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27. Oktober 2022

Aspekte des Glaubens an Gott

Der Glaube an Gott bewahrheitet sich in allen drei Zeitformen, nämlich sein
  • geschichtlicher Aspekt in der linearen Zeit,
  • begrifflicher Aspekt in der netzförmigen Zeit und
  • schöpferischer Aspekt in der punktförmigen Zeit.
Unter dem geschichtlichen Aspekt bewahrheitet er sich dadurch, daß Verwandtes Verwandelndes aufnimmt und Verhießenes bewirkt.

Unter dem begrifflichen Aspekt bewahrheitet er sich dadurch, daß wir
  1. erfassen, woran wir glauben,
  2. erfassen, welchen Ursprungs es ist, und
  3. erfassen, wie es mitgeteilt wird,
denn dadurch stehen wir in Beziehung zu Gott, daß unser Glaube von Gott inspiriert und erhört wird, und dadurch begreifen wir es, daß wir Eindrücke davon haben, welche wir sprachlich erfassen und uns und anderen durch sprachliche Vorhaltung, also der Vorhaltung eines Wortes zur Bezeichnung eines Eindrucks, vergegenwärtigen.

Und unter dem schöpferischen Aspekt bewahrheitet er sich dadurch, daß ein Augenblick der Weltgeschichte aus dem Entschluß heraus entsteht.

Das Gebet um die Gnade der Inspiration, welches charakteristisch für das Zeitalter der Werke ist, beruht in meinem Fall auf der Überzeugung, daß mein Glaube an das Schöne, wann immer ich ihn empfand, göttlichen Ursprungs war, und erfolgt im Gelöbnis, um Gott zu dienen, mein Streben auf es zu richten, zum ersten Mal, als ich drei Jahre alt war. Und mit 30 Jahren betete ich dann, daß mein Glaube nicht unerhört verhalle, sondern daß Gott über das Werk Seiner Knechte wachen möge oder andernfalls die Welt ohne mich weiterführen.

Die Wurzel der Erfassung der Transzendenz ist dabei wie gesagt der eigene Glaube, das eigene Erwarten, von welchem wir eben spüren, wenn es unter einem Einfluß steht, sei's ein göttlicher, sei's ein andrer, etwa telepathisch menschlicher, und auch spüren, wenn wir es mitteilen, sei's Gott oder Andren.

Daß das Zeitalter der Werke zugleich Wirkkräfte als Seinsgrund annimmt und Gott um Inspiration bittet, ist natürlich ein Widerspruch, welchen Parmenides in Über die Natur wie folgt einordnet:
So sollst Du denn alles erfahren: der wohlgerundeten Wahrheit unerschütterliches Herz und der Sterblichen Wahngedanken, denen verläßliche Wahrheit nicht innewohnt. Doch wirst Du trotzdem auch das erfahren, wie man bei allseitiger Durchforschung annehmen müßte, daß sich jenes Scheinwesen verhalte.
was den Betrachtungen zur Vereinbarkeit von Glauben und Materialismus, welche man von modernen Wissenschaftlern zu hören bekommt, haushoch überlegen ist, welche auch 2500 Jahre nach Parmenides die Konsequenz der folgenden Auffassung nicht verstehen:
Denn ein und dasselbe ist's was denkt bei den Menschen allen und einzelnen: die Beschaffenheit seiner Organe. Denn das Mehrere ist der Gedanke.
nämlich daß die göttliche Inspiration, oder auch die Freiheit des Willens, in jedem einzelnen Fall ein materielles Wunder gleich der Teilung des Roten Meeres darstellt.

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