christus für den Fortschrittsglauben verantwortlich ist. Die entsprechende Stelle findet sich im Johannesevangelium, Augustinus hat das Thema später im Gottesstaat ausgebreitet. Indirekt stimmt das auch, in sofern Jesus Christus die notwendige Voraussetzung dieses Glaubens geschaffen hat, nämlich daß Menschen die Initiative bei der Gestaltung gesellschaftlicher Ideale ergreifen, selbst bestimmen, was ihnen verdienstvoll ist und es nicht den Umständen überlassen. Erst aus dieser ideologischen Selbständigkeit heraus ergibt ein Glaube an einen kontinuierlichen Fortschritt auch Sinn.
Nun muß an dieser Stelle angemerkt werden, daß die heroisch Gesinnten Träger sämtlicher Kulturen sind, weil sie formbar sind. Eine neue Epoche kann nur beginnen, wenn sie sich neu ausrichten. Die Zielausrichtung des Christentums war gemäß der erstrebten ideologischen Selbständigkeit der Vorrang des Guten, Schönen, Wahren vor der Loyalität der eigenen Interessengruppe gegenüber und das Vehikel, diese Neuausrichtung herbeizuführen, das Martyrium.
Fragen wir jetzt also analog, welche Voraussetzung ein Leben in gegenseitiger Bereitschaft hat. Nun, zentral dabei dürfte, neben wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Disziplin, die klare Erkenntnis der eigenen Natur sein, denn nur unter Voraussetzung allgemeiner Klarheit in dieser Frage kann eine praxistaugliche Selbstorganisation nach Interesse angenommen werden, können etwaige Interessenkonflikte antizipiert und verhandelt werden. Heute wird dieses Problem durch die Nachfrage gelöst, es wird produziert, von wem geglaubt wird, daß es nachgefragt werden wird, aber das Charakteristikum gegenseitiger Bereitschaft ist es ja gerade, sich gegenseitig durch Zusammenarbeit Gestaltungsfreiheit zu geben.
Was ist also die Zielausrichtung der heroisch Gesinnten und wie läßt sie sich erreichen? Das Ziel ist es, daß allgemeine Selbständigkeit in ihren drei Facetten als höchstes irdisches Gut gilt. Der Weg dahin führt über den fröhlichen Verzicht auf alles Unwesentliche beim Bemühen um das Wesentliche.
Ich schrieb, daß Jesus Christus für den Fortschrittsglauben verantwortlich ist. Die entsprechende Stelle findet sich im Johannesevangelium, Augustinus hat das Thema später im Gottesstaat ausgebreitet. Indirekt stimmt das auch, in sofern Jesus Christus die notwendige Voraussetzung dieses Glaubens geschaffen hat, nämlich daß Menschen die Initiative bei der Gestaltung gesellschaftlicher Ideale ergreifen, selbst bestimmen, was ihnen verdienstvoll ist und es nicht den Umständen überlassen. Erst aus dieser ideologischen Selbständigkeit heraus ergibt ein Glaube an einen kontinuierlichen Fortschritt auch Sinn.
Nun muß an dieser Stelle angemerkt werden, daß die heroisch Gesinnten Träger sämtlicher Kulturen sind, weil sie formbar sind. Eine neue Epoche kann nur beginnen, wenn sie sich neu ausrichten. Die Zielausrichtung des Christentums war gemäß der erstrebten ideologischen Selbständigkeit der Vorrang des Guten, Schönen, Wahren vor der Loyalität der eigenen Interessengruppe gegenüber und das Vehikel, diese Neuausrichtung herbeizuführen, das Martyrium.
Fragen wir jetzt also analog, welche Voraussetzung ein Leben in gegenseitiger Bereitschaft hat. Nun, zentral dabei dürfte, neben wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Disziplin, die klare Erkenntnis der eigenen Natur sein, denn nur unter Voraussetzung allgemeiner Klarheit in dieser Frage kann eine praxistaugliche Selbstorganisation nach Interesse angenommen werden, können etwaige Interessenkonflikte antizipiert und verhandelt werden. Heute wird dieses Problem durch die Nachfrage gelöst, es wird produziert, von wem geglaubt wird, daß es nachgefragt werden wird, aber das Charakteristikum gegenseitiger Bereitschaft ist es ja gerade, sich gegenseitig durch Zusammenarbeit Gestaltungsfreiheit zu geben.
Was ist also die Zielausrichtung der heroisch Gesinnten und wie läßt sie sich erreichen? Das Ziel ist es, daß allgemeine Selbständigkeit in ihren drei Facetten als höchstes irdisches Gut gilt. Der Weg dahin führt über den fröhlichen Verzicht auf alles Unwesentliche beim Bemühen um das Wesentliche.
Labels: 02, geschichte, gesellschaftsentwurf, ἰδέα, φιλοσοφία
6. März 2011
Temperamente und Gesinnungen
Von den vier Teilen des Bewußtseins, Vertrauen, Verstand, Gemüt und Sinnlichkeit - letzteren Begriff werde ich fortan im Sinne von sinnlicher Erfahrbarkeit an Stelle von Handhabung und Beherrschung verwenden - sind drei willenshaft und der vierte (bzw. hier der erste) vermittelnd. Aus diesen drei Teilen entspringen die drei Gesinnungen, die Suche nach dem rechten Begriff, der rechten Haltung und der rechten Handhabung (im engeren Sinne) oder eben die philosophische, die heroische und die materialistische Gesinnung.
Diese werden schon von Platon erwähnt, und es wäre daher nicht direkt verwunderlich, wenn sich die klassischen vier Temperamente mit ihnen decken würden - was sie tun. Der Phlegmatiker hat schlicht keine Motivation, und wir können ihn also von vorn herein aussortieren. Die übrigen drei Temperamente, also der Sanguiniker, der Choleriker und der Melancholiker, werden durch ihre schlechten Seiten beschrieben, genauer gesagt durch ihre Nervenzusammenbrüche, was freilich das gemeine Volk nur bei den letzten beiden Temperamenten als solches versteht und dem Sanguiniker also vor ihm den Anschein der Erstrebenswertheit gibt, da er als einziger nicht defizitär zu sein scheint.
Das ist aber eine lächerliche Falschdarstellung, oder jedenfalls wäre sie es, wenn sie nicht auch zugleich gefährlich wäre, denn durch sie werden Materialisten eugenisch und Helden und Philosophen dysgenisch beeinflußt. Nur weil der Philosoph, in seinem Bemühen, die Dinge zu begreifen, manchmal melancholisch wird und der Held, in seinem Bemühen vorbildlich zu sein, manchmal in Wut ausbricht, sind sie gewiß nicht defizitärer als der Materialist, welcher manchmal die feine Abwägung seiner Interessen über der Leidenschaft (zumeist der Spielsucht) vernachlässigt.
So ist es richtig dargestellt, und es ist beunruhigend, wie wenig diese richtige Darstellung verbreitet ist, denn natürlich ist dies sehr wichtiges Wissen, welches für ein gedeihliches Zusammenleben auch unabdingbar ist. Aus dem Grund haben es die antiken Autoren auch immer hervorgehoben, welcher Bewußtseinsteil für die Handlung eines tragischen Helden verantwortlich war: als Beweis ihrer Einsicht und Würde, nämlich legitime Kulturschaffende zu sein.
Heutige Wissenschaftler sehen darin hingegen einen niederen Bewußtseinszustand, in welchem es keine Verbindung zwischen den einzelnen Teilen gegeben hat. Damit ist freilich alles gesagt. Aber wie kann das sein? Kann diese Einsicht restlos verschüttet worden sein oder werden wir planmäßig dumm gehalten?
Diese werden schon von Platon erwähnt, und es wäre daher nicht direkt verwunderlich, wenn sich die klassischen vier Temperamente mit ihnen decken würden - was sie tun. Der Phlegmatiker hat schlicht keine Motivation, und wir können ihn also von vorn herein aussortieren. Die übrigen drei Temperamente, also der Sanguiniker, der Choleriker und der Melancholiker, werden durch ihre schlechten Seiten beschrieben, genauer gesagt durch ihre Nervenzusammenbrüche, was freilich das gemeine Volk nur bei den letzten beiden Temperamenten als solches versteht und dem Sanguiniker also vor ihm den Anschein der Erstrebenswertheit gibt, da er als einziger nicht defizitär zu sein scheint.
Das ist aber eine lächerliche Falschdarstellung, oder jedenfalls wäre sie es, wenn sie nicht auch zugleich gefährlich wäre, denn durch sie werden Materialisten eugenisch und Helden und Philosophen dysgenisch beeinflußt. Nur weil der Philosoph, in seinem Bemühen, die Dinge zu begreifen, manchmal melancholisch wird und der Held, in seinem Bemühen vorbildlich zu sein, manchmal in Wut ausbricht, sind sie gewiß nicht defizitärer als der Materialist, welcher manchmal die feine Abwägung seiner Interessen über der Leidenschaft (zumeist der Spielsucht) vernachlässigt.
So ist es richtig dargestellt, und es ist beunruhigend, wie wenig diese richtige Darstellung verbreitet ist, denn natürlich ist dies sehr wichtiges Wissen, welches für ein gedeihliches Zusammenleben auch unabdingbar ist. Aus dem Grund haben es die antiken Autoren auch immer hervorgehoben, welcher Bewußtseinsteil für die Handlung eines tragischen Helden verantwortlich war: als Beweis ihrer Einsicht und Würde, nämlich legitime Kulturschaffende zu sein.
Heutige Wissenschaftler sehen darin hingegen einen niederen Bewußtseinszustand, in welchem es keine Verbindung zwischen den einzelnen Teilen gegeben hat. Damit ist freilich alles gesagt. Aber wie kann das sein? Kann diese Einsicht restlos verschüttet worden sein oder werden wir planmäßig dumm gehalten?