Verschreibung und Sinnempfänglichkeit
Verschreibung aber bedeutet, etwas für sich zu wählen, sich dazu verpflichten, es in die Welt zu bringen, daran zu glauben, ihm zu folgen, oder sich einer der Leidenschaften hinzugeben.
Dies begründet die Zeitalter, die Erschaffung des Schönen die Werke, der Glaube an das Wesentliche die Wunder und die Hingabe an die Macht die Wacht.
Es ist aber auch umgekehrt so, daß die Empfänglichkeit für das Schöne, Wesentliche oder Mächtige die Verschreibung voraussetzt: Wer sich zu keinem Werk verpflichtet, kennt auch Schönheit nicht. Wer nicht glaubt, kennt nichts Wesentliches. Wer sich seinen Leidenschaften nicht hingibt, kennt keine Macht.
So sehr das Christentum in das Zeitalter der Werke fällt, so sehr predigt es den Glauben, dies dem Gedanken folgend, daß das sich anschließende Zeitalter die Jenseitsvorstellungen des vorigen prägt, vergleiche Die heilige Hoffnung: Das Licht zwischen den Glauben (Glaube gibt es freilich in allen Zeitaltern, aber die Unterrichtung in ihm zielt auf Transzendenz und Wunder).
Glaube aber bedeutet, die Zukunft hinter einer bestimmten Wendung zu erwarten, weshalb der entsprechende Weg auch für sich selbst gewählt wird.
Wen Mißerfolg dazu bringt, seinen Weg zu ändern, der glaubt nicht an ihn. Wer seinen Glauben mit anderen teilt, schenkt ihnen Sinn. Wer hingegen seine Erfolgsrezepte weitergibt, verschenkt nur in dem Maße Wesentliches, in welchem sich diese in den Glauben der Beschenkten fügen. Zur Glaubenslosigkeit der Gegenwart vergleiche Gesellschaftlicher Umgang mit Mißgeschick.
Die Ethik der Ernte ist die Reinigung der Gesellschaft von den Ungläubigen, nichts anderes ist Harmageddon. Auch wenn Jesus Christus nicht zwangsläufig dort erscheinen wird, so wird er es doch auch nicht zu verhindern suchen. Es stellt sich also die Frage nach der Nächstenliebe. Nun, das Zeitalter der Wunder basiert auf Glauben, ohne Glauben wird Homo sapiens sapiens in ein paar Jahrzehnten ausgestorben sein. Das Christentum hat den Glauben 2000 Jahre lang gepredigt. Die Erfüllung der Offenbarung verfolgt den Zweck der Abschüttelung des Pragmatischen und der Befreiung zum Glauben, vergleiche Gründe und Zwecke der sieben Schalen des Zorns Gottes. Und Jesus Christus selbst kehrt wieder, um die Herrschaft des Tiers zu beenden, vergleiche das 19. Kapitel der Offenbarung. Konkret aber wird der Gläubige lieber sterben wollen, als in einer ungläubigen Gesellschaft zu leben, und das gibt das Maß für den Umgang mit jenen, welche Gott aus eigenem Entschluß nicht lieben wollen, vor. Letztlich, freilich, handelt es sich schlicht um die Notwendigkeit der Sammlung und Erhöhung des zur Reife Gelangten, weshalb der Vorgang eben auch Ernte genannt wird.
Was erwartet mein Herr von den Seinen? Zunächst, daß sie ihren Glauben kennen und benennen, darnach ihm folgen. Wenn die Sterne vom Himmel fallen, müssen wir erneut nach ihnen greifen.
Post Scriptum vom selben Tag. אלו רמכ = 777.
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