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30. Juni 2017

Zur Aufgabe der Prominenz und der Voraussetzung ihres Gelingens

von lat. pro minere

In einer Gesellschaft, deren Mitglieder einander nicht kennen und auch nicht kennen können, weil es ihrer so viele sind, kommt jenen, welche über ihre privaten Kreise hinaus in das Licht der Öffentlichkeit streben, natürlicherweise die Funktion zu, die Themen vorzugeben, über welche sich die Öffentlichkeit neben sich offensichtlich aufdrängenden, wie dem Wetter, der Gesundheit oder Straßenbauarbeiten, unterhält.

Zwar kann man andere grundsätzlich auch in anderen Angelegenheiten ansprechen, doch gewinnt das Gegenüber dabei selbst bei Wohlwollen bald das unwohle Gefühl, daß die Konversation zu nichts führt und auch besser zu nichts führen sollte, da die Vertiefung des Gesprächs das Knüpfen von Kontakten erforderte, welche man sich ungern auf der Straße aufdrängen läßt.

Im privaten Bereich ist das Gespräch frei, an der Arbeit oder im Verein berücksichtigt es die Erhaltung des verbindenden Rahmens und in der Öffentlichkeit bleibt es auf das gemeinsam Erlebte begrenzt, dessen intellektuelle Seite (die gemeinsam vernommenen Gedanken) in den Händen der Prominenz liegt.

Freilich war die so betraute Prominenz nicht immer damit zufrieden, daß ihr Einfluß dort haltmacht und sich nicht auch auf das übrige gemeinsam Erlebte erstreckt, so hat beispielsweise Victor Klemperer in seinem linguistischen Tagebuch Lingua Tertii Imperii einen Ausspruch Goebbels' festgehalten, in welchem sich dieser darüber beschwert, daß sich die Deutschen im Gegensatz zu den Russen unaufgefordert mit einander über das Kriegsglück besprächen, aber mir soll es hier nur um das Gewicht der Aufgabe gehen, welche der Prominenz natürlicherweise zufällt.

Betrachten wir dazu die dominante Kunstform unserer Tage, den Film; auch weil es sich für mich gerade anbietet.

Ich schrieb bereits von der Veränderung der Erzählform, unter welcher das Kino seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts leidet, siehe Life in plastic, it's fantastic!, aber ich möchte den Niedergang dieser Kunstform hier noch einmal umfassender betrachten.

Wenn wir der Einfachheit halber nur den Tonfilm betrachten, so können wir ohne große Umschweife feststellen, daß die Filmindustrie nach einer gewissen Einlaufphase in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts ihren Zenit erreichte und sich seitdem im Niedergang befindet. Dies ist so offenkundig, daß sich der Widersprechende in die Nähe des Schwachsinns rückt, und meine altersbedingte Vorliebe für Filme eines späteren Entstehungsdatums sollte nicht in dem Sinne mißverstanden werden, daß ich Martin Brest, beispielsweise, für einen größeren Regisseur als Alfred Hitchcock hielte, jetzt einmal unabhängig davon, daß dessen beste Filme in die 50er fallen, so wie Andrei Tarkowskis beste Filme in die 70er fallen, aber es eben dabei bleibt, daß beide, Tarkowski und Hitchcock, Regisseure der 60er Jahre sind.

Vom Wesen her unterscheiden sich die Tonfilme während dessen Aufstieg kaum, allenfalls sie zunehmend anrüchiger wurden, und was die 60er über die vorangegangenen Jahrzehnte stellt, ist lediglich die ungeheure Auffächerung der Filmschaffenden zu dieser Zeit.

Ich möchte den moralischen Niedergang, welcher sich mit Hitchcock ankündigte, mit James Bond fortsetzte und seinen vorläufigen Höhepunkt in den Gaunerkomödien der frühen 60er Jahre fand, nicht kleinreden, aber für das hier betrachtete Thema spielt er keine Rolle; das heißt allenfalls als vorausgeworfener Schatten.

Es wäre nämlich falsch, sich darauf zu konzentrieren, wenn es um eine Gesamtbeschreibung des Films der 60er geht. Exemplarisch läßt sich sein Wesen an Ocean's Eleven verdeutlichen - auch weil es ein späteres Remake zum Vergleich gibt.

Nun hatte dieser Film wahrlich ein All Star Ensemble mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr., aber sein Hauptanliegen besteht darin zu zeigen, was diese gedienten Männer auf die schiefe Bahn gebracht hat. Sie sollen echt wirken, von der Straße und aus dem Volk oder, mit Blick auf den Film der 60er insgesamt, aus dem Leben. Um Raffinesse geht es nur am Rande; im Remake freilich im Kern.

Worin besteht denn Audrey Hepburn's Reiz?

Nicht darin, daß jede Frau dieselben Spielchen spielen kann?

Und ist Keira Knightley in der Hinsicht wirklich ein vollwertiger Ersatz?

Und warum ist sie es nicht?

Nicht, weil es bei ihr nur mehr Gesten sind, ohne Beziehung zu den echten Entscheidungen im Leben?

Und so ist es überall, das Kino der 60er ist im besten Sinne bürgerlich, sein Stoff entspringt den Erfahrungen und Träumen der Menschen der 60er. Und dann hat sich der Film in eine andere Richtung weiterentwickelt, unter dem Eindruck Hitchcock's, James Bond's und der Mondlandung, wenn man so will: Er ist elitär geworden, und sei es auf eine effekthascherische Weise.

Freilich ist der Superlativ, und insbesondere in Amerika, schon etwas älter als 50 Jahre, aber er hat das Kino lange Zeit verschont. Aber wie auch immer, in den 70ern begannen Science Fiction und politische Filme zu dominieren, neben Abbildungen der härtesten Randbereiche des Lebens. Steven Spielberg's Erfolggeheimnis ist doch letztlich, daß er dem Zuschauer ein Gefühl von etwas gibt, was dieser bereits verloren glaubte. Und was wäre Spielberg in den 50ern oder 60ern gewesen? Ein Nichts, ein absolutes Nichts.

Spielberg stand indessen nicht, wie sein Erfolg ja auch beweist, alleine, und das Kino der 80er war sichtlich um die Rückkehr in die Mitte des Lebens bemüht, welche indes im Großen und Ganzen scheiterte, wie das Übergewicht der Jugendfilme einerseits und der Reiz von Exoten wie Witness, The Mosquito Coast oder The Emerald Forest andererseits belegt. Wer kein Leben hat, kümmert sich um seine Kinder. Hier in Estland ist ein Vergnügungspark für Kinder, und seien es nur Hüpfburgen, auch die einzige Möglichkeit, unternehmerischen Erfolg im kulturellen Bereich zu haben.

Und dann kamen noch ein paar ernsthaftere Sachen in den 90ern wie Fearless oder The Fisher King, aber auf die Masse hin angesehen brach der Siegeszug von Batman, Spiderman und Konsorten an.

Und wie bei Spielberg war es dann auch bei Hayao Miyazaki wiederum das Gefühl, etwas Totgeglaubtes lebendig zu sehen, was seinen Ruhm erklärt, nur daß Miyazaki ein selbsterklärter Archivar ist und sich hinter ihm keine Bewegung versammelt.

Im Großen und Ganzen ist damit die Geschichte des Tonfilms umrissen, und wir können das folgende Fazit ziehen.
  1. Ein kulturell reiches Bürgertum gebiert eine kulturell reiche Prominenz.
  2. Ein kulturell armes Bürgertum kann eine kulturell reiche Prominenz noch nicht einmal geschenkt bekommen,
 wobei kultureller Reichtum hier so viel wie Interesse an der Form des Lebens bedeutet.

Freilich gilt der zweite Punkt nur unter der Voraussetzung der modernen westlichen Massengesellschaft und sollte auch in die Richtung weiterverfolgt werden, also durch welche Institutionen wohl das Interesse an der Form des eigenen Lebens im Volke wachgehalten werden könnte. Welche Institutionen dafür aber auch immer dienlich sein könnten, in unserer Gesellschaft haben sie zumindest nicht das nötige Gewicht, und so kann eine Keira Knightley eben nur scherzen eine Audrey Hepburn zu sein, denn in Wahrheit ist sie, wie wir alle größtenteils, ein Buchhalter.

Auch ich selbst betreibe zu viel Buchhaltung, weil zu Vieles keine Rolle spielt und darum rationiert wird. Hier liegt der Hund begraben:
Nur in der Fülle der Möglichkeiten besteht die Wahl.
und die zentrale Frage diesbezüglich lautet also:
Was läßt uns etwas mögen?
und diese zieht ins Moralische, und, weil auch dies Gegenstand dieses Beitrags ist, möchte ich dazu anmerken, daß zum Mögen Disziplin und Verehrung gehört, das Niedere sich nicht vordrängen zu lassen und sich das Hohe zu entziehen, um sich nicht an es zu gewöhnen. Mit anderen Worten können wir nur mögen, womit es sich wie mit der Gnade Gottes verhält.

Freilich ist das Mögen selbst die emotionale Offenbarung einer göttlichen Gnade, aber wenn wir mit seinen Gegenständen nicht pfleglich umgehen, also wie es sich für solche gehört, dann verlieren wir sie und damit die Fähigkeit, etwas zu mögen.

Und damit können wir die Frage nach den Intuitionen, welche heute dem nötigen Gewicht ermangeln, freilich sehr detailliert beantworten: Es sind offenbar jene, welche uns sagen, was es mit dem auf sich hat, was unserer Seele begegnet, und, wenn ich auf mich selber sehe, uns auf unserem Weg ermuntern - indes, ich mag zu Tode betrübt gewesen sein, doch so ist es nicht mehr, höchstwahrscheinlich, weil selbst Er es war, trägt doch einer den andern.

Doch damit genug der Moral. Aufgrund des beschriebenen Prozesses ist unsere Prominenz gleichsam gestorben, und so erklärt es sich, daß heute in ihren Sphären Trottel auf Untote treffen: erstere verstehen nicht, daß die Menschen ihre Erfassung der zu treffenden Wahl nicht teilen, und letzteren ist es egal, daß ihre Prominenz keine Früchte trägt.

In Wirklichkeit spielt die intellektuelle Seite des gemeinsam Erlebten immer weniger eine Rolle, verkommt alles zu Sachzwängen und auf ihnen fußenden Konflikten, und genau dies zu verhindern ist der faßbare Ertrag der Aufgabe der Prominenz, welcher sie indes nur so lange nachkommen kann, wie sie nicht selbst mit ihrem Publikum zusammen an der Aussichtslosigkeit eingeht.

Die jetzige Stunde ist indes zu spät, um diesem zu entkommen, und zu früh, um es das nächste Mal besser zu machen, doch nicht zu früh, um die Grundlage dafür zu legen, daß es das nächste Mal wieder besser gemacht werden kann.

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28. Juni 2017

Des Gewohnten Begradigung

Wenn das, was uns ein gnädiger Wink einsehen ließ,
beginnt, die Form dessen, was wir erwarten, zu bestimmen,
beginnt für uns die Zeit, uns aufzurichten,
und den Staub der uns tarnenden Gewohnheit abzuschütteln.

Markus.
Und sie kamen zu einem Hofe mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis ich hingehe und bete. Und nahm Petrus und Jakobus und Johannes und fing an, zu zittern und zu zagen. Und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet! Und ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde und betete, daß, wenn es möglich wäre, die Stunde vorüberginge, und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles möglich; überhebe mich dieses Kelchs; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! Und kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Und ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte. Und kam wieder und fand sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, und sie wußten nicht, was sie ihm antworteten. Und er kam zum drittenmal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände. Stehet auf, laßt uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist nahe!
Lukas.
Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume: wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr's an ihnen und merket, daß jetzt der Sommer nahe ist. Also auch ihr: wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht. Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.
I Ching.

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THE TAMING POWER OF THE GREAT. Perseverance furthers. Not eating at home brings good fortune. It furthers one to cross the great water.

To hold firmly to great creative powers and store them up, as set forth in this hexagram, there is need of a strong, clear-headed man who is honored by the ruler. The trigram Ch'ein points to strong creative power; Kên indicates firmness and truth. Both point to light and clarity and to the daily renewal of character. Only through such daily self-renewal can a man continue at the height of his powers. Force of habit helps to keep order in quiet times; but in periods when there is a great storing up of energy, everything depends on the power of the personality. However, since the worthy are honored, as in the case of the strong personality entrusted with leadership by the ruler, it is an advantage not to eat at home but rather to earn one's bread by entering upon public office. Such a man is in harmony with heaven; therefore even great and difficult undertakings, such as crossing the great water, succeed.

NINE IN THE SECOND PLACE MEANS: The axletrees are taken from the wagon.

Here advance is checked just as in the third line of THE TAMING POWER OF THE SMALL..However, in the later the restraining force is slight; thus a conflict arises between the propulsive and the restraining movement, as a result of which the spokes fall out of the wagon wheels, while here the restraining force is absolutely superior; hence no struggle takes place. One submits and removes the axletrees from the wagon -in other words, contents himself with waiting. In this way energy accumulates for a vigorous advance later on.

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Wachsen, Ablegen und Wachsen

Das Gegenteil davon, jemanden abzuschreiben,
ist, ihm alles Gute zu wünschen,
und doch besteht der einzige Unterschied darin,
Gott selbst die Verantwortung für seinen Erfolg zu lassen,
denn so gnädig ist Gott,
daß er vermeinten Verrat in fürsorglichste Pflege wandelt,
wenn er schließlich erscheint
und der Abtretende unter seinem Blick besteht.

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26. Juni 2017

Von etwas schwanger ist die Luft

Das Gefühl für das allgemeine Befinden ist die Grundlage der Rücksichtnahme. Wer es verliert, etwa weil auf sein eigenes Befinden keine Rücksicht genommen wurde, sucht fortan lediglich einen Weg für sich selbst, was seinem Vorankommen förderlich ist, aber dem Vorankommen der Kreise, in welchen er verkehrt, nicht.

Wenn es ein Mensch versäumt, sich um das ihm Angelegene zu kümmern, wird ihm sein Leben bald zu einem bösen Traum.

Disziplin kann Gefühle daran hindern, sich auszudrücken, doch eigene Gefühle erzeugen, das kann sie nicht. Die Seele erdulded ihren eigenen Widerspruch: das Hohe mag über das Niedere herrschen, doch das Niedere bildet sich autonom und fügt sich dem Hohen dabei nicht. Vielmehr folgt es seinen eigenen, oftmals mechanischen Gesetzen, und seine Veränderung in uns spüren wir erst, wenn sich seine Grundlage, etwa das, was wir erwarten oder woran wir glauben, zuvor ändert.

Die einzige Vernunft, welche die Lust kennt, ist das Haushalten mit ihrer Kraft, weshalb einzig das Gefühl, sich etwas schuldig zu sein, die Lust zum Umdenken bringt, und wir sind uns nur dann etwas schuldig, wenn wir das Sprießen unseres Wesens erwarten.

Und ich?

Ich erwarte, daß die Zeit stehenbleibt. Ich erwarte die Herrschaft des Sich-Wiederfindens. Ich erwarte, daß sich mein Traum an der vergessenen Welt erfüllt, und das treibt mich zurück zu ihr, denn jetzt endlich gehen wir in einem Takt zusammen und kann mir ihr Schicksal nicht mehr gleichgültig sein.

Warum?

Ich weiß es nicht, ich erwarte nur.

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24. Juni 2017

Die Reifedividende

Die Menschen erwerben sich Macht, Ansehen und Frieden, aber auf welche Weise wird dieser Reichtum ausgeschüttet?
  • Die Dividende der Macht ist die Gestaltung,
  • die Dividende des Ansehens ist die Verbürgung und
  • die Dividende des Friedens ist das Auffangen.

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23. Juni 2017

Die Herrin der Puppen

Der Kindesfriede, mit welchem ich mich im vorletzten Beitrag beschäftigte, ist wie gesagt die kindliche Intuition von uns selbst, aber kindliche Intuitionen können leicht mit kindlich angenommenen Rollen verwechselt werden, denn Struktur (Lagebeschreibung, Weg- und Zielvorgabe) und Herkunft (Kindheit) sind gleich.

Was Intuitionen und Rollen im späteren Leben von einander unterscheidet ist, daß die Intuitionen uns zu unserem Leben führen und uns die Rollen zwingen, die Welt durch ihr Muster anzusehen und im besonderen dazu, uns selbst auch weiterhin in eine Rolle zu fügen, nachdem wir sie einmal spielerisch annahmen und uns in ihr verstrickten.

Dabei kann die spielerische Annahme sehr verlockend sein, aber der spätere Dienst in der angenommenen Rolle ist es nicht, vielmehr erfährt man das eigene Leben fortan als eine einzige langgezogene Pflicht.

Allgemeiner betrachtet führt die Verwendung von Rollenmustern zu Brüchen im Denken und Fühlen, zu plötzlichen Umschlägen der Erfassung, zu einem Zustand der Verwirrung durch das Leben.

In diesem Zustand sind die Menschen der Charakterisierung der Lage vollständig ausgeliefert, was sich daran zeigt, daß sie es nicht ertragen, wenn es ihnen nicht gelingt, die Lage auf einen Nenner zu bringen.

Genauer gesagt sind alle Menschen der Annahme ihrer Haltung in diesem Sinne ausgeliefert, ertragen es also nicht, wenn es ihnen nicht gelingt, eine Haltung anzunehmen, doch diejenigen, welche ihren Intuitionen folgen, müssen lediglich partiell ihre angenommene Haltung, zu welcher auch ihre angenommenen Hypothesen gehören, auf ihre Verträglichkeit mit ihrem Vertrauen und ihrer Einsicht hin überprüfen, wohingegen jene, welche Rollen zuschreiben, je nach Zuschreibung zwischen verschiedenen Haltungen hin- und herspringen, weshalb sie eben keine Haltung annehmen können, so lange sie nicht wissen, wie sie die Rollen zuzuschreiben haben.

Die Wahrheit ist von einer Art (monogen) und führt zu einer Haltung, über die Intuitionen, welche wir von ihr haben, aber wer sie nicht kennt, muß mit versatzstückhaften Erklärungen vorliebnehmen und ihnen seine Haltung hinterherwerfen.

Die Herrin der Versatzstücke aber ist damit auch die Herrin dieser Puppen - ich will indes nicht Glied oder Haupt einer solchen Kirche sein.

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Äußere und innere Sicherheit

Nur der fühlt sich sicher in Gottes Hand,
wer Gottes führende Hand sucht.

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21. Juni 2017

Zur geistigen Erziehung zum Vertrauen auf die himmlische Macht

Jeder Seelenteil lebt in einem geistigen Gewässer mit jeweils eigenen Empfindungen und Regeln.

Das Seelengewässer der Lust ist ein Quell, in welchem verschiedene Streben mit einander darum ringen, ihrer Gruppe die jeweils eigene Gestalt zu geben, und das Glück der Lust spiegelt wider, wie es uns in ihm ergeht.

Das Seelengewässer der Achtung ist ein Fluß, genauer gesagt Zufluß und Abfluß, in welchem verschiedene Optionen darauf warten, mit ihren Folgen von uns ergriffen zu werden, und in ihrem Zufluß ist es das durch Mögen und Widerwärtigkeit gefühlte Verhängnis, welches uns bedeutet, wie es uns in ihm ergeht, sowie in ihrem Abfluß die durch Stolz und Schmach gefühlte Wirkung.

Das Seelengewässer der Sorge ist ein Meer, dessen verschiedene Gesetze die Bedingungen unseres Lebens bestimmen, und der Friede der Sorge, dessen Stützung in der Liebe und dessen Gefährdung im Haß aufblitzt, gibt uns Aufschluß darüber, wie es uns in ihm ergeht.

Neben diesen Gefühlen, welche das Erscheinende richten, gibt es noch die die Aussichten in dem jeweiligen Seelengewässer beurteilenden Gefühle, siehe den Beitrag Die Betroffenheiten und Beurteilungen der vier Bewußtseinsbereiche, also im Quell die Erwartung, im (Zu-)Fluß Eifer und Gunst und im Meer Einsicht und Vergessenheit.

Transzendenz spüren wir als einen Schwall der Aussicht im jeweiligen Gewässer, und sofern wir anschließend zu einem transzendenten Akt schreiten auch im Einpendeln des Richtens unserer neuen Lage.

Als ich beispielsweise nach Mitternacht am 26.12.2004 mit dem materiellen Determinismus der Welt rang und schließlich zur Einsicht gelangte, daß mein Leben unter dieser Voraussetzung wahrhaftig nicht wünschenswert wäre, entschloß ich mich, mich dieser veränderten Gewißheit zu stellen und mein Leben unter dieser Voraussetzung zu geben, worauf ich unmittelbar in ein Gefühl der Erschütterung meines Friedens verfiel, welches ich als eine Art Schelte wahrnahm, woraufhin ich mich sozusagen verkroch.

Aber so ist es bei jedem transzendenten Akt: Wir spüren den Schwall und wir gehen ins Wasser, ungewiß, was uns erwartet, wenn wir wieder auftauchen.

Und wenn wir rein passiv verbleiben, verspüren wir eben nur den Schwall im jeweiligen Gewässer, etwa in Form einer plötzlich verspürten Gunst beim Warten auf den richtigen Augenblick.

Das Schöne, nun, ist unser Friede, und das Wesentliche ist, was zur Formung unseres Friedens beiträgt, und das Mächtige ist, was ihn sicherstellt, wobei unser Friede frei sein mag, was bei den Suchenden oder auch Gestimmten der Fall ist, oder aber an den Dienst eines anderen Seelenteils gebunden, also im Dienst des Ansehens steht (bei den Achtenden und Versuchenden oder auch Fordernden (vormals Erwartenden)) oder im Dienst der Macht (bei den Ringenden oder auch Erregten).

Aufschluß darüber, wovon der eigene Friede abhängt, gibt einem die kindliche Intuition von einem selbst, siehe die Beiträge Kindliche Intuition und People like that have something inside... something to do with death, denn das Gesetz des eigenen Wesentlichen, dessen Wahrnehmung ich heute morgen in letzterem Beitrag beschrieben habe, ist nichts anderes als die kindliche Intuition eines selbst, im vorliegenden Fall meiner selbst.

Wenn wir also aufwachen, aber noch nicht ganz wach sind, schwebt uns die kindliche Intuition unserer selbst als Stimmung vor, unser Kindesfriede, sozusagen. Und indem wir uns auf diesen besinnen, nehmen wir die Haltung an, welche uns zu uns selbst macht, und indem wir das tun, füllt sich unser Geist und wird unsere Stimmung und unser Friede weiter.

Daß unser Kindesfriede dabei so wirkt, als hätte er etwas mit dem Tod zu tun, liegt einzig daran, daß das Leben noch nicht in ihn eingeströmt ist.

Doch gleich, was unseren Frieden bestimmt, unser Friede bestimmt das Schöne, Wesentliche und Mächtige für uns, und indem wir diesen dreien anhangen bestimmen wir unser Leben durch Transzendenz und lassen damit zugleich unser Leben durch Transzendenz bestimmen.

Die geistige Erziehung zum Vertrauen auf die himmlische Macht nun besteht darin, Gott als dem Mächtigen anzuhangen, und zwar als Existenzgrund von allem, welcher uns in Transzendenz verbunden ist.

Die Alternative dazu ist die geistige Erziehung zum Vertrauen auf die irdischen Mächte, in welcher uns irdische Mächte in Transzendenz verbunden sind, und sei es der Tyrann durch den Fluch, welchen wir auf ihn legen.

Mit anderen Worten stellt sich die Frage nach der Existenz Gottes in ihrer ganzen Majestät nur demjenigen, welcher in jedem Falle an Transzendenz glaubt, und zwar als Frage nach der göttlichen Schlichtung unserer Belange.

Abschließend möchte ich noch dieses zu den drei Zeitaltern sagen:
  • Das Zeitalter der Wunder gibt neues Glück,
  • das Zeitalter der Wacht ein neues Verhängnis und
  • das Zeitalter der Werke neuen Frieden, welcher auch heute ist in Jesu Christo.

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People like that have something inside... something to do with death.

Ich kenne zwei Filme, welche sich mit der Frage beschäftigen, was uns jeden Tag wieder von neuem aufstehen läßt, und zwar
Es ist das Gesetz des Wesentlichen, dasjenige, welchem alles, was wir als wesentlich empfinden, dient.

In Harmonica's Fall ist es die Pflicht, seinem geliebten Bruder Genugtuung zu verschaffen, und in Max Klein's Fall ist es der Drang, der Welt die Macht des Glaubens zu demonstrieren.

Beide Filme bedienen sich gleichermaßen Frauen, um zu zeigen, mit was sich das, worum es ihnen geht, nicht verträgt.

Wir kennen wohl den Unmut darüber, daß sich unsere Altersgenossen mit dreizehn Jahren den Mädchen zuwenden, und rümpfen die Nase über ihren Mangel an Prinzipientreue, wie sie sich auf das Dümmste unter der Sonne stürzen.

Liebe sieht immer dumm aus, aber in fortgeschrittenerem Alter gibt es wenigstens eine Fallhöhe, welche eine Vorstellung davon gibt, zu was sie sich trotz ihrer bloßstellenden gegenseitigen Vernarrtheit aufschwingen kann.

Mit Dreizehn gleicht alles an ihr Kaulquappen.

Wenn ich morgens wach liege und noch nicht aufstehen will, die Augen geschlossen, ruft mir stets die gleiche Stimme Dies bist du! zu. Sie hält mir meine Haltung wie einen Mantel entgegen, welchen ich mir überstreifen muß, um mein Leben wiederaufzunehmen.

In ihr liegt meine Kindlichkeit, dasjenige, dessen Wirklichkeit sich die Wirklichkeit jedes andern beugen muß.

Und das Gesetz, zu dessen Erfüllung sie mich drängt, ist die Öffnung des Himmels, das dunkle Trübe zu durchstoßen, und es reicht für ein Leben, so verschlackt ist die Welt und so matt ich selbst, daß ich stets wieder in ihre Trägheit sinke.

Nun ja, sein Leben geben und es wieder nehmen.

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18. Juni 2017

Vom Lohn

Es ist nur natürlich, daß wir jene lieben,
in deren Augen wir einen Geist vermuten,
welcher sich von den Werken unserer Liebe rühren läßt,
doch ist das nicht das Gesetz der Liebe der Eltern zu ihren Kindern,
deren Rührung sich nicht ihnen, sondern der Welt erweisen muß.

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16. Juni 2017

Abstiegsängste

Mit 27 Jahren beschloß ich, meine wissenschaftliche Karriere nicht weiterzuverfolgen. Bis zum 31. Oktober 2001 saß ich mein Stipendium aus, in dessen letzte Tage freilich auch noch ein anderes weltveränderndes Ereignis fiel.

Ich nahm es damals als eine Art Abschiedsgruß, so nach dem Motto:
Viel Spaß noch in eurer rational geordneten erwachsenen Verantwortungsträgerwelt.
Aber leicht fiel mir der Abschied dennoch nicht. Ich mußte es tun, weil mir die haarsträubende Unreife der letzten Begründungen unserer Gesellschaft, auf welche zu stoßen in meinem Fall eben 6 Jahre Studium voraussetzte, offenbar wurde. Daß alles nach dem Prinzip des Legebatteriemanagements läuft, anstelle etwa des Prinzips der bestmöglichen Wappnung. Daß nicht ein einziger Gedanke an das Umfeld verschwendet wird, in welchem sich die Produktionsteams behaupten müssen, beziehungsweise wo das doch geschieht, es in seiner lokalen Begrenztheit, seinem Eifer und seiner Hektik der Lächerlichkeit preisgegeben ist.

Mit anderen Worten  befindet sich jedenfalls Deutschland vollständig in der Bestürztheit der Beklommenheit, das heißt in einem reinen Modus der Bewältigung dessen, was ihm in den Weg geworfen wird, und auch wenn dies eben die Natur des Zeitalters ist, in welchem wir noch leben, so hat ein Staat doch zu jeder Zeit Ressourcen, sind ihm doch seine Bürger zu jeder Zeit zur Formung und Ordnung anvertraut, weshalb sich ein Staat stets bis zu einem gewissen Grade in der Bestürztheit der Betretenheit, dem Vertrauen auf und die Sorge um die Macht, von welcher er abhängt, nämlich dem Wohlergehen seiner Bürger, befinden sollte, denn er ist ein Staat und kein Individuum.

In Deutschlands Fall gibt es freilich solche, welche sich um die Formung der Bürger kümmern, nicht aber solche, welche sich um die Ordnung der Bürger kümmern, und daraus folgt schon, daß die Formung unmöglich praktischen Nutzen haben kann, denn es ist die Ordnung, welche die ihr nützlichen Formen bestimmt, wobei ich hier von der Ordnung des Legebatteriemanagements absehe und der ihr zuträglichen Formung. Nein, es gibt Formung darüberhinaus, nur fügt sie sich in keine Ordnung, und dadurch wird diese Formung selbst zu etwas, was dem Legebatteriemanagement in den Weg geworfen wird: Was als Überwachung der Einhaltung der richtigen Parameter gedacht ist, wird zu einer Unbill, welcher sich die Werke Vollbringenden stellen müssen.

Solcher Art ist eben Deutschlands politische Unreife, die Deutschen kämpfen, die Deutschen regeln, aber die Deutschen erkennen keine grundlegenden Gesetze der politischen Einrichtung an, weil ihnen das Frieden und Übereinkunft stiftende Element suspekt ist, letztlich, weil Deutschland eben schon seit mehr als 1000 Jahren multikulturell ist.

Eine einheitliche Ordnung hat Deutschland immer nur verordnet bekommen, wenn das Machtgefüge aus dem Gleichgewicht geriet, und entsprechend unausgegoren waren diese Ordnungen. Das ist das Schicksal aller auf Uneinigkeit fußenden Bündnisse.

Derzeit hängt Deutschland am Zipfel der amerikanischen Ordnung, welche sich indes keinen Deut um Deutschlands Lage schert oder auch nur scheren könnte. In dieser Abhängigkeit ist das Bestreben, der amerikanischen Ordnung positive Aspekte abzugewinnen, der Ersatz für nationale Formungs- und Ordnungspolitik, und wo er selber fehlt, erschwert sich die Aufgabe, vor welcher die hiesigen Produktionsteams stehen, nur weiter.

Kurz: Als Deutsche zeichnet die Deutschen Zerstrittenheit aus, und als solche ist es ihnen am zuträglichsten, wenn sie hinreichend dominiert werden, um sich die Dominanz schönzureden, nur sonderlich zuträglich ist ihnen auch das nicht. Und dasselbe gilt für alle Völkerschaften, welche ihre Differenzen hintanstellen.

Gut, soviel zu meiner konkreten Situation des sozialen Abstiegs. Nach der voranstehenden Klarstellung steckt im Kern des eingangs von mir bekannten Mottos also
Wir werden ja sehen, wer von uns beiden zuerst untergeht.
Ich kann also nicht sagen, daß ich so ganz friedfertig von dannen gegangen wäre, und dennoch habe ich meinen Abstieg ausgesprochen vorbildlich gemeistert, es hat nur drei Jahre gedauert, bis ich meine neue Situation akzeptiert hatte.

Mir war selbstverständlich die ganze Zeit über klar, daß ich keinen Anspruch auf das hatte, was ich verloren hatte, und daß mein Ärger über eine Fehlinvestition aufgrund irreführender Werbung als geringer einzuschätzen war als die Verdammnis der Auslieferung an das irreführend Beworbene.

Und Gott hat meine Selbstbeherrschung ja auch schließlich belohnt, nach drei Jahren, wenn man es so nennen kann.

Hüstel, hüstel, hust.

Worauf ich hinauswill?

Auf die Stärke des Geistes, auf die Gewalt seiner Bahn, auf die graduelle Natur seiner Ablenkung und auf die Aufwendungen seiner Korrektur.

Was werden so genannte Wissenschaftler, welchen die Politik Lehrstühle verschafft hat, tun, wenn sich die Politik ändert?

Was all die andern in ihren Dienst Gestellten?

Sie werden sich der Vernunft nicht beugen, denn sie haben einander. Der Weg zur Eskalation von hier an ist ein rein passiver: ruhiges, sachliches Beharren auf dem Offenbaren - es wird sie zur Gewalt treiben und die Sterilisation ihrer Gewalt zu mehr Gewalt.

Irgendwann im Laufe dieses Prozesses werden sie ihren Gott anflehen, daß er seine Herrlichkeit zeigen möge: Und er wird es tun, und seine Menschenverachtung wird offenbar sein, und ihm wird widerfahren, was er selbst gebar.

Bevor er es aber tun wird, kann der Glaube an ihn nicht gebrochen werden, andernfalls die Eskalation durch Beherztheit gestoppt werden könnte, auf daß seine Diener versprengt würden, aber welche Maßnahme erreichte das?

Das Netz ist gewoben, und es genügt nicht, es an einer Stelle zu zerreißen, um sich aus ihm zu befrei'n. Der Jäger wird die Beute haben, aber nur um den Preis seines Auftritts.

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Formen der Komödie

Ich möchte in diesem Beitrag die unterschiedlichen Formen der Komödie dialektisch herleiten und besprechen.

Zunächst einmal sind Komödien im weiteren Sinne in Komödien im engeren Sinne und Fabeln zu unterteilen: während der Humor einer Komödie direkt wirkt, wirkt der Humor einer Fabel nur im Gleichnis.

Beschäftigen wir uns an dieser Stelle zunächst mit den Fabeln, da ihre Unterteilung weniger verzweigt.

Fabeln unterscheiden sich zunächst hinsichtlich der Eindeutigkeit des Gleichnisses. Ist es vage und mehrdeutig, so möchte ich von intellektuellen Fabeln sprechen (freilich in der Bedeutung von intellektualistischen, aber diesen einen Begriff verwende ich aus Prinzip nicht), und ist es klar und eindeutig, so von konzeptuellen.

Die konzeptuellen Fabeln wiederum unterscheide ich dann nach der Gelassenheit des Geistes, welchem sie entspringen. Ist es ein resignativer, so spreche ich von ironischen Fabeln, ist er hingegen verbissen, so von bissigen.

Intellektuelle Fabeln.
The Great Race, The Hitchhiker's Guide to the Galaxy, Monty Python's Life of Brian.

Ironische Fabeln.
Alexandre le bienheureux, Cactus Flower, Kin-dza-dza!, Shaun of the Dead.

Bissige Fabeln.
Hoří, má panenko, Hot Fuzz, Tucker & Dale vs Evil.

Die besten Szenen in intellektuellen Fabeln sind oftmals sehr albern, die besten Momente in bissigen Fabeln streifen das Überzeugende in der Darstellung dessen, was sie angreifen, um es dann wahlweise der Tragik oder der Komik auszuliefern, das heißt wahlweise seine Grausamkeit oder seine Unattraktivität herauszustellen, je nachdem, wie mächtig es ist, und die besten Passagen in ironischen Fabeln sind jene, in welchen die weitere Entwicklung der Handlung erahnbar wird, also in Alexandre le bienheureux etwa die träumerische Bewunderung Alexanders durch die neuzugereiste Dame, in Cactus Flower Ingrid Bergman's erste Anzeichen von Verschnupftheit, in Kin-dza-dza! das Aushändigen der Nasenglocke und in Shaun of the Dead die ersten Supermarktbesuche.

Ich habe eine klare Vorliebe für ironische Fabeln, und innerhalb der bissigen für solche, in welchen ihr Gegenstand keine Gewalt über die Protagonisten hat, so daß sie frei sind, ihn schlicht von sich zu weisen (was bei den genannten nur bei Hot Fuzz der Fall ist). Die Gegenstände sind natürlich Egoismus bei Hoří, má panenko, Heile-Welt-Totalitarismus bei Hot Fuzz und Meinungsformung bei Tucker & Dale vs Evil.

Doch wenden wir uns nun den Komödien zu. Die erste Unterscheidung, welche ich mache, ist die nach der Reinheit, denn es gibt gewisse Komödien, welche als solche bezeichnet werden, ohne es gänzlich zu sein, also neben reinen Komödien auch hybride.

Die hybriden Komödien kann ich offensichtlich nicht vollständig klassifizieren, weil sie das Gebiet der Komödie partiell verlassen, aber ich kann doch die beiden wichtigsten Vertreter angeben, nämlich die Klasse der Gauner- und die der romantischen Komödien.

Gaunerkomödien sind deshalb keine reinen Komödien, weil sie sanft moralisieren, also die Gauner leer ausgehen lassen, und romantische Komödien sind deshalb keine reinen, weil sie bei der Zusammenführung der Hauptpersonen Absicht walten lassen.

Bleiben also die reinen Komödien. Hier ist der erste Unterschied, ob die Komödie individuell oder sozial ist.

Die individuellen Komödien sind weiterhin danach unterschieden, ob die betrachteten Individuen aktiv oder passiv sind. Im ersteren Fall spreche ich von heroischen, im letzteren von Verwicklungskomödien.

Heroische Komödien.
Beverly Hills Cop, The Blues Brothers, Brewster's Millions, The Cannonball Run, Crocodile Dundee, Ferris Bueller's Day Off, Fletch, Ghostbusters, Groundhog Day, The Love Bug, Raising Arizona.

Verwicklungskomödien.
Mr. Bean, Being There, Le grand blond avec une chaussure noire, Laurel and Hardy, A Shot in the Dark, Some Like It Hot, Spies Like Us.

Verwicklungskomödien sprechen die natürliche Neigung des Menschen an, über seine eigenen Mißgeschicke zu lachen, also über die Situationen, in welchen er intellektuell überrumpelt wurde, wobei der Witz auch dann zum Vorschein kommt, wenn alles gegen alle Wahrscheinlichkeit gut geht.

Heroische Komödien setzen hingegen eine nicht gänzlich natürliche Neigung, sich irgendwie durchzumogeln, voraus, denn ihr Humor ist in Wahrheit Bewunderung.

Womit wir zu den sozialen Komödien kommen, welche zunächst danach unterschieden sind, ob sie die realen Verhältnisse zeigen oder fiktive, wonach sie entweder reale oder fiktive Komödien sind.

Die fiktiven Komödien wiederum sind danach unterschieden, ob die Abweichung von der Realität dem Individuum oder der Gesellschaft entspringt. Im ersten Fall spreche ich von schwarzen- oder Unsinnskomödien, je nachdem, ob es keine Rücksicht auf das Leben oder die Logik gibt, und im zweiten von Sittenkomödien, in welchen die Gesellschaft etwas Unsittliches gestattet.

Und die realen Komödien schließlich sind danach unterschieden, ob das Reale ein Geschehen oder ein literarisches Werk ist. Im ersten Fall spreche ich von Satiren, im zweiten von Parodien.

Satiren.
Best Defense, The Fortune Cookie, Hopscotch, Meet the Parents, One, two, three, Step Brothers, Switching Channels, Taxi.

Parodien.
Clues, Murder by Death.

Schwarze Komödien.
Arsenic and Old Lace, The End, Going in Style, Ruthless People, The Trouble with Harry, Weekend at Bernie's.

Unsinnskomödien.
Airplane!, Der Schuh des Manitu, Top Secret!

Sittenkomödien.
Le dîner de cons, Le jouet, The Odd Couple, Trading Places.

Satiren sprechen aus, was den Beteiligten oftmals auf der Zunge liegt, weshalb sie sich auf dieselbe zu beißen pflegen.

Parodien hingegen wiederholen nur, was eh schon alle sagen.

Schwarze Komödien beziehen ihren Reiz in erster Linie aus der Gelöstheit, welche sich daraus ergibt, die Überlebensfrage für eine Weile zu vergessen.

Und bei Unsinnskomödien ist es die Ablösung von der Pflicht der Konsistenzprüfung.

Sittenkomödien schließlich leuchten den Bereich der Dinge aus, zu welchen der Mensch wohl fähig wäre oder sie erleiden müßte, wenn er nicht an ihnen gehindert würde.

Parodien sind meistens schlecht, die Qualität von Unsinnskomödien hängt stark vom Gespür für das Ausgeblendete ab (bei Top Secret! ist es großartig) und die übrigen sozialen Komödien pflegen gut zu sein.

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14. Juni 2017

Der Fels der Gerechtigkeit

Die Autorität moralisch empfindsam,
die Entscheidung treu und
die Analyse dem Menschen zugetan.

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Le monde, une glace.

Ma mère, elle pense que la vie est une épreuve,
mais comme curieux c'est pour moi,
puisque ma vie est une symétrie entre le petit et le grand:
la relation entre le monde et moi est le destin du monde,
je suis si moyen que mon destin est une affaire publique.

Face à ce destin, je ne cherche pas une planque,
mais la résolution concrète -
et comment c'est une épreuve?
Que je ne cesse pas de chercher?
Mais c'est arbitraire.
L'image naturelle n'est pas une épreuve,
mais l'invitation de la vérité manifestante,
l'adaptation d'esprit à l'expérience.

Et ma part maintenant est l'acceptation
de la nature relative du destin,
que tous se passe entre des attitudes,
parce que le temps ne cesse pas d'avancer
et je ne veux pas me perdre dans la transformation.

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12. Juni 2017

Aufbruch in Zeiten der herausgeforderten Anmaßung

Seit ein paar Tagen ist mir, als stünde ich vor einer Krippe und müßte das Kind lediglich auf den Arm nehmen.

Die Welt ist unerträglich blöd, oberflächlich und abgeschmackt. Als ich gestern die Scheinquitte davor bewahrte, überwuchert zu werden, tat es mir regelrecht Leid um das zarte Grün, welches ich ausreißen mußte.
We met on the level and we part on the square.
Es ist fraglich, ob jedes Treffen auf Augenhöhe zu dieser Vertrautheit führt, es kommt schon auf die Natur der Regeln an, welche man im Umgang mit einander befolgt. Beispielsweise glaube ich nicht, daß eine legalistische Gesinnung je etwas anderes bewirkt, als Menschen fortwährend auf Distanz zu einander zu halten.

Übrigens, daß ich den letzten Beitrag vom 9. Juni um 16:25 Uhr deutscher Zeit veröffentlichte ist tatsächlich ein Zufall. (Schwer zu glauben, ich weiß, aber ich muß es ja nicht.)

Und zum zweiten, diesbezüglich, das I Ching gab meine Stimmung wie folgt an.
- -
- -
- -
-o-
- -
- -
Ich saß zuvor auf einem Baumstumpf und litt daran, auf Ansprüchen zu bestehen, auf Rechten, auf Besitz. Es liegt in der Natur des Menschen, seine Interessen zu verhandeln, und die Garantien, welche einem der Staat im Gegenzug zu seiner Stützung gewährt, sperren einen jeden fein säuberlich in seinen privaten Käfig.

Wenn ich meinen Sohn auf meinem Rechner Island Clash spielen lasse, folge ich keinem Gesetz, sondern einer Abschätzung dessen, wie ich ihn in dieser Angelegenheit behandeln sollte, und was wären wir beide einander, wenn wir dabei einem Gesetz folgten?

Selbstverständlich läßt sich dieses Verhältnis nicht erzwingen, aber daß es dieses Verhältnis ist, in welchem zu jeder Zeit die Antworten auf die Fragen derselben zu finden sind, ist offenbar - jedenfalls mir: Ich spüre es in jeder Faser meines Herzens, und das Gebaren der Dräuenden ficht mich nicht weiter an.

Doch welcher Geist treibt sie um?

Ich spürte ihn zuletzt, als ich Klonovskys Bemerkungen zu Broders Gartenparty las. Da ersteht er in der Macht, wie es Tolkien ausdrückte, und saugt seine Diener auf, sie zu fügen in den Sturm, welcher unter den Seinen verteilt, was er losreißt.

Man darf aber das Aufkommen des Sturms nicht mit seiner Herrschaftlichkeit verwechseln: Er ist nichts weiter als ein atmosphärisches Phänomen des Druckausgleichs, und es sind nicht die Gerechten, welche sich nun zur Wehr setzen, da sich die Gerechten zu allen Zeiten zur Wehr gesetzt haben und also keine Versäumnisse wettzumachen haben.

Unbefangen und ungetrübten Augs erfüllt sich schlicht die Unvereinbarkeit der Anmaßung mit sich selbst, und sie tut es auf die einzige Weise, welche sie kennt: im Wettstreit, wobei jene, welche auf ihren eigenen Beinen stehen, klar im Vorteil sind.

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9. Juni 2017

Einander erkennen

Von Natur aus herrscht allgemeine Freiheit,
und insofern jeder Anspruch die allgemeine Freiheit beschneidet,
ist er nur auf Kosten des ihn garantierenden Beschnitts zu haben.

Der Mensch trifft aber nur dort auf den Menschen,
wo beide sie selbst und frei sind.

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8. Juni 2017

Some statistics on character formation

This is actually more interesting than I had thought.

Release year of my favourite films from No 31 to No 100 ordered by decades.

1936 1941 1954 1968 1979 1988 1997 2007 2010
1935 1944 1950 1969 1972 1989 1998 2004 2011
     1946 1958 1969 1973 1985 1993 2003
          1955 1960 1970 1984 1990 2005
          1956 1966 1972 1988

          1956 1965 1973 1989
          1951 1965 1979 1984
          1955 1968 1977 1986
          1958 1960 1976 1982
               1966 1978 1985

               1967 1979 1986
               1962 1974
               1967 1973
               1961 1975
               1964 1979

               1968 1979
                    1975
                    1976
                    1975


More or less a bell curve around November 24, 1973 (reasonably close to my birthdate), with a standard deviation of 17 years and 34 days, which is reasonably close to the age of consent.

Release year of my favourite films from No 1 to No 30 ordered by decades.

1959 1961 1979 1984 1996 2005
     1962 1974 1983 1993 2004
          1972 1985      2001
          1977 1984      2001
          1971 1985      2004

               1984      2008
               1982
               1984
               1982
               1986

               1986
               1986
               1985
               1987


The expected value here is July 2, 1985, but the curve is obviously no bell curve, but has two maxima around my 10th and 30th birthday.

Conclusions.

There seems to be a difference in nature between conscious and unconscious character formation. Whereas conscious character formation occurs at times in our lives when we have the time and the drive to work on ourselves and search the world for themes of interest, unconscious character formation occurs through the ongoing exposure to the themes of their time, with a rather interesting maximal influence of the themes of the time of our birth on us and the bulk of all influences coming from within a span of +/- 17 years from it.

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7. Juni 2017

Some noteworthy films more

F Le Grand Bleu (1988)
M Mononoke-hime (1997)
M Ulisse (1954)
E Alexandre le Bienheureux (1968)
N The Asphalt Jungle (1950)

F The Italian Job (1969)
D Les Égouts du Paradis (1979)
D After the Thin Man (1936)
R Un Flic (1972)
E Cactus Flower (1969)

F The Day of the Jackal (1973)
F Vertigo (1958)
E Hot Fuzz (2007)
D Le Cercle Rouge (1970)
F The Abyss (special edition) (1989)

M Here Comes Mr. Jordan (1941)
E Arsenic and Old Lace (1944)
E Le Dîner de Cons (1998)
D Meet the Fockers (2004)
E Le Grand Blond avec une Chaussure Noire (1972)

M Laurel and Hardy: Bonnie Scotland (1935)
F The Time Machine (1960)
N How to Steal a Million (1966)
F The Trouble with Harry (1955)
F Ludwig (1973)

F Moby Dick (1956)
E Lifeforce (1985)
F Inception (2010)
M The Sons of Katie Elder (1965)
N James Bond: Moonraker (1979)

E Top Secret! (1984)
F Fearless (1993)
E They Live (1988)
F The Man Who Knew Too Much (1956)
F Close Encounters of the Third Kind (1977)

N Weekend at Bernie's (1989)
M The Bad News Bears (1976)
M Sette Uomini d'Oro (1965)
M Cannonball Run II (1984)
F The Odd Couple (1968)

M Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl (2003)
F Crocodile Dundee (1986)
F Plein Soleil (1960)
F Strangers on a Train (1951)
E The End (1978)

D Going in Style (1979)
N Du Rififi chez les Hommes (1955)
R The Taking of Pelham One Two Three (1974)
F The Fortune Cookie (1966)
E Hoří, Má Panenko (1967)

F The Golden Voyage of Sinbad (1973)
M Poltergeist (1982)
D Jaws (1975)
F Total Recall (1990)
F Star Trek: The Motion Picture (1979)

F Sanctum (2011)
D Ivan's Childhood (1962)
D Night of the Big Heat (1967)
F The Brothers Grimm (2005)
M It's a Wonderful Life (1946)

N Murder She Said (1961)
N Fletch (1985)
M I Soliti Ignoti (1958)
E Monty Python's Life of Brian (1979)
N Topkapi (1964)

R Zerkalo (1975)
D Der Name der Rose (1986)
D Planet of the Apes (1968)
F Logan's Run (1976)
R The Man Who Would Be King (1975)

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6. Juni 2017

Kin-dza-dza! (1986)

Within the group of literary works that I've dubbed expositions, that is works that focus on the explicit communication of ideas, there is a subgroup that draws fun from all the situations that you've observed in your life that resemble the usually completely implausible plot of its member works.

In this way
  • Alexandre le bienheureux draws fun from men's misguided ideas about women,
  • Cactus Flower draws fun from older men's misguided ideas about women,
  • Shaun of the Dead draws fun from younger couples' misguided ideas about their marital future and
  • Hoří, má panenko! draws fun from peoples' misguided ideas about people.
The king of all these farcical fables, because I think that's a very nice name for this group, comes unsurprisingly right out of the heart of their fathering mentality, i.e. it comes from Georgia.

Kin-dza-dza! is like a mountain to a hill, when compared to the aforementioned films, because it does not focus on a thought as narrowly defined as theirs, but rather
  • Kin-dza-dza! draws fun from peoples' ideas of happiness, misguided or not, for who wants to be the judge of that?
Since the retelling of the plot of expositions is generally incongruent to their nature, for instance, who wants the plot of The Life of Brian being retold?, I'll not waste any lines and come directly to the themes of Kin-dza-dza's analysis of human nature,
  • the need for recognition by subordinates,
  • the insensitivity that comes with age,
  • the miserliness of pure reason.
Kin-dza-dza! succinctly makes the point that people, if left to their nature, quite easily settle in rather unsatisfying circumstances. It preaches the need for clerical guidance, not because people would be sheep, but rather because people are cantankerous.

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5. Juni 2017

Etwas konkreter zur Lage der Protestanten

Es gibt eine sehr witzige Szene im Film The Great Race von Blake Edwards, und zwar Jack Lemmon's Krönungsszene, witzig einzig kraft der Inszenierung, des Mannes mit dem langen weißen Bart, welcher ihm die Krone auf's Haupt setzt und dem dazu singenden Knabenchor.

Der Witz liegt natürlich in der Synchronizität dieser Veranstaltung mit dem anhaltenden Suffragettenprotest im Ausgangspunkt der Reise New York. Überhaupt scheint Blake Edwards immer dann am witzigsten gewesen zu sein, wenn es ihn Richtung Bayern verschlagen hat, wie man's auch an Peter Sellers' Oktoberfestbesuch sieht.

Der Grund dafür ist höchstwahrscheinlich, daß Blake Edwards in der kulturellen Geformtheit Bayerns und Österreichs ein Spiegelbild des Pompes um das englische Königshaus gesehen hat, und wie es bei diesen Dingen immer ist, stoßen einem die kleinen Abweichungen, welche sich bei derartigen Vergleichen zwangsläufig einstellen, als lächerlich auf, wie ich beispielsweise die niederländische Sprache als lächerlich empfinde und auch die estnische als lächerlich empfunden habe. Dies ist indes kein höhnisches Lachen, sondern ein verlegenes, man sieht zu deutlich, wessen man selbst schuldig ist.

Es gibt auch einen Beleg für diese These in The Great Race, nämlich die Stelle, wo sich Lemmon über die Zigeuner in den karpatischen Wäldern beschwert, welche mit allerlei Kunststücken ihr Geld verdienten, und Curtis ihm daraufhin vorschlägt, er möge doch einmal nach Indien reisen - der Witz hier, daß sich unabhängig von den eigenen Anstrengungen ganz ähnliche Verhältnisse eingestellt haben.

Mir geht es in diesem Beitrag aber um die Krönungsszene selbst, was hinter ihr steht, nämlich die Bereitschaft der Gesellschaft sich als moralisch richtig erkannten Ritual und Ordnung zu unterwerfen, welche in diesem Fall freilich etwas angejährt sind.

Dennoch ist die Unterwerfung weiterhin möglich, Augen werden zugedrückt und Aufgabenbereiche stillschweigend abgesteckt. Und wiederum geht es Edwards natürlich in erster Linie um die britische Parallele, welche mehr oder weniger zufällig nicht so wie die bairische endete.

Wesentlich für alle Republiken ist indes, daß ihnen an dieser Stelle ein Loch aufriß, welches sie entweder stopften oder es versäumten. Die Franzosen haben sich mit Napoléon einen Ersatzkönig geschaffen, welcher neue Rituale und Ordnungen als moralisch richtig etablierte, aber sie bilden damit die Ausnahme, denn gleiches läßt sich weder von den Vereinigten Staaten, noch etwa von Deutschland oder Österreich sagen, ja, selbst von der Schweiz nicht, auch wenn die Unterwerfung unter den Volksentscheid in mancherlei Hinsicht, insbesondere als Erfahrung gemeinschaftlichen Handelns, einen Ersatz darstellt.

Der Normalfall ist aber, daß die Bürger einer Republik keinen Rahmen haben, dessen Befolgung ihnen die Gewißheit vermitteln könnte, an der öffentlichen Sache teilzuhaben, und daß sie so gesehen weniger republikanisch als die Untertanen einer Monarchie sind, deren Rituale und Ordnung ja über den Weg der Bischofskonferenz letztlich vom Volk selbst ausgegangen sind.

Und darin liegt eine große Gefahr, nämlich die Gefahr der Überformung durch fremden Vorstellungen verpflichtete Rituale und Ordnungen.

Ich halte die protestantische Freiheit für keine inhärent schlechte Sache, auch wenn sich durch sie die Prophezeiung erfüllt, daß der Teufel für eine kleine Zeit losgelassen werden muß, denn diese Prophezeiung erfüllt sich* keineswegs nur durch sie, sondern im gleichen Maße durch das Bemühen, sie zu bekämpfen, aber sie hat die Pflicht das, was gestalten zu können, sie ausmacht, auch tatsächlich zu gestalten und es nicht nicht zur Rechenschaft ziehbaren Kräften zu überlassen.

Ein Protestant, welcher jene, welche die Form der Gesellschaft, in welcher er lebt, gestalten, nicht zur Rechenschaft zieht, hat das Recht verwirkt, sich als solcher zu bezeichnen.

Und umgekehrt ist selbstverständlich auch niemand, welcher die Form einer Gesellschaft gestaltet, ohne Rechenschaft zu geben, als solcher anzusehen.

Die Gestaltung der Form der Gesellschaft zu verhandeln, das ist der Protestantismus, welcher sich nicht dafür von Rom losgemacht hat, um sich an die Interessen unbelangbarer Körperschaften zu ketten.

Aber dazu muß die protestantische Ethik zunächst vom Kopf auf die Füße gestellt und ernst genommen werden, und anschließend müssen wir uns einen Rahmen geben, welcher unseren Überzeugungen Ausdruck verleiht.

Freilich sieht es auf den ersten Blick so aus, als schriebe ich diese Zeilen 250 Jahre zu spät, aber ich meine sie etwas anders, nicht als Aufruf zur Entfaltung des noch in uns schlummernden Idealismusses, sondern als bloße Organisationsnotwendigkeit in Zeiten der Unterdrückung, denn kein Mensch kann einen anderen Weg beschreiten als den, an welchen er glaubt.

Mit anderen Worten geht es nicht um feinverästelte Überzeugungen, sondern um rudimentäre. Ist die Lage derjenigen, welche sich mit einem bestehenden Rahmen identifizieren, etwa besser? Freilich, am besten sind diejenigen aufgestellt, deren Glaube auf den Anfang selber geht, aber wer auf die Verantwortlichkeit seiner Brüder vertrauen kann, ist Teil eines Kollektivs, welches alles, was es aufnimmt, zum besten Nutzen verwendet, und somit Bewohner einer Insel, welche sich schon bald mit neuem Leben füllen wird.

* die Zyklizität der tausend heiligen und unheiligen Jahre vorausgesetzt

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3. Juni 2017

Schamlos

Wenn man die Gröbsten läßt,
erschaffen sie eine Welt der Grobheit.

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