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31. Oktober 2022

Stationen der Seele

Der vorige Beitrag legt es nahe, Gnade, Los und Segen als innerseelische Antizipationen zu betrachten, welche sich von den übrigen dadurch unterscheiden, daß sie nicht an der Zeit, gleich welcher Form, selbst interessiert sind, sondern nur daran, was der Seele durch das Eintauchen in die Zeit widerfährt, in einer sozusagen überzeitlichen Sicht, welche die langfristigen, generationenübergreifenden Entwicklungen des Menschen festhält.

Hier nun möchte ich die Eindrücke beschreiben, welche zu dieser überzeitlichen Sicht gehören, den seelischen Kern der generationalen Erfahrung der Welt. Der Ansatz, welchen ich dabei verfolge, ist, Stationen anzunehmen, in welchen sich die Seele befindet, und in welchen sie sich glaubend bewähren muß, also in einem der drei Glaubensmodi.

Zunächst lernt das Kind sprechen, dann sich benehmen, aber daran erinnert sich der Mensch später nicht. Die erste Station, in welcher wir Gutes von Schlechtem trennen müssen, an welche wir uns erinnern, ist die Welt, welche wir entdecken, als Kind die materielle und als Jugendlicher die gesellschaftliche, aber das unterscheidet die überzeitliche Sicht nicht.

Das einzige, was die überzeitliche Sicht in dieser Station erfaßt, ist eventuelle Hemmung, wenn wir durch äußere Umstände an der Entdeckung, wie wir sie anzustellen gedenken, gehindert werden. Normalerweise ist es so, daß wir, wenn wir Gutes nicht weiter von Schlechtem trennen können, beten, aber im Rahmen der Entdeckung der Welt sind wir unter Umständen bereit abzuwarten, bis sich uns die Gelegenheit erneut bietet, worauf die Ausbildung Jugendlicher beruht, denn ihren Vorstellungen über die Entdeckung der Welt entspricht sie zumeist nicht.

Haben wir die Welt hingegen hinreichend erkundet, so wendet sich die Seele der Erfassung der geistigen Heimat zu, das heißt der Fixierung dessen, was sie über die vorgefundene Welt hinaus ersehnt, und wenn wir dabei alleine bleiben, beten wir darum, daß es andere auch erfassen mögen. Gibt es Gutes und Schlechtes, welches wir trennen sollten, doch bemerken wir es nicht, so fühlen wir uns in dieser und den folgenden Stationen desorientiert, und wenn wir beten sollten, aber nicht die Kraft dazu aufbringen, verzagt.

Haben wir die geistige Heimat hinreichend erfaßt und um Gleichgesinnte gebetet und sehen, wie es darum bestellt ist, so wendet sich die Seele der Erfassung der geistigen Dynamik zu, das heißt der Fixierung dessen, was die geistige Konfiguration zu verwandeln vermag. Treffen wir dabei auf eine Barriere, welche die Verwandlung hindert, so beten wir darum, daß sie fällt.

Haben wir also die geistige Dynamik hinreichend erfaßt und um Durchbrüche gebetet und sehen, wohin uns dies geführt hat, so wendet sich die Seele der Erfassung der Beseelung zu, das heißt der Fixierung dessen, wem ein Mensch jeweils folgt, und wenn wir uns dabei in einer Konfrontation verschiedener Fraktionen wiederfinden, beten wir für die Durchsetzung unserer.

Und also geht die Seele durch die Bereiche der Welt, geistigen Heimat, geistigen Dynamik und Beseelung, geplagt von Hemmung, Desorientierung und Verzagung, um die Reihe der Generationen auf ihrer Bahn zu führen.

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Vorgeschmack und Lebensgeheiß

Die Eindrücke der Gnade, des Loses und des Segens entspringen den Lebensgeheißen, der Vergleich
  • der Vorliebe mit der Abhängigkeit wird im Eindruck der Anteilnahme an der Gnade extrapoliert,
  • des (subjektiven) Glaubens mit der Gültigkeit in jenem der Wertschätzung des Loses und
  • des Gewissens mit der Verantwortung in jenem der Liebe des Segens,
wobei der Vergleich mit
  • der Vorliebe eine Antizipation der resultierenden Heimat erzeugt,
  • dem (subjektiven) Glauben eine Antizipation der resultierenden Eingezogenheit und
  • dem Gewissen eine Antizipation der resultierenden Artung, wohin Himmel und Hölle gehören.
Mit anderen Worten stört die Vernachlässigung
  • der Vorliebe schließlich auch das Gewissen,
  • des (subjektiven) Glaubens schließlich auch die Vorliebe und
  • des Gewissens schließlich auch den (subjektiven) Glauben.
Mein Leiden während Ingo Swann's und Alexander Grothendiecks Ableben war unbestreitbar eine Folter und kann durchaus als ein Vorgeschmack der Hölle verstanden werden, welcher sich aber darauf bezieht, was der Menschheit blüht, wenn das Bemühen, heim in die geistige Heimat zu kommen, erschlafft - ein Eindruck, welchen jene, welche sich am meisten darum sorgen, auch am ehesten spüren werden.

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30. Oktober 2022

Joche der Wahl

Wir haben bereits gesehen, daß es einem Staat am förderlichsten ist, seine Bürger ein gemeinsames Maß anerkennen zu lassen, aber gleichzeitig verbinden sich auch mit angenommener Pflicht und gelobter Treue Güter, auf welche wir nicht verzichten wollten, so daß sich die Frage stellt, was darüber entscheidet, was das Joch der Wahl ist, welches eine Gruppe bestmöglich fördert, oder, was dasselbe ist, welches die gruppenbestimmenden Aspekte sind, welchen die Joche angemessen sind.

Nun, es sind die folgenden:
  • Der Nachbarschaft ist das Maß angemessen, da es zur Abgestimmtheit führt,
  • der Blutsverwandtschaft ist die Pflicht angemessen, da sie zur Gewachsenheit führt, und
  • der Geistesverwandtschaft ist die Treue angemessen, da sie zur Verfassung führt,
und das deckt sich sowohl damit, daß mohammedanische Gesellschaften aus Stämmen erwachsen sind, als auch damit, daß es sich bei Religionen um Geistesverwandtschaften handelt, deren Anhänger sich also Treue geloben, um zur verhießenen Verfassung zu gelangen, daß Ehepartner sich die Treue geloben und daß Kinder Pflichten annehmen.

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Gemeinsam Verhießenes

Der vorige Beitrag führt auf die Frage, was gemeinsames Los, gemeinsamer Segen und gemeinsame Gnade eigentlich genau sind.

Das individuelle Los drückt sich in der eigenen Eingezogenheit aus, der individuelle Segen in der eigenen Artung und die individuelle Gnade in der eigenen Heimat (auch Lebenskreislauf, Nest, an die geistige Heimat angeglichene geistige Konfiguration), und im Falle des Segens und der Gnade läßt sich dies leicht auf die Gemeinschaft übertragen, nur bei der Eingezogenheit muß man etwas nachdenken, doch erhält dann, daß
  • aus gemeinsamer Weltsicht gemeinsame Eingezogenheit hervorgeht, welche in gemeinsamer Abgestimmtheit besteht,
  • aus gemeinsamer Pflicht gemeinsame Artung, welche in gemeinsamer Gewachsenheit besteht, und
  • aus gemeinsamer Treue gemeinsame Heimat, welche in einer gemeinsamen Verfassung besteht (gemeint ist die politische Ordnung, etwa diese).
In den biblischen Verheißungen, etwa Jesajas oder Johannes', erscheint die Gewachsenheit stets indirekt bei der Reflexion, welche Art Mensch solches wohl vollbringen könnte, die Verfassung hingegen direkt als das Verhießene und die Abgestimmtheit in Form von Konfrontationen mit Unabgestimmten, etwa im Rahmen der Ernte bei Johannes, und es ist auch so, daß die Abgestimmtheit nur im Kontrast zur Unabgestimmtheit auffällt, etwa wenn man dem paranoiden Nachbarn begegnet, und was wiederum die Ernte bei Johannes betrifft, so liegt die bedeutsame Veränderung der Lage seit November 2018 darin, daß sich die Frontlinie der Konfrontation mit den Unabgestimmten aus der Vertikale in die Horizontale gedreht hat, also nicht mehr zwischen Staaten verläuft, sondern zwischen Administrationen und Bürgern.

[Ich schreibe konsequent hat verhießen, wie auch hat gehießen. Bei hat verheißen läuft's mir jedes Mal kalt den Rücken 'runter, wenn's Swetlana Geier in den Brüdern Karamasow verwendet. Man darf nicht alles glauben, was Germanistikprofessoren behaupten. Warum sich nicht hinstellen und behaupten, es hieße hat geschmeißen?]

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29. Oktober 2022

Joche der Menschen

Eins führt zum Andern, und ich werd' von Einem zum Andern geführt, eine Feder im leichtesten Zug.

Es gibt drei Weisen, die Menschen unter's Joch zu spannen, ihnen ein gemeinsames Los, einen gemeinsamen Segen oder eine gemeinsame Gnade zu schenken:
  • das gemeinsam anerkannte Maß erlaubt es, die Menschen zu messen, und die so entstehende gemeinsame Weltsicht begründet ihr gemeinsames Los,
  • die gemeinsam angenommene Pflicht erlaubt es, die Menschen zu treiben, und die so entstehende gemeinsame Anstrengung begründet ihren gemeinsamen Segen, und
  • die gemeinsam gelobte Treue erlaubt es, die Menschen zu manövrieren, und die so entstehende gemeinsame Positionierung begründet ihre gemeinsame Gnade.
Ein vorzüglicheres Los ist es und ein sanfteres Joch, unter Menschen zu leben, welche sich messen lassen und selber messen, als stets Peitsche und Sporn zu fürchten oder darum zu bangen, wohin es einen als nächstes verschlägt. Eine höher stehende Zivilisation ist die christliche als die mohammedanische oder sozialistische. Doch während unser Maß uns zum Hohn verdreht wird, weicht der Typus des kompetenten, seinen Auftrag und sein Maß kennenden Politikers dem Typus des blind-treuen Vertreters übergeordneter Positionen, welchen wir ebensowenig über uns dulden können, ohne unsere Zivilisation zu verlieren, wie den des schreckhaften Statthalters, welcher die Peitsche auf Vorrat schwingt, denn sie sind unsere Richter, sie züchten ihre Brut heran.

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28. Oktober 2022

Los, Segen und Gnade

Ich habe seit Mai dieses Jahres versucht, bestimmte Eindrücke zu verstehen, welche mir in meinem Leben Fingerzeige waren, aber es war mir bisher nicht gelungen, und meine Vorstellung, daß sich in ihnen ein Kontakt mit bestimmten Geistern offenbarte oder sie Ausdrücke dessen seien, von einem ideellen Gebet betroffen zu werden, erfaßte die tatsächlichen Verhältnisse nicht, denn bei Zurechtgewiesenheit, Überwältigtheit und Vorbestimmtheit, wie ich sie nannte, handelt es sich um Vorgeschmäcker dessen, Gültigkeiten anzuerkennen, beziehungsweise Verantwortungen zu übernehmen oder Abhängigkeiten zu geloben, unabhängig davon, ob dies im Rahmen eines ideellen Gebets geschieht (welches im übrigen auch ein anderes wäre, als zuvor vermutet).

Auch möchte ich fortan statt von Zurechtgewiesenheit vom enthüllten Los sprechen, statt von Überwältigtheit vom enthüllten Segen und statt von Vorbestimmtheit von der enthüllten Gnade, wobei
  • das Los den Vorgeschmack der Wertschätzung der Abhängigkeit nach einer anerkannten Gültigkeit bezeichnet,
  • der Segen den der Liebe des Gültigen nach einer übernommenen Verantwortung und
  • die Gnade jenen der Anteilnahme an der Verantwortlichkeit nach dem Gelöbnis einer Abhängigkeit,
und damit übereinstimmend widerfährt uns durch
  • ein Amt ein Los,
  • eine Bahn Segen und
  • eine Erfahrungsweise Gnade,
wobei ich allerdings nur Segen und Gnade in folge eines ideellen Gebets kenne, das Los hingegen nur in folge von Spekulationen, doch gehen wir das in hinreichender Ausführlichkeit durch.

Gnade habe ich oftmals empfunden, zunächst die Lähmung in der Abhängigkeit von meinen Eltern, und erstmals ein paar Stunden später die Gnade der Abhängigkeit von Gott, soweit es meine Inspiration betrifft, beides im Alter von drei Jahren. Mit zwölf empfand ich die Einsamkeit und den Tod, welchen Schule und Beruf mir bescheren würden, unterbrochen von der Förderung durch die Hochschule, mit 20 die Beliebigkeit in den Händen von Professor J.M. und die Bodenlosigkeit der Stadt, mit 21 die Vergeblichkeit meiner Liebe zu W.F., mit 25 die Bitterkeit meiner Beziehung zu K.A. und das Siechtum des Lands, seit 30 die Gnade der vollständigen Abhängigkeit von Gott, mit 31 die Belastbarkeit meiner Ehe und in der letzten Zeit den Glanz, welcher das wahre Werk vom vorgeblichen unterscheidet.

Segen empfand ich erstmals am 17.12.2013 in Gestalt der Ahnung eines veränderten allgemeinen Bewußtseins, welche sich dann, in folge meiner Bitte, es herbeiführen zu mögen, am 15.2.2015 in einer Offenbarung entlud, doch bereits am 1.2.2013 empfand ich die Verfluchtheit, welche sich aus zynischer Gleichgültigkeit ergibt, ein Erlebnis, welches sich vom 11. bis zum 13.11.2014 wiederholen sollte.

Das auf mich zukommende Los empfand ich am 26.12.2004 als Schelte dafür, daß ich der Meinung gewesen war, daß Gott Seine Macht unter Beweis stellen müsse, im November 2018 als Verdammtheit nach vorherrschender Auffassung des Guten, wenn ich daran festhielte, die Erfüllung der Offenbarung als abgeschlossenes Kapitel zu betrachten, und am 6. April dieses Jahres fühlte ich mich hinsichtlich meines Verständnisses von μονογενὴς beschützt.

Charakteristisch an den Vorgeschmäckern ist, daß sie sich auf unsere Entscheidungen beziehen und uns also verkünden, was uns blüht, wenn wir etwas als gültig anerkennen (zwar ist etwas gültig oder ungültig, aber indem es unser Handeln anleitet, wird es oftmals zu einem Indiz von etwas weitergehendem, und in dem Sinne wird es anerkannt, also als verläßliches Anzeichen) oder die Verantwortung für etwas übernehmen oder uns von etwas abhängig machen, was uns jeweils einen unverbrüchlichen Anhalt gibt, durch welchen uns Gott Aspekte unserer Zukunft, nämlich wie sie unsere Sorge in der Rückschau beurteilen wird, offenbart.

Wir hätten also allen Grund, Déjà-vus zu empfinden, doch wenn wir sie empfinden, so nicht, weil sich unser Vorgeschmack eingestellt hat, vielmehr betrachten wir das als selbstverständlich, sondern eher schon empfinden wir sie, wenn es uns scheint, daß sich ein Vorgeschmack eingestellt hätte, welchen wir vergessen haben oder sogar vergaßen, als solchen festzuhalten, insofern uns ein Déjà-vu ja das Gefühl gibt, ein ewiges Wissen wiedergefunden zu haben.

Wenn dies die Ideen wären, an welche sich Platon wiedererinnert hat, so hätte er sich an all die ihm möglichen Leben wiedererinnert, welche sich an seine Entscheidungen knüpfen, nicht als Beweis seiner Reinkarnation, sondern als Beweis seiner Überzeitlichkeit, daß ein Teil von ihm auf all seine möglichen Leben zurückblickt.

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27. Oktober 2022

Aspekte des Glaubens an Gott

Der Glaube an Gott bewahrheitet sich in allen drei Zeitformen, nämlich sein
  • geschichtlicher Aspekt in der linearen Zeit,
  • begrifflicher Aspekt in der netzförmigen Zeit und
  • schöpferischer Aspekt in der punktförmigen Zeit.
Unter dem geschichtlichen Aspekt bewahrheitet er sich dadurch, daß Verwandtes Verwandelndes aufnimmt und Verhießenes bewirkt.

Unter dem begrifflichen Aspekt bewahrheitet er sich dadurch, daß wir
  1. erfassen, woran wir glauben,
  2. erfassen, welchen Ursprungs es ist, und
  3. erfassen, wie es mitgeteilt wird,
denn dadurch stehen wir in Beziehung zu Gott, daß unser Glaube von Gott inspiriert und erhört wird, und dadurch begreifen wir es, daß wir Eindrücke davon haben, welche wir sprachlich erfassen und uns und anderen durch sprachliche Vorhaltung, also der Vorhaltung eines Wortes zur Bezeichnung eines Eindrucks, vergegenwärtigen.

Und unter dem schöpferischen Aspekt bewahrheitet er sich dadurch, daß ein Augenblick der Weltgeschichte aus dem Entschluß heraus entsteht.

Das Gebet um die Gnade der Inspiration, welches charakteristisch für das Zeitalter der Werke ist, beruht in meinem Fall auf der Überzeugung, daß mein Glaube an das Schöne, wann immer ich ihn empfand, göttlichen Ursprungs war, und erfolgt im Gelöbnis, um Gott zu dienen, mein Streben auf es zu richten, zum ersten Mal, als ich drei Jahre alt war. Und mit 30 Jahren betete ich dann, daß mein Glaube nicht unerhört verhalle, sondern daß Gott über das Werk Seiner Knechte wachen möge oder andernfalls die Welt ohne mich weiterführen.

Die Wurzel der Erfassung der Transzendenz ist dabei wie gesagt der eigene Glaube, das eigene Erwarten, von welchem wir eben spüren, wenn es unter einem Einfluß steht, sei's ein göttlicher, sei's ein andrer, etwa telepathisch menschlicher, und auch spüren, wenn wir es mitteilen, sei's Gott oder Andren.

Daß das Zeitalter der Werke zugleich Wirkkräfte als Seinsgrund annimmt und Gott um Inspiration bittet, ist natürlich ein Widerspruch, welchen Parmenides in Über die Natur wie folgt einordnet:
So sollst Du denn alles erfahren: der wohlgerundeten Wahrheit unerschütterliches Herz und der Sterblichen Wahngedanken, denen verläßliche Wahrheit nicht innewohnt. Doch wirst Du trotzdem auch das erfahren, wie man bei allseitiger Durchforschung annehmen müßte, daß sich jenes Scheinwesen verhalte.
was den Betrachtungen zur Vereinbarkeit von Glauben und Materialismus, welche man von modernen Wissenschaftlern zu hören bekommt, haushoch überlegen ist, welche auch 2500 Jahre nach Parmenides die Konsequenz der folgenden Auffassung nicht verstehen:
Denn ein und dasselbe ist's was denkt bei den Menschen allen und einzelnen: die Beschaffenheit seiner Organe. Denn das Mehrere ist der Gedanke.
nämlich daß die göttliche Inspiration, oder auch die Freiheit des Willens, in jedem einzelnen Fall ein materielles Wunder gleich der Teilung des Roten Meeres darstellt.

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26. Oktober 2022

Zum Wandel der Gebete im Laufe der Zeitalter

Ich möchte meine bisherige Theorie der neuen und alten ideellen Gebete und der zeitgeistlichen materiellen präzisieren. Doch zunächst einmal muß der Glaube im vorigen Beitrag präzisiert werden, da es ansonsten zu heillosen Widersprüchen käme: Der Glaube, welcher sich herausschält und den Grund zur Wirkungsweise der Welt legt, ist der Glaube an den Seinsgrund, und wenn auf seine Herausschälung verzichtet wird, heißt das nur, daß sich der Seinsgrund der Erwartungen nicht ändert, was nicht dasselbe ist, wie daß sich die Erwartungen selbst nicht ändern oder der Glaube überhaupt.

Es gibt drei Seinsgründe, welche sich daraus ergeben, das Verhältnis zwischen den Rückschauen und dem Sein zu analysieren, nämlich
  • Anlagen, insofern das Sein abhängig ist,
  • Wirkkräfte, insofern Gesetze das Sein gültig beschreiben, und
  • Entschlüsse, insofern für das Sein Verantwortung getragen wird.
Es gibt mannigfache Abhängigkeiten und mannigfache gültige Verhältnisse, so daß sich die Gestalt des Glaubens an Anlagen und Wirkkräfte im Laufe der Zeit ändern kann, aber es gibt nur verantwortet oder nicht verantwortet, so daß der Glaube an den Entschluß seine Form im Laufe der Zeit nicht ändert.

Und damit können wir den Menschen als (an einen Seinsgrund) Glaubenden bereits für jedes Zeitalter beschreiben: Im Zeitalter
  • der Wunder glaubt er unverändert an den göttlichen Entschluß als Seinsgrund,
  • der Wacht schält sich sein Glaube an Anlagen als Seinsgrund heraus und
  • der Werke sein Glaube an Wirkkräfte als Seinsgrund.
Betrachten wir als nächstes die Zeichnung: Wie wird der Mensch in den drei Zeitaltern neu gezeichnet?

Im Zeitalter
  • der Wacht überhaupt nicht, da er den Umgangs- und Vorhaltungsweisen und Bestrebungen seines Gottes oder Daimons treu bleibt,
  • der Werke durch die durch den heiligen Geist der Zeit angepaßte Bestrebung, Gottes Willen wie im Himmel, so auf Erden geschehen zu lassen, und
  • der Wunder durch die Vorhaltung der sukzessive erkannten spirituellen Bedeutung.
Und schließlich die Aufhebung: Was hebt der Mensch in den drei Zeitaltern auf?

Im Zeitalter
  • der Werke gar nichts, da er sich in allem, was geschieht, aufgehoben fühlt,
  • der Wunder übernimmt er die Verantwortung für Entdeckungen und hebt sie also auf, indem er für ihre Bahn betet, und
  • der Wacht die Verantwortung für Nutzbarmachungen und hebt sie also auf, indem er für deren Bahn betet.
Und also ist der Mensch im Zeitalter
  • der Wacht Nutzbarmachungen aufhebend, fertig gezeichnet und schält seinen Glauben an Anlagen heraus,
  • der Werke aufgehoben, durch neue Bestrebungen gezeichnet und schält seinen Glauben an Wirkkräfte heraus, und
  • der Wunder Entdeckungen aufhebend, durch neue Vorhaltungen gezeichnet und sein Glaube an den göttlichen Entschluß fertig.
Jetzt werden Sie einwenden, daß es unmöglich ist, daß jemand fertig gezeichnet sei, weil seine Haltung sich ja doch ändert. Nun, sie ändert sich in der Tat, aber nicht in folge eines Gebets um eine neue Erfahrungsweise, sondern durch Lernprozesse, und dieser Beitrag behandelt den Wandel der Gebete, welcher auf diese Weise komprimiert dargestellt wird.

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25. Oktober 2022

Mein Menschenbild

Der Mensch ist aufgehoben, gezeichnet und glaubend,
  • aufgehoben durch das Geschehen, welchem er sich im gebietenden Gebet anvertraut,
  • gezeichnet durch die Reaktionen, welche er durch das entlohnende Gebet erfährt, und
  • glaubend an die Erwartungen, welchen die Wirklichkeit durch das fügende Gebet entspringt,
wobei er
  • sich dem Geschehen verbunden fühlt,
  • die Reaktionen als rechtschaffen betrachtet und
  • mit der entsprungenen Wirklichkeit zufrieden ist,
da er andernfalls nicht um dies betete.

Der Mensch ist also transzendent eingegliedert, analog seiner immanenten Eingegliedertheit in den Staat:
  • hier sich dem Geschehen gebietend anvertrauend, dort dem Staat,
  • hier Reaktionen durch das entlohnende Gebet auslösend, dort durch sein Einbringen,
  • hier die Wirklichkeit durch das fügende Gebet entspringen lassend, dort im Takt der Betriebs, in welchen sich sein Glaube einfindet.
Es gibt keinen prinzipiellen Grund zur Staatsfeindlichkeit, aber wer die transzendente Eingegliedertheit der immanenten wegen kompromittiert, handelt erbärmlich.

Doch ist auch die transzendente Eingegliedertheit auf ihre Weise einseitig und unvollständig, insofern der Mensch in ihrem Rahmen
  • aufgehoben ist, aber nicht aufhebt,
  • gezeichnet ist, aber sich nicht zeichnen läßt, und
  • glaubend ist, aber keinen weiteren Glauben findet,
denn auch dieses alles tut der Mensch, welcher nicht nur transzendent eingegliedert ist, sondern sich auch transzendent eingliedert, indem er
  • Verantwortung übernimmt, in deren Namen er für seine Bahn betet, also ein Geschehen, welches dasjenige durch sein Wirken aufhebt, für welches er Verantwortung übernommen hat, derart er es in verhießene Umstände führt, nachdem er einen Begriff der Verwandlung gewann und ihr verwandte (dienliche) Einrichtungen vorfand,
  • Abhängigkeiten bekennt, in deren Namen er für die Gnade einer ihr korrespondierenden Erfahrungsweise betet, welche ihn zeichnet, und
  • Gültigkeiten anerkennt, aus welchen neue Erwartungen entspringen, wodurch sich das Gebet im Namen ersterer um das entsprechende Amt, das heißt die entsprechende Wirkungsweise, vollzieht, derart sich der Glaube des Menschen weiterherausschält.
Das alles gestehe ich dem Menschen zu, aber nicht ohne göttliche Einwilligung, das heißt nur mit göttlicher Einwilligung ist er eingegliedert und kann er sich eingliedern, andernfalls keine Harmonie des Weltganzen vorstellbar wäre, ganz abgesehen davon, daß wir uns der transzendenten Einheit des Seins, beziehungsweise des Heils auch bewußt sind, wenn wir beten.

Und dies sollten wir im Auge behalten, wenn wir vom Menschen reden, wenn wir uns gegenseitig betrachten und mit einander umgehen.

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24. Oktober 2022

Zum Zwecküberdruß in der abendländischen Geschichte

Hier nun möchte ich das Stadium der Interaktionsanfechtung in der christlichen Gesellschaft, im modernen Staat und unter der liberalen Korporatokratie genauer betrachten.

Christliche Gesellschaft, moderner Staat und liberale Korporatokratie hängen mit den Phasen des Glaubenszykels zusammen, genauer gesagt handelt es sich
  • bei der christlichen Gesellschaft um seine gemeinschaftliche Phase,
  • beim modernen Staat um die persönliche Phase und
  • bei der liberalen Korporatokratie um einen die nächste dogmatische Phase einleitenden Auflösungsprozeß.
Dabei stützt sich die christliche Gesellschaft auf die in der voraufgegangenen dogmatischen Phase entwickelte Sozialwissenschaft, zum Zwecke der Etablierung einer christlichen Gesellschaftsordnung, auf welche sich wiederum der moderne Staat zum Zwecke der Ermächtigung des Individuums stützt. Das gehört alles zur ursprünglichen Theorie des Glaubenszykels.

Neu ist nur der Gedanke, daß christliche Gesellschaft, moderner Staat und liberale Korporatokratie ihres Zwecks überdrüssig werden, wobei ich letzteren noch näher bestimmen muß. Als die katholische Kirche mit dem Ablaßhandel anfing, war sie in ein Stadium getreten, in welchem sie ihre sozialwissenschaftlichen Kenntnisse auf andere Zwecke ausrichtete, nämlich Netzwerke zu bilden, welche dem Zeitalter der Wacht angemessener sind als jenem der Werke. Dies führte zur Reformation und diese dazu, daß eine verbindliche christliche Gesellschaftsordnung etabliert wurde, das heißt Bürgerrechte und -pflichten, und die Phase der sozialwissenschaftlichen Novellierung endete. Auf der Grundlage dieser Ordnung verfolgte der moderne Staat dann den Zweck, die Möglichkeiten seiner Bürger zu vergrößern. Und im Vietnamkrieg wurde der moderne Staat dieses Zwecks überdrüssig, indem er sich ebenfalls wieder der Bildung von Netzwerken, dieses Mal auf internationaler Ebene, zuwandte.

Und wie die Reformation der sozialwissenschaftlichen Novellierung ein Ende setzte, so haben auch die antikolonialen Kriege der staatlich organisierten gemeinschaftlichen Besserstellung ein Ende gesetzt, indem wiederum verbindliche Standards eingeführt wurden, welche die Stellung des Individuums klären, dieses Mal Infrastrukturstandards.

Sowohl christliche Gesellschaft, als auch moderner Staat haben sich bei der gemeinschaftlichen, beziehungsweise persönlichen Verfolgung des Glaubens schließlich verstrickt, indem sie begonnen haben, das partnerschaftliche Erbe des Zeitalters der Wacht weiterzuentwickeln, anstatt die Grenzen christlicher Partnerschaft zu akzeptieren, also wie ein Bürger, beziehungsweise ein Volk, zum andern steht.

Sozialwissenschaft mündete also in Bürgerrechten und -pflichten und Bürgerrechte und -pflichten in Infrastruktur, nicht ohne daß christliche Gesellschaft und moderner Staat dabei des christlichen Anspruchs überdrüssig geworden wären.

Die liberale Korporatokratie stützt sich nun auf die Infrastruktur, zumal die militärische der Vereinigten Staaten von Amerika, zum Zwecke der Förderung der Weltwirtschaft. In dieser Frage gibt es keinen christlichen Anspruch, doch eine christliche Vereinbarkeit, welche darin besteht, daß die Bürger der Förderung zustimmen.

Es gehört zu den Axiomen der liberalen Korporatokratie, daß die Bürger dies tun, sei es, weil die liberale Korporatokratie ihren Interessen dient, oder sei es auch nur, weil es die liberale Korporatokratie versteht, sie werbend für sich einzunehmen, denn wenn die Bürger ihrer Weltwirtschaftsförderung nicht zustimmten, fielen die Grundlagen, auf welchen sie beruht, in sich zusammen, und zumal die Einsatzbereitschaft des Militärs der Vereinigten Staaten.

Und grundsätzlich ist es so, daß derjenige über den Zweck bestimmt, welcher die Mittel hat, die Leser der Bibel die Sozialwissenschaft, die Bürger die Anerkennung der Bürgerrechte und -pflichten und wer auch immer es ist, dem sich die Bürger angliedern und -schließen und dadurch seine Infrastruktur aufrechterhalten, zunächst, jedenfalls im Westen, eben den Großkonzernen, und diese werden ihres Zwecks nicht überdrüssig werden, doch wenn ihr Zweck an Zustimmung verliert, wer hat dann die größten Aussichten darauf, daß sich ihm die Bürger vorübergehend angliedern und -schließen? Doch der, auf wessen Infrastruktur die liberale Korporatokratie vornehmlich aufbaut, wozu er sich allerdings beeilen muß, denn andernfalls würde er, wie schon gesagt, in den Zerfall der liberalen Korporatokratie mithineingezogen werden, und er kann ihres Zwecks durchaus überdrüssig werden, und wir werden schließlich auf unsere Weise zurechtkommen müssen.

Zugegeben nur eine kleine Ergänzung, aber eine, welche unsere Zeit betrifft.

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23. Oktober 2022

Zwangsvorstellung im Film

Schlagen wir den Bogen vom Roman des 19. Jahrhunderts zum Film des 20.

Unter einer Zwangsvorstellung sei stets eine Vorstellung der menschlichen Natur verstanden, welche einen dazu bringt, sich von der eigenen Vernunft, von der eigenen Sorge, vom eigenen Heilsbegriff abzuwenden, doch während der geheimnisvolle Besucher in den Brüdern Karamasow dies bewußt tut, weil ihm seine Achtung mehr gilt als sein Begriff vom Heil, rechtfertigt sich die Zwangsvorstellung im Film des 20. Jahrhunderts stets durch eine angeblich höhere Vernunft, welcher sie dient. Zwar sehen wir selbst heute noch Tendenzen, die eigene Sorge der eigenen Achtung oder Lust wegen in den Wind zu schlagen, doch hält das die stete Zunahme an Konformität nicht auf.

Erörtern wir also kurz die Frage, wodurch sich eine angeblich höhere Vernunft als solche disqualifiziert. Die Vernunft ist sich selbst nicht Feind, sondern hilft sich vielmehr durch die Mitteilung von Einsichten. Eine höhere Vernunft muß sich also positiv auf die Bedeutung von Einsichten auswirken, um sich als solche zu qualifizieren, und das heißt insbesondere, daß sie sich nicht auf Unfaßbares stützt, sondern auf das, was wir alle kennen oder zumindest kennenlernen wollten und können

Der erste Film, welchen ich in diesem Zusammenhang erwähnen möchte, ist Harper aus dem Jahre 1966. Hier wird bereits der Highway als militaristische Zumutung empfunden, als Wunde, welche der Kampf um die militärische Vorherrschaft in seiner Betonung der Effizienz in die privaten Heilsvorstellungen schlägt, als totalitärer Fremdkörper, mit welchem man sich im Ringen mit dem Feind infiziert hat, und Harper selbst erträgt die Zumutung in dem Bewußtsein, daß er, indem er dem Maßstab gerecht wird, die moderne Welt meistert, lebt, doch er tut es, ohne sich in sie einzufinden, als Randständiger, und alle Figuren in diesem Film legen Zeugnis wider sie ab.

In Harper, also, ist die Zwangsvorstellung konkret gegenwärtig und als solche allen zuwider. In Logan's Run, zehn Jahre später, ist daraus eine ins Philosophische gewendete Polemik geworden, als offensichtlicher Ausdruck einer Generation, welche sich auf diese Weise von der nämlichen Zwangsvorstellung emanzipiert, aber wirklich nur für eine kurze Zeit.

Zwar schlägt auch Poltergeist aus dem Jahre 1982 noch in dieselbe Kerbe, Entweihung von Friedhöfen der Gier wegen und so, aber schon 1981 trat in Thief ein neuer Typus auf die Bühne, welcher nicht mehr trotz oder gerade wegen seiner Randständigkeit lebt, sondern in fetischistischem Anvertrauen, und 1983 ist mit Never Say Never Again sozusagen die Bibel der erneuerten Zwangsvorstellung erschienen:
  • schon das Eingangslied ist im Ton räudigen Durchschlagens von Tag zu Tag gesungen,
  • dann entpuppen sich private Heilsvorstellungen als das Produkt von Gehirnwäsche, auch eine der pathologisierenden Unfaßbarkeiten der Psychiatrie,
  • als nächstes tritt die Bürokratie in ihrem unanfechtbaren Hoheitsanspruch auf,
  • dann darf Fatima Blush noch etwas sadomasochistisch pathologisierend nachwürzen,
  • bevor uns Herr Brandauer mit dem Gedanken vertraut macht, daß es einen Markt für Leben gibt.
So wäre die Welt samt den Menschen, und es vernünftiger, sich das einzugestehen. Aber schärft diese Brille unseren Blick oder verschwimmt das Leben hinter ihr? Wenigstens hinsichtlich der Frage, ob Regierungen an die Meinung ihrer Bürger gebunden sind, letzteres, und das ist der wesentliche Punkt bei der internationalen Verständigung, welche also unter anderem durch diese Brille sabotiert wird, was die fortgesetzten  Unvernünftigkeiten pars pro toto erklärt, wobei es einstweilen die vom Militär der Vereinigten Sraaten gestützte Korporatokratie ist, welche sich aus ihnen speist.

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Zwangsvorstellungen

Im Gegensatz zum Idioten und Verbrechen und Strafe quäle ich mich geradezu durch die Brüder Karamasow, nicht unbedingt, weil das Buch schlechter wäre, was ich nach 513 Seiten noch nicht abschließend beurteilen mag, sondern weil es einem allerhand Schwerverdauliches vorsetzt.

Dieses Mal geht es um den geheimnisvollen Besucher in Starez Sossimas Jugendjahren. Mir gefällt die Art und Weise, wie Dostojewskij hier Alltägliches moralphilosophisch auflädt ganz und gar nicht, bestenfalls ist es Bequemlichkeit, schlimmstenfalls der Grund zu einer irrigen Ethik, das kann ich noch nicht beurteilen, aber es scheint mir in jedem Fall geboten, klipp und klar zu sagen, was genau das Handeln dieses geheimnisvollen Besuchers bestimmt, um der hier allzu nahe liegenden Verleumdung einen Riegel vorzuschieben.

Einmal also hat er gemordet und ein zweites Mal stand er kurz davor, und beide Male folgte er demselben Gedanken, nämlich nicht mit einer bestimmten Lage leben zu können und es deshalb auch nicht zu müssen.

Die Lage, freilich, ist nicht von derselben Art. Beim ersten Mal besteht sie darin, etwas nicht verfolgen zu können, zu dem er sich aufgerufen fühlt, und das schließt in seinem Fall das Gebet um Gottes Hilfe in der fraglichen Angelegenheit ein, und beim zweiten Mal besteht sie darin, etwas getan zu haben, was er im Nachhinein lieber nicht getan hätte, und was er also gerne ungeschehen machen würde, indem er den Zeugen beseitigt.

Sie sehen also schon, was ich moniere: Menschen, welche, sobald sie etwas peinliches getan haben, darauf sinnen, dessen Zeugen umzubringen, dürften nicht allzu dicht gesät sein, und Menschen, welche jene, welche ihre Liebe ausschlagen, morden, auch nicht.

Grundsätzlich handelt es sich bei der Unfähigkeit, eine für einen selbst schmähliche Wahrheit zu ertragen, um Eitelkeit, aber hier ist sie gewissermaßen künstlicher Art, steigert sich der Betroffene in eine Haltung hinein, welche einer bestimmten ethischen Auffassung, nämlich der titelgebenden Zwangsvorstellung, Ausdruck gibt.

Die Grundverfassung hier ist Wehleidigkeit, Selbstmitleid, ein Mangel an der Disziplin, die Vernunft über sonstige Beweggründe zu stellen, in diesem Fall jene der Achtung, nicht der Lust, und daraus, wahrscheinlich unter Rückgriff auf Gottes Erbarmen, abzuleiten, daß ein jeder Mensch das Recht habe zu versuchen, als vernunftverschmähendes Tier glücklich zu werden, weil, und darin besteht die Zwangsvorstellung, das die Art des Menschen sei.

Dabei ist es nicht weiter ungewöhnlich, daß Jugendliche tatsächlich dazu neigen, sich so zu sehen und ihr Leben danach zu leben, doch nicht in offener Feldschlacht mit der Vernunft, sondern ihr bestmöglich ausweichend, und wenn sie tatsächlich in die offene Auseinandersetzung mit ihr gezwungen werden, geben sie klein bei, weil sie wissen, daß sie sich und die ganze Menschheit durch die im vorigen besprochene Ethik zu Tieren degradierten.

Was also letztlich für das Verhalten von Starez Sossimas geheimnisvollem Besucher verantwortlich ist, ist das Gefühl der Stimmigkeit einer zwangsvorstellungsbasierten Haltung, welche sich in seinem Fall aus dem Selbstmitleid mit seiner durch die Sorge geknechteten Achtung speist, aber ich wiederhole, daß, während Spannungen zwischen den Seelenteilen alltäglich sind, es einem Menschen für gewöhnlich bewußt ist, was es für ihn und seinesgleichen bedeutet, die Vernunft formal, also begrifflich in einer Zwangsvorstellung erfaßt, vom Thron zu stoßen, und auch ein Mensch, welcher sich dessen nicht bewußt ist, muß im Laufe der Zeit die Züge eines gehetzten Tiers annehmen, wenn er es tut.

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20. Oktober 2022

Sinn und Zweck des Unfaßbaren

Ich schrieb bereits über dieses Thema (10 Jahre ist es her!) und habe an und für sich auch schon alles über es gesagt, aber aufgrund seiner fortgesetzten Aktualität möchte ich ein paar Dinge explizit durchgehen.

Weil Wissen Macht ist, wird Wissen bisweilen geheim gehalten, aber die Geheimhaltung erfüllt auch noch einen anderen, wenn auch nahe verwandten Zweck, nicht Andere von seiner Macht auszuschließen, sondern sie dazu zu bewegen, in einer bestimmten Angelegenheit den eigenen Rat zu suchen.

Gewiß, sie würden diesen Rat nicht suchen, wenn sie von seiner Macht nicht ausgeschlossen würden, aber es ist dennoch nicht dasselbe, denn es kommt oft genug vor, daß sie an und für sich genug wissen oder in Erfahrung bringen können, um eine Aufgabe zu bewältigen und sich nur deshalb nicht an ihr versuchen, weil sie den Eindruck haben, selber weniger zu wissen.

Mit anderen Worten erfüllt auch die Geheimhaltung von ohnmächtigem Unwissen einen Zweck, nämlich eben jenen, den Anschein eigener Autorität zu steigern, und genau das ist das Unfaßbare: ohnmächtiges Unwissen.

Dabei ist das Unfaßbare buchstäblich nicht zu fassen, also inexistent, und muß es auch sein, um unfaßbar zu bleiben, wobei etwas nur teilweise erfaßtes bereits faßbar ist und auch sein muß, da wir nur das Mittel der Erfassung selbst, die Logik, vollständig erfassen.

Nach dem vorigen wird das Unfaßbare also gerade dort von Nutzen sein, wo das offen zu Tage Liegende hierarchisch behandelt wird, das heißt in Politik, Militär, Religion und Psychiatrie.

Andererseits muß das Unfaßbare selbstverständlich auch eine angenommene Relevanz besitzen, von welcher wir wissen, daß sie geeignet sein muß, das Urteil der Lebenserfahrung über die gegenwärtige Entwicklung zu erschüttern, und wodurch kann sie das?

Nun, sie muß entweder inexistente Gesetzesaufhebungen behaupten oder inexistente Faktoren unterstellen, wobei erstere stets auf letztere zurückgeführt werden können und es aus Gründen der leichteren Vorstellbarkeit auch werden, Faktoren, welche entweder das Wollen oder das Können betreffen.

Das Können betreffen in unseren Tagen geheim gehaltene Reserven, Technologien und Pläne und das Wollen böse Geister und Geisteskrankheiten. Da sich die militärische Führung hinsichtlich des Könnens rechtfertigen muß und nicht hinsichtlich des Wollens, stützt sie sich auf erstere drei, und zum Teil tut dies auch die Politik, aber nur zum kleineren. In der Hauptsache stützt sie sich, wie die Religion, welche es ausschließlich tut, auf böse Geister und die Psychiatrie eben, ebenfalls ausschließlich, auf Geisteskrankheiten.

Böse Geister und Geisteskrankheiten unterscheiden sich dabei nicht bloß bezüglich der Geistesauffassung, sondern auch hinsichtlich ihrer Verwendung. Die Gegenwart böser Geister muß nachweisbar sein, muß sich in äußeren Zeichen zeigen, das heißt in unüblichen Übeltaten: Kommen solche also an's Licht, so wissen die Bürger, beziehungsweise die Gemeinde, daß ein böser Geist von jemandem Besitz ergriffen hat und es nur noch darauf ankommt, diesen jemand zu finden, dessen Wollen also nicht auf gewöhnliche Weise aus seinem Handeln abgeleitet werden kann, worauf es in der hierarchischen Politik und Religion auch ankommt, denn wenn es keine solche Aufhebung der Vorhersehbarkeit gäbe, hätte die politische oder religiöse Führung ein vor den unüblichen eingetretenes übliches Übel ja vorhersehen müssen und wäre also, wenn es dennoch eintritt, entweder unfähig oder mit ihm einverstanden gewesen.

Ich bin freilich der Meinung, daß wir uns dies nicht bieten lassen sollten, am einfachsten, indem wir die politische oder religiöse Führung in einem solchen Fall zur Verantwortung ziehen. Und auch Generälen, welche Kriege mit dem Verweis auf Wunderwaffen in die Länge ziehen, sollte man nicht folgen, denn derartige Waffen entwickelt ein fähiges Militär vor dem Krieg.

Und was die Geisteskrankheiten betrifft, so müssen sie so beschaffen sein, daß sie den Geist gerade um so viel ohnmächtiger machen, als er tatsächlich ist, um die üblichen Zurechtweisungs-,  Förderungs- oder Beistandsmaßnahmen als aussichtslos erscheinen zu lassen.

Und das ist der Sinn und Zweck des Unfaßbaren: eine widerliche Ausnutzung des Glaubens der Menschen daran, daß es mehr gibt als das, was sie verstehen, welche es der Made erlaubt, sich über die Menschen zu setzen. Nicht im Verborgenen liegt die Macht des Okkulten, sondern offen vor aller Augen steht sie.

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18. Oktober 2022

Zur Verkürzung der Tage und den Schalen des Zorns Gottes

Ich hatte mich bisher nicht bezüglich der Frage festgelegt, ob die fünfte Schale vor oder nach der Machtergreifung des achten Königs auf den Sitz des Tiers gegossen wird, aber ich habe diesbezüglich seit 2018 an Erkenntnis dazugewonnen.

Ursprünglich klassifizierte ich die
  • Siegel als Katastrophen,
  • Posaunen als Übertretungen und
  • Schalen als Strafen,
und jüngst als zur Geschichte
  • der christlichen Gesellschaft,
  • des modernen Staats und
  • der liberalen Korporatokratie
gehörig, was sich offensichtlich nicht ausschließt, sondern ergänzt, doch stellt sich die Frage, wie die Strafen mit der beschriebenen Symmetrie der Geschichte zusammenhängen: Katastrophen und Übertretungen sind schlicht geschichtliche Ereignisse, aber Strafen ihrem Sinne nach Eingriffe in ihren Lauf.

Halten wir zur Beantwortung dieser Frage zunächst fest, daß Erschütterungen den Lauf der Geschichte beschleunigen, und daß die letzten drei Stadien der Symmetrie, also Machtherausforderungen, Interaktionsanfechtungen und Auffassungsrevolutionen, allesamt Erschütterungen sind, welche auch stets mit mannigfachen Veränderungen zusammenhängen.

Strafen, nun, sind auch Erschütterungen, welche zu den genannten hinzukommen, was plausiblerweise die Verkürzung der Tage begründet. Die Frage ist aber, wie sie es tun, ob sie Machtherausforderungen, Interaktionsanfechtungen und Auffassungsrevolutionen einleiten oder diese Erschütterungen verstärken, indem sie ihre Bewältigung zusätzlich erschüttern. Der Strafcharakter, beziehungsweise der Zorn Gottes, suggeriert letzteres, aber ich möchte die sechs Stadien im einzelnen durchgehen.
  1. Die durch Uranmunition verursachten Gesundheitsschäden straften ein konzernhöriges Militär mit Vertrauensverlust.
  2. Der Rohrbruch der Deepwater Horizon strafte eine konzernhörige Politik mit Vertrauensverlust.
  3. Ömm... gewisse Leute, welche die Wahrheit über die konzeptuellen Fehler des Globalismusses, zum Beispiel die so genannte offene Gesellschaft, verkündet haben, straften sie mit Vertrauensverlust. [Es dürfen ja nur zwei sein, und ich weiß wirklich nicht, welche beiden es sind, aber das sollte sich ja noch eindrucksvoll klären.]
  4. Ich bin geneigt, die Wahl Donald Trump's als die eigentliche Machtherausforderung aufzufassen, welche durch Waldbrände und Ausfälle aller Art verschärft wird.
  5. Eindeutig besteht die eigentliche Interaktionsanfechtung und Verfolgung der Liberalen in der Machtergreifung des achten Königs und der mit ihm verbündeten zehn, welche durch die fünfte Schale erschüttert, also sabotiert würde, was mir nach dem vorigen nun auch stimmig und nicht nur heilig erscheint, da es besser ist, diese Mißgeburt der liberalen Korporatokratie als solche zu erkennen und sie dann mit Gottes Hilfe loszuwerden, als daß sie mit Gottes Hilfe geboren wird. Ob es dann ein nuklearer oder vulkanischer Winter sein wird, welcher die Sonne verfinstert, lasse ich aber weiterhin offen, wiewohl mir ein vulkanischer grundsätzlich heiliger scheint und ich ihm auch weiterhin zuneige, doch ist das wohl mit Blick auf die anderen Siegel, Trompeten und Schalen nicht unbedingt ausschlaggebend.
  6. Bestenfalls wäre die Wiederkehr Christi die eigentliche Auffassungsrevolution und das Geschehen im Nahen Osten diente nur dazu, ihre weltgeschichtliche Bedeutung zu erhöhen.
So... ganz im Reinen bin ich noch nicht, aber es schält sich doch etwas Bestimmtes heraus, kein bloßes Zusammengebrachtes.

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Zum Unterschied zwischen militärischem und kirchlichem Auftrag

Der Auftrag der Kirche besteht darin, das Wohl der Gemeinde im Auge zu behalten und zu fördern, indem sie darauf achtet, was ihr frommt, und sie zur Frommheit anleitet, was, in meiner Terminologie, darauf hinausläuft, soziale Entwicklungsmuster zu empfangen und zu lenken, oder auch die Sozialität des Menschen nutzbar zu machen, wovon ich auch im vorigen Beitrag schrieb.

Und der Auftrag des Militärs besteht darin, die Entwicklung der Machtverhältnisse im Auge zu behalten und gegebenenfalls zu korrigieren.

Wenn nun die soziale Entwicklung zur Verschiebung der Machtverhältnisse führt, so mag dies sowohl für die Kirche, als auch für das Militär von Belang sein, und ist es im Falle der Kristallisation der Macht auch, doch während die Kirche dabei ihrem Auftrag gemäß den Ansatz verfolgt, die Parameter, welche für diese Verschiebung verantwortlich sind, aufzufinden und sich über ihre Regelung Gedanken zu machen, konzentriert sich das Militär seinem Auftrag gemäß lediglich darauf, das aufgrund dieser Parameter Erwachsene zurückzuschneiden.

Sowohl die Kirche, als auch das Militär müssen dabei ein Umdenken der Bürger bewirken, und zwar durch ideelle und soziale Appelle, im Falle des Militärs durch die Brandmarkung als Verräter und Feiglinge, welches aber hinreichend vorbereitet werden muß, damit die Appelle Gehör finden, und zwar durch die Etablierung eines Gefahrenbewußtseins.

Und hier überlappen sich die Gefahren, auf welche die Kirche und das Militär ihrem jeweiligen Auftrag gemäß aufmerksam machen, decken sich aber nicht.

Ich denke nämlich, daß etwas im Busch ist, wie man so sagt, daß wir eine Reihe von Ereignissen gewärtigen, welche zum einen seltsam scheinen und eine Erklärung heischen, und zum anderen beunruhigend sind und auf Gefahren hinweisen. Da werden Pipelines gesprengt und anschließend der Mantel des Schweigens darüber ausgebreitet. Da treten neuartige Viren auf, aber so genau wissen, wo sie herkommen, will man auch nicht. Was ist da los? Jetzt lesen wir, daß es Forschern der Universität Boston gelungen ist, 80% von Mäusen, welche sie mit menschlichen Lungen veredelt haben, durch einen Coronazweig zu töten, welchen sie durch geschickte Kombination des ursprünglichen Zweigs mit der Omikronvariante gewonnen haben. Und eine mögliche Aufklärung für all das gab ich bereits im Frühjahr 2020, nämlich daß die Impfung gegen eine Vireninfektion durch die Infektion mit einem abgeschwächten Virus erfolgen könnte, demgemäß also die Special Executive für Counterintelligence, Terrorism, Revenge und Extortion der Welt ein derart tödliches Virus vorgeführt hatte, daß sie sich dazu entschied, an ihm herumzubasteln, bis es nicht mehr so tödlich war, und es dann selber loszulassen, weil es ihr einfach nicht möglich war, Blofelds Labor zu zerstören. Einfach so behaupten hätte man eine solche Geschichte natürlich nicht können, aber mittlerweile stehen so viele Ungereimtheiten im Raum, daß die Skepsis gegenüber dem Phantastischen hinreichend geschwächt sein dürfte, um seiner öffentlichen Anerkennung nicht mehr im Weg zu stehen, und das gilt ganz allgemein für alle möglichen unglaublichen Enthüllungen, welche auf uns warten mögen und uns voraussichtlich darüber aufklärten, wer unser Freund ist und wer unser Feind und warum, wohingegen ich nur auf die Gefahr hinweisen möchte, welche sich aus der ganzen Heimlichtuerei ergibt und den ganzen präventiven Schutzmaßnahmen - in diesem Zusammenhang, versteht sich, andere Gefahren gibt es selbstverständlich auch noch, wovon ich an anderer Stelle handle.

Einstweilen führt also das Militär Regie, aber man muß es wohl auch als natürlich bezeichnen, daß zuerst die Auswüchse eines negativen Einflusses bekämpft werden, bevor man sich überlegt, wie man ihn beseitigen kann.

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17. Oktober 2022

Zwei Wege zur allgemeinen Anteilnahme am Gemeinschaftsschicksal

Im Zeitalter der Wunder beschäftigen wir uns mit unserer Abhängigkeit, bis wir einsehen, daß es unsere Verantwortlichkeit ist, welche unsere Abhängigkeit wesentlich bestimmt, indem erst sie uns partnerschaftlich verbindet, und so beschäftigen wir uns im Zeitalter der Wacht mit unserer Verantwortlichkeit, bis wir einsehen, daß es die Gültigkeit ist, welche unserer Verantwortlichkeit wesentlich bestimmt, indem sie uns durch die Ausnutzung der Gesetze der Natur ermächtigt, und so beschäftigen wir uns im Zeitalter der Werke mit der Gültigkeit, bis wir einsehen, daß es unserer Abhängigkeit ist, welche die Gültigkeit wesentlich bestimmt, indem sie uns dahingehend bildet, die Gültigkeit der Entwicklung dessen in Erfahrung zu bringen, wovon wir abhängen, und so beschäftigen wir uns im Zeitalter der Wunder mit unserer Abhängigkeit, und heute insbesondere mit unserer Abhängigkeit vom Schicksal unserer Gemeinschaft, das heißt, zunächst noch unserer Gesellschaft, bis wir es dadurch in die Hand nehmen, daß wir ihre Verfassung wählen.

Ich betrachtete im vorigen Beitrag eine maximal vulgäre und auch maximal simple Theorie des Verhältnisses zwischen Regierungen und Bürgern, welche den dortigen Anforderungen indessen genügte. Hier nun muß ich die Möglichkeit von etwas betonen, was ich dort ausblendete, nämlich daß eine Administration strengere Regeln befolgt, als es die Lasterhaftigkeit der Staatsdiener erfordert, wofür es eine Reihe praktischer Veranlassungen gibt, welche ihren Ursprung darin haben, daß keine Administration ihren Bürgern ideologischer als sie selbst erscheinen sollte, weshalb sich zum Beispiel die Kirche hinter den weltlichen Hoheiten versteckt.

Seien also, um ein genaueres Bild des Verhältnisses zwischen Regierungen und Bürgern zu malen, einerseits
  • Bürger,
  • Administration und
  • Regierungskurs
betrachtet, und andererseits
  • ideelle Unbedingtheit (Gottes Wille),
  • soziale Unbedingtheit (Vorschrift) und
  • materielle Unbedingtheit (Effizienz),
und zwar von Bürgern und Administrationen, wie sie einander erscheinen, und vom Regierungskurs, was er tatsächlich ist.

Von den theoretisch möglichen 27 Kombinationen gibt es nur sechs, da
  1. Regierungskurse nie sozial unbedingt sind, also mit anderen Worten souverän,
  2. Administrationen nie materiell unbedingt erscheinen (am effizientesten ist es immer noch, die Bürger auszurauben),
  3. materiell unbedingte Bürger sich nicht ideell unbedingt administrieren lassen, denn das hieße ja, daß sie die Ideologie der Administration akzeptierten, und auch keinen Raum für einen ideell unbedingten Regierungskurs lassen,
  4. derselbe auch bei sozial unbedingten Bürgern und sozial unbedingter Administration ausgeschlossen ist, und
  5. eine ideell unbedingte Administration einen materiell unbedingten Regierungskurs ausschließt.
Die verbleibenden sechs Fälle sind also
  1. m. u. Bürger, s. u. Administration, m. u. Regierungskurs,
  2. s. u. Bürger, s. u. Administration,  m. u. Regierungskurs,
  3. i. u. Bürger, s. u. Administration, m. u. Regierungskurs,
  4. i. u. Bürger, s. u. Administration, i. u. Regierungskurs,
  5. s. u. Bürger, i. u. Administration, i. u. Regierungskurs,
  6. i. u. Bürger, i. u. Administration, i. u. Regierungskurs.
Fall 1) betrachtete ich im vorigen Beitrag als S-Herrschaft. Die Fälle 2) und 3), sowie die Fälle 5) und 6) sind für den hiesigen Detaillierungsgrad äquivalent. Fall 4) ist die traditionelle Herrschaft der katholischen Kirche: Bischöfe aus allen Weltteilen nehmen stellvertretend Anteil am Schicksal der Gemeinschaft und beschließen im Konklave den Regierungskurs, und der Adel hält sich an seine Standesregeln.

Auf Fall 4) folgte Fall 2)~3), das Seelenheil wurde durch das weltliche ersetzt, und die Kristallisierung der Macht beschreibt den Übergang von Fall 2)~3) zu Fall 1). wobei das Ringen um die Macht, wenn nicht von Anfang an der Motor der Kristallisierung, so doch jedenfalls ihr Katalysator ist, denn Bestechung und Erpressung beschleunigen Angliederung und Anschluß nur, und etwas anderes fällt unseren Politikern nicht mehr ein, wenn sie Monopole anprangern, anstatt sie zu zerschlagen, versuchen sie, möglichst viel Macht über sie zu gewinnen.

Das also ist der erste Weg, hinein in die Schweineherrschaft und dann im Effizienzschatten ihrer Rollenvorgaben durch Aufbau einer Parallelkultur wieder heraus, was aber nicht ganz unbedenklich ist, denn zum einen könnte die Administration bereits in naher Zukunft durch künstliche Intelligenz erfolgen, was sie weit effizienter machte und es damit schwieriger, sie links liegen zu lassen, und zum anderen ist eine Parallelkultur stets relativ weit vom aktuellen Stand der Technik entfernt, welchen es aber nutzbarzumachen gilt.

Gingen wir zu Fall 4) zurück, würden zwar einige am Schicksal der Gemeinschaft anteilnehmen, doch zu wenige. Daß jene, welche an der ersten Auferstehung Anteil haben, heilig sind, heißt mit anderen Worten, daß Heiligkeit in diesen 1000 Jahren vergleichsweise häufig ist.

Und wenn wir in Fall 2)~3) bleiben, muß sich jede Reform letztlich doch der Effizienz beugen. Bleibt also nur noch Fall 5)~6), oder der Übergang zu einer ideell unbedingten Administration, was gleichbedeutend mit der Anerkennung von Idealisten ist, welcher eine Auseinandersetzung mit dem Wert von Idealen voraufgehen muß, und das ist der zweite Weg.

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15. Oktober 2022

Vom gegenwärtigen Rückzug aus dem Staat

Wir gliedern uns auf drei Weisen in den Staat ein, nämlich indem wir
  • uns in seine Entscheidungsprozesse einbringen,
  • uns seiner organisierenden Dynamik anvertrauen und
  • uns in die von ihm vorgesehenen Rollen einfinden.
Die Entscheidungsprozesse in westlichen Demokratien beruhen pro forma auf dem Mehrheitsbeschluß der Wahlberechtigten, de facto aber auf dem vorherrschenden finanziellen Interesse. Indem nun die Macht kristallisiert, ist die Bevölkerung zunehmend weniger im Stande, ihrem Willen durch finanzielle Anreize Gewicht zu verleihen, und also daran gehindert, sich einzubringen.

Gleichzeitig wird die Form zur Farce und die Aushöhlung der staatsbürgerlichen Haltung für jeden sichtbar, so daß auch niemand glaubt, daß sich ernstzunehmende Personen für das allgemeine Interesse einbringen.

Um zu verstehen, wie sich dies auf die Einfindung auswirkt, bedienen wir uns folgender, zugegeben maximal vulgärer Theorie:
  • ein Schwein (S) sei ein Mensch, welcher stets sein eigenes Interesse zum Schaden des allgemeinen verfolgen wird, und
  • ein Nichtschwein (N) einer, welcher es nicht tut.
Dann gilt der Satz von der Notwendigkeit der Zentralisierung der Macht über die Schweine, weil Schweinen eben kein Spielraum in Regierungsfunktionen zugestanden werden kann, und als sein Korollar, daß die S-Herrschaft (die auf Schweine eingestellte) undifferenziertere Rollen für die Bürger vorsieht als die N-Herrschaft, welche sich auf N-Regierungspersonal stützt, da es zu deren Differenzierung des Eingehens auf lokale Verhältnisse bedarf.

Gleichzeitig können wir aber auch betrachten, wie sich die Variation des S:N-Verhältnisses unter der S-, beziehungsweise der N-Herrschaft auf dieselbe auswirkt. > bezeichne dabei die stabiler-Relation und X/Y die X-Herrschaft über Y. Es gilt also
N/N > N/S > S/S > S/N,
denn differenziertere Rollen erlauben umfassendere Kontrolle als Standardrollen, und während sich Schweine gegen jede Herrschaft auflehnen, so Nichtschweine nur gegen die S-Herrschaft in folge ihrer geisttötenden Standardisierung.

Mit anderen Worten führt der Rückzug der Nichtschweine aus den Entscheidungsprozessen des Staats dazu, daß der Staat zu einer S-Herrschaft übergehen muß, und dieselbe bietet den Nichtschweinen nur Rollen, in welche sie sich nicht einfinden, konkret indem sie Rollen außerhalb des Systems übernehmen, von welchen sich die S-Herrschaft keinen Begriff machen kann, und deren einziger Autor sie selbst sind.

Auf diese Weise wird eine konzeptuelle Reinigung bewirkt, in deren Verlauf wir uns darüber klar werden, auf welche Weise wir leben wollen und können. Im übrigen expliziert die vorstehende Theorie die jahrtausende alte Einsicht, daß das Niederträchtige an sich selbst zu Grunde geht (6. Zeile Hexagramm 23, Kain und Abel bis Noah).

Und was das verbleibende Anvertrauen angeht, so ist die Notwendigkeit von Herren und Dienern, von welcher Markel Sossima noch in den Brüdern Karamasow spricht, schon seit der industriellen Revolution nicht mehr gegeben, seit sie nämlich nicht mehr nötig sind, um zu verhindern, daß die ganze Gesellschaft durch die Last der Feldarbeit gezeichnet ist.

Freilich, auch bei kristallisierter Macht gibt es Möglichkeiten, daß sich Nichtschweine noch in Entscheidungsprozesse einbringen, insbesondere, wenn ihnen gewisse schweinische Standesprivilegien zugestanden werden, welche sie genießen können, so lange sie den Wagen nicht gegen die Wand fahren - ein uraltes Argument für die Monarchie, aber analog auch für die nationale kommunistische Partei. Es ist vor diesem Hintergrund durchaus bemerkenswert, daß es in westlichen Demokratien so eingerichtet ist, daß das vorherrschende finanzielle Interesse sich nicht aus sachlogischen Gründen weiter um das allgemeine Interesse sorgen muß, sondern nur im Rahmen des wirtschaftlich geführten Meinungskampfes.

Das System lebt vom Nimbus seines Ertrags, doch verliert gleichzeitig seinetwegen seine Aufseher und wird durch die sie ersetzenden Selbstbediener zur eigenen Verkrüppelung gezwungen. Durchaus zu erwarten, wenn man seine Genese bedenkt. Die Frage, wohin es führt, wurde nie gestellt, nur wozu es geführt hat, unter bestimmten Umständen, welche nicht als Parameter erkannt wurden.

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14. Oktober 2022

Forgetting the foundation over the wedge

When you find that you can use a wedge to dig into a foundation, does it mean that you can use the wedge to split the foundation or could it be that you're only able to chip off the crust?

Because, when we speak about political wedge issues, a similar thing occurs. The foundation in that case is society's toolkit to resolve arguments and when a wedge issue cannot be resolved, it would seem that the wedge splits the foundation, but in reality the dissent might be rather superficial in terms of practical importance.

Wedge issues plague politics for two reasons:
  1. they are not resolved and hence accumulate,
  2. they tend to be superficial in practical importance, since otherwise they would be fatal, and unimportant issues are welcome distractions from important ones.
For instance, both the chances to be killed, because there was no gun control, and the chances to be killed, because there was gun control, are that of winning the lottery. And when I travel from Germany, with gun control, to Switzerland, without gun control, I don't feel any atmospheric change. So, as far as that goes, both sides of the divide can easily exist under the other side's thumb. Questions of protecting the form of government are another matter, however irrelevant the question of gun ownership in it may be, after all, guns didn't help the British keep India, but I do respect a person's wish to be on the safe side just as much as I respect a person's wish not to take a tool for the taking of human life into his hand and, consequently, his heart.

Or, for another example: abortion. If they forbid it in your state, you have to cross state lines at some times in your life to seek help from your enlightened siblings, and if they allow it in some other state, it is only a bother to you, when you feel that you're the hand of God and have to drive the wicked from the land. Hence, again, it is easy to co-exist, no matter how heartfelt the divide.

Kind of in line with this sort of reasoning is the fact that recently very marginal harm has become a matter of grave concern, and there are so many examples for this that I will name none, as if someone wanted to distract all attention from what's important to what's not, to skip the fact that we, because we have to, are able to resolve all important matters, and emphasise our inability to resolve the unimportant ones.

And I already wrote about the outcome of this, namely that we give up on our foundation, our toolkit to resolve arguments, and sink onto a lower cultural level on which disagreements can only be solved by revolutions, that is replacing the staff of all government agencies, and that this is not a level we want to live on. Of course, the beast and its horns must come to power somehow, and likewise there must be a reason, why we would want to get rid of them. At least, I reckon, that this is a lesson we will be able to understand.

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Zum Verhältnis zum Heiligen

Das Verhältnis zum Heiligen wird durch drei Kriterien bestimmt,
  1. ob einer etwas selbst als heilig empfindet oder sich sicher ist, daß es heilig sein muß,
  2. ob er etwas spezielles ins Auge faßt oder das Ganze und
  3. ob er an das Heilige glaubt, sich ihm anvertraut, oder nicht,
und entsprechend schwankt der Mensch zwischen sechs Polen,
  1. Idealismus und Fatalismus,
  2. Partikularismus und Generalismus, und
  3. Glaube und Unglaube,
woraus sich acht Verhältnisse zum Heiligen ergeben. Doch bevor ich zu ihnen komme, möchte ich zunächst das zweite Kriterium ignorierend die folgenden vier Verhältnisse festhalten:
  • fanatisch: gläubig fatalistisch,
  • beseelt: gläubig idealistisch,
  • pragmatisch: ungläubig fatalistisch,
  • wohlmeinend: ungläubig idealistisch.
So, und jetzt stellen Sie sich bitte vor, daß die nachstehenden Begriffe in der Tiefe des Raums angeordnet sind, wobei
  • fatalistisch links,
  • partikular vorne und
  • gläubig oben
steht und der Würfel von oben betrachtet wird.


ritualistisch fürsorglich

divinistisch
anhangend


abgeschreckt behilflich

flexibel
annehmend

Abraham verhielt sich divinistisch, als er Isaak zu opfern bereit war. Die christliche Geistlichkeit verhält sich größtenteils ritualistisch; die aztekische natürlich auch. Wenn es Roger Pomfret Hodgson mit Babaji ernst meinte, verhielt er sich anhangend. Seit 2015 verhalte ich mich vorwiegend fürsorglich. Wer sich nach der Decke streckt, verhält sich flexibel, und wer darauf Acht gibt, die Grenzen des Erprobten nicht zu überschreiten, abgeschreckt (wie Eier oder Spaghetti durch die kalte Dusche des Lebens). Beim Umweltschutz handelt es sich größtenteils um Angenommenes, und wer Gutes tut, weil es nicht schaden kann, verhält sich behilflich.

Die englische Kultur ist stark durch den Unglauben gezeichnet: Idealisiert wird die Abgeschrecktheit, dämonisiert das Annehmen (The road to hell is paved with good intentions), Flexibilität wird, wo es geht, übersehen, und Behilflichkeit, wo es geht, verborgen; durchaus im Einklang mit den Worten des Herrn, und was sollte man auch den Unschlüssigen schelten, der nur versucht, über die Runden zu kommen, oder den Gutmütigen ins Rampenlicht stellen, der den Segen seines Tuns nicht absieht?

Fanatismus ist unglücklich, dafür liefert Abraham bereits das beste Beispiel, Gott zu sehen, aber nicht einzusehen, was Er fordert, in welchem Sinne der Ausdruck blinder Glaube natürlich verwendet wird, und nicht in dem Sinne, wie ihn Christus Thomas gegenüber gebraucht, wo es nicht um's Einsehen, sondern tatsächlich um's Sehen geht.

Interessant an der Beseeltheit ist, daß sie das spirituelle Vorbild, den Meister sucht, in der jüdischen Tradition ausgehend von Noah, welcher der erste Beseelte war. Dies trägt dem Umstand Rechnung, daß wir weder dem Partikularen, noch dem Generellen unabhängig von Anderen dienen können, so daß sich natürlicherweise Schulen bilden, innerhalb welcher sich die Schüler gegenseitig anerkennen und schließlich sind auch unterschiedliche Schulen dazu angehalten, was aber nur aus Einsicht und Überzeugung erfolgen kann, und nicht aus politischen Motiven, welche es lange vorher fordern.
Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
ist eingebettet in ein Denken, welches
Und der Begriff wurde Fleisch [Fleisch wurde zum Inbegriff] und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
paraphrasiert, und ist also substantiell zu verstehen, also daß, wer zum Vater kommen will, gleichfalls den Begriff des Heiligen verkörpern muß, wodurch er substantiell, bis zu einem gewissen Grad, Christus gleicht und also durch diese Gleichheit zum Vater kommt. Die Vollmacht der Kirche, zu binden (Matthäus 18:18) oder Sünden zu vergeben (Johannes 20:23), ist davon nicht betroffen und betrifft es umgekehrt auch nicht.

Wirklich interessant in diesem Zusammenhang ist nur, daß Christus, als Fürsorgender, im Namen der Vervollkommnung (2) Anspruch auf einen bestimmten Teil der Weltgeschichte erhoben hat, welcher der Vorbereitung des Reiches Gottes auf Erden dient und mit Seiner Wiederkehr endet, denn das ist natürlich ein exklusiver Anspruch, welcher, wenn er sich behauptet, die Rolle anderer Schulen beschränkt.

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12. Oktober 2022

“Normal tinnitus”

As a studied mathematician I restrict myself to writing about my insights when it comes to observations and not about observations for curiosity's sake, and because of this I've skipped the topic at hand so far, although I've always held that it holds some significance.

Now, for a sound to have any significance, it must vary depending on certain parameters and I would describe the sound in question as the sound of a tiny circular saw cutting through metal, not too unlike a dental drill either, or, with some poetic license, as the soft, high pitched roar of an angelic waterfall, to mimic Elizabeth Clare Prophet's description of it.

That is, the sound is constantly fluctuating, relaxes and stresses, and hence, like with a boiling pot of water, one can associate a vigour with it.

Actually, the stress can intensify to a piercing pain, and I do know, why that happens, namely because of undue purposefulness, that is letting oneself be guided by a tried and tested formula where one should listen to the holy, a tendency that accompanies the frailty of age, when many start living in a shell of themselves made of familiar topoi.

Thus, the sound is a mirror of our devotion to the holy. And independently of this recent insight I've always known that I was fishing for compulsions when I was hearkening to this sound and that its vigour heralds the emergence of a compulsion, and although that hope is often frustrated, more often than not, there's always an objective impasse feeding the vigour. In other words, the vigour is a function of possessedness building towards ideational transcendent acts (prayers) that are part of delivering (ausliefern) oneself into the hands of the possessor.

We are responsible for following the commandments of our life, that is, the holy, and we do pray in the name of a thus induced compulsion for its unfolding in our impasse, that is, for our path, but it is usually not a personal impasse, but a societal one, caused by deficient understanding (Erfahrungsweise, literally way of experiencing) of man's role in the world, and hence we must pray in the name of the meaningfulness of a conceived better understanding for its grace, allowing everybody to continue with the unfolding of the holy, but the conception involved is rather difficult going through stages, of which I've passed the first two, namely
  1. awareness of the presence of the creative force, conceived along the lines of the connectedness of nature and backbone nerval energy meditation in particular,
  2. grasping of our relation to the creative force, conceived along the lines of the existential evaluation by the awareness of existence,
but we must pass one more stage, namely conceiving an actual program to live by in our relation to the creative force, and that is still wanting, although its lines are coming into view: purification, self-reliance, maintenance of social cohesion.

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11. Oktober 2022

Güterabwägung

Ich habe mich bisher auf den bequemen Standpunkt gestellt, daß jedes Gut das Gute in seinem jeweiligen Bereich darstellt, aber bisweilen wirken Güter über ihre Bereichsgrenzen hinaus, und dann stellt sich die Frage der Güterabwägung.

Wenn man sich die Adäquanzen und Stimmungen vergegenwärtigt, fällt einem ein gewisses Ungleichgewicht auf, denn Sinnhaftigkeit und Stimmigkeit, etwa, können sich offensichtlich nicht mit Aufgerufenheit und Heiligkeit messen, was nach einiger Besinnung auf die Frage führt, worum es den drei Zeitformen im Innersten geht.

Im Falle der punktförmigen Zeit streifte ich es vor kurzem, aber auch nicht ganz befriedigend in technischer Hinsicht. Worum es den drei Zeitformen also im Innersten geht ist
  • Verpflanzung im Falle der punktförmigen Zeit, in neuer Form wiederzuerstehen,
  • Ausleuchtung im Falle der netzförmigen Zeit, mögliche Verläufe der linearen Zeit gesetzeskonform mit einander zu verknüpfen, und
  • Entfaltung im Falle der linearen Zeit, dem eigenen Lebensgeheiß, der eigenen Vorliebe, dem eigenen (subjektivem) Glauben und dem eigenen Gewissen, auch gebundenes Heil genannt, Ausdruck zu geben.
Das gebundene Heil ist personengebunden, das freie ergibt sich daraus, die eigenen Vorstellungen zurückzustellen und sie in einvernehmlicher Koordination mit jenen anderer zu verfolgen, was konkret darauf hinausläuft, auf das entsprechende ideelle Gebet zu verzichten und es durch das entsprechende materielle zu ersetzen, nämlich
  • das Gebet um das Amt durch das fügende Gehet im Zeitalter der Wunder,
  • das Gebet um die Gnade durch das entlohnende Gebet im Zeitalter der Wacht und
  • das Gebet um die Bahn durch das gebietende Gebet im Zeitalter der Werke.
Und bezüglich dieser Güter empfinden wir Adäqnanz und Gestimmtheit, also
  • Sinnhaftigkeit und Stimmigkeit bezüglich der Verpflanzung,
  • Bedeutsamkeit und Geheuerheit bezüglich der Ausleuchtung und
  • Aufgerufenheit und Heiligkeit bezüglich der Entfaltung,
und bei den Bestürztheiten handelt es sich um fortgesetzte Schwierigkeiten bei der Verfolgung dieser Güter, genauer gesagt bei der
  • Betretenheit um fortgesetzte Unstimmigkeit bei Verpflanzungsschwierigkeit (aufgrund des Betretens von Neuland),
  • Beklommenheit um fortgesetzte Ungeheuerheit bei Ausleuchtungsschwierigkeit (aufgrund naturgesetzlicher Beschränkungen), und
  • Besessenheit um fortgesetzte Hilflosigkeit (das Heil ist die Hilfe, unheilig sind nur Taten, nicht die Ohnmacht) bei Entfaltungsschwierigkeit (aufgrund mangelnder Überblickung),
und damit sind die Bestürztheiten endlich exakt gefaßt.

Nachdem wir das nun haben, können wir mit der Abwägung beginnen. Wenn wir den einzelnen Menschen betrachten, ist seine Entfaltung das höchste Gut und Ausleuchtung und Verpflanzung Hilfsgüter, von welchen die Ausleuchtung das mächtigere ist, ohne daß er freilich je auf die Verpflanzung verzichten könnte.

Betrachten wir hingegen die Menschheit, so steigt die Ausleuchtung zum höchsten Gut auf, weil sie es ist, welche die geordnete Förderung der individuellen Entfaltung ermöglicht, wohingegen die Verpflanzung eine reine Betriebsnotwendigkeit ohne sozialen Gewinn bleibt. Freilich gilt dies nur, wenn sich die Ausleuchtung den genannten Zweck zum Ziel setzt und das Heil der Menschheit gleichsam erbt.

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10. Oktober 2022

Zur staatsbürgerlichen Haltung als Grundlage der staatlichen Einheit

Unter der staatsbürgerlichen Haltung verstehe ich die Haltung, welche ein Staatsbürger als solcher annimmt und durch welche er sich als Staatsbürger in den Staat einbringt.

Es gibt somit zwei Arten staatlicher Entscheidungen, nämlich
  1. solche, welche aus der staatsbürgerlichen Haltung folgen und
  2. solche, welche es nicht tun.
Statt von staatsbürgerlicher Haltung sprach ich zuvor auch vom Glauben oder der Ideologie eines Staates, aber ich möchte diesen Beitrag in seinen Grundzügen möglichst anspruchslos halten.

Verfassungen sind Versuche, die staatsbürgerliche Haltung zu fixieren, aber zum einen gelingt ihnen das üblicherweise nur partiell, und zum anderen führt die Fixierung oftmals, und nach einigen Jahrhunderten tat sie's sogar im Falle der Scharia, zur Verdrängung des Staatsbürgers als Wächter seiner Haltung durch Rechtsgelehrte, wodurch die staatsbürgerliche Haltung unter Vorbehalt gestellt wird.

Konzeptgemäß trägt jeder Staatsbürger die Verantwortung dafür, die staatsbürgerliche Haltung zu befolgen, gleich welche Stelle er im Staat einnimmt, und wenn sie an einer Stelle des Staates nicht befolgt wird, so obliegt es dem Rest, sie dort wieder in Kraft zu setzen (wie etwa von Moses für israelische Gemeinden, welche die mosaischen Gesetze nicht befolgen, vorgesehen).

In den heutigen Demokratien, nun, erfolgt die Entscheidung über jene Angelegenheiten, welche nicht aus der staatsbürgerlichen Haltung folgen, durch Mehrheitsentschluß. Dafür zwei Beispiele, welche verdeutlichen, daß sich daraus durchaus Zumutungen ergeben:
  1. die Frage, wo geraucht werden darf. Wenn es allen so ginge wie mir, der ich schon nach ein paar Stunden Raucheinatmen einen Katarrh entwickle, entspräche es freilich nicht der staatsbürgerlichen Haltung, das Rauchen im öffentlichen Raum zu erlauben, aber da ich diesbezüglich zu einer politisch zu vernachlässigenden Minderheit gehöre, steht es der Gesellschaft frei, die Angelegenheit nach dem Votum der Mehrheit zu regeln, und
  2. die Einführung des Flaschenpfandes, welches anständigen Bürgern nur Zeit und Geld raubt, aber diese Lasten der Allgemeinheit mit Verweis auf Problemfälle immernoch im Rahmen der staatsbürgerlichen Haltung auferlegt.
Bei anderen Fragen, etwa der Bekämpfung des Klimawandels oder Coronas, fordert die staatsbürgerliche Haltung angesichts ihrer Schwerwiegendheit ein vernunftgeleitetes Vorgehen, welches Kosten und Nutzen ermittelt und sie probabilistisch abwägt.

Leider teilen aber nicht alle diese staatsbürgerliche Haltung, legendär etwa die Gefälligkeitsgutachten für die Tabakindustrie. Und so kommt es, daß auch in den zuletzt genannten Fragen, der staatsbürgerlichen Haltung nicht entsprochen wird.

Selbstverständlich gibt es in diesem Punkt kulturelle Unterschiede, wobei ich der Meinung bin, daß umfangreichere staatsbürgerliche Haltungen höhere Zivilisationsstufen begründen, und zwar aus folgendem Grund.

Würde alles durch Mehrheitsbeschluß entschieden, oder auch durch einen anderen unvernünftigen Mechanismus, wie etwa Bestechung von Politikern und Richtern, so träte jedes Mal, wenn eine Entscheidung als mit der eigenen Haltung unvereinbar eingestuft würde, und das würde oftmals bereits bei simplen Fehlentscheidungen der Fall sein, der Revolutionsfall ein. Doch wenn es eine staatsbürgerliche Haltung gibt, welche die überwiegende Mehrheit der Haltungen der Bürger berücksichtigt (letztlich ihre (subjektiven) Glauben), derart, daß sie Verfahren zur gewissenhaften Problembewältigung bereitstellt, so tritt der Revolutionsfall erst dann ein, wenn die staatsbürgerliche Haltung nicht mehr befolgt wird.

Heute nun sehen wir, daß politische Entscheidungsprozesse der staatsbürgerlichen Haltung nicht entsprechen, und werden dazu aufgefordert, nicht diejenigen dafür verantwortlich zu machen, welche dafür verantwortlich sind (Politiker und Medien), sondern vielmehr anzunehmen, daß jene, welchen ihnen ihre Zustimmung geben, nicht bloß eine uns mißliebige Meinung vertreten, sondern in die Aufhebung der staatsbürgerlichen Haltung einwilligen, was aber nicht der Fall ist, weil ihre Zustimmung nur den einzuschlagenden Kurs betrifft und nicht die Methode der Navigation.

Fallen wir darauf herein, so geben wir unsere Zivilisationsstufe auf und trachten nur nach einer Kurskorrektur, welche zu korrigieren bald eine andere Partei trachten wird, doch wenn wir uns auf unsere staatsbürgerliche Haltung besinnen, so liegt gerade darin der Kitt, welcher die haltungswiederherstellende Revolution zusammenhält.

Zwar hört sich dies, so formuliert, nach nichts Großem an, genauer gesagt einer bloßen Übung in Konservatismus, europäischer Bürgerlichkeit, doch darf man dabei nicht vergessen, daß es sich bei dem hier Beschriebenen um eine bewußte Demolation handelt, eine künstliche Zuspitzung von Problemen mit dem Zweck, die staatsbürgerliche Haltung außer Kraft zu setzen, welche erschreckend weit gediehen ist, und nicht um die grundlegenden Probleme unserer Zeit. Was also bewußt eingerissen wurde, das wüßten wir schon wieder aufzubauen, aber sollte uns das, so betrachtet, übermütig stimmen oder lediglich als Ausweis der Vernünftiggebliebenen dienen?

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7. Oktober 2022

Erwägung der Symmetrie von Siegeln, Posaunen und Schalen

Die Zeilen des I Chings betreffen
  1. die Würdigkeit der Lust,
  2. die Würdigkeit der Achtung,
  3. die Würdigkeit der Sorge,
  4. die Gewachsenheit der Lust,
  5. die Gewachsenheit der Achtung,
  6. die Gewachsenheit der Sorge,
und auch die Siegel, Posaunen und Schalen lassen sich in diesem Licht betrachten. Genauer gesagt möchte ich folgende Symmetrie vorschlagen:
  1. Machtäußerung (Pergamus),
  2. Interaktionsäußerung (Smyrna),
  3. Auffassungsäußerung (Ephesus),
  4. Machtherausforderung (Philadelphia),
  5. Interaktionsanfechtung (Sardes),
  6. Auffassungsrevolution (Thyatira).
Siegel (christliche Gesellschaft)
  1. Wilhelm der Eroberer,
  2. die Anarchie,
  3. die Magna Carta,
  4. der schwarze Tod,
  5. Jan Hus (Verteidiger der christlichen Interaktion),
  6. die Aufteilung der Neuen Welt.
Trompeten [2] (moderner Staat)
  1. verbrannte Erde,
  2. Kolombos Ausbruch sinnbildlich für Englands Aufstieg zur führenden Seemacht,
  3. Meyer Amschel Rothschilds Geburt und jene des modernen Finanzwesens,
  4. das Jahr ohne Sommer,
  5. der Vietcong (Verteidiger der nationalstaatlichen Interaktion),
  6. der Irakkrieg als Bote der unipolaren Welt nach dem Ende des Kalten Kriegs und im Gefolge des Kriegs gegen den Terror nach den Anschlägen vom 11. September 2001.
Schalen (liberale Korporatokratie)
  1. Uranmunition,
  2. unter den Teppich Kehren des Deepwater Horizon-Rohrbruchs,
  3. Ach wie gut, daß niemand weiß, daß ich... ömm... ihr ihr Schicksal weis'?
  4. Wald- und Weltbrand sinnbildlich für Ausfälle aller Art,
  5. Verfinsterung der Sonne und Zungezerbeißen des Rauchs wegen sinnbildlich für die Anfechtung der Liberalen (Verteidiger der liberalen Interaktion),
  6. Vorbereitung Harmagedons, Anbruch der tausendjährigen Herrschaft der Heiligen.
Das läßt sich alles recht leicht verteidigen, der Grund, freilich, aus welchem ich nach einer Symmetrie der Siegel, Posaunen und Schalen geforscht habe, ist, daß ich das Gefühl habe, daß es sich bei den sieben Donnern um Prüfungen handelt, und daß sich eine Symmetrie der ersteren vielleicht auf letztere übertragen läßt.

Es ist nämlich so, daß ich das Gefühl habe, daß die Überblickung, von welcher ich im Beitrag Die Prüfsteine der Vervollkommnung in den drei Zeitaltern geschrieben habe, drängt, und daß sie mit den sieben Donnern im Zusammenhang steht. Übrigens, da ich hier immer sieben sage, das Siebte ist immer das Ende des Alten, aber ganz vergeht das Ältere nicht, bis alles vergeht, mit anderen Worten fallen das siebte Siegel, die siebte Posaune und die siebte Schale alle in dieselbe Zeit, wenn auch nicht auf denselben Tag.

Nun, ob es tatsächlich einen Bezug zu den sieben Donnern gibt, kann ich natürlich nicht wissen, aber die Betrachtung im Beitrag Töne als zurücksetzende und voranschreitende Gebete aufgreifend komme ich auf die folgenden sechs Prüfungen, welche sich auch unter Einhaltung der folgenden Regeln aus dem I Ching herleiten lassen:
  • c, d: Yang in der unteren Zeile des oberen Trigramms,
  • e, f: Yang in der mittleren Zeile des oberen Trigramms,
  • g: Yang in der oberen Zeile des oberen Trigramms,
  • Fundamentlegung der Lust: 1. Zeile,
  • Verschreibung der Lust: 4. Zeile,
  • Fundamentlegung der Achtung: 2. Zeile,
  • Verschreibung der Achtung: 5. Zeile,
  • Fundamentlegung der Sorge: 3. Zeile,
  • Verschreibung der Sorge: 6. Zeile,
und welche die folgenden drei Herausforderungen auf ihre jeweilige Weise zu meistern haben:
  • den Trug der Janusköpfigkeit von e-c, der Scheinbarkeit der Güter,
  • die f-d im Wege stehende Verborgenheit der Partner und
  • die g im Wege stehende Vagheit des Glaubens,
nämlich
  1. zur Würdigkeit der Lust die Vorsicht angesichts des Trugs bei der Wahl der Güter (1. Zeile Schaum, Pergamus),
  2. zur Würdigkeit der Achtung die Initiative angesichts der Verborgenheit der Partner dabei, sie zu finden (2. Zeile Siedepunkt, Smyrna),
  3. zur Würdigkeit der Sorge die Unbeirrtheit angesichts der Vagheit des Glaubens dabei, ihm zu folgen (3. Zeile Quelle, Ephesus),
  4. zur Gewachsenheit der Lust die Eigenverantwortung angesichts des Trugs bei der Wahl der Güter (4. Zeile offene Schleusen, Philadelphia),
  5. zur Gewachsenheit der Achtung das Durchhalten angesichts der Verborgenheit der Partner, bis sie sich zeigen (5. Zeile Austrocknung, Sardes),
  6. zur Gewachsenheit der Sorge die Gewahrung des eigenen Glaubens angesichts der gesellschaftlichen Vagheit des Glaubens (6. Zeile Ausläufer, Thyatira).
Nun, ob es sich dabei um sechs der sieben Donner handelt, kann ich, wie gesagt, nicht sagen, aber es besteht tatsächlich eine Beziehung zwischen den genannten Zeilen des I Chings und der entsprechenden Gemeinde. Und davon ausgehend müßte Laodizea das grundsätzliche Urteil (ohne Zeilen) des 2. Hexagramms, Boden, zugewiesen werden, welches da lautet:
Das Aufnehmende bringt sublimen Erfolg, führt durch die Beständigkeit einer Mähre weiter. Wenn der überlegene Mann etwas unternimmt und zu führen versucht, geht er irre. Aber wenn er folgt, findet er Anleitung. Es ist günstig, Freunde im Westen und Süden zu finden, und Freunde im Osten und Norden zu meiden. Stille Beständigkeit bringt günstiges Geschick,
wobei Osten: reich, Westen: arm, Norden: kriegerisch, Süden: friedlich.

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6. Oktober 2022

Ein paar Gedanken zu Iwan Fjodorowitsch Karamasow

Aljoscha ist, nach seinem Gespräch im Gasthaus mit seinem Bruder Iwan, wieder bei seinem Starez, und was ich bis zu diesem Punkt zu Iwan Fjodorowitsch zu sagen habe, ist folgendes.

Iwan gibt vor, an den Leiden der Unschuldigen zu leiden, über welche er die schillerndsten Berichte sammelt, etwa über türkische Soldaten, welche Säuglinge in die Luft würfen, um sie mit dem Bajonett aufzufangen, oder sie mit dem Lauf der Pistole neckten, nur um dem lachenden Kind dann ins Gesicht zu schießen, alles vor den Augen der Mutter.

Ich möchte aber meinen, daß niemand, welcher solche Berichte nicht aus professionellen Gründen, etwa als Schriftsteller, und Iwan ist einer, sammelt, sondern aus privaten, wie Iwan von sich behauptet, ein anderes Motiv hat, als die eigene, ausgelebte Verachtung der Menschheit zu rechtfertigen, denn wer tatsächlich an den Leiden der Unschuldigen leidet, wird sich nicht so quälen wollen, und wer hinreichend grob ist, sich damit abzufinden, daß gemäß der Gaußschen Normalverteilung unter einer hinreichend großen Zahl von Fällen alles auftritt, wird nichts besonderes an ihnen finden.

Während Iwan nun das Gefühl hat, daß Pawel Fjodorowitsch ein Psychopath sei, ein Gefühl, daß ich bei seinen Ausführungen zum Abschwören des Glaubens auch einen Augenblick lang hatte, habe ich also das bestimmte Gefühl, daß Iwan ein Psychopath ist, oder, wenn nicht, Dostojewskij was Iwans Persönlichkeit angeht, lügt, oder auch Iwan selbst über sicht selbst.

Aber Dostojewskij spinnt diesen Faden weiter, indem er Iwan die Geschichte vom Großinquisitor erzählen läßt, in welcher Iwan obendrein eine Lösung für das Problem des unschuldigen Leidens anbietet, nämlich die Menschen nicht vor die Aufgabe zu stellen zu entscheiden, was gut und was böse ist, wodurch sich die Konsequenten selbst zu Grunde richteten und die Inkonsequenten gegenseitig, sondern sie davon zu überzeugen, daß nur die (katholische) Kirche dazu befähigt sei, welche sie also freiwillig in allen ethischen Fragen konsultieren würden und ihren Rat befolgen.

Iwan hält die Menschen im Großen und Ganzen für zur ethischen Einsicht und Selbstregierung unfähig, und betrachtet die Ausnahmen als Götter unter ihnen. Aber natürlich reizt es jeden Menschen, sich an dieser Göttlichkeit zu versuchen, und jeder betrachtet sich als den Helden der von ihm erlebten Geschichte. Weshalb also sollte das subjektive Gefühl, etwas besonderes geleistet zu haben, einen anderen davon ausschließen, auch etwas subjektiv für besonders gehaltenes zu leisten?

Auch würde man einen Hirsch nicht zur Monogamie anhalten und einen Menschen nicht dazu, wie er keinen Unterschied zu machen, und wenn wir also jedem Ding seine Natur gönnen, so müssen wir dem Menschen auch zugestehen, daß es nicht seine Aufgabe ist, sich um die Menschheit zu kümmern, sondern um die Gegenstände, welche zu seinem Leben gehören und welche ihm in seinem Leben begegnen, und wenn er nur gelassen wird, dies zu tun, so muß daraus seine Bestimmung genauso erwachsen, wie sie Hirschen aus ihrer Natur erwächst.

Als Smerdjakow Fjodor Pawlowitschs Tod plant, gleich ob selbst ausgeführt oder durch Anheizung Dmitrij Fjodorowitschs, sei es aus Angst vor Mitjka oder weil er sich nicht länger vor ihm mäßigen mag, einem Narren, welchen nur seine adelige Geburt erhebt, versteht Iwan zwar Pawel Fjodorowitschs manipulative Absicht, vermutet sich aber selbst als ihr Ziel und begnügt sich damit, gänzlich nebensächlich von der an ihn herangetragenen Suggestion abzuweichen, um nur ja selbst nicht in eine Falle zu gehen, auch wenn er nach seinem Gespräch mit Smerdjakow wissen muß, daß nicht sein, sondern das Leben seines Vaters bedroht ist.

Mit anderen Worten läßt Iwan Pawel also seinen Plan ausführen, auch wenn er ihn schlicht dadurch, nicht abzureisen, ohne die geringste Gefahr für sich selbst hätte vereiteln können. So weit ist es also mit Iwans Mitleid und tatkräftiger Hilfe her. Dennoch, er sieht es ja ein und nennt sich einen Schuft, ist also kein Psychopath.

Und was Smerdjakow angeht, so sagte ich ja bereits zuvor, daß er, im Gegensatz zu den Karamasows, nicht annimmt, daß sich Gott ausgerechnet um ihn kümmern würde, und so kümmert er sich eben um sich selbst, nimmt die Reden der Karamasows ernst, welche sie selbst, auf die Größe ihres Charakters vertrauend, als bloße Worte abtun: Ein Beispiel, freilich, kindlicher Unbeschwertheit und der Zumutung der Verantwortungsübernahme.

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4. Oktober 2022

Zur Janusköpfigkeit des systemimplementierten Schlaraffenlands

Jetzt habe ich eine ganze Reihe von Beiträgen über den e-c-Akkord der abendländischen Geschichte geschrieben, aber wirklich präsent ist seine Bedeutung bisher nicht geworden.

Beginnen wir mit der Bedeutung von Implementation. Implementieren bedeutet, etwas auf der Basis oder im Rahmen von etwas anderem entstehen zu lassen, etwa ein Computerspiel auf einem bestimmten Computermodell.

Wenn ich also von systemimplementiert spreche, so meine ich die Realisierung auf der Grundlage des historisch gewachsenen sozio-ökonomischen Systems.

Seit Karl Marx gewinnt die Meinung an Zustimmung, daß es jetzt weniger darauf ankäme, unsere technischen Mittel weiter zu entwickeln, als darauf, sie zielgerichtet einzusetzen, und seit der Einführung des Internets sehe ich auch keine menschendienliche Entwicklungsperspektive mehr. Vielmehr sehe ich, wie sich das System gegen menschendienliche Internetanwendungen stellt, etwa am Beispiel von Google Maps, welches der Menschheit einst gestattete, sich anhand von von ihr beigesteuerten Photos vor Augen zu führen, wie schön die Welt ist, nur daß die Finanzierung dieser Infrastruktur nicht ins System paßte.

Dennoch kam es im kapitalistischen Westen bis 2020 nicht zum offenen Bruch mit dem Prinzip, daß jeder im Stillen zur Verbesserung unserer technischen Möglichkeiten beitrage, und die Allgemeinheit, gleichfalls schweigend, sich an dem erfreue, was ihr der Fortschritt schenkt.

Dann aber, im Frühjahr 2020, brach sich das Prinzip, daß die Beteiligung an einem politischen Ideal wichtiger sei, als persönlich seinen Idealen treu zu bleiben, erstmals im kapitalistischen Westen praktisch Bahn, und seitdem ist es dabei geblieben und wird auch dabei bleiben, weil Marxens Meinung, daß nun endlich die Zeit für's Schlaraffenland gekommen sei, längst Mehrheitsmeinung ist.

Nur sind wir im kapitalistischen Westen natürlich zu vorsichtig, um an das, was sich bewährt hat, Hand zu legen, und daraus folgt zwangsläufig, was wir gegenwärtig beobachten, nämlich die Arme des Systems allerorten schlaraffisch einzuspannen. Und darin liegt die Janusköpfigkeit,
  • einerseits wird nun alles am Schlaraffenland gemessen, und kein anderes Ideal vermag sich Gehör zu verschaffen, doch
  • andererseits diktiert die Sachlogik des Systems alle Entscheidungen, und sie ist für alle ideellen Erwägungen taub, da sie auf bereits versteinerten Idealen beruht.
Und weil dies so ist, weil sich die Gegenwart paradiesisch schmückt, doch über die Zukunft nach fanatischen Formeln entschieden wird, ist es so wichtig, die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und insbesondere unserem Schicksal durch mit einander rivalisierende Prophezeiungen zu ersetzen, welche bewirken, daß wir uns nur noch im Nachhinein darüber Rechenschaft geben, was eingetreten ist und was nicht, und darüber vergessen, daß es unser Leben hätte sein sollen, was wir also kommentieren. Das prophezeie ich, mag sich jeder selbst ein Urteil darüber bilden, wodurch eine Prophezeiung den Boden des Lebens verläßt.

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