Ich bin mit meiner bisherigen Darstellung dieses Themas nicht wirklich zufrieden und versuche es also erneut.
Ein Verständnis besitzt stets die Form einer Aussage über zwei Gegenstände und das zwischen ihnen bestehende Verhältnis. Somit hat eine Aussage drei Gegenstände, welche in einem sie verbindenen Verhältnis stehen und läßt sich also selber nicht unmittelbar verstehen.
Womit sich die Frage stellt, wie wir sie reflektiv verstehen.
Wenn man sich das Wörtchen „etwas“ vornimmt, und sich fragt, wie man es versteht, so lautet die Antwort, daß es sich dabei um dasjenige handelt, was im entsprechenden Verhältnis einer Verkörperung steht, und zwar ohne Bezug auf ein spezielles Verkörpertes. Dieser Bezug ist also nicht mitgedacht, wenn wir „etwas“ verstehen. Das heißt aber, daß das eine Rolle eines Verhältnisses Ausfüllen ein Verstandesgegenstand sein muß. Ich nenne ihn mal hoffnungsvoll Begriff, wir werden ja sehen, ob ich damit durchkomme. Die Idee dahinter ist natürlich, daß ein Begriff die Art ist, auf welche wir einen Gegenstand fixieren, wobei beim vorigen Beispiel diese Fixierung lediglich durch die Rolle eines Verhältnisses geschieht, in welchem der Gegenstand steht.
Nun steht ein Gegenstand auf diese Weise allerdings isoliert da und die Frage drängt sich auf, wie er wohl mit einem zweiten verbunden sein kann. Und da kann man nun nicht darum umhin zu sagen, daß die Fixierung in dem Fall durch den anderen Gegenstand bedingt ist. Das nächstliegende ist nun einfach von zwei Arten Begriffen zu sprechen, nämlich Rollenbegriffen und Verhältnisbegriffen, am Beispiel, eine Fläche ist ein Rollenbegriff und eine rote Fläche ein Verhältnisbegriff.
Dies wirkt freilich etwas willkürlich und es stellt sich auch die Frage nach der Symmetrie der reflexiven Erfassung, wobei eine konkrete Reflexion nicht symmetrisch ist, sondern zum Zwecke der Spiegelung des Verhältnisses erneut reflektiert werden muß. Interessant dabei ist aber, daß wir beide Reflexionen miteinander vergleichen können und ihre Gegenstände jeweils miteinander identifizieren. Dazu müssen aber beide Gegenstände als Gegenstände zunächst mal in der Reflexion vorliegen und nicht nur einer.
Es gibt also zu jedem Verhältnisbegriff einen adjungierten Verhältnisbegriff, nämlich seinen Bezugsbegriff, welcher den zweiten Gegenstand zur Entsprechung hat und einen zweiten, seinen Artbegriff, welcher das Verhältnis zur Entsprechung hat.
Das ternäre Verhältnis
a~
b~
c, wobei
b das binäre Verhältnis zwischen
a und
b bezeichnet, reflektieren wir also durch
a~'
bc,
c~''
bc und
b~'''
bc, wobei
bc den durch
b und
c gebildeten Verhältnisbegriff bezeichnet, ~' das Verkörperungsverhältnis, ~'' das Bezugsverhältnis und ~''' das Artverhältnis.
Dieses Bezugsverhältnis ist aber dasselbe wie das bereits zuvor betrachtete Begleitungsverhältnis, die Verhältnisbegriffe werden von ihren Bezugsgegenständen begleitet. Allerdings zwingt mich diese Bemerkung dazu auch das Begleitungsverhältnis noch einmal genauer zu betrachten, denn es stellt sich die Frage, ob die Begleitung analytisch, synthetisch oder manchmal das eine und manchmal das andere ist.
Hier ist die Begleitung natürlich analytisch, und es geht kaum an diesen Fall synthetisch umzugestalten, da Verhältnisse im allgemeinen keineswegs von Bezugsgegenständen begleitet werden, wenngleich es für konkret erfaßte Verhältnisse schon gilt. Genau das ist aber wohl stets der springende Punkt bei der Begleitung, daß sie innerhalb einer konkreten Erfassung Gültigkeit besitzt. Was das allerdings bedeutet ist, daß die Menge, welche begleitet wird, variiert und jedes Mal mitangegeben werden muß. Außerdem mag hier ein und dasselbe Verhältnis mehrmals auftreten und also von mehreren Bezugsgegenständen begleitet werden, allerdings zwingenderweise jeweils einzeln. Nur wie geht das vonstatten?
Die Begleitung kann nicht für diese Synthese herangezogen werden, die Konjunktion durch „und“ hingegen schon, es lägen also mehrere Begleitungen zugleich vor, mit jeweils passender Grundmenge.
Nun, so läßt sich die Angelegenheit natürlich lösen, nur hieße das verschiedene Begleitungen von einander unterscheiden zu können, was uns ganz offenbar nicht möglich ist.
Was einzig bleibt ist zu sagen, daß nicht die Verhältnisse begleitet werden, sondern die Verhältnisbegriffe, m.a.W. bei der obigen Darstellungsweise zu bleiben. Bei Zeit und Raum allerdings wird man auf einer synthetischen Begleitung bestehen wollen, da hier die Gegenstände aus einer umfassenderen Anschauung heraus entstehen, wodurch die Eindeutigkeit der Begleitung a priori gewährt ist.
Es ist verlockend Ähnliches auch für unsere Begriffe zu entwickeln, nur wie sehr schnell klar wird, wenn man sich auch nur die Bedeutung des Satzes „Dieser Stab ist am längsten.“ anschaut, geht es ganz einfach nicht. Unsere Verhältnisse ergeben schlicht kein Raster, durch welches wir die Welt erfassen, wie es Zeit und Raum tun. Wir verwenden sie vielmehr kreativ und flexibel, ohne Absicht der dabei entstehenden Struktur.
Damit bleibt aber die Frage, durch welches Vermögen wir von einer Fläche auf die Farbe übergehen können, welche sie ausfüllt. Ich neige zu der Ansicht, daß wir einfach mit einer ausgefüllten Fläche vor Augen, diese eine ausgefüllte Fläche zur Antwort heranziehen und dabei schlicht voraussetzen, daß die so erhaltene Antwort eindeutig ist. Dasselbe könnten wir auch mit einem Verhältnisbegriff anstellen, nur wäre die Antwort da eben nicht eindeutig.
Desweiteren stellt sich so natürlich wieder die leidige Frage nach der Symmetrie, denn ein Ganzes wird offenbar von allen seinen Teilen begleitet. Da aber Begleitungen nur innerhalb konkreter Erfassungen bestehen, kann man voraussetzen, daß die betroffenen Ganzen immer das Ergebnis spezieller, asymmetrischer Synthesen sind, welche immer als Beziehung einer Funktion auf ihr Argument verstanden werden, auch wenn dies nicht eindeutig geschieht.
M.a.W. ist es sinnvoll davon auszugehen, daß es für jedes begleitete Ergebnis stets einen begleitenden Bezug gibt und eine begleitende Methode, wobei die Reflexion durch „ist Bezug von“ und „ist Methode von“ stattfindet.
Die Methode allerdings ist nicht mit ihrem Index gleichzusetzen. „Rot“ ist etwas anderes als „rot ausfüllen“. Letztlich handelt es sich hier in allen Fällen um eine kreative Synthese, nämlich den Übergang zur Vorstellung zweier in bezug gesetzter Teile, wobei dem einen die Rolle des Beziehenden und dem anderen die Rolle des Bezogenen zugeschrieben wird.
Eine solche kreative Synthese ist einem Verhältnis nicht gerade unähnlich, besitzt aber als Ergebnis kein Verständnis, sondern einen Verstandesgegenstand. Trotzdem stehen ihre Argumente zugleich in einem Verhältnis, nämlich dem von konkretisierendem und konkretisierten. Nur darüberhinaus gibt es auch noch das Konkrete, welches von den anderen beiden gebildet wird.
Ob nun rot eine Fläche konkretisiert oder umgekehrt ist eine Frage der Auffassung, wobei natürlicherweise ersteres der Fall ist. Bei Verhältnis und Bezugsgegenstand ist es allerdings üblicherweise der Bezugsgegenstand, welcher das Verhältnis konkretisiert, und zwar durch Beziehung des Verhältnisses.
M.a.W. wird
a~
b~
c durch
a~'
bc,
c~''
b,
b~'''
bc und
c~'''
bc reflexiv erfaßt, wobei ~' das Verkörperungsverhältnis bezeichnet, ~'' das Konkretisierungsverhältnis und ~''' das Bildungsverhältnis.
Begleitung braucht man hierbei also gar nicht zu verwenden, sondern ist vielmehr etwas, was man zusätzlich betrachtet, um gewisse Überlegungen anzustellen. Genauer gesagt besagt Begleitung, daß jedes Element einer Menge von einem Element begleitet wird, welches zum jeweiligen Element in einem bestimmten Verhältnis steht, z.B. eine Partition der Ebene, welche von Farben begleitet wird, welche die jeweilige Fläche konkretisieren. Wenn ich allerdings oben ein Bildungsverhältnis einführe, so verallgemeinert es offenbar das Verhältnis zwischen einem Ganzen und seinen Teilen.
Es ist hierbei übrigens wichtig, Bildung auf Synthesen zu beschränken. Das Ergebnis einer bloßen intellektuellen Funktion, welche sich auf es von einem Argument ausgehend besinnt, wird nicht auf diese Weise verstanden werden, sondern über den Umweg des Verständnisses einer Tat, also als dasjenige, welches die Aufnahme nach einer Anstrengung darstellt.
Anstrengungen sind übrigens Begriffen analog, sie mögen für sich bestehen, oder aber auf einen Verstandesgegenstand bezogen sein, allerdings nicht wahlweise für jede Anstrengung, sondern wenn man die Menge der Anstrengungen als Ganzes betrachtet. In letzterem Falle wird eine Anstrengungsweise also ebenfalls konkretisiert, nur muß sie dann auch konkretisiert werden.
Für die Rollenbegriffe ändert dies alles nichts, allerdings lassen sich diese natürlich spezialisieren. Dafür braucht man aber keine weiteren Verhältnisse einzuführen, daß ein Begriff spezieller als ein anderer ist, ist eine Aussage, welche sich mit den vorhandenen Verhältnissen formulieren läßt, und daß der spezialisierte Begriff aus dem Rollenbegriff hervorgegangen wäre, läßt sich so nicht sagen, da ein Verhältnisbegriff stets schon eine Rolle enthält.
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