Die Trumpeske Posse um Gaulands privates Strategiegespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (
Aber wenn die Fremden gut integriert sind, wie Boateng? Dann denken viele Leute immer noch, den will ich nicht als Nachbarn haben. Schnitt.
Gauland beleidigt Boateng! Schnitt.
Das habe ich nicht gesagt. Schnitt.
Das mag ich gesagt haben, aber wer ist eigentlich Boateng? Schnitt.
Es schien uns nicht so, als ob Gauland nicht wußte, wer Boateng ist. - Mal nebenbei, wer will schon einen Fußballnationalspieler als Nachbarn? Da wird doch ständig alles zugeparkt...) kann mir freilich nur als Anstoß dienen, um auf die Fragen zu sprechen zu kommen, welche mich interessieren, aber da ich seit einige Tagen krank liege (Kopfgrippe: Halsschmerzen, Fieber, Schlafentzug, Schnodderfluß, Schüttelfrost und Niesen; zuletzt wird der Schnodder schuppig werden) und mich etwas innerlich quält, was Gefahr läuft unter Belanglosigkeiten (die Trauer um einen Bekannten, welcher mit über 90 Jahren verstarb, und mir in gewisser Weise sein langes Leben mitangerechnet hatte) zu zerfließen, möchte ich sie hiermit als glückliche Fügung nehmen, um ihm doch noch auf die Spur zu kommen.
Der nämlich Bekannte hatte übrigens gute Erinnerungen an Estland und kam sogar noch einmal hierher, wiewohl schon zu alt, um sich noch darüber zu freuen, denn wie anders kann man es erklären, daß er ausgerechnet in Tallinn fand, die Welt habe sich zu sehr verändert?, wo sich doch Tallinns Altstadt seit ein paar Jahrhunderten ungestörter Kontinuität erfreut. Und er schenkte mir eine Gesamtausgabe von Hesses Werken, welcher, wie ich auch erst später in Erfahrung brachte, selbst väterlicherseits aus Estland stammt.
Irgendetwas also an seinem Gedenken geht mir nah, nicht seine Erinnerungen an Hungerburg, sondern wohl der Gedanke, daß ihm mein Urgroßvater bis an sein Lebensende etwas bedeutete, und daß ich also durch ihn eine Verbindung zu meinem Urgroßvater hatte, welche ich weder durch meinen Großvater hatte, noch in erwähnenswertem Maße durch meinen Vater, wiewohl der mir immerhin ein, zwei nützliche Details aus dessen Zeit zum Thema Fleischerwerb und -zubereitung überliefert hat (insbesondere was ein Doppelender ist und wie er hergestellt wird; ein Fall, in welchem Wissen wirklich einmal Macht bedeutet und das Internet keinen Rat gibt, aber natürlich nur als abschreckendes Beispiel, beziehungsweise als das eine Verdienst, welches mein Vater meinem Großvater anrechnet, nämlich daß er damit aufgehört hat, wie meine ganze Familienchronik wohl unter der Überschrift:
Mein Vater, der Idiot! steht - auch mein Sohn dürfte reichlich Material finden, jetzt schon was die Konstruktion von Schaukeln betrifft: zu hoch, zu langsam, zu anstrengend... in meinen Augen zuvördest: zu gefährlich, so wie der Ast knackt oder wippt, aber ich setze mich trotzdem drauf, und noch ist mein Sohn leichter als ich; knackte
und wippte er, ließe ich freilich die Finger davon).
Welche Verbindungen also werde
ich erlauben, wem etwas bedeuten?
Aber wie gesagt, so beleuchtet zerfließt das Unbehagen und nichts Greifbares bleibt. Das Thema ist größer, es hat mit Ängsten zu tun, und mit Idiotismen des menschlichen Verhaltens, es geht auch weit über die Überschrift dieses Beitrags hinaus, aber wenigstens liegt in ihr ein Exempel, welches uns auf einen Vorsprung führen wird, von welchem aus es sich betrachten läßt.
Die Rolle des Negers im Nationalsozialismus.
Obwohl seine Worte es wert wären, exakt zitiert zu werden, begnüge ich mich zum Zwecke der Zeitersparnis mit der Paraphrase. Jörg Lanz von Liebenfels also beklagte wortgewaltig wie kein anderer, welch undankbarem Schicksal der kultivierte Mann ausgelieferte wäre, welcher aufgrund seiner Kultivierung doch gar nicht anders könne, als den Knaben hinterherzujagen und sich vor den Weibern zu ekeln, welche ihn dafür ungerechtfertigterweise schwul nennten, und selbst ungebildeten Naturvölkern und insbesondere Negern hinterherjagten.
Wer nun einwendet, daß sich Jörg Lanz von Liebenfels zwar nicht von Hitler distanziert hat, dafür aber Hitler von ihm, verkennt den Kern der Sache, nämlich den geistigen Widerspruch, welcher das Wesen des Nationalsozialismusses ausmacht und welcher sich auch wie ein roter Faden durch
Mein Kampf zieht, nämlich die Notwendigkeit rücksichtslos und gewalttätig zu sein, weil man rücksichtsvoll und friedfertig ist, also weil letzteres beweist, daß man von überlegener Art ist und diese einen dazu verpflichtet, ihr auf dem Schlachtfeld zum Sieg zu verhelfen.
Es ist schwer, den vorigen Satz zu lesen, ohne einen Knoten im eigenen Kopf zu schnüren. Leicht dagegen ist es einzusehen, daß man sich manchmal auch mit Frauen einlassen muß, wenn man Knaben liebt. Opfer müssen erbracht werden, und mit gutem Gewissen kann doch nur der in der Oper sitzen, welcher jeden Tag ein Paar Stunden trainiert, um gegebenenfalls selbst einen Neger zusammenschlagen zu können. Deshalb ist der Neger ganz wesentlich für den Nationalsozialismus, genauso wesentlich wie Bach, Beethoven und Wagner: Der Neger ist das herausfordernde Element, wie Bach, Beethoven und Wagner das bestätigende Element sind.
Was objektiv die Aufgabe all dessen bedeutet, was einen mit jenen, welche einen subjektiv bestätigen, verbindet, wird subjektiv doch nicht als solche erkannt. Der Nationalsozialismus ist ein Beispiel einer überstrapazierenden Lebensweise, die martialische Version von
Sex, Drugs and Rock'n Roll, welche wie alle deren Varianten dem Menschen, welcher versucht, ihre Widersprüche in seinem Leben zu vereinen, die Kraft zur Reflexion seiner divergierenden Erfolge raubt.
Aber in dieser völligen Vernichtung, und es ist eine völlige Vernichtung, sein Wesen zu verlieren, wie sie auch im Beispiel mit Frauen und Knaben vorkommen könnte, wenn es einer übertriebe, und den Frauen in einer Weise nachstiege, um Knaben zu zeugen, welche eines Knaben Herz mit Abscheu erfüllen muß, liegt seltsamerweise ein Element der Kontinuität, und Menschen erfahren eine Verbundenheit mit ihresgleichen, welche sie, wenn sie ihr Leben auf gesunde Weise verbrächten, tunlichst vermieden.
Nicht aus Überzeugung, sondern... weil es immer ein Haar in der Suppe gibt? Angst das Reine zu beflecken? Aber ist der Ruf erst ruiniert...?
Gehen wir eine Stufe hinauf.
Die Rolle des Negers in der Freimaurerei.
Das ist der Teufel sicherlich.
Ich betrachte die
Zauberflöte als Auftragsarbeit und Manifest, wie auch die
Matrix ein paar hundert Jahre später, nur daß Mozart talentierter war als die Wachowskis, und außerdem ist die
Zauberflöte grundsätzlicher, während die
Matrix lediglich die geistige Vorbereitung auf den ISIS-Terror und so weiter ist.
Nun, was könnte grundsätzlicher sein? Sinn und Zweck... Sinn und Zweck...
Der Neger in der
Zauberflöte will auch ficken, wie alle Menschen, und, wiewohl dies nicht laut ausgesprochen wird, soll sich der Prinz doch nicht zu sicher sein, daß die Entrüstung seiner Prinzessin irgendetwas zählt, daß es sich um mehr als hohle Worte handelt, hinter welchen ihre Lust nur wartet, sich vom Neger ficken zu lassen.
Im Gegensatz dazu freilich Papageno, welcher Sarastro wahrlich nicht braucht, um seine Papagena zu finden, noch irgendwelche Negerprobleme hat, weil er instinktiv auf Abstand zu ihnen geht.
Unser Prinz aber, und auch unsere Prinzessin, brauchen Sarastro, und zwar weil sie in einer Welt bestehen müssen, in welcher ihre Freiheit, und insbesondere ihre Gewissensfreiheit nach dem Ende der Herrschaft der Königin der Nacht, vulgo der Katholischen Kirche, Versuchungen mit sich bringt, welchen sie erst erwachsen müssen.
Die ganze Freimaurerei ist ein einziger Hohn gegenüber denjenigen, welche wie Papageno sind, welche weiterhin in dieser Welt einen Leitfaden finden, welcher ihre Handlungen leitet, nennen wir sie Urtypen oder Dickköpfe oder Gestimmte oder auch Erregte, aber denjenigen, welche nach Anleitung suchen und denen zugleich die Kirche nicht mehr plausibel erscheint, nennen wir sie Erwartende, bereitet sie ein Angebot, ein Angebot, einen anderen, neuen Frieden zu finden, dessen konkrete Enthüllung eben die
Matrix ankündigt, einen Frieden aus der Wertschätzung der eigenen geordneten Größe und mit dem Segen der Freimaurerei, wie ihn nicht nur die
Zauberflöte verheißt, sondern sämtliche freimaurerische Schriften, in welche ich Einsicht nehmen konnte, konkret also wieder
Morals and Dogma von Albert Pike.
Zusammengefaßt macht die Freimaurerei Erwartenden also das Versprechen, innerlich nicht mehr die Lust zum Feind haben zu müssen, und äußerlich nicht mehr den Neger, sondern aus Selbstbewunderung und im Vertrauen auf die Autorität der Freimaurer über sie erhaben zu sein, was insbesondere in Frankreich auch gerne rituell zur Schau gestellt wird, durch diverse und verschiedenartige Praktiken, auf welche ich hier aber nicht eingehen will. (Der Film
Irréversible liefert ein besonders derbes Beispiel, wenn Sie unbedingt eins wollen, aber es gibt auch weit geistigere.)
Es ist immer gefährlich, wenn ich irgendetwas beschreibe, stets wähle ich Worte, welche die Sache derart klar darstellen, daß ihre tatsächliche Unklarheit völlig unnachvollziehbar wird, aber genau so verhält es sich wirklich: Eitelkeit als Schutz vor der Lust! Gar großes Heil von dort her kommt.
Der Mensch ist irrational, die Letztbegründungen aller seiner Taten sind Lust, Achtung und Sorge, bei den Erregten überwiegt die Lust, bei den Gestimmten die Sorge und bei den Erwartenden die Achtung, aber Achtung ist ihrem Wesen nach transzendent, auf Andere gerichtet, sowohl darauf, was sie erwarten, als auch darauf, was sie ehren, und kein noch so hoher Grad der Freimaurerei steht damit in irgendeinem Zusammenhang, außer in sofern es ihre innere Hierarchie betrifft, so daß kein Erwartender durch die Freimaurerei ein gefestigterer Mensch werden wird. Es ist wie im Märchen: Wir sehen das glückliche Leben bis an ihr Ende nicht.
Und auch darum geht es hier, den Trost, welchen Märchen spenden.
Doch bevor ich zum versprochenen Ausblick kommen kann, muß ich noch einmal zum Sexuellen zurück. Die Kirche gab und gibt Eheleute einander in die Hand. Und es gab und gibt ein tiefes Bedürfnis, den anderen von einem dritten zu empfangen. Doch was ist das genau?
Der heilige Augustinus zeugte unehelich einen Sohn und lebte mit ihm und seiner Mutter glücklich zusammen, bis ihn seine, Augustinens, Mutter aus diesen Verhältnissen und in eine katholische Ehe mit einer anderen Frau zwang.
Das schmerzte Augustinus sehr, wie er in seinen
Bekenntnissen schreibt, aber so ist es wohl richtig. Oder?
Angenommen, alles was ich tue ist richtig, aber keiner klopft mir auf die Schulter und sagt mir, daß es richtig ist, glaube ich dann wirklich, daß es richtig ist?
Sarastro hat dieses Geschäft von der Königin der Nacht übernommen. Medikamente wirken hauptsächlich deshalb, weil der Arzt sagt, daß dieser Weg zur Besserung der richtige ist. Und in diesem Idiotismus, dieser unbegründeten Unterordnung, denn man glaubt dem Arzt ja nicht, daß es das richtige Medikament ist, sondern daß das Medikament wirkt, in welchen Bereich sich seine Expertise gerade nicht erstreckt, ganz zu schweigen von der kupplerischen Expertise der Kirche, liegt wiederum ein Element der Verbundenheit, genauer gesagt der Eingebundenheit in eine größere Struktur, welche, wie es sich darstellt, auf dem Wunsch beruht, Teil eines Märchens zu sein, in welchem irgendwelche Autoritäten über magische Kräfte verfügen.
Und wenn ich nicht Teil eines solchen Märchens bin, was bin ich dann? Und was sind mir jene, welche Teil eines solchen Märchens sind?
Daß letztlich der Glaube zählt und Gott sein Richter ist, kommt an dieser Stelle nicht in Betracht, es geht um etwas anderes, nicht um die Befreiung, welche aus dem bewußten Glauben heraus entspringt, sondern um die Bewußtwerdung der die Menschen verbindenden Strukturen, und darauf sei der Blick hier gerichtet.
Wir haben in der hiesigen Betrachtung das sich in die Verhältnisse Ergeben als das allen Fällen gemeinsame Element herausgearbeitet, sei es aus Überforderung, wie im Falle von
Sex, Drugs and Roch'n Roll, aus Scham, wie im Falle der Ehe, aus Verzweiflung, wie im Falle des Arztes, aus Gewissenhaftigkeit, wie im Falle eines zur Prüfung vorgelegten Werkes, oder auch, wie im Falle meines eingangs erwähnten Bekannten, aus Gefangenschaft: Er hat die Freiheit gesucht, welche ihm mein Urgroßvater verwehrte, aber in seiner späteren Gefangenschaft war ihm das ein Halt, er hat gedacht:
Nicht ich habe dies gewählt, sondern er, und ich will sehen, wohin mich diese Wahl führt, ob sie mich vernichtet oder schont. - und sie hat ihn geschont. Vielleicht konnte er sich nicht vorstellen, daß ihn mein Urgroßvater in seine Vernichtung geschickt hätte, wie man sich auch nicht vorstellen kann, daß ein Arzt einem ein Placebo andreht. Natürlich hatte mein Urgroßvater lediglich ein Gefühl, daß er den dummen Jungen unmöglich lassen machen könne, was er wolle, 16 Jahre alt, Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, motorradbegeistert und so weiter. Er selbst hatte es ja vor 20 Jahren alles schon gesehen.
Wie auch immer, er hat es überlebt, und hier liege ich, krank an dem Gedanken, daß der letzte Mensch, welcher sein Leben vertrauensvoll in die Hände eines Menschen gelegt hat, welcher so tickte wie ich, tot ist. Wahrlich, ich scheue diese Verantwortung, welche streng genommen gar keine ist, sondern die Materialisierung des Bildes, welches andere von mir haben, wie die Pest, es ist genau wie in
Stalker, wo der Schriftsteller sagt, er wolle die Welt nicht mit seinem Schmutz überschütten, nur daß es nicht mein Schmutz ist, sondern der Schmutz des Mißverständnisses, ich fürchte ihm Raum zu geben, aber andererseits ist das keine Option.
Was passiert mit den Menschen, welche den Freimaurern in Bezug auf die menschliche Natur und die gesellschaftliche Ordnung vertrauen?
Der Glaube versetzt Berge, aber die Welt ist da, um sie zu beobachten, wie sie sich immer wieder dem eigenen Griff entzieht. Sie zur bloßen Materialisierung von Konzepten zu erklären, nimmt ihr das belehrende Element. Der Mensch steht auf einem vornehmen Platz, aber wenn er sich selbst nicht führen läßt, zeigt er sich undankbar gegen jenen, welcher ihn dort hingestellt hat. Euer Glaube zwingt euch schon lange, Ihn zu leugnen, nicht? Unabhängig davon, was euch eigentlich vorgeschrieben ist... ein falscher Glaube läßt sich nicht glauben, Gott ist nicht nur Architekt, sondern auch Tröster.
Und dahin muß es wohl kommen, daß die Erwartenden Europas wieder Trost suchen nach ihrem prometheischen Höhenflug, wenn sie keinen mehr in Prothesen finden und reuig zur Natur zurückkehren, aber noch ist es nicht so weit.
Labels: 15, formalisierung, geschichte, gesellschaftsentwurf, institutionen, kommentar, metaphysik, persönliches, wahrnehmungen, zeitgeschichte, ἰδέα, φιλοσοφία