Wenn ich sage, das Ich habe drei Teile, Lust, Achtung und Sorge, so meine ich damit, daß sich drei verschiedene Ich-Assoziationen in unserem Bewußtsein auffinden lassen.
Unserem Ergehen werden Wahrnehmungen zugeordnet, aus welchen es hervorgeht. Das ist die Funktionsassoziation. Wird zusätzlich Wille assoziiert, so nennen wir unser Ergehen unsere Tat, und das ist die Ich-Assoziation.
Aufgrund der Art und Weise, wie wir Handlungsfolgen aus Zielen herleiten, indem wir die Kette ihrer Voraussetzungen schrittweise zurückverfolgen, begreifen wir unseren Willen natürlicherweise durch die Ziele, zu welchen er uns schließlich treibt, auch wenn uns eines zum Zeitpunkt des Vollbringens einer Tat noch nicht vollständig klar war, das heißt, wir erlauben uns die retrospektive Verfeinerung derselben.
Hierin mag einiges Kritikwürdiges liegen, daß wir im Nachhinein Ziele erfinden, welche es nie gab, und doch ist es so, daß wir mit der Annahme, es gebe in uns manch dunkles Treiben, welches es aufzuhellen gilt, für gewöhnlich gut fahren.
Die Wahrnehmungen, Taten und Ziele der Lust, der Achtung und der Sorge habe ich bereits beschrieben, aber ich wiederhole es besser noch einmal. Die Wahrnehmung der Lust ist die Anschauung, ihre Tat die Anstrengung und ihr Ziel eine andere Anschauung. Die Wahrnehmung der Achtung ist die Verstandeserfassung der Lage, ihre Tat der Ansatz und ihr Ziel eine andere Verstandeserfassung. Und die Wahrnehmung der Sorge ist die Vernunfterfassung des Zustandes, ihre Tat die Einfindung und ihr Ziel wiederum eine andere Vernunfterfassung, wobei sich Ansatz und Einfindung heuristisch nicht unterscheiden, das heißt, daß beide auf dieselbe Weise einen Handlungsplan suchen, sehr wohl aber in ihrem Anwendungskontext, als welcher beim Ansatz in einem Augenblick liegt, während sich eine Einfindung über ein ganzes Leben lang hinziehen kann, das heißt im Hinterkopf bleibt und stückweise verfolgt wird.
Fragt man sich nun, wer ein Mensch ist, so liegt es offenbar nahe, wiederum nach Wahrnehmung, Tat und Wille zu fragen, denn das ist ja sein Ich. Und es ist a priori klar, daß man darauf nur Antworten aus den verschiedenen Varianten eines Ichs wählen kann, also entweder Lust, Achtung oder Sorge, genauer gesagt deren Wahrnehmung, Tat oder Wille.
Und nichts anderes tue ich, wenn ich geistigen Horizont, Gesinnung und Geist bestimme, der geistige Horizont ist die dominierende Wahrnehmung, die Gesinnung die dominierende Tat und der Geist ist der dominierende Wille, wobei die gesellschaftlichen Ziele des letzteren natürlich genauer zu bestimmen sind.
Freilich, auch bei den anderen beiden Teilen sind genauere Betrachtungen anzustellen, so reflektiert natürlich jeder Mensch, die Frage ist nur was, die Anschauung, die Verstandeserfassung oder die Vernunfterfassung?, wobei Haltung und Begriffe aus der Reflexion der Verstandeserfassung hervorgehen und der Glaube aus der Reflexion der Vernunfterfassung. Und so verhält es sich auch bei den Taten, bei jedem Menschen dominiert die Einfindung, aber der Gegenstand derselben unterscheidet sich, je nachdem er der Lust, der Achtung oder der Sorge angehört, also Körper, Haltung oder Begriff ist.
Es ist also natürlich, einen Menschen nach geistigem Horizont, Gesinnung und Geist zu zerlegen, wobei die Zerlegung der einzelnen Komponenten etwas willkürlicher ist. Vielleicht stößt es auf, daß die Reflexion der Vernunft auf den Glauben führen solle, aber ihr Gegenstand der Begriff sei, oder der einzige Gegenstand des Verstandes die Haltung. Aber das stimmt natürlich, der einizge Gegenstand des Verstandes, also das, was er einzig in einem formt, ist die eigene Haltung, zu den Begriffen liefert er lediglich die Grundlage, als welche unveränderlich ist. Nur das, was wir auf dieser Grundlage durch die Vernunft formen, ändert sich und ist damit
ihr Gegenstand.
Weiterhin spiegelt unsere Stimmung unsere Haltung und unsere Begriffe, allerdings, im Falle letzterer, auf unterschiedliche Weise, nämlich einmal danach, ob sie günstig gewählt sind, also nichts verzerren oder verwirren, und zum anderen danach, ob sie hinreichen. Dieses Hinreichen aber liefert den Schlüssel zur Entdeckung des eigenen Glaubens, und während sich die Güte gewählter Begriffe aus ihrer Anwendung heraus ergibt, worüber der Verstand Auskunft gibt, ist ihr Hinreichen ein Faktum, welches nur in der Vernunft zu finden ist.
Wahrscheinlich lohnte sich eine genauere Betrachtung just dieses Sachverhalts, denn es geht hier wieder um den Existenzquantor, welcher jenseits des tierischen Denkens liegt:
Gibt es einen Begriff für das, was ich beschreiben möchte?
Und auch die geschichtliche Entwicklung von Glauben ließe sich wohl in diesem Zusammenhang heller beleuchten.
Gut, aber das tue ich hier nicht. Das Seltsame, daß einer mit Gegenständen umgeht, welche er nicht recht zu reflektieren vermag, habe ich schon behandelt, aber ist es wirklich so seltsam? Schließlich erlernen wir das Reflektieren erst mit der Zeit, wenngleich nicht alle von uns. Auch ich ging lange mit Begriffen um, ohne erfaßt zu haben, was sie eigentlich sind. Aber schließlich wurde es mir klar, und zwar, um das hier zu erwähnen, als ich erkannte, daß sich allgemeine Tensorprodukte nur durch ihren Dualraum erfassen lassen. Ich war damals auf dem Lehmlöcherweg, genau
hier. Was das da für eine Rennbahn ist, weiß ich hingegen bis heute nicht.
Damit will ich es einstweilen belassen.
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