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31. Mai 2021

Vom Einzug des Einsseins in die Welt

Halten wir zunächst einmal fest, daß es unterschiedliche Weisen gibt, den Bestürztheiten zu entkommen:

1. die immanente, indem wir der Beklommenheit lernend entkommen, der Betretenheit zusammentragend und der Besessenheit durch Disziplin,

2. die ideell transzendente, indem wir der Besessenheit uns auf das Einssein besinnend entkommen, der Beklommenheit durch neue Erfahrungsweisen und der Betretenheit durch die Ordnung unseres Glaubens,

3. die funktional transzendente, indem wir der Betretenheit Sinnhaftes nachvollziehend entkommen, der Besessenheit uns auf Dringliches zubewegend und der Beklommenheit Bedeutsames merkend, und

4. die materiell transzendente, indem wir der Beklommenheit durch Widerspiegelung entkommen, der Betretenheit fügend und der Besessenheit durch das Werden des Heils.

Wir sehen dann, daß
  • in der transzendenten Einheit des Heils das selbstoffenbarende Prinzip des Einsseins liegt: indem wir an ihr teilhaben, entdecken wir das Einssein, angefangen mit dem Einssein mit Gott und dann zu den anderen beiden Einheiten fortfahrend,
  • in der transzendenten Einheit des Lebenskreises das selbstaussetzende Prinzip des Einsseins liegt: indem wir an ihr teilhaben, werden wir zu ihrem Gehör und ihrer Stimme, gewinnt die Einheit einen empfindenden und entgegnenden Körper in der Welt, und
  • in der transzendenten Einheit des Seins das selbstetablierende Prinzip des Einsseins liegt: indem wir an ihr teilhaben, wird sie zur Wirklichkeit.
Die Selbstoffenbarung erfüllt unser Verständnis und stiftet Ordnung, die Selbstaussetzung erfüllt unsere Aufmerksamkeit und stiftet Abhängigkeit und die Selbstetablierung erfüllt unsere Flucht und stiftet Verantwortung. Also zieht das Einssein in die Welt ein.

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29. Mai 2021

Erwartung und Abhängigkeit

Die Abhängigkeit vermittelt uns einen Eindruck unseres Eintauchens in die Zeit und die Erwartung antizipiert, was uns bei einer Form des Einsseins erwartet, sowohl die Gesetze des Einsseins in einer transzendenten Einheit, als auch welche Begebenheiten aus ihnen folgen. Im Falle der transzendenten Einheit des Seins wurde dies bereits ausgesprochen, aber es gilt auch für den Lebenskreis und das Heil - nicht unbedingt überraschend angesichts der Enthaltenheit der Sorge in der Achtung und der Achtung in der Lust. Dennoch, die Aufgerufenheit spezifiziert nur, in wiefern unsere Erwartung mit unserer Stellung in Konflikt gerät, und die Gestimmtheit, was unsere Erwartung für unsere Haltung verheißt. Dies ist auch völlig klar, und es ist etwas seltsam, daß ich es bisher nicht ausgesprochen habe.

Da glauben erwarten ist, entspringt das ganze geistige Leben des Menschen also daraus, daß er sich fragt, was er hinsichtlich der Gesetze, welche er in seinem Wollen spürt, erwartet. Aber nur Einssein führt zu interessanten Erwartungen, die Erwartung der Bestürztheit ist lediglich, daß wir uns strecken müssen, jene der Angesprochenheit nur, wieviel sie uns bedeutet, die Erwartung der Pflicht bloß, ob wir sie abzuleisten vermögen, und jene des Einbrechens verweist uns auf nichts weiter, als daß wir mehr üben müssen.

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27. Mai 2021

Das Ich des Menschen

Vieles ist in der letzten Zeit sehr viel klarer geworden, und so möchte ich einige dunkle Stellen ausleuchten.

Der Mensch lebt in
die Wahrnehmung führt zur Vorfindung, der Wille zur Eintauchung und die Tat zur Bewirkung. Ersteres und letzteres ist trivial, doch der Wille ist der am wenigsten verstandene Teil des menschlichen Ichs. Doch halten wir zunächst fest, daß uns
  • die Ordnung einen Begriff von der Vorfindung gibt,
  • die Abhängigkeit von der Eintauchung und
  • die Verantwortung von der Bewirkung,
und beschreiben dann die Abhängigkeit genauer. Zunächst einmal ist die Abhängigkeit eine Art Spannung, welche unterschiedliche Qualitäten annehmen kann, ohne daß diesbezüglich viel mehr gesagt werden könnte. Wir nennen sie wohl auch unser Wollen oder die Intensität oder die Qualität unseres Wollens. Es gibt eine Situation, welche wohl jeder kennt, welche den Eindruck einerseits eindeutig bestimmt und andererseits bereits einiges über seine Natur preisgibt: Erwägen wir im Traume, die Toilette aufzusuchen, so erwacht die nämliche Abhängigkeit und gemahnt uns daran, daß wir vorher besser die Augen öffnen sollten. Wir können im Traume nur in die netzförmige Zeit eintauchen, wiewohl Bestürztheit und Angesprochenheit im Traume ebenfalls bestehen können, ebenso wie Stimmigkeit, die übrigen Formen des Eintauchens aber nicht, und der Traum ist eine außerzeitliche Vorstellung. Innerzeitliche Vorstellungen gibt es im Traum nicht, und ebensowenig die Erwägung, ob wir eine Absicht tatsächlich auslösen sollten.

Mit anderen Worten wacht unsere Sorge im Traum, aber nur sie. Achtung und Lust werden von der Sorge bis zu einem bestimmten Grade simuliert, Schopenhauer sprach hier einigermaßen zutreffend von der Umkehr des Zusammenwirkens von Anschauung, Verstand und Vernunft, und Abhängigkeit und Verantwortung werden im Traum folgerichtig auch nicht verspürt.

Ändert sich die Form unseres Eintauchens in die Zeit, so ändert sich auch unsere Abhängigkeitsempfindung. Auch wenn wir diese Änderung nicht begrifflich erfassen können, sind wir uns doch der Unterschiedlichkeit der Eindrücke bewußt, und so können wir versuchen, an einer bestimmten Form festzuhalten, was konkret darauf hinausläuft, unsere Stellung augenblicklich zu revidieren, sobald unsere Abhängigkeit sich ändert, ja, es ist sogar möglich, daß wir zu dieser Revision aufgerufen werden.

Außerdem besitzen wir eine Erwartung davon, auf was wir uns besinnen können, und damit insbesondere eine Erwartung der uns möglichen Formen des Eintauchens in die Zeit, so daß wir wohl auf der Suche nach einer erwarteten Form der Eintauchung sein mögen. Erwartet oder nicht, im Falle der Besessenheit suchen wir eine hinreichende Form der Eintauchung, wie wir im Falle der Beklommenheit eine hinreichende Form der Bewirkung suchen und im Falle der Betretenheit eine hinreichende Form der Vorfindung.

Was passiert, wenn wir in die punktförmige, lineare oder netzförmige Zeit eintauchen, ist, daß wir das Gesetz der entsprechenden transzendenten Einheit annehmen, nämlich
  • das Gesetz der Wette im Sein,
  • das Gesetz des Vertrags im Lebenskreis und
  • das Gesetz des Gelübdes im Heil,
und das bedeutet Eintauchen: Wahl des eigenen Gesetzes, und unser Wille ist entsprechend das gewählte Gesetz (Schopenhauer nähert sich dieser Auffassung mit der Resignation des Willens an). Natürlich ist es eine sehr beschränkte Wahl, und eine, in welcher dem Nutzen stets Kosten gegenüberstehen. Und es ist eine, welche außer mir in dieser Form noch niemand postuliert hat, nämlich daß wir frei sind zu glauben und uns Wunder zu ihrem Preis erkaufen können.

Zu den geistigen Horizonten. Im persönlichen und philosophischen geistigen Horizont wird die Haltung der Stimmung gemäß gestaltet, was dazu führt, daß die Angehaltenheit gegenüber der Aufgerufenheit im Vergleich zum körperlichen geistigen Horizont an Gewicht gewinnt. Und im gläubigen geistigen Horizont wird das Einssein in der punktförmigen, linearen und netzförmigen Zeit der Erwartung gemäß, und damit unter Beachtung der zugehörigen Gesetze, gesucht, so daß für die zusätzliche Stimmigkeit der Haltung mit ihnen Sorge zu tragen ist.

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25. Mai 2021

Stationen der Besessenheit

Die fünf Weisen des Eintauchens in die Zeit erlauben es, die beiden hauptsächlichen Lebensweisen als Verbindung
  1. von Eins- und Bestürztsein und
  2. von Verpflichtet- und Angesprochensein
zu charakterisieren. Gott hat mich zur ersten erschaffen. Viel mehr gibt es zu mir nicht zu sagen, auch wenn ich an Tagen wie diesem Pfingstmontag obendrein Jahrhunderte des Erfahrens von frühlingshaften Buchenwäldern spüre, vorzugsweise ganz in weiß gekleidet.  

Nun, jeder kann sich jederzeit fragen, auf welche Weise er bestürzt ist, ob er betreten, besessen oder beklommen ist. Ich bin weiterhin besessen. Besessenheit wird durch die Erfahrung von Leere charakterisiert, welche immer die Folge von Umständen ist, welche einen in ihr gefangen halten. Diese Umstände könnten gezielt gestaltet worden sein, um einen gefangen zu halten, sind es für gewöhnlich aber nicht. Doch durchaus gewöhnlich ist es, daß innerhalb der Leere zusätzliche Hindernisse bestehen, sich auf die Fülle zu zu bewegen. Der Grund hierfür besteht darin, daß die Leere nicht von allen erkannt wird und also Versuche bestehen, sich in ihr einzurichten. Dies führt zu drei möglichen Hindernissen auf dem Weg zur Fülle:
  • Gefängnis,
  • Vertreibung und
  • Entmutigung.
Unternimmt einer einen Bau, Menschen in der Leere einzusperren, so muß er abgerissen werden. Versucht er, Menschen von ihrem Weg abzubringen, so müssen sie an ihm festhalten. Und wenn die Verhaftung in der Leere entmutigt, so gilt es, sich die eigene Natur und die der Welt zu vergegenwärtigen. Ließen wir uns vertreiben, gäben wir das unsere auf, so erlaubten wir den Bau neuer Gefängnisse, und indem wir unserem Prinzip folgend fortschreiten und die Dinge im größeren Zusammenhang sehen, durchkreuzen wir die Möglichkeit, uns zu studieren und ein Gefängnis für uns zu planen.

Am entmutigsten ist natürlich die Besessenheit selbst. Aber wenn man seine Natur nicht ändern kann und Gott zu Seiner Schöpfung hält, gibt es keinen vernünftigen Grund, den Weg ins Ungewisse nicht zu beschreiten, denn erstens ist er notwendig und zweitens prinzipiell möglich.

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23. Mai 2021

Humanalgorithmik 2: Die Formen des Eintauchens in die Zeit

Daß die Willensbestimmung gemäß Humanalgorithmik 1 entweder in
  • Angehaltenheitsbestimmung,
  • Sicherheitsbestimmung oder
  • Aufgerufenheitsbestimmung
besteht, sollte Fragen aufwerfen. Die Wahrheit ist, daß ich mich etwas ungenau ausgedrückt habe. Mir ging es eigentlich um die Bestimmung des so genannten Präskriptiven, Deskriptiven oder Transzendenten. Glücklich bin ich mit diesen Bezeichnungen nicht, und sie erfassen die auftretenden Fälle auch nicht vollständig. Treten wir deshalb einen Schritt zurück und entwickeln die Theorie der Willensbestimmung von Grund auf neu.

Es gibt drei Formen der Zeit, in welche wir eintauchen können, die lineare, die netzförmige und die punktförmige, und indem wir in sie eintauchen, tauchen wir zugleich in die transzendenten Einheiten ein, in den Lebenskreis, in das Heilige und in das Sein. Ich habe jüngst das Gelingen solchen Eintauchens ganz allgemein betrachtet. Die Formen der entgrenzenden Transzendenz, in welchen sich dieses Eintauchen vollzieht sind:
  • Aufgerufenheit in der linearen Zeit,
  • heilige Stimmung in der netzförmigen Zeit und
  • Erwartung in der punktförmigen Zeit.
Nun kann es passieren, daß wir, wenn wir in eine Zeitform eintauchen, durch eine weitere Form beeinträchtigt werden - im Falle der Erwartung passiert es allerdings nicht, da die punktförmige Zeit nur sich selbst kennt. Wenn wir durch die netzförmige Zeit beeinträchtigt werden, so wird aus unserem Eintauchen Pflicht. Sowohl das Eintauchen in die lineare Zeit, als auch das Eintauchen in die netzförmige Zeit selbst kann durch die netzförmige Zeit beeinträchtigt werden, und
  • Angehaltenheit ist die Pflicht in der linearen Zeit und
  • Stimmigkeit die Pflicht in der netzförmigen Zeit.
Die Beeinträchtigung durch die punktförmige Zeit heiße Getragenheit (beziehungsweise Einbrechen). Sowohl das Eintauchen in die lineare Zeit, als auch jenes in die netzförmige kann durch die punktförmige Zeit beeinträchtigt werden, und
  • Sicherheit ist die Getragenheit in der linearen Zeit und
  • Geheuerheit (Einbezogenheit) die Getragenheit in der netzförmigen.
Damit sind die bisher behandelten Antizipationsformen neu hergeleitet und die Willensbestimmung ließe sich also entweder als
  • Pflichtbestimmung,
  • Getragenheitsbestimmung oder
  • Einsseinsbestimmung
verstehen, doch die Liste dieser Antizipationsformen ist wie gesagt nicht vollständig. Es gibt zwei weitere Fälle, nämlich
  1. die Beeinträchtigung durch die punktförmige Zeit und die lineare Zeit und
  2. die Beeinträchtigung durch die lineare Zeit allein.
Theoretisch ließen sich selbstverständlich alle möglichen Kombinationen denken, doch praktisch treten nur zwei klar umrissene Fälle auf, nämlich
  1. ein Einbrechen in der punktförmigen Zeit, welches zur Aufgerufenheit zu einem Aktionsmuster führt, das heißt eine Bestürztheit, und
  2. eine Aufgerufenheit zu einem Reaktionsmuster, das heißt eine Angesprochenheit (Beholfenheit, Bedrängtheit oder Betroffenheit).
Also lautet die vollständige Liste der Willensbestimmungen:
  • Pflichtbestimmung,
  • Angesprochenheitsbestimmung,
  • Bestürztheitsbestimmung,
  • Getragenheitsbestimmung,
  • Einsseinsbestimmung,
und wie die letzten Beiträge zeigen, läßt sich zu Angesprochenheit und Bestürztheit durchaus etwas in algorithmischer Hinsicht sagen.

Abschließend noch einige Details zur Beeinträchtigungsbestimmung. Der beeinträchtigte Seelenteil bestimmt die Beeinträchtigung, bevor er den nächstniederen Seelenteil in Anspruch nimmt. Deshalb empfinden wir die Formen der Adäquanz (Angehaltenheit, Sicherheit und Aufgerufenheit) vor der Auslösung, und jene der Wertschätzung (Beholfenheit, Bedrängtheit, Betroffenheit, Besessenheit, Beklommenheit, Betretenheit, Stimmigkeit, Geheuerheit und Heiligkeit) vor der Verfolgung im Eigenlauf des Ichs. Die Formen der Adäquanz gehen mit innerzeitlichen Vorstellungen einher, was sich ergeben könnte, und die Formen der Wertschätzung mit außerzeitlichen, wie es wäre, wenn.

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21. Mai 2021

Zur altruistischen Etablierung von Verfahrensweisen

Ich habe mich in den letzten beiden Tagen weiter mit der Frage beschäftigt, was sich über Anordnungen sagen läßt: Leider in allgemeiner Form nicht viel, da Anordnung ein sehr schwieriger Prozeß ist, angefangen mit der Schwierigkeit zu entscheiden, ob eine Teilanordnung sich zu einer Anordnung mit bestimmten Eigenschaften erweitern läßt oder nicht. Beispiele hierfür:
  • einen Weg durch das Gelände zu finden, welcher innerhalb einer bestimmten Zeit zum Ziel führt,
  • eine Differentialgleichung zu lösen,
  • den kürzesten Rundweg über vorgegebene Stationen zu finden,
  • zu entscheiden, ob eine Turing-Maschine, wenn sie ein vorgegebenes Programm ausführt, schließlich anhält oder nicht,
  • die schnellste oder den geringsten Speicher verbrauchende Assemblerkonkretion eines C-Programms zu bestimmen.
Was sich aber sagen läßt ist, daß wir zeitlebens damit beschäftigt sind, Verfahrensweisen zu entwickeln, um den Anordnungsanforderungen unserer Haltung zu genügen. Ja, es ließe sich sogar sagen, daß die Entwicklung von Verfahrensweisen der Sinn allen Lebens ist (durchaus in Übereinstimmung mit der Effizienzsteigerung in offenen thermodynamischen Systemen und den darwinistischen Selektionsprinzipien). Indes, die Entwicklung von Verfahrensweisen, aus welcher sich die Ermächtigung des Menschen durch Technologie ergibt, wiegt im Vergleich zur Leistung für Verfahrensweisen und zur Befolgung von Verfahrensweisen zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich schwer, und wenn eines von diesen Dreien besonders schwer wiegt, so verlangt es einen altruistischen Geist, welcher dazu beiträgt, die Entwicklung oder Befolgung von, beziehungsweise die Leistung für Verhaltensweisen gesellschaftlich zu etablieren, und indem diese etabliert werden, wirken sie auf das Leben in der Gesellschaft zurück. Die genauen Zusammenhänge sind die folgenden. Im Zeitalter
  • der Wacht ist die Leistung für die Verfahrensweise bestimmend, und ein andienender Geist führt zu Partnerschaften und befreit durch diese aus Besessenheit, indem er Abhängigkeiten herstellt,
  • der Werke ist es die Entwicklung von Verfahrensweisen, und ein behilflicher Geist führt zu Kultur und befreit durch sie aus Betretenheit, indem er es ermöglicht, verantwortlich für Dinge zu werden, und
  • der Wunder ist es die Befolgung von Verfahrensweisen, und ein ermutigender Geist führt zu Erfahrungsreichtum (Bildung) und befreit aus Beklommenheit, indem er einen verständniserleichternden Hintergrund stiftet.
Andienung ist eine spezielle Form des Angebots und Ermutigung eine Variante der Belohnung, der allgemeine Begiff müßte hier Versetzung heißen. Mit anderen Worten führt der altruistische Geist zu Reaktionsmustern, welche aber im Gegensatz zu den bisher betrachteten Fällen eine segensreiche Wirkung auf den Reagierenden haben, indem sie Bestürztheiten überwinden.

Ich erinnere mich noch an die Zeit, als ich glücklich war, weil ich etwas gefunden hatte, was es mir erlaubte, neue Verfahrensweisen zu entwickeln und auf diese Weise zur Ermächtigung der Gesellschaft beizutragen. Natürlich ist es immer noch möglich. Es gibt viele sinnvolle Funktionen, welche Texteditoren bis heute nicht haben, und Dank der Unart, auf winzigen Flächen herumzutippen, wird eine Webseite nach der anderen zunehmend bedienungsunfreundlicher (nach Blogger jetzt auch IMDB). Es ließe sich viel auf einem anderen Weg tun. Diese seltsame Selbstverzehrung unserer Kultur ist durchaus nicht in meinem Sinne, doch kann sie mich auch nicht dazu bringen, ihr gleich einer Frau in Nöten zur Seite zu springen: Hat die Welt bisher gelernt, in einer Beziehung zu Gott zu leben? So lange sie es nicht hat, hat sie keine Zukunft.

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19. Mai 2021

Anfangsgründe der Humanalgorithmik

Ich habe mir einmal wieder meinen vor 28 Jahren zuletzt aktualisierten Textanzeiger angesehen und versucht, den Grund zu finden, warum die Graphikausgabe gänzlich versagte, nachdem ich versucht hatte, die Copperliste umzustrukturieren. Unter anderem, denke ich, lag es an der Unmöglichkeit, Bit 8 der vertikalen Rasterstrahlposition zu maskieren, was meiner Idee einer generischen Rasterzeile, in welcher ich nur auf bestimmte horizontale Positionen warten müßte, in die Quere kam.

Nun denn, eines führt zum anderen. Es ist allgemein üblich, die Architektur eines Computers mit der des Menschen zu vergleichen: die CPU ist das Gehirn, der Speicher das Gedächtnis, der Datenbus stellt die Nervenbahnen dar, welche an bestimmten Stellen zu den Sinnen des Computers werden (Tastatur, Gameports) und an anderen Muskelbewegungen auslösen (Graphik, Sound).

Andererseits, jeder Programmierer verfällt schließlich darauf, zunächst einmal Interrupts einzurichten, um einen Begriff davon zu kriegen, was die Sinne überhaupt wahrnehmen (in welche Richtung sich die Maus bewegt), und dann einen Inputhandler für die so bestimmten Geschehnisse zu schreiben.

Ob das etwas mit dem Eigenlauf des Ichs zu tun hat?

Betrachten wir ihn, wenigstens in Teilen, noch einmal genauer, angefangen mit der Verfolgung, deren beide Spezialfälle Willensbestimmung und Eindruckseinordnung sind, wie ich es bisher beschrieben habe.

Die Eindruckseinordnung ist nichts anderes als eine auf Präsenzen bezogene Bedeutungserfassung. Es gibt bedeutende Präsenzen, welche wir unter einen Begriff bringen, beispielsweise wie sich die Präsenz bewegt, und unbedeutende, welche wir rein anschaulich erfassen. Unbedeutende Präsenzen sind zugleich Umstände unseres Handelns, doch die Umstände, welche bedeutende Präsenzen betreffen, müssen erst durch die Bedeutungserfassung bestimmt werden, beispielsweise daß sich einem ein Auto mit hoher Geschwindigkeit nähert.

Und was die Willensbestimmung betrifft: Sie ist dreifacher Art und durch
  • Angehaltenheitsbestimmung oder
  • Sicherheitsbestimmung, beziehungsweise
  • Aufgerufenheitsbestimmung
gegeben. Über die letzteren beiden läßt sich nicht sehr viel sagen, da Sicherheit und Aufgerufenheit im Dunkeln liegen, aber die Angehaltenheit wird durch die Haltung explizit vorgeschrieben, nämlich
  1. die Bedeutung der bedeutenden Präsenzen zu erfassen und
  2. sich Haltung und Umständen gemäß zu verhalten,
mit anderen Worten genau das, was Vertical Blank Interrupt und Inputhandler erledigen.

Betrachten wir nun für den Fall, daß wir Haltung und Umständen gemäß handeln, auch die Einlösung noch etwas genauer. Die Haltung wird durch Regeln der folgenden Art gegeben:
Sind bestimmte Umstände erfüllt, so suche bestimmte Gegenstände und bringe sie in eine bestimmte Anordnung.
Die Anordnung geschieht zunächst in der Vorstellung und gegebenenfalls anschließend durch die Tat. Auch ist es, wenn wir Menschen betrachten, nicht von vornherein klar, wo sie die Gegenstände finden, ob in ihrer Wahrnehmung, Vorstellung oder Erinnerung, wobei nur Gegenstände ersterer Art Präsenzen sind.

Betrachten wir hingegen Computer, so fallen diese Feinheiten alle weg: Die Anordnung geschieht gleich durch die Tat und Gegenstände sind stets Präsenzen, wenngleich unter Umständen einstweilen nicht präsent, in welchem Fall der Computer, jedenfalls im entsprechenden Task, warten muß.

Hinsichtlich der Gestaltung von Programmiersprachen können wir hieraus den Schluß ziehen, daß ein Fokus auf Such- und Anordnungsroutinen der Denkweise des Menschen am meisten entgegenkommt.

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17. Mai 2021

Bestürztheiten und Aktionsmuster

Es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Gebeten um Gewachsenheit in den Bestürztheiten (Auslieferung, Enthebung, Unterwerfung) und den Aktionsmustern (Verfolgen, Studieren, Empfangen).

Auch wenn meine Rekapitulationen der Bestürztheiten langsam ermüdend werden:
  • Beklommenheit bedeutet, nicht ausweichen zu können,
  • Betretenheit, nicht erreichen zu können, und
  • Besessenheit, weder das eine, noch das andere zu können,
oder, was auf dasselbe hinausläuft,
  • Besessenheit bedeutet, etwas finden zu müssen, von welchem man sich abhängig machen kann,
  • Beklommenheit, ein Verständnis finden zu müssen, und
  • Betretenheit, verantwortlich für etwas werden zu müssen.
Die Wege zu letzterem sind natürlich die Besinnungen (Verfolgung, Einlösung, Auslösung), doch besteht in den Bestürztheiten die entsprechende Besinnungsschwierigkeit, von welcher sie uns einen Eindruck geben, und zwar
  1. als Erwartung der Prüfung und
  2. als Zuwiderheit (negative Wertschätzung) angesichts ihrer.
Auch wenn die zyklische Abfolge von Verfolgung, Einlösung und Auslösung nicht ganz mit der von Wahrnehmung, Wille und Tat übereinstimmt, ist es doch so, daß sich das passende Aktionsmuster als Auskundschaftung an die gehemmte Besinnung anschließt:
  • das Verfolgen an die Verfolgung, um zu sehen, zu welcher Lage blindes Wollen führt,
  • das Studieren an die Einlösung, um zu sehen, welche Folgen experimentellen Handelns wir ausnutzen können, und
  • das Empfangen an die Auslösung, um zu sehen, welche Möglichkeiten uns das Vorgefundene eröffnet.
und dieses sich mit den Gebeten um Gewachsenheit deckt, denn es handelt sich ja um
  • die Auslieferung an einen Willen, welcher sich nicht auf die Wahrnehmung stützen kann,
  • die Enthebung durch die Ergreifung einer Möglichkeit, welche wir nur um ihrer selbst willen wählen, und
  • die Unterwerfung unter eine Lage, welche wir nicht beeinflussen können.
Indem wir also dem entsprechenden Aktionsmuster folgen, hoffen wir, durch zusätzliche Erfahrungen gestärkt, uns der Bestürztheit gewachsen zu zeigen.

Die Bestürztheit, von welcher ich im vorigen Beitrag schrieb, ist selbstverständlich die Besessenheit, und das unbedingte Wollen, welchem wir uns in ihr ausliefern müssen, der Dienst am historischen Übergang zu einer durch Verkörperung bestimmten Gesellschaft (eine Gesellschaft, von welcher sich sagen läßt, was sie verkörpert, und welche, wenigstens implizit, dieser Verkörperung zustimmt, deutlicher gesagt eine Gesellschaft unter der Herrschaft der Sorge).

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15. Mai 2021

Entfesselung?

Sollte unsere Gesellschaft aus dem Ruder laufen, so glaube ich weiterhin, daß dies zuerst zur Unterhöhlung der fachlichen Anerkennung führen wird, welche Restaurationsbemühungen auslösen muß. Und wenn der Weg der Diktatur zur Stabilisierung beschritten wird, so wird es zu einer Krise der Vertragung und entsprechenden Restaurationsbemühungen kommen.

Dies sind weltliche Konflikte. Der geistige Konflikt besteht zwischen verkörperndem und zweckmäßigem Ausblick, bei welchem der überschlagende, wenn er das Gemeinwohl überschlägt, ein stumm zustimmender Verbündeter des verkörpernden ist, und wenn Spezialinteressen, die Hand, welche den zweckmäßigen am Zügel hält.

Ich empfinde aufrichtige Abscheu, wenn ich sehe, daß wir, je mehr Möglichkeiten wir haben, uns desto mehr gezwungen sehen, das Zweckmäßige zu tun, wobei letzteres durch die Maximierung des Profits bestimmt wird. Der Grund dafür ist letztlich die Niedrigzinspolitik, welche die Zähne der Effizienz durch Innovationssubvention schärft, aber im Zentrum meiner Bedenken stehen die Menschen, welche die Lektion gelernt haben und das Leben wie nomadische Räuberbanden angehen.

Indes, sollten sie sich dabei nützlich machen, so ließe sich's nicht beanstanden, doch wenn die geschichtliche Kopflosigkeit des Typus' offen zu Tage tritt, wenn Staatswesen die Fundamente aufgeben, welche sie tragen, den Sinn und Zweck der Ordnung, bekannt in der Haltung ihrer Bürger, dann verdeutlicht es die Rolle der Verkörperung und schafft die Spannung für einen heiligen Krieg.

Ist die ideelle Lage erst einmal erkannt, so liefert der zweckmäßige Ausblick in allen seinen Formen Stoff der Unzureichendheit. Und wenn Gott in dieser Situation Machtmittel zu Fall bringt, so ist es die Befreiung der Verkörpernden.

Ich dränge nicht, ich spüre eine Spannung. Ich weiß, was sie bedeutet, doch nicht, bis zu welchem Grad sie sich noch steigern wird. Doch selbst wenn sie sich bis zur Entladung steigern sollte, gibt es nun wohl einen Geist, welcher sie zum Ausgang seines Weges machte.

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12. Mai 2021

Zur gegenseitigen Beeinträchtigung des Wahrnehmens und Wollens

Beeinträchtigung des Wollens durch das Wahrnehmen

Da wir die Tendenz besitzen, uns mit dem uns Bekannten weiterzubeschäftigen, wird unser Wille durch das Altbekannte beeinträchtigt. Hätte ich mir nicht die letzten 14 Jahre meine eigenen Gedanken gemacht, so müßte ich in der gegenwärtigen Lage schier verrückt werden, wenn ich mich auf das Altbekannte stützen müßte.

Beeinträchtigung des Wahrnehmens durch das Wollen

Wenn wir Gefallen an einem Modell finden, so interessieren wir uns nur noch für die Einordnung von solchen Eindrücken, welche eine Funktion in dem Modell erfüllen und verdrängen die übrigen Eindrücke. Konkret hatte ich zuletzt über der Vorstellung, daß die gegenwärtigen Ereignisse zur Erweisung von Gottes Hand in der Geschichte führen werden, übersehen, was sie unmittelbar für mich als ethisches Wesen bedeuten. Doch wenn wir solcherart beeinträchtigt werden, sind wir nicht wir selbst.

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11. Mai 2021

Die Formen des Ausblicks und ihre Dynamik

Die Sorge zu schätzen heißt, ein Verständnis unseres Daseins zu entwickeln und auf der Grundlage so gewonnener Ausblicke unser Leben zu planen. Aufschluß über unser Dasein geben uns die zurückblickenden Sinneskategorien, und aufbauend auf ihnen entwickeln wir Verständnisse (Theorien) seiner. Genauer gesagt leiten wir
  • von unserer Verantwortung unsere Möglichkeiten ab,
  • von unserer Abhängigkeit unsere Angewiesenheit und
  • von der Ordnung unseres ethischen Empfindens (von unserem Charakter) unser Selbstbild.
Der Ausblick, welcher
  • unsere Möglichkeiten versteht, ist der zweckmäßige, und seine Gegenstände sind Mittel (zum Zweck),
  • unsere Angewiesenheit versteht, ist der überschlagende, und seine Gegenstände sind Umstände, und
  • unser Selbstbild versteht, ist der verkörpernde, und seine Gegenstände sind Idealitäten.
Ein paar Worte hierzu, denn es ist nicht alles selbstverständlich. Es gibt Dinge, von welchen wir abhängen, zum Beispiel unser Heiligkeitsempfinden, welche zwar prinzipiell in unser Verständnis unserer Angewiesenheit eingehen können, und es manchmal auch tun, welche aber gesetzmäßig zu behandeln nicht ganz angebracht ist, weshalb es, wo dies dennoch geschieht, auch sich widersprechende Theorien über sie gibt, wie den hellen (Abstinenz, kalkulierte Abgehobenheit) und den dunklen (Exzeß, kalkulierte Reue) Pfad im Hinduismus oder, im Christentum, Athos und Rasputin. Desweiteren entwickeln wir nur von solchen Gegenständen Verständnisse, welche änderbar sind, weshalb unser Selbstbild erfaßt, was uns ideal (ehrbar) erscheint, und was wir entsprechend in unserer Haltung berücksichtigen, nicht aber die Ordnung unseres logischen Empfindens, unter welcher die Gegenstände stets gleich erscheinen, und was hieße es auch zu sagen: Ich bin jemand, für welchen 1+1=2 ist? Wohl gemerkt, nicht die Ideale (Ehrbarkeiten) ändern sich, nur der Grad, zu welchem etwas ihnen zu entsprechen scheint.

Kommen wir also zur Dynamik.
  • Der zweckmäßige Ausblick ist ablösend: geht ein Mittel verloren, wird es durch ein anderes ersetzt,
  • der überschlagende Ausblick ist regenerativ: günstige Umstände werden verteidigt und wiederhergestellt, und
  • der verkörpernde Ausblick ist berichtigend: trifft die These, daß etwas ideal sei, auf ihre Antithese, so bilden wir die Synthese, berichtigen oder verfeinern wir unser Verständnis dessen und damit zugleich unseres Charakters.
Sehen wir mal, was an Berichtigung in der nächsten Zeit auf uns zu kommt.

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10. Mai 2021

Die Formen des Respekts und ihre Dynamik

Die Achtung zu schätzen heißt, einander Respekt zu zollen. Respekt erweisen wir uns zum einen als jene Menschen, welche wir charakterlich sind, und zum anderen als in die Welt hinein Geborene. Entsprechend heiße erstere Art Respekt menschlich und letztere weltlich.

Es gibt nur eine Art menschlichen Respekts, nämlich die Vertragung durch den Vertrag, aber es gibt drei Arten weltlichen Respekts, welche unsere Einrichtung in der Welt ermöglichen und insbesondere den generativen Zykel unterteilen:
  • Kinder werden berücksichtigt,
  • Jugendliche aufgenommen und
  • Erwachsene anerkannt.
Bei der Vertragung werden die Leistungen ausgehandelt, bei der Berücksichtigung erfolgt der Respekt als Vorleistung, bei der Aufnahme besteht lediglich die Möglichkeit zu Leistungen und bei der Anerkennung müssen Leistungen als Vorleistungen für den Respekt erbracht werden (was, wenn man so will, auch für die Anerkennung der Götter im generativen Zykel des Zeitalters der Wacht gilt, welche die ethische Ungeformtheit seiner Kinder berücksichtigt).

Hinsichtlich des Übergangs der Zeitalter in einander und insbesondere der gegenwärtigen Dynamik ist es wichtig zu verstehen, zu was der Verfall der unterschiedlichen Formen des Respekts führt, nämlich entweder zu Ablösung oder zu Regeneration. Nun, zwei Formen sind ablösend und zwei regenerativ:
  • werden wir nicht berücksichtigt oder nicht aufgenommen, so wenden wir uns anderem zu, doch
  • wenn wir nicht anerkannt werden, so verdoppeln wir unsere Anstrengungen, und
  • wenn sich jemand nicht mit uns vertragen will, so versuchen wir ebenfalls, einen Zustand des Respekts wiederherzustellen - für gewöhnlich nach dem Motto: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich dir die Fresse ein.
Am Ende der Zeitalter verliert der generative Zykel seinen Sinn, und weil Berücksichtigung und Aufnahme ablösend sind, führt dies zur Öffnung der Gemeinde für den nächsten Zykel, wohingegen die Regenerativität der Anerkennung die entwickelte Nebenordnung des Zeitalters, in unserem unsere Technologie, beschützt. Und was die Überwindung der Diktatur betrifft, so beruht sie darauf, daß die Diktatur sich nicht mit den Menschen verträgt.

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5. Mai 2021

Zur Entstehung von Gebanntheit

Ich sprach davon, daß Gebanntheit möglicherweise durch Vertiefung in Verkörperung, Spiel oder Routine aufkäme. Der tatsächliche Mechanismus ist der folgende: Wie ich im Beitrag Eigenlaufsvarianten schrieb, hält
  • Abhängigkeit unseren Willen fest,
  • Ordnung unsere Wahrnehmung und
  • Verantwortung unser Tun.
Bei der Verkörperung sind Abhängigkeit, Ordnung und Verantwortung frei. Beim Spiel ist die Abhängigkeit vom Ziel des Spieles vorgegeben, Ordnung und Verantwortung hingegen sind weiterhin frei. Und bei der Routine ist sowohl die Abhängigkeit von ihrer Bewältigung, als auch die ihrem Algorithmus zugrundeliegende Ordnung vorgegeben, und nur die Verantwortung frei. Also vergessen wir beim Spiel unseren Willen und bei der Routine unsere Wahrnehmung, wobei, wenn wir diese vergessen, unser Wille, als von ihr abhängig, irrelevant wird. Also beginnen wir zu halluzinieren, wenn wir uns zu sehr in eine Routine vertiefen, denn das Übergehen der Wahrnehmung führt zu sie ersetzenden Vorstellungen, und indem unser Wille diese bewertet, werden daraus Tagträume.

Analog begünstigt die Vertiefung in ein Spiel das Aufkommen von Panik: Wir übergehen unseren Willen und an seine Stelle tritt ein vorgestellter Imperativ. Das ist bereits im Spiel so, doch einverstandenerweise, nur wenn wir zu lange von unserem Willen geschieden bleiben, werden wir generell für Ersatz empfänglicher: Unser Ich versucht gewissermaßen seine Vollständigkeit wiederzuerlangen. Aus diesem Grunde ist es gefährlich, den eigenen Tagesablauf zu sehr zu strukturieren.

Entrücktheit hingegen tritt ein, wenn wir innehalten, zurücktreten oder uns gezielt hemmen (zum Beispiel durch das Vor- und Zurückwippen des Oberkörpers), wenn also unser Tun fehlt, aber anstatt uns eigene Taten vorzustellen, findet unser Ich durch Entgrenzung Vollständigkeit, also die Antizipation dessen, was unsere Passivität mit sich bringt.

Hinsichtlich der Reaktionsmuster gilt folgendes: Indem
  • Angebote Lagen liefern, begünstigen sie Entrückung,
  • Belohnung Wollen hervorruft, begünstigt sie Panik (insbesondere als Traumatisierung), und
  • Hilfen Taten erleichtern, begünstigen sie Halluzinationen.
Ersteres sehen wir wohl am häufigsten, also daß Wohlstand Passivität hervorruft, mittleres vor allem in Form der Furcht, den täglichen Hürdenlauf zu verpatzen, und letzteres würde wahrscheinlich erst dann voll durchschlagen, wenn wir uns beim Denken auf Gehirnimplantate stützten.

Umgekehrt heilt uns Besinnung in Form
  • von Verfolgung von Panik,
  • von Einlösung von Halluzinationen und
  • von Auslösung von Entrückung.

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4. Mai 2021

Gestaltungsweisen des Schicksals

Ich sprach gestern davon, daß wir uns als von Schicksalsströmungen geleitet empfinden mögen, und daß dies ein Halt für uns ist, und das ist es auch, unabhängig davon, ob wir an eine Zukunft für uns in einer Strömung glauben oder nicht, denn allein die Tatsache, daß wir eine Strömung als bestimmend für unser Schicksal erkannt haben, hilft uns dabei, unser Schicksal zu gestalten.

Es gibt im wesentlichen nur zwei Gestaltungsweisen des Schicksals:
  • entweder wir glauben an eine Zukunft für uns in einer das Schicksal bestimmenden Strömung, dann bringen wir uns in sie ein,
  • oder wir glauben nicht an eine Zukunft für uns in einer das Schicksal bestimmenden Strömung, dann verfremden wir sie.
Verfremden bedeutet ganz wörtlich, daß wir die Fremdheit der betroffenen Strömung zu uns und unserergleichen herausarbeiten, sie also zunehmend fremd werden lassen, um sie zu überwinden.

Propaganda besteht gerade darin, dafür zu sorgen, daß sich die Zielgruppe in eine bestimmte Strömung einbringt und andere Strömungen als fremd betrachtet. Dabei geht Propaganda selbstverständlich vom Zukunftsglauben einer bestimmten Gruppe aus, und die Verbreitung entsprechender Propaganda ist auch ein ganz natürlicher Prozeß der Selbstorganisation. Problematisch wird es immer, wenn Gruppen ihren Glauben nicht diskutieren wollen, denn dann wird Propaganda zunehmend pathologisch: unsachlich und einschüchternd.

Die Strömung, welche ich für die bestimmende unserer Zeit halte, und von welcher ich mich geleitet fühle, ist die zunehmende Konzentration der Macht in Werkzeugen. Ich sehe keine Zukunft für mich in ihr, und mein Schreiben dient dem Ziel, den ganzen Menschen herauszuarbeiten, um seine Unverträglichkeit mit einer Welt, in welcher wir unsere Produktivität in Maschinenform gegossen haben, in welcher sie nun an allen unseren Fäden zieht, zu erkennen. Dabei ist es genauso wichtig zu verstehen, was alles von uns auf Maschinen übertragen werden kann, was sie also übernehmen können und uns dadurch zwingen, ihnen hinterherzulaufen, als auch, was sich nicht übertragen läßt, und also vom übertragenen Rest isoliert in uns verkümmerte. Mein Ziel wird ganz eigentlich erreicht sein, wenn die herrschenden Einrichtungen als monströse Auslagerung unseres Fleißes in automatische Entscheidungsprozesse erkannt werden.

Ich weiß, daß ich Recht damit habe, daß diese Strömung unser Schicksal bestimmt. Deshalb betrachte ich andere Strömungen auch als weniger wichtig. Ich wünsche mir keine Zuchtpolitik, ich betrachte die Menschenzucht als Privatangelegenheit. Unterschiede zwischen den Menschen sind für mich einerseits dasjenige, was den Menschen überhaupt erst ganz werden lassen, und zum anderen dasjenige, welches gesellschaftliche Institutionen zu berücksichtigen haben. Scherzend könnte ich wohl bemerken, daß es dem Rassisten, wenn er sogar die Unterschiede zwischen verschiedenen menschlichen Rassen erkennt, leichtfallen sollte, auch den Unterschied zwischen einem Menschen und einem Faksimile eines Menschen zu erkennen, und daß sich umgekehrt das allgemein Menschliche nicht von einem Chatbot unterscheiden läßt: Mögen wir auch alle von demselben Ausgang nehmen, wir gehen doch unterschiedliche Wege. Und im Ernst glaube ich nicht, daß es einen bedeutenden Prozentsatz der Bevölkerung gibt, welcher Zuchtpolitik will. Eine solche Strömung wird den Meisten zu jeder Zeit fremd sein und versucht sich entsprechend auch stets heimlich einzuschleichen. Und was den Frieden angeht: Er muß die Lebendigkeit des Menschen aushalten.

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Something in astrology?

A selection of celebrities born in Aquarius, centered around central Aquarius, February 4th.

February 4th: Alice Cooper, Judd Omen.
  1. ± Michael Cimino, Michael Mann, Charlotte Rampling.
  2. ± Farrah Fawcett, Patrick Macnee, Brent Spiner, Rip Torn.
  3. ± Clark Gable, Chris Rock.
  4. ± Jonathan Banks, James Dean, Jack Lemmon, Mathilda May, Nick Nolte, John Williams.
  5. ± Christian Bale, Mia Farrow, Gene Hackman, Vanessa Redgrave.
  6. ± Laura Dern, Jerry Goldsmith, Tom Selleck.
  7. ± Jennifer Aniston, Q'orianka Kilcher, Leslie Nielsen, Burt Reynolds.
  8. ± Maud Adams, Jon Don Baker, James Cromwell, Donna Reed, Paul Shehar.
  9. ± Paul Newman, Kim Novak, Oliver Reed, Bo Svenson.
  10. ± Tobe Hooper, Lois Maxwell, Simon Pegg.
  11. ± John Belushi, Ernest Borgnine, Nastassja Kinski.
  12. ± LeVar Burton, Rutger Hauer.
  13. ± Michael Bay, John Hurt.
  14. ± Miloš Forman, Benny Hill, John Hughes, Terry Jones, George Kennedy, Jack Palance, Telly Savalas, Cybill Shepherd, John Travolta.
  15. ± George Burns, Federico Fellini, DeForest Kelley, David Lynch.

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3. Mai 2021

Die Antizipationen der passiven Betroffenheit durch den Eigenlauf der Welt

Es gibt eine spezielle Klasse der Antizipationen des persönlichen Anteils am Eigenlauf der Welt, bei welchen wir einen Eindruck
  • der Auswirkungen des Gesetzes,
  • der Verbindung der Wege und
  • der Strömung des Schicksals
gewinnen, wobei die Verbindung der Wege sich auf ihre Verbindung mit unserem bezieht. Ich möchte sie die Antizipationen unserer passiven Betroffenheit durch den Eigenlauf der Welt nennen. Es handelt sich in gewisser Weise um die Grundformen entgrenzender Transzendenz, denn durch sie nähern wir uns Gottes Ratschluß, wie er sich heilig, lebenskreislich und seinsmäßig ausdrückt. Beispielsweise mögen wir durch die Form unserer Aufgerufenheit antizipieren, welche Begegnungen uns später noch zu schaffen machen werden. Gelingt uns die Entgrenzung, so schätzen wir sie wert, indem wir uns
  • gewahr,
  • behütet und
  • geleitet
fühlen, und diese Empfindungen gehören zu jenen der Gewachsenheit in den Bestürztheiten, nämlich
  • gewahr zu Stolz, behaglich und gekränkt,
  • behütet zu Freude, fröhlich und albern und
  • geleitet zu Genugtuung, zärtlich und trotzig,
wobei die ersteren beiden Gefühle der zweitgenannten Gruppen jeweils aktive Gewachsenheit ausdrücken und die letzteren jeweils Ungewachsenheit. Gewahr, behütet und geleitet, hingegen, drücken eine Art passiver Gewachsenheit aus.

Ebenso gehören diese Gefühle jeweils zusammengenommen zu Tragödie, Komödie und Epos, und nachdem ich die Figur der lächelnden Frau bereits mit der Behütetheit in Verbindung gebracht habe, kann ich Zuordnung nun wie folgt zu Ende führen:
  • der blinde Mann versinnbildlicht das Gewahrsein der Auswirkungen des Gesetzes in Beklommenheit und Tragödie,
  • die lächelnde Frau die Behütung durch die Verbindung der Wege in Besessenheit und Komödie und
  • der stumme Mann die Geleitetheit durch die Strömung des Schicksals in Betretenheit und Epos.

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2. Mai 2021

Transzendenz: Komödie, Tragödie und Epos

Den ideellen transzendenten Akten gemäß erscheint uns unser Dasein als Bahn, Gnade unserer Erfahrungsweise und aus unserer Ordnung durch unsere Seele erwachsenes Amt. Dadurch, daß niemand versteht, wie sich die Bahnen verbinden, erscheint ihre Verbindung noch stets als Witz, basierend auf der Inkongruenz zwischen der persönlichen Wichtigkeit des Lebenslaufs und der Zufälligkeit der Verbindung. Also deckt die Komödie das Gebet um die eigene Bahn ab. Ja, nicht nur deckt sie es ab, Komödien drehen sich noch stets um dieses Gebet - drücken sich in ihm doch unsere Hoffnungen aus, welche den Stoff einer jeden Komödie hergeben.

Um die Gnade einer Erfahrungsweise beten wir hingegen nur im Bewußtsein der Grenzen unserer eigenen. Darin besteht die Tragödie, daß wir dieses Gebet vergessen: Der Mensch wähnt sich so groß, daß er auf die Erfahrung des Göttlichen verzichtet (Romeo und Julia ist demnach keine Tragödie, doch führt Romeo und Julia zu Katharsis?)

Und indem unser Glaube wächst, beten wir um unser Amt, während unser Epos Gestalt annimmt.

Die Evangelien sind weder Komödien noch Tragödien*, sondern der Epos Christi. Und die Offenbarung ist die Offenbarung des Epos' der Christenheit. Wie nicht anders zu erwarten erleben wir gerade den verzweifelten Versuch, dieses Epos um ein weiteres Kapitel zu ergänzen, doch liegt darin gerade die Wurzel unserer Tragödie, wie die Offenbarung auch sagt (22:18).

Epos und Tragödie der Christenheit vor der Wiederkehr Christi sind vollendet, einzig in ihrer Komödie gibt es noch ein paar offene Stellen. Übrigens, wenn wir den Eindruck haben, daß wir uns auf die Komödie unseres Daseins beschränken können, so wandelt sich unser intuitiver Begriff Gottes zu Bernadette Soubirous' Immaculada Councepciou (oder Philip Kindred Dick's Diana). Es ist aber fraglich, ob wir uns jemals auf die Verfolgung unserer Bahn beschränken sollten.

* Jedenfalls einstweilen nicht. Erst wenn die Juden sagen werden Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. und sich selbst als die tragische Figur in ihnen betrachten, werden sie es sein.

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