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31. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen: Ein Fazit

Im Gegensatz zu modernen Sprachen, welche in erster Linie danach streben, möglichst viel bezeichnen zu können und keine einzelne dominante Sichtweise besitzen, aus welcher heraus sie das Leben beschreiben, sondern, wenn überhaupt, dann mehrere gleichwertige besitzen, mit anderen Worten also reine Kommunikationswerkzeuge sind, findet sich im Altsächsischen ein weiteres und zugleich wichtigeres Vorhaben, nämlich den Sprechenden im Leben zu orientieren.

Diese Orientierung erfolgt durch formale Ähnlichkeiten von Begriffen, welche laut Sprachschöpfer auf einander zu beziehen sind, etwa auf folgende Weisen:
  1. als (unausweichliche) Alternativen,
  2. als rechter Geist bei der Ausführung einer Tätigkeit,
  3. als Ursache und Wirkung, insb. psychologisch-sozialer Art,
  4. als definierende Bedingung,
  5. als Sinnstiftung,
  6. als Rollenzuweisung,
  7. als Autorisierung.
Aller Wahrscheinlichkeit nach kam es zu dieser Orientierung, weil man Urteile, in welchen man übereingekommen war, nachfolgenden Generationen vermitteln wollte, und zwar vor allem Urteile, welche Wesen und Bedingungen des gesamtgesellschaftlichen Lebens betrafen.

Abgesehen von den konkreten Urteilen, für welche ich gleich noch einmal jeweils ein paar Beispiele zu den obigen Punkten angeben werde, ist der soziale Umstand einer solchen Vermittlung, also eine derartige sprachlich-erklärende Tradition, ein entscheidendes Merkmal der Jugend einer Gesellschaft, erstens, weil in ihm der Glaube noch auf die Organisation einwirkt und zweitens, weil die in ihm vorliegende Einwirkung nur in leidlich familiären Gruppen statthaben kann, also in Gruppen, welche noch keine umfassende interne Interessenabgrenzung vorgenommen haben.

Vor dem Inhaltsverzeichnis der gesammelten Betrachtungen zum Altsächsischen hier also die versprochenen Beispiele für die obigen Beziehungen.

1. beedian (nötigen) - biddean (bitten) - biodan (bieten),  freesoon (gefährden) - fridhoon (behüten), edheli (edel) - iidal (nichtig), niotan (sich einer Sache erfreuen) - niidhin (Feindschaft oder Verfolgung übend), thionoon (dienen) - gi-tiunean (Schaden tun).

2. bald (kühn) - belgan (zürnen), ful (voll) und leestian (leisten) - fulleesti (Hilfe), soo (so) - soodh-fast (fest in der Wahrheit), thriist (kampfbereit) - thringan (dringen), war (vorsichtig) - ward (Wächter).

3. from (ernst) - fruma (Nutzen), irri (kampfwild) - irrian (stören), ood (Grundbesitz) - ood-moodi (dankbar), sliidhi (grimm) - sliitan (schleißen), unst (Gunst) - gi-unnan (gönnen), wroogian (anklagen) - wrooht (Aufruhr).

4. aaru (fertig) - aarundi (Auftrag), garu (gerüstet) - garuwi (Kleidung, Rüstung, Schmuck), sama (gleicher Weise) - saman (zusammen).

5. kiusan (wählen) - kuusko (wie es die Sitte heischt), wahta (Wacht) - wakoon (wach sein).

6. ambusan (Gebot) - ambahtman (Diener), bookan (Metapher) - book (Buch), far-gumoon (vernachlässigen) - gumo (Mann), tunga (Zunge) - tungal (Gestirn).

7. skulan (sollen) - skuld (was man schuldig ist), thing (Umgang) - thingi (Satzung, Bestimmung).

Und abschließend das Verzeichnis der Betrachtungen zu den einzelnen Buchstaben.

a-ber, bê-bru, d, e, f, g, h, i, k, l, m, n, o, qu, r, s, t, u, w.

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30. Januar 2014

The political compass fallacy

There is a reason, why parliamentary democracies always develop a left-right or progressive-conservative bipole, namely that people don't vote on their political belief, but only on the state of its implementation, whether more needs to be done - or not. And this is so, because every nation needs a unifying political belief in order to shape and maintain a functioning society.

But that argument is specific to (parliamentary) democracy. The idea however that there could be a tetrapole in politics of the kind that I'll explain in a few moments is flawed a priori regardless of the mechanism of rule.

The tetrapole that the proponents of the political compass would have us consider consists of two bipoles, which it claims to be independent of each other: social liberty and economical liberty.

Liberty means individual responsibility or, for the sake of the current discussion, decentralised responsibility.

Now, my criticism is this: It's impossible to decentralise one kind of responsibility without decentralising the other as well.

Granted, the Middle Ages show a way how to do just that, in a way, but that's not what the political compass means. Rome had seemingly centralised social responsibility while seemingly allowing economical responsibility to be decentralised. In reality however Rome wouldn't interfer much with the assessments of local bishops and would, on the other hand, hold the economy on the leash of the Jewish monopole in the credit business.

In order to avoid further complications of this nature let us state exactly what we mean by centralisation and decentralisation, namely that in the former case a central entity makes all the decisions in a certain field and in the latter case the whole authority to make decisions in that field lies with local entities.

Now, if you have the social responsibility centralised and the economical responsibility decentralised, what will invariably ensue is that the social framework, that the center casts, cannot and will not support the local economic solutions, but to the contrary sabotage them.

And vice versa, if the center makes the economic decisions, it will either get sabotaged by the social decisions of the people - if it allows that to happen - or it will use its power to wrestle the social responsibility out of the people's hands.

So the only way that a society can work is, if economical and social responsibility can be adjusted to each other and that is only the case, when the degree of centralisation of each is the same.

Applying this now to the political compass will cause a little confusion, because social liberty is exactly the opposite of what the political compass says it is. The social compass uses this term for social irresponsibility. But you see, obviously, if the center has all the responsibility, then the people will be irresponsible - and vice versa!

So, a so called social liberal really is a believer in a centralised social authority that makes all the decisions for him, so that he can be socially irresponsible.

Thus the libertarian quadrant consists of people who cede social responsibility and keep the economical - and that doesn't work. Likewise the totalitarian quadrant consists of people who cede economical responsibility, but keep the social, which doesn't work either.

What does work is to keep both or to cede both, that is the republican quadrant in the former case or the socialist quadrant in the latter.

Fascism, just for the record, is one of those complications, where you have a middle degree of centralisation in both fields.

So, if you reflect upon the message that the political compass sends, it is one of denouncing social responsibility as lack of freedom and suggesting that by embracing social irresponsibility you'll get a more decentralised society overall - which is of course a lie, the exact opposite will happen. Of the two possible quadrants, the republican and the socialist, it is the latter, whose power grows, when people start acting irresponsible and thus cede their social responsibility to the socialist center.

Though, it does put that center under pressure to perform as well, lest it be seen as incompetent. But that's the way of all things that if you've finally gotten your way then it's all about avoiding to lose it again.

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29. Januar 2014

Träumen und Wachen

Es ist schon seltsam, ich bin beim Träumen ganz derselbe, nicht nur allgemein, etwa in Form einer persönlichen Handschrift bei der Traumgestaltung, sondern bis in die letzten wachen Taten hinein, welche sich beim Träumen analog fortsetzen.

Es gibt Tage, da suche ich geradezu diesen Zustand, in welchem ich mir meine Träume um die Ohren haue. Es scheint, wenn man es aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet, ziemlich bescheuert. Der Wille, sich, unter Träumen zusammenzuckend, im Bett herumzuwälzen.

Ich habe kein Problem mit der Erklärung, daß unser Gehirn das nun einmal braucht, aber ich möchte die Gelegenheit nicht verpassen, mich dessen ungeachtet ganz naiv mit dem Phänomen zu befassen.

Ist es vielleicht Trotz? Endlich einmal selbst darüber entscheiden zu können, was einem widerfährt?

Aber wie entscheide ich da? Manchmal verhöhne ich mich, manchmal gönne ich mir Auslauf, manchmal wiederhole ich krampfhaft Fetzen des vorangegangenen Tags. Was spiegelt sich darin?

Nun, letzteres ist kaum Schlaf zu nennen, erquicken tut es jedenfalls nicht sonderlich, und doch zeigt sich auch in ihm das Charakteristische des träumenden Geistes, das Abreißen des Fragens, das Hervorquellen der Eindrücke.

Das Fragen blendet die Eindrücke aus, schafft die Ruhe der Erwägung, aus welcher heraus wir entscheiden, indem es wissen will, was uns begegnet und was wir seinetwegen tun wollen.

Die Frage stirbt, der Traum beginnt, unser Verstand räumt das Feld, unser Ich bricht zusammen. Es bricht zusammen, aber etwas ist immernoch da.

Wir lassen das Träumen geschehen. Wir treffen noch Entscheidungen, aber wir erwägen sie nicht. Und manchmal setzt sich dieser Zustand noch für ein paar Augenblicke fort, nachdem man bereits wieder von seinen Gliedmaßen Besitz ergriffen hat. Dann bewegt man für diese paar Augenblicke seinen Körper nach der Logik des Traums. Aber glücklicherweise hält das ja nicht an.

Indes zeigt es, wo die eigentliche Grenze verläuft, im Ausblenden phantastischer Eindrücke und in der Zügelung des Verstandes zum Zwecke der Erwägung liegt das Wachen.

Wahrscheinlich ist beides dasselbe, man schiebt etwas zwischen Verstand und Anschauung, nun ja, technisch gesehen gerade die Erwägung.

Sie fällt schlicht aus. Und wir können sie quasi stützen, wie wir unseren Kopf stützen können, wenn sie nicht mehr aus eigener Kraft hervorsprudelt.

Habe ich damit erklärt, warum die phantastischen Eindrücke ausbleiben? Nun ja, wenn erwägen heißt, sich auf einen bestimmten Eindruck zu konzentrieren, dann schon.

Ohne diese Konzentration erfolgt die Entscheidung diffus auf alle möglichen Eindrücke. Und darin liegt das Träumen.

Aber was soll man von ihm halten?

So, wie es sich jetzt darstellt, wäre es natürlich zu vermuten, daß es gerade um das diffuse Entscheiden geht, als eine Art Alternative zum konzentrierten oder gar als seine Korrektur.

Doch das ist wieder sehr technisch, funktional gedacht, der Verstand traut seiner eigenen Konzentration nicht und behält sich vor, alle Eindrücke noch einmal frei zu assoziieren.

Das allerdings läßt sich auch spüren, im Träumen liegt eine gewisse Wildheit, eine gewisse Anmaßung, das trifft es besser als Trotz, eine gewisse Besserwisserei.

Aber diese Besserwisserei spielt sich in einem rein imaginativen Bereich ab - und muß es natürlich auch.

Sagt das so auch etwas über uns aus?

Ein Teil von uns, unser Verstand genauer gesagt, ist rastloser und produktiver als es uns im wachen Zustande scheint. Der eigene innere Monolog ist wahrscheinlich nichts anderes als ein schwacher Schatten dieser Natur.

Wahrscheinlich macht es keinen Sinn, diese Natur zu verteufeln, aber gut ist sie auch nicht, sie ist tierisch, genauso unverzagt, wie die ständige Suche nach Nahrung. Ja, ich würde sagen, daß das die einzige Weise ist, die Tiere zu verstehen, sich seine eigene Rastlosigkeit im Träumen zu verdeutlichen.

Nicht, daß Tiere durchgehend träumen würden, sie erwägen, aber ihre Erwägung ist ungleich leichter als unsere.

Nun gut, ich denke, ich kann's dabei bewenden lassen, die Wahrheit der Vernunft liegt im Wachen, die Wahrheit des Verstandes im Traum.

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28. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (w-)

Das wroo-Wortnest.

Es wird wieder handgreiflich: wroogian (anklagen, beschuldigen), wrooht (Streit, Tumult, Aufruhr).

Ob engl. (to) wrong hiervon abstammt? Wäre jedenfalls eine interessante Bedeutungsverschiebung: Anschuldigungen sind grundsätzlich falsch.

Das wood(h)-Wortnest.

Woodhi (süß, angenehm), aber, laut Heynes Ausgabe, woodian (unsinnig sein, wüten, rasen).

Das ist keine Kontrastierung, ich kann mir hier nur einen Zusammenhang denken: Alkohol. Also woodian (trunken sein), was Wodan in die Nähe von Dionysos rückt.

Das Wort taucht übrigens nur in einer Passage des Heliands auf, nämlich in dieser:
Nio the man soo hardo ni was giseerid mid suhtiun, thooh ina Satanaases feeknea jungeron fiiundes kraftu habdin undar handun endi is hugi-skefti, giwit awardid, that he woodiendi foori undar themu folke, - thooh im simbla ferah fargaf heelandeo Krist, ef he te is handun quam:
Übersetzung:
Nie (zuvor) war der Mann so schwer mit Krankheit gesehrt, doch die bösen Satane Jünger des Feindes hatten ihn mit Macht unter den Händen und sein Wesen, seinen Verstand verdorben, daß er berauscht  unter dem Volke führte, - doch immer gab ihm Christus der Heiland Klarheit, wenn er zu seinen Händen kam:
Das won-Wortnest.

Wohnen und Gewohnheit, plus ein, zwei zusätzliche Aspekte.

Wonoon, wunoon (sich wo aufhalten, verweilen, wohnen, ausharren, an jemand oder etwas festhalten), gi-wonoon (bleiben, verweilen, gewöhnt sein), wonod-sam (behaglich), gi-wono (Gewohnheit, Sitte, gewöhnt).

Das Festhalten ist wohl von alledem am ursprünglichsten.

Das wla/enk-Wortnest.

Zu lustig, um es zu übergehen. Es hat sicher nichts mit rank und schlank zu tun...

Wlank (voll stolzer Kraft, kühn, übermütig), wlenkian (in stolzer Kraft schwellen, übermütig werden).

Das wiis-Wortnest.

Mit der Weisheit ist es, etymologisch gesehen, nicht sehr weit her.

Wiis (kundig, erfahren, gelehrt, klug, weise), wiisa (Art und Weise zu handeln), wiisian (anweisen, anzeigen, zeigen, lehren), far-wiisian (verraten), a-wiisian (sich eines Dinges enthalten), wiisliik (weislich, weise), wiiso (Führer) und eben wiis-doom (Erfahrung, Klugheit, Weisheit), eigentlich aber nichts anderes als die Rolle des Anweisens, welche einem zufällt.

Natürlich ist das alles im Deutschen kaum anders, aber seltsam ist es doch, wie ein so klarer Begriff wie weise seine Bedeutung gänzlich eingebüßt hat, ja, sie sich in gewisser Weise in ihr Gegenteil verkehrt hat: Der weise alte Mann, auf welchen niemand hört - er mag ja alles mögliche sein, aber weise ist er gerade nicht.

Das wit-Wortnest.

Allerdings gibt es eine Beziehung zwischen der vorigen Wurzel und dieser: Die Handlungsweise ist die natürliche Funktion des Witzes, des Verstandes.

Gi-wit (Verstand, Klugheit, Weisheit), witan (wissen, Kenntnis haben, kennen), witig, wittig (kundig, klug, weise).

Wissen ist wohl ursprünglich genau so gemeint gewesen: Was einem der Verstand sagt - letztlich alles, was sich begreifen läßt.

Und in dem Sinne ist wohl auch wis (gewiß, sicher) zu verstehen.

Das winnan-Wortnest.

Nicht sehr überraschend, aber halten wir fest: ge-win (Streit, Feindschaft), winnan (streiten, kämpfen, leiden, ertragen, erlangen, gewinnen), a-winnan (erlangen, gewinnen), far-winnan (zum Bösen treiben, verführen), ge-winnan (durch Arbeit erreichen, erlangen, gewinnen).

Die Wurzel all dessen würde man wohl in sich anstrengen vermuten, und so ganz falsch ist das auch nicht, denn ursprünglich kommt das alles nach Heynes Ausgabe von Weide getrieben werden, sich bewegen.

Das week-Wortnest.

Nur die Harten komm'n in'n Garten.

Week (weich, verzagt), week-mood (verzagten Mutes).

Das wel-Wortnest.

Very well... wel, wela (wohl, gut), wel-lif (Wohlleben, Leben im Glück), welo (Gut, Reichtum, Besitz).

Das waag-Wortnest.

Gar liebreizend abgeleitet: waag (Woge, Flut), waagi (Schale, Gefäß), waag-liidhand (Wogenbefahrer, Schiffer).

Das wa/er-Wortnest.

Der Ernst des Lebens, die Psychologie betonend:

war (vorsichtig, auf der Hut), gi-war (bemerkend, beachtend, gewahr), wara (Hut, Schutz, Acht, Aufmerksamkeit), warag (geächteter Verbrecher), gi-waragean (einen Verbrecher strafen, peinigen), warag-treo (Verbrecherbaum, Galgen), wara-liiko (aufmerksam, behutsam), ward (Wächter, Hüter, Behüter, Beschützer), a-wardian, a-werdian (verderben, zerstören), wardoon (behüten, bewachen, Sorge tragen für etwas, sich hüten, sich in Acht nehmen), gi-wardoon (sich hüten, in Acht nehmen), waroon (schützen, behüten, wahrnehmen, beobachten, inne halten, festlich begehen, Besitz nehmen von, jemand heimsuchen, bleiben, dauern, währen), aftar-waroon (beobachten, beachten, auf etwas merken)

und den Zweck betonend:

werian (wehren, verwehren, hindern), bi-werian (wehren, hindern, schützen vor einem).

Das wang-Wortnest.

Für die anatomisch Interessierten: Wang (Fläche, ebenes Land, Feld), wanga (Wange).

Das wah/k-Wortnest.

Der metaphysische Aspekt fehlte beim vorletzten Wortnest ja noch, hier wird er nachgeliefert.

Wah (Böses, Übel), wahta (Wacht, Wachtdienst), wakoon (wachen, munter sein, auf der Hut sein).

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Die Herrlichkeit des Neuen Jerusalems

Die Offenbarung des Johannes enthält verschiedene Schichten verschiedener Verständlichkeit zu verschiedenen Zwecken. Hier möchte ich kurz einen ausgesprochen leicht verständlichen Abschnitt besprechen.
Und ich sah keinen Tempel darin; denn der HERR, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Heiden, die da selig werden, wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Heiden in sie bringen. Und es wird nicht hineingehen irgend ein Gemeines und das da Greuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes. Und er zeigte mir einen lautern Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall; der ging aus von dem Stuhl Gottes und des Lammes. Mitten auf ihrer Gasse auf beiden Seiten des Stroms stand Holz des Lebens, das trug zwölfmal Früchte und brachte seine Früchte alle Monate; und die Blätter des Holzes dienten zu der Gesundheit der Heiden. Und es wird kein Verbanntes mehr sein. Und der Stuhl Gottes und des Lammes wird darin sein; und seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein Angesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und wird keine Nacht da sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der HERR wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Das ist die Mission der Kirche in den schillerndsten Farben. An dieser Stelle ist die Stadt die von der Kirche beherrschte Welt, der lautere Strom ist der christliche Glaube, das Lamm ist Jesus Christus, das Holz des Lebens sind die Heiligen und die Blätter bezeichnen die beschirmende Wirkung ihrer Werke, der alljährlichen Früchte. Der Tempel am Anfang versinnbildlicht die Demonstration der eigenen Herrlichkeit, so ist es nicht anzustellen, die Menschen sind durch die Dienlichkeit des Glaubens für ihn zu gewinnen und nicht durch Ehrfurcht vor seinen Werken.

Zweifellos wurde dies auch nie anders verstanden. Indes mag der Zweck dieser Passage in erster Linie darin bestehen, die Kirche zu beruhigen und zu verhindern, daß sie die Offenbarung unter Verschluß hält, explizit in Vers 22:10. Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch. Doch nehmen wir auch noch das Weitere in den Blick.
Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig; und der HERR, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muß. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buch. Und ich bin Johannes, der solches gehört hat. Und da ich's gehört und gesehen, fiel ich nieder, anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir solches zeigte. Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! denn ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, der Propheten, und derer, die da halten die Worte dieses Buchs. Bete Gott an! Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe! Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt. Denn draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Totschläger und die Abgöttischen und alle, die liebhaben und tun die Lüge.
Die Erwartung der baldigen Errichtung des Reiches Gottes auf Erden hat nämlich diesen doppelten Zweck, einerseits der Kirche auf ihrem langen Weg Mut zuzusprechen, auf daß sie nicht verzage und fromm bleibe, und andererseits eben zu verhindern, daß die Offenbarung geheim gehalten wird.

Die Psychologie bei ersterem besteht darin, die Kirche dazu zu bringen, sich das Reich Gottes aus ihren frommen Taten selbst bilden zu lassen, sich ihre Frömmigkeit Belohnung genug sein zu lassen in einer Welt, welche ihr nichts zu bieten hat, anstatt darauf zu sinnen, wie man nun möglichst bald das Reich Gottes tatsächlich zu errichten anfangen könnte.

Doch wenden wir uns nun der Frage zu, ob das denn alles so stimmt oder überhaupt auch nur stimmen kann.

Ich bin das A und das O. verweist auf einen Zykel, und ein Zykel durchläuft verschiedene Phasen, von welchen die Offenbarung ja auch handelt. Die Offenbarung selbst sagt, daß der Teufel über eine Weile los werden muß, und wenn ich mir die Welt heute ansehe, so kann keine Rede davon sein, daß die Herrlichkeit der Heiden unter die Herrschaft der Kirche gebracht ist, und zwar schon deshalb nicht, weil von der Herrlichkeit der Heiden nichts übrig geblieben ist, wie mir jedenfalls hinreichend bewußt wird, wenn ich mir den Wortschatz des Heliands so ansehe.

Andererseits gab es einmal eine Zeit, als dies so war, eine Zeit, welche heute dunkles Zeitalter genannt wird. Und diese Zeit lag deutlich nach jener, zu welcher die Offenbarung geschrieben wurde. Die Prophezeiung hat sich also erfüllt - und erfüllt sich noch, nur heute eben in einem anderen Stadium.

Doch wenn man es so sieht, als was versteht sich die Kirche? Doch nur als besinnende Kraft, welche Gottes Schöpfung vor ihrer eigenen Wildheit schirmt.

Viel Wildheit ist nicht übrig geblieben, entsteht sie also neu?

Und ich denke eben, sie muß es, nicht ungebärdig, sondern unbezwingbar.

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Betrachtungen zum Altsächsischen (u-)

Das un(n)-Wortnest.

Unst (Gunst), ab-unst (Abgunst, Neid), gi-unnan (gönnen), af-unnan (mißgönnen) sind in sofern interessant, als daß hier wiederum die Wurzel in einem Gefühl liegt, von welchem die Taten, welche diesem Gefühl oder seinem Gegenteil entspringen, abgeleitet sind.

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27. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (t-)

Das thri(i)ng/st-Wortnest.

Dringen und thrust.

Ge-thring (Zusammenlauf von Menschen, Gedränge), thringan (dringen, in Haufen sich bewegen, einschließen, drängen, bedrängen), ge-thringan (durchdringen) und die psychologische Komponente thriisti (kühn, verwegen, kampfbereit), thriist-mood (kampfbereiten Sinn habend, kühngemut), thriist-word (kampfbereite Rede).

Sieht nicht gerade nach komplizierten Kampfformationen aus, Hauptsache: Immer druff.

Das thion- und das tion-Wortnest.

Dienst als ehrbare Seite der Medaille.
  1. Thioliiko (untertänig, demütig), thionoon (dienen, Dienste leisten, gehorchen, folgen), gi-thionoon (dienen, Dienste leisten, durch Dienste erlangen, verdienen), thionost (Dienst), thiorna (Magd, Jungfrau), thiu (Magd), gi-thiudo (auf gute, passende Weise, wie man nach rechtem zu tun hat)
  2. tiono (Böses, Übeltat, Verbrechen), gi-tiunean (Böses tun, Schaden tun)

Das thing-Wortnest.

Ursprünglich durchaus etwas anderes als Gegenstand.

Thing (Verrichtung, Hantierung, Unternehmung, Gerichtshandlung, Gericht, Versammlung zum Gericht, gerichtliches Verbot, Verhandlung, Unterredung, alles, was jemand betrifft, Umstand, Verhältnis, Lage, Ding, Sache, Gegenstand, oft nur dem beigesetzten adjektivischen Begriffe substantive Geltung verleihend), thing-huus (Gerichtshaus), thing-stad (Gerichtsstätte, auch vom Tempel, als Stätte der Versammlung des Volkes), thingi (Satzung, Bestimmung), thingoon (sich unterreden, verhandeln), gi-thingoon (ausbedingen).

Mir scheint Umgang am treffendsten für die Grundbedeutung, thingi dann als Grundlage des Umgangs mit einander und thingoon als Regelung desselben.

Das the/unkian-Wortnest.

Die Gegenüberstellung gibt's so auch im Deutschen, hat aber dadurch gelitten, daß dünken nicht mehr ernst gebraucht wird.
  1. thenkian (denken, seine Gedanken worauf richten und so weiter)
  2. thunkian (dünken, scheinen)
Wahrscheinlich wurde hier die Lautmalerei übertrieben, ü klingt einfach zu albern, dunken hätte sich wohl ein Mindestmaß an Ernst erhalten.

Das sag- und das thag-Wortnest.

Eine geradezu debile Gegenüberstellung.
  1. seggian (sagen), sago (Sagender, Lehrer)
  2. thagian, thagoon (schweigen)
Ich kann mir bildlich vorstellen, wie es dazu gekommen ist: Sag es mir! - Nein, ich thage!

Hängt vielleicht auch mit zagen zusammen.

Das twiifl-Wortnest.

Interessant hieran ist die Richtung, in welche die Ableitungen erfolgt sind.

Twiifli (zweifelhaft, schwankend, vertrauenslos), twiifloon (im Zweifel sein, schwanken) aber auch twiiflian (in Zweifel bringen, abtrünnig machen) und gi-twiiflian (in Zweifel bringen, abwendig machen).

Letzteres gibt es so im Deutschen nicht, wohingegen es bis zum heutigen Tag eine Tradition in Schleswig-Holstein ist, seinen Kindern mit ernster Miene irgendwelche zusammengesponnenen Geschichten zu erzählen, um zu sehen, wie lange sie diese schlucken.

Das tunga-Wortnest.

Die Aussage hier ist derart vorschlaghammermäßig, daß ich fast an ihr zweifle. Aber wir haben tunga (Zunge) und tungal (Gestirn).

Astrologie oder keine Astrologie?

Das toog-Wortnest.

Kurz vor'm Schluß wird's noch ein klein wenig poetisch.

Toogian (vor Augen stellen, zeigen, erzeigen, beweisen), gi-toogian (vor Augen stellen, zeigen), toogo (Zweig).

Das tal-Wortnest.

Einfach eine schöne Anwendung der Vorsilbe gi-.

Tal, tala (Zahl), taloon (zählen, bei sich berechnen, überlegen), gi-tal (numerierte Reihe).

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26. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (s-)

Das sweet/id(h)-Wortnest.

Es geht um's Schwitzen.

Swidi, swidh (heftig, stark, plötzlich) - verwandt mit geschwind und engl. swift, aber offensichtlich in formaler und inhaltlicher Hinsicht näher am Schweiße als letztere, swidho (stark, sehr), swidhliiko (kräftig) und eben sweet (Schweiß).

Das swebh/f-Wortnest.

Finde ich interessant, weil es schon irgendwie was mit schweben zu tun hat.

Swebhan (Traum), an-swebhian (schlafen machen, einschläfern, einlullen), swef-resta (Ruhelager).

Das soo(dh)-Wortnest.

Jetzt also die Antwort auf die Frage, wie die Sachsen Wahrheit definiert haben: Also wahr ist das, was er sagt, wenn es so (Fingerzeig) ist und gelogen, wenn es nicht so ist.

Soo (so), soodh (wahr, recht, richtig, Wahrheit), soodh-fast (fest in der Wahrheit) - Aber es ist doch nicht so! Schau doch hin!, soodh-liik (wahr, richtig), soodh-spel (der Wahrheit gemäße Rede), soodh-wort (wahres Wort) - Tja, so ist das!

Das sliit/dh-Wortnest.

An dieser Stelle eine leider all zu wahre psychologische Betrachtung.

Einerseits sliidhi (Verderben bringend, böse, grimm), sliidh-mood, sliidh-moodig (böses oder grimmiges Gemüt habend, auf Verderben denkend), sliidh-wurdig (grimme Worte redend, wild in der Rede) und andererseits sliitan (schleißen, spalten, zerreißen), far-sliitan (zerreißen, verbrauchen, gänzlich abnutzen, absorbieren, zerstört werden, vergehen).

Davon hat nichts in schleißen, schleifen, schlecht oder schlimm überlebt, obwohl es eine äußerst nützliche Warnung ist, welche Nietzsche nur unzureichend wiedergegeben hat mit seinem Spruch über Ungeheuer: Man muß gar nicht gegen sie kämpfen, jeglicher Umgang mit ihnen hat die nämliche Wirkung.

Das sko/ul-Wortnest.

Das Konzept der Rechenschaft (redhia) gab es zwar schon vor dem Christentum, aber das Konzept der Schuld hatte nichts mit ihm zu tun.

Skulan (sollen, müssen, verpflichtet oder bestimmt wozu sein), skuld (was man schuldig ist), skuldig (schuldig, verpflichtet), skolo (Schuldner).

Das Glossar bringt auch Beispiele von Schuld im heutigen Sinne, aber diese widerlegen die Ansicht, Schuld hätte ursprünglich mehr als Soll geheißen, statt sie zu stützen.

Meen-skuld (Schuld, Vergehen), aber meen (Verbrechen, Frevel, Sünde), also meen-skuld (was für das Verbrechen geschuldet ist), und ganz explizit in that hie is ferahes sii skuldig (daß er seine Seele schuldig sei).

Es wäre wirklich viel gewonnen, wenn Das ist deine Schuld! konsequent durch Das ist dein Soll! ersetzt würde. Der Begriff der Schuld ist widerlich in seiner Rückwärtsgewandtheit, nicht an Ausgleich, sondern an der Überschreibung der Seele eines Individuums an den Teufel interessiert, aus welcher es sich allenfalls durch Unterwerfung unter Gott zu retten vermöchte.

Freilich, sagte einer Das ist meine Schuld! und meinte damit, er müsse sich Gott unterwerfen, so ist es etwas anderes, aber kein anderer kann seine Nase in diese Angelegenheit stecken.

Man ist nicht vor Gott schuldig, wie es heute verstanden wird, sondern allenfalls unwürdig. Und wer vor Gott würdig ist, ist es nicht aus eigener Kraft, sondern lediglich aus eigener Bereitschaft, zu welcher gegebenenfalls auch ein Gelübde als Schuld, wie sie ursprünglich verstanden wurde, gehören kann. Wer nicht bereit dazu ist, Gottes Gnade zu empfangen, der tut es auch nicht. Aber unter den Bereiten entscheidet Gott, wem er gnädig ist. Hier auf Erden waltet kein Mensch darüber, wie die Seelen der Einzelnen bei Gott angeschrieben sind. Das ist deine Schuld! als Hinweis auf den göttlichen Kontostand ist eine blasphemische Anmaßung. Wenn ich von jemandem einen Ausgleich will, so sollte ich ihn ohne Umschweife fordern: Das ist dein Soll!

Freilich, oftmals ist das Soll, welches man gerne fordern würde, daß jemand anders von einer schlechten Gewohnheit ließe, nach dem Motto: Du hast mich schon genug damit gequält, jetzt tu' dir den Zwang an, und hör' damit auf.

Das vorige Wortnest kommentiert indes die Aussichten dessen, wobei Leben allerdings Bewährung in Gefahren bedeutet - bleibt einzig die Frage, wie man sich bewährt, ob man Gefahren meidet oder sie meistert.

Das skepp/nk-Wortnest.

Das erste von zwei Wortnestern hier, welche etwas über Tischsitten Aufschluß geben.

Skenkio (Schenk, einschenkender Diener), skeppian (schöpfen, einschöpfen).

Das skal-Wortnest.

Und das zweite.

Skala (Schale, Trinkgefäß), skaldan (fortstoßen, fortschieben) - konkret allerdings ein Schiff vom Lande, skalk (Diener, Knecht).

Der Diener als Schieber, die Schale als Geschobenes? Schwer, nicht an einen Servierwagen zu denken, wenngleich das durchaus fehlgehen könnte.

Das sam-Wortnest.

Die ursprüngliche Bedeutung der Wurzel hat in engl. same überlebt. Interessant, auf welche Weise die weitere Bedeutungsableitung erfolgte.

Sama, samo (ebenso, gleicherweise), samad, samod (zusammen, zugleich, in einem).

Und weiter saman (zusammen, insgesamt), at-samna (zusammen, bei einander seiend, vereint), samnoon (sammeln, vereinigen, versammeln, sich versammeln), samnunga (Zusammenkunft, Versammlung).

Die Idee bei diesem allen: Durch das gleiche Verhältnis vereint - etwa wie die unterschiedlichen Werte von x im Term f(x).

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25. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (r-)

Das ruun-Wortnest.

Ruuna (vertraute oder geheime Besprechung, Beratung, Rat), gi-ruuni (Geheimnis, Mysterium).

In der Grundbedeutung also wohl raunen und Ausdruck betonter Betroffenheit - schwer zu sagen ob naiv oder einem allgemeinen Hang zur Dramatisierung geschuldet.

Das roo/uum Wortnest.

Heidegger hätte(?) seine Freude gehabt.

Roomoon (zielen, trachten, streben) - desorientiert zu engl. to roam, ruum (Raum, Entfernung), ruumian (räumen, Raum bereiten, aufräumen, säubern), ruumo (weit, entfernt).

Das rook-Wortnest.

Rook (Rauch), rook-fat (Räucherfaß), davon jetzt aber rookian (bedacht sein, besorgt sein), offensichtlich in der Bedeutung, daß die eigenen Entscheidungen nicht ungar sind, sondern beständig, da sie in der Kritik geräuchert werden.

Das riisan-Wortnest.

Riisan, a-riisan (aufstehen, sich erheben), gi-riisan (einem als Pflicht erwachsen, zukommen, ziemen, wohin gehören).

Verantwortung bringt Herausforderungen mit sich und Eignung Verantwortung.

Das riiki-Wortnest.

Recht klischeehaft, wahrscheinlich der Stoff von Sagen.

Riiki (mächtig, gewaltig, Herrschaft, Gewalt, Reich, Vertreter des Reichs, Repräsentativbauten des Reichs), riiki-doom (Herrschaft, Gewalt, Macht).

Jedenfalls scheint es mir ein mythischer Tonfall zu sein, wenn einer sagt, er stünde vor dem Reich und meint damit einen Gerichtshof oder eine Residenz. Dergleichen impliziert die Ferne der Machthaber, macht sie mit ein paar Atemzügen schon sagenumwoben.

Mit anderen Worten hätte ein Sachse damals wahrscheinlich damit konkret ausschließlich das Römische Reich verbunden, alles andere, etwa das Frankenreich, waren naive Imitationen.

Das reg-Wortnest.

Regin, regan (Regen), und viel mehr kann man anhand des Heliands auch nicht sagen. Regan(o)-giskapu heißt zwar Geschick, aber das steckt bereits in giskap. Regan(o) ist also eine Spezifikation des Geschicks, welche in Heynes Ausgabe mit Vorsehung angegeben wird: von der Vorsehung bestimmtes Geschick.

Ich halte wenig davon, mich darauf einzulassen. Halten wir schlicht fest, daß, was immer regan(o) auch gemeint haben könnte, jedenfalls als ursächlich oder bedeutungsgebend für die Niederschlagsmenge angesehen wurde, im Falle der Verwandtschaft mit der vorigen Wurzel etwa Regen zum Kraftgebenden machte.

Von der Vorsehung bestimmter Regen klingt hingegen doof - und ist es wahrscheinlich auch. Konkret zwei Einwände.
  1. Würde jemand, der in Skandinavien oder Norddeutschland lebt, jemals auf den Gedanken kommen, daß der Regen von der Vorsehung geschickt sei? Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, daß Holsteiner Bauern nicht für Regen, sondern für Sonne im Sommer beten, damit der Weizen nicht verdirbt. Daß es alle 20 Jahre mal ein zu trockenes Jahr gibt, kann daran kaum etwas ändern.
  2. Wäre die Ansicht, daß der Regen von der Vorsehung bestimmt sei, hingegen ein älteres Relikt, wozu gab und gibt es dann Regenmänner?
Übrigens, wenn ich mir einmal diese gänzlich unbegründete Spekulation erlauben darf, ich habe so das Gefühl, als ob rad in radur (der wolkenlose Himmel, Äther) als Gegensatz zu reg in regin, regan gebildet ist, und wenn reg eine schicksalsmäßige Bedeutung hat, so müßte rad auch eine haben oder jedenfalls irgendwann einmal gehabt haben. Mit anderen Worten mag reg ursprünglich genauso gut Yin bedeutet haben wie Vorsehung, wenn nicht sogar besser.

Das redh-Wortnest.

Redhioon (reden, mit jemandem sprechen), redhinoon (Rechenschaft ablegen), redhia (Rede und Antwort, Rechenschaft).

Das Konzept der Rechenschaft ist also auch schon älter als das Christentum.

Das raad-Wortnest.

Raad (Rat, Lehre, Anschlag(?), Hilfe, Unterstützung, Fürsorge, Vorteil, Gewinn), raadan (raten, beratschlagen, ratend oder sorgend bewirken, sorgen, für etwas helfen), raad-gebho (Rater, Berater, Regierender) und so weiter.

Gibt es eine oder gibt es keine Beziehung zum bereits erwähnten radur (der wolkenlose Himmel, Äther)?

Womöglich auch zu lat. radiare (strahlen)?

Das strahlende Licht der wolkenlosen Erkenntnis?

Das wäre in etwa Yang.

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24. Januar 2014

Das Leben suchen.

  1. Unter all den Tendenzen, welche sich im jeweils anderen Geschlecht spiegeln, jene heraussuchen, an welche man glaubt.
  2. Unter all den Verbindungen, in welchen sich Menschen zusammenschließen, jene heraussuchen, an welche man glaubt.
  3. Unter all den Weisen, sich auf das Leben zu beziehen, jene heraussuchen, an welche man glaubt.

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23. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (qu-)

Das que/i(i)d(h)-Wortnest.

Es scheint, daß ausgerechnet quatschen und quasseln...

Queddian (anreden, grüßen), quedhan (sprechen, sagen), ant-quedhan (widersprechen, verneinen), gi-quedhan (aussprechen, verkünden), quidi (Rede, Spruch), quiidean (laut klagen, Wehe rufen) - quietschen?

Übrigens, quaan (Weib, Frau). Wenn das mal nicht der Schuldige für die Vokalverschiebung ist.

Mein Quaan quasselt wieder.

Verzeihung, aber die Sachsen hatten schon eine charmante Art, ihre Frauen zu bezeichnen.

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Betrachtungen zum Altsächsischen (o-)

Das ood(h)-Wortnest.

Ood (Grundbesitz, Gut, Wohlstand), oodag (wohlhabend, reich, durch Besitz glücklich), ood-welo (Besitz, Gut, Reichtum), oodhil (Stammgut, Heimatort), oodan (beschert, verliehen), ood-moodi (Demut, demütig).

Letzteres weist darauf hin, daß mit ood immer die Vorstellung des Beschenkt Seins verbunden ist, Demut also wohl im Sinne von Dankbarkeit.

Und auf die sozialen Beziehungen bezogen ist es wohl ein Hinweis darauf, daß Grundbesitz nicht käuflich war.

Das ord-Wortnest.

Ord (Spitze), so weit, so uninteressant. Aber ord-frumo (Schöpfer)! Spitze des Ernstes = Gott. Gut, ist nur eine Möglichkeit, es zu lesen, aber die mit Abstand frommste.

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Betrachtungen zum Altsächsischen (n-)

Das nio/u- und das niidh-Wortnest.

Wieder ein Beispiel der Gegenüberstellung von Gut und Böse, aus Sicht der Sachsen offenbar gleichberechtigte und -mächtige Triebe in der Menschen Herzen. Gut, stimmt ja auch, Liebe und Haß bedingen einander.
  1. niotan (inne haben, gebrauchen, sich einer Sache erfreuen), niud (Verlangen, Begier), niudliiko (mit Verlangen, eifrig), gi-niudon (eifrig worin sein, in Fülle haben oder genießen, sich erfreuen), niud-sam (wünschenswert, angenehm, passend), niusian, niusoon (versuchen, in Versuchung führen).
  2. niidh (Eifer, Wetteifer, Anstrengung, Feindschaft, Verfolgung, Haß), niidhin (Feindschaft oder Verfolgung übend), niidh-folk (feindliche Schar), niidh-hwat (tüchtig, kühn in der Verfolgung, sehr feindlich), niidh-hugi (feindlicher Sinn), niidh-hugdig (im Sinne nach Verfolgung strebend, feindlich gesinnt), niidh-skepi, niidh-skipi (Feindschaft, Verfolgung, Haß).
Nießen und neiden gibt's auch heute noch, aber die Vorstellung, daß die Liebe zu oder der Haß auf etwas das Herz stetig machen, hat sich in den beiden Begriffen nicht erhalten.

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Betrachtungen zum Altsächsischen (m-)

Das muna-Wortnest.

Munan selbst ist nicht angegeben, muß aber soviel wie an etwas denken heißen. Davon wohl far-munan (nicht woran denken, verleugnen, verachten, verschmähen) und muniliik, munaliik (erinnerungswürdig, beachtlich, bemerkenswert, bedenkenswert, von Frauen: lieblich).

Das mood-Wortnest.

Mood (Gemüt, Inneres, Herz, Gesinnung, kühner Mut, Tatkraft), moodag, moodig (Gemüt habend, böses oder feindliches Gemüt habend, zornig, feindlich, wild, böse) - engl. moody; moodar (Mutter), mood-githaaht (Gedanke, Empfindung des Herzens, Streben des Inneren), gi-moodi (Einigkeit, Übereinstimmung, Einwilligung, Befriedung), far-moodian (verachten, verschmähen), mood-spaahi (klugen, erfahrenen Geistes, wörtlich: gemütsklug), mood-stark (wild, böse im Herzen), mood-thraka (Anfechtung des Herzens, Gemütskummer), mood-willio (Wille des Herzens, Streben, Gelüste).

Das Verbannen aus den Gedanken und dem Gemüt ist ein wiederkehrendes Element, ein Hang zur Rachsucht darf wohl unterstellt werden. Auch scheint es klar zu sein, daß sowohl die Sachsen als auch der Heliand dem Gemüte große Bedeutung beigemessen haben.

Das mirk-Wortnest.

Speziell für die Freunde des kleinen Hobbits: mirki (düster, dunkel, unheimlich, grauenhaft).

Das minn-Wortnest.

Eine Beziehung zum muna-Wortnest scheint absolut möglich, aber festlegen möchte ich mich hier nicht.

Minnea (Liebe), minnioon (lieben).

Das meen-Wortnest.

Wenn man es so sieht, könnte man meinen, die Sachsen hätten jede absichtsvolle Tat für ein Verbrechen gehalten. Ich spare mir aber die Aufzählung all der aufgeführten Verbrechen und gebe nur die elementaren Wörter an.

Meen (Verbrechen, Frevel, Sünde), gi-meendha (Gemeinschaft) - wohl vom folgenden abgeleitet und nicht vom vorigen, meenian (meinen, im Sinn haben, die Absicht haben, bezwecken, wollen, sinnbildlich worauf zielen, bedeuten, bezeichnen, erwähnen, kund tun), gi-menian (verkünden, kund tun).

Nachtigall ick hör dir trapsen.

Interessant auch, ob eine Verwandtschaft zu lat. mentiri besteht.

Das met-Wortnest

Un-met (maßlos, ungemein), gi-met (Maß), meti (Speise, Nahrung), metod (das Geschick, das Zugemessene).

Wenn dies alles zusammenhängt, muß die Wurzel messen oder zumessen bedeuten, in welchem Falle meti auf eine Gruppenspeisung verweist, etwa die berüchtigte Kelle Suppe.

Das med-Wortnest.

Alles, was Mietlinge betrifft.

Meda (Lohn, Bezahlung, Vergeltung), medean (erhandeln, zahlen), med-gebo (Herr, Lohnzahler).

Das maar-Wortnest.

Gehen wir doch auch noch engl. marriage auf den Grund.

Maari (des Andenkens wert, berühmt, weithin bekannt, hehr, angesehen, kund, bekannt, berüchtigt, glanzvoll, klar, licht), maarian (kund tun, verkünden, rühmen), maaridha (Verkündigung, Kunde, ruhmwürdige Tat), maarlik (preiswürdig).

Das mark-Wortnest.

Die Wurzel scheint Marke, Auffälligkeit zu sein, das Verb davon auf zweifache Weise abgeleitet.

Marka (Grenze, abgegrenzter Landteil, Gebiet), markoon (anordnen, bestimmen, merken, bemerken, aufmerken), gi-markoon (anordnen, bestimmen, bemerken, gewahr werden).

Das man-Wortnest.

Man (Mensch, Mann), manag (manch, viel, mannig), gi-mang (Schar, Haufen, Gesellschaft, Gemenge), mangoon (Handel treiben, handeln) - wörtlich wohl sich unter die Menge mischen, mengen.

Ob munan, minnioon und meenian den man machen, sei dahingestellt, das Spiel der Bedeutungs- und Klangfarben ist aber in jedem Falle schön.

Das mah(a)l-Wortnest.

Mahal (Versammlung), mahlian, gi-mahlian (sprechen, reden).

Es wurde also schon auch diskutiert.

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22. Januar 2014

Christus als Gelobter

Johannes 16:19-24. Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Davon fragt ihr untereinander, daß ich gesagt habe: Über ein kleines, so werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein kleines, so werdet ihr mich sehen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein; doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Ein Weib, wenn sie gebiert, so hat sie Traurigkeit; denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, daß der Mensch zur Welt geboren ist. Und ihr habt auch nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Und an dem Tage werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er's euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei. 

Wer um Jesus trauert, weil er einen solchen Menschen verloren hat, dem ist die Freude verhießen, solche Menschen wiederzusehen, wenn er nur Gott bittet, die Menschen mögen Christus loben.

Erschöpfend ist das nicht, aber ein Aspekt, sich darauf zu besinnen, was menschliches Sein sein könnte, zur besseren Einordnung dessen siehe aber Noch einmal zur architektonischen Bedeutung von Jesus Christus.

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Betrachtungen zum Altsächsischen (l-)

Das loo/us-Wortnest.

Loos (los, ledig, frei, aber auch: falsch, treulos, tugendlos), wie auch heute noch, etwa in einer losen Rede, welche auch im Heliand belegt ist: loos-word (böse Rede, Schmähwort), loos-werk (Übeltat).

Weiterhin loosian (wegnehmen, fortnehmen, lösen, erlösen, befreien), a-loosian (abnehmen, wegnehmen, erlösen, befreien), bi-loosian (loslösen, trennen), loosoon (frei machen, befreien).

Und schließlich lust (Lust, Begierde, Freude, Willkür), far-lust (Verderben, Untergang, Tod) - das Schwinden der Lust, lustean, gi-lustean (gelüsten), lust-sam (erfreulich, angenehm).

Die Ansicht, daß das freie Ausleben der Lust so seine Probleme schafft, ist also bereits vorchristlich.

Das lo(o)/ub/f-Wortnest.

Wahrscheinlich steht es sogar mit dem vorigen Wortnest in einer Beziehung: Wo das Lose, die Lust kräftig aufrührt, da entspringt das Lob aus einem sanften Gefallen, einem Angetan Sein, welches sich über das Gemüt legt. Beweisstück A: lubhig (willig, willfährig).

Weiterhin lobhoon (loben, preisen), lof (Lob, Preis), lof-saalig (mit Lob beglückt, gepriesen), lof-sam (lobenswert).

Und schließlich leitet sich noch glauben hiervon ab, ist also ursprünglich gänzlich äußerlich gemeint gewesen, daß jemand aus seinem Glauben heraus etwas lobt: Dieses ständige Gelobe!

Gi-loobhian (glauben), gi-loobhig (gläubig), gi-loobho (Glaube).

Vielleicht hängt auch loof (Laub) poetisch mit lof (Lob) zusammen.

Das liik-Wortnest.

Jetzt wird es schon etwas schwieriger. Was ist die ursprüngliche Bedeutung der Wurzel?

Ich tippe auf gemäß.

Liik (Leib, Körper, Fleisch, toter Körper, Leiche),  gi-liik (von derselben Art, gleich) - gleich und Leiche hängen sinnmäßig zusammen, gi-liik-nessi (Bild, Gleichnis), liikoon (gefallen, angenehm sein, wahrscheinlich am treuesten: sympathisch sein) - und auch engl. to like und Leiche hängen sinnmäßig zusammen.

Vermutlich hat auch die Endsilbe -lich hier ihren Ursprung, etwa in ängst-lich: Angst gemäß.

Das li(i)b/f-Wortnest.

Libbian (leben, Leben haben, lebendig sein, ein Leben führen), liif (Leben, Person, Wesen), liif-nara (Lebensunterhalt) - wobei nara (Nahrung).

Lebensnährung ist wiederum begrüßenswert deutlich.

Das leef-Wortnest.

Und ein weiteres Beispiel der Kontrastierung im Altsächsischen.

Leef (krank, schwach, gebrechlich), leef-heed (Krankheit, Gebrechlichkeit).

Das lee/i(i)d(h)-Wortnest.

Leedian (leiten, führen, bringen, tragen), ant-leedean (entführen, fortbringen), far-leedean (böse Wege führen, verführen, verleiten), lidhoon (führen, bringen).

All dies betrifft andere, aber man kann sich ja auch selbst leiten, im Sinne von seinen Kurs halten. 

Lidh (Glied des menschlichen Leibes), liidhan (den Weg nehmen, gehen, ziehen, zur See fahren, schiffen), far-liidhan (weggehen von Jemand, verlassen).

Das leer-Wortnest.

Auch Lehrer gibt es schon länger.

Leera (Lehre, Unterweisung, Anweisung, Gebot), leereo (Lehrer), leerian (unterweisen, lehren).

Das lesan-Wortnest.

Lesen, indes, haben die Lehrer damals wohl nicht unterrichtet.

Lesan (lesen, auflesen, sammeln), a-lesan (auflesen), gi-lesan (zusammenlesen, sammeln).

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21. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (k-)

Das kio/u(u)s-Wortnest.

Kiosan, keosan (wählen, erwählen, ausersehen), a-kiosan (erwählen, auswählen), gi-kiosan (wählen, erwählen), kust (Wahl, Beliebung, auserlesenes oder bestes einer Sache, Vorzug, Ruhm), kus (Kuß), kussian (küssen), kuusko (wie es die Sitte heischt, mit ehrbarem Anstand) - gewählt.

Das ke/i/un-Wortnest.

Vergleichsweise riesig, unterteilen wir es zunächst einmal nach seinen zwei Hauptbedeutungen, bevor wir deren Beziehung zu einander beleuchten.
  1. kennian (gezeugt werden, entstammen), kind (Kind, junger Mann), kindisk (jugendlich, jung), kindiski (Jugendalter), kund (abstammend), kundii (Abtstammung), kuni-burd (Herkunft), kuning (König), kuning-doom (Rolle des Königs), kuning-wisa (Art und Weise wie man einem König gegenüber verfährt), kunni (Geschlecht, Stamm, Volk).
  2. kennian (kund werden), ant-kennian (inne werden, erkennen, anerkennen), kunnan (kennen, wissen, können, vermögen), bi-kunnan (kennen, verstehen), gi-kunnoon (kennen lernen, erfahren), kunst (geistiges Vermögen, Weisheit), kuudh (kund, bekannt), kuudhian (bekannt machen, verkünden, zeigen, offenbaren, sich zu erkennen geben), gi-kuudhian (zeigen, dartun, verkünden), kuudhliiko (auf bekannte Weise, wie ein Bekannter).
Kuning-wisa ist so unbedarft, daß man schon glauben kann, daß die Sachsen keinen König hatten. Die Idee hinter ihm ist offenbar die Vertretung von Geschlecht, Stamm oder Volk, um es einmal ganz allgemein zu sagen.

Doch nun zur Beziehung der beiden Hauptbedeutungen zu einander. Kann man von kennen zur Verwandtschaft kommen? Sicherlich, aber doch nicht zu gezeugt werden, entstammen. Der ursprünglichste aller dieser Begriffe ist wohl kunni (Geschlecht, Stamm, Volk), engl. kin. Kunnan bedeutet dann soviel wie vertraut sein, dadurch, daß einem etwas begegnet, wird es einem wie ein Verwandter. Und davon dann alles weitere unter 2).

Man könnte geneigt sein zu behaupten, daß in dieser Sicht der Dinge eine Bevorzugung der Empirie gegenüber theoretischen Überlegungen liegt, aber für letztere gilt es ja auch: Stößt man in einer Überlegung auf einen Sachverhalt, etwa daß sich zwei Dinge logisch ausschließen, von welchen man es nicht erwartet hätte, so wird einem dieser Sachverhalt ja auch vertrauter.

Das koop-Wortnest.

Märkte gibt es auch schon länger.

Koopoon (durch Gegenleistung erwerben, erhandeln), far-koopoon, -koopian (verkaufen, verhandeln), koop-stad, -stedi (Stätte zum Kauf und Verkauf).

Verkaufen ist im Deutschen falsch gebildet, es müßte eigentlich entkaufen heißen, offenbar weil far- zu ver- wurde.

Natürlich ist es klug, Stätten zu haben, an welchen man verhandelt, das erhöht die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von unbefangenen Zeugen ungemein.

Das kli(i)-Wortnest.

Es wird klebrig - sollte man jedenfalls denken.

Klibhoon (festhaften an etwas, Wurzel fassen, wachsen), bi-kliibhan (festsitzen an etwas, Wurzel fassen, wachsen), klif (Felsen).

Ich find's schon irgendwo amüsant, daß die Sachsen in Ansicht eines Felsens zunächst auf den Gedanken verfielen, ob der wohl abbrechen könnte - wenn man so will ein ganz böses Omen für den Stellvertreter Petri.

Das kar-Wortnest.

Es scheint, daß Sorge und Kummer im Laufe der Geschichte hier und da ihre Bedeutungen getauscht haben.

Kara (Leid, Kummer, Wehklage), karag (Kummer habend, bekümmert), karkari (Kerker) - doppelt hält besser, karoon (beklagen, betrauern).

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Kreuz des Nordens

Kleiner Hund und Zwillinge bilden zurzeit mit Jupiter ein neues Sternbild.

Jupiter steht dabei ziemlich genau im Schnittpunkt der Achsen Pollux-Tejat Posterior und Castor-Alhena, und wenn man die gemittelte Achse dieser beiden Achsen durch Jupiter bildet, welche zugleich in etwa die Parallele der Achsen Castor-Tejat Posterior und Pollux-Alhena durch Jupiter ist, so steht diese senkrecht auf der Achse Prokyon-Jupiter, wobei letztere wiederum senkrecht auf dem Horizont steht, kurz nachdem Prokyon im Osten aufgegangen ist.

Einen sechsten Punkt, welcher das Kreuz vor Capella im Fuhrmann eindeutig nach oben hin abschließen würde, gibt es nicht, und Capella liegt noch deutlich weiter von Jupiter entfernt als Prokyon, so daß es sehr schmal würde, wenn man die Linie von Prokyon zu Capella zöge. Tut man das hingegen nicht, und betrachtet statt eines abschließenden oberen Sterns die über Castor, Jupiter und Tejat Posterior vorhandenen Sterne als eine Art Strahlenkranz, so stimmen die Proportionen des Kreuzes in etwa mit denen eines christlichen Kreuzes überein, welches, wie gesagt, zur Zeit am Abend im Osten aufrecht über dem Horizont steht.

Post scriptum vom Abend des selben Tags. Jupiter steht jetzt schon nicht mehr in der Mitte zwischen Castor und Alhena, sondern ist Richtung Tejat Posterior weitergezogen. Auch sollte ich wohl bemerken, daß man in diesem Sternbild auch das Anch erkennen kann.

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20. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (i-)

Das irr-Wortnest.

Interessanterweise ist die sächsischen Wurzel lat. irritare näher verwandt als irre.

Irri (kampfwild, zürnend, zornig), irrian (stören, verwirren, hindern).

Das irmin-Wortnest.

Nun, irmin-sul findet sich begreiflicherweise nicht im Heliand, und doch läßt sich die Bedeutung des örtlichen Maibaums durch ihn erhellen.

Irmin-man (Erdbewohner), irmin-thiod (Erdenvolk).

Es sollte also hinreichend klar sein, daß irmin soviel wie allgemein hieß, wenn auch wohl nur in Bezug auf die Welt oder das All, also welt-gemein oder all-gemein, was lateinisch universalis genannt wird, auch wenn das eigentlich etwas anderes heißt.

Das edh- und das i(i)d-Wortnest.

Liebe Frauen, bitte nicht weiterlesen.

Ich hatte ja schon spekuliert, ob nicht etwa nsächs. Deern (Mädchen) von asächs. derni (heimlich, heimtückisch) abstammt, aber das war ja nur meine Spekulation. Jetzt werden die Dinge doch etwas handfester.

Betrachten wir zunächst einmal wieder einen hochinteressanten Gegensatz sehr ähnlich klingender Wörter.
  1. edheli (von gutem Geschlechte, adelig, edel)
  2. iidal (leer, nichtig)
Die Sachsen wollen uns hier doch etwas mitteilen: Nicht alles, was edel aussieht, ist es auch. Gut, gibt es im Deutschen auch, edel und eitel, aber damit das auch jeder versteht, wird es im Altsächsischen weiter präzisiert.

Idis (Frau, Weib), sozusagen die Mischung aus iidal und Iblis, sagen wir Eitan: Mein Eitan will sich wieder neue Schuhe kaufen. Nein, wirklich, denn weiterhin haben wir noch idug-loonoon (vergelten) - das ist so, als würde man im Deutschen statt Rache Frauenlohn sagen: Dafür werde ich dich frauenlohnen! Nun ja, aber ob das wirklich jemand so gesagt hat? Klingt ja nicht gerade besonders männlich. Indessen... vielleicht war das ja auch der Zweck der Sache.

Hoffen wir nur, daß sich alle Frauen an die obige Bitte gehalten haben.

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19. Januar 2014

Wirtschaftliche Anker

Wenn man verhindern will, daß ganze Landstriche verarmen, sollte man sich Gedanken darüber machen, wie man Institutionen schaffen kann, deren Reichtum einerseits gesichert ist und welche andererseits in enger Beziehung zur Bevölkerung stehen, also proportional zu ihr vorhanden sind, und zwar bereits für jeweils möglichst kleine Gruppen.

Eine solche Institution nenne ich einen wirtschaftlichen Anker.

Es wäre natürlich auch möglich, wirtschaftliche Anker spärlicher zu setzen, aber dann handelte es sich um eine Art Feudalismus, und die Masse der Bevölkerung lebte in Unfreiheit.

Ich hatte gestern hingegen mit Heem einen bevölkerungsnahen wirtschaftlichen Anker besprochen, denn solange der Landbesitz auf die Geschlechter eines Volkes aufgeteilt ist, haben diese das Monopol auf die Produktion von Nahrungsmitteln, können daher deren Preis kontrollieren, und verfügen also über einen gesicherten Reichtum.

Der Rest der Wirtschaft entwickelt sich dann in Abhängigkeit von ihrem Bedarf. So ist es indes nicht geblieben, durch die Entdeckung Amerikas und die industrielle Revolution hat sich die Aufteilung des Landbesitzes auf Geschlechter stark verschoben, wobei ich hier der Einfachheit halber den Pächter als eigentlichen Besitzer betrachte, da es in seiner Hand liegt, den Preis für Nahrungsmittel hoch zu halten.

Ich blende also die Einflüsse des Feudalismusses aus, und das kann man in dieser Betrachtung auch.

Was sich hier ereignet hat, der Verfall des Preises von Nahrungsmitteln, die Konzentration des Landbesitzes und damit die Zerstörung des wirtschaftlichen Ankers, ist mit einiger Zwangsläufigkeit aus folgender Gesetzmäßigkeit heraus eingetreten.
Wer die Arbeit von n Menschen verrichten kann, kann n Menschen für sich arbeiten lassen.
Es war also klar, daß früher oder später andere Kräfte als die Landbesitzer die Masse der Menschen für sich arbeiten lassen würden und daß sie dann auf die eine oder andere Weise das Monopol der Landbesitzer aufbrechen würden und selbst ein weit konzentrierteres errichten, denn die Aufteilung des Landbesitzes auf die Geschlechter eines Volkes ist ein reiner Gnadenakt, welcher in keiner Weise wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten folgt.

Tauchen wir kurz aus der Vergangenheit auf, um uns mit den gegenwärtigen Zuständen zu beschäftigen, bevor wir wieder abtauchen, jenes Mal aber in die Phantasie. Was sind die wirtschaftlichen Anker heute?

Es sind private (Banken) und öffentliche (Staaten) Herrschaftstitel, bei welchen sich der Herrscher darauf verlassen kann, daß sein Herrschaftsbereich nicht seinem Eingreifen zum Trotz verarmt.

Bevölkerungsferner geht es kaum, aber diese Entfernung ist eben das Ergebnis der wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten: Wer die mächtigsten Instrumente perfektioniert, dem fällt die Macht zu, wobei Waffen, Propaganda und Kredit die mächtigsten sein sollten. Wie ich auch schon früher sagte: Königtum, Kirche und Judentum ist die wahre Teilung der Macht, wobei es die Kirche ist, welcher die Menschen jedwede Gnade bei der Einschränkung der Rechte des Königs oder der Juden verdanken.

Nun gut, erwähnen mußte ich's wohl erneut, aber der Eindruck tröge, daß der Entschluß zur Teilung dieser Macht jederzeit möglich sei. Die Kirche konnte die Rechte des Königs beschneiden, weil er alle seine Rechte nur durch die Kirche hatte, und ebenso bei den Juden. Ohne die Kirche wäre der König nur ein Gutsbesitzer unter vielen gewesen und die Juden unerwünschte Fremde. Und der einzige Grund, warum die Bevölkerung sich König und Juden gefallen ließ, war der, daß diese Funktionen übernehmen konnten, welche zuvor außerhalb der Möglichkeiten der Bevölkerung lagen, und wo dies nicht der Fall war, brauchte die Kirche Gewalt, um ihren Anspruch durchzusetzen, und insbesondere bei den Sachsen.

Die Teilung dieser Macht ist also nur möglich, wenn alle materiell betroffenen Parteien dabei gewinnen oder materiell überwältigt werden können, und das kann nur dann der Fall sein, wenn die betroffenen Parteien sich in einem hinreichend einfachen sozialen Zustand befinden, aus welchem sie schließlich herauswachsen, wodurch die Schutzfunktion der Teilung erlischt.

Viele Worte über ein Thema, über welches ich eigentlich gar nicht reden wollte, aber ich mußte es doch tun, um zu zeigen, daß derartige gesellschaftliche Eingriffe auch nichts an der grundsätzlichen Dynamik der Verschiebung der Anker ändern, anfangs gab es den Heimanker, dann wurden König, Kirche und Juden zu seinen Lasten hinzugefügt, aber in gebändigter Form, und schließlich gab der Heimanker nach und König, Kirchen und Juden kämpfen seitdem als Waffenindustrie, Medien und Banken um den Kuchen.

Das ist die konkrete Ausformung der Entwicklung, aber ich bleibe dabei, daß in ihrem Herzen schlicht die oben angeführte Gesetzmäßigkeit wirkt und der Rest in gewisser Weise für die Betrachtung hier überflüssig ist, also wenn man darauf verzichtete, den heutigen Zustand vor dem historischen Hintergrund einzuordnen, was indessen wohl nötig ist, um zu erkennen, daß in ihm nichts liegt, auf welches die Bevölkerung große Hoffnungen setzen könnte.

Mit der Frage, wie es sich ergeben könnte, daß eine Gesellschaft wieder neue Anker setzen könnte, möchte ich mich an dieser Stelle nicht auch noch beschäftigen. Nehmen wir einfach an, daß es so sei, nehmen wir an, wir könnten hinter den Heimanker zurück, wir könnten eine Sprache schaffen, welche die elementaren Institutionen einer Gesellschaft enthält.

Am Heimanker selbst habe ich dabei gar nichts auszusetzen, nur entwickelt sich aus ihm bereits eine Dynamik, welche weitere Ankersetzungen unmöglich macht. Wenn man ihm einen Anker beigesellen will, so muß man es gleich am Anfang tun, andernfalls verbleiben einem nur Grobheiten wie Königtum, Kirche und Judentum.

Es braucht neben dem Heim noch einen Begriff für die Fähigkeit, Produkte effizient herzustellen, sagen wir... die Werkmacht (hüstel). Und daran müssen sich die nötigen Institutionen anknüpfen, Werkmeister für den die Werkstatt im Auftrag der Gewerker Führenden, wobei die Gewerker aus einer honorigen Runde der Heimsitzenden bestehen, welche sich in der Verpflichtung für die Werkmacht um den Betrieb von Werkstätten kümmern. Dann braucht es noch Werklinge, welche unter der Anleitung des Werkmeisters arbeiten. Und damit die auch irgendeine Motivation haben, schlage ich noch Werkbraut für die schönste Tochter eines sohnlosen Heimsitzers vor, welche als Prämie an so ausgezeichnete Werklinge geht, welche auf diese Weise in den Kreis der Gewerker stoßen können.

Hoffentlich habe ich da jetzt nichts vergessen.

Nein, im Ernst, wahrscheinlich wird es schon so ähnlich laufen müssen, demokratisieren kann man später, am Anfang steht nichts außer der Autorität der Gründer, und sie täten schlecht daran, sie in einem feindlichen Umfeld, in welchem mit Abfall und Verrat zu rechnen ist, auf's Spiel zu setzen.

Kurz und gut, jede Gemeinde hätte ihr Gewerk, die Runde der Gewerker und die von ihnen finanzierten Werkstätten samt deren Werklingen, und das wäre eine wichtiger wirtschaftlicher Anker, welcher just auf die Bekämpfung der oben angeführten Gesetzmäßigkeit ausgerichtet ist.

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18. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (h-)

Das hug-Wortnest.

Denkbar, daß es in engl. hug fortlebt, engl. hunch ist aber näher an seiner Grundbedeutung, welche soviel wie Eindruck nicht sinnlicher Art ist, worin auch Erinnerungen und Vorstellungen enthalten sind, vornehmlich aber Begriffe und Gefühle.

Huggian (denken, gesinnt sein, gedenken, eingedenk sein), gi-huggian (denken, erdenken, eingedenk sein, sich erinnern), far-huggian (verachten, aus seinen Gedanken verbannen), undar-huggian (einsehen, verstehen).

Unterdenken wohl wie begründen.

Weiterhin hugdig, huudig (gesinnt), gi-hugd (Denkkraft, Überlegung, Gedächtnis), hugi (Sinn, Gedanke, Gemüt, Herz), hugi-skaft (Gestaltung, Beschaffenheit des Innern, Gesinnung, Gemüt).

Das hlu-Wortnest.

Lauschen, lauter, laut und verlauten, einfach schön.

Hlust (Zustand des Hörens, Lauschen, gespannte Aufmerksamkeit, Gehör, Ohr), hluttar (hell, klar, lauter, rein, aufrichtig), hluud (weithin tönend, laut), a-hluudian (laut machen, ertönen lassen, kund tun).

Das heer-Wortnest.

Interessant unter sozialen Gesichtspunkten.

Heer (vornehm, hoch, heilig), heer-doom (Rolle eines Fürsten oder Herrn), gi-heerood (einen hohen Stand einnehmen, hochgestellt, vornehm).

Gi-heerood suggeriert, und zwar recht stark, daß jemand vornehm, hoch und heilig gemacht wurde, im Gegensatz dazu, daß er diese Stellung ererbte.

Das heem-Wortnest.

Auch interessant unter sozialen Gesichtspunkten.

Heem (Wohnsitz eines Geschlechts, Heimstätte, Heimat), heem-sittiandi (auf dem Erbsitze regierend).

Das ist ein starker Hinweis darauf, daß die soziale Struktur der Sachsen ziemlich flach war, denn zuhausesitzend suggeriert, daß man Interessanteres anstellen könnte, und so würde es nicht ausgedrückt werden, wenn nicht Viele zuhausesitzen würden. Knechte mochte es wohl es geben, aber daß ein Geschlecht eine Heimstatt hatte, war wohl die Norm. Wahrscheinlich haben sich die jüngeren Söhne andernorts verdingt, wenn sie nicht an Kriegszügen teilgenommen haben, worin die Ambivalenz des Zuhausesitzens wohl bestand, also im Verzicht auf Abenteuer und Beute.

Das heed-Wortnest.

Heedar (klar, hell), heedroon (klar, hell werden), heedin (heidnisch).

Ganz sicher ist diese Zusammenfassung wohl nicht, aber ich halte es schon für plausibel, daß suggiert werden sollte, daß Heiden sich freuen, wenn das Wetter schön ist, und sich sonst betrüben, also daß sie unstet sind, im Gegensatz zu den Frommen, also den Ernsten, siehe da.

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17. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (g-)

Das gum-Wortnest.

Gumo (Mensch, Mann), gum-kunni (Menschengeschlecht), gum-skepi (Gesamtheit von Männern, Schar, Volk), far-gumoon (vernachlässigen, hintansetzen).

Die Vorsilbe far- im Altsächsischen ähnelt der Vorsilbe ver- in zweiter Bedeutung im Deutschen. In erster Bedeutung bezeichnet sie eine Verwandlung durch das Ziel derselben, etwa in verwässern, vergolden, verspielen und auch noch in versprechen im Sinne eines Versprechens und in verlaufen im Sinne eines Verlaufs, wenngleich es in den letzten Fällen etwas mehr Phantasie bedarf als in den ersten, um den Gedanken bei der Bildung zu verstehen. Und in zweiter Bedeutung bezeichnet sie ein Mißgeschick durch das, was schief ging, etwa in versprechen im Sinne eines Versprechers und verlaufen im Sinne des Verirrens, welches selbst von erster Bedeutung ist.

far- also ist auch eine negative Silbe, aber sie bezeichnet die Entfernung von etwas, hier die von Männern. Richtig wäre es, Mannstunden zu reservieren, aber das wird falsch gemacht, die Arbeitskraft fehlt, die Sache wird vernachlässigt, hintangestellt. Es ist erneut bemerkenswert, daß die Sprache aus Sicht des Auftraggebers spricht. Männer bereitzustellen muß sehr üblich gewesen sein.

Das goom-Wortnest.

Nur eine Kleinigkeit, man kennt das ja, die Gastgeberin kommt nicht dazu, selbst mitzuessen.

Goomean (Acht worauf haben, hüten), gi-goomean (verhüten), gooma (sg. Besorgung, Bewirtung, pl. Mahl, Gastmahl).

Das gin-Wortnest.

Interessant aus konstruktiver Sicht. Gin (schon, bereits), bi-ginnan (beginnen). Wie far- der Vorsilbe ver- in zweiter Bedeutung ähnelt, aber nicht gleicht, so ähnelt bi- auch nur der Vorsilbe be-. Bi- bedeutet bei, was oftmals dazu führt, daß sie durch die Vorsilbe um- ins Deutsche übersetzt werden muß. Hier, allerdings, ist das nicht nötig, bi-ginnan bedeutet wörtlich: bei dem Schon, Bereits sein.

Das geel-Wortnest.

Recht interessante Bedeutungsverschiebung zur Geilheit.

Geel (lustig, fröhlich), geel-hert (übermütigen Sinnes), geel-mood, geel-moodig  (übermütig).

Das hört sich für mich eher nach Albern- als nach Geilheit an, aber ganz falsch ist es nicht, daß man, wenn man sich verschießt, oftmals recht albern ist.

Das get-Wortnest.

Tun wir wieder was zur Verwurzelung verwaister Wörter, diesmal: vergessen.

getan (fassen, ergreifen), far-getan (vergessen, unbeachtet lassen).

Vergessen heißt also soviel wie: dem Griff entrissen oder entgangen.

Das ga/elp-Wortnest.

Geradezu lautmalerisch.

Galpoon (laut rufen, sich brüsten, sich rühmen), gelp (Trotzrede vor einem Kampfe, vermessene Rede, Hohn), gelp-quidi (Trotzrede, vermessene Rede).

Recht ähnlich zu meinen Bildungen Palpen und ulpen. Schwingt da etwa Spott über das Höhnen mit? Oder ist es gesunde Selbstironie?

Das garu-Wortnest.

Aru (fertig, bereit), garu (bereit, gerüstet, bei der Hand), der Unterschied sollte klar sein.

Entsprechend garuwi (womit man angetan ist, Kleidung, Rüstung, Schmuck), garuwian (bereit machen, bereiten, rüsten) oder, um Mißverständnisse zu vermeiden, zurechtlegen, anlegen, im Gegensatz zu aarundian (verrichten, bereitstellen).

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16. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (f-)

Das fulleesti-Wortnest.

Fulleesti (Hilfe), fulleestian (helfen), gebildet aus ful (voll) und leestian (etwas leisten), volle Leistung, mit ganzem Herzen bei der Sache.

Das fro/um-Wortnest.

Alles rund um fromm.

From (tüchtig, gewichtig, ernst), fruma (was vorwärts bringt, Bestes, Nutzen, Vorteil, Gewinn), frummian (befördern, wozu anregen, wozu bringen, vollbringen, tun, machen, schaffen), gi-frummian (vollbringen, tun).

Ernst als der wahre Weinstock.

Das frii-Wortnest.

Frii (Weib von edler Abstammung) und frii-liik (freigeboren, edel, stattlich, lieblich).

Fragen über Fragen. Hieß frii damals auch schon frei? Sind nur freie Weiber liebliche Frauen? Und sollte es eigentlich frauen statt freien heißen?

Denkbar ist es ja, daß den alten Sachsen der feine Unterschied zwischen der üblicherweise kurz angebundenen Magd und ihrer nur zu oft die Welt verwünschenden Gesinnung und der zarten, mit ihrem Kopf in den Wolken steckenden Tochter eines Freien aufgefallen ist und sie anfingen, letztere mit freie anzureden: Freie Linda? - Jaah?

Das frio/u-Wortnest.

Möglicherweise gehen die letzten Überlegungen aber auch fehl, denn hier haben wir das sehr ähnliche friohan (lieben), wovon friund (Freund) und friund-skepi (Freundschaft) abgeleitet sind.

Das frees- und das fridh-Wortnest.

Ich fasse diese beiden zusammen, weil es mir nicht zufällig erscheint, daß gegenteilige Bedeutungen derart ähnlich bezeichnet worden sind. Es muß darin ein psychologischer Aspekt ausgedrückt worden sein, über die Leichtigkeit des Umschlagens. Auch stellt sich die Frage, wie die Sachsen wohl die Friesen (nsächs. Freesen) gesehen haben.
  1. freesa (Gefahr, Gefährdung, Verderben), freesoon (zu Schaden bringen, gefährden, nachstellen, versuchen, in Versuchung führen), gi-freesoon (gefährden).
  2. fridhoon (schützen, behüten, bewahren), fridhu (Friede, Schutz, Sicherheit), fridhu-samo (friedlich, in Frieden), fridhu-wara (Friedenshut), friid-hof (Schonung, Schutz gewährender Hof).
Das folg/k-Wortnest.

Keine Überraschungen hier, der Vollständigkeit halber. Folgoon (folgen, nachfolgen), far-folgoon (folgsam sein, gehorchen), folk (Menge, Schar, Kriegerschar, Volk), folk-skepi (Volk, Stamm, Nation), folk-togo (Herzog), folk-weroos (Leute aus dem eigenen Volke, Landsleute).

Das fi(u)r-Wortnest.

Gut, diese Zusammenfassung ist etwas gewagt, aber ich hatte ja schon heute vormittag über den Zusammenhang zwischen Feuer und Leben (menschliches, genauer gesagt) spekuliert, und hierin mag man eine Bestätigung sehen.

Fiur (Feuer), firi (lebendig), firihoos (Leben habende, Menschen), sowie firi-wit (Neugierde, Wißbegier) und firiwit-liiko (voll Wißbegier), wobei gi-wit (Verstand) und firi-wit also wörtlich lebendiger Verstand heißt.

Gut, feuriger Witz liegt auch irgendwo nahe.

Das fer(a)h-Wortnest.

Wieder geht's um's Leben, diesmal aber passiver, nicht Wille, sondern Wahrnehmung - oder Wasser statt Feuer.

Ferah, ferh (Leben, Seele, Geist), ferah-quala (gewaltsamer Tod, Tötung), feraht (weise, gerecht, billig), ferahtliiko (mit gutem und gerechten Sinne, weise, fromm).

Das fel-Wortnest.

Die ursprüngliche Bedeutung steckt wohl in felgian (jemandem etwas auferlegen, beilegen, anheften), insbesondere auch im Sinne von unterstellen und schmähen. Davon also feld (Feld) und fel (Haut), sowie bi-felhan (zu eigen übergeben, hingeben, überlassen).

Das faa/eh-Wortnest.

Nachdem wir zuletzt das Wort Fell geklärt haben, kommt jetzt die Gemeinschaft der Fellträger, also das Vieh dran. Und wie wir sehen werden, gibt es da sowohl einen Bezug zu fehden, als auch zu fangen. Die Idee dabei ist das Reichtum in Vieh ausgedrückt wird, durch fangen entsteht und durch fehden vergeht.

Faahan (fangen, greifen, gefangen nehmen), gi-fehoon (mit Freude versehen, mit Fruchtbarkeit ausstatten), fehu (Vieh, Besitz, Eigentum), fehu-skatt (Geld, Geldstück), aber - jetzt kommen wir zur anderen Seite der Medaille - fehu-giri (Habgier), fehta (Kampf, Streit), a-fehian (zu nichte machen, zu Grunde gehen lassen, verderben), far-fehoon (hinfortnehmen, wegraffen, vernichten).

Ich bin übrigens ganz dafür die Wörter Fehde und Habgier im Deutschen durch Viehde und Viehgier zu ersetzen - das hülfe ganz ungemein, die Dinge richtig einzuordnen, und auch geviehen für den Aufbau und verviehen für den Abbau von Reichtum besitzen eine begrüßenswerte Anschaulichkeit.

Im Grunde ja die ganze Geschichte der Untertanmachung der Erde und der anschließenden Vermeidung von Streitigkeiten in wenigen Worten zusammengefaßt.

Und wieviel besser die Predigten würden: Aber die Viehgier, die Viehgier! Hütet euch vor der Viehgier!

Das fa/e(s)t-Wortnest.

Fast (fest, unerschüttert, beständig, treu), fastnoon (befestigen, fest machen, fesseln), fastunnia (Fasten), festian (fest machen, befestigen), feteroos (Fesseln).

Heute müßte man fasten also wohl mit abhärten übersetzen. Aber ist das wirklich unerschütterlicher? Suche deinen Geist und befestige ihn: faste - äußerlich für mich Tauchen, Sauna, leicht bekleidet in die Kälte.

Fasten:


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Betrachtungen zum Altsächsischen (e-)

Das eer-Wortnest.

Eer hat zwei Grundbedeutungen, nämlich einmal ehe(r) und zum anderen Ehr. Ein Zusammenhang besteht wohl nicht, und ich werde nur die letztere Bedeutung besprechen.

Eera (Glanz, Ehre, Herrlichkeit, Hilfe, Unterstützung, Schutz, Gabe, Geschenk, Lohn) sagt das Glossar. Wollten wir alle diese Wörter duch eines ersetzen, wie hieße es? Genau, Ehrung. Entsprechend eeron (Unterstützung erweisen, beschenken), also ehren. Und schließlich eeru (Bote, Gesandter), also Beehrer.

Es erhellt wohl hinreichend, daß Ehre ursprünglich soviel wie Gastgeschenk hieß, und in dem Sinne sollte man wahrscheinlich auch heute noch das Wort Verehrer verstehen. Die Psychologisierung fand wohl später statt, möglicherweise in Anbetracht ausbleibender Gastgeschenke, welche das eigene Ehrgefühl (die Erwartung von Gastgeschenken) verletzten.

Wäre eeru nicht, könnte ich auch an den umgekehrten Verlauf glauben, denn es geht natürlich Hand in Hand, man bedenkt den, welchen man verehrt, mit Aufmerksamkeiten, und nur den - freiwillig. Aber genau das ist der Punkt: Wer schickte freiwillig Gesandte statt selber zu gehen?

So oder so, worum es letztlich bei der Ehre geht, ist, in Zuneigung mit anderen Menschen verbunden zu sein, oder, wo einem das verwehrt bleibt, wenigstens in seinen Kreisen anerkannt.

Das erl-Wortnest.

Erl (Mann, Edelmann), erl-skepi (Gesamtheit der Männer, Mannschaft).

Es gab also Edle und auch eine gemeinsame Verantwortung der Edlen, denn sonst bedürfte es nicht eines Begriffs zu ihrer Vereinigung. Offensichtlich das Englische earl.

Das ell-Wortnest.

Ellien (Mut, Mannheit, Manneskraft), ellean-daad (Kraftakt), ellean-roof (mut- oder kraftberühmt).

Also wenn Elle daher stammt, ist es seit Alters her bekannt, daß eine Frau, auch wenn sie stärker ist, beim Armdrücken trotzdem verliert, weil ihr der Mann, so er stark genug dazu ist, den Unterarm bricht?

Das eld-Wortnest.

Diese Wurzel hat wenigstens zwei, vielleicht auch drei Grundbedeutungen, was zu einigen Spekulationen über die richtige Ableitung einiger Begriffe Anlaß gibt.
  1. eld: Feuer
  2. eldi: Menschen
  3. eldi: Alter
Ob Menschen diejenigen sind, in welchen das Feuer brennt?

Oder ist es gar ein Hinweis auf ihre Beherrschung des Feuers?

Beides hängt natürlich wieder zusammen, das Feuer der Menschen ist die Vernunft, und sie ist für die Beherrschung des Feuers ursächlich.

Und dann eldiron (Eltern). Zu Menschen oder zu Alter gebildet? Freilich, es gibt auch die Form aldron, welche in ald (alt) wurzelt. Vielleicht ist die Ambiguität aber auch Absicht, so wie wir heute Eltern statt Ältern schreiben, eine Art Respekterweis.

Das eg(g)i-Wortnest.

Zum dritten Mal bereits scheint eine zimperliche Grundstimmung durch, wenn es um Blut geht.

Eggia (Schneide, Schärfe), egis-liik (Schrecken erregend, schrecklich), egiso (Schrecken, Entsetzen).

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14. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (d-)

Das dro/uht-Wortnest.

Drohtin (Gefolgsherr), wohl von dragan (tragen, seltsamerweise sowohl zu engl. und nsächs. ziehen, möglicherweise, weil es eine nicht angegebene Nebenbedeutung ist, etwa im Satz: thana wiirook droog after them alaha - die Weihrauchkugel an ihrer Kette wird ja quasi gezogen), also Träger, vielleicht auch Zieher. Dazu druht-folk (Gefolge), druhtning (Gefolgsmann, im konkreten Fall der Brautführer des Hochzeitsgefolges) und druht-skepi (Herrschaft, im Sinne des Organisators, Ausrichters, Trägers).

Eine Hochzeit ist ein schönes Beispiel für eine derartige Veranstaltung, in welcher das Gefolge den Vorgaben des Trägers folgt, außerhalb des Militärs und Hofzeremoniells. Allgemeiner wird man dieses Verhalten auf jedem Fest finden: ein unausgesprochenes Einverständnis, sich nach den Vorgaben des Ausrichters zu richten. Dem Wesen nach mehr Kunst als Arbeit, mehr Willkür als Not, vielleicht auch, wenn man es so betrachtet, im Falle des Militärs - wie wäre ein rein zweckmäßiges Militär organisiert?

Natürlich bedient sich auch die Kirche dieser Struktur und mit drohtin ist im Heliand gemeinhin Christus gemeint, und ich wage zu behaupten, daß das Verlangen, an einer solchen Aufführung teilzuhaben, das Kennzeichen Erwartender (also insbesondere Achtender und Versuchender) ist - übrigens schön getroffen in den ersten drei Captain Future Folgen Der Herrscher von Megara.

Das droom-Wortnest.

Nein, hier geht's nicht um's Träumen, sondern um's Trommeln. Droom (Treiben, Getreibe, Leben) und droomian (sich fröhlich bewegen, jubeln).

Das draa/oo-Wortnest.

Alles rund um engl. dread. Ant-draadan (fürchten, bangen), droobi (lichtlos, trübe), droobian (sich betrüben, zurückschrecken), gi-droobian (erschrecken), droor (triefendes Blut), droorag (blutig).

Wiederum recht feinfühlig.

Das doom-Wortnest.

Also, doomsday stimmt, engl. doom aber nicht ganz. Doom (Urteil), a-doomian (urteilen), doom-dag (Tag des Gerichts). Urteil allerdings in etwas freierer Bedeutung, alles was entschieden wurde, gleich wie gut begründet, vielleicht am ehesten durch Machtwort getroffen. (Es wurde ein Machtwort gesprochen, jetzt sind wir doomed. als mögliche Begründung der Bedeutungsverschiebung im Englischen - oder es wurden eine Zeit lang nur Todesurteile verhängt.)

Übrigens auch schon im Altsächsischen in seiner heutigen Bedeutung als -tum Suffix: Deutsch-tum = Deutsch-doom = zum Deutschsein verurteilt. Wiederum ein Indiz dafür, daß es in der altsächsischen Gesellschaft normal war, den einzelnen Mitgliedern Rollen vorzuschreiben.

Das der-Wortnest.

Hier also die Verwandtschaft des Wortes derb - auch etwas überraschend: derbi (kriegerisch, feindlich, frech, ruchlos), derian (schaden, beschädigen), derni (heimlich, heimtückisch), dernian (verhehlen).

Ob nsächs. Deern tatsächlich davon abstammt? Unfreundlicher könnte sich kaum ein Mensch über seine Töchter auslassen, obwohl es natürlich stimmt: Geheimnisse haben die immer... aber so als Anrede: Junge Deern... (hüstel) Hallo, junge Giftmischerin! - Sollte man mal ausprobieren...

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13. Januar 2014

Kleiner Nachtrag zur bezeichnenden Kommunikation

Das book-Wortnest verdient einen eigenen Beitrag.

Jeder Gegenstand ist in seiner konkreten Begegnung vollständig gegeben. Der Zweck seiner begrifflichen Behandlung bei seinem Vorliegen kann daher nur darin bestehen, ihn in einen bestimmten Kontext zu setzen, seine Rolle in einem bestimmten Zusammenspiel zu erläutern.

Diese Rolle wird durch das Zeichen (bookan) evoziert (Verwandtschaft zwischen bookian und vocare?), naturwissenschaftlich etwa durch das Paar (mi,vi) für Masse und Geschwindigkeit in kinetischen Gleichungen.

Normalerweise enthält der Evozent natürlich nicht den expliziten Hinweis auf die relevanten Eigenschaften des bezeichneten Gegenstandes im evozierten Zusammenspiel, diese Explikation ist selbst wieder eine Bezeichnung, welche die Erfassung seiner Eigenschaften betrifft, wobei im obigen Fall mi die Rolle des Gewogenen evoziert und vi die Rolle dessen, wessen Geschwindigkeit gemessen wird.

Letztere Evozenten sind gebunden, das Paar hingegen ist ein freier Evozent vor dem Hintergrund der mitgedachten Formeln, und so ist es auch sonst, ein Zeichen enthält entweder das Zusammenspiel, in welchem es eine Rolle belegt, oder es verweist auf eine allgemeine Rolle (des Starren, Schweren, sich Bewegenden im Beispiel), eine Gedankenfigur, welche frei handelnd gedacht wird.

Zweckmäßige begriffliche Behandlung eines konkret gegebenen Gegenstandes ist also stets derartiges Evozieren, und durch es werden Menschen auf bestimmte Sachverhalte hingewiesen.

Und der Sternenhimmel?

Der Sternenhimmel hatte lange Zeit die Funktion eines aufgeschlagenen Buchs, in den Sternenbildern lagen die Rollen, welche eine Kultur für sich gebildet hatte. Um etwas zu bezeichnen, konnte man also auf Sterne zeigen, und jedes echte Buch sollte von der Art sein.

Freilich, das Gefühl, welches der Sternenhimmel ursprünglich hervorruft, ist das der Geworfenheit, wie Heidegger es nennt, der Problematisierung des Seins in der Welt, die beständig vorhandene Möglichkeit der Auflösung des Zusammengefügten, der Abgrund, in welchem die Ordnung schwimmt. Aber es paßt schon, wenn wir in ihn hinein unsere Begriffe seiner Ideen einzeichnen.

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Betrachtungen zum Altsächsischen (2)

Das bre/io/ust-Wortnest.

Briost (Brust) entspringt derselben Wurzel wie brestan (bersten, von einander gehen) und brustian (aufbrechen von Knospen) und meint also die Bewegung beim Luftholen, welches offenbar als wesentlicher empfunden wurde als das Ausatmen.

Das bra-Wortnest.

Wahrscheinlich lebt es in engl. brawl fort, es beschreibt die Masse, nämlich durch braht (Lärm, Gedrang), brahtum (Lärm, Gedränge, laut einherziehende Volksschar, Volksmenge, Menschengewühl) und gi-brak (Gedrang, laute Volksmenge). Angesichts der Fülle leicht unterschiedlich akzentuierter Begriffe für Ein- und Dasselbe wohl ein häufiges Vorkommnis.

Das book-Wortnest.

Sehr interessant, die Wurzel ist durch bookan (Zeichen, Metapher) gegeben. Daraus die Verben booknian (metaphorisch bezeichnen) und gi-booknian (hinweisen) und das Substantiv book (Buch). Der Grundbegriff hängt also nicht mit zeigen zusammen, sondern mit der Betonung eines Aspektes, im Sinne von herausstellen, ist also viel spezifischer als es heute der Fall ist.

Das blood(h)-Wortnest.

Blood (Blut) ist, wer hätte das gedacht?, wohl von bloodhi (furchtsam, verzagt) abgeleitet - nicht gerade sehr kriegerisch.

Das bli(i)d(h)-Wortnest.

Mag sein, daß es mit engl. to please und lat. placere verwandt ist. Sicherer scheint mir die Verwandtschaft zu engl. bliss.
  • blidsea: Fröhlichkeit, fröhliches Treiben
  • blidsean: aufheitern, fröhlich machen
  • bliidhi: glänzend, licht, heiter, froh
  • bliidh-liik: fröhlich
  • bliidhoon: sich freuen, fröhlich sein
Das blee/ik-Wortnest.

Die Verwandtschaft zu Blick ist keine so ganz natürliche, die zu blecken und bleich ist treuer, bleek (glänzend, licht, bleich) und bliksmo (Blitz).

Die drei Arten des Zustandekommens (three ways to be):  beed-, be/idd- und biod-.

Durchaus philosophisch diese Gruppe.
  1. Zwang. Arabeed (Mühsal, Beschwerde), arbeed-sam (mühsam, beschwerlich), beedian (antreiben, nötigen, zwingen).
  2. Gunst. Beda (Bitte, Gebet), bedoon (beten), biddean (bitten), a-biddean (sich ausbitten), gi-biddean (bittend erlangen).
  3. Willkür. Biod (Tisch), biodan (bieten), an-biodan (entbieten, durch einen Boten wissen lassen, bringen, darbringen), gi-biodan (gebieten, befehlen, geboten sein, Befehl sein).
Wenn hier auch viel überlebt hat, die Bedeutung von Arbeit ist verloren gegangen. Biet für Tisch wäre, finde ich, auch heute apart.

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9. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen

Ich werde in diesem Beitrag damit beginnen, den Wortschatz des Heliands durchzugehen und dabei festzuhalten, was mir interessant erscheint.

Die Vorsilbe gi-.

Die Vorsilbe gi- hat eine allgemein assoziative Bedeutung, wie im Deutschen etwa in den Begriffen gebettet und gestrandet. Die weitere Gliederung der Assoziation, welche im Deutschen durch die Vorsilben be- und ver- stattgefunden hat, etwa in bewässern und verwässern, gibt es im Altsächsischen nicht. Die Unart, das Perfekt mit der Vorsilbe ge- zu bilden, natürlich auch nicht, Gefahr, schön und gut, gefahren, wozu das?

Ein paar Beispiel der altsächsischen Verwendung der Vorsilbe gi- aus dem Glossar des Heliands.
  • gi-ahtoon (ge-achten): erwägen, schätzen, nachrechnen - mit Obacht behandeln
  • gi-benkio (ge-bänkler): Bankgenosse
  • gi-beddio (ge-bettler): Bettgenosse
  • gi-baari (ge-bare): Gebahren - das Offengelegte
  • gi-beran (ge-bear engl.): gebähren (sehr frei gebildet, wahrscheinlich hat die Ableitung gerade deswegen die Wurzel im Deutschen überlebt)
  • gi-bergan (ge-bergen): bergen (korrekter als im hier etwas schlampigen Deutschen)
  • gi-baada (ge-bad): Trost, Beruhigung
Vokalverdoppelung statt Akzent, bh, dh für den labialen und den dentalen Frikativ.

Das ber-Wortnest.

Dazu gehören die Ableitungen von beran, berg, berht und beri (und damit insbesondere auch barm: Schoß).

Beran ist, wie schon gesagt, gleichbedeutend mit engl. to bear, die Assoziation mit Berg weist entweder auf Höhlen oder auf Bergbau hin, die zu beri (Beere) auf elementare botanische Kenntnisse und die zu berht (strahlend)?

Eine Ahnung der Abläufe in der Sonne, der Kernfusion unter enormem Gravitationsdruck? Oder ist sie der Faszination mit transparenten Materialien geschuldet, welche Edelsteinen innere Feuer zuschreibt? Wahrscheinlich doch letzteres, ursprünglich wohl soviel wie Zauber bergend bedeutend.

Das Wort Pracht, welches sich daraus entwickelt hat, ist ein schönes Beispiel für einen abgestorbenen Begriff.

Das ba/el-Wortnest.

Eine Kleinigkeit, aber doch beachtenswert. Bald bedeutet kühn (engl. bold), und davon ist beldian abgeleitet, dessen Übersetzung als stärken, kräftigen angeben ist, dessen ungeachtet aber wohl kühn machen bedeutet (engl. embolden), was psychologisch durchaus einen Unterschied macht: Kühn machen ist sozusagen der letzte Schliff, stärken, kräftigen eher die Grundsteinlegung.

Man bedenke in dem Zusammenhang auch die Bedeutung von belgan, also zürnen. Mag sein, daß die ursprüngliche Bedeutung der Wurzel ausgerechnet in bellen überlebt hat, abgeschwächt vielleicht in balgen. Die Verwandtschaft zu lat. bellum ist ebenfalls naheliegend.

Das ba(a)d(h)-Wortnest.

Dies ist nun zugleich hochinteressant als auch leider zu fragmentarisch erhalten, um (halbwegs) sichere Schlüsse zu ziehen. Zu ihm gehören die Wõrter under-badoon, badh und gi-baada. Badh hat sozusagen überlebt, aber ist es wirklich die Wurzel? Under-badoon bedeutet entsetzen, erschrecken, und sicher, wenn man im Bad untergetaucht wird, kann das schon zu Entsetzen führen, aber diese Bildung wäre... nun ja, wie soll ich mich ausdrücken?

Man, hast die mich untergebadet! Schleich dich nicht immer so von hinten an!

Die andere Bildung, jene von gi-baada (Trost, Beruhigung), wäre hingegen recht natürlich, denn wenn einer Gebad sagte, was sollte er schon anderes als Trost oder Beruhigung meinen? Ein Bad für seine Seele...

Oder hieß bad schlicht Seelenruhe? Daraus dann badh und unterruhen für entsetzen, der Idee folgend, daß Ruhe ein hoher Seelenzustand sei, und Geruhe für Trost, Beruhigung?

Möglicherweise hat auch bed (Bett) hier seinen Ursprung.

Das a(a)ru-Wortnest.

Bestehend aus aru, aarundi und aarundian, wobei aarundi als errand (engl.) fortlebt. Aru bedeutet dabei fertig, bereit, aarundian soviel wie verrichten, bereitstellen und aarundi bezeichnet die Angelegenheit der Bereitstellung, das Geschäft, den Auftrag.

Schaffen, Geschäft, werken, Werk... oder eben auch fertig, fertigen, bereit, bereiten, wobei die volle Kette nicht zu Stande kommt, es bleibt jeweils bei zwei Gliedern. In sofern also bemerkenswert, daß diese Kette im Altsächsischen dreigliedrig war, und ebenso bemerkenswert, daß ihre Wurzel in der Verwendbarkeit des Produktes lag und sie mithin der Sicht des Auftraggebers entsprungen ist.

Die Vermutung liegt nahe, daß die alten Sachsen es nicht so mit risk capital hatten, und nur Auftragsarbeiten verrichteten, welche zum Zweck der gesellschaftlichen Klarstellung durch das Konzept des errand's fixiert wurden, und vielleicht auch Gegenstand von Tauschgeschäften waren, wobei die Wurzel aru die vertragliche Bedingung enthielt, nicht daß jemand meinte, er hätte bereits soviel gearbeitet und nun sei dieses Unglück passiert und so weiter.

Das amb-Wortnest.
  • ambusan: Gebot
  • ambahtman: Diener
  • ambahtskepi: Dienst
Wiederum eine dreigliedrige Kette hier, sogar viergliedrig, wenn man busan (Vorschrift) noch mitzählt, wobei ein Gebot als Anvorschrift im Sinne einer Vorschrift für jemanden zu verstehen wäre.

Ich vermute, daß die letzten beiden Begriffe aus der Verkürzung von ambusanaht entstanden sind (Gib Acht!)

Es liegt ferner nahe zu vermuten, daß die Auferlegung von Vorschriften ein allgemein akzeptiertes Grundprinzip der alten Sachsen war, da sie andernfalls nicht so unverblümt zur Sprache gebracht worden wäre. Bedenkt man dabei allerdings die Bedeutung des englischen Begriffs ombudsman, so scheint diese Akzeptanz das Kind eines republikanischen Geistes gewesen zu sein, wie ja überhaupt die Unterdrückung die Dinge mehr zu beschönigen pflegt als die Freiheit.

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