Von der Ersetzung des Glaubens durch die Planung im Laufe des Glaubenszykels
Ein Ziel effektiv zu verfolgen bedeutet, sich ihm durch die Erreichung von Teilzielen, zweckmäßigen Stationen auf dem Weg zum Endziel, zu nähern. Und wenn das Ziel ein gesellschaftliches ist, so handelt es sich bei den Stationen um Normen, welchen die Lebensumstände (einschließlich der Gesellschaftsmitglieder selbst) entsprechen.
Je normierter die Lebensumstände sind, desto planvoller wird die Verfolgung des gesellschaftlichen Zieles, und die planvolle Verfolgung kommt schneller voran als die planlose. Also setzen sich Normen und Planung durch. Genauer gesagt lassen sich die freiwillig angenommenen gesellschaftlichen Ziele der Menschen stets auch physikalisch als Steigerung der Effizienz bei der Ausbeutung von Energieressourcen interpretieren, und damit ist der Mechanismus der Durchsetzung gegeben.
Greift der Mensch nicht nach gesellschaftlichen Zielen, so muß er sich auch mühen, seine Effizienz bei der Ausbeutung von Energieressourcen zu steigern, doch kommt er dann dabei nur so schnell voran, wie die jeweils nächste Generation auch ohne Plan effizienter wird.
Doch damit genug der allgemeinen, Theodore John Kaczynski-mäßigen Erwägung. Was ist denn die Alternative zu Normen und Planung? Nun, es ist der Instinkt, oder um das genauer zu fassen, es ist daran zu glauben, daß wir durch Erwartung, Aufgerufenheit und Heiligkeit angeleitet werden. Schreiten die Normen voran, so muß diese Anleitung also zurückweichen, und die Normen schreiten im Glaubenszykel voran.
Haben die drei Phasen des Glaubenszykels also etwas mit diesen drei verschiedenen Anleitungen zu tun? Die Antwort lautet: Ja, das haben sie.
In der dogmatischen Phase des Glaubenszykels wird der Kernglaube herausgearbeitet. Dazu müssen sich die Gemeindemitglieder ihres (subjektiven) Glaubens bewußt werden, welcher sich in ihrer Erwartung spiegelt. Also müssen sie daran glauben, durch ihre Erwartung angeleitet zu werden. Und davon haben wir auch historische Zeugnisse in den Heiligengeschichten des ersten Jahrtausends nach Christus. Aber so lange die Gemeindemitglieder ihrer Erwartung folgen, können sie keine sozialen Rahmen entwerfen, denn gemeinschaftlich läßt sich das Leben erst bewältigen, wenn der (objektive) Glaube das zum weiteren Fortschritt Nötige erfaßt und sich die Lebensumstände entsprechend gestalten lassen. Selbstverständlich muß sich die Gemeinde diesbezüglich einig sein, und ist sie es, so ist der gemeinsame (objektive) Glaube ihr Dogma und ursprünglicher Kernglaube und zugleich die Norm, welche die Erwartung verdrängt.
In der gemeinschaftlichen Phase des Glaubenszykels werden soziale Rahmen entworfen, allerdings als Idealgestalten, so daß es den einzelnen Gemeindemitgliedern obliegt, sie glaubensgemäß auszufüllen, wozu sie sich von ihrer Aufgerufenheit anleiten lassen müssen. Also muß die einzelne Person zurückstehen. Wenn die Umgangsregeln verbindlich, das heißt zur gesetzlichen Norm (Rechte und Pflichten), werden, beginnt die nächste Phase des Glaubenszykels.
In der persönlichen Phase des Glaubenszykels gestalten wir unser eigenes Leben so, wie wir es für recht halten, wozu wir uns vom Heiligen anleiten lassen. Schließlich aber erkennen wir noch jedes Mal, daß die physikalisch begünstigte Planung unheilige Züge annimmt. Wenn dies geschieht, besteht der geistlose Impuls darin, sich gegen die freiwillige Annahme des gesellschaftlichen Zieles zu wenden und das dem sich herausgebildet habenden System Dienliche der Gemeinde als heilige Norm vorzuschreiben.
Der Instinkt zieht sich im Laufe des Glaubenszykels also auf seine höheren Formen zurück:
- erst wird die Erwartung aufgegeben,
- dann die Aufgerufenheit und
- schließlich das Heilige selbst.
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