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24. September 2010

Würdigung, Achtung, Ehrfurcht und Annahme von Gottes Allgegenwart

Ich las meinen ersten (eigenen) Beitrag auf diesem Blog erneut und stolperte über den Begriff der Ehrfurcht. Ich habe diesbezüglich einiges klarzustellen und zu berichtigen, wobei der Fehler, welchen ich dort beging, hochgradig charakteristisch ist.

Wenn einer mir einen Gefallen tut, so würdige ich das, achten muß ich ihn darum noch nicht.

Wenn einer folgerichtig handelt, also seinen Prinzipien treu, in seiner Haltung gefestigt ist, so achte ich ihn, Ehrfurcht hingegen empfinde ich nur dann, wenn er dabei auch richtig handelt.

Was richtig ist, ist natürlich viel subjektiver als das was folgerichtig ist, heißt aber jeweils, daß man jemandem eine Reife attestiert, welche man selber gerne erreichen würde. Insbesondere ist Ehrfurcht vor Gewalt, z.B. vor gewaltigen Tieren, aber auch vor großgewachsenen Menschen, ein sicheres Zeichen dafür, daß der eigene geistige Horizont auf die Handhabung der Welt beschränkt ist, einem also Einsatz und Herrschaft heilig sind. Freilich ist niemand ganz frei davon, aber Respekt ist nicht dasselbe wie Ehrfurcht, Ehrfurcht bedeutet die Anerkennung von Autorität, Respekt die von Stärke und Achtung die von Regeln, wobei allerdings innerhalb des geistigen Horizontes der Handhabung Stärke und Autorität dasselbe sind.

In Deutschland, wie auch in anderen europäischen Ländern, gab es einen jahrhunderte währenden gezielten Versuch, die Grenze zwischen Achtung und Ehrfurcht zu verwischen, ganz einfach, weil auf Folgerichtigkeit wertlegende Untertanen umgänglicher sind als auf Richtigkeit wertlegende. In dem Punkt besteht also ein gewisser historisch bedingter gesellschaftlicher Schaden in der Erkenntnis der Sache. Und die Abneigung diesem gegenüber brachte mich dazu statt Achtung in jenem ersten Beitrag Ehrfurcht zu schreiben, wobei die Definition, welche ich dort von Ehrfurcht gab, auch noch die anspruchvollste von allen war, nämlich die Ehrfurcht von jemandem, dessen geistiger Horizont jener des Vertrauens ist oder anders ausgerückt die Annahme von Gottes Allgegenwart.

Mit diesen Bemerkungen möchte ich dieses Thema beschließen und noch einmal kurz den Zusammenhang zwischen den Teilen des Bewußtseins und ihren gesellschaftlichen Projekten rekapitulieren.

Die Handhabung führt zu gesetzlichen Ordnungen, das Gemüt zu Ehrenkodexen, der Verstand zu fortschreitenden Traditionen und das Vertrauen zur Organisationsfähigkeit, oder, wie es im Titel dieses Blogs steht, gegenseitiger Bereitschaft.

Es ist übrigens auch charakteristisch, daß die philosophische Aufarbeitung dieser Projekte im Zuge der modernen Staatsphilosophie nicht über die erste Stufe hinausgekommen ist. Deshalb leiden Ehrenkodexe und fortschreitende Traditionen auch an den aus ihr entsprungenen Staaten, wobei es ja völlig unstrittig ist, daß es ihrer zwingend bedarf. Mit der Organisationsfähigkeit war es bisher hingegen selten noch irgendwo sonderlich gut bestellt. Immerhin begünstigt sie heute die Technologie, auf der menschlichen Seite gibt es indes allenfalls die absichtliche und mehr wohl noch die unabsichtliche Vorarbeit des realexistierenden Sozialismus'.

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Vom Unsinn des Universalismusses

Oftmals ist die Hälfte mehr als das Ganze.

griechisches Sprichwort

Ich schrieb bereits, daß ich mir nicht wünsche, daß Gemeinschaften mit einander im Geiste dieses Sprichwortes umgehen, was uns unsere technische, und insbesondere unsere militärische Entwicklung auch verbieten sollte. Von der Art der Vereinbarungen, welche dieses sicherstellen sollten, schrieb ich ebenfalls da. Hier möchte ich noch einmal auf einfache Weise begründen, warum eine Ideologie nicht nach Universalität streben kann, ohne sich selbst, je näher sie diesem Ziel kommt, zunehmend auszulöschen.

Wir alle haben die transzendente Pflicht auf etwas zu vertrauen, genauer gesagt auf andere Menschen zu vertrauen. Ein Leben ohne daß man auf irgendwelche anderen Menschen vertraut ist schlicht nicht möglich, es führt mit Sicherheit in eine Sackgasse.

In gewisser Weise handelt die Offenbarung des Johannes gerade von diesem Punkt, daß, wenn einer nur noch auf Gott vertrauen könnte, dann der jüngste Tag gekommen wäre. Und dies ist durchaus eine reale Möglichkeit, denn eine solche Menschheit würde von der Erde getilgt werden wie sich der Magen giftiger Speisen durch übergeben entledigt. Sie hätte keine transzendente Funktion und würde entsprechend im transzendenten Gleichgewicht nicht berücksichtigt werden.

Man vertraut aber nicht aus Einsicht. Man vertraut blind und Einsicht bedeutet stets, daß man den Unsinn darin erkennt, jemandem oder etwas zu vertrauen, mit dieser einen Ausnahme, daß die Einsicht auch lehrt, daß es eine transzendente Pflicht ist, überhaupt zu vertrauen. Aufgrund dessen mag es auch dazu kommen, daß einer vertraut, obwohl er weiß, daß es unsinnig ist. Aber natürlich wird er im Zweifelsfall lieber auf jemanden oder etwas vertrauen, von dem ihm das noch nicht klar ist oder, um diesen Gegenstand aus dem ihm gebührenden Blickwinkel zu betrachten, er wird es vorziehen, weniger Hoffnungen zu begraben als mehr.

Die tierische Natur des Menschen ist dem Menschlichen in allen ihren Ausformungen stets zuwider, und für gewöhnlich verachtet schon ein Kind seine Mitmenschen aus diesem Grund. Der sengende Blick des Menschlichen erhält aber auch nur die Menschen als Menschen, denn leicht wäre es ohne ihn für einen Menschen zum Tier zu werden, und wie oft sieht man Menschen, welche Tiere um ihre Natur beneiden? Der Abstieg zum Tier ist hier aber nicht das Thema, sondern wie der Mensch er selbst bleibt. Und dazu muß er einen Sinn in seinem Leben erkennen und diesem folgen, denn das ist das Menschliche. Und zugleich muß er darauf vertrauen, daß er nicht der einzige ist, welcher sich für diesen Sinn entschieden hat, denn das ist transzendentes Gesetz. Dies ist aber ein Teufelskreis, je weniger Menschen einen Sinn erkennen, desto unmenschlicher sind die Menschen, und je unmenschlicher die Menschen sind, desto weniger Menschen können auf sie vertrauen und an ihrem Sinn festhalten. Oder anders ausgedrückt ist die seelische Gesundheit eine hochgradig dynamische Variable.

Die voranstehende Betrachtung ist wichtig, um die Schwierigkeit der Sinnstiftung realistisch einzuschätzen, um zu erkennen, daß wir stets in einem Meer von Widrigkeiten schwimmen, welche jederzeit, wenn wir nicht auf uns achtgeben, unser Vertrauen ersticken und uns verwahrlosen lassen können.

Und weil das so ist, deshalb ist die Hälfte oft mehr als das Ganze, deshalb erwächst mehr Leben aus einer an sich glaubenden Hälfte als aus einem Ganzen, dessen eigene Unzulänglichkeiten ihm nur zu gut bekannt sind. Niemand würde es wagen, im Wirtschaftsleben einen anderen Kurs einzuschlagen, und zu Recht!, aber genauso wenig, wie man an die Effizienz eines universalistisch zusammengestellten Unternehmens glauben könnte, wenn es denn eines gäbe, genauso wenig kann man an die Effizienz einer universalistischen Bewegung zur Gestaltung der Zukunft der Menschheit glauben, und genau aus denselben Gründen.

Nur wenn aus dem Meer der Widrigkeiten das Brauchbarste herausgefischt wird, nur dann funktioniert das Leben. Und das betrifft insbesondere die Überzeugungen der Menschen. Was soll man von einem Zusammenschluß erwarten, dessen gemeinsame Überzeugungen nicht über das formal Rechtliche hinausgehen? Als Orden, als gestaltende Kraft taugt er nichts. Er überläßt vielmehr die Gestaltung den notwendigerweise niedriger motivierten Entscheidungen der Einzelnen und ergibt sich deren kumulativen Folgen.

Ein kleines Beispiel zum Abschluß, um das vorangegangene Prinzip in einem überschaubaren Rahmen zu illustrieren. Das bunte Miteindander der Kinderbücher heutzutage ist lauwarmer Kakao ohne den geringsten emotionalen Widerhall. Es stärkt den Idealismus der Kinder nicht, und damit meine ich nicht irgendeinen bestimmten Idealismus, sondern die allgemein idealistische Neigung, welche erst später zu einem geformten Idealismus heranwächst, oder anders ausgedrückt befeuert es nicht das Menschliche, tut also seinen Teil dazu, daß es allgemein erlahmt. Die Befangenheit ist erklärlich, aber man kann die Sprache, in welcher man zu Kindern sprechen kann, nunmal nicht ändern. Was später davon bleibt ist eh nur ein wehmütiges Gefühl, eine Erinnerung, welche einem zwar das Herz wärmt, zu welcher man aber dennoch nicht zurück will. Und ein gefestigteres Menschsein, das ergibt sich auch daraus.

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16. September 2010

Pflicht, Zwang, Gestalt, Vertrauen, Harmonie und Enthebung

Der Mensch ist nur frei zu vertrauen und sich zu den Dingen zu stellen, wenn er seine Pflicht getan hat und ist selbst nur, in sofern er zwingt. Pflicht führt zu Zwang und Zwang zu Gestalt. Dort wo der Mensch auf das Unmögliche stößt, wird er frei zu vertrauen, aber nur, wenn die Unmöglichkeit seine höchste Pflicht betrifft. Ohne Pflichten wäre ein Mensch nichts, und doch ist der Mensch, welcher von seinen Pflichten frei wird, mehr als jeder andere, denn er wird Teil der Harmonie Gottes und der eigenen Widrigkeiten enthoben.

Dies ist das größte Geheimnis und die tiefste Wahrheit menschlicher Existenz, welche sich in allen göttlichen Schriften findet. Zu ihrer Vermittlung wurden indes unterschiedliche Wege eingeschlagen, unter anderem auch jener der Apologetik, der Überredung zum Glauben.

Ich halte diesen Weg indes für unsinnig. Ein Mensch, welcher meint, er müsse Gott anklagen, ist notwendig unreif und wird nicht dadurch reifer, daß man mit ihm spricht. Was nützt es, jemandem zu sagen, er solle sich nicht sorgen, da Gott schon auf ihn Acht geben wird, wenn es Teil seines Seins ist, sich zu sorgen? Die Bibel, in sofern sie solche Passagen enthält, ist keinsfalls dazu geeignet deren Wahrheit einsichtlich zu machen, sondern lediglich dazu, sie zu verheißen: „Einst wirst du verstehen.“

Wer sich um die Wahrheit bemüht, der wird sie einst finden, und er soll wissen, daß er nicht der erste ist, damit er auch weiß, daß er Teil einer geschichtlich wirksamen Kraft ist.

Die Natur des Menschen betrachtend ist es streng genommen, was die Überschreitung der Schwelle zur Stellung betrifft, gar nicht angebracht, darüber viel Aufhebens zu machen. Wohl muß jeder wissen, daß es eine solche Schwelle geben solle und auch, wer meint, sich damit auszukennen, doch mehr nicht. Insbesondere ist es auch nicht wichtig, daß diesen vermeintlichen Experten bereitwillig geglaubt wird. Ja, noch nicht einmal eine substantielle Unterwanderung mit Scharlatanen wäre weiter schlimm, so lange die Heiligkeit heiliger Texte nicht in Frage gestellt würde.

Der einzige vernünftige Grund für das allgemeine Predigen heiliger Texte besteht darin, die Menschen, indem sie sich annähernd so verhalten, als verstünden sie diese, mit den Früchten jenes Verhaltens vertraut zu machen, hoffend, daß sie ihnen schmecken. Ich schätze indes, daß man ihnen genauso gut mit ein paar gezielt gewählten Geschichten über die praktischen Schwierigkeiten ihres Lebens helfen und sich ansonsten nicht weiter um sie kümmern könnte, insbesondere deshalb, weil der Grad der Einsicht ja auch fließend ist und jeder das Verständnis, welches er besitzt, zum Guten einbringt.

Einige Theologen sprechen von affirmativen Religionen, so als ob Menschen halt an irgendetwas glauben wollten und man ihnen entsprechend etwas vor die Füße wirft. Sie sehen darin gar einen Wert an sich. Aber das ist natürlich Atheismus.

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10. September 2010

Grabinschriften

Ich ging jüngst über den Friedhof, einen ausgeprochen schönen Friedhof mit auch so manchem älteren Grab, und las mir dabei die Grabinschriften durch. Sie fielen, würde ich sagen, unter drei Klassen, zum einen Gottes Versprechen, sich um die Toten zu kümmern, zum andern Zustandsbeschreibungen der Toten abstrakterer Art und zum dritten Beteuerungen des Verhältnisses zwischen dem Toten und den Hinterbliebenen.

Ich kann nicht umhin zuzugeben, daß mir das Zitieren biblischen Trostes aus Gottes Mund Trauer bereitet, so als hätte ein Buch die Seele des Verstorbenen verschlungen. Auch wird diese Variante weniger gerne gewählt, wenn jemand vor seiner Zeit verschied. Dann raffen sich die Angehörigen zu persönlicheren Trauerbekundungen auf, wobei, wenn es am meisten weh tut, am wenigsten geschrieben zu werden pflegt, aber gerade ein „Er ruht in Gott.“ ist auch tröstlicher als Sonstiges.

Sonstiges, also etwa „Er lebte für uns, er lebt in uns“, besticht zwar zum Teil durch mehr Mut zum Bekenntnis persönlichen Glaubens, aber auch wenn mich das weniger schmerzt als jene Aussprüche Gottes, so bleibt doch ein schaler Nachgeschmack, daß der Tote von den Seinen sozusagen gepachtet wurde.

Ein Friedhof nur mit „Er ruht in Gott“, „Er ist in Gott“, „Er ist heimgegangen“, „Er ist eingegangen“, „Er heiligte die Flamme“, „Er mehrte sein Talent“, „Er beschloß seine Tage“, „Sein Tag ward voll.“ (wobei die letzten beiden auf einer etwas anderen Linie liegen), wäre vielleicht etwas langweilig, dafür aber ein Ort befreiter Andacht.

Wenigstens wenn es um Grabinschriften geht, denke ich, daß es besser wäre, wenn Gott sich uns nicht in Worten offenbarte, denn Worte sind stets nur Worte, stumme Hülsen ohne die innere göttliche Offenbarung, welche sie erst mit Sinn füllt. Und wenn man es etwas bedenkt, so ist es stets.

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9. September 2010

Über verschiedene Formen des Grundvertrauens auf die Natur

Zunächst einmal ist bezüglich des Vertrauens auf die Natur vorauszuschicken, daß ein solches vertrauen nicht möglich ist, wenn es sie außerhalb sucht. Ein solches vertrauen setzt also voraus, sie innerhalb als verschwisterten Arm aus selber Quelle zu erfassen.

Ohne an dieser Stelle zu greifbar werden zu wollen, möchte ich von der Vielfältigkeit solchen vertrauens einen Eindruck geben, da sie sehr gewichtige Folgen hat.

Wo das Wetter kapriziös ist, und bald hier, bald dahin ausschlägt, sowohl im Kleinen, als auch im Jahresganzen, stellt sich bei den Menschen ein Vertrauen auf die Freiheit der Balance ein, daß sie jederzeit in jede Richtung kippen kann und einem auf diese Weise im Bedarfsfall das bescheren wird, was man gerade braucht.

Wo das Wetter ganz im Gegenteil nirgendwohin ausschlagen kann, ohne sogleich seinen Gegensatz auf den Plan zu rufen, da ist die Balance in Ketten geschlagen, und die Menschen vertrauen darauf, daß die Natur wohlwollend über ihre Ordnung wacht.

Wo das Wetter dräut und drängt, und jede Pause nur das Luftholen vor dem nächsten Sturm ist, da vertrauen die Menschen auf das ausholen und den Schwung des Laufs.

Wo das Wetter mild vorüberzieht, ohne richtig greifbar zu sein, gleich wie im Traum, da vertrauen die Menschen darauf, daß die Natur sie unbehelligt läßt.

Wo die Berge über der Ebene thronen, da vertrauen die Menschen ihr als ordnende Macht, gleichwie es auch um die Ordnung bestellt sein möge.

Wo die Berge sich über weite Gegenden an einander drängen, ohne sich dabei zu sehr zu überragen, gilt das vertrauen ihrer Schöpferischkeit.

Und wo die Berge bezwingend sind, aber keinen eigenen Lebensraum bilden, da gilt das vertrauen den Gesetzen, welche einem die Natur verordnet, nicht als vertrauen auf ihre Stärke, sondern als vertrauen auf ihre Weisheit.

Dies als Beispiele dafür, wohin die Natur das menschliche Grundvertrauen auf sie lenkt.

Nun ist es aber so, daß dieses Grundvertrauen die gesamte Lebensanlage steuert, und zwar in allen Lebensbereichen, weshalb die Talente recht nah verwandter Völker zuweilen auf recht unterschiedlichen Gebieten liegen, indem ihre Lebensanlage sich nämlich als sehr erfolgreich in einigen und sehr hinderlich in anderen Bereichen zeigt, wobei der Umgang mit der Natur selbst natürlich jeweils optimiert ist, die übrigen, der menschlichen Zivilisation geschuldeten Bereiche, aber nur so auf gut Glück getroffen werden.

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3. September 2010

Verantwortung

Die jüngst abgeschlossene Darstellung des Vertrauens als dem Teil des Bewußtseins, welcher den Zusammenhang zwischen Nöten und Stellungen zu ihnen beherrscht, erlaubt es erneut zu erklären, um was es sich bei dem Gefühl verantwortlich zu sein, und damit auch bei den Gefühlen von Stolz und Schuld, handelt.

Es ist nämlich so, daß wir nicht nur von der Welt abhängen und dies als Not empfinden, sondern auch von uns selbst, genauer gesagt von unseren entwickelten Fähigkeiten, unserer Disziplin und unserer entwickelten Kenntnis, d.h. von der Entwicklung der drei anderen Teile unseres Bewußtseins. Nun existieren diese Teile natürlich nicht unabhängig von uns, dennoch vertrauen wir aber unter Umständen auf sie und streben damit einen Modus der Koexistenz mit ihnen an, wie es sonst auch geschieht, indem wir ihnen nämlich einen vertrauenswürdigen Grad der Entwicklung vorhalten, derart daß wir uns selbst die Vernichtung wünschen, wenn wir ihm nicht entsprechen und darauf vertrauen, uns nicht weiter entwickeln zu müssen, wenn wir es tun.

Verantwortung nun ist das Ergebnis dieser bedingten Selbstbejahung, in ihrem Empfinden drückt sich der Umstand dieser Bedingtheit warnend aus, also daß wir uns gegebenenfalls selbst aburteilten und verwürfen, dies halten wir uns vor, um uns bestmöglich diesbezüglicher Verirrungen zu enthalten, was aufgrund unserer mehr oder weniger ausgeprägten Unvollkommenheit, also dem Grade unserer Abweichung vom Zustand des Selbstvertrauens, Zeit unseres Lebens ein Problem bleibt.

Letztlich kann man den Charakter eines Menschen nicht besser beschreiben als anzugeben, wofür er sich verantwortlich fühlt und was er also von sich selbst einfordert. Und je besser einer ist, desto schwerer ist für ihn seine Jugend, andererseits aber auch desto leichter sein Alter.

Die Schärfe des Urteils sich selbst gegenüber geht dabei nicht nur mit der Schärfe des Urteils auch anderen gegenüber einher, sondern generell mit der Neigung zu Mißtrauen, welches wiederum mit der Potenz des Vertrauens einhergeht.

Der kritischste Geist ist also zugleich auch der gewichtigste Zeuge vor Gott und damit derjenige, welcher das Schicksal am meisten zu beeinflussen vermag.

Dies gilt nicht nur unter den Menschen, sondern betrifft auch das Verhältnis der Menschen zu den anderen Wesen. Der menschliche Mangel an Vertrauen, welcher ihn generalistisch gesinnt über die Erde schweifen läßt, macht ihn zugleich auch zur dominierenden transzendenten Instanz auf diesem Planeten.

Die Offenbarung des Johannes ist in erster Linie als Warnung vor einer lückenlosen Kritik zu verstehen, was freilich die wenigsten verstehen und wohl auch besser so ist.

Verantwortung zu spüren ist als solches kein Ausdruck des Willens, Stolz und Schuld sind es, Verantwortung also lediglich das Bewußtsein einer Dimension in welcher der Wille sich ausdrückt. Genauer gesagt handelt es sich bei ihr um das organische Befinden des Selbstvertrauens (alias Gewissen), also das was Klarheit und Verwirrung für den Verstand sind, Entschlossenheit und Verzagtheit für das Gemüt und Konzentration und Schwindel für die Handhabung.

Das Vertrauen als ganzes zeigt sein Befinden in Sicherheit und Unsicherheit, wovon Stolz und Schuld Aspekte sind.

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