Das Verhältnis zwischen Nervenreizen und Anschauung ist das des Erratens, wie jeder bestätigen kann, dessen Augen schlechter werden.
Und wie es in einer Richtung gilt, so gilt es auch in der anderen: Die Anspannung unserer Muskeln wird ebenfalls erraten.
In beiden Fällen greifen wir dabei auf Formen zurück, welche dem Er- oder Aufgegriffenen Sinn verleihen, indem sie es gliedern und unterscheiden, so daß es also als Zuordnungen verstanden werden kann (Farben den Punkten einer Sphäre etc.)
Transzendente Akte werden ebenfalls rudimentär vorgestellt, und zwar als Entsprechungen von Begriffen, als das Etwas, was sich als etwas erkennen läßt, und ihr Vollzug gleicht dementsprechend der Verfolgung eines Begriffs, nur daß sich an ihn keine Einsicht anschließt, sondern eine selbstverantwortete neue Gegenwart wie nach einer Muskelanspannung.
Auch unsere Erwartung muß erraten, zugleich aber muß sie von uns bestätigt werden, indem wir an sie glauben: Wir holen eine Ahnung ein und erklären sie als verbindlich, und so entsteht unser Glaube, welcher durch ideelle Transzendenz und unser Glauben in die Welt ausstrahlt, wobei der Akt hierbei in der Annahme eines neuen Glaubensteils besteht, und diesen Akt wenigstens sollte auch jeder kennen: Zunächst der Verfolgung eines Begriffs gleich, der Frage, woran wir glauben, dann eine selbstverantwortete neue Gegenwart (und in diesem Fall auch eine Einsicht, auf den tieferen Ebenen aber nicht.)
Die allgemeine transzendente Ausstrahlung des Glaubens läßt sich auch in transzendenten Gottesurteilen konzentrieren, wo die Frage dann lautet, ob es denn so sein soll, woran sich keine Einsicht anschließt, sondern nur eine selbstverantwortete neue Gegenwart, und was auch als (in höherem Dienst stehender) materieller transzendenter Akt zu werten ist.
Die Bibel suggeriert an mehreren Stellen, Jesu Kreuzigung,
Offenbarung 11, ebenso wie meine eigene Erfahrung Weihnachten 2004, Ostern 2005 und die Archäologie (Potidaia, 479 vor Christus), daß diese speziellen Gottesurteile zu Erdbeben führen, was darauf hindeutet, daß die Elemente unserem Glauben auf metaphorische Weise gehorchen (ebenso wie auch bei der Teilung des Roten Meeres).
Und deshalb ist es die vornehmste Pflicht eines jeden Mannes, seinen Glauben derart zu kultivieren, daß er Gottes Gehör findet (
Johannes, 9:31) und sich die Heilsgeschichte durch ihn entfalten kann.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Von der
baldigen Herrschaft jener hängt das Überleben der menschlichen Rasse ab. Ich schreibe dies, weil die Bilder des Auszugs aus Ägypten, diesmal unter Jesu Führung (
Offenbarung, 16-19), und der wiederholten Himmelfahrt (
Offenbarung, 11:12) nicht recht zusammenzupassen scheinen, insofern ersteres Bild Geformtheit suggeriert und letzteres ihr Gegenteil, weshalb ich keinen Zweifel daran lassen kann, worin die Geformtheit hier besteht, so daß ein jeder selbst abwägen kann, in welchem Maß und zu welchem Grad sie bereits anfangs bestehen muß, und in und zu welchen später.
Post Scriptum vom folgenden Tag. Der lieben Genauigkeit halber einige Worte mehr zum Einholen und Bestätigen. Jede Erwartung wird durch einen Eindruck ihrer erraten, welchen wir dann allerdings erst einmal als den Begriff von etwas Bestimmtem erkennen müssen, vergleiche
Verfolgung und Beachtung in der Vernunft. Wir wissen immerhin, daß es etwas Erwartetes ist, und wenn wir Glück haben, gelingt es uns auch, es genauer zu benennen.
Nun macht es allerdings einen Unterschied, von welcher Art das Erwartete genau ist, das heißt, es macht einen Unterschied, ob wir etwas von uns erwarten oder vom Rest der Welt. Wenn ich oben das Verb
glauben benutzt habe, so meine ich damit, an etwas unbedingt festzuhalten, selbst wenn es einem das eigene Leben kosten würde, und dies ist eine Erwartung von einem selbst.
So eine Erwartung von sich selbst hat den Vorzug, daß sie sich wiederholt abrufen läßt, weil das, worauf sie sich bezieht, nämlich unsere Seele, stets bei uns ist, so wie wir auch wiederholt auf ein Blatt Papier kucken können, bis wir schließlich hinreichend sicher sind, ein Zeichen richtig erraten zu haben. Die übrigen Erwartungen aber gleichen einem Blick durch einen Spalt zwischen flatternden Schleiern, und wir können nur ein Mal raten.
Allerdings können wir eine Erwartung von uns selbst nicht nur wiederholt abrufen, wir müssen es auch, denn sie hängt davon ab, daß wir uns zu dem, was wir von uns erwarten, nachdem wir es uns einmal bewußt gemacht haben, auch bewußt entscheiden, das heißt, wir fragen zunächst:
Woran würde ich glauben, wenn ich an das glaubte, was diesem Eindruck entspricht? und dann:
Glaube ich wirklich daran?, was durch eine Entscheidung zu einem bestimmten Verhalten beantwortet wird.
Selbstverständlich kann man sich aber auch eine Liste von bestimmten Verhaltensweisen vorlegen und sich dann fragen, ob man wirklich daran glaubt, nur sonderlich interessant ist das nicht, denn das Wesentliche steigt aus dem Unbewußten auf.
Schopenhauer meinte, daß derartige Vorsätze nichts bedeuteten, da man sich erst, wenn es ernst wird, wirklich entschiede. Dies ist nachweislich falsch, und zwar aus zwei Gründen:
- Die meisten Ereignisse treten nicht aufgrund einer, sondern aufgrund einer Kette von Entscheidungen ein. Mit anderen Worten wird es meistens erst ernst, wenn man nichts mehr am Ausgang ändern kann. Wenn ich beispielsweise nach Georgien reisen wollte, aber wüßte, daß ich dort unheilbar an Schwindsucht erkranken könnte, werde ich eine Entscheidung treffen, ob mir die Reise dieses Risiko wert ist oder nicht, und wenn ich mich dazu entscheide, mich in diese Gefahr zu begeben, wann wird es dann ernst? Wann ich ins Flugzeug einsteige? Wann ich aus ihm aussteige? Wann ich in einen georgischen Bus einsteige? Oder wann mich der erste Georgier anhustet? Und so ist es doch mit den meisten Dingen, wir handeln unseren Vorsätzen gemäß, ohne daß wir eine Rückmeldung darüber erhielten, wie klug dies war, bis wir schließlich keinen Handlungsspielraum mehr besitzen.
- Wenn wir aber tatsächlich einmal direkt geprüft werden, so können wir oftmals selbst, wenn uns unser Vorsatz auf einmal fürchterlich dumm erscheint, doch nichts anderes tun, da uns schlicht nichts anderes in den Sinn kommt. Beispielsweise habe ich einmal mit größtem Vergnügen miterlebt, wie unserem Retriever die Leine riß, nachdem er einen doppelt so schweren Hund wütend anbellte. Auch wenn Hunde nicht sprechen können, war es doch überdeutlich, daß er Scheiße! dachte. Dann schluckte er wohl ein Mal schwer und ging zum sofort vereitelten Angriff über, von dem er genau wußte, daß er hoffnungslos war. Der andere Hund hatte alsbald seine Kehle im Maul, bis dessen Herrchen ihn wieder zu mir zurücktrotten ließ. Und so ergeht es oftmals auch uns Menschen, weshalb übermäßiges Ego-Shooter-Spielen auch zu lockereren Zeigefingern bei Polizisten und Soldaten führt.
Mit anderen Worten sind unsere Vorsätze sehr wohl wirkmächtig, und unser Glaube im besonderen und über solch Profanes hinaus.
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