Die im Vorfeld besprochenen Auffindungen treten in unserem Leben weit geordneter auf, als man es unbedarft jemals erwartet hätte, denn wir schränken unsere Auffindungsfreiheit naturgemäß auf bestimmte Weisen ein, nämlich im Spiele und der Routine, uneingeschränkt hingegen verkörpern wir. Im Spiele nun verzichten wir auf das Ersehnen, weshalb ein körperlicher Wettstreit von mir hier nicht als Spiel bezeichnet wird, Rollen- und Kartenspiele aber schon, und vielleicht ist dem Leser ja auch der Unterschied im Ernste zwischen diesen beiden so genannten Spielarten spürbar, bzw. die Verschwendung des Ernstes auf ein echtes Spiel. In der Routine schließlich verzichten wir darüberhinaus auch noch auf die Suche, bzw. in praktischen Fällen weitgehend, und beschränken uns ganz auf die Entsinnung.
Der Ekel, den einer vor Routine und Spiel empfindet, steht in direktem Verhältnis zu seinem Bedürfnis, von seiner weiteren Auffindungsfreiheit gebrauch zu machen, und je weiter einer auf dem Wege sich seinem Schicksal zu stellen fortgeschritten ist, desto weniger kränkelt ihn ihre Einschränkung an. Leben aber, das schon mit Routine oder auch nur Spiel beginnt, gibt es nicht, da liegen die Herren Church, Turing und Deutsch falsch, und ich werde im folgenden hier und da auf die Grenzen der Routinisierung eingehen, wobei ich natürlich gleich festhalten kann, daß es, um einen Computer zu simulieren, eines größeren Computers als eben dieses bedürfte, also eines mit größerem Speicherplatz; doch darum soll es mir gar nicht gehen, mir geht es um den Turing Test und die weiterführende Frage, ob sich Androiden selbst weiter entwickeln können, womit ausdrücklich nicht Anpassung gemeint ist.
Bevor ich mich nun aber im folgenden mit einem speziellen Spiel, dem Ableitungsspiel, auch Mathematik genannt, und einer bestimmten Routine, der Ausweisungsroutine, manchmal Vernünftelei, meistens aber Programmausführung genannt, beschäftigen werde, möchte ich noch einmal den Unterschied zwischen Spiel und Routine näher betrachten, der ja im Suchen besteht. Unser Suchen zeichnet sich für uns, ganz gemäß seiner Definition, gerade dadurch aus, daß wir keine Ahnung davon haben, wesum wir gerade dieses oder jenes gefunden haben, denn weder mögen wir es besonders, noch sind wir in irgendeiner Weise für es verantwortlich. Es ist einfach nur irgendein Inbegriff. Und wir suchen ständig. Wir suchen die Türen von Häusern und die Häuser selbst. Wir suchen die Buchstaben auf dem Papier. Da wir nun keine Ahnung davon haben wie uns das gelingt, außer daß wir unsere Auffassung in einzelnen Punkten beeinflussen, ja, wir noch nicht einmal sagen können, welche besondere Qualität unsere Funde haben, nimmt es nicht groß Wunder, daß es uns schwer fällt, unsere Suche in eine Routine zu überführen, welche auf einem niedrigeren Erfassungsniveau, der Anschauung flächig verteilter Farben beispielsweise, ansetzt und darin die höheren Verstandesgegenstände planmäßig sucht. Diesen Schritt zu tun stellt eine Grundschwierigkeit künstlicher Intelligenz dar, welche heute indes schon größtenteils gemeistert ist. In diesem Sinne sind Spiele wohl routinisierbar, man bedenke aber die Dualität in der Entwicklung von Gattung und Exemplar, die Vorarbeit auf physiologischer Ebene, die Bereitstellung eines hoch entwickelten Verstandes, erlaubt es dem Individuum erst ohne entsinnbares Vorwissen zu Anfängen seines Denkens zu kommen. Welchen Sinn sollte es haben, diese Dualität zu routinisieren? Täte man das, enthielte man einem Teil des Programms die Informationen eines seiner anderen Teile vor, und wer käme schon auf die Idee, ein Programm dergestalt zu verkrüppeln?
Doch nun zum Ableitungsspiel. Der Sinn des Ableitungsspiels, welches Mathematik genannt wird, besteht darin, Versicherungen auf einen gewissen Satz vorausgesetzter Versicherungen zurückzuführen und sie auf diese Weise in verschiedene Disziplinen zu gliedern, welche aus diesen jeweils vorausgesetzten Versicherungen erwachsen. Dabei verhält es sich aber so, daß es einen grundlegenden Satz gibt, auf den sich jede Disziplin beziehen kann, indem sie ihre auf Inbegriffe gerichteten Versicherungen, welche diese und die Verhältnisse, in denen sie stehen, unerklärt, wenn auch nicht unbeschrieben, voraussetzt, durch eine zweite Schicht Versicherungen ersetzt, welche nur mehr die Existenz des Begriffs dieser Inbegriffe als den ersten Versicherungen entsprechend versichert und jene ersten somit als Tautologien auffäßt, also anstatt zu versichern, daß Körper ein Gewicht haben, zu versichern, daß ein Gewicht zu haben einen Begriff darstellt, einen Körper als Gewichthabendes zu definieren und damit zu sagen, daß ein Gewichthabendes ein Gewicht hat. Der Witz dieser recht geistlos wirkenden Operation besteht darin, daß ich alles, was ich von einem Körper unter der ersten Versicherung ableiten kann, genau so auch von einem Gewichthabenden ableiten kann und mein Begriff vom Körper nur überflüssiges und potentiell verwirrendes Beiwerk ist.
Allein die mathematische Disziplin, welche sich mit der Existenz der Begriffe selbst auseinandersetzt, läßt sich auf diese Weise nicht weiter reduzieren, sie wird übrigens einigermaßen lächerlicherweise Mengenlehre genannt, was indes aus einem bestimmten Blickwinkel heraus verständlicher wird, die anderen Disziplinen hingegen sind nach dieser Reduktion durch einen Satz Begriffe gegeben, aus denen sie erwachsen. Es ist aber gut, die ursprüngliche Verwandtschaft aller mathematischer Disziplinen über dieser Operation nicht zu vergessen.
Die Verhältnisse, in denen die ursprünglichen Inbegriffe stehen, werden dabei ebenfalls auf das reduziert, was explizit von ihnen versichert wird, und wenn das nichts ist werden sie halt zu bloßen, beliebigen Verhältnissen, deren Existenz, als Gegenstände in Verhältnisse setzend, versichert wird. Um beim vorigen Beispiel zu bleiben, daß etwas ein Gewicht hat kann ich erst dann zur Ableitung neuer Versicherungen heranziehen, wenn ich die Bedeutung des Gewichts als Wucht vervielfältigende Eigenschaft, also als quantitatives Verhältnis zwischen den Stoßwirkungen zweier Gewichthabender, kenne. Auch hier dient die Reduktion also wiederum dazu, sich auf die in Ableitungen verwendeten Begriffe zu konzentrieren, und der Begriff, welchen wir in diesem Schritt beiseite legen, ist der der Kraft, welcher, wie auch der dem Körper zu grunde liegende Raum, als etwas Angeschautes eine subjektive und damit für objektive Ableitungen belanglose Komponente besitzt.
Um aber praktisch Mathematik zu betreiben, kann man nicht nur, von den Begriffsversicherungen ausgehend, spielen, sondern muß, die Übersetzungen nützlicher Verhältnisse zwischen ebenso glücklich gewählten Inbegriffen in ihre Sprache ersehnend, größere Einsicht verkörpern. Wenn diese Einsicht erst einmal erreicht ist, ist der Rest in der Tat ein untersuchendes Spiel, nur ist es eben irregeleitet, aus der Routinisierbarkeit von Spielen, die selbe für die Mathematik ableiten zu wollen.
Doch kommen wir nun zu den Ausweisungsroutinen oder auch Programmausführungen. Da die Auffindung bei Routinen auf die Entsinnung eingeschränkt ist, wird es ratsam sein Entsinnungen noch einmal genauer zu betrachten. Entsinnen tun wir uns dessen, wessen wir uns, es verantwortend, inne sind, also unserer paraten Assoziationen. Diese entstehen für gewöhnlich unbewußt als Nachhall unseres Auffassens. Wenn wir nämlich einen Gegenstand auffassen und dann später wieder an ihn denken, so zumeist als Teil der getroffenen Aussage, der Reflexion der Auffassung, wenn wir also insbesondere zwei aufeinander folgende Ereignisse erleben, so denken wir später vom zweiten als Abfolge des ersten, oder wenn wir zwei Gegenstände zugleich erfassen, so auch später, indem wir sie assoziieren. Nun ist es aber so, daß wir diese Assoziationen auch bewußt erzwingen können, indem wir, eine fremde Auffassung vorstellend, Aussagen aufstellen, welche wir gegebenenfalls auch erfüllen können, beispielsweise ein Ereignis mit einem anderen fortsetzen oder Gegenstände benennen, welches stets eine selbsterfüllende Prophezeiung ist. Eine Assoziation bewußt zu erzwingen ist nun das, was ich eine Ausweisung nenne. Dabei kommt es aber gar nicht darauf an von welcher Art sie ist, also ob sie etwa benennt oder fortsetzt, sondern nur darauf, daß ein erstes einem zweiten als eine dritte Rolle ausfüllend assoziiert werden wird, was bei allen Aussagen eintritt, denn für meine Entsinnung macht es keinen Unterschied, ob ich mich der Haarfarbe einer Person entsinne oder ihres Spunks, solange ich beide nur gleich ausgewiesen habe. Diese Ausweisung eines Gegenstandes durch einen anderen im Rahmen einer willkürlich benannten Zuordnung, deren Name es erlaubt, die beiden Gegenstände als in einem speziellen Verhältnis stehend, nämlich durch eine entsprechend benannte Zuordnung verbunden, aufzufassen, wird formal genannt.
Wenn nun also Ausweisungsroutinen ausgeführt werden, so entsinnen wir uns formaler Ausweisungen, um sie hernach einer Begleitung folgend durch formale Ausweisungen abzuändern. Um die Turingmächtigkeit zu erreichen genügt es, zwei formale Ausweisungen zu verwenden, nämlich „belegt“ und „nächster“, wobei „belegt“ auf zwei vorliegende Gegenstände angewendet wird und „nächster“ auf einen vorliegenden Gegenstand
x und den gebildeten Begriff „‚nächster‘ von
x“, welcher also als „nächster“ von
x ausgewiesen wird und sich also selbst beschreibt, was ja aber niemanden stört. Daß man unter Verwendung dieser und der notwendigen Begriffe, um sich auf sie zu beziehen, also insbesondere „voriger“, eine Turingmaschine simulieren kann, überlasse ich dem geneigten Leser zur Übung. Hier geht es darum zu erkennen, was den Kern der bewußten Verstandestätigkeit bildet und zu verstehen wie er in Suche, Ersehnung und Auffassung eingebettet wächst.
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