Ich bin mit der theoretischen Begründung des Eigenlaufs des Ichs und der auf ihm aufbauenden Aktions- und Revisionsmuster nicht zufrieden, da ich
bisher lediglich danach gefragt habe, welcher Umfang an Phänomenen zu erwarten ist, nicht aber nach ihrem Ursprung.
Zunächst einmal, worum handelt es sich beim Wahrnehmen, Wollen und Tun?
Darum, uns von uns selbst
Rechenschaft zu
geben. In dem Sinne sind wir unser Wahrnehmen, Wollen und Tun, daß wir außer diesem nichts von uns wissen.
Und wenn wir bemerken, daß wir, sobald wir etwas wahrnehmen, auch etwas wollen, sobald wir etwas wollen, auch etwas tun, und sobald wir etwas tun, auch etwas wahrnehmen, blicken wir nicht von außen auf ein geschlossenes System, sondern geben einer Gewißheit Ausdruck, welche mit drei Fragen einhergeht, welche wir an uns stellen, nämlich
- sobald wir etwas wahrnehmen, was wir getan haben,
- sobald wir etwas wahrnehmen, was wir tun sollen, und
- sobald wir etwas wollen, wie wir es tun sollen,
und durch welche wir uns
rechtfertigen, nämlich durch die Frage,
-
was wir getan haben, unser Wahrnehmen,
- was wir tun sollen, unser Wollen, und
- wie wir es tun sollen, unser Tun,
und nichts anderes sind die
Aktionsmuster als die Behandlung zweier dieser auf einander folgender Fragen, von welchen die erste den Ausgangspunkt validiert und die zweite den Folgepunkt hervorruft,
-
Empfangen: Was habe ich getan, was soll ich tun?
- Verfolgen: Was soll ich tun, wie soll ich's tun?
- Studieren: Wie soll ich's tun, was habe ich getan?
und die erste dieser Behandlungen ist die
Genese einer Tat, die zweite ihre
Synthese und die dritte ihre
Analyse, und logischerweise folgt im
Rechtfertigungskreislauf also
-
Studieren als Revision auf Empfangen,
- Verfolgen auf Studieren und
- Empfangen auf Verfolgen.
Das revidierende Verfolgen ist das
Einsetzen der durch Studieren gewonnenen Absicht im Rahmen des
Lenkens und das revidierende Empfangen die
Verwertung des durch Verfolgen gewonnenen Ansatzes im Rahmen des
Entdeckens, wobei die Verwertung aus drei Bereichen schöpft, nämlich
-
aus dem der Heimat, wo der Ansatz die entdeckte Lage ist,
- aus dem der Lebensweise, wo der Ansatz in der verfolgten Methode, etwas zu tun, besteht, und
- aus dem der Lebensauffassung, wo der Ansatz aus der der Methode zugrundeliegenden Begrifflichkeit besteht.
Allerdings, was das das Empfangen revidierende Studieren im Rahmen des
Nutzbarmachens angeht, da habe ich bisher gemogelt, denn ich habe statt dem Studieren gleich wieder ein Lenken betrachtet und es
Anpassen genannt. Das läßt sich durchaus tun, da der Rechtfertigungskreislauf im Gegensatz zum
Besinnungskreislauf kein idealisierter Kreislauf ist, sondern ein tatsächlicher, und also stets das zum Anpassen nötige Einsetzen auf das revidierende Studieren folgt, aber streng genommen handelt es sich um ein anderes Objekt, und das revidierende Studieren muß korrekt als
Kritisieren des durch das Empfangen im Rahmen des Nutzbarmachens gewonnenen Entwicklungsmusters, also des Studierens der Auswirkungen der einer Lage angemessenen Tat auf sie, bezeichnet werden, so daß sich das Anpassen also aus dem Einsetzen der durch das Kritisieren gewonnenen Absicht ergibt (Anflüge von Hegels Dialektik: These im Empfangen, Antithese im es revidierenden Kritisieren und Synthese im es revidierenden anpassenden Einsetzen).
Abschließend möchte ich angesichts der doch signifikanten begrifflichen Präzisierung noch einmal die Verschlagungen unter die Lupe nehmen, also das Hegen, Bewundern und Innovieren in Folge von Abstammung, Verbandelung und Ausgehen.
Im Falle des Ausgehens ist aber nichts dazu zu sagen, da die Dinge dort immer offen zu Tage lagen. Was die
Bewunderung betrifft, so liegt
-
die Rechtschaffenheit im Bereich der Lebensauffassung,
- das Gespür im Bereich der Lebensweise und
- das Können im Bereich der Heimat,
und weitere Fragwürdigkeiten gibt es nicht. Was allerdings die
Abstammung und
Hege angeht, so besteht das erste Problem darin, daß der Hintergrund der Kritik und Anpassung
vor dem gemeinsamen Empfangen liegt, und das zweite darin, daß gemeinsames Empfangen streng genommen überhaupt nicht möglich ist, da jeder seinen eigenen Willen hat. Was ich also getan habe, ist, den Zeitpunkt der Trennung
vor das Nutzbarmachen zu verschieben, und damit ergibt sich auch weiterhin alles wie gehabt. Allerdings sollte auch die Alternative erwogen werden, nämlich den Zeitpunkt der Trennung zwischen Empfangen und Kritisieren anzusetzen, wobei dann angenommen werden muß, daß auch vor dem Empfangen Gemeinschaft bestand. Die der Lage angemessene Tat ist dann durch gemeinschaftlichen Beschluß zu bestimmen, muß aber in die Verantwortungsbereiche Einzelner fallen, welche sie in der Folge kritisieren und anpassen. Ein solches Szenario besteht, wenn ein Orden mit einer Mission auszieht und sich dabei spaltet und seine Fraktionen nach der Spaltung nicht mehr mit einander in Kontakt stehen. Es ist den bisher betrachteten Szenarien ähnlich und unterscheidet sich lediglich darin, daß es einen letzten gemeinsamen Beschluß gab, auf welchen sich die Hege beschränkt. Ich bin aber geneigt, dieses Szenario nicht als den Standard, sondern als einen untypischen Sonderfall zu betrachten, und die Verschiebung des Zeitpunkts der Trennung im Falle des Nutzbarmachens in Kauf zu nehmen: Das Entscheidende ist ja nur, daß eine persönliche Anpassung auf der Grundlage angestammter Erfahrungen stattfindet, anstatt Angebote anzunehmen, welche den Erfahrungen eines Beherbergenden entspringen und seiner Kritik unterliegen.
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