Wie ich bereits vor 10 Jahren sagte: Entscheidend an der Freiheit des Willens ist nicht seine Unvorhersagbarkeit, sondern daß unser bewußtes Erleben für die Entwicklung unserer Welt zählt, was es beispielsweise nicht täte, wenn es sich bei ihm erstens um ein Phänomen des deterministischen Zusammenspiels von Atomen und Molekülen in unseren Zellen handelte und seine Funktion zweitens einzig in der Abwägung, der so genannten
freien Wahl, unserer nächsten Handlung bestünde und diese wiederum entweder in der Steuerung unseres Körpers oder unserer Gedanken zum Zwecke irgendeiner Informationsgewinnung, denn in diesem Falle wären wir offensichtlich unbewußten elektro-mechanischen Rechenwerken hinsichtlich der Entwicklung der uns umgebenden Welt äquivalent.
Eine Weise, sich damit abzufinden, ist die
Innerlichkeit, sich also zu denken, daß es nicht auf die eigenen Taten ankäme, sondern einzig auf die eigene Stimmung, auch wenn dieselbe in der Welt keine meßbaren Spuren hinterläßt. Meine Ansicht ist hingegen, daß eine solche Beschaffenheit unserer Existenz ein Kerker und eine Folter für unser Bewußtsein wäre, weshalb ich es eben in den ersten Stunden des 26. Dezembers 2004, Ortszeit, unternahm, aus ihm auszubrechen.
Hinsichtlich der behaupteten wirkmächtigen Äquivalenz zwischen
Homo sapiens und elektro-mechanischen Rechenwerken habe ich auf diesem Blog selbst einen bescheidenen Beitrag geleistet, diese im erwähnten Rahmen zu erhärten, indem ich die Umstände und Funktionen unseres Gefühlslebens erörtert habe, sowie Strukturen und Übergänge, in welchen sich unser Denken vollzieht.
Ich bin davon überzeugt, daß diese Äquivalenz, wenn nicht bereits vollständig erwiesen, so doch jedenfalls in kürzester Zeit vollständig erweisen sein wird, und ein Korollar dieses Erweises ist die Ausrottung des
Homo sapiens unter den gemachten Annahmen, denn es gibt kein einziges Lebewesen auf diesem Planeten, welches sein Überleben nicht einer partikulären Meisterschaft verdankt, und wenn die Meisterschaft des
Homo sapiens einzig in seinem Denken bestehen sollte, so hätte er sie, wenn nicht schon jetzt, so doch in kürzester Kürze eingebüßt.
Frank Herbert mit seinem
Butlerian Jihad als
Ludditen zu bezeichnen ist so, als würde man jemanden, der zwar bereit ist, sich an ein Feuer zu setzen, aber nicht bereit ist, seine Hände in dasselbe zu halten, als unverständiges Tier bezeichnen, welches eine irrationale Angst vor dem Feuer hat. Das Dumme ist nur, daß wir einen solchen Dschihad nicht gewinnen können, wenn wir den elektro-mechanischen Rechenwerken hinsichtlich unserer physischen Eingetauchtheit in die Welt gleichwertig sind.
Und an dieser Stelle wird es alles ganz einfach, bricht sich der Zorn eines Kindes über seine Lehrer seine Bahn, welche behaupten, daß alle Mitschüler, gleich was für miserable Halunken sie auch sein mögen, dieselben Rechte besäßen, denn das logische Ende dieses Liedes besteht in der Tat darin, daß wir diese Rechte zukünftig auch noch auf Blechhaufen übertragen, und es erfüllt mich mit hämischer Freude, daß Saudi-Arabien dies jüngst, offenbar in geteilter Häme, am Beispiel von
Sophia getan hat.
Indes wird ein guter Witz die Welt kaum retten, und neu ist das
Sujet natürlich auch nicht, doch zu
E.T.A. Hoffmanns Zeiten bestand der Witz noch darin, sich täuschen zu lassen, und nicht darin, sich bewußt auf das Niveau von Maschinen zu begeben.
Der Ursprung der gegenwärtigen Malaise liegt selbstverständlich in der
Sorbonne, aber ich möchte dies nicht zu einer historischen Auseinandersetzung mit der Entstehung der modernen wissenschaftlichen Prinzipien verkommen lassen, sondern stattdessen den Blick auf die grundlegende Dichotomie des Glaubens lenken, welche darin besteht, einerseits durch die eigene Beseeltheit zu allen Gaben Gottes zu finden und sich andererseits dem sich entfaltenden Weg zu stellen.
Es ist nämlich so. Indem wir uns darauf besinnen, daß wir verstehen, entscheiden und bewirken, treten Eindrücke vor uns, welche wir bis in die fernsten Winkel weiterverfolgen können. Genau dieser dreifaltige Begriff (unseres
zeitlichen Existierens) war im Anfang bei Gott, und Gott wirkte durch ihn.
Insbesondere führt uns der Eindruck des Bewirkens zu der Erkenntnis, daß wir selbst auf das uns Widerfahrende Einfluß nehmen können, also etwa auf unsere Gesundheit oder auch unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze oder Kälte und manches mehr, etwa auch darauf, ob die Sonne durch die Wolken bricht. Indes sieht man hier natürlich schon ein Problem, nämlich daß es nicht unbedingt ratsam ist, wenn hier allzu große Willkür einzieht, und da dies Gaben von Gott sind, sind ihnen selbstverständlich Grenzen der Weisheit gezogen.
Der Eindruck des Entscheidens führt insbesondere zur Erkenntnis der transzendenten Verbundenheit, genauer gesagt zu aktiver und passiver Gedankenübertragung. Und der Eindruck des Verstehens führt insbesondere zur Erkenntnis der Geprägtheit der Menschen durch den schöpferischen göttlichen Geist, also daß sich das göttliche Siegel im Wettstreit der Gedanken durchsetzt.
Genau daraus ergibt sich der Gegenpol zur Willkür, jedem ist alles in die Hand gegeben, aber zugleich thront über allem die göttliche Sorge, welche Engel unterhält, auch noch die Nöte der Kleinsten anzuhören, und unter ihrer selektierenden Obhut wachsen die Geschöpfe Gottes heran.
Konkret war mir immer bewußt gewesen, daß sich das Internet durchsetzen würde, um den Informationsaustausch zu revolutionieren, ebenso wie mir bereits zuvor bewußt gewesen war, daß sich Heimcomputer durchsetzen würden, um die Gestaltungsmöglichkeiten Einzelner zu revolutionieren, und ich spürte darin auch von Anfang an den göttlichen Willen.
Heute besteht der göttliche Wille darin, die gegenwärtige Sackgasse zu verlassen und zu einer anderen Auffassung unserer Existenz zu gelangen, und da der Mensch träge ist, wird es nicht sanft zugehen.
Ich weiß, daß sich Teile der Offenbarung erfüllt haben und andere sich noch erfüllen müssen. Es braucht einen gläubigen Menschen nicht zu erschrecken, daß Gott von Anfang an Stufen hingestellt hat, welche wir gegen das Ende hin erklimmen müssen, und es ist, intellektuell gesehen, auch noch nicht einmal überraschend, denn es ist doch oftmals so, daß man, wenn man eine Unternehmung anfängt, schon weiß, worin ihre letzten Schritte bestehen werden, während man die Schritte zwischen ihrem Anfang und Ende noch nicht kennt.
Und welche Unternehmung wurde vor 2000 Jahren begonnen? Doch gerade die, dem Menschen die Macht über die Welt in die Hand zu geben. Und wie mußte sie enden? In obszönen Anmaßungen. Das braucht nun wirklich niemanden zu wundern. Und doch lag in diesem Durchlauf ein Sinn, die offenbarten Stufen stehen schließlich vor uns, uns weiterzuführen.
Post Scriptum vom selben Tag.
Dies waren 10 Jahre Philosophie auf bereitschaftsfront.blogspot.com. Heute Abend vor 10 Jahren begann ich dieses Unternehmen. Meine Frau ist vielleicht verständlicherweiser sauer, daß sich mittlerweile 1851 Beiträge auf diesem Blog angesammelt haben, aber wenn ich so auf Professorenkinder schaue, ist diese familiäre Mißachtung vielleicht auch ein Segen.
Post Post Scriptum vom selben Tag.
Ich sehe gerade, daß 1851 die Schleswig-Holsteinische Erhebung zu Ende ging. Wollen wir das mal nicht hoffen. In jedem Fall dauerte jene nur 3 Jahre, auch wenn Holstein erst nach 4 Jahren wieder unter dänische Herrschaft kam, ein Dritteljahr nach dem Ende der Zweiten Französischen Republik.
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