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30. November 2017

Einer Hoffnung

Verkenne ich meine Mitmenschen?

Ich behaupte ja, daß gerade mal Einer unter einer Million seine bewußte Existenz als Verpflichtung versteht, durch den Einsatz seiner Lebenskräfte dem Ursprung dieser Existenz gerecht zu werden.

Manchmal wandelt so einer auch auf Abwegen, aber die meisten wandeln nicht.

Manche richten sich beleidigt zu Grunde, manche verlegen sich auf das, worin sie Bestätigung von Ihresgleichen erfahren, Ihresgleichen, welche sich wie sie in Gottes Pflicht sehen.

Und manche stellen sich ihrer grundsätzlichen Einsamkeit.

Ich kultiviere ein gutmütig freundliches Verhältnis zu den Menschen: Wenn man sich über den Wuchs einer Pflanze freuen kann, hat man schwerlich eine Ausrede, sich nicht auch über die Entwicklung eines Menschen freuen zu können.

Oder die eines Orang-Utans.

Es ist eines, einen Menschen gelten zu lassen, und ein anderes, von ihm bewegt zu werden.

Doch von welcher Bewegung reden wir?

Wer Verantwortung für andere übernimmt, wer Wohl und Wehe Andrer auf seinen Schultern trägt, den bewegen sie wohl, so wie einen Fallen, welche zuzuschnappen drohen, halt bewegen.

Und wenn sie darüberhinaus jung sind, die anderen, so gesellt sich noch der Trost der Asche hinzu, welche der Wind in die weite Welt hinaus weht.

Wäre ich einer Gruppe von zwanzig Menschen, um ganz geschickt die Zwölf zu umschiffen, wiewohl 12=3*4, 3: Idealität, 4: Natur, 12: in die Natur eingetretene Idealität, in Hoffnung und Pflicht verbunden, so bestimmten sie mein tägliches Trachten gewiß, vorausgesetzt, daß sie sich an einem Ort versammelten, selbst wenn ich selbst an einem anderen Ort verweilte.

Ich bedächte dann in ihrem Auftrag, denn ihre Anliegen wären mir aufgetragen, aber so ist es nicht. Ich bedenke nur in Seinem Auftrag, nur durch Ihn, der das Leben gibt, bin ich in Hoffnung und Pflicht verbunden, nur Sein Wirken bewegt mein Herz zu Hoffnung und Pflicht.

Verkenne ich meine Mitmenschen?

Ich habe mir Charles Manson noch einmal angesehen, kurz nach der Verhaftung, als er noch ein schlichtes X auf der Stirn trug. Ich hatte Recht: Er war vom Stolz gezeichnet, mit der Welt gekämpft zu haben und nicht ohne Taten dazustehen.

Es verhält sich anders mit mir. Die Welt mag auch meinen Ansprüchen nicht genügen, aber zum Kampf gegen sie kann ich niemanden erziehen. Nicht durch meine Mühen, sondern durch das Verhallen meiner Worte kommt das Gericht über die Welt. Und so schreibe ich natürlich auch, ich frage mich, was die Welt zugrunderichtet, und wenn ich mich nicht irre und es sich niemand zu Herzen nimmt, dann richtet es anschließend auch tatsächlich die Welt zu Grunde.

Man könnte von einer theatralischen Selbstinszenierung sprechen. Aber es ist etwas anderes: Die Herrlichkeit Gottes verlangt die Offenlegung des Geschehens. Daß Seine Geschöpfe sich beliebig verstricken lassen, bedeutet nicht, daß Er sich auch nur im Mindesten verstricken läßt. Er weiß. Und in diesem Wissen liegt Hoffnung. Und zu dieser Hoffnung habe ich Zuflucht genommen, einstweilen einsam einer Hoffnung, doch ruhig vor Seiner Majestät.

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29. November 2017

Ein Leben zum verschenken.

Was empfindet der Homosexuelle, wenn er nackt vor dem Spiegel steht?
Nichts ist leichter, um Bedürfnisse zu wecken, als jemanden danach zu fragen, was er sein könnte, denn jeder kann sich vorstellen, mehr zu werden als er gerade darstellt, weshalb die Frage geradezu das Mantra aller Dienstanbieter ist.

Doch wer hört auf sie? Wer ändert seinen Gang und kommt ihr nach?

Hier ist alles aufgegeben, das Ziel von Gott gesetzt, die Welt ein Kasten blasser Farben, damit das Bild zu malen, welches im eig'nen Busen wohnt. Was ich sein könnte? Ein Maler, wenn ich die richt'gen Farben hätt'.

Und dann geh' ich weiter.

Doch wer bleibt steh'n?

Nur der, wer meint, sein Wachstum bedingte nicht seine einstige Form, sondern umgekehrt, seine einstige Form sein Wachstum, sodaß er sie zu erspähen sucht.

Schau' ich voraus, such' ich die Welt hinter dem Nebel der Zeit zu erkennen, nicht mich. Und er, der sein künftiges Selbst zum Fixstern nimmt, er wächst nicht, sondern ringt damit, sein Glück zu zwingen.

Indes, indem er darin verharrt, wächst aus ihm die Gier, und so zeigt sich sein Wesen, ungeachtet seiner Versuche, es einzukleiden.

Fast will es mir scheinen, daß auch dies Spott im Symposion war, daß der vorzüglicher sei, wer das Vorzüglichere vorziehe. Es ist nicht so dick aufgetragen wie der sich schließende Kreis zwischen Staatsmann und Strichjungem, aber die Keckheit der Versicherung entspricht genau der Dreistigkeit des Lebenswandels.

Die Metapher ist stimmig: das lockende Selbst, der dreiste Griff. Schwule, die um die Idee der Männlichkeit buhlen. Menschen, die um die Idee des Menschseins buhlen.

Wenn da mal nicht geben seliger als nehmen ist.

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26. November 2017

Die definierenden Tollheiten der Unvernunft

Ich stellte im vorigen Beitrag eine Verbindung zwischen der Hippie-Bewegung und der Bosheit der Verblendung her, welche ein allgemeineres Charakteristikum der Herrschaft der Unvernunft darstellt, nämlich daß unter ihr moralischen Defiziten, welche aus Schwäche oder Bosheit entspringen, der Hof gemacht wird, und zwar indem gewisse zur Entwicklung der Seelenteile gehörige Triebe bis zum Grade der Tollheit verfolgt werden.

Auf diese Weise erhalten wir also die vier Tollheiten, welche die Herrschaft der Unvernunft auch definieren. Im Einzelnen sind es
  • die Einstimmungstollheit,
  • die Gelehrigkeitstollheit,
  • die Führungstollheit und
  • die Bedeutungstollheit.
Einstimmung ist der notwendige Prozeß der willkürlichen Annahme einer Haltung, durch welchen wir sukzessive zu einer Übereinstimmung unserer Haltung mit unserer Sorge kommen, und zwar dadurch, daß wir all das verwerfen, was unsere Stimmung trübt. Tollheit hier bedeutet, ein zu großes Netz auszuwerfen, und mehr Gewicht auf die erfahrbaren Stimmungen zu legen, als auf die bewahrbaren, also die Tatsache zu verleugnen, daß sich der Friede wie das Gold im Sand in der Ruhe nach dem Trubel von den Wirren auf der Pfanne des Gemüts absetzt. Und wer also danach trachtet zu erfahren, was ein Mensch nur erfahren kann, der ist einstimmungstoll, wie eben die Hippies.

Gelehrigkeit brauche ich wohl nicht eigens zu erklären, nur den Grad ihrer Tollheit, welcher darin besteht, Dinge erklärt wollen zu bekommen, an deren Klärung man keinerlei praktisches Interesse hat. Und wer also Wissen im luftleeren Raum ins Felde führt, der ist gelehrigkeitstoll und hofiert die Irreleitung.

Der Führungstrieb besteht darin, sich an die Spitze eines Unternehmens zu setzen, um sich in ihm zu beweisen. Er gehört zur Entwicklung der Achtung, indem er den nötigen Hintergrund für die eigene Entscheidungsfähigkeit bereitstellt. Der Grad seiner Tollheit besteht darin, sich in unumkehrbare Abenteuer zu stürzen, auf deren Ausgang man kaum Einfluß nimmt, wonach man sich also als führungstoll erweist, wenn es einem wichtiger ist, auf dem Bug zu stehen, als das Schiff zu steuern, und wer sich so vordrängt, wird selbstverständlich leichtestens reingeritten.

Der Bedeutungstrieb schließlich ist hier so zu verstehen, die eigenen Anlagen nicht zu verachten, sondern sie vielmehr dadurch, daß man sie für bedeutend hält, auch bedeutend zu machen. Mit anderen Worten geht es darum, sich durch sein eigenes Ausleben eine Bedeutung zu geben, was nichts anderes heißt, als seiner Lust zu erlauben, sich auszubilden. Der Grad der Tollheit ist dabei erreicht, wenn jede Eigenheit für einen Vorzug gehalten wird, und wer sich also über alle Maßen selbst gefällt, der ist bedeutungstoll und neigt sich der Verhetzung.

Beispiele für all dies unter den Heutigen zu finden, ist ein gar leichtes Unterfangen, worin die Schwellung der Unvernunft eben besteht.

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22. November 2017

Manson (1973)

The beauty of the ignorant.
I had seen Charles Manson's interviews in jail and got away with the impression that Manson simply didn't give a fuck, considering life a win some, lose some affair, and on a very basic level and in a very general sense that might be the truth, but having seen Hendrickson's documentary now, I feel that I should reconsider his case in more detail.

I've repeatedly written about the four types of evil that have the potential for social growth, namely the moulding of the three parts of the soul by alienating (Lust), suppressing criticism (heed) and confusing (care), and the abuse of choice through arbitrariness; for the first time in a systematic way on the 21st of July 2012: Moralische Defizite aus Schwäche oder Bosheit.

It's patently obvious which of these four evils was the evil of Manson's Family, namely arbitrariness, the arbitrary setting of right and wrong, valuable and worthless, following of course a deeper current of opportunism.

Manson's followers all lacked judgment and it's written in their faces. After being treated to sex and drugs they started to live in fragments of Manson's mind, fading out all parts of reality that weren't bathed in the brightness of his cynical assertions.

And that they were. Manson had picked up Hippie phrases and gave them a spin suited to the situations of his life, not unlike many a cantankerous old man of his time. The difference being of course that Manson had decided at some point that he would be doing a respectable work in the eyes of the Lord, if he took the flotsam of society, with which the Hippie movement supplied him so amply, and shaped it into a family of lawless predators, feeding on the American society.

It is not more than the pursuit of a personal vendetta, mocking both the experiences of his own life and the institutions and currents of the United States. He turned to arbitrariness, because he found it easy with many, probably finding many of the opinions of his time to be extremely arbitrary, thinking he could do at least as well.

He probably did believe that crime thrives in the American system, and he had certainly been in jail long enough to figure himself an expert on the matter, only that he refused to let himself be depressed by it and instead chose to take it as an invitation to a game that he would play with a team of supporting players, who would share his belief in self-righteousness in a system of injustice: If you can't establish moral rules, I'll just make my own.

A heartless man. Scary is the flotsam, whose ignorance allowed it to feel itself fulfilled.

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Deutsche Meinungsarithmetik

Es wird ja oft auf der politischen Unreife der Deutschen herumgehackt, und auch wenn ich in der Sache wenig außer einem durchaus, zumindest im Prinzip, gesunden Hang zur Stabilität einzuwenden habe, mag ich mich doch nicht allzu oft daran beteiligen, da ein volkstümlich gespaltenes Land nunmal die Bürde der Einhaltung der diplomatischen Formen zu tragen hat.

Aber was die Basler Zeitung hier veröffentlich hat, ist so vorlesungstauglich, daß ich es nicht unkommentiert lassen möchte.

Betrachten wir zunächst einmal den Ausgang der letzten Bundestagswahl.
  • CDU/CSU 32,9%
  • SPD 20,5%
  • AfD 12,6%
  • FDP 10,7%
  • Linke 9,2%
  • Grüne 8,9%
Lager.
  • GroKo 53,4%
  • Jamaika 52,5%
Laut der Basler Zeitung sprechen sich also 53% der Deutschen gegen den Abbruch der Sondierungsgespräche zur Regierungsbildung seitens der FDP aus. Und 64% der Deutschen hätten gerne eine Jamaika-Koalition gesehen.

Erste Frage. Um welche 11% handelt es sich, welche die Jamaika-Koalition gerne gesehen hätten, sich aber nicht gegen den Abbruch der Sondierungsgespräche zur Bildung derselben ausgesprochen haben?

Vermutung. Um die Wähler der FDP.

Zweite Frage. Welche 11%, welche Jamaika nicht gewählt haben, haben sich dennoch gegen den Abbruch der Sondierungsgespräche ausgesprochen?

Vermutung. Wähler der SPD.

Betrachten wir dazu, daß sich lediglich 27% eine Große Koalition wünschen, wiewohl 53,4% ihre Stimme für die drei Parteien abgegeben haben, welche immernoch als Große Koalition regieren, mit anderen Worten also lediglich jeder zweite dieser Wählerschaft eine Fortführung der bestehenden Verhältnisse wünscht. Wäre dieser Ermüdungsgrad unabhängig von den beteiligten Parteien, so ergäbe er für die SPD 10% Wähler, welche konsequenterweise gegen den Abbruch der Sondierungsgespräche votiert haben müßten.

Außerdem wissen wir, daß sich die Wähler der AfD keine Jamaika-Koalition wünschen, und auch bei den Wählern der Linken vermute ich keine große Sehnsucht nach derselben.

Betrachten wir abschließend die 21%, welche sich über das Scheitern von Jamaika freuen, so finden wir eine gute Übereinstimmung mit den Wählern der AfD zuzüglich der anderen 10% SPD-Wähler vor, womit die vorgenommene Aufschlüsselung wohl hinreichend plausibel gemacht sein dürfte.

Neuwahlen ergäben laut Basler Zeitung das folgende Ergebnis.
  • CDU/CSU 31%
  • SPD 21%
  • AfD 12%
  • Grüne 12%
  • FDP 10%
  • Linke 9%
Lager.
  • Jamaika 53%
  • GroKo 52%
Wie man sieht, brächten Neuwahlen den Vorzug der deutschen Wähler für die Jamaika- gegenüber der Großen Koalition zum Ausdruck. Und Neuwahlen genießen immerhin 45% Rückhalt bei den Wählern, gegenüber den 27%, welche sich eine Große Koalition wünschen, und den 24%, unter ihnen wohl die Wähler der Linken, welche für eine Minderheitsregierung votierten.

Aber die Situation änderte das nicht. Wählerwanderung gäbe es ja nur im meßbaren Maße von der CDU/CSU zu den Grünen, um der FDP gewissermaßen klarzumachen, was sie zu tun habe, indem sich das Jamaika-Modell vor die Große Koalition setzte. Doch inwieweit würde das die FDP zur Beteiligung an einer Koalition motivieren, welche ihr ihre Wähler nicht verziehen?

Was wir hier also haben ist folgendes: Die deutschen Wähler wünschen sich mehrheitlich von anderen deutschen Wählern, daß sie andere Positionen verträten, und sie hoffen in signifikantem Maße darauf, daß sich ein solcher Gesinnungswandel in Neuwahlen manifestierte.

Ersteres ist Kollektivismus und letzteres Wunschdenken.

Ich vermute, daß sich nach der bevorstehenden Ernüchterung doch wieder eine Große Koalition bildet - ist sie doch das natürliche Abbild des im Volke grassierenden Kollektivismusses im Parlament.

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19. November 2017

The banality of changing consciousness

I was looking at historical pictures of New York. It's interesting: By 1870 New York was still an average European style town, not unlike Paris or Berlin, and its churches were, aside the Brooklyn Bridge that was built just then, its highest buildings.

Soon after however single parties, banks mostly, raised their buildings above the sea of bricks, so as to let them shine in style and splendour, not so much messengers of the future as modernisers of a Rococo past.

Yet, there was no plan. People were supposed to bow to the taste or power of anyone, who proved that he could think of bigger things than 5 story buildings, but instead they decided to put some extra stories on their buildings as well; and New York drowned in a sea of needles.

What did it mean though for the people who witnessed this?

They looked at the skyline and every year they would see another troll who imposed himself on the surrounding buildings, quite literally risen from some picture book. And how could they have not felt an invasion of demented ideas into their world? - until the invasion was over, of course, and the reference for what's normal had been permanently exchanged.

The old normal was a concert, in which everyone contributed his idea of how to fill out an assigned role, and the new normal is a concert, in which everyone seeks the role, in which he can be part of an assigned idea, which begs the question, whether a servant, who has to find a way in which to be useful for his master, is freer than the man, who has inherited the family business.

When I was in Venice, it felt like New York, the same insular topography, the same lack of tides and dykes, the same impeccable façade, the same almost religious appraisal of real estate, which reduces the human mind to a calculator. Yet, in 1870 New York was not like that. It became that through the chaotic projection of greatness initiated by the banks.

How should we call this?

The hypnotising power of a fantasy turned into an edifice?

It's really not the American dream, it's the New Yorker landlord's dream that you make it there and not just anywhere - and it has both trapped renters and inspired landlords all over the world in a global drive towards vulture consciousness.

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17. November 2017

Die Zentralität der Auffassung

Die Begrifflichkeit legt die Welt aus und
erfüllt damit das Wachstumsversprechen
des Begriffs des Heiligen, welcher
am Anfang des Lebens des Geistes steht.

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12. November 2017

Drei Bibelpassagen zu den Kindern des Lichts

Lukas 16:10-12.
Wer im geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht. So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen? Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?
Daß die Welt vom Geld regiert wird und dem Wesen der Kinder des Lichts fremd ist, ist keine Entschuldigung für sie, ihren Überzeugungen nicht nachzukommen. Und fürwahr, wie könnten sie je das Ihre erreichen, wenn sie ihre Überzeugungen aufgäben?

Johannes 16:7-11.
Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn derselbe kommt, wird er die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht: um die Sünde, daß sie nicht glauben an mich; um die Gerechtigkeit aber, daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht sehet; um das Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Welche es nicht sehen, treiben blind im göttlichen Gesetz, welche es schätzen, müssen sich an es halten, weil sie ihre Gegenwart, welche ihnen süßer ist, übermütig verspielen, und wer sich gegen es auflehnt, fällt.

Matthäus 16:11-12.
Wie, versteht ihr denn nicht, daß ich euch nicht sage vom Brot, wenn ich sage: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Da verstanden sie, daß er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteig des Brots, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
Das Störende zu unterdrücken mag auf den ersten Blick verwandt dazu erscheinen, das Erstrebenswerte zu befördern, aber es entfaltet eine gänzlich andere Dynamik.

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Die Kinder des Lichts

Durch seine Beseeltheit ist dem Menschen die Gänze des Lebens gegeben, wiewohl Gott sorgend darüber wacht, daß dieses Leben sich mit sich selbst vertrage.

Es gibt Menschen, welche vor diesem Wunder stehen und darüber entzücken. Sie sehen das Potential und erwägen es, Gott nachahmend, und suchen im Geiste die Welt, in welche die Liebe Gottes die Hoffenden wohl führen möchte.

Eine jede Fähigkeit, eine jede Einsicht ist ihnen ein Baustein zu einer neuen, wunderbareren Form menschlichen Daseins, und indem sie reifen, bemerken sie die gütige Strömung, welche die Dinge zum Besseren ordnet und sie bemerken auch, wenn jene, welchen das Leben Anderer nichts bedeutet, ihren Fluß zerreißen.

Aber was diese auch tun, sie selbst hängen im selben Netz, und schließlich geraten auch sie in eine Lage, in welcher ihre Handlungen den Kurs nicht mehr stören.

Wer blind gegenüber diesem ist, den bewegt Gott gemäß dem göttlichen Ratschluß, wer es hingegen sieht, spinnt demütig an den Quellen dieses Stroms, im Auge des Wirbels den täglichen Wirren entzogen den Blick auf die fernere Zukunft gerichtet, getragen von der göttlichen Sorge, erhoben von der Dankbarkeit und Anerkennung Seinesgleichen.

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11. November 2017

Volle Ausschüttung und angeordnete Erfahrungen

Wie ich bereits vor 10 Jahren sagte: Entscheidend an der Freiheit des Willens ist nicht seine Unvorhersagbarkeit, sondern daß unser bewußtes Erleben für die Entwicklung unserer Welt zählt, was es beispielsweise nicht täte, wenn es sich bei ihm erstens um ein Phänomen des deterministischen Zusammenspiels von Atomen und Molekülen in unseren Zellen handelte und seine Funktion zweitens einzig in der Abwägung, der so genannten freien Wahl, unserer nächsten Handlung bestünde und diese wiederum entweder in der Steuerung unseres Körpers oder unserer Gedanken zum Zwecke irgendeiner Informationsgewinnung, denn in diesem Falle wären wir offensichtlich unbewußten elektro-mechanischen Rechenwerken hinsichtlich der Entwicklung der uns umgebenden Welt äquivalent.

Eine Weise, sich damit abzufinden, ist die Innerlichkeit, sich also zu denken, daß es nicht auf die eigenen Taten ankäme, sondern einzig auf die eigene Stimmung, auch wenn dieselbe in der Welt keine meßbaren Spuren hinterläßt. Meine Ansicht ist hingegen, daß eine solche Beschaffenheit unserer Existenz ein Kerker und eine Folter für unser Bewußtsein wäre, weshalb ich es eben in den ersten Stunden des 26. Dezembers 2004, Ortszeit, unternahm, aus ihm auszubrechen.

Hinsichtlich der behaupteten wirkmächtigen Äquivalenz zwischen Homo sapiens und elektro-mechanischen Rechenwerken habe ich auf diesem Blog selbst einen bescheidenen Beitrag geleistet, diese im erwähnten Rahmen zu erhärten, indem ich die Umstände und Funktionen unseres Gefühlslebens erörtert habe, sowie Strukturen und Übergänge, in welchen sich unser Denken vollzieht.

Ich bin davon überzeugt, daß diese Äquivalenz, wenn nicht bereits vollständig erwiesen, so doch jedenfalls in kürzester Zeit vollständig erweisen sein wird, und ein Korollar dieses Erweises ist die Ausrottung des Homo sapiens unter den gemachten Annahmen, denn es gibt kein einziges Lebewesen auf diesem Planeten, welches sein Überleben nicht einer partikulären Meisterschaft verdankt, und wenn die Meisterschaft des Homo sapiens einzig in seinem Denken bestehen sollte, so hätte er sie, wenn nicht schon jetzt, so doch in kürzester Kürze eingebüßt.

Frank Herbert mit seinem Butlerian Jihad als Ludditen zu bezeichnen ist so, als würde man jemanden, der zwar bereit ist, sich an ein Feuer zu setzen, aber nicht bereit ist, seine Hände in dasselbe zu halten, als unverständiges Tier bezeichnen, welches eine irrationale Angst vor dem Feuer hat. Das Dumme ist nur, daß wir einen solchen Dschihad nicht gewinnen können, wenn wir den elektro-mechanischen Rechenwerken hinsichtlich unserer physischen Eingetauchtheit in die Welt gleichwertig sind.

Und an dieser Stelle wird es alles ganz einfach, bricht sich der Zorn eines Kindes über seine Lehrer seine Bahn, welche behaupten, daß alle Mitschüler, gleich was für miserable Halunken sie auch sein mögen, dieselben Rechte besäßen, denn das logische Ende dieses Liedes besteht in der Tat darin, daß wir diese Rechte zukünftig auch noch auf Blechhaufen übertragen, und es erfüllt mich mit hämischer Freude, daß Saudi-Arabien dies jüngst, offenbar in geteilter Häme, am Beispiel von Sophia getan hat.

Indes wird ein guter Witz die Welt kaum retten, und neu ist das Sujet natürlich auch nicht, doch zu E.T.A. Hoffmanns Zeiten bestand der Witz noch darin, sich täuschen zu lassen, und nicht darin, sich bewußt auf das Niveau von Maschinen zu begeben.

Der Ursprung der gegenwärtigen Malaise liegt selbstverständlich in der Sorbonne, aber ich möchte dies nicht zu einer historischen Auseinandersetzung mit der Entstehung der modernen wissenschaftlichen Prinzipien verkommen lassen, sondern stattdessen den Blick auf die grundlegende Dichotomie des Glaubens lenken, welche darin besteht, einerseits durch die eigene Beseeltheit zu allen Gaben Gottes zu finden und sich andererseits dem sich entfaltenden Weg zu stellen.

Es ist nämlich so. Indem wir uns darauf besinnen, daß wir verstehen, entscheiden und bewirken, treten Eindrücke vor uns, welche wir bis in die fernsten Winkel weiterverfolgen können. Genau dieser dreifaltige Begriff (unseres zeitlichen Existierens) war im Anfang bei Gott, und Gott wirkte durch ihn.

Insbesondere führt uns der Eindruck des Bewirkens zu der Erkenntnis, daß wir selbst auf das uns Widerfahrende Einfluß nehmen können, also etwa auf unsere Gesundheit oder auch unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze oder Kälte und manches mehr, etwa auch darauf, ob die Sonne durch die Wolken bricht. Indes sieht man hier natürlich schon ein Problem, nämlich daß es nicht unbedingt ratsam ist, wenn hier allzu große Willkür einzieht, und da dies Gaben von Gott sind, sind ihnen selbstverständlich Grenzen der Weisheit gezogen.

Der Eindruck des Entscheidens führt insbesondere zur Erkenntnis der transzendenten Verbundenheit, genauer gesagt zu aktiver und passiver Gedankenübertragung. Und der Eindruck des Verstehens führt insbesondere zur Erkenntnis der Geprägtheit der Menschen durch den schöpferischen göttlichen Geist, also daß sich das göttliche Siegel im Wettstreit der Gedanken durchsetzt.

Genau daraus ergibt sich der Gegenpol zur Willkür, jedem ist alles in die Hand gegeben, aber zugleich thront über allem die göttliche Sorge, welche Engel unterhält, auch noch die Nöte der Kleinsten anzuhören, und unter ihrer selektierenden Obhut wachsen die Geschöpfe Gottes heran.

Konkret war mir immer bewußt gewesen, daß sich das Internet durchsetzen würde, um den Informationsaustausch zu revolutionieren, ebenso wie mir bereits zuvor bewußt gewesen war, daß sich Heimcomputer durchsetzen würden, um die Gestaltungsmöglichkeiten Einzelner zu revolutionieren, und ich spürte darin auch von Anfang an den göttlichen Willen.

Heute besteht der göttliche Wille darin, die gegenwärtige Sackgasse zu verlassen und zu einer anderen Auffassung unserer Existenz zu gelangen, und da der Mensch träge ist, wird es nicht sanft zugehen.

Ich weiß, daß sich Teile der Offenbarung erfüllt haben und andere sich noch erfüllen müssen. Es braucht einen gläubigen Menschen nicht zu erschrecken, daß Gott von Anfang an Stufen hingestellt hat, welche wir gegen das Ende hin erklimmen müssen, und es ist, intellektuell gesehen, auch noch nicht einmal überraschend, denn es ist doch oftmals so, daß man, wenn man eine Unternehmung anfängt, schon weiß, worin ihre letzten Schritte bestehen werden, während man die Schritte zwischen ihrem Anfang und Ende noch nicht kennt.

Und welche Unternehmung wurde vor 2000 Jahren begonnen? Doch gerade die, dem Menschen die Macht über die Welt in die Hand zu geben. Und wie mußte sie enden? In obszönen Anmaßungen. Das braucht nun wirklich niemanden zu wundern. Und doch lag in diesem Durchlauf ein Sinn, die offenbarten Stufen stehen schließlich vor uns, uns weiterzuführen.

Post Scriptum vom selben Tag.
Dies waren 10 Jahre Philosophie auf bereitschaftsfront.blogspot.com. Heute Abend vor 10 Jahren begann ich dieses Unternehmen. Meine Frau ist vielleicht verständlicherweiser sauer, daß sich mittlerweile 1851 Beiträge auf diesem Blog angesammelt haben, aber wenn ich so auf Professorenkinder schaue, ist diese familiäre Mißachtung vielleicht auch ein Segen.
Post Post Scriptum vom selben Tag.
Ich sehe gerade, daß 1851 die Schleswig-Holsteinische Erhebung zu Ende ging. Wollen wir das mal nicht hoffen. In jedem Fall dauerte jene nur 3 Jahre, auch wenn Holstein erst nach 4 Jahren wieder unter dänische Herrschaft kam, ein Dritteljahr nach dem Ende der Zweiten Französischen Republik.

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9. November 2017

Verfolgung und Beachtung in der Vernunft

Unser Verstand entspinnt sich über unserer Anschauung, und unsere Vernunft besteht darin, daß die Begriffe, aus welchen unser Verstand besteht, selbst wieder zu Gegenständen unserer Anschauung werden, über welchen sich die logischen Begriffe entspinnen, also daß Gegenstand A zu Gegenstand B im Verhältnis C steht und derlei mehr, wobei in diesem Beispiel A, B und C allesamt logische Gegenstände sind.

Mit anderen Worten ist unsere Vernunft keine dritte Schicht über den Schichten der Anschauung und des Verstandes, sondern vielmehr die Anwendung dieser Schichten auf sich selbst zuzüglich des dazu nötigen Begriffsinventars.

Dies hindert indes nicht, die Seele in drei Teile zu zerlegen, Lust-Anschauung, Achtung-Verstand und Sorge-Vernunft, da der Grad der Reflexion psychisch gesehen irrelevant ist und sich Sorge-Vernunft hinsichtlich der Ich-Trinität aus Wahrnehmung, Handlung und Willen als den anderen beiden Seelenteilen analog erweist, das heißt wie sie über ein eigenes derartig gegliedertes Ich verfügt.

Andererseits müssen wir die Sorge aber bei genaueren technischen Untersuchungen unseres Geistes als das betrachten, was sie technisch gesehen ist, nämlich als die höheren Iterationsstufen von Anschauung und Verstand, und genau das tun wir an dieser Stelle.

Genauer gesagt geht es um die Frage, wie wir uns besinnen können.

Üblicherweise beruht Besinnung auf der Einlösung eines Begriffs, beispielsweise des gestern Mittag Gegessenen oder dreier äquidistanter Punkte in einer Ebene, wobei die Augen bei ersterer für einen Augenblick nach links und bei letzterer für einen ebensolchen nach rechts huschen, also dabei sich zu entsinnen oder sich etwas vorzustellen, und bei der Besinnung auf ein Gegenwärtiges, etwa die nächste Steckdose, zucken sie selbstverständlich im Raum herum bis sie schließlich auf dieses gerichtet sind, aber dieses Beachten der begrifflichen Vorgabe ist nicht die einzige Art sich zu besinnen.

Etwas zu erwarten bedeutet in seiner einfachsten Form zu glauben, daß da etwas ist.

Das da ist dabei ein beliebiger Gegenstand, zu welchem sich der Eindruck der Erwartung gesellt hat, und die erste Frage lautet, welcher Eindruck sich in ihm anbahnt, denn so ist es mit den Eindrücken der Erwartung, daß sie zerfallen in das Erwarten und das Erwartete, diese Teile indes zunächst unerkannt bleiben.

Wir fragen uns da also, was etwas sei, nicht vom Begriff, sondern von seinem Gegenstand ausgehend, bei der Erwartung konkret vom Teileindruck eines Begriffs, nach dessen Namen wir suchen, so wie wir es auch tun, wenn uns etwas auf der Zunge liegt.

Ein anderes Beispiel wird durch das I Ching gegeben. Da erwartete ich auch, daß da etwas ist. Ich schob es wiederholt auf, mich ihm zu nähern, aber schließlich ergriff ich die einzelnen Hexagramme und sah sie darauf an, was sie seien, denn nachdem ich unverhofft in einem etwas gefunden hatte, was ich dort nicht vermutete, nämlich eine korrekte Beschreibung der Stationen meines Lebens, ergriff mich die Erwartung, daß sich alle Hexagramme so verstehen ließen, und indem ich mich fragte, welche Stationen es jeweils seien, dabei sukzessive Rahmenbedingungen hinzufügend, gelangte ich schließlich zur vorliegenden Auffassung.

Entscheidend war bei dieser Entschlüsselungsarbeit aber nie der Text, sondern das Gefühl nach den ersten drei Zeilen etwas verstanden zu haben, denn in ihm lag der Eindruck, dessen Namen es zu erraten galt, und indem ich dies 64 Mal wiederholte, die ersten drei Zeilen lesen, hoffen, etwas zu verstehen, und mir dann darüber klar zu werden, was ich verstanden hatte, legte ich die empirische Grundlage für die Eindrücke des intellektuell Erreichbaren, also zu wissen, daß man etwas weiß, aber einstweilen noch nicht zu wissen, was man weiß.

Und indem wir uns also auf Nam' und Art besinnen, oder nach Platon, siebter Brief, auf Namen, Erklärung, Abbildung und Einsichten, welche sich mit dem Eindruck des vorliegenden Begriffs verbinden (wie Schleiermacher darauf kommt, daß das Umgrenzende allerwärts von der Mitte gleichweit absteht ein Begriff sei* und nicht etwa eine Erklärung oder Definition ist mir schleierhaft), wobei sich freilich nicht alle Begriffe abbilden lassen, verfolgen wir das, dessen Erreichbarkeit unsere Anschauung vor unsere Vernunft gestellt hat, in technisch gesehen lüsterner Sorge.

*im Original freilich λόγος, was auch ich als Begriff zu übersetzen pflege, doch im Neuen Testament und nicht bei Platon. Es spricht nichts dagegen, daß sich der Gebrauch des Wortes in ca. 400 Jahren leicht verschoben hat, und es ist eine leichte Verschiebung von der formalen Erfassung eines Begriffs durch seine Definition hin zu seinem Eindruck, ja, eine so leichte Verschiebung, daß sie unter Zeitgenossen wahrscheinlich ist.

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Wahrnehmende Lust und wahrnehmende Achtung

Es gibt zwei Arten der Wahrnehmung,
  • das Einlassen und
  • das Auffassen.
Das Einlassen erfäßt die erreichbaren Eindrücke zu einer bestimmten Wahrnehmung und spielt damit der Lust im Rahmen der Verfolgung in die Hand.

Das Auffassen erfäßt die begreifenden Eindrücke zu einer bestimmten Wahrnehmung und spielt damit der Achtung im Rahmen der Beachtung in die Hand.

Deutlich wird der Unterschied etwa, wenn man den Blick in der Natur mal hierhin und mal dahin schweifen läßt und einandermal gezielt auf etwas richtet.

Und manches Mal, wenn man etwas unverhofft erfaßt hat, steht es einem wie eine Szene aus einem Bilderbuch vor Augen, was daher rührt, daß es ohne Zutun der Vernunft, ohne Besinnung in den Sinn gekommen ist, was uns stets von neuem mild verblüfft.

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8. November 2017

Sprächen Tiere unser Urteil

Das Spiel entfaltet sich aus dem Bestreben des Agens, seine Möglichkeiten zu erfahren, und der Traum entspringt der Sucht des Agens, sich zu beweisen.

Wird sie so betrachtet, so erscheint die Sorge als das Spiel mit der eigenen Stimmung, die Modifikation der eigenen Haltung mit dem Ziel, den also Erfassenden zu erfahren, das ganze Leben eines Menschen schrumpft zu einem Ding, der Geschäftigkeit der Jungen eines Tiers.

Und die das Vorstellungsvermögen lenkende Vernunft, die Besinnung, erscheint als sein fortgesetztes Wachträumen.

Sprächen also Tiere unser Urteil, wären wir Gestimmte nie erwachsen und kaum erwacht.

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7. November 2017

Zum Weg aus der gegenwärtigen Unvernunft

Mittel der Abgemessenheit erweisen sich unter der Herrschaft der Unvernunft als nicht belastbar (Der Schaum), eine Belebung der Achtung scheitert an der allgemeinen Deprimiertheit (Die Austrocknung), das naive Volk verdirbt (Der Schlick) und ebenso die intellektuelle Erneuerung (Das Tänzelnde).

Es bleiben die Zugkraft des orientierten Volkes (Die Blase), die Belastbarkeit der unabhängigen Sorge (Die Insel), die Neuordnung durch die erfolgreiche Lust (Die offenen Schleusen) und der Umsturz durch die Suche nach Übereinstimmung (Der Siedepunkt).

Bestenfalls gelangte eine Zeit der Unvernunft einzig dadurch an ihr Ende, daß sich die erfolgreiche Lust bei der Neuordnung der Verhältnisse vor der unabhängigen Sorge verneigt. Dies ist indes während der gegenwärtigen Herrschaft der Unvernunft ausgeschlossen, da die Besonderheiten des gegenwärtigen Finanzwesens verhindern, daß die erfolgreiche Lust jemals zur Neuordnung kommt.

Bevor der Erfolg der Lust der Sorge also auf den Thron helfen kann, denn weder orientierte Zugkraft, welche notwendigerweise rückwärtsgewandt ist, noch nach Übereinstimmung trachtender Umsturz, welcher die Bahnen der Unvernunft nie verläßt, sind dazu in der Lage, muß das gegenwärtige Finanzsystem also fallen, und zwar per definitionem durch einen Umsturz.

Indes richtet sich ein Umsturz natürlicherweise gegen eine Teilclique der Machtclique, welche in einer Ära der Unvernunft herrscht, und nicht gegen das Korsett der Macht, da dieses anzugreifen zu schwer vorhersehbaren Machtverschiebungen führen würde.

Ein solcher Umsturz würde also nur gewagt werden, wenn der Macht parallel ein anderes Korsett angelegt worden wäre, doch selbst wird die Machtclique ihrer Macht kein zweites Korsett anlegen, sie muß vielmehr in diese Richtung geschleppt werden, und zwar durch die Zugkraft einer restaurativen politischen Bewegung, deren Anfänge wir heute auch schon sehen.

Soweit die auf dem I Ching basierende Analyse.

Dies mag sich auch alles genau so erfüllen, doch mag es sich dabei viel unspektakulärer lesen als es sich tatsächlich vollziehen wird.

Die Offenbarung beschreibt die Topographie des weltlichen Sitzes der die Unvernunft erhaltenden Macht korrekt. Eine Hafenstadt an vielen Wassern, auf drei Inseln, dem alten Drachen zugehörig, welcher selbst den dritten Teil des Himmels einnimmt. Babylon ist ihr auf die Stirn geschrieben, und die Könige der Welt versammeln sich in ihr, um mit einander zu tagen.

Es gibt keinen Grund, an der weiteren Beschreibung zu zweifeln. Und doch, selbst nun, da all dies vor mir ausgebreitet liegt, sehe ich den Ablauf nicht, welcher ihn, der sich an die Spitze der Restauration gesetzt haben wird, also den achten König, welcher einer der sieben ist, dazu bringen wird, New York nuklear einzuäschern, wiewohl ich vielleicht beginne, den Geist zu begreifen, aus welchem heraus es geschehen wird, nämlich den der aufgebrauchten Geduld, der entzündeten Nerven, der enttäuschten Zuflucht zum Äußersten.

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5. November 2017

Cadaveri eccellenti (1976)

Cadaveri eccellenti ist ein Film über politische Erzählungen in der Art der Alex Jones Show, nur daß er 1976 in Italien gedreht wurde und politisch die Gemeinsamkeiten zwischen Kommunismus und Katholizismus als anteilnehmende Ideologien (Herrschaft der Sorge) im Gegensatz zu einem ideologisch entkernten Stabilitätsdenken (Herrschaft der Abgemessenheit) herausstreicht, wobei Max von Sydow die zweifelhafte Ehre zuteil wurde, den pharisäischen Hohepriester zu geben, was ihm auch etwas mißglückte, da er dem inneren Ringen mit dem Zweifel oder seinem Leiden am Schwund des allgemeinen Verantwortungsgefühls nicht das nötige Gewicht gab, um seine äußere Härte pharisäertypisch erscheinen zu lassen.

Nicht von ungefähr greift Max von Sydow hingegen die Transsubstantiation heraus, um zu verdeutlichen, wessen Geistes Kind er ist, denn diese dürfte der bekannteste pharisäische Auswuchs des katholischen Glaubens sein, wenn auch nicht gerade der bedeutsamste, ist sie doch nicht mehr als eine goldene Quaste an der Decke auf einem Prozessionselephanten, welche einzig bekundet, daß man an der richtigen Stelle ist.

1976, also, herrschte noch der Gedanke in weiten Teilen der westlichen Welt vor, daß es sich beim Kommunismus um entrümpelte Nächstenliebe handeln würde; ein Gedanke, welcher seine Substanz von demselben Christentum bezieht, von welchem er sich absetzt, wie die Geschichte seitdem durch die Verflachung der Nächstenliebe unzweifelhaft bewiesen hat, dabei ganz die Schrift bestätigend, welche der Nächstenliebe die Gottesliebe im gleichwertigen Bund logisch voranstellt.

Indes, die Sicht auf die Bewegtheit der Masse war damals keine andere als heute, und der Film gibt schon recht deutlich zu verstehen, daß die Masse nur dann in dem Bett, in welches sie sich ergießt, einer neuen Zeit entgegen strömen könne, wenn es jemand für sie gemacht hätte, und daß dies das eigentliche politische Geschäft sei, also effektvoll und strategisch umzubringen.

Freilich, nach Barack Obama hat sich die Kritik an diesem Spiel politisch umgedreht, und heute steht sie also in Form Alex Jones' an Donald Trump's Seite, wovon ich, wie von den anderen hier erwähnten Aspekten auch, schon früher schrieb, doch Cadaveri eccellenti bildet einen exzellenten Bezugspunkt, dies alles noch einmal anschaulich an sich vorbeiziehen zu lassen.

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2. November 2017

Amerikas Wanderjahre

Der französische Wirt schweigt wissend und
der amerikanische erkundigt sich und macht sich Notizen.
Wo das Verständnis zwischen den Menschen keine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit ist, da gehe ich nicht hin. Es gibt für mich nur ein Verhältnis zu Menschen, welche mit der Peitsche in der Luft schnalzen, um Löwen zu bändigen, nämlich unter einander belustigte Blicke auszutauschen und dann den Dompteur zu fragen, wo er hier nur Löwen sehe.

Die Franzosen sehen die Welt, wie sie ihnen begegnet. Die Amerikaner sehen die Welt, wie sie ihnen gezeigt wird. Und wer seine Kunden als Fremde betrachtet, der hat auch keine andere Wahl, denn er hat Verständnis für Statistik eingetauscht.

Aber das macht ihn noch nicht zu einem Löwen, welcher dieser Domptur bedürfte. Indes nistet sie sich ein. Und was ist das Ende vom Lied? Die Abkehr im Angesicht des gesellschaftliche Kontur annehmenden Fremdkörpers, vorausgesetzt, daß der bekräftigte Universalismus mit der Domptur Vertrauteren das nötige Gewicht dazu verleiht.

Denn wenn sie auch meinen Spott über die Domptur als solche nicht teilen mögen, meine Aversion gegen Gesellschaften, welche zuweilen so beherrscht werden müssen, teilen sie gewiß. Es ist bemerkenswert, daß sich gesellschaftlich führende Kreise dazu überreden ließen, Teile dieser Domptur zu respektieren, aber wenn sie diese Zügel morgen im Ernst halten müßten, so erwiese sich ihre Verblendung alsbald.

Indes, das eskalierende Feuer sehe ich immernoch nicht. Noch ist alles grundsätzlich friedlich, noch ruft niemand nach Übereinstimmung stiftender Gewalt.

(I Ching: Geformte und Ungeformte unter der Herrschaft der Abgemessenheit.)

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