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30. April 2022

Zum jüngeren Utopismus

Vor der Industrialisierung bildete der familiäre Rahmen die Bühne, auf welcher wir uns als würdig und gewachsen erwiesen und die Verantwortung für die Gestaltung unseres Lebenskreislaufs und unserer technologischen Ermächtigung übernahmen, doch im 19. Jahrhundert öffnete sich die nationale Bühne und mit ihr die Vorstellung, sich nicht nur in ihren Institutionen als würdig und gewachsen zu erweisen, sondern sie auch als gemeinsamen Teil des Lebenskreislaufs gemeinschaftlich zu gestalten, und darin besteht die utopistische Idee.

Allerdings beweisen Richard Wagners Ausführungen zu Amerika, daß es von Anfang an auch Pläne gab, die Gestaltung des gemeinsamen Lebenskreislaufs zu orchestrieren, und diese Orchestrierung wurde vor den Utopien des 20. Jahrhunderts ins Werk gesetzt.

Genauer gesagt wird nicht nur der gemeinsame Lebenskreislauf in Form der Arbeitsbedingungen orchestriert, sondern auch die gemeinsame Eingezogenheit in Form der Handelsbedingungen, wobei die Gestaltung der Arbeitsbedingungen an die Arbeiter gerichtet ist und die Gestaltung der Handelsbedingungen an die Unternehmer. Daß Arbeiter und Unternehmer dabei die Gestaltung der Bühne, auf welcher sie auftreten, aus der Hand geben, hat im wesentlichen zwei Gründe:
  1. fürchten sie sich gegenseitig aufgrund ihrer Tendenz, Rechte nicht anzuerkennen und sich aus der Pflicht zu stehlen, und
  2. schafft es eine etablierte Utopie zwar besser, den Lebenskreislauf zu gestalten als seine Orchestrierer, doch dafür fällt es ihr schwerer, ihre Eingezogenheit zu gestalten,
und also kommen Utopien gar nicht erst zu Stande oder sie erliegen dem äußeren Druck.

Indes mag der äußere Druck in erster Linie ein psychologisches Problem sein, wie der Vergleich der Amischen mit der ehemaligen Sowjetunion zeigt, und in dieser Richtung liegt auch der Grund, warum die utopistische Idee im Zeitalter der Wunder doch noch zum Erfolg geführt werden mag:
  1. achtet die Orchestrierung den Einzelnen zunehmend weniger, oder anders gesagt, das christliche Menschenbild löst sich auf und wird durch ein funktionales ersetzt, so daß diejenigen, welche einen Begriff vom Heil haben, zunehmend motiviert sind, sich aus der Orchestrierung zu lösen, und
  2. entsteht zunehmend die Notwendigkeit, sich zu arten, an Verhießenes zu glauben, es zu entdecken und sich den erprobten Ansätzen gemäß zu bilden, und wie ein Staat uns dadurch beteiligt, daß er einen gemeinsamen Lebenskreislauf gestaltet und eine gemeinsame Eingezogenheit, so auch dadurch, daß er eine gemeinsame Artung gestaltet, trivialerweise am Vergleich von alphabetisierten mit nicht alphabetisierten Gesellschaften zu erkennen, und also gewinnt die Utopie bei vorliegendem Artungsinteresse ein weiteres Feld, auf welchem sie sich der Orchestrierung überlegen zeigt, was wahrscheinlich den Ausschlag gibt.
Wir erleben zurzeit unter coronageschädigtem Dach die späte Wiederauferstehung des Glaubens an die Sozialdemokratie, also die orchestrierte Gestaltung der Arbeitsbedingungen im Namen der Arbeiter, wiewohl längst nicht so viele Dächer zu Schaden gekommen sind, wie von den Orchestrierern erhofft. Gleichzeitig kommen die Handelsbedingungen koordiniert unter Druck. Wohin würde das führen, wenn nichts dazwischen kommt? Ich möchte meinen zur logischen Extrapolation dieser Verschiebung der Gewichte, zu einer beworbenen (Schein-)Utopie, doch hat das alles den Charakter von vorgeschobenen Kulissen.

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29. April 2022

Revision als Annäherung an die Lebensziele

Am Ende der Revision steht dieselbe Rechtfertigungsfrage wie am Anfang der revidierten Aktion, wobei uns
  • Was habe ich getan? unsere Verantwortlichkeit aufzeigt,
  • Was soll ich tun? unsere Abhängigkeit und
  • Wie soll ich's tun? die Gültigkeit von Genügekriterien,
und das Ziel der Revision besteht darin, das erneut im Zusammenhang mit der Rückschau Begegnende durch die aus den Handlungsverknüpfungen gezogenen Lehren unseren Lebenszielen näher zu bringen, genauer gesagt
  • was wir verantwortet haben der (idealen) Eingezogenheit,
  • auf welche Weise wir unsere Abhängigkeit meistern der (idealen) Artung und
  • das den gültigen Genügekriterien Entsprechende dem (idealen) Lebenskreislauf,
und das möchte ich noch einmal im Detail betrachten.

Lenken (Studieren und Einsetzen). Am Anfang steht die Frage Wie soll ich's tun?, welche zunächst zu einem Planungsansatz und dann zu einer Entwicklungsabsicht führt. Die letztere wird ausgeführt und anschließend mit der tatsächlichen Entwicklung verglichen, was Stärken und Schwächen der Absicht offenlegt, welche im Rahmen der Frage Was soll ich tun? erwogen werden, und also verfeinert sich die Abzielung, welche sich nach der erneuten Frage Wie soll ich's tun? zeigt, bis unsere Vorhaben unserem (idealen) Lebenskreislauf entsprechen.

Entdecken (Verfolgen und Verwerten). Am Anfang steht die Frage Was soll ich tun?, welche zunächst zur Feststellung von Mängeln und dann zur Planung einer sie behebenden Tat führt. Der Plan wird nach Genügekriterien entworfen und ausgeführt und anschließend erwogen, was er, ob beabsichtigt oder nicht, erreicht hat. Und vor dem Hintergrund all dieser Informationen fragen wir erneut Was soll ich tun?, und also übernehmen wir, was als Lage, ausprobierte Haltung oder ausprobierter Begriff Mängel behebt, in unseren Planungsansatz, bis unsere Haltung (im weiteren Sinne, einschließlich unserer Begrifflichkeit) unserer (idealen) Artung entspricht.

Nutzbarmachen (Empfangen und Kritisieren). Am Anfang steht die Frage Was habe ich getan?, welche uns die gegenwärtige Entwicklung vor Augen führt, deren Mängel wir im Anschluß bestimmen und danach eine Weise, sie zu beheben, deren Umsetzung uns erneut zur Frage Was habe ich getan? zurückführt, doch jetzt vor dem Hintergrund der vorigen Lage, und dies führt zur Würdigung der angestoßenen Entwicklung und damit zur Verfeinerung unserer Würdigung von Entwicklungen im allgemeinen oder anders gesagt zur Verfeinerung unserer Feststellung von Mängeln, bis unsere Erfahrung unserer (idealen) Eingezogenheit entspricht.

Die Beziehung der Vorhaben auf den Lebenskreislauf mag willkürlich scheinen, da sie ja auch auf die Eingezogenheit bezogen werden könnten, aber es ist klar, daß die Artung entdeckt, die Eingezogenheit nutzbargemacht und der Lebenskreislauf gelenkt wird.

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28. April 2022

Agenturen

Wie wir im vorigen Beitrag gesehen haben, ist es vorrangig die katholische Kirche, welche die Postokkupation bestimmt, doch was ist der bestimmende Einfluß auf die Präokkupation?

Nun, offensichtlich die Arbeitswelt und genauer gesagt Agenturen. Es gibt sechs Agenturen, für jede Form der Präokkupation jeweils zwei, nämlich
  • Begutachtungs- und Präsentationsagenturen für's Nachbessern,
  • Ratschlags- und Vorschlagsagenturen für's auf der Höhe der Zeit Sein und
  • Beschaffungs- und Vertriebsagenturen für's Anwenden.
Was die jeweiligen beiden Agenturen jeweils unterscheidet, ist ihr Auftraggeber:
  • Gutachter werden von jenen bezahlt, welche das Kritisierte anpassen,
  • Präsentatoren hingegen von jenen, welche die Anpasser durch die Kritik zu beeinflussen gedenken,
  • Ratschlaggeber von jenen, welche die entdeckten Ansätze nutzbarmachen,
  • Vorschlagende hingegen von jenen, welche die Nutzbarmacher durch Ansätze beeinflussen wollen,
  • Beschaffer von jenen, welche durch den Einsatz entdecken, und
  • Vertreiber hingegen von jenen, welche die Entdecker durch Eingesetztes beeinflussen wollen.
Beispiele für
  • Gutachter: Unternehmensberater, (vereinigte) technische Überwacher,
  • Präsentatoren: Umweltschützern,
  • Ratschlaggeber: Forscher,
  • Vorschlagende: Erzieher,
  • Beschaffer: Schmuggler,
  • Vertreiber: Hehler, Vertreter, Werber,
und diesen Agenten ist also das Gehießene verstellt,
  • den Unternehmensberatern, technischen Überwachern und Umweltschützern ihre Vorliebe durch ihre Präokkupation mit der Kritik von Entwicklungsmustern,
  • den Forschern und Erziehern ihr (subjektiver) Glaube durch ihre Präokkupation mit verwertbaren Ansätzen, und
  • Schmugglern, Hehlern, Vertretern und Werbern ihr Gewissen durch ihre Präokkupation mit einsetzbaren Mitteln,
was auch mit ein Grund ist, warum sich Agenturen einiger Beliebtheit erfreuen, nämlich weil sie die Verstellung der eigenen Vorliebe, des eigenen (subjektiven) Glaubens und Gewissens auslagern, indem sie sich um all das kümmern, was aus dem bloßen Vorhandensein von Entwicklungsmustern, Ansätzen und einsetzbaren Mitteln folgt, nur daß die mechanische Nachbesserung, Aktualisierung und Anwendung letztlich nicht die Unangetastetheit der eigenen Vorliebe, des eigenen (subjektiven) Glaubens und Gewissens garantiert, sondern sich zu existentiellen Krisen auswachsen kann.

Doch ist es realistisch anzunehmen, daß die Mächtigen ihr Heil woanders als in ihren Werkzeugen suchen?, zumal wenn man die Vielfalt der Erscheinungen bedenkt, um welche diese sich kümmern können? Auch wenn ich es einstweilen nicht näher begründen kann: Ich bin mir sicher, daß es in unserem Interesse liegt, auf sämtliche Agenturen zu verzichten. Nicht nur verderben sie den Geist der Agenten, sondern auch den ihrer Klienten, indem diese sich überheben und unverantwortlich werden. (Die beste Verteidigung der Agentur als Institution  ist die Schwäche ihrer Klienten, aber eine solche Schwäche sollte es in einer gesunden Gemeinde nicht geben, und das gilt für alle Zeitalter.)

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27. April 2022

Präokkupation und Abbitte

Nicht ganz zufällig meinte ich im vorigen Beitrag, getrieben zu sein.

Präokkupation besteht in zwanghaftem Revidieren, wobei es stets dasselbe sein mag, was revidiert wird, oder auch verschiedenes.

Genauer gesagt wird durch
  • zwanghaftes Nachbessern (Kritisieren) die eigene Vorliebe verstellt,
  • zwanghaftes auf der Höhe der Zeit Sein (Verwerten) der eigene (subjektive) Glaube und
  • zwanghaftes Anwenden (Einsetzen) das eigene Gewissen.
Allerdings ist das im vorletzten Beitrag betrachtete Nachbessern nicht zwanghaft, sondern kann am besten als geschuldet betrachtet werden, wodurch es zu einer Abbitte wird, welche gewissermaßen eine Postokkupation darstellt, welche das johannäische Leben nicht verstellt, sondern vielmehr die übrig bleibende Leere ausfüllt.

Hinsichtlich der gestellten kulturphilosophischen Frage bedeutet es, daß katholische Länder deshalb die nachbessernde Ewigkeitsvorstellung einigermaßen geschlossen aufweisen, weil alle Länder einigermaßen geschlossen eine übrig bleibende Leere aufweisen, welche gefüllt werden könnte, aber nur durch die katholische Auffassung der Erbsünde gefüllt wird. Mit anderen Worten setzt die katholische Kirche darauf, daß das Volk am besten dadurch zu guten Taten zu bewegen ist, daß ihm suggeriert wird, daß es, wenn es sich wieder einmal schlecht fühlt, das verdient hat, weil es Gutes schuldig geblieben ist, und sich folglich besser fühlen wird, wenn es etwas Gutes tut. Ich möchte gar nicht sagen, daß das falsch ist, nur ist das nicht der heilige Geist und nicht das Leben, welches das Licht des Menschen ist.

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Rechtfertigungsfragen und Rückschauen

Worauf basiert es denn, daß die Rechtfertigungsfragen unser Wahrnehmen, Wollen und Tun hervorrufen,
  • Was habe ich getan? unser Wahrnehmen,
  • Was soll ich tun? unser Wollen und
  • Wie soll ich's tun? unser Tun?
Nun, wie der Titel des Beitrags sagt, auf den Rückschauen der Verantwortlich-, Abhängig- und Gültigkeit. Zwar sind die Rückschauen unwillkürlich, aber durch die Vorstellung des wahrnehmenden, wollenden und handelnden Ichs ist ein Assoziationsgerüst gegeben, durch welches sie hinreichend zuverläßlich angestoßen werden können.

Genauer gesagt stellt die Rückschau der Verantwortlichkeit die voraufgegangene Entwicklungsabsicht neben das wahrgenommene Entwicklungsmuster, wodurch wir unsere Wahrnehmung zum ersten zeitlich einordnen und zum zweiten erkennen können, wofür wir verantwortlich sind.

Die Rückschau der Abhängigkeit vergleicht das wahrgenommene Entwicklungsmuster mit erinnerten hinsichtlich der Frage, in welcher Hinsicht es oder sie Mängel aufweisen, in welchen sich unsere Abhängigkeit zeigt, was noch stets zum Willen ihr zu genügen führt.

Und die Rückschau der Gültigkeit vergleicht im Rahmen der Frage Wie soll ich's tun? erinnerte Entwicklungsmuster (einschließlich des gerade erst wahrgenommenen) hinsichtlich gültiger Genügekriterien der betrachteten Abhängigkeit, also solcher, welche darüber entscheiden, welches Entwicklungsmuster insgesamt die wenigsten Mängel aufweist, und der so erhaltene Satz an Genügekriterien bildet den Ansatz der Planung der Tat, aus welcher zunächst ihre Absicht und schließlich sie selbst erwächst.

Entwicklungsvorstellungen fallen grundsätzlich in die Bereiche der Heimat, wo die Entwicklungen Handlungen sind, der Lebensweise, wo die Entwicklungen in angenommenen Haltungen bestehen, und der Lebensauffassung, wo die Entwicklungen in angenommenen Begrifflichkeiten bestehen.

Ich fühle mich ehrlich gesagt getrieben. Eigentlich möchte ich gar nicht in diese Richtung gehen, jene der harten Intelligenz, aber das ständige Gerede vom Eigenlauf des Ichs in zweierlei Bedeutung ist mir schließlich zu viel geworden.

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26. April 2022

Ewigkeitsvorstellungen

Als ich im vorigen Beitrag die Trennung nach gemeinsamer Tatgenese erwog, kam mir plötzlich der Abschied von französischen Mädchen in den Sinn. Wahrscheinlich gilt er allgemeiner von katholischen und basiert auf der Vorstellung, daß das ewige Währen darin besteht, daß die Hege eines gemeinsamen Beschlusses (an erster Stelle das Reich Gottes auf Erden zu errichten) an jedes neue Glied weitergegeben wird.

Meine Vorstellung des ewigen Währens beruht selbstverständlich auf dem menschlichen Geist als gemeinsamkeitsstiftendem Element, als das Erfahrene, durch welches wir Anteil am Ewigen nehmen.

Was uns näherliegt, hängt mit der Frage zusammen, ob wir uns mehr durch den Besinnungs- oder den Rechenschaftsgebungskreislauf verstehen, aber das wirft die Frage auf, wie es die katholische Kirche fertigbringen sollte, die Bewußtwerdung des Besinnungskreislaufs zu unterdrücken, oder, wenn das gar zu abwegig ist, ob Frauen kein Bewußtsein des Besinnungskreislaufs besitzen. Ich fürchte allerdings, daß das genauso abwegig ist. Dennoch kann es doch nicht sein, daß ganze Völker mit großer Geschlossenheit grundlos einer der beiden Ewigkeitsvorstellungen anhängen.

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Der Rechenschaftsgebungs- und Rechtfertigungskreislauf

Ich bin mit der theoretischen Begründung des Eigenlaufs des Ichs und der auf ihm aufbauenden Aktions- und Revisionsmuster nicht zufrieden, da ich bisher lediglich danach gefragt habe, welcher Umfang an Phänomenen zu erwarten ist, nicht aber nach ihrem Ursprung.

Zunächst einmal, worum handelt es sich beim Wahrnehmen, Wollen und Tun?

Darum, uns von uns selbst Rechenschaft zu geben. In dem Sinne sind wir unser Wahrnehmen, Wollen und Tun, daß wir außer diesem nichts von uns wissen.

Und wenn wir bemerken, daß wir, sobald wir etwas wahrnehmen, auch etwas wollen, sobald wir etwas wollen, auch etwas tun, und sobald wir etwas tun, auch etwas wahrnehmen, blicken wir nicht von außen auf ein geschlossenes System, sondern geben einer Gewißheit Ausdruck, welche mit drei Fragen einhergeht, welche wir an uns stellen, nämlich
  • sobald wir etwas wahrnehmen, was wir getan haben,
  • sobald wir etwas wahrnehmen, was wir tun sollen, und
  • sobald wir etwas wollen, wie wir es tun sollen,
und durch welche wir uns rechtfertigen, nämlich durch die Frage,
  • was wir getan haben, unser Wahrnehmen,
  • was wir tun sollen, unser Wollen, und
  • wie wir es tun sollen, unser Tun,
und nichts anderes sind die Aktionsmuster als die Behandlung zweier dieser auf einander folgender Fragen, von welchen die erste den Ausgangspunkt validiert und die zweite den Folgepunkt hervorruft,
  • Empfangen: Was habe ich getan, was soll ich tun?
  • Verfolgen: Was soll ich tun, wie soll ich's tun?
  • Studieren: Wie soll ich's tun, was habe ich getan?
und die erste dieser Behandlungen ist die Genese einer Tat, die zweite ihre Synthese und die dritte ihre Analyse, und logischerweise folgt im Rechtfertigungskreislauf also
  • Studieren als Revision auf Empfangen,
  • Verfolgen auf Studieren und
  • Empfangen auf Verfolgen.
Das revidierende Verfolgen ist das Einsetzen der durch Studieren gewonnenen Absicht im Rahmen des Lenkens und das revidierende Empfangen die Verwertung des durch Verfolgen gewonnenen Ansatzes im Rahmen des Entdeckens, wobei die Verwertung aus drei Bereichen schöpft, nämlich
  • aus dem der Heimat, wo der Ansatz die entdeckte Lage ist,
  • aus dem der Lebensweise, wo der Ansatz in der verfolgten Methode, etwas zu tun, besteht, und
  • aus dem der Lebensauffassung, wo der Ansatz aus der der Methode zugrundeliegenden Begrifflichkeit besteht.
Allerdings, was das das Empfangen revidierende Studieren im Rahmen des Nutzbarmachens angeht, da habe ich bisher gemogelt, denn ich habe statt dem Studieren gleich wieder ein Lenken betrachtet und es Anpassen genannt. Das läßt sich durchaus tun, da der Rechtfertigungskreislauf im Gegensatz zum Besinnungskreislauf kein idealisierter Kreislauf ist, sondern ein tatsächlicher, und also stets das zum Anpassen nötige Einsetzen auf das revidierende Studieren folgt, aber streng genommen handelt es sich um ein anderes Objekt, und das revidierende Studieren muß korrekt als Kritisieren des durch das Empfangen im Rahmen des Nutzbarmachens gewonnenen Entwicklungsmusters, also des Studierens der Auswirkungen der einer Lage angemessenen Tat auf sie, bezeichnet werden, so daß sich das Anpassen also aus dem Einsetzen der durch das Kritisieren gewonnenen Absicht ergibt (Anflüge von Hegels Dialektik: These im Empfangen, Antithese im es revidierenden Kritisieren und Synthese im es revidierenden anpassenden Einsetzen).

Abschließend möchte ich angesichts der doch signifikanten begrifflichen Präzisierung noch einmal die Verschlagungen unter die Lupe nehmen, also das Hegen, Bewundern und Innovieren in Folge von Abstammung, Verbandelung und Ausgehen.

Im Falle des Ausgehens ist aber nichts dazu zu sagen, da die Dinge dort immer offen zu Tage lagen. Was die Bewunderung betrifft, so liegt
  • die Rechtschaffenheit im Bereich der Lebensauffassung,
  • das Gespür im Bereich der Lebensweise und
  • das Können im Bereich der Heimat,
und weitere Fragwürdigkeiten gibt es nicht. Was allerdings die Abstammung und Hege angeht, so besteht das erste Problem darin, daß der Hintergrund der Kritik und Anpassung vor dem gemeinsamen Empfangen liegt, und das zweite darin, daß gemeinsames Empfangen streng genommen überhaupt nicht möglich ist, da jeder seinen eigenen Willen hat. Was ich also getan habe, ist, den Zeitpunkt der Trennung vor das Nutzbarmachen zu verschieben, und damit ergibt sich auch weiterhin alles wie gehabt. Allerdings sollte auch die Alternative erwogen werden, nämlich den Zeitpunkt der Trennung zwischen Empfangen und Kritisieren anzusetzen, wobei dann angenommen werden muß, daß auch vor dem Empfangen Gemeinschaft bestand. Die der Lage angemessene Tat ist dann durch gemeinschaftlichen Beschluß zu bestimmen, muß aber in die Verantwortungsbereiche Einzelner fallen, welche sie in der Folge kritisieren und anpassen. Ein solches Szenario besteht, wenn ein Orden mit einer Mission auszieht und sich dabei spaltet und seine Fraktionen nach der Spaltung nicht mehr mit einander in Kontakt stehen. Es ist den bisher betrachteten Szenarien ähnlich und unterscheidet sich lediglich darin, daß es einen letzten gemeinsamen Beschluß gab, auf welchen sich die Hege beschränkt. Ich bin aber geneigt, dieses Szenario nicht als den Standard, sondern als einen untypischen Sonderfall zu betrachten, und die Verschiebung des Zeitpunkts der Trennung im Falle des Nutzbarmachens in Kauf zu nehmen: Das Entscheidende ist ja nur, daß eine persönliche Anpassung auf der Grundlage angestammter Erfahrungen stattfindet, anstatt Angebote anzunehmen, welche den Erfahrungen eines Beherbergenden entspringen und seiner Kritik unterliegen.

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25. April 2022

Abrufbare und sich entwickelnde Handlungsverknüpfungslehren

Die Lehren, auf welche wir uns beim Anpassen, Verwerten und Einsetzen stützen, haben sich entweder beim voraufgehenden Empfangen, Verfolgen oder Studieren (weiter-)entwickelt oder sie waren bereits zuvor fertig und abrufbar, wann wir also
  • nur bereits bekannte Muster (Erfahrungen) an einander anpassen,
  • nur bereits bekannte Ansätze (Haltungen) verwerten und
  • nur bereits bekannten Absichten (Vorhaben) gemäß einsetzen,
was naturgemäß als einschränkend empfunden wird, was ich auch schon vor langem bemerkte, denn
  • nur bei der Verkörperung entwickeln sich Erfahrung, Haltung und Vorhaben weiter, wohingegen
  • sich beim Spiel nur Erfahrung und Vorhaben weiterentwickeln und
  • bei der Routine nur die Vorhaben,
was umgekehrt auch heißt, daß die Einübung von
  • Abzielung als Routine erfolgen kann und
  • Würdigung als Spiel, aber
  • jene von Planung als Verkörperung erfolgen muß,
denn dadurch, daß stets immer nur dasselbe gewürdigt und geplant wird, entwickeln sich Würdigung und Planung nicht weiter (freilich, es ließe sich zu verschiedenen Routinen und Spielen greifen, aber es geht bei der eigenständigen Einübung ja gerade darum, eine nicht versiegende Form der Inspiration zu finden).

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Entwicklungsvorstellungen

Die Frage, welche Anschaungsform dem Begriff des Zwecks zugrundeliegt, führt auf die Entwicklungsvorstellungen, denn ein Zweck besteht stets darin, einen kritischen Faktor so einzustellen, daß er den nächsten Schritt einer Entwicklung auf ein Ziel hin erlaubt.

Je nachdem, ob wir verfolgen, einlösen oder auslösen, begegnen uns Entwicklungsvorstellungen in einer der folgenden drei Gestalten, nämlich als
  • ihrer Wertschätzung gemäß gewürdigte vertraute Entwicklungsmuster,
  • geliebten Ansätzen entsprechende Pläne und
  • Abzielungen, an welchen wir anteilnehmen, zugrundeliegende Entwicklungsabsichten,
und diese stehen mit den im vorigen Beitrag betrachteten Handlungsverknüpfungslehren im engsten Zusammenhang, insofern es sich bei
  • der Erfahrung um vertraute Entwicklungsmuster handelt,
  • der Haltung um Planungsansätze und
  • den Vorhaben* um entwicklungsabsichtenbasierte Abzielungen,
was gleichbedeutend damit ist, daß wir die Lehre aus
  • unserer Beschäftigung zum Zweck der Würdigung ziehen,
  • unserem Verhalten zum Zweck der Planung und
  • unseren Zielen zum Zweck weiterer Abzielung.
Und insofern
  • Würdigen selbst wieder Nutzbarmachen ist,
  • Planen Entdecken und
  • Abzielen Lenken
läßt sich auch allgemein die Lehre aus ihnen ziehen, und dies tun
  • der Generalist als Muster allgemein Würdigender,
  • der Hasardist als zu Plänen allgemein Ansetzender und
  • der Kapitän als Entwicklungen allgemein Absehender und auf sie Abzielender.
* bei Vorhaben und Abzielungen ist zwischen aktualen, uns motivierenden, und potentialen, lediglich intellektuell erwogenen, zu unterscheiden, demgemäß die Haltung darin bestehen mag, ein Vorhaben unter gewissen Umständen zu aktualisieren, was als planbeschreibender Ansatz selbstverständlich von der einfachsten Art ist, aber der Ansatz kann auch unspezifischer sein, etwa einem Gefühl Ausdruck zu verleihen.

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23. April 2022

Zur Bildung der Handlungsverknüpfungslehren (und der Verfolgung)

Die Beiträge ab Hierarchische Handlungsstrategien über Menschenführende Handlungsstrategien bis einschließlich diesem geben einen guten Eindruck meines Philosophierens und der Verfolgung im allgemeinen.

Am Anfang steht die Hinwendung der Aufmerksamkeit,

dann folgt das Erwachen

und schließlich die Reflexion,

und wahrlich, die Beschäftigung mit dem Gegenstand wird mit jedem Schritt, welcher ihn der Kommunizierbarkeit näher bringt, häßlicher.

Beginnen wir also damit, das aufgeschnappte Gerümpel zu ordnen. Zunächst möchte ich die Handlungsstrategien fortan (auch) als Handlungsverknüpfungen bezeichnen. Und dann möchte ich auf eine Beobachtung zurückkommen, welche ich im Beitrag Eigenlaufsnexus gemacht habe, nämlich daß
  • Beschäftigung darin besteht, im Rahmen des Nutzbarmachens das Empfangene zu studieren,
  • Verhalten darin, im Rahmen des Entdeckens das Verfolgte zu empfangen, und
  • Ziele zu haben darin, im Rahmen des Lenkens das Studierte zu verfolgen,
um dann danach zu fragen, ob es nicht etwas gibt, durch was unsere Beschäftigung, unser Verhalten und unsere Ziele abrufbar sind, wenn wir später wieder auf sie zurückkommen wollen, worin wir also die Lehre aus der jeweiligen Handlungsverknüpfung ziehen, und in der Tat gibt es drei Handlungsverknüpfungslehren. Namentlich ziehen wir durch unsere
  • Erfahrung die Lehre aus unserer Beschäftigung,
  • Haltung die Lehre aus unserem Verhalten und
  • Vorhaben die Lehre aus unseren Zielen.
Und hinsichtlich dieser Lehren lassen sich die bisher betrachteten Formen der Kooperation, nämlich
auf einsichtigere Weise gegenüberstellen.

An Stelle von Organisation spreche ich fortan von Kontrolle (glücklich also, daß ich Kontrolle in der alten Bedeutung bereits für Anregung aufgab), an Stelle von Überlassen von Delegation und an Stelle von Angeregtheit von Unpersönlichkeit, und diese besitzen natürliche Gegenteile, nämlich
  • die Kontrolle das der Freiheit,
  • die Delegation das der Koordination und
  • die Unpersönlichkeit das der Persönlichkeit,
und all diese Begriffe lassen sich auf die Handlungsverknüpfungslehren anweden, also es sich
  • von freien und kontrollierten Erfahrungen, Haltungen und Vorhaben sprechen,
  • von koordinierten und delegierten Erfahrungen, Haltungen und Vorhaben und
  • von persönlichen und unpersönlichen Erfahrungen, Haltungen und Vorhaben,
und diese Rede führt uns auf das bisher betrachtete zurück:
  • die freie Erfahrung wird in der freien Nutzbarmachung gemacht,
  • die kontrollierte Erfahrung besteht aus Traumata und als Gefügiger unter einem Abrichtenden erworben,
  • die freie Haltung durch freie Entdeckung entwickelt,
  • die kontrollierte Haltung beruht auf Aufzucht und als Protegé eines Investors gebildet,
  • freie Vorhaben bilden sich durch freie Lenkung heraus,
  • kontrollierte Vorhaben bestehen in Aufträgen und werden Gehorsamen von Direktionen gegeben,
  • Erfahrung wird koordiniert, indem Zusammenarbeitende der Erfahrung der jeweils andren vertrauen, etwa im Gemeindeleben,
  • Erfahrung wird delegiert, indem Mitarbeiter sie als Diener an einen Herren delegieren, etwa am Arbeitsplatz,
  • Haltung wird koordiniert, indem Verbündete die Haltung der jeweils andren anerkennen, etwa als Repräsentanten,
  • Haltung wird delegiert, indem Helfer sie gegenseitig als Kandidaten an ihre Prüfer delegieren, etwa bei der Überwachung der Einhaltung der Etikette,
  • Vorhaben werden koordiniert, indem sich Zusagen Machende mit den Vorhaben der jeweils andren einverstanden sind, etwa Gemeindeführungen mit dem gemeinsamen Vorhaben zu überleben, doch nicht auf Kosten der jeweils andern Gemeinden,
  • Vorhaben werden delegiert, indem Kontakte sie als Auftragnehmer an Auftraggeber delegieren, etwa in einem Netzwerk oder als Gemeindeführungen an den Willen der Gemeinde,
  • persönliche Erfahrungen sind Eigentum, entspringen der Abstammung und begründen die Hege,
  • unpersönliche Erfahrungen sind Versatzstücke, welche als vom Beherbergenden umworbener Gast mit dem angenommenen Angebot übernommen werden,
  • die persönliche Haltung stellt eine Form der Verehrung dar und entspringt Verbandelung und Bewunderung,
  • die unpersönliche Haltung stellt eine Form der Erwehrung dar, mit welcher sich der Duldende gegen die zumutenden Belohnungen des Siegers wendet,
  • die persönlichen Vorhaben sind Innovationen, welche dem Ausgehen von studierten Anomalien entspringen, und
  • die unpersönlichen Vorhaben sind Konventionen, welche für den Einwilligenden vom Verhandlungsführer ihn behelfend arrangiert wurden.
Ja, und damit darf sich Homer wieder anderen Dingen zuwenden.

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21. April 2022

Macht und Zielstrebigkeit

So mancher meint, er würde unter den Ungerechtigkeiten der Mächtigen leiden.

Warum ist das so?

Nun, ein jeder Mensch tut stets das, was ihn sein Wille heißt, doch können wir nicht füglich alle über ein Kamm scheren. Wenn ein Mensch sich letztlich stets für das entscheiden muß, was ein anderer von ihm verlangt, weil er auf des andren Wohlwollen angewiesen ist, ohne dessen Willen ändern zu können, so ist er in seiner Willensentfaltung verhindert. Und wenn ein Mensch umgekehrt Macht hat, sich nach Belieben einzumischen und zu gestalten, so ufert seine Willensentfaltung aus.

Und wer steht somit zwischen den beiden Extremen? Derjenige, welcher sich dafür entscheiden muß, dasjenige zu tun, was er am meisten will, so daß seine Willensentfaltung zielstrebig verläuft.

Es wird immer Mächtige geben, und nie wird ein Urteil besser sein, als das der versammelten Zielstrebigen. Immer werden Mächtige Vorkehrungen treffen, deren Mängel von den Zielstrebigen behoben werden werden, es sei denn, die Mächtigen zwängten die Willensentfaltung der andern nicht nur ein, sondern verhinderten sie, in eben welchem Sinne es keinen Wohlstand ohne Freiheit gibt, aber eben auch keinen Wohlstand, ohne sich bei der Behebung der Ungerechtigkeiten andrer aufzureiben.

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19. April 2022

Zentralisierung und Dezentralisierung

Motiviert durch die Frage, was die näheste Zukunft bringt, möchte ich die Verläufe der Zentralisierung und Dezentralisierung insgesamt durchgehen.

Eine politische Ordnung befindet sich in einer der folgenden drei Phasen:
  1. Ordnungsübereinkunft,
  2. Ordnungsentwicklung,
  3. Ordnungsflucht,
wobei wir zwischen staatlichen und überstaatlichen Ordnungen unterscheiden:
  • bei staatlichen sind es die Bürger, welche übereinkommen, entwickeln und fliehen, wobei im letzten Fall von der Auflösung der staatlichen Ordnung die Rede ist, und
  • bei überstaatlichen sind es Staaten, welche es tun, wobei dann bei der Flucht vom Zurücktreten einer überstaatlichen Ordnung hinter staatliche die Rede ist, worunter ich auch den Fall zählen möchte, daß eine staatliche Ordnung dadurch zu einer überstaatlichen wird, daß der Staat zerfällt.
Zerfällt ein Staat bei der Ordnungsflucht hingegen nicht, sondern durchläuft eine Ordnungsauflösung, so folgt auf sie natürlicherweise eine Ordnungsübereinkunft seiner Bürger, das heißt, am Zentralisierungsgrad ändert sich nur etwas, wenn sich mehrere staatliche Ordnungen gleichzeitig auflösen und die Bürger aller dieser Staaten in einer neuen Ordnung übereinkommen, was aber nicht den historischen Gegebenheiten entspricht.

Allgemein gilt, daß, wenn zwei Ordnungen in Konflikt mit einander geraten, die Phase, in welcher sie sich gerade befinden, entweder beschleunigt oder beendet wird. Wie Staaten zum ersten Mal geboren wurden, ist uns nicht bekannt. Wir können sie immer aus schon vorhandenen Staaten hervorgegangen betrachten. Wenn also
  • sich entwickelnde Staaten in Konflikt mit einander geraten, so wird die Entwicklung tüchtiger Ordnungen beschleunigt und die untauglicher beendet, was zu Zentralisierung führt,
  • ein zerfallender Staat in einen Konflikt gerät, so wird im entwicklungsgeschichtlich interessanten Fall das Zurücktreten der überstaatlichen Ordnung beschleunigt, was zu Dezentralisierung führt,
  • eine überstaatliche Übereinkunft anstrebende Staaten in einen Konflikt geraten, so wird im interessanten Fall die Übereinkunft beschleunigt, was zu Zentralisierung führt,
und diese Vorgänge sind es, welche die Geschichte der Staaten bilden:
  1. konkurrierende Staaten verdichten sich zu Imperien,
  2. erstarrte Imperien zerfallen unter äußerem Druck,
  3. die Splitter einstiger Imperien bilden dem Grad des äußeren Drucks entsprechende überstaatliche Ordnungen aus, und
  4. beginnen erneut zu konkurrieren.
Als Alexanders Reich zerfiel, gab es keinen äußeren Druck, und also gerieten die Nachfolgestaaten umgehend in Konkurrenz zu einander, wobei sich nur das Ptolemäische Reich behauptete, doch als das Römische Reich zerfiel, führte der äußere Druck zur Machtteilung zwischen Klerus und Adel. Aus der Konkurrenz der abendländischen Staaten ging England siegreich hervor, doch das Reich zerfiel und die Vereinigten Staaten setzen sich seitdem im Wettbewerb durch, wobei es auch intern in den Vereinigten Staaten Konkurrenz zwischen den einzelnen Bundesstaaten gibt und diesbezügliche quasiimperiale Entwicklungen.

Zurzeit lösen sich die Provinzen des amerikanischen Imperiums aufgrund seiner Unverantwortlichkeit auf, was zu einer verantwortungsbetonenden bürgerlichen Übereinkunft führen wird, welche aber den Keim des Zerfalls in sich trägt, da sie zu einer die Bürger ausschließenden Ordnung greifen muß. Alle diese Prozesse werden durch äußeren Druck beschleunigt und nach ihnen auch die überstaatliche Übereinkunft der verbliebenen Splitter.

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18. April 2022

Zur politischen Ordnung im Zeitalter der Wunder

Wenn ich sage, daß die politische Ordnung im Zeitalter der Werke dadurch bestimmt ist, daß die Menschen Dienern gleich beholfen werden, damit sie als Mitarbeiter zusammenarbeitend innovieren, so können wir uns sofort etwas darunter vorstellen, weil uns die Details, Schul- und Hochschulsystem, Gesellen- und Bankenwesen, bekannt sind.

Und auch die politische Ordnung des Zeitalters der Wacht tritt uns konkret vor Augen, wenn ich sage, daß den Menschen Kandidaten gleich Angebote gemacht werden, damit sie als Helfer verbündet hegen, sofern klar ist, daß sich Angebote und Hege auf die Bewährung in einem Beruf oder einer politischen Allianz beziehen.

Aber wenn ich sage, daß die politische Ordnung im Zeitalter der Wunder dadurch bestimmt ist, daß die Menschen Auftragnehmern gleich orientiert werden, damit sie sich als Helfer sich Zusagen machend bewundern, so bleiben viele Fragen offen.

Die erste dieser Fragen betrifft die Art der Orientierung, die nächste jene der Zusagen. Wer oder was belohnt oder bestraft? Welcher Auftrag wird gegeben? Wer ist der Auftragnehmer? Was Helfer sind, wissen wir, was Bewunderung ist, auch.

Die Orientierung kann vernünftigerweise nur durch das Leben selber erfolgen, das heißt, bei dem Auftrag handelt es sich lediglich darum, als Gemeinde in einem bestimmten, räumlich überschaubaren Gebiet zu überleben. Wir betrachten also einen politischen Zusammenschluß von verschiedenen Gemeinden. Und wie Helfer sich innerhalb der Gemeinden Zusagen machen (etwa in Form von Bereitschaften oder Werkmächten), so müssen sich auch die Gemeinden unter einander Zusagen machen, und dabei stellen sich die folgenden Zusagen als die vernünftigsten heraus:
  1. Jede Gemeinde bekennt eine Verfassung.
  2. Ab dem Erreichen der Volljährigkeit hat jeder das Recht, einer Verfassung seiner Wahl beizutreten, aber die Gemeinden, welche die entsprechende Verfassung bekennen, haben das Recht, darüber zu entscheiden, welche Gemeinde ihn aufnimmt.
  3. Populäre Verfassungen gewinnen Gebietsansprüche gegenüber den Gemeinden unpopulärer Verfassungen, wobei allerdings eine Untergrenze zu respektieren ist, um regenerationsfähige Traditionslinien zu erhalten. Gezieltem Mißbrauch dieser Untergrenze kann durch verfassungsmäßige gezielte Diskriminierung entgegengewirkt werden.
  4. Vertreter aller Gemeinden einer Verfassung kommen in regelmäßigen Abständen (beispielsweise alle neun Jahre) zusammen, um sich über die Aktualisierung der Verfassung zu beraten.
  5. Vertreter aller Verfassungen kommen in regelmäßigen Abständen (beispielsweise alle neun Jahre) zusammen, um sich über die Aktualisierung ihrer Verfassungen auszutauschen, sowie sich über die Neuetablierung von Verfassungen zu beraten, welche Gemeinden bekennen können.
  6. Es wird eine Reserve einer bestimmten Menge Landes von den Gemeinden vorgehalten, um bei Gebietsansprüchen einer Gemeinde gegen eine benachbarte eine allmähliche Umstellung zu erlauben, beziehungsweise bei unbenachbarten Gemeinden einerseits das Anwachsen von Gemeinden bis zu dem Grad zu erlauben, ab welchem sie sich aufspalten können und der abgespaltene Teil umsiedeln, und andererseits die Auflösung von Gemeinden und ihre Verteilung auf andere Gemeinden ihrer Verfassung.
Und sonderlich weit entfernt ist das weder von nomadischen Jägern, noch von griechischen Stadtstaaten. Es läßt sich also schon denken und damit auch schon halb auf diese Weise leben.

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17. April 2022

L'humanité

Mesdames et Messieurs!

Voyez ici l'homme de l'année 2022
  • déclarant dépassés des modes de pensée sans jamais avoir les essayé,
  • réfléchant à des solutions politiques sans en avoir expérimenté plus d'une,
  • considérant la métaphysique comme une chimère parce qu'elle ne correspond pas à ses modèles.
Et oui, je suis l'un d'eux. Ils ne me confiant pas plus qu'ils confiant eux-mêmes. Et moi? Je suis heureux, dans l'ensemble. Mais le tout est une blague. Un numéro de trapèze par des enfants. Et la preuve que la justification de l'alternative n'augmente pas la confiance en elle, mais la méfiance envers la proposition originale. Eh bien! C'est la condition humaine. Voyons, alors, ce qui vient ensuite.

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Zum Gebet im Namen der Bedeutsamkeit des Glaubens an Gott

Das Gebet um die Gnade der Erfahrungsweise der transzendenten Verbundenheit mit Gott in Form der eigenen Vorliebe, des subjektiven Glaubens und des eigenen Gewissens, welche sich bei jeder vollzogenen Besinnung in der Aufgerufenheit auf dem Weg zum Verhießenen, der Bedeutsamkeit des Verwandelnden und der Zuversicht in Ansicht des Verwandten spiegeln, etabliert die Herrschaft Gottes unter den Menschen durch die so Geleiteten und kann als das höchste Gebet betrachtet werden.

Gleichzeitig wird den transzendent Verbundenen aber auch die Möglichkeit gegeben, für ihre Bahn zu beten, wenn sie der Leitung durch die Aufgerufenheit nicht nachkommen können, oder für ihre Gnade, wenn sie jener durch die Bedeutsamkeit nicht nachkommen können, oder für ihr Amt, wenn sie jener durch die Sinnhaftigkeit nicht nachkommen können.

Der Unterschied zwischen Zuversicht und Sinnhaftigkeit ist folgender: Das Gebet für das Amt ergibt sich, wenn der Glaube an die Sinnhaftigkeit einer Auslösung hinreichend ist, um ihren Erfolg zu erwarten. Es wäre irreführend, da von Zuversicht zu sprechen, denn erst durch das Gebet, genauer gesagt die Vertiefung in die Erwartung, erwerben wir die Zuversicht, und also ist Sinnhaftigkeit so etwas wie körperlose Zuversicht. Außerdem ist auch der umgekehrte Fall möglich, daß Sinnhaftigkeit und Zuversicht vorliegen, aber die Vertiefung in die Erwartung die Zuversicht aufhebt, wo wir also plötzlich erwarten, daß etwas entgegen aller Wahrscheinlichkeit nicht funktionieren wird, üblicherweise einhergehend mit der Ahnung eines höheren Sinnes. Daß aus Sinnhaftigkeit Zuversicht folgt, ist ein genuin naturwissenschaftlicher Glaube, also daß die Welt vernünftig eingerichtet ist. Wiewohl das Zeitalter der Wunder dies nicht in Frage stellt, beruft es sich nicht im Gebet um das Amt auf es, da in den Wundern selbst ein höchster Sinn vorliegt.

Damit wäre nach dem Gebet um die Bahn im vorigen Beitrag also auch noch einmal das Gebet um das Amt besprochen worden. Was nun das Gebet um die Gnade angeht, so möchte ich erneut den Fall betrachten, daß es um die Bedeutsamkeit des Glaubens an Gott selbst geht, welcher wir nicht nachkommen können, also daß es nicht in unserer Macht liegt, der durch ihn etablierten Herrschaft Gottes unter den Menschen Ausdruck zu verleihen, in welchem Fall wir also dafür beten, daß sich dies irgendwie ändern möge, was konkret darauf hinausläuft, daß sich die Machtverhältnisse so verschieben, daß jene, welche Gott durch die Adäquanz erfahren, Gottes Geheiß wieder Ausdruck verleihen können.

Dabei gibt es folgende drei Fälle.
  1. Die Masse der Menschen wendet sich aus eigener Initiative gegen das Adäquate, was heißt, daß sie es selbst vergessen hat und über jene, welche es befolgen, herrscht. Dies war Noahs und Lots Lage.
  2. Sie tut es auf Geheiß von Autoritäten. Das war meine Lage 2004.
  3. Lediglich eine Minderheit wendet sich gegen das Adäquate. In diesem Fall muß die Masse der Menschen sediert werden, um die Herrschaft der Minderheit zu dulden, genauer gesagt ihr Adäquanzgefühl, also die Empfindung von Aufgerufenheit, Bedeutsamkeit und Zuversicht, wozu ihre Gedanken auf Pläne gerichtet werden müssen, bei deren Vollzug es nicht auf ihre Aufmerksamkeit, ihr Verständnis oder ihren Bedacht ankommt. Die Sedierten selbst sind zwar nicht mehr Teil der Herrschaft Gottes, aber sie stellen auch kein Greuel dar. Erst wenn die List den Sack zumachte und auch über die Unsedierten herrschte, würde der Zeitpunkt kommen, für die Bedeutsamkeit des Glaubens an Gott zu beten, aber wahrscheinlich kommt es gar nicht erst dazu, weil die Anreize, die eigene Bevölkerung nicht einzuschläfern, einfach zu groß sind.
Wahrscheinlich werden die Autoritäten also noch ein letztes Mal aus ihren Löchern gekrochen kommen.

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15. April 2022

Lehren zum ideellen Gebet

In welchem Sinne ist Jesus Christus?


Das Werk trägt die Handschrift des Autors. Es enthält seine Gedanken und spiegelt seine Sicht, beispielsweise Das Leben der Hypatia und Die Ferse jene Damaskios'.

Wenn nun die Gedanken von der Art sind, daß sie eigene Gedanken wachrufen, wie bei Damaskios, so handelt es sich um einen menschlichen Autor.

Zur Erinnerung: Der Mensch ist die Hinwendung des einen Bewußtseins zu seinen Befindlichkeiten. Daß dies nicht die einzige mögliche Hinwendung ist, ahnen wir. Nur der weiß mehr darüber, wer sich anderweitig hingewendet hat.

Und so eines Werk enthält also Gedanken, welche nicht menschlich sind, und in sofern er sich aus seiner Menschlichkeit befreit hat, ist er kein menschlicher Autor.

Das erste, was nach dieser Eröffnung auffällt, ist, daß man nur sehr selten auf Autoren stößt, welche nicht menschlich sind, das heißt, welche Dinge kommunizieren, welche keine eigenen Gedanken, wohl aber Ahnungen von etwas potentiell verständlichem wachrufen. Und so ein Autor begegnet uns im Neuen Testament.

Wer sich nun, so wie ich, anderweitig hinwendet, bemerkt dort eine Wirklichkeit, welche ihr eigenes Wesen besitzt. Letztlich trägt jedes Lebewesen zu ihr bei, und es herrscht dort eine eherne Logik, welcher niemand entkommt. Doch wenn von dorther ein Gedanke in einen fährt, welcher die Lehren und die Sichtweise eines diesseitig bekannten Autors betrifft, als ein Tadel, wie der eines Lehrers an einen Schüler, ist die vernünftigste Erklärung, daß er just auf diesen Autor zurückgeht. In diesem Sinne ist Jesus Christus, jedenfalls zur Zeit, aber angesichts des Alters der betrachteten Ikone wahrscheinlich auch schon vor ihr.

Die obige Pantokratordarstellung ist nämlich ein Portal, welches die eigene Empfänglichkeit für bestimmte jenseitige Gedanken erhöht, namentlich solche, welche die ideellen transzendenten Akte betreffen. Mein metaphysisches Studium zielt wesentlich darauf, diese besser zu verstehen, und jetzt, wo ich zum ersten Mal mit meinem Verständnis einigermaßen zufrieden bin, sehe ich den Grund dafür darin, daß die heute vorherrschende christliche Spiritualität sehr einseitig ist, man bedenke nur das folgende.

Das Gebet um das Amt ist Ausdruck gestaltender Zuversicht und betrachtet die Welt als Familie. Es ist das alte Gebet des Zeitalters der Werke und wird durch die katholische Kirche allgemeinverständlich vertreten.

Das Gebet um die Gnade ist Ausdruck existentieller Bedeutsamkeit und betrachtet die Welt als Bühne. Es ist das junge Gebet des Zeitalters der Werke und wird im allgemeinen nur so weit verstanden, wie es die eigene Inspiration betrifft, also sich als würdig zu erweisen, auf der Bühne aufzutreten, nicht aber weitergehend als Gebet um die Form des Menschseins, welches mit der Bühne (auf den Boden der Metapher zurückgeholt der menschlichen Erfahrungsweise) einhergeht. Wenn ich die obige Ikone betrachte, sehe ich jemanden, welcher das Gebet um die Gnade in diesem weiteren Sinne kennt, welcher versteht, daß das Leben der Menschen der Bühne folgt, auf welcher sie spielen.

Das Gebet um die Bahn ist Ausdruck steuernder Aufgerufenheit und betrachtet die Welt als Wolkenformation. Es ist im Zeitalter der Werke ausgesetzt und betet dafür, daß
  1. die Bahn durch Verwandtes verläuft,
  2. die Bahn durch Verwandlung verläuft und
  3. die Bahn zum Verhießenen führt,
wobei nur das Verwandte verwandelt werden kann und nur die Verwandlung das Verhießene, welches stets dadurch definiert ist, daß ein Mangel verhindert, daß sich ein Aspekt des Menschseins zeigt, ermöglicht.

Und auf diesen Zusammenhang, daß ich zuvor um Verwandtes beten muß, auf welches sich die Verwandlung stützen kann, für welche ich betete, hat mich der Tadel hingewiesen als ich die obige Ikone vor knapp dreieinhalb Jahren betrachtete. Und er steht im engsten Zusammenhang damit, daß man nicht nur Gott mit aller seiner Kraft lieben soll, sondern auch seinen Nächsten wie sich selbst. Und mittlerweile ist ja auch weit mehr Menschen Anlaß dazu gegeben, in sich zu gehen, als noch vor dreieinhalb Jahren.

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14. April 2022

Gott und Teufelsgeister

Der Unterschied zwischen Gott und Teufelsgeistern ist, daß Gott die Wunden seiner Geschöpfe schließt, während Teufelsgeister davon leben, ihnen Medizin zu verkaufen, welche die Wunde des Einen nur dadurch schließt, daß sie die Wunde des Andern aufreißt.
Was ist die Rolle von Pharisäern?

Darauf zu achten, daß sich das Volk an Vorschriften hält, welche es vor schädlichen gesellschaftlichen Entwicklungen bewahren, vor den Auswirkungen bösen Wollens schützen.

Wiewohl man Menschen nicht einfach in eine Gruppe guten Wollens und eine andere Gruppe bösen Wollens einteilen kann, ungeachtet dessen, daß manche Gott und andere ihrer eigenen Gewalt vertrauen, ist es doch so, daß der Pharisäer, wenn er seine Aufgabe getreu wahrnimmt, eindeutig auf der Seite der das Gute Unterstützenden steht, welche er hinsichtlich der Frage berät, wie sie sich den das Böse Unterstützenden erwehren können.

Würde jemand hingegen zwei Gruppen hinsichtlich der Frage beraten, wie sie sich der jeweils anderen erwehren können, liegt der Verdacht nahe, daß er es nicht als zwischen ihnen vermittelnder Friedensstifter tut, wenngleich auch das möglich ist, sondern als Profiteur ihrer Verfeindung.

Nennen wir so einen Profiteur einen untreuen Pharisäer. Wie geht ein solcher Pharisäer vor? Sein Amt besteht einzig darin zu beraten, er wird also eine Lage herbeiführen wollen, in welcher schlechter Rat als gut erscheint und die Lage perpetuiert.

Generell ist es so, daß derjenige, welcher sich einer Not erwehrt, durch seine Erwehrung Anderen sekundäre Nöte erzeugt. Auf diese Weise zieht ein Übel weitere nach sich, welche indes, wenn Gott die Erwehrung lenkt, bald abklingen, doch wenn es Teufelsgeister tun, sich auf dem Niveau des gerade noch Erträglichen einpendeln.

Und wenn wir dies daraufhin ansehen, wodurch die Linderung eintritt, kommen wir auf das Verständnis der Notlage des Andern und die Bereitschaft, ihm aus seiner Not zu helfen. Und genau das werden untreue Pharisäer also unterbinden.

Betrachten wir zur Verdeutlichung dessen die Neigung von Geiseln, ihre Geiselnehmer zu entschuldigen, welche als Stockholmsyndrom pathologisiert und damit unerklärlich gemacht wird. Es gibt wie bei allen unzählige Gründe, welche zu diesem Verhalten führen können, aber die folgenden drei dürften 19 von 20 Fällen erklären.
  1. Terrorismus sucht ganz allgemein die Menschen einzuschüchtern. Welch Wunder also, wenn die direkt Betroffenen besonders eingeschüchtert sind.
  2. Wie beschrieben bemüht sich der Gottgefällige, die Not des Andern zu verstehen, und das ermöglicht es, die Not größer erscheinen zu lassen, als sie ist.
  3. Die Geisel mag sich so dafür schämen, sich als Geisel nehmen lassen zu haben, daß sie ihr Schicksal als verdient betrachtet.
In allen drei Fällen gibt es Wege, die gesellschaftlich schädliche Entschuldigung des Geiselnehmers seitens der Geisel durch Hilfestellungen zu überwinden, nämlich
  1. der Geisel Sicherheitsgarantien zu geben,
  2. der Geisel die tatsächliche Lage des Geiselnehmers zu beweisen und
  3. der Geisel ihr Versagen zu vergeben,
doch der untreue Pharisäer sähe zu, daß das gerade nicht geschieht, um einerseits Verständnislosigkeit zu erzeugen und sie zu beraten, wie sie das Syndrom in den Griff kriegt, und andererseits die Verständnisvollen zu beraten, wie sie die Verständnislosen in den Griff kriegen, so daß die Gesellschaft in einen pragmatischen Teil und ideologischen Teil zerfällt, welche nur unter Zuhilfenahme der Dienste des untreuen Pharisäers koexistieren können.

Das Stockholmsyndrom bietet sich aufgrund seiner Pathologisierung des Verständnisses der Not des Andern als Beispiel an, aber was die gegenwärtigen Aktivitäten der untreuen Pharisäer betrifft, so sind die im Beitrag Moralverdrängung beschriebene Teilung der Gesellschaft in jene, welche sich vor denen fürchten, welche sich nicht an die Anweisungen der Regierung halten, und jene, welche sich vor denen fürchten, welche es tun, und die im Beitrag Zur Erzeugung gesellschaftlicher Unsicherheit beschriebenen Zersplitterungen der Gesellschaft in Besserwisser und Kungler, welche pharisäischer Politikerhuren, beziehungsweise opportunistischer karrieristischer Politiker bedürfen, um jeweils unter ihresgleichen existieren zu können, folgenreicher.

Und auch das im vorigen Beitrag betrachtete Festhalten an der Methode zum Leben zurückzufinden, also in unserem Zeitalter der Aussichtslosigkeit durch Ausgehen und Innovation zu entkommen, anstatt direkt durch Verbandelung und Bewunderung oder als Hasardist, ist eine Frage der Linderung oder Perpetuierung von Not, wobei die Dinge dort aber weit komplizierter liegen, weil es mehrere Arten der Not gibt, welche man nur gegeneinander austauschen kann. Dennoch, von untreuen Pharisäern wird man nicht erwarten dürfen, daß sie es im Hinblick auf die Linderung der Not des Volkes tun. Vielmehr werden sie ihre eigene Not dadurch hinauszuschieben suchen, daß sie die Schrauben fester anziehen.

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13. April 2022

Individuelles Bestimmen

Ich möchte die letzten Beiträge noch einmal auf die Frage hin ansehen, was die Gesellschaft vom Einzelnen hat.

Betrachten wir also zunächst den individuellen Teil der Verschlagungen genauer. Der individuelle Teil der Verbandelung ist die Bewunderung, welche ich bereits genauer beschrieben habe, aber die individuellen Teile der Abstammung und des Ausgehens habe ich nicht eigens benannt, wiewohl der vorige Beitrag das Feld inhaltlich einigermaßen abdeckt. Der individuelle Teil des Ausgehens ist die Innovation, also das Einsetzen der gemeinsam studierten Anomalie, und mehr ist dazu nicht zu sagen. Doch zum individuellen Teil der Abstammung, der Hege, möchte ich mehr sagen, denn das im vorigen Beitrag Gesagte ist etwas dürftig. Die Abstammung beruht wie im vorigen Beitrag beschrieben auf einer Abspaltung in einem Bereich, nämlich entweder in Heimat, Lebensweise oder Lebensauffassung, was bedeutet, daß die jeweils übrigen beiden Bereiche zunächst im gemeinsamen, alten Zustand verbleiben, doch dann vom sich Abgespaltenhabenden an den neuen Bereich angepaßt werden, und indem er sie anpaßt, hegt er sie, daß heißt, er übernimmt die persönliche Verantwortung für ihre Gestalt, welche zuvor den gemeinsamen Vorstellungen entsprach. Die Hege der ursprünglichen Lebensweise in der neuen Heimat besprach ich im vorigen Beitrag, und das Vortexleben betreffend schlug ich vor, daß seine Bewohner eine natürlichere Lebensauffassung ergreifen sollten und anschließend ihre alte Heimat, also die Vortices, ihr gemäß hegen. Auf diese Weise hegen Religionen die Erde, welche sie erben, übrigens immer. Die Verjüngung im Zeitalter der Wacht, hingegen, besteht in der Hege des eigenen Körpers (als eines Teils der Heimat) gemäß dem eigenen Beruf (als einem Teil der Lebensweise).

Da wir nun also Hege, Innovation und Bewunderung definiert haben, betrachten wir noch einmal die Lenkung der Gesellschaft im Rahmen des generativen Zykels: im Zeitalter
  • der Wunder wird sie orientiert, wodurch Abspaltungen und Hege kontrolliert werden, was einerseits zu Fremdheit aufgrund ausbleibender Anpassung führt, und andererseits mit Umworbenheit einhergeht,
  • der Wacht wird ihr angeboten, wodurch Anomalien und Innovation kontrolliert werden, was einerseits zu Erstarrung führt, und andererseits mit Arrangiertheit einhergeht, und
  • der Werke wird sie beholfen, wodurch Durchbrüche und Bewunderung kontrolliert werden, was einerseits zu Aussichtslosigkeit führt, und andererseits mit Zumutung einhergeht,
wobei im Zeitalter
  • der Wunder Fremdheit als Motivation zu Durchbruch und Bewunderung zur Überwindung der Spezialisierung und der Verjüngung der Bildung (Lebensweise einschließlich -auffassung) erwünscht ist,
  • der Wacht Erstarrtheit als Motivation zu Abspaltung und Hege zur Überwindung der Konformität und der Verjüngung der (professionellen) Partnerschaft und
  • der Werke Aussichtslosigkeit als Motivation zu (durch Versuche herbeigeführter) Anomalie und Innovation zur Überwindung der Vorsorge und der Verjüngung der Kultur (technologischen Ermächtigung).
Also bestimmt der Einzelne durch Hege, Innovation und Bewunderung im Rahmen der Verjüngung die Entwicklung der Kultur (im gemeinsprachlichen Sinne) des entsprechenden Zeitalters, ebenso wie er durch Resthege, -innovation und -bewunderung die entwicklungsmethodischen Hemmnisse des entsprechenden Zeitalters unterläuft, also den Rest entwicklungsmethodisch unterdrückter
  • Verwandtheit bei Abspaltungen hegend aufgreift,
  • Verwandelndheit bei Anomalien innovierend und
  • Verheißungsfülle bei Durchbrüchen bewundernd,
sowie durch Hege, Innovation und Bewunderung auch alle sonstigen Abspaltungen, Anomalien und Durchbrüche handhabt.

Da Abspaltungen, Anomalien und Durchbrüche Partnerschaften, Ermächtigungen und Bildungen voraussetzen, auf welche sie sich beziehen, handelt es sich bei diesen Formen des individuellen Bestimmens um kulturelles Bestimmen, genauer gesagt das Bestimmen unter Nebenordnungen; und ich werde vernünftigerweise auch bei diesen Bezeichnungen der Nebenordnungen bleiben, also Ermächtigung, Partnerschaft und Bildung, wobei Rechtschaffenheit, Gespür und Können gebildet werden - nur im generativen Zykel werde ich die Ermächtigung weiterhin Kultur nennen.

Neben den kulturellen Formen des individuellen Bestimmens gibt es aber auch noch die vorkulturellen, nämlich
  • als Generalist unspezialisiert, Angebote ignorierend an Verwandtes anzupassen,
  • als Kapitän nonkonform, Behelfungen ignorierend Verwandelndes einzusetzen und
  • als Hasardist unumsorgt, Belohnungen ignorierend Verheißungsvolles zu verwerten,
und damit hoffe ich, die Masse der vorigen Beziehungen wenigstens etwas bündiger aufgespannt zu haben und die Rolle des Einzelnen geklärt.

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12. April 2022

Restverschlagungen

Jedes Zeitalter unterdrückt eine Form der freien Verschlagung, im Zeitalter der
  • Wunder wird die freie Abstammung dadurch unterdrückt, daß die Orientierung das Empfangen vorschreibt,
  • Wacht das freie Ausgehen dadurch, daß das Anbieten das Studieren vorschreibt, und
  • Werke das Verbandeln grundsätzlich dadurch, daß das Behelfen das Verfolgen vorschreibt,
doch kommt es trotz der Unterdrückung zu (freien) Restverschlagungen.

Um zu verstehen, was uns verschlägt, ist es hilfreich, einen Blick auf die dynamischen Ich-Verständnisse zu werfen:
Verschlagung
Vorbereitung Anwendung Verweilung
Abstammung grundlegen
vor einer Abspaltung
aufgreifen
(empfangen)
zurechtfinden
Ausgehen planen
vor einer Anomalie
umsetzen
(studieren)
beobachten
Verbandelung bezeugen
eines Durchbruchs
berufen
(verfolgen)
ausdrücken

Die Arten der Durchbrüche habe ich im vorigen Beitrag beschrieben, nämlich Durchbrüche
  • im Bedacht, genauer gesagt Können, welche zur popkulturellen Einlösung (Come around!) führen,
  • in der Aufmerksamkeit, genauer gesagt im Gespür, welche zur popkulturellen Auslösung (Do your part!) führen und
  • im Verständnis, genauer gesagt in der Rechtschaffenheit, welche zur popkulturellen Verfolgung (Come along!) führen.
Die Struktur der Durchbrüche ist zyklisch, indem sie dem fortgesetzten inneren Bemühen der Gesellschaft entspringen, und zwischen zwei Phasen dieses Zykels liegen zwei je 25 jährig angesetzte Generationen, also 50 Jahre.

Da Anomalien Pläne durchkreuzen, lassen sie sich nach den Handlungsstrategien klassifizieren. Es gibt also Anomalien
  • beim nutzbarmachen, wo die Grenzen der Anpassung gesprengt werden, etwa bei Dürren,
  • beim entdecken, wo die Grenzen der Verwertung gesprengt werden, etwa bei die Lebensweise revolutionierenden Entdeckungen wie der der Zähmung des Pferdes,
  • beim lenken, wo die Grenzen des Einsetzens gesprengt werden, etwa im Krieg.
Anomalien haben keine innere Struktur, da sie wesentlich äußere Ursachen besitzen.

Abspaltungen lassen sich wiederum nach der Aussicht klassifizieren, in welcher sie auftreten, nämlich als Abspaltungen
  • im Bedacht, genauer gesagt der Heimat,
  • in der Aufmerksamkeit, genauer gesagt der Lebensweise, und
  • im Verständnis, genauer gesagt der Lebensauffassungen.
Die Struktur der Abspaltungen ist kohäsiv, eine zieht die übrigen nach sich, allerdings auf eher amorphe Weise. Ein typisches Phänomen bei der Abspaltung der Heimat ist der Gründereffekt, also die anfängliche Magnifizierung der ursprünglichen Lebensweise und -auffassung in der neuen Heimat, weshalb ganz Lateinamerika Sevilla ähnlicher sieht als der Rest Spaniens (also weil Sevilla zu Kolumbus' Zeiten die Hauptstadt Spaniens war) oder weshalb sich die Aussprache der französischen Fremdwörter im Englischen seit 1066 A.D. weniger verändert hat als im Französischen (etwa die von chamber).

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11. April 2022

Wahrhaftigkeit und Bewunderung

Wenn die Gefühle der vergegenwärtigenden sorgenden Beurteilung einen Menschen wahrhaftig erfüllen, so wird er von anderen bewundert, nämlich
  • sein Gespür, wenn er wahrhaftig wertschätzt,
  • seine Rechtschaffenheit, wenn er wahrhaftig im weiteren Sinne liebt und
  • sein Können, wenn er wahrhaftig im weiteren Sinne stolz ist.
Genauer gesagt führt wahrhaftige Rechtschaffenheit dazu, daß andere aufgerufen werden, nämlich
  • Verheißungsfülle bemerken, wo ihnen wahrhaftige Verbundenheit begegnet,
  • Verwandelndheit, wo es wahrhaftige Liebe im engeren Sinne ist und
  • Verwandtheit, wo ihnen wahrhaftige Zufriedenheit begegnet,
wahrhaftiges Gespür dazu, daß andere angespornt werden, nämlich
  • durch reflexive Freude, wo ihnen wahrhaftige Verheißungsfülle entgegentritt,
  • durch Stolz im engeren Sinne, wo es wahrhaftige Verwandelndheit ist und
  • durch Genugtuung, wo ihnen wahrhaftige Verwandtheit entgegentritt,
und wahrhaftiges Können dazu, daß andere überzeugt werden, nämlich
  • von der Initiative (Verfolgung), wo ihnen wahrhaftige reflexive Freude begegnet,
  • von der Besonnenheit (Einlösung), wo es wahrhaftiger Stolz im engeren Sinne ist und
  • von dem Verdienst (Auslösung), wo ihnen wahrhaftige Genugtuung begegnet.
Ich möchte das an ein paar Beispielen verdeutlichen.
  1. Wahrhaftige Verbundenheit und Liebe im engeren Sinne begegnet in den Liedern von Supertramp, insbesondere School, Hide in Your Shell, Rudy, If Everyone Was Listening, Even in the Quietest Moments und Child of Vision, und verhießen ist eine andere Gesellschaft und gegeben eine verwandelnde Ahnung von Selbstgenügsamkeit.
  2. Wahrhaftiges Gespür hat es zu meinen Lebzeiten nicht gegeben, aber ich denke, daß Henry Ford wahrhaftige Verheißungsfülle vorlebte und Viele durch Vorfreude auf unternehmerischen Erfolg anspornte.
  3. Ein Beispiel wahrhaftiger reflexiver Freude (immer noch am Leben zu sein) begegnete in Evel Knievel, und zweifellos hat er Viele davon überzeugt, die Initiative zu ergreifen.
Heute sehen wir nirgendwo Wahrhaftigkeit. Der Grund dafür liegt in der im vorigen Beitrag besprochenen Vorsorge, welche die natürliche Verbandelung unterdrückt, deren wesentliche Wirkung gerade in der oben beschriebenen Verwertung des Bewunderten besteht; ist doch das Bewundern die individuelle Verwertung des gemeinsam Verfolgten.

Allerdings ist die Unterdrückung der Verbandelung nicht total; es findet also eine Restverbandelung statt, und diese wird durch den popkulturellen Zykel beschrieben,


wobei das Come along! (die popkulturelle Verfolgung) durch Aufgerufenheit, beziehungsweise Rechtschaffenheit, genährt wird, das Come around! (die popkulturelle Einlösung) durch Überzeugtheit, beziehungsweise Können, und das Do your part! (die popkulturelle Auslösung) durch Angesporntheit, beziehungsweise Gespür.

Und wann wir das an den letzten drei Phasen überprüfen, dürfen wir wohl tatsächlich behaupten, daß
  • das Come around! von 1870 auf technischem Können basierte,
  • das Do your part! von 1920 auf modernistischem Gespür und
  • das Come along! von 1970 auf pazifistischer Rechtschaffenheit (im Gegensatz zur bellizistischen Rechtschaffenheit des Come along!s von 1820, genauer gesagt 1812).
Come around!

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10. April 2022

Aufgaben politischer Mitbestimmung

Jeder Mensch sucht seine Lebensziele wie ihn seine Vorliebe, sein (subjektiver) Glaube und sein Gewissen heißen, aber insofern er Teil einer Gesellschaft vieler Menschen ist, ist es fraglich, in wiefern er tatsächlich seinen Weg zu Verhießenem finden, seinen Glauben als verwandelnd erweisen und ein ihm verwandtes Schicksal gestalten kann.

Indem eine Gesellschaft in einer Phase des Eigenlaufs des Ichs reagiert, verliert sie, verwalterische Kompetenz vorausgesetzt, die Möglichkeit, in der nächsten Phase zu politischen Übereinkünften zu gelangen:
  • Wird sie orientiert (belohnt), so ist die Abstammung vorgeschrieben,
  • wird sie beholfen, so ist die Verbandelung vorgeschrieben (üblicherweise unterdrückt), und
  • wird ihr angeboten, so ist das Ausgehen vorgeschrieben,
und also
  • führt Orientierung zu Spezialisierung und Fremdheit,
  • ist Behelfung Vorsorge und führt zu Aussichtslosigkeit und
  • führt Anbieten zu Konformität und Erstarrung.
Allerdings reagieren nicht alle Teile der Gesellschaft in gleichem Maße,
  • Generalisten lassen sich schlecht orientieren,
  • Hasardisten schlecht behelfen und
  • Kapitänen läßt sich schlecht anbieten,
und so kommt es, daß,
  • wer sich fremd fühlt, in unserer Gesellschaft als Wissenschaftler Einfluß auf die Arbeitswelt oder als Künstler auf die Freizeitgestaltung zu nehmen sucht, da er nur so hinreichend flexibel Einfluß auf hinreichend viele Menschen nehmen kann, um ein ihm verwandtes Schicksal zu gestalten,
  • wer die Lage für aussichtslos hält, die Gefahr sucht, um seinen Weg zu finden und
  • wen die Erstarrtheit schreckt, das Unwägbare, um seinen Glauben zu erweisen.
Zugleich gibt es aber auch noch eine andere Weise, Fremdheit, Aussichtslosigkeit und Erstarrtheit zu entkommen, und das hängt damit zusammen, daß
  • Fremdheit genau dort herrscht, wo Umworbenheit herrscht,
  • Aussichtslosigkeit genau dort, wo Zumutung herrscht, und
  • Erstarrung genau dort, wo Arrangiertheit herrscht,
und
  • Umwerbung durch das Angebot herrscht,
  • Zumutung durch die Belohnung und
  • Arrangiertheit durch die Behelfung.
Wenn es also Formen der Verschlagung gibt, welche die Macht von Angeboten, Belohnungen und Behelfungen brechen können, so liegt in ihnen der Schlüssel zu politischen Übereinkünften zu just diesem Zweck, und in der Tat bricht
  • die Verbandelung die Macht des Angebots und der Umwerbung und überwindet die Spezialisierung,
  • das Ausgehen vom Studium die Macht der Belohung und der Zumutung und überwindet die Vorsorge, und
  • die Anpassung der Abstammung die Macht der Behelfung und der Arrangierung und überwindet die Konformität.
Allerdings verschlimmert diese Lösung, welche ich fortan Verjüngung nennen werde, unter Umständen das Problem langfristig nur, nämlich im Rahmen des generativen Zykels.

Das Zeitalter der Wunder beruht auf der Orientierung der Jugend. Die Behebung der entstehenden Fremdheit durch Verbandelung ist zur Verfeinerung der die Angebote überwindenden (gebildeten) Lebensweise erwünscht, welche in der Verwertung der Verbandelung als Gewolltes abfällt, doch besteht die Übereinkunft, die Lebensweise nicht selbst anzubieten, sondern die Orientierung ihr gemäß zu aktualisieren. Doch indem die Orientierung also verjüngt wird, wird die resultierende Fremdheit nur stärker.

Das Zeitalter der Wacht beruht darauf, der Jugend anzubieten. Die Behebung der entstehenden Erstarrung durch die Anpassung der Abstammung ist zur Verfeinerung der die Behelfung überwindenden (partnerschaftlichen) Verflechtung erwünscht, welche in der Anpassung als Wahrgenommenes (nämlich die Eignung der Partner) abfällt, doch besteht die Übereinkunft, durch die Verflechtung nicht selbst zu behelfen, sondern die Angebote ihr gemäß zu aktualisieren. Doch indem die Angebote also verjüngt werden, wird die resultierende Erstarrung nur stärker.

Das Zeitalter der Werke beruht auf der Behelfung der Jugend. Die Behebung der entstehenden Aussichtslosigkeit durch das Ausgehen vom Studium ist zur Verfeinerung der die Belohnung überwindenden (technologischen) Ermächtigung erwünscht, welche im Einsetzen als Tat abfällt, doch besteht die Übereinkunft, mit Hilfe der Ermächtigung nicht selbst zu belohnen, sondern die Behelfung ihr gemäß zu aktualisieren. Doch indem die Behelfung also verjüngt wird, wird die resultierende Aussichtslosigkeit nur stärker.

Am Ende eines Zeitalters wird die besprochene Übereinkunft aufgekündigt, und die Reaktion der Jugend verschiebt sich also um eine Phase im Eigenlauf des Ichs zurück.

Und der Film Stalker zeigt genau das am Ende unseres Zeitalters. Was Solaris und Zardoz angeht, so zeigen sie Dinge, welche auf einer fehlerhaften Analyse beruhen.

In Solaris wird die Fremdheit als eine Strafe betrachtet, welche Gott, oder auch ein Mensch selbst, durch sein Verhalten anderen Menschen zumutet, und die Lösung besteht darin, das Verhalten hinreichend gut zu studieren, um die Ergebnisse zu seiner Lenkung einsetzen zu können, was natürlich die Weise ist, auf welche das Zeitalter der Werke, unser Zeitalter, mit seinen Problemen fertig wird. Die natürliche Lösung bestünde schlicht darin, sich zu verbandeln und einem Verwandteres zu entdecken.

Und in Zardoz wird die Erstarrung auf die Orientierung durch die politische Ideologie zurückgeführt, welche die Vortexbewohner vertreten, so daß die Lösung also in einer Verbandelung (die Leute in den roten Unterhosen) besteht, um eine bessere politische Ideologie zu entdecken. Tatsächlich besteht das Problem natürlich in den Angeboten, welche das Tabernakel den Vortexbewohnern macht, und die natürliche Lösung darin, das menschliche Erbteil dem Vortexleben auf sinnvolle Weise anzupassen.

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8. April 2022

Gefühlsmäßige Beurteilung

Aufgrund der fortgesetzten Verfeinerung der im Beitrag Tafel der Symptome der Verbundenheit beschriebenen Gefühlsgliederung, zuletzt durch den vorigen, die Wertschätzung verfeinernden Beitrag, erscheint es mir angemessen, erneut einen vollständigen Überblick zu geben.

Gefühle der Sorge
  Gefühle der Achtung
  Gefühle der Lust


erweckungs-
bezogen
eingedenkens-
bezogen
auslösungs-
bezogen
verfassungs-
bezogen
Ärger
Leid
Vergessenheit
Angst
Erschöpfung
Schrecken
Übelkeit
gegenstands-
bezogen
Wertschätzung
(i.a.S.)

Gunst
Liebe (i.a.S.)
Adäquanz
Anteilnahme
Eifer
Erwartung
verfassungs-& gegenstands-
bezogen
Einsicht
Neugierde
Begehren
Kühnheit

Gegenwärtigkeit des Gegenstands der gegenstandsbezogenen sorgenden Beurteilung


erweckungs- bezogen eingedenkens-
bezogen

auslösungs-
bezogen

vergegen-
wärtigt
Wertschätzung Liebe (i.w.S.) Stolz (i.w.S.)
gegen-
wärtig
unreflektierte
Freude (i.w.S.)
EntzückenGlück

Art des Gegenstands der vergegenwärtigenden sorgenden Beurteilung


erweckungs-
bezogen
eingedenkens-
bezogen
auslösungs-
bezogen
UmstandVerheißungsfülle Verbundenheit reflexive
Freude
Begriff VerwandelndheitLiebe (i.e.S.) Stolz (i.e.S.)
EinrichtungVerwandtheit Zufriedenheit Genugtuung

Unreflektierte Freude im weiteren Sinne
  • äußerer Umstand: unreflektierte Freude (i.e.S.)
  • innerer Umstand: Stimmung

 Ursache der Stimmung und Adäquanz


verfolgungs-
bezogen
einlösungs-
bezogen
auslösungs-
bezogen
Stimmung Heiligkeit GeheuerheitStimmigkeit
Adäquanz Aufgerufenheit Bedeutsamkeit Zuversicht

Abkürzungen
  • i.a.S.: im allgemeinen Sinne,
  • i.w.S.: im weiteren Sinne,
  • i.e.S.: im engeren Sinne.

Anzahl der speziellen gefühlsmäßigen Eindrücke: 32
  • davon binär {0,1}: 11 (die verfassungsbezogenen Beurteilungen)
  • davon ternär {-1,0,1} (ein Gegenteil besitzend): 21 (die rein gegenstandsbezogenen Beurteilungen)

Diskussion

Daß die gefühlsmäßigen Beurteilungen sich auf die Unterteilung des Besinnungseigenlaufs des Ichs in Erweckung, Vorstellung und Auslösung beziehen, statt auf die in Verfolgung, Einlösung und Auslösung, wobei ich hier der größeren Sinnfälligkeit halber von Eingedenkheit statt Vorstellung spreche, läßt sich am Beispiel der Vergessenheit belegen, von welcher es zwei Arten gibt, nämlich den erwachten vertrauten begrifflichen Eindruck nicht reflektieren oder den durch die Reflexion gewonnenen Begriff nicht einlösen zu können, aber nur einen gefühlsmäßigen Eindruck (welcher sich auch als Verlorenheit bezeichnen ließe, aber durch die Vermehrung der Namen werden die ihnen zugrundeliegenden Eindrücke nicht mitvermehrt).

Mit Verfassung ist die körperlich-geistige Verfassung gemeint, welche darüber entscheidet, wie erfolgreich wir uns besinnen können, was die verfassungsbezüglichen Gefühle also beurteilen. Im Falle des Ärgers ist vielleicht noch einmal darauf hinzuweisen, daß Haltung und Gewöhnung eine Art der Erweckung voraussetzen, welche durch das Ärgernis (etwa Lärm im Falle des geistigen Menschen) verhindert wird.

Daß der vorigen Beitrag die Wertschätzung unterteilt, und daß die Stimmung, nur unter die Wertschätzung im allgemeinen Sinne, spezifischer aber unter die unreflektierte Freude im weiteren Sinne fällt, ist nach einiger Besinnung klar. Und die Umstände bestimmen den Ausgang der Verfolgung, die Begriffe jenen der Einlösung und die Eingerichtetheit jenen der Auslöung, wobei die Phase des Eigenlaufs des Ichs darüber entscheidet, ob etwas als Umstand oder als Einrichtung betrachtet wird.

Und was die Verursachung der Stimmung und der Adäquanz betrifft: die Verursachung der Stimmung durch die besinnungsbezogenen Teile der Haltung vollzieht sich unbewußt, bei der Adäquanz hingegen tritt die Eingedenkheit neben der Aussicht auf die entsprechenden Besinnungen auf, also neben
  • der Aufmerksamkeit vor der Verfolgung,
  • dem Verständnis vor der Einlösung und
  • dem Bedacht vor der Auslösung.

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7. April 2022

Leben und Tod

Je nach dem Grad, zu welchem wir
  • unsere Abstammung an die uns umgebende Welt anpassen,
  • unsere Verbandelung in der uns umgebenden Welt verwerten und
  • unser Ausgehen in der uns umgebenden Welt einsetzen können,
erscheint uns die uns umgebende Welt lebendig oder tot, begegnet uns
  • Verwandtheit oder Umworbenheit,
  • Verheißungsfülle oder Zumutung und
  • Verwandelbarkeit oder Arrangiertheit,
wobei uns
  • unser Gewissen zum uns Verwandten zieht,
  • unsere Vorliebe zum Verheißungsvollen und
  • unser (subjektiver) Glaube zum Verwandelbaren.
Post Scriptum vom folgenden Tag. Es gibt drei Filme, welche sich mit Fremdheit, Aussichtslosigkeit und Erstarrtheit beschäftigen:
  • in Solaris (31.12.1971) geht es darum, daß die Verwandelbarkeit eine Perspektive darstellt, die Fremdheit in der Beherbergung zu überwinden,
  • in Zardoz (6.2.1974) geht es darum, daß die Verheißungsfülle eine Perspektive darstellt, die Erstarrung in der Arrangiertheit zu überwinden, und
  • in Stalker (25.5.1979) geht es darum, daß die Zumutung die Verhießenheit nicht gänzlich auslöschen kann.

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Verschlagung und Domestizierung

So wie es Organisationen der gemeinsamen Revision gibt, gibt es auch den umgekehrten Fall, daß es Menschen gemeinsam in eine Phase des Eigenlaufs des Ichs verschlagen hat und sie gemeinsam die erste Handlung einer Handlungsstrategie vollziehen, dann aber getrennte Wege gehen und die Revision einzeln vollziehen. Also gibt es folgende Formen der Verschlagung:
  • die Abstammung als gemeinsames Empfangen, an welches sich getrenntes Anpassen anschließt,
  • die Verbandelung als gemeinsames Verfolgen, an welches sich getrenntes Verwerten anschließt, und
  • das Ausgehen als gemeinsames Studieren, an welches sich getrenntes Einsetzen anschließt.
Aber wie bei der Anpassung und Abstimmung gibt es auch hier eine geführte Alternative zum gemeinschaftlichen Vollzug, wobei es sich um die angeregten Reaktionen handelt, welche die gemeinschaftliche Handlungsstrategie vertreten. Also stehen den Formen der Verschlagung die Formen der Domestizierung gegenüber,
  • der Abstammung die Beherbergtheit des Gastes durch den Beherberger,
  • der Verbandelung die Duldung des Siegers durch den Duldenden und
  • dem Ausgehen das Eingehen des Einwilligenden auf den Verhandlungsführer,
wobei an die Stelle
  • der Anpassung der Abstammung die Bedrängtheit durch das an den Beherbergenden abgetretene Nutzbarmachen (auch des Gastes) tritt,
  • der Verwertung der Verbandelung die Betroffenheit durch das an den Sieger abgetretene Entdecken (auch des Duldenden) und
  • des Einsatzes dessen, wovon einer ausging, die Beholfenheit durch das an den Verhandlungsführer abgetretene Lenken (auch des Einwilligenden).
Und in diesem Sinne besteht Selbständigkeit darin, sich in der Wilde verschlagen, anstatt sich domestizieren zu lassen.

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