Warum verteidige ich Daimonen? Weil ich ihnen mehr vertraue als der katholischen Kirche.
Daimonen sind die natürlichen Feinde der katholischen Kirche, wie ich im folgenden zeigen werde, und deshalb kann es auch nicht verwundern, daß die katholische Kirche ständig Lügen über sie verbreitet.
Was sagt einem Kind, wie es seine Eltern dazu bringt, es auf eine Weise zu behandeln, mit welcher es zurechtkommt? Ein Daimon, genauer gesagt ein versetzender.
Was erlaubt es uns,
τοῦ κόσμου τούτου zu überwinden? Derselbe Daimon, welcher es auch Prometheus und Jesus Christus erlaubte.
Daimonen sind, wie ich seltsamerweise erst im
gestrigen Beitrag klar verstanden habe,
starre, das heißt
unveränderliche Verhaltensmuster, sozusagen das ROM, in welchem die tragenden Teile des menschlichen Betriebsystems abgelegt sind und auch den Unerfahrenen zur Verfügung stehen.
Die Wahrheit ist, daß ich Zeit meines Lebens keinem Menschen vertraut* habe oder auch nur Sympathie für ihn empfunden hätte, welcher
nicht von einem Daimon geleitet wurde, gerade weil ich schon mit drei Jahren verstand, daß die Menschen sich gründlich verrannt haben.
Spaßeshalber habe ich nach Bildern einer Politikerin gesucht, welcher ich aus unerfindlichen Gründen vertraue, und siehe da, unter den sieben Mitarbeitern, mit welchen sie sich ablichten ließ, befinden sich ein weiblicher Raben-Daimon zu ihrer Rechten, ein weiblicher Frosch-Daimon zu ihrer Linken, ein männlicher Bär-Daimon zwischen ihr und dem Frosch-Daimon und noch ein männlicher Frosch-Daimon zu ihrer äußersten Linken. Außerdem ist sie selbst, ebenso wie fast alle ihre Mitarbeiter, ein betretender Daimon, nur der Mann zu ihrer äußersten Linken ist ein versetzender und bei dem verbleibenden Frosch-Daimon und einem Mann, welcher eine Brille trägt und die Augen zusammenkneift, weiß ich's nicht. Der klarste betretende Daimon ist der Mann direkt hinter ihr, welcher aussieht, als hätten die Pet Shop Boys den Song
Opportunities (Let's Make Lots of Money) nur für ihn geschrieben. Wer das Bild kennt, weiß von wem ich spreche, und wer es nicht kennt, wird es von mir nicht erfahren, nur, daß diese Versammlung von Daimonen bedeutet, daß noch jemand sie erkennt.
Übrigens, da dies im Rahmen dieser Betrachtung wichtig ist: Der Grund, warum die Tierdaimonen einen geradezu anspringen, wenn man das Negativ eines Photos betrachtet, ist, daß ihre Haltung nicht natürlich, sondern aufgezwungen ist, was hingegen auch bei manchen nicht-starren Haltungen der Fall ist, insbesondere bei der Gruppenidentität von Gangmitgliedern, welche aber keine Fixierung ausstrahlen, sondern nur formlosen Willen zur Verblendung.
Wie schon gesagt, zu Tierdaimonen zu greifen, ist nicht ideal, da die eigene Seele unter jeder Art Zwang leidet, aber unter Umständen eine probate Wahl, Gordon Lightfoot hat es übrigens erst ab der Neige seines Lebens getan, wohl, um das Alter zu ertragen, und wenn die Gesellschaft gar systematisch pervertiert wird, sogar die politisch einzig probate. Doch kommen wir nun zu der Perversion, welche für alles, was wir heute sehen, verantwortlich ist, nämlich der Perversion der Demut.
Die Demut gebührt Gott und jenen, welche ihn lieben, Gott, indem wir uns darum bemühen, die uns zugedachte Rolle Ihm gegenüber auszufüllen, und jenen, welche dies tun, indem wir ihr sittliches Urteil über uns akzeptieren.
Wo es um die Demut so bestellt ist, können wir nichts gegen das einmal als göttlich Anerkannte tun, ohne unser Ansehen augenblicklich zu verlieren, müssen jeden guten Vorschlag aufgreifen, um nicht als Feind des Guten dazustehen.
Das Ziel der Perversion der Demut besteht darin, diese Gewalt den Händen der Menschen zu entreißen, und sie auf denjenigen zu übertragen, welcher die materielle Macht innehat.
Der Ablauf der Perversion ist der folgende:
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Im Rahmen der Aufwertung des Theaters, sei es in der heutigen Zeit durch das Fernsehen oder zuvor durch die katholische Kirche, kommt es nicht nur dazu, daß Darstellern unheilige Ehren zukommen, sondern auch dazu, daß die Menschen dem sittlichen Urteil über sie entgehen können, indem sie vorgeben, daß ihr Verhalten nur Theater gewesen sei.
- Indem die Menschen nicht mehr über die Möglichkeit verfügen, dem Frevel durch sittliche Urteile Einhalt zu gebieten, hinterlassen sie eine leere Ohnmacht, in welcher sie bereit sind, ihr Lebensrecht zu einem vom Inhaber der materiellen Macht festgesetzten Preis zu erkaufen.
- Wenn ein Mensch sieht, daß er mit anderen Menschen nur zu diesem festgesetzten Preis interagieren kann, fühlt er sich als Gefangener, und deshalb muß seine Liebe dahingehend pervertiert werden, daß er die Zahlung des Preises liebt, womit die Perversion der Demut abgeschlossen ist.
Ich möchte das am Beispiel der Disco verdeutlichen.
Paare, welche in den '70ern in der Disco tanzten, man sieht es etwa in den
Pink Panther-Filmen, fühlten sich beobachtet und bemühten sich um was man so Grazie nennt. Aber in den '90ern war die Disco nur noch ein Fleischmarkt. Und die Frage dabei ist doch, warum man Fleisch auf dem Fleischmarkt kaufen sollte, und nicht lieber bei der Arbeit, auf der Uni oder im Sportverein, alle mit deutlich besserem Angebot und besseren Inspektionsmöglichkeiten. Warum diesen trostlosen Platz zu diesem degradierenden Zweck aufsuchen? Warum aller Welt vorführen, daß man gewillt ist, seinen Appetit auf diese Weise zu decken? In den '70ern wären die Menschen doch noch vor Scham vergangen! Und in den '90ern? War's nicht mehr beschämend? Nun, das ist natürlich individuell verschieden, aber das ist nicht das letzte Wort. Tatsache ist, genau wie sich Menschen im Mittelalter die Knie auf Betwegen aufscheuerten, um ihrer Erbsünde rechenschaftzutragen, war es nun dazu gekommen, daß sich Menschen Bullen gleich Ringe durch die Nase stechen, um nur recht ins Bild der Tierhaltung zu passen, welche sie doch in genau derselben Haltung akzeptieren wie ihre Vorfahren die ihre.
Es ist eine Regel: Wo die sittliche Autorität fehlt, wird sie als unterlegen angenommen und nach Wegen gesucht, sich die eigene Lage schönzureden. Die katholische Kirche wurde mit der Umwerbung Adeliger groß und spielte Theater, um die sittliche Autorität der einfachen Leute zu begrenzen, der englische Bürgerkrieg bewies, daß die einfachen Leute ohne es besser auskommen, und das Ziel des Säkularismusses ist es, ihnen ihre sittliche Autorität im Namen der Freiheit wieder zu nehmen.
Was denken die Leute heute denn, was Daimonen sind? Denken sie nicht, es seien gerade jene Geister, welche ihnen ihre Lage schönreden? Welche jene verzerrten Gestalten erfüllen, welche die Theaterspieler zu züchten pflegen? Was die katholische Kirche diesbezüglich gesagt hat, diente einzig dazu, ihre eigenen Werke gerade jenen in die Schuhe zu schieben, welche sie bekämpfen. Bleiben wir nur bei dem Bär-Daimon, welchen ich im vorigen Beitrag betrachtete: Was hat er denn anderes getan, als eine solche verzerrte Gestalt zu zerstören? Denn darauf läuft es doch hinaus, nämlich daß etwas, ein unveränderliches Verhaltensmuster, die Schnauze voll hatte und den seine leere Ohnmacht akzeptierenden Menschen zu Grunde richtete.
Also, auch wenn es sich nicht gerade gut auf einem Transparent macht: Daimonen gegen Demutsperversion!
Post Scriptum vom folgenden Morgen. Bei Gordon Lightfoot und dem erwähnten Mann zur äußersten Linken handelt es sich streng genommen nicht um einen Frosch-Daimon, da der Frosch-Daimon dazu dient, sich auf das zu stürzen, was Lust bereiten könnte, wohingegen sie das ausblenden, was die Lust begleitet, was sogar die Frage aufwirft, ob das nicht Schönreden sei, doch wird die Lust dadurch nicht zu etwas Schönem erklärt und bleibt also unverfälscht. Praktisch macht es aber keinen Unterschied, ob ein zusätzlicher Ansporn gegeben wird oder ein entgegenstehender hinweggenommen, und deshalb möchte ich dafür keinen neuen Tiernamen etablieren, wiewohl
Löwe der augenfällige ist.
Zweitens besitzen Daimonen nicht nur, wie im vorigen Beitrag erwähnt, eine spirituelle Anziehungskraft, sondern auch eine spirituelle Züchtigungskraft, welche aber nichts außergewöhnliches ist, da sich unsere Stimmung bei jeder Verirrung unserer Haltung verfinstert.
Post Scriptum vom übernächsten Morgen. * nicht in dem Sinne, daß ich ihnen nicht über den Weg traute, sondern in dem Sinne, daß ich, zumindest in der Vergangenheit, auch wenn sich dies gegenwärtig ändern mag, die Zuflucht zu einem daimonischen Verhaltensmuster als notwendiges Anzeichen dafür gesehen habe, daß einem Menschen die Natur der Probleme unserer Zeit bewußt ist, da jemand, der in einer Gesellschaft der Unsitten lebt und willens ist, sich ihnen zu widersetzen, seine Seele bisweilen zwingen muß und einer Strategie vertrauen, welche auf indirekte Beeinflussung, statt auf geteiltes Empfinden setzt.
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