Die Generation meiner Großeltern war ein großer Feind von Fiatwährungen und die Generation meiner Eltern ein großer Freund, und diese Freund-, beziehungsweise Feindschaft beruht auf den intendierten und den Nebenwirkungen von Fiatwährungen.
Die intendierte Wirkung unter Hjalmar Schacht war die Förderung der deutschen Industrie, und sein Erfolg war prägend für die Generation meiner Eltern, wohingegen sich die Nebenwirkungen daraus ergeben, daß der Erfolg wirtschaftlicher Unternehmungen wesentlich vom Umfang der zur Verfügung gestellten Mittel abhängt, was es Großinvestoren erlaubt, auf Kosten der kleineren zu leben, indem sie für ihre Beteiligung einen Vertrauensaufschlag fordern können, ohne sich zu binden, siehe
The Million Pound Note, was insbesondere zu Wirtschaftskriegen zur Vermeidung potenter Konkurrenz, wie nach dem Ersten Weltkrieg infolge des Aufstiegs der Vereinigten Staaten, und zur Immobilienverteuerung führt, da diese weniger der Konkurrenz ausgesetzt,
monopolophiler, wenn man so will, sind als andere Investitionen.
Es ist also kein explizit böser Wille, welcher zu den von Richard Werner
benannten Schattenseiten einer Fiatwährung führt, sondern schlicht die Verfügbarkeit von Kredit. Und was die Form der industriellen Produktion betrifft, so wird sie insbesondere durch die Skalierungseffizienz bestimmt, welche große Märkte und niedrige Produktionskosten ausnutzt.
Aus diesen Kräften heraus ist die Deindustrialisierung des Westens erwachsen und seine Gleisnerei und Überwachungskultur. Kriege, indem sie Immobilien und Fabriken zerstören, einen die Investitionsprioritäten, und führen damit zu sicheren und allgemein akzeptierten Kreditvergaben. Wenn diese Einheit dann an ihr Ende kommt, verschieben sich die Investitionen in die Erhaltung und den Ausbau der eigenen Vormachtstellung, was wiederum zu Kriegen führt, daher
Open the gates and let prosperity wash the pillars away, shut the gates and let audacity take their place.
Wir sind offensichtlich wieder einmal an der Abbiegung in den Krieg angelangt: Was immer unsere Großeltern (im Falle meiner Großväter Jahrgang 1906 und 1909) an fiskalischer Zurückhaltung gelernt haben mögen, haben unsere Eltern (Jahrgang 1941 und 1942) beiseite gewischt, und nun geht ihre Saat auf.
Indes stellt der Aufstieg Chinas eine sicherheitspolitische Anomalie dar, insofern die Wahrung dieser Interessen seiner Investoren ungewiß scheint. Zölle als staatliches Mittel der Berichtigung des eingeschlagenen Kurses sind das naheliegendste, wobei die sich abzeichnende Trennung der Märkte mit Blick auf die Skalierungseffizienz auch grundsätzlich zu begrüßen ist. Nur, eine Einheit der Investitionsprioritäten besteht heute nicht, und wenn eine Finanzaufsicht die Forderung erhöbe, Kredite bevorzugt an Fabriken zu vergeben, würden die gewählten Produkte trotzdem bevorzugt der Erhaltung und dem Ausbau der eigenen Vormachtstellung dienen, insbesondere indem sie die Welt unsicherer machten und ihr Sicherheit versprächen.
Es stimmt, daß die Zeugung der Investitionsgelegenheit durch den Krieg der Motor unseres Fortschritts ist, aber das dabei verfolgte Ziel, die Steigerung der Effizienz der aus Besitzstandswahrungsfesseln befreiten Wirtschaft, ist
nicht voraussetzungslos
unser Ziel, sondern eben nur so lange das Zeitalter der Werke anhält.
Wird die Menschheit Krieg darüber führen, ihre Zukunftsaussichten verlieren zu dürfen? Elon Musk sieht sich erklärtermaßen an der Spitze
dieser Bewegung. Was ich in letzter Zeit gesehen habe, Israels Versuch, die Vereinigten Staaten in einen Krieg gegen den Iran zu verwickeln, Trump's Übernahme der Epstein-Affäre, die Ersetzung des Hilfswerks der Vereinten Nationen, zielt alles in eine Richtung, nämlich auf die Frustration der amerikanischen Wähler, und wer weiß, was da in den nächsten Tagen
noch kommt. Gäben sie auf, so gelangte die
Democratic Party wohl wieder an die Macht, das heißt die etablierte politische Elite, wohingegen Trump's Kalkül darin besteht, die wirtschaftliche Lage der amerikanischen Arbeiter hinreichend schnell zu verbessern.
Übrigens ist es ein böser Hohn, daß, wie Claudius und Nero antraten, das Römische Reich gegen den zersetzenden Einfluß des Christentums zu verteidigen, Trump heute antritt, um die Vereinigten Staaten vor der von Epiphanios von Salamis im
Panarion geschilderten Gnosis zu retten, welcher die etablierte politische Elite scheinbar zum Durchbruch verhelfen will: Künstlicher, an den Haaren herbeigezogener, könnte eine kulturelle Konfrontation nicht sein, und ich neige dazu, Trump zuzustimmen, wenn er die Advokaten dieser
Neuerungen wahnsinnig (
lunatic) nennt, wobei aber auch dies einen Vorläufer hat: Als Theoderich der Große die Gewalt über Italien errang, verteidigte ihn die katholische Kirche sinngemäß damit, daß die physische Kraft und Schönheit der Goten ihren Mangel an Gesetzesachtung wettmache, wobei jene, welche die Gesetze nicht achten, natürlich schon zu Caesars Zeiten die Feinde Roms waren, aber zu Theoderichs gesellte die katholische Kirche dem noch den Rassenhaß auf die nordischen Übermenschen bei, und Hitler errang damit die moralische Überlegenheit des Katholizismus über ganz Europa, sowie noch eine Reihe anderer Preise. 1919 ging es Deutschland, Rußland und England an den Kragen, heute sind, mit etwas Verspätung - 1763, 1776, 1789, 1815, 1919, 2023 - die Vereinigten Staaten d'ran, welche auch der Auslöser des Ganzen waren. Indes, in diesen Sumpf hinabzusteigen täte der Menschheit auch nicht besser als der Krieg um der Maschinenherrschaft Willen, und wiederum scheint es mir unplausibel, daß sie ihr Heil darin suchen wird: In beiden Fällen konzentrieren sich die Befürworter auf relativ wenige Nutznießer.
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