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31. Mai 2012

Tyrannei und Transparenz

Einer der größten politischen Irrtümer der Gegenwart besteht darin zu glauben, daß das geheime Wahlrecht dem Aufkommen von Tyranneien entgegensteht. Das Gegenteil ist der Fall. Tyrannen leben immer davon, daß die Gesellschaft, welche sie beherrschen, zersplittert ist, und der Grad der Zersplitterung ist nichts, was natürlicherweise unterschätzt würde. Wie er aber eingeschätzt wird, bestimmt das Verhalten der Gesellschaft und insbesondere ihre Stellung zum Tyrannen.

Ich will das, weiß Gott, nicht einfach so dahin sagen. Fragen wir uns das ruhig. Wie realistisch ist es, daß wir von uns selbst aufgrund geschickter Vertuschung glauben, daß wir mehr Gemeinsamkeiten haben, als es tatsächlich der Fall ist?

Zunächst einmal kann so eine Vertuschung natürlich nur dann funktionieren, wenn die Menschen selber mitspielen und sie nicht nur von staatlicher Seite betrieben wird.

Ich kenne aber nur einen einzigen Fall, in dem die Menschen auch tatsächlich mitspielen, nämlich im Fall von Millionären, welche lieber nicht als solche auf der Straße erkannt werden wollen. Nun gut, es gibt vielleicht auch den einen oder anderen Nichtmillionär, welcher sich aus ganz analogen Gründen genauso verhält. Gemeinsam ist ihnen aber allen, daß sie für das geschulte Auge dennoch leicht zu erkennen sind: Nie haben sie eine eigene Meinung, immer hören sie erst einmal, was andere sagen und stimmen ihm mit seltsamer Leichtigkeit und Energie zu. Oder, falls sie doch einmal eine eigene Meinung haben, vertreten sie diese erkennbar von der Warte aus, daß diese Meinung unbedingt in der Diskussion durchgesetzt werden muß, daß eine gesellschaftliche Notwendigkeit bestehe, es zu tun.

Wer so redet, gehört nicht dazu.

Und das weiß so gut wie jeder. Mag natürlich sein, daß der eine oder andere Millionär sowohl psychologisch als auch schauspielerisch begabt ist, aber damit befindet er sich in einer kleinen Minderheit.

Alleine aus diesem Grunde ist es also schon ganz unwahrscheinlich, den Grad der Zersplitterung der Gesellschaft zu unterschätzen.

Man kann natürlich auch evolutionsbiologisch argumentieren und bemerken, daß es viel gefährlicher ist, den Grad der Zersplitterung zu unterschätzen als ihn zu überschätzen.

Die Frage ist natürlich auch recht interessant, warum das gemeine Gesellschaftsmitglied seine Orientierung immer offen zur Schau stellt, denn das tut es.

Der Grund dafür liegt in Machtstrategien. Ich sprach schon davon, im Beitrag Aktivität und Passivität: Wer über keine individuelle Macht verfügt, ist darauf angewiesen, daß man an ihn herantritt, um ihn in eine Organisation aufzunehmen. Das kann aber nur geschehen, wenn er seine Orientierung offen zur Schau stellt.

Nachdem wir nun auch noch das haben, können wir also sagen, daß die Überschätzung des Grades der Zersplitterung einer Gesellschaft zwangsläufig ist.

Und sie spielt Tyrannen in die Hände.

Es steht also zu erwarten, daß die Menschen in einer Tyrannei, oder wenn sie auch nur droht, mit erhöhter Transparenz in allen Belangen ihres Lebens reagieren, pathetischer ausgedrückt, sie beginnen, sich zu bekennen.

Und dieser Schritt vollendet den Kreislauf der Staatsformen, wie Platon ihn in der Politeia beschrieben hat, sollten keine äußeren Faktoren ihm zuvorkommen.

Übrigens konnte man dieses beim Zusammenbruch des Ostblocks auch beobachten, es ist keine reine Theorie. Und heute kann man es bereits wieder beobachten. Die Abstände zwischen totalitärer Machtergreifung und der Abstoßung dieser Macht werden kürzer.

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30. Mai 2012

Gesellschaftliche Unzulänglichkeiten

So schön die Aufzählung im Beitrag über die Erfordernisse des Menschseins auch ist, die wesentlichen Gebrechen heutiger Gesellschaften werden durch sie nicht oder jedenfalls nicht direkt getroffen, bis auf eine.

Mit etwas Mühe ließen sich die bestehenden Beziehungen zwischen jenen Erfordernissen und diesen Gebrechen sicherlich herausarbeiten, aber mir ist nicht danach.

Es gibt keine heutige Gesellschaft, welche nicht wenigstens auf eine der folgenden vier Weisen versagte, und sie sind alle fatal in den Augen Gottes, wenngleich keine von ihnen zu einem schnellen Ende führt.
  • Sich gegen die Wahrheit abzuschotten
  • Ernst und Sinn des Lebens zu verspotten
  • Verantwortung zu scheuen
  • Sich am Gegensatz zu anderen zu freuen
Erstaunlich, wie leicht es ist zu reimen, man sollte es nicht meinen.

Nun denn, es schmerzt mich immer wieder die Konsequenz daraus zu ziehen. Aber wie oft soll ich die Frage noch stellen? Eine Hoffnung gibt's, daß wo was wächst, ich sprach's ja auch schon aus, aber ich kreise gleichsam wie ein Geier mit entgegengesetzter Hoffnung über Kadavern.

Muß doch auch mal gut sein, wer will so enden?

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29. Mai 2012

Propagandalügen

Nun schrieb ich gestern schon davon, wie sich das Raunen von finsteren Machenschaften auf die Diskussionskultur auswirkt, daß es nämlich ganz allgemein vorgefestigte Urteile erschüttert und die Diskutierenden dadurch empfänglicher für schlechte Argumente macht.

Heute möchte ich von einem speziellen Urteil handeln, nämlich dem Urteil darüber, ob etwas eine Propagandalüge ist oder nicht.

Darum geht es den meisten nämlich, und nicht darum, wer warum, wo und wie gelogen hat. Letzteres kommt nur in Betracht, um ersteres zu klären.

Woran kann man einen Kandidaten für eine Propagandalüge erkennen?

Nun, manchmal an der schieren Unwahrscheinlichkeit der Behauptung, aber nicht immer. Und natürlich nützt eine Propagandalüge, wie jede Lüge, irgendwem. Das ist aber in dieser allgemeinen Form wenig hilfreich, denn wer weiß schon, was wem irgendwann einmal nützen wird.

Nur genau diese Frage stellt sich bei Propagandalügen nicht in dieser allgemeinen Form. Eine Propagandalüge nützt nicht irgendwem irgendwann, außer der mythische Bereich wäre betroffen, aber hier rede ich vom politischen, sondern sie nützt irgendwem just in dem Augenblick, in welchem sie ausgesprochen wird.

Wenn eine politische Behauptung also niemandem in dem Augenblick, in welchem sie ausgesprochen wird, nützt, dann handelt es sich nicht um eine Propagandalüge.

Betrachten wir einmal ein paar Propagandalügen.

Beispiel 1. Wikinger Überfälle.

Lüge. Die Wikinger Überfälle sind eine Strafe Gottes.

Wahrheit. Die Wikinger Überfälle sind der Preis, mit welchem Sankt Ansgar den Wikingern das Christentum schmackhaft machte, also zu gewinnende Reichtümer und gar Königreiche in fremden Ländern. Gott hat es so vorherbestimmt. Ihr seid auserkoren. Und hier habt ihr Gold, um Mitstreiter für eure Unternehmungen zu gewinnen. Wenn ihr Christen werdet.

Kriterium erfüllt? Ja, denn wenn auch nur irgendein Bischof die Wahrheit gesagt hätte, wäre er in weniger als einer Minute tot gewesen. Er hat also in dem Augenblick, in welchem er die Lüge aussprach, von ihr profitiert.

Das ist übrigens nicht anklagend gemeint. Skandinavien mit Waffengewalt zu christianisieren, hätte mehr Menschenleben gekostet.

Beispiel 2. Gaddafis Atompläne.

Lüge. Ein ostfriesischer Reeder wollte Gaddafi mit aus dem Oman exportierter Atomtechnologie versorgen, wurde aber Gott sei Dank von Briten und Amerikanern rechtzeitig daran gehindert. In Folge dessen gab Gaddafi frustriert auf, und schwor dem Terror ab.

Wahrheit. Eine frische Brise blies über das Mittelmeer, die Sonne schien.

Kriterium erfüllt? Ja, denn Gaddafis angeblicher Sinneswandel erlaubte Briten und Amerikanern die Geschäftsbeziehungen zu Libyen wieder aufzunehmen und sich auf diese Weise unabhängiger von iranischem Öl zu machen.

Das soll genügen. Es gibt natürlich noch viel mehr Beispiele, aber an Ungeheuerlichkeit und Witzigkeit lassen sich diese beiden kaum überbieten.

Wenn also jemand ein bestimmtes Ereignis, also zum Beispiel die Mondlandung, wie Loriot hier

für eine Propagandalüge hält, dann wird er gut daran tun, dieses Kriterium zu überprüfen und danach der Frage nach der Möglichkeit von Lüge und Wahrheit nachzugehen, was Loriot in diesem Beispiel auch alles ganz ausgezeichnet tut.

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Ping Pong

Ich schrieb auch hierzu schon einmal vor langer Zeit, da ging es um Souveränität. Etwas persönlicher noch einmal dazu an dieser Stelle.

Mir ist es wirklich gänzlich zuwider, dieses Hin und Her, dieses Ping Pong Spiel. Anstatt daß man einen gemeinsamen Begriff davon hätte, was man gemeinsam zu tun beabsichtigt, fängt einer an zu tun, der andere schreit: „Was soll das?“, der erste wieder: „Na siehst du das nicht, du Dummkopf?“, man setzt sich in Bewegung, bald schreit einer im letzten Augenblick: „Paß auf!“ und bald sagt auch mal einer bei Zeiten: „Jetzt ganz vorsichtig.“, aber erst nachdem das Adrenalin die beiden aufgeweckt hat.

Wenn ich das nur ahne, mahnt es mich schon zurückzustehen.

Es ist schwer für mich, ein Sachse zu sein, denn weiß Gott, das ist der innerste Volkscharakter der Sachsen. Dösig-gereizt, um es auf den Punkt zu bringen. Nichs genaues weiß man nicht, bis irgendjemand eine Lawine von Tischtennisbällen lostritt.

Aber wat'n Spaß, wenn et mal passiert.

Sächsische Kunst sind Explosionsmuster. Daran kann man noch jedesmal erkennen, ob in einem Engländer oder Deutschen sächsisches Blut fließt, daß das Zustandekommen seiner Kunst unerklärlich ist.

Sie drückt damit eben diesen Lebenswillen aus, unbestimmt vor sich hinzudösen, bis sich mal die Gelegenheit bietet, Spaß zu haben.

Aber im Alltag bedeutet das Hysterie, Angst, Nervösität bei denen, bei welchen die Erweckungsschwelle zu niedrig liegt, und das sind viele.

Nein, die anderen fürchte ich nicht, jene, welche genauso unerschütterlich dösen, wie ich selbst, mit denen kommt man doch gut aus, die meiste Zeit, aber eben diese leicht springenden, welche das ganze Leben zu einem einzigen Ping Pong Spiel machen, die fürchte ich schon.

Obschon... könnt' man so eine festhalten, daß sie nicht mehr sprünge, zur Ruhe käme, das wär' schon schön.

Nennen wir es Frieden.

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28. Mai 2012

Über das Numinose

Dem ursprünglichen Wortsinn nach handelt es sich beim Numinosen schlicht um die transzendenten Akte des Interesses oder auch um jene des Fortschreitens im funktionalen Zykel.

Heute allerdings wird das Wort anders gebraucht, es bezeichnet den Wahn, daß das Bekannte fremd sei, daß sich in ihm etwas zeige, was dort nicht hingehöre. Mit anderen Worten verstehen wir heute unter dem Numinosen die Gegenwart eines bösen Geistes oder ähnliches.

Mag sein, daß sich darin ein Gesetz ausdrückt, daß jeder rechte Glaube mit der Zeit, wenn man ihn den Menschen ohne Priestern überläßt, zu Aberglauben wird. Aber davon möchte ich hier nicht handeln.

Das Numinose wird beschworen, planmäßig. Davon möchte ich handeln.

Ich erwähnte es bereits beiläufig in meinem Beitrag über Desinformation, aber angesichts meiner jüngsten Erfahrungen fühle ich mich verpflichtet, es noch einmal eindringlicher zu beschreiben.

Wer kennt ihn nicht, diesen Moment in einem Hercule Poirot Krimi, in welchem man beginnt, selbst die unmöglichsten Möglichkeiten als möglich zu erwägen. So ungefähr nach 2/3 der Geschichte. Wenn sich plötzlich Abgründe auftun, man all die Urteile, welche man bisher darüber gefällt hat, wer als Täter nach den Regeln des Poirot Krimis ausscheidet, beiseite legt, und man sich gänzlich anderen Erklärungen zuwendet. Abseitigen Erklärungen. Teuflischen Erklärungen.

Wie bekannt wäre Agatha Christie ohne diese Momente geworden?

Momente, welche oberflächlich realistische Geschichten in vollkommene Schauergeschichten verwandeln, wo alles Bekannte fremd geworden ist, und das ganz ohne stichfeste Anhaltspunkte.

Darin liegt ihr wesentliches Talent, sicher nicht in ihrem Stil oder in ihrer Handlungsgestaltung, wo man sich ja fragt, wie oft man auch in diesem Buch wieder “all right“ in adverbialer Bedeutung lesen muß oder auf welche unmögliche Weise Miss Marple wieder ins Geschehen verwickelt wird.

Nun, Agatha Christie ist nicht die einzige, welche ein Interesse daran hat, ihr Publikum in einen solchen Zustand äußerster Unschlüssigkeit und Offenheit zu versetzen.

Wir kennen es doch alle, oder jedenfalls viele von uns, daß man oftmals mit einem diabolischen Lächeln Leute zu Dingen bewegen kann, welche sie für gewöhnlich nicht täten.

Das funktioniert kultur- und geschlechtsübergreifend, weder ist es eine spezifische Schwäche von Frauen, noch eine von Christen, davon ausgehend, daß der Teufel der Herr dieser Welt wäre.

Nein, jeder Mensch läßt sich verunsichern. Und nicht wenigen kommt das zupaß.

Insbesondere liegt es seit Urzeiten im Interesse der Führung ihre Unterstützer zu verunsichern. Dann stellen sie weniger Fragen. Dann fordern sie weniger Gegenleistungen für ihre Unterstützung.

Wenn also ein Präsident seinen Vereinsmitgliedern etwas zuraunt, dann zumeist schlicht deswegen, weil er seine Stellung festigen will.

Worauf die lange Vorrede zielt? Nun, auf Desinformation. Ich erschrak dann doch, als ich auf Henry Makow's Internetseite Photos sah, welche beweisen würden, daß die Zwillingstürme durch den Einsatz einer Geheimwaffe, welche einen vermeintlichen Hutchinsoneffekt militärisch ausnützten, buchstäblich pulverisiert wurden.

Daran ist aber alles Kokolores. Ich habe nicht 15 Minuten gebraucht, um die Originalphotos zu finden, welche mit Photoshop bearbeitet wurden. Aber mit Blick auf Hutchinson und seine Experimente muß man doch etwas höchst Unangenehmes festhalten. Das Militär hat ihn nicht nur eine Weile für sich arbeiten lassen, ohne Ergebnisse, was ja nicht weiter bemerkenswert wäre, nein, seitdem hält es selbst die Legende am Leben, daß da doch irgendetwas war, mit der Folge, daß Hutchinson auch in Deutschland und Japan Experimente ohne Ergebnisse anstellen durfte.

Offenbar hat es das Militär nicht aus dem Grund getan, aber einen Grund hatte und hat das amerikanische Militär es zu tun, nämlich den Glauben in der amerikanischen Bevölkerung an Wunderwaffen zu nähren.

Wer würde Photos fälschen, um zu beweisen, daß Hutchinson's angebliche Effekte militärisch verwertbar sind?

Was ist das eigentliche Ziel? Diejenigen lächerlich zu machen, welche glauben, die Zwillingstürme seien so zum Einsturz gekommen?

Aber ich bitte Sie, wozu? Das lohnt doch gar nicht. Es gibt hier viel mehr zu gewinnen, nämlich das Numinose in die Welt zu bringen und damit eine totale Unschlüssigkeit und Offenheit der Bevölkerung.

Es gibt auch eine South Park Folge zum Thema.

Um es noch einmal ganz klar zu sagen, Geheimdienste verbreiten Verschwörungstheorien nicht, um Einfluß darauf zu nehmen was diskutiert wird, sondern um Einfluß darauf zu nehmen, was in der Diskussion als Fakt akzeptiert wird. Es geht ihnen genau wie Agatha Christie darum, das Urteil ihres Publikums in seinen Grundfesten zu erschüttern.

Und auch jeder andere, welcher sich numinos äußert, also Bekanntem einen fremden Beigeschmack gibt, zielt genau darauf.

Ich tue das auch, oft genug, es ist letztlich ein ganz normaler Bestandteil der Rhetorik, hin und wieder etwas drohend erscheinen zu lassen und die Festigkeit des Urteils des Publikums auf die Probe zu stellen. Nur wie bei allen Dingen gibt es ein rechtes Maß und zurzeit wird es überschritten, mit der Folge, daß eine allgemeine Verunsicherung darüber erzeugt wird, woran man sich halten kann.

Und das ist die eigentliche Absicht, das eigentliche Ziel der ganzen Angelegenheit.

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27. Mai 2012

MIB III

Macht es Sinn hier Filmkritiken zu schreiben?

Ich weiß aus Erfahrung, daß sie auf privaten Blogs ihr Publikum nicht finden, dafür machen es zu viele, dafür ist es zu eitel. Wenn ich hier also künftig ab und an Filmkritiken schreibe, eine spezielle Kategorie habe ich schon einmal vorsichtshalber eingerichtet, dann müssen diese Kritiken also für die Leser dieses Blogs relevant sein.

Nun, vielleicht sind sie das. Eine kleine Warnung, ich kann mir in Filmkritiken einen gewissen subversiven Humor nicht verkneifen, also bitte nicht als philosophisches Traktat lesen.

Men in Black III

Der Film ist für mich aus spirituellen Gründen interessant. Diesbezüglich ist er sauber konzipiert, das muß ihm der Neid lassen. Wie ich bereits ausführte (Rechter Glaube, Aberglaube, Unglaube), bedeutet Unglaube, den Grund des Daseins auf Zufall zurückzuführen und rechter Glaube, ihn in sich zu suchen. Aberglaube spielt in MIB III keine Rolle, also hier keine erläuternden Worte dazu.

Der rechte Glaube wird in MIB III durch Boris repräsentiert und der Unglaube durch Griffin, womit nichts darüber ausgesagt ist, was die beiden sonst noch repräsentieren.

Guilt by association, sozusagen.

Beginnen wir mit Griffin. Seine Allwissenheit und Güte sind natürlich klassische Attribute Gottes, aber sein Charakter ist schon interessanter. Er geht durch das Leben, es wägend, nach seiner Komplexität, nach seiner Unwahrscheinlichkeit. Ein Staunen über seine Wunder, aber eben nicht nur das, sondern zugleich deren Bewertung. Darin stellt er zugleich Gott als letztlich Wiegenden und alles Seiende als das Gewichtgebende dar.

Doch wenn er letzteres durchaus auch darstellt, so ist das doch nicht der Eindruck, welchen er im Durchschnittszuschauer hinterläßt. Wohl wird diese Gottesähnlichkeit noch wahrgenommen, aber nicht mehr klar, so daß sie, anstatt als göttlich erkannt zu werden, für Griffin's menschliche Würde im Gegensatz zu Boris gehalten wird.

Auch Tiere wägen ihre Existenz, nichts speziell Menschliches ist daran, wenngleich wir freilich im wahrsten Sinne des Wortes objektiver wägen. Aber der entscheidende Punkt ist, daß Griffin als jemand erscheint, welcher eine hohe Form menschlichen Seins verkörpert, dies aber nicht einer tatsächlich vorhandenen hohen Seinsform verdankt, sondern einer unterschwellig registrierten Gottesähnlichkeit, welche auch deswegen nicht klar erkannt wird, weil sie von sattsam bekannten Attributen Gottes überlagert wird.

Denn Griffin ist passiv und hat keine Vorlieben. Er ist, ja doch, recht beliebig, könnte man sagen. Er ist warmherzig, weise und deckt faszinierende Zusammenhänge in der Welt auf.

Aber letztlich ist er nichts. Der Gegensatz zu mir besteht darin, daß ich nicht irgendetwas aufzudecken trachte.

Auf der anderen Seite Boris. Boris ist nicht beliebig, Boris ist generisch. Es sind die Details, welche mein Interesse weckten. Nun gut, da ist der russische Name. Der Vollbart. Ein Rocker auf einem Motorrad natürlich. Die Szene mit den Hippies, Spiel und Wirklichkeit, dabei formal durch den verfremdeten Mund mit verkehrten Rollen. Aber wirklich interessant ist die Szene beim Ausbruch aus dem Gefängnis, in welcher er mit dem Boden verwächst.

Standhaftigkeit, so deutlich dargestellt, daß sie auch im normalen Zuschauer eine transzendente Komponente entfaltet, das, was im Hinduismus das Wurzelchakra heißt und bei mir der Akt der Transzendenz des Fortschreitens im kausalen Zykel oder eben schlicht Standhaftigkeit.

Zwei Dinge sind hier zu beachten, erstens, daß durch Boris eine konkrete Lektion im Glauben gegeben wird, im Gegensatz zu Griffin, welcher, soweit es seine menschliche Existenz betrifft, letztlich für nichts steht, und zweitens, daß diese Lektion sowohl die einfachste, als auch die unwesentlichste ist (dennoch unabdingbar, laut Hinduismus, aber das heißt fast nichts, da es nur dort zum Tragen kommt, wo ein Zweikampf besteht.)

Man kann all diesem durchaus auch positive Seiten abgewinnen, immerhin ist es wenigstens nicht gelogen, sondern nur verleumdet und verklärt, was vergleichsweise fair und harmlos ist. Andererseits dokumentiert es ein Bestreben, Spiritualität auf ein Mindestmaß zu begrenzen, und daran kann ich nichts Gutes finden.

Leider Gottes ist es doch so, daß die einen wähnen im Lichte zu stehen, dabei aber keine echte Beziehung zu Gott haben und diejenigen, welche eine solche Beziehung haben, sie nur auf die niedersten Ziele richten. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber im Großen und Ganzen ist es so, und MIB III versucht diesen Zustand zu zementieren.

Das ist bewußt gemacht, keine Frage. Der Darth Vader Effekt ist eingeplant, das ändert nichts.

Es wirkt durchaus strategisch, ein Aufrüsten, Einschwören, die Reihen Schließen, von der Art. Zugleich aber beruhigt es mich. Wer nicht will, der hat schon, und wer noch will, der hat noch nicht.

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25. Mai 2012

Was gesagt werden sollte

Anstatt jetzt über weitere Primzahlen in gewissen Restklassen erzeugende Polynome nachzudenken, was ich freilich früher oder später tun werde, aber heute nicht mehr, weil ich letzte Nacht zu schlecht geschlafen habe, erlaube ich mir einige eher polemische Bemerkungen zum Thema Schuld in Deutschland.

Ich kann dem Gerede von einem Schuldkult wenig abgewinnen, denn wenn auch ein Aspekt dieses Geredes den Kern der Sache trifft, so ist doch die ganze mit ihm verknüpfte Phänomenologie im höchsten Grade irreführend.

Die Schuld grassiert als schlechtes Gewissen in Deutschland, aber wer auf niedergelegte Kränze schielt, verliert sie aus den Augen. Die Schuld ist stets eine unmittelbare, sie besteht aus persönlichen Verfehlungen, vor allen anderen der Verfehlung, positive Kritik zu ignorieren. Es fehlt das Vertrauen, zu viele haben eine Bunkermentalität, versuchen ihre Linie gegen alle Widerstände und Vernunft durchzudrücken, weil sie vermeinen, als einzige zu wissen, wie man nunmal mit diesem schwierigen Patienten, welchen man behandelt, umzugehen habe.

Es steht ihnen ins Gesicht geschrieben, Habichtsgesichter, wo man hinschaut, selbst den inkongruentesten Unterlagen aufgeprägt.

Diese kennen ihre Schuld wohl, und sie haben Angst, daß auch andere sie kennen und sie werden desto unumgänglicher, je älter sie werden.

Wenn man sich so jemandem nicht bei Zeiten in den Weg stellt, wird er schließlich jeden, mit welchem er näher zu tun hat, aus dem Weg räumen, es sei denn, er hielte ihn für gänzlich unterbelichtet.

All dies geschieht im hellen Tageslicht, aber niemand schießt den Amok laufenden Elephanten ab, denn es ziemt sich nicht.

Bei Männern ist es nur die Betretenheit darüber, zuvor einen Fehler gemacht zu haben, zu welchem man jetzt stehen müsse, um die Ordnung nicht zu gefährden, bei Frauen gesellen sich noch Vorstellungen von falsch verstandener Ritterlichkeit dazu.

Nein, in solchen Fällen ist es eine moralische Pflicht, die Dinge beim Namen zu nennen.

Alle diese Stümper sind als solche bloßzustellen. Oder sollen wir wirklich glauben, daß jemand, nur weil er sich gestern vor allen verfehlte, heute machen kann, was er will, weil der rechte Moment, ihn zu kritisieren, verstrichen ist?

Doch genau das glauben nicht wenige, und daß sie es glauben hat dann doch etwas damit zu tun, was allgemein mit dem Begriff Schuldkult gemeint ist.

Wir haben das Prinzip verbannt, nach dem derjenige zu bewundern sei, wer Herausragendes vollbracht hat, weil wir denken, daß dieses Prinzip zu Unnachsichtigkeit, ja, Bellizismus führt. Implizit nehmen wir also an, daß den meisten Menschen kriegerische Tugenden am besten gefallen. Ich wage zu bezweifeln, daß es wirklich so ist, aber es ist diese Angst vor dem militärischen Schneid, welche dazu führt, daß wir, wann immer wir einen Idioten an verantwortungsvoller Stelle sehen, bei uns denken, daß wir ihm, unseren Befürchtungen zum Trotz, eine Chance geben sollten, um unserer Bewunderung nicht freien Lauf zu lassen. Und dann geben wir ihm halt diese Chance, und die nächste, und die nächste, und die nächste.

Das ist das Klima in Deutschland und generell im so genannten links-liberalen Spektrum. Aber dieses Klima muß zu Mißtrauen bei jenen führen, welche solcher Art geschont wurden, und aus ihm ergibt sich genau jene Unnachsichtigkeit, vor welcher man anfangs geflohen ist, nur daß sie nun jeden trifft, welcher es wagen könnte zu sagen, daß der Kaiser nackt ist.

Nein, liebe Leute, das ist nicht besser. Und es bleibt da auch nicht stehen.

Was sind das bloß für Hohlköpfe, welche, wenn ihnen aufgrund all dieser Mißstände die ersten Wogen der Gewalt ins Gesicht branden, anfangen, in weinerlichem Ton zu beklagen, daß es immer noch Menschen gibt, welche sie für ihre Zwecke einsetzen?

Wissen diese nicht, daß wenn es jemals ein moralisch gerechtfertigtes Ziel von Gewalt gegeben hat, sie es sind?

Daß ihre Klage die Klage eines Pilzes, welcher einen Baum befallen hat, darüber ist, daß die Sonne ihn austrocknet?

Doch, das wissen sie genau. Aber sie gehen ihren Weg weinend bis zu seinem Ende.

Daß Nietzsche von einigen so verehrt wird, liegt daran, daß er im Nachhinein so gelesen wird, als wenn er sich auf diese Verhältnisse bezogen hätte. Das hat er aber gar nicht, denn diese Verhältnisse sind in dieser Form neu. Nietzsche hat lediglich als Antwort auf Schopenhauer die Bejahung des Willens nach dessen Voraussetzungen ausbuchstabiert, und darin liegt gar kein Wert, denn Schopenhauer war diesbezüglich nicht völlig aufrichtig, wie er auch selbst andeutet, wenn er sagt, daß, wer mehr im Leben sehe, es doch nicht beweisen könne, weswegen es nicht in die philosophische Diskussion eingehen solle.

Weil das Leben also sinnlos ist, muß der Mensch ihm selber Sinn geben, weil Fortschritt nicht verbürgbar ist, muß man das, was man tut, um seiner selbst willen wollen, selbst in unendlicher Wiederholung noch, deshalb sind gerade jene Freuden die besten, welche primitiv sind, darum soll man sich niemals fragen, welche Konsequenzen die eigenen Taten haben, sondern den Rausch des Augenblicks auskosten und so weiter und so fort.

Und irgendwo am Ende dieses ganzen Rattenschwanzes ergibt es sich halt, daß das Christentum und seine Moral daran schuld sind, daß wir all diese einzig möglichen - und dieser Punkt ist der zentrale der ganzen Argumentation, gestützt auf die inhärente Sinnlosigkeit des Lebens! - paradiesischen Zustände nicht haben.

Wirklich nichts weiter als eine einzige sinnlose formal philosophische Übung, gegründet auf ein vordergründiges Verständnis von etwas verschleiertem.

So ist es natürlich meistens. Mindestens 99% aller Kommentare zu was auch immer sind genau von dieser Art, weshalb Schopenhauer selbst auch ausdrücklich davon abrät, sich auf andere Philosophen zu beziehen und statt dessen anrät, bei der eigenen Wahrheit zu bleiben. Wer will schon studieren, wie Philosophen sich über Generationen in ihren gegenseitigen Mißverständnissen gesuhlt haben?

Aber genau das ist die Universitätsphilosophie natürlich. Die wahre Philosophie besteht schlicht darin, dem Klang der angeschlagenen Glocke zu folgen.

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Die Geister der Lebenden und der Toten

Neben den sich nur alle 15000 Jahre (nicht 10000, wie Platon meinte) erneuernden menschlichen Geistern, deren letzte also vor ungefähr 15000 (Y-DNS Haplogruppe R1a), 30000 (Y-DNS Haplogruppe MNOPS) und 45000 (Y-DNS Haplogruppe F) Jahren in die Welt kamen, gibt es natürlich auch noch den so genannten Zeitgeist, welcher uns als Geist der Epoche bewußt ist.

Ich tauchte gestern Nacht, Dank meinem geistigen Brückenschlag zu Euler und Gauß, in den Geist der europäischen Moderne ein, denn so muß man sie, im Gegensatz zur europäischen Klassik, ja nennen.

Die europäische Klassik, das sind Pythagoras, Parmenides, Platon usw, und die europäische Moderne, das sind Euler, Legendre, Gauß usw. Dazwischen befindet sich das Mittelalter und danach die Endzeit.

Der Geist der europäischen Klassik ist ein Geist der Erkenntnis der menschlichen Seinslage, der Geist des Mittelalters ein Geist des Pflegens und Gedeihen Lassens, der Geist der europäischen Moderne ein Geist der Unternehmung aus Muße und der Geist der Endzeit ein Geist des Leistens.

Die einzige Tugend des Geistes der Endzeit ist die Redlichkeit, sich nichts einzubilden, welche indes leicht in eine allgemeine Anklage des Lebens umschlägt, wenn man die von ihr implizierte totale Sinnlosigkeit des Lebens bedenkt, eine Sinnlosigkeit, welche sich nicht daraus ergibt, daß das Leben in irgendeiner Weise falsch wäre, sondern daraus, daß es überhaupt kein Falsch und Richtig gibt.

Und um es ganz klar zu sagen, jeder, welcher in einer Epoche etwas bedeutet, ist einer der stärksten Streiter im Geiste dieser Epoche, auch und gerade in Kunst und Wissenschaft. Viele hervorragende Wissenschaftler haben wir, wenn man Leistung als Maßstab anlegt, doch als Menschen sind sie nicht mehr als unsere Olympiasieger im 100 Meter Lauf.

Ihr Schaffen ist nicht inhaltlich geleitet, sie trachten einzig danach, sich in Schwierigkeiten zu beweisen.

In der Kunst freilich bedeutet dieses Prinzip Spezialeffekte im Film und sonst nichts. Komikverfilmungen von Superheldengeschichten sind der logische Endpunkt der Kunst der Endzeit.

Es läßt mich erschauern, wenn ich daneben jene halte, welche aus dem Reichtum ihres Privatlebens Anschläge auf Kunst und Wissenschaft unternahmen, das hoffend aufzubringen, was sie im Unbekannten ahnten. Ihre Tugend war die Hingabe an die Zukunft, und nichts kann sie zurückbringen.

Atavismen gibt es immer, aber ein Atavismus kann schon alleine deshalb nicht in seinem Geiste leben, weil ihm immer und überall wie einem Dinosaurier in der Mönkebergstraße begegnet wird, die Attraktion seiner Exotik verschattet ihre Substanz.

Die Menschen im Mittelalter waren noch halbe Götter, Wunder wirkend, Leben gebend. Und die davor ganze, könnte man sagen.

Ging es zwangsläufig bergab? Vielleicht, aber wenn dem so wäre, läge der Zwang in etwas anderem begründet als dem Potential. Das Potential hat stets zugenommen, nur mit seiner Direktion ging es beständig bergab. Die Krankheit des Geistes ist eine Krankheit der Orientierung in überbordenden Möglichkeiten.

Man kann es auch so sagen. Anfangs gab es nur die Idee, dann ihr Geschöpf, dann erkannte das Geschöpf seine geschichtliche Rolle und schließlich seine wirtschaftliche, zunächst seinen Wert als Initiator, dann seinen Wert als Motor, und indem es sich so der bloßen Fortführung verschieb, wurde es gänzlich geistlos.

Aber Fortführung ist das Gebot der Stunde, das, was die Heutigen mit Zähnen und Klauen verteidigen werden, es sei denn, man erschlüge sie. So vieles liegt angebrochen vor uns, daß es subjektiv fortgeführt werden will. Objektiv hingegen ist es längst belanglos geworden. Wichtiger als die Gegenstände, mit denen sich Menschen beschäftigen, ist die Bedeutung dieser Beschäftigung für sie selbst.

Nicht nur die Welt, auch der Mensch will geformt sein. Und indem das Leben für ihn zu reiner Leistung verkommt, sinkt er auf die Stufe eines seiner Organe, des Herzens, hinab. Nicht so will ihn Gott. Nicht so wird Gott ihn leben lassen.

Gott gibt allen Menschen die Antwort auf ihr Streben, führt sie an den Ort seiner Erfüllung oder stößt sie in den Abgrund, welcher jenen vorbehalten ist, deren Streben fehl ging. Das tut er, weil ihr Streben unentreißbar in ihnen steckt, die Welt ist aus den Manifestationen der Ideen gebaut, deshalb vollzieht sich alles in ihr durch ihre Manifestationen, und somit muß auch alles Herrliche und Schreckliche Manifestationen treffen, welche für sich betrachtet kaum Wert scheinen, daß ihnen solche Größe im Guten wie im Schlechten zukommt.

Dies gilt für die Manifestationen allen Lebenswillens, nicht für mich.

Mein Leben ward früh zum Opfer der Offenbarung, den Schleier von der Welt zu reißen und zu ermessen, was in ihr ist, denn was zählt mein Leben schon im Vergleich zu ihm?

Nichts.

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Kleiner Erzeugersatz

Satz 1. Es sei p eine beliebige Primzahl. Dann gibt es ein Polynom vom Grad (p-1), dessen Werte genau von p und den Primzahlen q=1+np geteilt werden.

Beweis. In einem Anfall überbordender Intelligenz betrachten wir (xp-1)/(x-1)=x(p-1)+x(p-2)+...+x+1. Immerhin nimmt dieses Polynom in Zp nur die Werte 0 und 1 an. Und sonst? Genau dann besitzt es in Zq, q≠p, eine Nullstelle, wenn xp-1 dort eine Nullstelle außer 1 besitzt. Dazu muß aber, mit Blick auf die Ordnungen der Elemente, p von einem Teiler von q-1 geteilt werden, welcher nicht 1 und also p ist. Und genau dann besitzt q-1 den Teiler p, wenn q=1+np gilt.

Korollar 1. Das quadratische Reziprozitätsgesetz gilt für p=3.

Beweis. Es gilt x2+x+1=((2x+1)2+3)/4 und letzteres verschwindet offenbar genau dann in Zq, wenn -3 in Zq quadratisch ist, womit das Reziprozitätsgesetz auch für alle q≠2 bewiesen ist.

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24. Mai 2012

Euler und Gauß also

Ich wußte natürlich schon, daß die Eigenschaft natürlicher Zahlen, welche ich mir seit geraumer Zeit vorgenommen habe zu beweisen, bekannt sein muß, aber ich wußte nicht, wie sie heißt, wer sie entdeckt und wer sie bewiesen hat.

Als ich heute auf den Gedanken kam, daß die Gaußschen Zahlen nützlich zu ihrem Beweis sein sollten, stieß ich Wikipedia sei Dank sofort auf ihren Namen und die Namen ihres Entdeckers und Beweisers.

Ironischerweise habe ich meinen Beitrag auch noch so genannt: Eine kleine Ergänzung. Es handelt sich dabei um den zweiten Ergänzungssatz des quadratischen Reziprozitätsgesetzes. Im allgemeinen Fall stehe ich vor der nach dem Approximationslemma zu erwartenden Schwierigkeit, beweisen zu müssen, daß eine Primzahl nicht in allen Primzahlen, welche kleiner als sie sind, quadratisch sein kann. So absurd die Aussage auch ist, einen direkten Beweis versuche ich lieber nicht. Stattdessen erwuchs mir wie angedeutet die Hoffnung, daß es nützen könnte, statt p=1+4n ihre Teiler in Z[i] zu betrachten. Ob es wirklich nützt und auf welche Weise, sei mal dahingestellt, jedenfalls kann ich den Beweis jetzt jederzeit nachlesen, wenn es mir gefällt.

Nicht daß ich sicher bin, daß ich es auch tun werde, das Ganze war und ist eh nur Sport.

Ich weiß nicht, ob es Euler auch so ging, aber ich stieß auf das quadratische Reziprozitätsgesetz, als ich mich fragte, auf welche Weise ich ein paar Ulmen und ein paar mehr Eschen pflanzen sollte. Die Eschen sind seitdem fast alle eingangen, aber die Ulmen leben noch. Ich hatte also drei Ulmen und etliche Eschen zur Verfügung, welche in einer Ecke hier zu dicht wuchsen und umgepflanzt werden mußten, was, wie ich jetzt weiß, Eschen nicht sonderlich gefällt.

Ich entschied mich für folgendes Muster: E E U E E U E E U E E. Acht Eschen, drei Ulmen, elf Bäume oder allgemein betrachtet (x-1)(x+1)+x=x2+x-1.

Folgende Gesamtzahlen liefert dieses Muster also: 1,5,11,19,29,41,55,71,89,109,... Eine wahre Primzahlenfundgrube, und das liegt daran, daß Primzahlen, welche nicht quadratisch in Z5 sind, die Werte dieser Funktion nicht teilen können, wie man unschwer beweist.

Und man sieht es natürlich auch sofort: 3 und 7 tauchen da einfach nicht als letzte Ziffer auf. Nun, nachdem man das und ((2x+1)2-5)/4=x2+x-1 hat, glaubt man schon, daß es immer so sein muß, und das muß es auch, es sei denn, beide Primzahlen sind von der Form 3+4n, aber was dann gilt, ist auch leicht genug zu erkennen.

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20. Mai 2012

Ein Approximationslemma

Lemma 1. Gegeben seien zwei teilerfremde Zahlen r<s, s ungerade. Sei a<s so gewählt, daß ar quadratisch in Zs ist. Dann gibt es ein b<s und ein wahlweise gerades oder ungerades x<s, so daß x2=ar+bs.

Beweis. Laut Voraussetzung verschwindet x2-ar in Zs und aufgrund der Symmetrie der Parabel in zwei Punkten x und s-x, von denen einer gerade und der andere ungerade ist. Es gilt also x2=ar+bs und b=(x2-ar)/s<s.

Bemerkung. Ist -r in Zs quadratisch, so erhalten wir analog x2=bs-r, da b<s+r/s und somit allenfalls b=s gelten könnte, in welchem Fall aber (s-1)2=s2-2s+1≥x2=s2-r auf einen Widerspruch führt.

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Eine kleine Ergänzung

Satz 1. Es sei p eine ungerade Primzahl. Genau dann ist 2 in Zp quadratisch, wenn entweder p oder -p in Z8 quadratisch ist.

Beweis. Für p=1+4n habe ich das ja bereits bewiesen (siehe Über die vierten Wurzeln von -1/4 in gewissen Galoisfeldern). Betrachten wir nun die Funktion 2x2-1, so fällt auf, daß 2 genau in den Restklassenkörpern der Primfaktoren ihrer Werte quadratisch ist. Nach dem zuvor bewiesenen wissen wir, daß kein p=5+8n ein Teiler sein kann. Angenommen p=3+8n wäre ein Teiler, so gäbe es ein x<p/2, dessen Funktionswert von p geteilt wird. Der Kofaktor dabei ist einerseits kleiner als p, und andererseits muß er einen Primfaktor enthalten, welcher 3+8n oder 5+8n ist, da 1+8n und 7+8n eine Untergruppe von Z8* bilden, in welcher die Werte von 2x2-1 liegen.

Aber wie schon gesagt, scheidet 5+8n aus,  also gibt es zu jedem Primfaktor 3+8n eines Funktionswertes einen kleineren Primfaktor 3+8n eines Funktionswertes, was spätestens bei 3 in einen Widerspruch mündet.

Um nun zu zeigen, daß 2 tatsächlich für jedes p=7+8n in Zp quadratisch ist, zeigen wir, daß -2 nicht in Zp quadratisch sein kann. Dazu betrachten wir die Funktion 2x2+1. Ihre Werte sind 1+8n oder 3+8n, und ihre Primfaktoren sind gerade jene Zahlen, in deren Restklassenkörpern -2 quadratisch ist. Wieder wissen wir, daß 5+8n als Primfaktor ausscheidet, und wenn ein Primfaktor 7+8n wäre, so ließe sich x wieder so wählen, daß der Kofaktor kleiner ist und dabei einen Primfaktor 7+8n enthalten muß, da auch 1+8n und 3+8n eine Untergruppe von Z8* bilden, was wiederum spätestens bei 7 in einen Widerspruch mündet.

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17. Mai 2012

Das Reich Gottes ist in euch


Manche fragen: „Wo kommen wir her?“ oder „Wo gehen wir hin?“

Wissen sie denn nicht, daß ihr Ursprung und Ziel stets bei ihnen ist?

Daß sie diesen Ort niemals verlassen haben?

Das Reich Gottes, es ist der Raum, in welchem Gott bestimmt.

„Es ist das dunkel, näch'tge Land, daraus die Mutter mich entsandt“,

der Keim, aus welchem unser Bewußtsein allzeit sprießt,

der Brunnen, auf dessen Wassern sich das Licht des Tages spiegelt -

und der Widerhall der Leere.

Nichts gibt Gott aus seiner Hand,

und nichts vergeht:

In ihm bleibt alles.

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15. Mai 2012

Intoleranz den Intoleranten?

Ja.

Um es ganz kurz zu sagen.

Gemeint ist dies, wer sich der Intoleranz den Intoleranten gegenüber verschreibt, toleriert sich am Ende selber nicht mehr.

So zwingend sachlogisch das ist, so empirisch ist es auch erwiesen.

Nur der Grund ist ein anderer als die Sachlogik.

Der Grund besteht nicht darin, daß man sich selbst als intolerant erkennen würde, nachdem man es schon längst geworden ist, sondern darin, daß man den Irrtum in der Kategorie der Anwendung der Intoleranz verinnerlicht.

Es ist nämlich so, nicht Menschen gilt Intoleranz, sondern gesellschaftlichen Entwicklungen.

Wer das aus den Augen verliert, verstrickt sich in persönliche Fehden, wo es strategisch Weichen zu stellen gilt, und auch wenn ihm dieser Fehler nicht bewußt wird, so verkehrt sich sein ganzes Wesen durch ihn doch dermaßen, daß er immer schlechter gelitten wird, selbst unter seinesgleichen.

Also berichtigt, was heißt nun Intoleranz der Intoleranz?

Daß man es nicht toleriert, daß es dazu kommt, daß andere gesellschaftliche Entwicklungen nicht tolerieren?

Logisch heißt es genau das. Also daß man es nicht erlaubt, daß Menschen ihre Freiheit benutzen, um die Freiheit anderer gegebenenfalls einzuschränken, mit eben dieser Ausnahme, selbstverständlich.

Anders ausgedrückt, man erlaubt keine Verantwortungsübernahme für gesellschaftliche Entwicklungen außerhalb des Dienstweges.

Zivilcourage ist es somit, keine Zivilcourage, außer eben dieser Garantie, zuzulassen.

Logisch, wie gesagt, bedeutet die Maxime genau dieses.

Und man könnte sticheln, daß sie es auch praktisch heißt.

Gemeint, freilich, ist etwas anderes. Die Entwicklung, welche man zu hindern sucht, ist die Entwicklung hin zur allgemeinen Unfreiheit.

Aber wenn dieses auch nur einmal kurz reflektiert würde, so würde sofort erkannt, daß einer der größten Katalysatoren der allgemeinen Unfreiheit darin besteht, statt eine Meinung zu bekämpfen, denjenigen zu bekämpfen, welcher sie vertritt, also just den eingangs beschriebenen Fehler zu machen und statt der unerwünschten Form der Intoleranz, die sie scheinbar vertretenden Intoleranten ins Visier zu nehmen.

Wenn die unerwünschte Form der Intoleranz  die allgemeine Unfreiheit ist, so wird derjenige, welcher statt ihrer ihre Vertreter bekämpft, alleine dadurch selbst zu ihrem Vertreter.

Wer nun einwenden möchte, daß es um eine andere Form der Intoleranz geht, der sollte seine Definition einmal zu Ende denken und sehen, wohin ihn das führt. Ich wage zu prophezeien, daß es auf die zuerst verfolgte Aufhebung der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme außerhalb des Dienstweges hinauslaufen wird.

Dies alles scheint wie ein läppisches Worteumstellen, aber es ist weit mehr als das. Es ist der Beweis, daß man mit fehlerhaften Begriffen und Maximen ein Volk ins Verderben stürzen kann, wenn man sie nur genügend propagiert.

Deshalb meint Platon, die Verantwortung für die Sprache sei den wahren Philosophen zu übertragen.

Bei uns ist es hingegen eher so, daß Politiker im Halbsuff die Verantwortung für unsere Begriffe und Maximen haben.

Nun denn, danach ist unser öffentlicher Diskurs auch.

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14. Mai 2012

Über das Gleichgewicht der Kräfte

Wenn es wahr wäre, daß ein Reich um desto leichter wächst, je größer es bereits ist, so wäre die Weltherrschaft leicht zu erreichen und stabil.

Danach sieht es aber nun wirklich nicht aus.

Bevor wir diese Angelegenheit aber analysieren können, müssen wir zunächst bestimmen, was wir unter einem Reich verstehen wollen.

Ist es bereits ein Reich, wenn verschiedene Staaten Verträge mit einander schließen?

Meinetwegen, aber wenn ein Reich auf diese Weise wächst, so wächst zugleich die Zahl der Vertragspartner, und je größer diese wird, desto schwieriger wird es, sich auf eine gemeinsame Linie zu einigen, und nur solange eine solche Einigung stattfindet, kann man den Zusammenschluß füglich ein Reich nennen.

In diesem Fall sehen wir also, daß ein Reich in der Tat desto schwerer wächst, um so größer es wird.

Andernfalls wächst ein Reich durch Unterwerfung anderer Staaten, und da ist nun zu fragen, in wiefern eine solche Unterwerfung vorteilhaft und in wiefern sie nachteilhaft ist.

Auch hier müssen wir allerdings wieder verschiedene Fälle betrachten.

Betrachten wir zunächst den Fall, daß die ursprüngliche Bevölkerung des unterworfenen Staates von der eigenen im Laufe der Zeit verdrängt wird.

Ein solches Vorgehen führt einerseits dazu, daß sich sämtliche anderen Staaten gegen einen verbünden und vermeidet andererseits auch so nicht, daß die neue Bevölkerung des eroberten Gebietes wiederum Partikularinteressen ausprägt, in welchem Falle sich erneut die Frage nach Verträgen oder ihrer Unterwerfung stellt.

Besteht hingegen keine Absicht die Bevölkerung auszutauschen, so ist das natürliche Verhalten dieser Bevölkerung dadurch gegeben, sich umgänglich dem stärkeren Nachbarn gegenüber zu zeigen, solange er ihr ihre Unabhängigkeit läßt, im Falle der Unterwerfung aber Gegenleistungen zu fordern, um sich nicht subversiv zu betätigen.

Wenn Staaten sehr klein sind, so kann diese Gegenleistung schlicht darin bestehen, sich fortan gemeinsam gegen Dritte währen zu können. Ab einer bestimmten Größe fällt das aber weg, das Reich ist bereits eine lokale Macht und die kleineren Staaten liegen als strategisch irrelevante Flecken im Spannungsfeld der Großreiche. So hatte beispielsweise weder das Deutsche Reich noch Großbritannien ein Interesse daran, Dänemark zu erobern.

Wenn ein Reich also ab einer bestimmten Größe weiterwachsen will, ohne dadurch in einem Sumpf aus inneren Spannungen zu versinken, so braucht es Gegenleistungen anderer Art, und wenige andere kann es geben, als die Beute weiterer Expansion unter den schon unterworfenen Völkern aufzuteilen.

Das setzt aber voraus, daß es immer noch weitere Beute gibt, und das ist nicht so. Ab einem bestimmten Punkt bricht das Pyramidensystem zusammen.

Ringenden sind diese Dinge allerdings ziemlich egal, sie verfolgen ihre Möglichkeiten grundsätzlich bis zum bitteren Ende. Achtende wiederum haben Schwierigkeiten damit, umgänglich zu sein, wenn sie schwächer sind, wodurch sie andere dazu ermutigen, sie zu unterwerfen. Auch neigt ein Reich Achtender dazu, wenn es sich nicht stark genug fühlt, vorsichtshalber alles zu unterwerfen, was ihm in die Quere kommt.

Letzteres war auch für das Vorgehen des Römischen Reiches verantwortlich, bis es konsequenterweise an seinen inneren Spannungen, für welche es keine Abhilfen mehr fand, zerbrach.

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11. Mai 2012

Lügen und Macht

Es liegt in der menschlichen Natur, Macht nur unter Bedingungen abzutreten, also für sich selbst eine Gegenleistung für die eigene Unterordnung auszuhandeln.

Und das führt dazu, daß Menschen, welche über größere Macht verfügen, sich üblicherweise in der Lage befinden, mehr tun zu können als sie tun dürfen, da die Bedingungen für die volle Ausschöpfung ihrer Macht nicht gegeben sind.

Und das wiederum veranlaßt sie dazu zu lügen, um den Anschein zu erwecken, daß die Bedingungen, unter welchen sie ihre volle Macht ausschöpfen können, entgegen den tatsächlichen Verhältnissen gegeben sind.

Dieses gilt ganz allgemein für alle Menschen, aber insbesondere für Regierungen.

Jene werden immer mehr als ihre Subjekte lügen, doch auch unter ihnen gilt, daß eine Regierung um so mehr lügen wird, desto mächtiger sie ist. Und umgekehrt werden ihre Subjekte um so mehr lügen, desto ohnmächtiger sie ist.

Ab einer gewissen Schwelle der Ohnmacht der eigenen Regierung erwächst den Subjekten der systemische Zwang, Lügen zu entwickeln, unter sich zu verbreiten und als Wahrheit anzunehmen, um die Bedingungen dafür zu schaffen, daß ihre Regierung überhaupt noch handlungsfähig bleibt.

Dieses tritt bei eigentlich dysfunktionalen Regierungen ein, also solchen Regierungen, welchen erstens der Rückhalt in der Bevölkerung fehlt und welche zweitens intern unfähig sind, auf rationaler Grundlage Entscheidungen zu treffen, Regierungen also, welche sowohl gestutzt, als auch zerstritten sind.

Weder in einer direkten Demokratie, noch in einer Tyrannei kann das passieren, was aber nicht heißt, daß es überhaupt nicht passieren kann, wie die Gegenwart beweist.

Mit anderen Worten geht die schlimmste Verlogenheit weder mit der schlimmsten, noch mit der besten Regierung einher, sondern mit einer spezifischen Entartung derselben, welche für gewöhnlich die Vorstufe des Wechsels der Regierungsform ist.

Die Macht greift zur Lüge und die Lüge greift nach der Macht, die Lüge bewegt und transformiert die Macht.

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8. Mai 2012

Schuldenwirtschaft und Konzentration des Kapitals

Die Konzentration des Kapitals ist unvermeidlich in den heutigen Volkswirtschaften. Sie beruht darauf, daß sich Kapital gewinnbringend verleihen läßt.

Ein Weg, dieser Konzentration entgegenzutreten, ist die öffentliche Verschuldung, welche die Staaten zu immer höheren Steuern zwingt und damit zur Zwangseinziehung des Kapitals der Besitzenden.

Allerdings nivelliert dieser Schritt lediglich die Konzentration des Kapitals im betroffenen Staat und auch nur, wenn ihm die Empfänger der Zinszahlungen aus den so erhobenen Steuern nicht wieder angehören, denn wenn letzteres der Fall ist, wird die Konzentration des Kapitals lediglich gelenkt und nicht verhindert.

Genau so verhält es sich aber heute auf der Welt, Staaten sind, mit Blick auf die Volkswirtschaften, nichts weiter als Schuldeneintreiber im Auftrag ihrer Gläubiger. Sie verhindern durch diesen finanziellen Aderlaß das Auseinanderklaffen von Arm und Reich in der Masse ihrer Kapitalbesitzer und stabilisieren auf diese Weise ihre Wirtschaften und bündeln auf diese Weise die auch weiterhin stattfindende Konzentration des Kapitals für ihre Gläubiger.

Ein Staat, welchem es nur um sein wirtschaftliches Wohl geht, wird zwar Steuern erheben, aber er wird sich nicht verschulden. Wenn aber andererseits ein Staat einen anderen Staat als seine Provinz ansieht, deren Wohlverhalten er sich nicht sicher ist, so ist es für ihn natürlich sehr zweckdienlich, diese Provinz bei sich verschulden zu lassen, sie dadurch zu höheren Steuern und damit zur Stabilisierung ihrer Wirtschaft zu zwingen und die in ihr auftretende Konzentration des Kapitals als Tribut einzufordern.

Freilich wird er diesen Tribut auch wieder der Weltwirtschaft zuführen müssen, um sie nicht zu ruinieren. Aber das wird er, verständig wie er ist, schon tun, und er allein kann auf diese Weise garantieren, daß es der Welt gut geht, keiner kann ihn daran hindern und darum liegt es in seiner Macht.

Oder er schafft es aus irgendeinem Grunde doch nicht, die trockengelegten Wirtschaften wieder zu bewässern.

Wirtschaften brauchen nämlich Strukturen, Regeln, welche Konsumerwartungen zu Grunde liegen.

Heute ist es aber bereits so, daß unsere Wirtschaften keine Eigendynamik mehr besitzen, nicht derjenige verdient sich eine goldene Nase, welcher den Geschmack des Publikums trifft, sondern derjenige, welcher über die Macht verfügt, dem Publikum einzureden, daß es seine Produkte konsumieren sollte.

Und das bedeutet, daß die Wirtschaft bereits völlig amorph geworden ist, eine graue Masse ohne innere Gesetze, welche lediglich zurückgibt, was man in sie hineinsteckt. Eine solche Wirtschaft kann einen auf sie verwendeten Kapitalüberschuß nicht binden, nicht sinnvoll innerhalb ihrer verteilen, weil es ihr schlicht an Regeln dafür fehlt, wer Kapital für was verdient. Und also wird das Kapital wieder abgestoßen.

Ganz allgemein fehlt es totalitären Herrschern an Gespür für den Wert vorhandener Strukturen. Sie reißen diese ein, und müssen es als totalitäre Herrscher ja auch, und wundern sich dann darüber, daß ihre Subjekte nicht mehr funktionieren.

Es ist immer das Gleiche. Übrigens kann aus diesem Grund der Kommunismus auch nicht auf den Sozialismus folgen. Auf den Sozialismus folgt der Verfall, sonst nichts.

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7. Mai 2012

Angewandte Menschenbilder

Eine kleine völlig unzusammenhängende Bemerkung vorneweg. Ich habe mich in den letzten Tagen unter anderem auch mit den Unzulänglichkeiten des MC68000 herumgeschlagen. Warum um alles in der Welt ist der dämliche Chip nicht in der Lage, das Naheliegende zu tun, wenn er auf folgende Sequenz stößt?

move.l  #$100000,d0
moveq   #10,d1
divu    d1,d0
clr.w   d0
swap    d0

d0 sollte nun eigentlich 6 enthalten, aber leider ist das nicht der Fall, d0 enthält 16. Das Problem ist divu, falls Sie sich fragen.

Nun, bei Licht betrachtet hat dieser Mißstand doch etwas mit dem Thema dieses Beitrags zu tun.

Ich habe angenommen, daß Chipdesigner ein Maximum an Funktionalität in einen Chip stecken würden und bin also zu der Überzeugung gelangt, daß divu in der obigen Zwickmühle den Rest korrekt liefern würde, weil divs ja das abgerundete Ergebnis der Division liefern könnte. Es wäre nicht optimal, aber weit besser, als selbst eine Schleife zu diesem Zweck schreiben zu müssen.

Mein Menschenbild von Chipdesignern war verzerrt, ich habe auf es gebaut und mußte anschließend eine halbe Stunde nach dem Fehler suchen.

Darin ist, könnte man sagen, auch schon alles enthalten, jedenfalls soweit es die Problematik der Anwendung von Menschenbildern betrifft.

Rassismus ist (und sei es positiver Rassismus Chipdesigner betreffend) in sofern problematisch, als er verzerrte Menschenbilder beinhaltet. Alles, was man gegen Rassismus sagen kann, läßt sich genau so auch gegen jedes andere Menschenbild sagen.

Heißt das, daß wir kein Menschenbild besitzen sollten?

Nun, wenn es das hieße, so gäbe es nur eine Anwendung eines Menschenbildes, nämlich die bereits beschriebene problematische, gewisse Dinge als erwiesen zu betrachten, weil sie dem Menschenbild entsprechen.

Wenn wir aber darauf verzichten, aus dem Menschenbild Schlüsse auf Fakten zu ziehen, wozu kann es uns dann überhaupt noch dienen?

Doch einzig dazu, auf seiner Grundlage die Untersuchung von Fakten in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Wenn ich also auch, um beim eingangs beschriebenen Beispiel zu bleiben, mit Recht von Chipdesignern annehmen kann, daß sie möglichst umfangreiche Funktionalitäten in ihre Chips stopfen, so wird mir diese Annahme doch nur dann nur nützen und nie schaden, wenn ich mich darauf beschränke, nach Funktionen, welche mir sinnvoll erscheinen, Ausschau zu halten.

Menschenbilder sind Verständnishilfen in dem Sinne, daß sie bestimmte Untersuchungen anregen, welche, wenn durchgeführt, Aufschluß über wesentliche Aspekte der Handlungen eines Menschen geben, im Beispiel die Antwort auf die Frage, wo die sinnvollen Funktionen versteckt wurden.

Es ist schwer, sich immer daran zu halten, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, doch was man mit Bedacht unternimmt, läßt sich auf das Kriterium der rechten Anwendung eines Menschenbildes prüfen.

Zwei Dinge möchte ich noch anfügen. Erstems. daß ein Menschenbild, wie jedes Modell, nur durch ein Gegenmodell, welches Antworten auf dieselben Fragen gibt und hinreichend gut mit den Beobachtungen übereinstimmt, ersetzt werden kann, andernfalls es höchstens unterdrückt wird. Das betrifft Rassismus ebenso, wie die Frage nach unserem Platz in der Welt.

Und zweitens, daß das wahre Menschenbild, welches schon alleine deshalb unzweifelhaft wahr ist, weil es seit Jahrtausenden wiedergefunden wird, gar keine Schlüsse auf Fakten zuläßt, sondern überall nur das Strömen nach Kräften sieht, welche außerhalb des Zwanges der Kausalität stehen.

Kausalität ist das Endprodukt geworfener Massen, gelenkt durch ihre Wechselwirkungen, entstanden als Verkörperungen der Ideen.

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