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29. Februar 2020

Ergebnisse und Polymorphie der Funktionalitäten

Wie ich im vorigen Beitrag ausführte, erkennen wir den Eindrücken des Entspringenden, Vordringlichen und Vollbrachten Funktionalitäten zu, und zwar
  • dem Entspringenden die Ausweitung unseres Bewußtseins,
  • dem Vordringlichen die Auszeichnung und
  • dem Vollbrachten die Herbeiführung.
Natürlicherweise werden wir den Ergebnissen dieser Funktionalitäten Namen verleihen wollen, und das geschehe also auch hiermit:
  • die Ausweitung unseres Bewußtseins erzeugt Gedanken,
  • die Auszeichnung Verständnisse und
  • die Herbeiführung Bedingungen.
Wenn dies alles seine Richtigkeit hat, so werden wir finden, daß unsere Bestimmung, eine Einweihung und Betrauung Gedanken sind, welche unser Bewußtsein ausweiten, um zu Anderweitigem zu gelangen, Behilflichkeit, Gerechtigkeit und Überzeugtheit Verständnisse und Erfülltheit, Erleuchtung und Erweisung Bedingungen, und ich möchte sagen, wir finden es auch.

Wie ich nicht müde werde zu sagen, ist die Achtung eine Spezialisierung der Lust und die Sorge eine Spezialisierung der Achtung, welche für die intellektuellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebewesen, insbesondere aber zwischen Tieren und Menschen, verantwortlich sind. Hier nun begegnet uns das Nämliche:
  • die Ausweitung ist eine Spezialisierung der Herbeiführung und
  • die Auszeichnung ist eine Spezialisierung der Ausweitung.
Mit anderen Worten können wir Verständnisse als Gedanken ansehen, was trivial sein dürfte, und Gedanken als Bedingungen, nämlich geistige Bedingungen unseres Denkens, und ich bin recht zuversichtlich, daß darin eine Art natürlicher Grammatik unseres Denkens besteht. Jedenfalls besteht zwischen Namen und Gedanken der engste Zusammenhang, weshalb sich jede Wissenschaft ja auch ihre eigenen Fachbegriffe schafft.

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Phänomenalität, Funktionalität und Anwendung

Die aus den Hypostasen hervorgehenden Eindrücke sind
  • Entspringendes aus der Aufmerksamkeit,
  • Vordringliches aus dem Willen und
  • Vollbrachtes aus der Entschlossenheit,
wobei der aus Dringlichkeit heraus verfolgte Begriff das Vordringliche ist, welches der Einlösung Bedeutung verleiht.

Dadurch ist die Phänomenalität der Eindrücke beschrieben. Ihre Funktionalität besteht darin, daß
  • Entspringendes anderweitig ist und das Bewußtsein ausweitet,
  • Vordringliches auszeichnet und
  • Vollbrachtes herbeiführt,
und die Anwendung dieser Funktionen darin,
  • das Bewußtsein auf anderweitiges Entspringende, Vordringliche oder zu Vollbringende auszuweiten,
  • Entspringendes, Vordringliches oder Vollbrachtes auszuzeichnen oder
  • Entspringendes, Vordringliches oder Vollbrachtes herbeizuführen,
wobei dies darauf beruht, daß alles durch Verfolgung beginnt, sich alles als Einlösung darstellt und alles von Auslösung abhängt.

Betrachten wir also zwei Beispiele.

1. Lebensquell, Lebenswert und Lebenssinn

Anderweitiges Entspringende ist unsere Bestimmung, anderweitiges Vordringliche unsere Einweihung und anderweitiges zu Vollbringende unsere Betrauung. Wir richten unsere Aufmerksamkeit also auf das, was uns nicht bewußt ist, und weiten unser Bewußtsein aus, um auf anderweitige Weise zu verfolgen, einzulösen oder auszulösen.

Ausgezeichnetes Entspringende ist unsere Behilflichkeit, ausgezeichnetes Vordringliche unsere Gerechtigkeit und ausgezeichnetes Vollbrachte unsere Überzeugtheit.

Und herbeigeführtes Entspringende ist unsere Erfüllung, herbeigeführtes Vordringliche unsere Erleuchtung und herbeigeführtes Vollbrachte unsere Erweisung.

2. Gefühle

Die Gefühle der Achtung betreffen die Anderweitigkeit, die der Sorge die Auszeichnung und die der Lust die Herbeiführung.

Ärger, Gunst und Neugierde betreffen das anderweit Entspringende, Angst, Sicherheit und Kühnheit das anderweitig Vordringliche und Schrecken und Eifer das anderweitig zu Vollbringende.

Wertschätzung und Einsicht betreffen das ausgezeichnete Entspringende, Vergessenheit und Liebe das ausgezeichnete Vordringliche und Anteilnahme das ausgezeichnete Vollbrachte.

Und Leid und Begehren betreffen das herbeizuführende Entspringende, Erschöpfung das herbeizuführende Vordringliche und Übelkeit und Erwartung das herbeizuführende zu Vollbringende.

Die Phänomenalität der Achtung ist das Entspringende, ihre Funktionalität die Ausweitung des Bewußtseins, die Phänomenalität der Sorge ist das Vordringliche, ihre Funktionalität die Auszeichnung und die Phänomenalität der Lust ist das Vollbrachte und ihre Funktionalität die Herbeiführung.

Wenn ich nun die Geister nach ihrem Seelenteil unterscheide, also daß die Gestimmten durch die Sorge bestimmt werden, die Fordernden durch die Achtung und die Erregten durch die Lust, so beziehe ich mich damit weder auf die Phänomenalität, noch auf die Funktionalität des Seelenteils, sondern auf ihre Anwendungen, also daß
  • Gestimmte vornehmlich anderweitiges Vordringliches ins Bewußtsein rufen, Vordringliches auszeichnen und Vordringliches herbeiführen, das heißt Einweihung suchen, Gerechtigkeit und Erleuchtung,
  • Fordernde vornehmlich anderweitiges Entspringendes ins Bewußtsein rufen, Entspringendes auszeichnen und Entspringenes herbeiführen, das heißt ihre Bestimmung suchen, Behilflichkeit und Erfüllung, und
  • Erregte vornehmlich anderweitiges zu Vollbringendes ins Bewußtsein rufen, Vollbrachtes auszeichnen und Vollbrachtes herbeiführen, das heißt Betrauung suchen, Überzeugtheit und Erweisung,
was selbstverständlich lediglich tendentielle Verhaltensweisen sind und keine exklusiven. Es ist auch nicht wirklich schwierig, an sich selbst und an anderen zu erkennen, wohin sich die Waage neigt, doch wäre es falsch, sich selbst oder anderen ein einmal erkanntes Übergewicht fortan anzubefehlen: die eigene Seele findet von selbst das ihr heilsame Gleichgewicht.

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Justice's due

Only those people are ruled by laws and not men,
who are willing to fight for the rule of laws among them.

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28. Februar 2020

Lebensquell, Lebenswert und Lebenssinn

Die Anleitung des uns in Form von Vorliebe, Glaube und Gewissen anleitenden Lebens beruht darauf, daß wir jeweils empfinden, welche Beteiligung, Ordnung oder Verantwortung zu verfolgen, einzulösen oder auszulösen sei. Die Empfindungen des zu Verfolgenden möchte ich die Lebensquelle nennen, jene des Einzulösenden die Lebenswerte und jene des Auszulösenden die Lebenssinne. Mit anderen Worten offenbart uns ein Lebensquell, was die charakterlich wertgeschätzte Beteiligung (unsere Vorliebe), ein Lebenswert, was die charakterlich geliebte Ordnung (unser Glaube), und ein Lebenssinn, was die Vertantwortung, an welcher wir charakterlich anteilnehmen (unser Gewissen), für unseren Lebenswandel bedeutet, womit sich die folgende Tafel ergibt.
Verfolgung Einlösung Auslösung
Lebensquell Bestimmung Einweihung Betrauung
Lebenswert Behilflichkeit Gerechtigkeit Überzeugtheit
Lebenssinn Erfüllung Erleuchtung Erweisung

Ich behaupte also, daß wir, wenn wir eine Beteiligung als unsere Bestimmung empfinden, unserer Vorliebe gemäß verfolgen, wenn wir eine Ordnung als eine Einweihung empfinden, unserer Vorliebe gemäß einlösen, und wenn wir eine Verantwortung als eine Betrauung empfinden, unserer Vorliebe gemäß auslösen, und indem wir uns auf diese Empfindungen besinnen, gelangen wir zur Dringlichkeit unseres Lebens.

Entsprechend kündet Behilflichkeit davon, daß wir unserem Glauben gemäß verfolgen, Gerechtigkeit, daß wir ihm gemäß einlösen, und Überzeugtheit davon, daß wir ihm gemäß auslösen, und indem wir uns auf jene Empfindungen besinnen, gelangen wir zur Bedeutsamkeit unseres Lebens.

Ebenso kündet die Erfüllung davon, daß wir unserem Gewissen gemäß verfolgt haben, Erleuchtung, daß wir unserem Gewissen gemäß eingelöst haben, und Erweisung davon, daß wir ihm gemäß ausgelöst haben, und indem wir uns auf diese Empfindungen besinnen, gelangen wir zur Sinnhaftigkeit unseres Lebens.

Formal gesehen ist diese Art mehrfacher Bezüglichkeit ein Graus, doch entspringt sie keiner Verwirrung, sonndern unserem Seelenleben, wie es nun einmal ist, nämlich perspektivisch und reflexiv, so daß sich daraus Poly-, wenn nicht gar Pantomorphie ergeben muß.

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27. Februar 2020

Vernunft und Gesetz

Platon schreibt, und Schleiermacher übersetzt, in den Nomoi:
  1.    Demnach erkläre ich mich und behaupte, wer als Mann zu irgend etwas Tüchtigem es bringen will, der muß eben dieses sogleich vom Knaben auf , in Spiel und Ernst, in allem zu der Sache Gehörigen üben. So, wer ein tüchtiger Landwirt oder Baukünstler werden will, dessen Spiel muß bei dem einen in Aufführung kindlicher Bauwerke, bei dem andern in landwirtschaftlichen Beschäftigungen bestehen, und der Erzieher jedes der beiden muß bei jedem für kleine Handwerksgeräte, Nachbildungen der wirklichen, sorgen, sowie vornehmlich auch, daß derselbe die Kenntnisse, die einer zuvor sich erworben haben muß, vorher spielend sich erwerbe, wie der Baumeister das Messen und Richten, der zum Kriege bestimmte das Reiten, oder etwas anderes der Art, und sich bemühen, durch diese Spielübungen die Neigungen und Begierden der Knaben dorthin zu lenken, wo sie, wenn sie dahin gelangten, ihr Ziel finden müssen.
       Lassen wir also auch das nicht unbestimmt, was nach uns die Bildung sei. Denn indem wir jetzt die Erziehung der einzelnen loben oder tadeln, erklären wir den einen von uns für gebildet, den andern für ungebildet, nämlich Menschen, die bisweilen zur Kenntnis des Kleinhandels und der Steuerkunst und anderer Dinge der Art recht wohl ausgebildet sind. Dürfte doch, scheint es, unsere jetzige Rede nicht für Menschen taugen, welche das für Bildung halten, sondern die Bildung zur Tugend vom Knabenalter an, welche die Begierde und Lust erzeugt, ein vollkommener Staatsbürger zu werden, der dem Rechte gemäß zu herrschen und zu gehorchen weiß.
       Wir nehmen doch jeden von uns, nämlich ihn selbst, als
    einen an? Der aber in sich selbst zwei sich widersprechende, unverständige Ratgeber hat, die wir Lust- und Schmerzgefühl nennen? Neben diesen beiden ferner Meinungen über das Bevorstehende, welche den gemeinschaftlichen Namen der Erwartung führen; aber die der Erwartung der Schmerzgefühle vorausgehenden den besonderen der Besorgnis, die dem entgegengesetzten  dagegen der Ermutigung; über diesen allen aber eine Überlegung, was von diesen das bessere oder schlechtere sei, die, wenn sie zum Staatsbeschlusse erhoben ward, Gesetz genannt wird.
       das aber begreifen wir, daß die erwähnten Gefühle, die wie gewisse Sehnen oder Fäden sich in uns regen, uns ziehen, und zwar, als einander entgegengesetzt, zu entgegengesetztem Handeln, dahin, wo die Grenzscheide zwischen Tugend und Schlechtigkeit liegt; denn es müsse, sagt das Denken, jeder stets
    einem Zuge folgend und nirgendwo von dieser Richtung abweichend, gegen die andern Fäden anstreben; dies sei aber das goldene und heilige Leitzeug der Vernunft, welches man das gemeinsame Gesetz des Staates nenne. Die anderen Leitfäden seien von Eisen und starr, dieser aber biegsam, weil von Gold, während die anderen mannigfachen Stoffen gleichen. Jeder müsse aber der schönsten Leitung, der des Gesetzes, stets nachhelfen; denn da die Vernunft etwas Schönes, aber Mildes und keinen Zwang Übendes sei, so bedürfe ihre Leitung der Nachhilfe, damit in uns die goldene Gattung über die andern Gattungen siege.
  2.    Es ergibt sich, wie wir gleich anfangs als notwendig bei dem annahmen, was wir jetzt besprechen, daß notwendig ein solches Gelage bei weiter fortschreitendem Zechen immer lärmend werde. Jeder fühlt sich über sich selbst erhoben, von Freude durchdrungen, von Freimütigkeit und Widerspenstigkeit gegen die Umgebung in einem solchen Zustande erfüllt, und er achtet sich für befähigt, die Herrschaft über sich selbst und die andern zu behaupten. Behaupten wir nun nicht, daß, wenn das geschieht, wie Eisen die von Feuer ergriffenen Gemüter der Zechenden biegsamer werden und jugendlicher, so daß sie sich, wie damals, als sie noch jung waren, dem lenksam bewähren, welcher sie zu unterweisen und zu gestalten vermag und versteht? Muß aber nicht dieser Gesetzgeber, von dem Zechgesetze ausgehen müssen, um jenen, der hoffnungsfroh und zuversichtlich der Scheu mehr vergaß, als er sollte, und sich nicht in die Ordnung und das ihm zukommende Maß im Schweigen und im Reden, im Trinken und im Singen fügen mag, geneigt zu machen, von diesem allen das Gegenteil zu tun, und kräftig genug, um auf gesetzlichem Wege in ihm die schönste Furcht als Verteidigerin gegen die in ihm erwachende unschöne Keckheit auftreten zu lassen, welche göttliche Furcht wir mit dem Namen der Scheu und Verschämtheit bezeichneten?
       Wäre nun ein Rausch so beschaffen, so beschaffen die Heiterkeit, würden dann nicht solche Zechgenossen dadurch gefördert vom Gelage scheiden und befreundeter untereinander als zuvor, nicht aber, wie jetzt, gegeneinander erbittert, nachdem ihre ganze Zusammenkunft den Gesetzen gemäß stattfand und sie, sobald die Nüchternen den Nichtnüchternen den Weg zeigten, Folge leisteten?
Zweifellos bedienen sich Staaten dieser Einrichtungen, um ihre Bürger der Staatsdoktrin gemäß zu formen, zu (1) fallen mir etwa die Hitlerjugend ein, das gegenwärtige deutsche Schulwesen als Brutstätte des Parlamentarismusses oder auch die heutige Ausbildung von Sozialarbeitern als schamlose und überhebliche Handlanger einer zynischen Familienpolitik, zu (2) so genannte Betriebsfeiern und die Auswahl von Abteilungsleitern nach ihrer Befähigung, sich im Gezeche Gehör zu verschaffen, doch fällt bei alledem doch auf, daß diese Werkzeuge ein von der Vernunft völlig losgelöstes Eigenleben führen.

Platon müht sich redlich, Vernunft als etwas Positives darzustellen, also etwas, was Lust bewirkt, und nicht nur als etwas Negatives, also etwas, was Schmerzen vermeidet, und führt dazu die Ordnung der Musik an, doch führt er diese letztlich darauf zurück, daß sich in der Musik die Gemütsbewegung des Knaben widerspiegelt, welcher der Greis einst war, womit das Positive der Vernunft also im Mitgefühl des Greises für die Jugend besteht, doch ist dasselbe selbstverständlich ein Negatives, wenn es tatsächlich vernünftig ist.

Achtung und Sorge schätzen die Lust, weil sie ermöglicht, und die Sorge schätzt die Achtung, weil sie bemerkt. Umgekehrt aber schätzt die Lust weder Achtung noch Sorge, noch die Achtung die Sorge, außer insofern das Höhere negative Gefühle des Niederen vermeiden hilft. Wessen Glückseligkeit also nicht von den Gefühlen seiner Sorge, sondern von denen seiner Achtung oder Lust abhängt, wird sich nicht aus eigenem Antrieb vernünftig oder gerecht verhalten.

Natürlich ist das hypothetisch, denn kein Mensch wird von den Gefühlen seiner Lust oder Achtung dominiert. Doch stimmen auch die Gefühle der Sorge nicht sämtlich mit der Gerechtigkeit überein: Liebe führt die Gestimmten zur Gerechtigkeit, Wertschätzung die Fordernden zur Behilflichkeit und Anteilnahme die Erregten zur Überzeugung (zur Tapferkeit). Allerdings führt die Wertschätzung die Fordernden durch das mit dem Gemeinwohl verbundene Ansehen mittelbar doch noch zum Gerechten, wenn das Gemeinwohl die Ambition beherrscht, ebenso wie auch die Anteilnahme die Erregten durch ihre Verantwortung für ihr Territorium zum Gerechten führt, wenn das Territorium sich in die Gerechtigkeit fügt.

Also ist es auch in keiner Weise das selbe, dem Ängstlichen durch Übung die Angst zu nehmen, worin sich der Nutzen der Erfahrung für die Achtung erweist, und dem Kecken durch Trunkenheit seine Schmach zu verdeutlichen. Ersteres ist ein Geschenk, letzteres hingegen versuchte Beraubung. Doch entwickelt Platon das nicht so, wie ich zunächst dachte, also Jugendliche sich besaufen zu lassen, um sie sich dann im Suff blamieren zu lassen, vielleicht sogar Wetten einzugehen und sich zu verschulden, damit sie, wenn sie wieder nüchtern sind, den Wert der Vernunft erkennen würden, denn wie anders hülfe Trunkenheit je der Vernunft, als dadurch, einen im Suff zu erschlagen und dergleichen mehr?, sondern räumt recht unverblümt ein, daß die Menschen unvernünftig sind, gleich wie alt sie werden, doch in jungen Jahren formbar und im Alter vernagelt und Dionysos sich ihrer also dadurch erbarmt hat, daß er ihre Seele im Suff verjüngt.

Wenn wir uns aber fragen, was der persönlichen Vernunft hilft, so kommen wir auf ganz andere Dinge als auf Trunkenheit und Nachahmung, wiewohl die Nachahmung eines vernünftigen Lebenswandels einen später durchaus mit Dankbarkeit erfüllen mag und meinetwegen sogar durch Vertrautheit mit ihm die Vernunft selbst in bescheidenem Maße zu fördern vermag, nämlich auf Bewährungsproben, welche der Analyse von Problemen und der Synthese derer Lösungen bedürfen, was in der Natur meistens mit Gefahren verbunden ist, sich aber auch in Form eines mathematischen Beweises leisten läßt.

Indes begegnet uns hier das Paradox persönlicher und gesellschaftlicher Vernunft in Form vernünftiger Gesetze: Was letztere leisten, braucht die persönliche Vernunft nicht mehr zu leisten, und alle Regelung entspringt dem Wunsch, nicht weiter regeln zu müssen. Wer sich selbst durch seinen zur Beherzigung gewordenen Glauben regelt, gerät dadurch nicht in eine Sackgasse, doch wer die Gesellschaft durch die Staatsdoktrin regelt, bringt nicht nur sich, sondern alle Mitglieder der Gesellschaft in diese Lage.

Andererseits können wir selbstverständlich nicht ganz auf gesellschaftliche Regelung verzichten. Und um etwas genauer zu fragen: Darf die Entwicklung der Vernunft in einem Staate dem Zufall überlassen bleiben?

Meine Antwort darauf lautet: Zu einem gewissen Grade, ja. Nämlich insofern es zufällig ist, daß es in einer Bevölkerung Liebe zur Gerechtigkeit gibt. Wo es diese aber gibt, sollte sie einen Rahmen vorfinden, welcher sie organisiert. Einen solchen Rahmen nenne ich eine Rechtsschule, und eine Rechtsschule, welche gesellschaftlich Partei ergreift, eine Kirche. Ob Partei ergriffen werden sollte oder nicht, hängt von der Bedeutung von Parteien in einer Gesellschaft ab, wobei es sich bei Parteien um Gruppen handelt, welche sich wie Schulen gewissen Zielen verschrieben haben, aber im Gegensatz zu Schulen diese nicht aus Einsichten ableiten. Je mächtiger derart definierte Parteien sind, desto wichtiger ist es, daß die Einsicht Partei ergreift.

Wo diese Einmischung nicht stattfindet, wirkt die Schule allein durch ihre Lehre auf jene, welche es unternehmen, die Gesellschaft zu regeln. Wenn es eine Schule hingegen übernähme, einen Staat als Schule selbst zu regeln, so müßte sich an ihm ihre Lehre vollständig widerspiegeln, und das widerspricht der Gerechtigkeit, da alle Lehre dem Leben abgeschaut ist und dasselbe also nicht ersetzen darf.

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26. Februar 2020

Der Jordansche Kurvensatz

Wir betrachten stetige geschlossene Wege γ:[0,1]->R2*=R2\(0,0). Da [0,1] kompakt ist, nähert sich γ dem Ursprung weder beliebig an, noch entfernt er sich beliebig von ihm. Wir können also (x1, x2) stetig durch φ=(x1, x2)/(x12+x22)1/2 ersetzen und α|->(α,φ) betrachten. Diese Schraube hat endlich viele Windungen, denn andernfalls müßten die Abstände zwischen zwei Windungen beliebig klein werden und die Abbildung wäre nicht mehr stetig. Also können wir die Windungen zählen, wobei wir wie üblich eine Windung gegen den Uhrzeigersinn zur Anzahl addieren und eine Windung im Uhrzeigersinn von der Anzahl subtrahieren.

Wir versehen den Raum der stetigen geschlossenen Wege γ mit der gleichmäßigen Konvergenz. Die Menge der Wege γ einer Windungszahl z aus Z ist offen und als Komplement einer offenen Menge auch abgeschlossen. Um die Offenheit einzusehen genügt es, die offene Umgebung in [0,1] einer Windung zu betrachten und den Zwischenwertsatz auf (α,0°+ε), (α,90°+ε), (α,180°+ε) und (α,270°+ε) anzuwenden: es gibt dabei im wesentlichen zwei Fälle, entweder zwei Windungen desselben Sinnes folgen aufeinander, in welchem Fall eine punktweise Verschiebung um ε die Vollendung der Windung nicht beeinträchtigen kann, oder zwei Windungen entgegengesetzen Sinnes folgen aufeinander, in welchem Fall die Verschiebung zwar die Vollendung der ersten verhindern kann, mit ihr zusammen dann aber auch die Vollendung der zweiten, so daß die Gesamtwindungszahl unverändert bleibt. Ohne Einschränkung beginne und ende ein geschlossener Weg dabei in .

Also können Wege einer Windungszahl nicht stetig in Wege einer anderen Windungszahl überführt werden. [Natürlich etwas albern, den Zwischenwertsatz zu bemühen, wenn ich es als bekannt voraussetze, daß das Bild einer zusammenhängenden Menge zusammenhängend ist und eine Menge, welche wegzusammenhängend ist, zusammenhängend ist.]

Andererseits handelt es sich bei den Mengen der Wege einer Windungszahl auch schon um die Zusammenhangskomponenten des Raumes der stetigen geschlossenen Wege in R2*, da es nicht schwerfällt, eine Schraube einer Windungszahl stetig in eine andere Schraube derselben Windungszahl zu überführen, von der stetigen Überführung von (x1, x2) zu φ ganz zu schweigen.

Der Fundamentalsatz der Algebra

Wenn wir xn über einem hinreichend großen Kreis um 0 herum betrachten, so ist einerseits n die Windungszahl von xn und andererseits bleibt an-1xn-1+...+a0 hinreichend klein, um den Weg von xn stetig durch β|->xn+β(an-1xn-1+...+a0) zum Weg von xn+an-1xn-1+...+a0 in C* zu überführen, und wenn n ungleich 0 ist, muß die stetige Kontraktion des hinreichend großen Kreises auf den Ursprung also den dabei entstehenden Weg über die 0 ziehen.

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24. Februar 2020

Lebenswertheit

Die Letztbegründung unseres Lebens ist, daß es lebenswert sei, und da Leben Besinnung ist und Besinnung Verfolgung, Einlösung und Auslösung, erscheint uns sein Wert dreifaltig, indem
  • die Verfolgung behilflich ist,
  • die Einlösung gerecht und
  • wir von der Auslösung überzeugt sind.
Und die gewachsene Verpflichtung besteht gerade darin, das Leben seinem Wert verpflichtet zu ergreifen,
  • sich für die eigene Behilflichkeit auszuliefern,
  • sich für die eigene Gerechtigkeit zu entheben oder
  • sich für die eigene Überzeugung zu unterwerfen.
Die Auslieferung eröffnet eine Reifung, die Enthebung eine Beherzigung und die Unterwerfung eine Wirkung, und im einfachsten Fall beten wir durch Auslieferung um unsere Bahn, durch Enthebung um die Gnade unserer Erkenntnis und durch Unterwerfung um unser Amt, doch hängt das davon ab, was wir unser Eigen nennen.

Unsere Behilflichkeit ist nämlich einerseits eine konkrete und andererseits eine ideelle, einerseits, wodurch wir zu helfen gedenken, und andererseits, womit zu helfen uns in die Wiege gelegt wurde. Erstere fällt unter die Dringlichkeit, letztere unter die Bedeutsamkeit, und deshalb beten wir, wenn wir uns für letztere ausliefern, um Gnade, wenngleich die Gnade der Ordnung.

Die Frage ist berechtigt, wie man sich denn einer ideellen Verfolgung ausliefern könne. Das kann man nicht, doch verbindet sich mit der ideellen Behilflichkeit die konkrete Verfolgung der (Abruf-)Bereitschaft zu ihr, und auf diese Weise läßt sich eine auf das Menschengeschlecht gerichtete Idee der Behilflichkeit, sofern man sich zum selben zählt, in den eigenen Weg zwängen, was allerdings nur dann irgendeinen Effekt haben kann, wenn diese Idee tatsächlich allgemein menschlich ist und darüberhinaus die (Abruf-)Bereitschaft zu ihr allgemein gefährdet ist, also nur dann, wenn die Menschlichkeit vor ihrer (Selbst-)Abschaffung steht, denn andernfalls gibt es keinen Grund, irgendetwas an der Ordnung des Lebens der allgemein menschlichen Behilflichkeit wegen zu ändern.

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21. Februar 2020

Kriege

Neben ihrem zivilisatorischen Anliegen bestechen Peter Scholl-Latours Betrachtungen durch die Darstellung aller möglichen Formen von Kriegen, um dies nach 275 Seiten einmal so zu sagen, und wie dabei deutlich wird, drehen sich Kriege stets um die drei Betroffenheiten: Verantwortung, Beteiligung und Ordnung.

Der Krieg
  • um Verantwortung ist territorial,
  • um Beteiligung ambitional und
  • um Ordnung expressional.
Die frühen Kriege, von welchen Peter Scholl-Latour berichtet, sind sämtlich ambitional: der Algerienkrieg, die Machtergreifung der Baath-Partei, der Vietnamkrieg. In diesen Kriegen haben die Menschen einen Weg in die Zukunft gesucht, das heißt eine Möglichkeit, dieselbe mitzubestimmen. Und in allen Fällen haben sie dies unter den Bannern des Nationalismusses und des Sozialismusses getan.

Was die Vietnamesen dabei von den Arabern unterschied ist, daß sie ihre Unabhängigkeit als den Schlüssel zur Zukunft ansahen und jene die Modernisierung ihrer Institutionen.

Die späteren Kriege sind hingegen expressional, angefangen mit der Islamischen Revolution im Iran. Interessanterweise haben die Iraner noch nie einen ambitionalen Krieg geführt, was von ungeheurer Selbstsicherheit hinsichtlich des eigenen Platzes in der Welt kündet. Einzig Indiens Geschichte hat, zuletzt unter Gandhi, Zeugnis vergleichbarer Selbstsicherheit abgelegt.

Parallel zu diesen Phasen des Aufschließens und Ausrichtens haben unentwegt territoriale Kriege um die Macht getobt, und mit Blick auf die Außenpolitik der Vereinigten Staaten ist hierzu folgendes anzumerken:
  1. ambitionale Kriege anderer Nationen werden für überflüssig oder böse gehalten, da die Vereinigten Staaten allen guten Absichten offen gegenüberstehen und sie unterstützen, so daß nicht mit Gewalt genommen werden muß, was freiwillig gegeben wird,
  2. expressive Kriege anderer Nationen werden nach dem Kriterium der Sympathie beurteilt, welche von der medialen Darstellung abhängt und damit letztlich vom nationalen Interesse der Vereinigten Staaten, so daß
  3. territoriale Kriege die einzige Form von Kriegen bilden, welche die Vereinigten Staaten ehrlich, also tatsächlich, in anderen Nationen unterstützen,
was erklärt, warum die Vereinigten Staaten stets der Despoten Kumpan sind und aller edleren kriegerischen Regung Spinnefeind.

Natürlich ist es nichts weiter als die imperiale Logik: wäre die Sowjetunion in den 50er Jahren die bestimmende internationale Macht gewesen, hätte sie es auch vorgezogen, die Entwicklung anderer Nationen durch friedliche Mittel zu lenken, anstatt in ihnen nationale Sehnsüchte zu wecken, welche nur in Gegensatz zu Doktrin und Gewicht der Sowjetunion geraten könnten.

Imperien ersticken und entzweien, was sie nicht umfassen, und fast zwangsläufig sind sie mehr mit ihrem Gewicht beschäftigt als mit ihrer Doktrin, denn wo die Natur des Anderen nichts gilt, da gilt auch bald die eigene nichts mehr, bedarf es doch der Standards zur Verständigung.

Richtigerweise wäre Friede, wenn jede Natur im ihr gemäßen Rahmen herrscht, doch muß sich die Richtigkeit des Weges dahin noch erweisen.

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18. Februar 2020

Erlebte Verpflichtung

Indem wir unseren subjektiven Glauben erkennen, aber vermissen, verpflichten wir uns, uns ihm gemäß zu verhalten.

Und wenn wir uns dann ihm gemäß verhalten, spüren wir das als
  • Behilflichkeit bei der Verfolgung,
  • Gerechtigkeit bei der Einlösung und
  • Überzeugtheit bei der Auslösung.
Die Auslösungen, von welchen wir überzeugt sind, mögen Befriedungen heißen, die Begriffe der Einlösungen, welche wir als gerecht empfinden, Anleitungen und die Eindrücke, an deren Verfolgung sich unsere Behilflichkeit erweist, Lebenszeichen.

Welche Lebenszeichen wir zu verfolgen haben, liegt in unserem subjektiven Glauben, und muß direkt erkannt werden. Dahingegen können Anleitungen direkt erkannt werden oder aber durch die Verfolgung von Lebenszeichen, in welchem Falle sie durch diese Lebenszeichen rechtfertigt werden. Ebenso können Befriedungen direkt erkannt werden oder aber durch die Einlösung einer Anleitung, in welchem Falle sie Ableitungen dieser Anleitung sind.

Wenn wir uns in einem Bereich unserem Glauben gemäß verhalten, doch in einem anderen nicht, so spüren wir dies als innere Zerrissenheit, welche im äußersten Fall so weit geht, daß wir Angst haben, von den Folgen unseres Glaubens im von uns vernachlässigten Bereich eingeholt zu werden.

Insbesondere steigert sich die Angst, wenn wir es versäumen, Befriedungen abzuleiten oder Anleitungen zu rechtfertigen. Letzteres ist mir im November 2018 begegnet. Seit zwei Wochen empfinde ich hingegen großen Frieden, wenn ich an den weiteren Weg der Welt denke, denn ich sehe, welchen Lebenszeichen seine Anleitung dient, nämlich dem Anspruch auf die eigene Natur, auch Natürlichkeit, Naivität oder Unschuld genannt.

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15. Februar 2020

Peter Scholl-Latour: Betrachtungen eines Weltreisenden

καὶ οἴσουσιν τὴν δόξαν καὶ τὴν τιμὴν τῶν ἐθνῶν εἰς αὐτήν.

und wird die Gnade und den Wert der Völker in dieselbe bringen.
Peter Scholl-Latours Kritik an den Vereinigten Staaten, welche er auf den ersten 77 Seiten seines Buches hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht hat, daß ich sie jetzt erwäge, beruht auf einer katholischen Idealvorstellung kolonialer Herrschaft, welche ihrerseits wiederum auf der Identifikation der katholischen Kirche mit dem Neuen Jerusalem beruht.

Ich habe mich bisher nicht autoritativ zum Neuen Jerusalem geäußert und werde es auch jetzt nicht tun. So viel ist aber auch mir klar, daß sich die Missionierung der Welt selbstverständlich unter sein Sinnbild bringen läßt, und daß die Mission der katholischen Kirche ihm jedenfalls im zitierten Punkt zu genügen sucht.

Denn warum ist Peter Scholl-Latour so griesgrämig? Warum meint er, die Wunde sei nicht verheilt?
καὶ μίαν ἐκ τῶν κεφαλῶν αὐτοῦ ὡς ἐσφαγμένην εἰς θάνατον, καὶ ἡ πληγὴ τοῦ θανάτου αὐτοῦ ἐθεραπεύθη. καὶ ἐθαυμάσθη ὅλη ἡ γῆ ὀπίσω τοῦ θηρίου,

Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres,
Er war ja 2004 wieder da und konnte mit eigenen Augen sehen, daß die Vereinigten Staaten siegreich waren, wenn nicht durch Bomben und Repräsentanten, so doch durch Handel und Finanz.

Auch muß er gewußt haben, daß es 2004 niemanden auf dem Erdenrund gab, welcher unter vergleichbaren Umständen zu den selben Opfern bereit gewesen wäre wie die Vietnamesen 1973.

Doch offensichtlich spielte das für Peter Scholl-Latour überhaupt keine Rolle: nicht die Erfolgsaussichten des militärischen Widerstands sind für ihn entscheidend, sondern die Erfolgsaussichten, die Gnade und den Wert der Völker der westlichen Zivilisation einzuverleiben, und Handel und Finanz tun es nicht; stattdessen lösen sie sie auf.

Es handelt sich also um zwei verschiedene Strategien:
  1. die Zügel der Herrschaft der menschlichen Natur anzupassen oder
  2. die menschliche Natur den Zügeln der Herrschaft anzupassen,
und es gibt seit dem Ende der Ära des Kolonialismusses in der Tat keine erfolgreichen Versuche mehr, ersteres zu tun:
καὶ τὸ ὄνομα τοῦ ἀστέρος λέγεται ὁ Ἄψινθος. καὶ ἐγένετο τὸ τρίτον τῶν ὑδάτων εἰς ἄψινθον, καὶ πολλοὶ τῶν ἀνθρώπων ἀπέθανον ἐκ τῶν ὑδάτων, ὅτι ἐπικράνθησαν.

Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie waren so bitter geworden.
Nun, die Frage bleibt natürlich, ob Peter Scholl-Latour schlicht von gestern war oder ob er den Sinn bewußt auf Gestriges lenkte:
Καὶ εἶδον τὸν οὐρανὸν ἠνεῳγμένον, καὶ ἰδοὺ ἵππος λευκός, καὶ ὁ καθήμενος ἐπ' αὐτὸν [καλούμενος] πιστὸς καὶ ἀληθινός, καὶ ἐν δικαιοσύνῃ κρίνει καὶ πολεμεῖ.

Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der daraufsaß, hieß Treu und Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit.

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14. Februar 2020

Berichtigungen zum Glauben

Der Beitrag Die Besinnungsabhängigkeit voranschreitender und zurücksetzender transzendenter Akte ist sehr knapp gehalten und spiegelt die Betrachtungstiefe der Beiträge Transzendenz im Detail vom 14.5.2014 und Von Ursprung und Ziel der Erwartungen im eigentlichen Sinne vom 21.5.2014 nicht vollständig wider, weshalb ich sie noch einmal rekapitulieren werde.

Wir erwarten, was wir auslösen, ohne daß diese Erwartung notwendigerweise unseren Charakter, also unseren subjektiven Glauben, unsere Vorliebe und unser Gewissen, widerspiegeln würde. Dennoch glauben wir an das Ausgelöstwerdende in einem objektiven Sinne, und dieser objektive Glaube ändert sich erst dadurch, daß sich uns unser subjektiver Glaube durch unsere Gefühle offenbart.

Indem wir also beispielsweise Reue empfinden, gewinnen wir eine Information über uns, welche unsere Antizipation dessen, was wir auslösen werden, beeinflußt, und auf diese Weise gleicht sich der objektive Glaube dem subjektiven an. Normalerweise wird dies unter dem Aspekt der Entscheidungsfreiheit betrachtet, doch halte ich diese für eine Illusion und betrachte dies also unter dem Aspekt der Besitzergreifung des Charakters von unserem Geist, ein Prozeß, welcher sich bei Selbstvergessenheit auch wieder umkehren mag.

Wenn wir nun unsere Gefühle hinreichend kennengelernt haben, bildet sich in uns die Erwartung aus, daß es bestimmte Formen der Auslösung gibt, welche nichts mit der Bewegung unseres Körpers zu tun haben, genauer gesagt, daß es nicht nur Vorsätze gibt, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten oder aufzufassen, sondern auch Vorsätze, sich etwas bestimmtem auszuliefern.

Dieser Begriff der Auslieferung bezeichnet also eine spezielle Form des Auslösens, und zwar den transzendenten Akt. Er überschneidet sich damit mit dem Begriff der Auslieferung als der Verpflichtung zur Beteiligung, und zwar massiv, ist aber nicht mit ihm identisch.

Und erst, wenn wir objektiv an transzendente Akte glauben, handelt es sich bei unserem Glauben um mehr als eine Berechnung von Wahrscheinlichkeiten, mit anderen Worten also wiederum um Glauben, wobei dieses Verständnis des Begriffs das schöpferische Potential des subjektiven Glaubens unterstreicht.

Glaube ist also zugleich etwas subjektives und objektives, wobei der subjektive Glaube den objektiven nach in ihm liegenden Prinzipien formt.

Die voranschreitenden und zurücksetzenden transzendenten Akten sind nach der oben angeführten knappen Darstellung einlösungsbezüglich. Gemeint ist damit, daß sie um die Frage kreisen, welche Form etwas annehmen sollte, wobei dieses etwas wiederum eine Verfolgung, eine Einlösung oder eine Auslösung sein mag.

Genauer gesagt handelt es sich bei voranschreitenden transzendenten Akten um ein Festhalten an einer bestimmten Form der Besinnung und bei den zurücksetzenden um ein Festhalten am Besinnen selbst, oder, wie man es dann auch sagen kann, bei den voranschreitenden um ein Fallenlassen des Besinnens selbst und bei den zurücksetzenden um ein Fallenlassen einer bestimmten Form der Besinnung.

Entweder wir liefern uns der Verantwortung (Auslösung) auf eine bestimmte Weise aus oder dem Verantworten (Auslösen) selbst. Im ersten Fall steht das Unmögliche in Aussicht, im zweiten das Einfinden in die Natur, und in beiden Fällen spiegelt die Wirklichkeit das Prinzip, welches wir ergreifen.

Entweder wir liefern uns der Beteiligung (Verfolgung) auf eine bestimmte Weise aus oder dem Beteiligen (Verfolgen) selbst. Im ersten Fall steht die Eingliederung des Anderen in Aussicht, im zweiten die eigene, und in beiden Fällen wird unser Verbindungswunsch bemerkt.

Und entweder liefern wir uns der Ordnung (Einlösung) auf eine bestimmte Weise aus oder dem Ordnen (Einlösen) selbst. Im ersten Fall steht die Neugeburt der Welt in Aussicht (also die Gnade der Ordnung), im zweiten die eigene (also die Gnade der Erkenntnis), und in beiden Fällen manifestiert sich das Heil der erkannten Bedeutsamkeit gemäß.

Es ist ein bißchen peinlich, daß mir das Verhältnis zwischen der Gnade der Ordnung und der Gnade der Erkenntnis nicht vorher aufgegangen ist, aber ich meine, dessen ungeachtet doch nichts falsches über sie behauptet zu haben. Jedenfalls liegt hier der Schlüssel, warum die Enthebung als persönlich zurücksetzender (aber geschichtlich voranschreitender) ideeller transzendenter Akt unter die Beklommenheit fällt und die Auslieferung als persönlich voranschreitender (aber geschichtlich zurücksetzender) ideeller transzendenter Akt unter die Besessenheit, ohne daß damit etwas über das vorwaltende Prinzip in den verschiedenen Zeitaltern ausgesagt wäre, also das Heilsprinzip im Zeitalter der Werke, das Beteiligungsprinzip im Zeitalter der Wunder und das Wirkungsprinzip im Zeitalter der Wacht: Die Neugeburt eines Zeitalters erfolgt immer in Besessenheit und durch das Heilsprinzip, doch umgekehrt bemüht die Auslieferung im doppelten Sinne, also als transzendenter Akt und als Verpflichtung zur Beteiligung, nicht notwendigerweise das Heilsprinzip, sondern im Zeitalter der Wunder vorwiegend das Beteiligungsprinzip im Gebet um die eigene Bahn.

Wenn ich heute auf meinen Glauben blicke, so weiß ich, daß ich verpflichtet bin, an ihm festzuhalten und persönlich voranzuschreiten, auch wenn, oder auch gerade weil mich eine ungeheu're Glaubensbeliebigkeit umgibt. Das Bild am Ende von The Matrix Revolutions könnte falscher nicht sein: Was immer mir in meinem Leben auch an Feindseligkeit begegnet ist, es drückt keinen konkurrierenden Willen aus, sondern grenzenlose Ignoranz. Da steht keine Armee von Smithklonen, sondern ein Meer von Gänseblümchen, welche ihre Häupter im Wind neigen.

Einst mögen wir alle Teil des Windes werden; ist doch Gott ein Gott der Lebenden und nicht der Toten.

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13. Februar 2020

Zur Vergegenständlichung des Menschen

Affektuale Verfallenheit beinhaltet zwangsläufig, seine Mitmenschen genauso wenig als Potentiale zu betrachten wie sich selbst. Doch während das rein aktuale Subjekt der Magen ist, ist das rein aktuale Objekt das Fressen.

Ich hatte während meiner Beschäftigung mit Thomas von Aquin verschiedene Gegenstände daraufhin angesehen, ob sie nicht die Definition von Actus Purus erfüllen würden, das Herz, die Sonne, der Magen, welche ja auch von aller Welt für Gott gehalten werden, das Herz bewegt, ohne bewegt zu werden, die Sonne brennt, ohne geschürt zu werden, der Magen löst auf, ohne aufgelöst zu werden, und obwohl nur die Sonne Anspruch darauf erheben kann, die Definition von Actus Purus tatsächlich zu erfüllen, wenn wir das Toben ihrer Oberfläche als von ihr verschiedene Wirkung betrachten, ist doch der Magen das trefflichste Sinnbild der Auffassung, daß jenes Gott ist, was Macht hat zu zerstören, ohne selbst zerstört zu werden (und das Herz das einfachste Gegenbeispiel zur Annahme, daß sich nichts von selbst verändert. Unstrittiger ist allerdings, wie schon gesagt, der radioaktive Zerfall. Letztlich rührt die ganze Absonderlichkeit daher, daß Aristoteles' Philosophie in vielen Fällen lediglich der Analyse dessen, was gesagt werden kann, entspringt, dahingegen sich die moderne Physik Differentialgleichungen bedient, welche kausale Zusammenhänge jenseits kausaler Sprechweisen begründen, aber das hat Schopenhauer ja schon ansichtlich des Begriffs der Wechselwirkung konstatiert.)

Der Magen und das Fressen also. Gott und die Welt, einschließlich der anderen Menschen. Nun, ich würde anders als Schopenhauer nicht über diese Dinge schreiben, wenn ich sie nicht bräuchte, um eine zeitgenössische Erscheinung aufzuklären, welche mich seit geraumer Zeit beunruhigt, das heißt seit Obama's islamischem Brückenschlag.

Dieser nämlich beruht auf Identifikationsangeboten, also darauf, mit Hilfe von Facebook lokal gewachsene Sammlungsbewegungen durch die Zugehörigkeit zu global definierten Profilen zu ersetzen.

Früher gab es Markenklamotten, heute gibt es Markentypen. Der Grund, warum sich jemand für eine Markenhose oder eine Markenpersönlichkeit entscheidet, ist derselbe, nämlich Ansehensgewinn. Aber der Grund, aus welchem sie angeboten werden, ist es nicht.

Markenhosen werden aus Gier heraus angeboten, weil nichts lukrativer ist, als Ablässe zu verkaufen. Aber Markenpersönlichkeiten kosten kein Geld. Hinter ihnen steht eine andere Motivation, in ihnen zeigt sich ein anderer Geist, und zwar ein intuitiv abstoßender, ja, verstörender.

Die Markenpersönlichkeit ersetzt die natürliche. Niemand muß sich für seine Natur rechtfertigen, welche gottgegeben oder geschichtlich gewachsen ist, denn es gehört zur Ehrung des Potentials (also der Ehrung der Verbundenheit), es nicht vor seiner Aktualisation zu beurteilen (wiewohl die Berücksichtigung der mittleren Entwicklungstendenzen unterschiedlicher Potentiale bei Gesellschaftsprojekten nur weise ist), wohingegen die Markenpersönlichkeit auf einem Vertrag beruht und somit eingeklagt werden kann, womit die Freiheit, sich zu entscheiden, wie immer mit der Gefangenschaft, sich entschieden zu haben, bezahlt wird.

Indem also Menschen eine Auswahl an vorgefertigten Persönlichkeiten vorgesetzt wird, werden diese Menschen zu vorbestimmten Standardtypen, und derart wünscht sich der Magen sein Fressen, wie die Menükarte beweist. Niemand kann ernstlich die Festlegung seiner Mitmenschen auf Standardtypen wünschen, ohne daß er sie zuvor vergegenständlicht hat, doch wenn er es hat, wird er genau diese Festlegung als erstes von ihnen fordern, damit er aus ihnen etwas ihm genehmes zimmern kann.

Den Abschluß affektualer Verfallenheit bildet Kannibalismus.

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12. Februar 2020

Upwards

The whole world is shown the inadequacy of its ambition,
so that it would await the better.
But those in power had to recognise that they were deceived by their stewards,
so that they could break the spell of inertia.
Inertia, though, is more than a spell
and man's heart torn between using the present and serving the future.
Too long have people relied on mocking
as that the habit died easily.

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10. Februar 2020

Michael and the dragon

The dragon's view (sacrifice based)
suffering = lack of discipline => evil = nature
Michael's view (kindness based)
suffering = lack of dedication => evil = obliviousness
Of course it would be silly to decry any form of discipline, which is after all a fountain of well-being, but it isn't silly at all to defend the virtue of man's moods, which only need examples and patience.

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Die Lektionen des Dharmas

Die Hexagramme des Dharmas lassen sich in vier Gruppen zusammenfassen,
  1. für den geformten Geist: die Einfalt,
  2. für den ungeformten Geist: die Öde,
  3. für die verschriebenen Geister: der Blitz, die Kluft, die Zuflucht,
  4. für die fundamentlegenden Geister: der Wirbelwind, der Brand, der Spiegel,
und beschreiben die Weisen, in welchen das Gesetz, oder Dharma, dem jeweiligen Geist erscheint.

Es ist das Licht, welches uns auf unserem Lebensweg leitet, doch handelt es sich nicht bloß um einen Wegweiser, sondern zugleich auch um einen Lehrer, dessen Lektionen uns unter Umständen zu einem anderen Geist hinüberziehen, wie im vorigen, die Öde behandelnden, Beitrag angedeutet.

Angesichts der binären Natur der Trigramme steht zu erwarten, daß das Licht die jeweils dunklen Zeilen aufzuhellen vermag, und so ist es auch, doch möchte ich dieser formalen Spielerei kein zu großes Gewicht beimessen.

Stattdessen möchte ich die Geister danach unterscheiden, ob sie ergebnis- oder prozeßbasiert, anteilnahms- oder stimmungsbasiert sind. Die ergebnisbasierten Geister sind
  • der geformte Geist (triumphal in Genugtuung, Freude und Stolz im engeren Sinne) und
  • die fundamentlegenden Geister (frustriert in Genugtuung, Freude oder Stolz im engeren Sinne)
und die prozeßbasierten Geister sind
  • die verschriebenen Geister (zufrieden in Verwurzeltheit, Achtung oder Ergebenheit) und
  • der ungeformte Geist (zufrieden in Zärtlichkeit, Fröhlichkeit und Behaglichkeit),
womit sich der ungeformte Geist also durch Selbstzufriedenheit, oder auch -gefälligkeit, auszeichnet, welche genau so lange fortbesteht, wie die Öde sich in Anderen manifestiert und nicht in ihm selbst.

Mit anderen Worten kann der ungeformte Geist dadurch erlöst werden, daß er, indem er Licht in Anderen wahrnimmt, seine eigene Öde erkennt und sich durch Unzufriedenheit in Form von Verstoßenheit, Unwert oder Schuld der Zufriedenheit in Form von Verwurzeltheit, Achtung oder Ergebenheit verschreibt. Findet er es hingegen nicht in Anderen, so treibt ihn die umgebende Öde nur weiter auf seinem Weg voran.

Umgekehrt lehrt das Dharma den geformten Geist auf jeder Stufe die haltungsbeeinflussende Bedeutung seiner vorbildlichen Einfalt:
  1. Verborgener Drache. Handle nicht. => Wenn Rohrglanzgras ausgerissen wird, kommt die Sode mit ihm. Jeder nach seiner Art. Beständigkeit bringt günstiges Geschick und Erfolg: Keine Beeinflussung der Öde durch die Einfalt.
  2. Drachen im Feld. Es führt einen weiter, den großen Mann zu sehen. => Sie ertragen und dauern aus. Dies bedeutet günstiges Geschick für unterlegene Menschen. Der Stillstand dient dazu, dem großen Mann dabei zu helfen, erfolgreich zu sein: Die Einfalt der Verehrung enthüllt die Öde der Routine.
  3. Den ganzen Tag über ist der überlegene Mann schöpferisch tätig. Beim Anbruch der Nacht ist sein Sinn noch immer von Sorgen erfüllt. Gefahr. Kein Vorwurf. => Sie ertragen Scham: Die Einfalt der Verschreibung enthüllt die Öde der Uneinsichtigkeit.
  4. Schwankender Flug über den Tiefen. Kein Vorwurf. => Er, der auf Befehl des Höchsten handelt, bleibt ohne Tadel. Jene, welche gleichen Sinnes sind, nehmen an der Segnung teil: Die Einfalt zu glauben enthüllt die Öde der Bekenntnislosigkeit.
  5. Fliegender Drache in den Himmeln. Es führt einen weiter, den großen Mann zu sehen. => Der Stillstand weicht. Günstiges Geschick für den großen Mann. Was, wenn es fehlschlagen sollte? Was, wenn es fehlschlagen sollte? So bindet er es an ein Büschel Maulbeertriebe: Die Einfalt eines Glaubens enthüllt die Öde der Getriebenheit.
  6. Der arrogante Drache wird Grund zur Reue haben. => Der Stillstand kommt zu Ende. Erst Stillstand, dann günstiges Geschick: Die Einfalt der Dienerschaft enthüllt die Öde der Ungeformtheit (welche sich dem Ungeformten aber auch sonst schließlich enthüllt).
Den verschriebenen Geistern wird durch das Dharma ihre Anteilnahme an der Welt gelehrt,
  • der Verwurzelte erkennt seinen Verantwortungsbereich,
  • der Achtende erkennt seine Involviertheit und
  • der Ergebene erkennt seinen Platz in der Ordnung der Welt,
und umgekehrt lehrt das Dharma den fundamentlegenden Geistern die Natur ihrer Haltung,
  • dem Ungenügsamen wird das Treiben seiner Lust klar,
  • dem Freudlosen das Treiben seiner Achtung und
  • dem Unverständigen das Treiben seiner Sorge,
und so mögen sie zwischen Verschreibung und Fundamentlegung pendeln oder auch von der Verschreibung zur Geformtheit finden.

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Licht im Dunkeln

Sind nicht
  • die Deutschen auf ihre Diplomatie stolz,
  • die Chinesen auf ihre Zivilisiertheit und
  • die Esten auf ihre Kinder?
Es scheint, der Herr des Lichts ruft selbst das Zwielicht heim, auf daß es vermißt würde, während die Selbstgefälligkeit ihre Ambition offenbart.

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9. Februar 2020

Antireligiöse Menschenführung

Wie ich im vorigen Beitrag noch einmal ausführte, sorgen wir uns um unser Wohlergehen, indem wir unsere Wirkungen (durch Triumph und Frustration), unsere Haltung, welche sie lenkt, (durch Zufriedenheit und Unzufriedenheit), unsere Umstände (durch Lethargie), unsere Idealvorstellungen (durch Nihilismus) und unseren Lösungsbeitrag (durch Überwindung) beurteilen, wobei sich im Falle der Unzufriedenheit die Frage stellt, ob wir in unserer Haltung fehlgegangen sind, in welchem Fall wir Schuld, Unwert oder Verstoßenheit empfinden, oder ob wir nicht weit genug gegangen sind, in welchem Fall wir Gekränktheit, Albernheit oder Trotzigkeit empfinden.

Im ersteren Fall müssen wir Würdigkeit erlangen und im letzteren Gewachsenheit, wobei es unmöglich ist, über ein bestimmtes Maß hinaus zu wachsen, wenn man sich nicht als würdig erweist.

Das Ziel der antireligiösen Menschenführung besteht nun darin, das Wachstum der Menschen zu hemmen, indem sie dazu gebracht werden, sich nicht um ihre Würdigkeit zu sorgen, und ihr Leben also in Gekränktheit, Albernheit und Trotzigkeit zu verbringen.

Die Antireligiösen lehren, daß es keinen psychologischen Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen gibt, sondern nur einen sozialen. Mit anderen Worten ist also jemand, wer seinem Gewissen folgt, nach ihrer Lehre ein Egoist oder gar Egomane, und Buße, Gehorsam und Selbständigkeit dienen ihnen nur als Werkzeuge, um Ergebenheit, Achtung und Verwurzelung zu einem undefinierten Zustand zurückzubilden, nicht aber, um sie zu bereinigen und würdig zu werden.

Konkret werden sie also jeden Menschen, wer über ein zu hohes Maß an Würdigkeit verfügt und somit auch über ein zu hohes Maß an Wachstum, auf allerlei Weise angreifen, um Schuld, Unwert oder Verstoßenheit in ihm zu erzeugen, damit er seine Haltung zu einer unwürdigeren zurückbilde.

Umgekehrt wird aber niemand, welcher erst einmal unter ihnen hinreichend gekränkt, albern und trotzig geworden ist, sich schuldig, unwert oder verstoßen fühlen müssen, denn vor all dem schützen ihn die Regeln, welche unter ihrer Herrschaft gelten, wonach
  • niemand schuldig ist, wer die Regeln befolgt,
  • niemand unwert ist, wer sich zur Arbeit meldet und
  • niemand verstoßen ist, wer seine Genossen akzeptiert.
Es handelt sich bei den Antireligiösen nicht um eine Ausprägung der Gewissensfreiheit, sondern um eine der Gewissenlosigkeit. Und da die Masse der Antireligiösen nur die Reife von Kindern hat, sind sie auf ein behütetes Umfeld angewiesen und unterstützen die politischen Ziele ihrer Führung, welche feindlich gegenüber aller Religion und persönlichen Gewachsenheit sind.

Umgekehrt hängt der Haß, welcher die Antireligiösen trifft, vom Grad der persönlichen Gewachsenheit ab, so daß er also am konzentriertesten in Verbindungen von Verantwortungsträgern zu finden sein wird, deren Gewachsenheit sich erweisen mußte, vorausgesetzt allerdings, daß sie nicht gänzlich zynisch darüber wurden.

Und angesichts der heutigen Verhältnisse führt einen diese Charakterisierung schnurstracks zum zivilen und militärischen Sicherheitsapparat.

Das ist der unsichtbare Schraubstock, welcher unsere Zeit auf Kurs hält und die Eskalation erzwingt. Und was die Kirchen angeht: sie sprechen über die Fehltritte der Gewachsenen, doch sie schweigen über die Abschaffung der Würdigkeit. Das eine soll man tun und das andere nicht lassen.

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8. Februar 2020

Berichtigungen zu den Stimmungen

Beginnen möchte ich mit der Feststellung, daß meine Definition der Stimmungen als Zufrieden- oder Unzufriedenheit mit der eigenen Haltung im Beitrag Zur Ordnung der Gefühle unter der Rubrik der Betroffenheit eine Verlegenheitslösung ist, welche ich mittlerweile aufgegeben habe. Es handelt sich bei den Stimmungen um einen Spezialfall der Wertschätzung oder Zuwiderheit, nämlich um jene, welche sich auf die eigene Haltung bezieht. Dem entsprechend ist der Beitrag Einordnung der Gefühle der sieben Feuer des Gerichts unausgegoren und nach meiner abschließenden Sicht der Dinge nichtig. Anders verhält es sich mit den Beiträgen, auf welchen er fußt. Diese sind im großen und ganzen stimmig und weichen nur in Einzelfällen von meiner gegenwärtigen Einordnung ab.

Ich werde im folgenden die Aussagen der relevanten Beiträge durchgehen und sie aus meiner gegenwärtigen Perspektive kommentieren.

Ideen und die Überpersönlichkeit der Seele (8.6.2015)

Meine Definition der Ideen hier ist spielerischer Art, also nach dem Motto: Mal sehen, zu was das gut ist. erfolgt. Aber im zweiten Teil unter der Überschrift Erwartungen und Geschick bin ich auf einen wesentlichen Zusammenhang zwischen Bestürztheiten, Erwartungen und spirituellen Warnungen gestoßen, nämlich daß
  1. sich unsere Erwartung durch spirituelle Warnungen offenbart, und zwar
  2. gemäß unserer Bestürztheit.
Was die technische Seite des Offenbarens angeht: Es handelt sich bei den spirituellen Warnungen selbst nicht um Eindrücke der Erwartung, aber wir können sie in jedem Falle zum Anlaß nehmen, unsere Erwartung zu erforschen, und werden unweigerlich finden, daß die spirituellen Warnungen unserer Erwartung Ausdruck verleihen, und zwar wie folgt, um es mit meinen jetzigen Worten zu sagen:
  • Schicksalsmahnung bedeutet, daß die erfolgte Verfolgung die Beteiligung erschwert,
  • Reue bedeutet, daß die erfolgte Einlösung die Ordnung erschwert,
  • Lebenstrauer bedeutet, daß die erfolgte Auslösung die Verantwortung erschwert und
  • die Ahnung gibt unserem Gewissen zu verstehen, was unser Einstimmen in das freie Heil durch Einlassen, Einleuchtenlassen und Einstehen, mit sich bringt.
In soweit Verfolgung, Einlösung, Auslösung und Einstimmen unserer Haltung folgen, handelt es sich bei Schicksalsmahnung, Reue, Lebenstrauer und Ahnung um Stimmungen. Erfolgen sie hingegen spontan, so handelt es sich bei ihnen um Unterformen der (negativen) Kühnheit.

Tafel der heranleitenden Stimmungen (10.5.2015) und Die Stimmungen des Waltens der Sorge (11.5.2015)

Beim Triumph handelt es sich nicht um eine Stimmung, sondern um Anteilnahme, genauer gesagt Stolz im weiteren Sinne, also Genugtuung, Freude oder Stolz im engeren Sinne, entsprechend verhält es sich bei der Frustration. Bei der Zufriedenheit (Zärtlichkeit, Fröhlichkeit oder Behaglichkeit) hingegen handelt es sich um eine Stimmung, nämlich jene, welche den Einfluß der eigenen Haltung auf den Triumph erwägt, und entsprechend verhält sich bei der Unzufriedenheit (Trotzigkeit, Albernheit, Gekränktheit).

Was die Untergliederung des Stolzes im weiteren Sinne betrifft, ist zu bemerken, daß Genugtuung, Freude und Stolz im engeren Sinne zwar allesamt Ausdrücke der Verantwortung sind, wir aber aufgrund unseres Reflexionsvermögens unsere Verantwortung wiederum in den Bereichen der Wirkung, Reifung und Beherzigung wahrnehmen, woraus sich Genugtuung, Freude und Stolz im engeren Sinne in entsprechender Reihenfolge ergeben. Insbesondere fühlen wir uns für unser Einüben verantwortlich, welches sich als Freude zeigt, wenn uns etwas schließlich gelingt, und für unsere Antizipation, welches sich als Stolz im engeren Sinne auf einen Apparat zeigt, welcher wie vorhergesehen funktioniert. Mit anderen Worten bezieht sich
  • Genugtuung also auf den Erweis,
  • Freude auf die Erfüllung und
  • Stolz im engeren Sinne auf die Erleuchtung.
Gefallen und Mißfallen sind also als direktes oder indirektes zu unterscheiden, und nur das indirekte bezieht sich auf die eigene Haltung und ist somit eine Stimmung.

Im Falle des Mißfallens gibt es aber noch eine weitere Empfindung, nämlich die Lethargie (Hilflosigkeit, Niedergedrücktheit oder Langeweile), welche sich nicht auf die eigene Haltung bezieht, und somit keine Stimmung ist, sondern auf die Umstände, womit es sich bei ihr um eine andere Unterform der (negativen) Wertschätzung, also der Zuwiderheit, handelt.

Das Vermissen, oder auch der Nihilismus (Ehrfurcht, Verzweiflung oder Erhabenheit), wiederum ist eine Unterform der Liebe, wobei
  • Ehrfurcht den Erfolg liebt,
  • Verzweiflung die Ausschöpfung und
  • Erhabenheit die Klarheit.
Zwar handelt es sich bei der Ehrfurcht hier um die selbe Empfindung, welche ich zur Kennzeichnung der Vollkommenheit der Beteiligung herangezogen habe, doch eine tiefere Bewandtnis hat es damit nicht: selbstverständlich ist nichts so erfolgreich wie die göttliche Schöpfung. Vielmehr ist in der Ehrfurcht vor der göttlichen Schöpfung eine Schicksalsmahnung enthalten, welche für die Heranziehung verantwortlich ist. Der Zusammenhang mit den Vollkommenheiten ist also folgender:
  • in der verlorenen Ursprünglichkeit liegt Reue,
  • in der verlorenen Ehrfurcht Schicksalsmahnung und
  • in der verlorenen Gegenwärtigkeit Lebenstrauer.
Die Verpflichtung, oder auch die Überwindung (Unterwerfung, Auslieferung oder Enthebung), schließlich, bezieht sich wieder auf die eigene Haltung, doch nicht auf ihr Sein, sondern auf ihr Werden, und ist damit ebenfalls eine Unterform der Liebe und keine Stimmung. Mit anderen Worten gehört
  • die Unterwerfung also zur zum Erfolg führenden Ordnung,
  • die Auslieferung zur zur Ausschöpfung führenden Ordnung und
  • die Enthebung zur zur Klarheit führenden Ordnung,
wobei
  • die Enthebung die Ehrfurcht untergräbt,
  • die Auslieferung die Gegenwärtigkeit und
  • die Unterwerfung die Ursprünglichkeit,
so daß die Zeitalter der Werke, Wunder und Wacht in einander übergehen.

Zuversicht und Sorge sind sich auf das Geschäft der Vernunft beziehende Unterformen der (negativen) Kühnheit, und Ergebenheit ist die Stimmung, welche die Haltung kennzeichnet, aus welcher heraus wir bereit sind, unsere Haltung zu überdenken, womit es sich bei der Ergebenheit um eine Unterform der Behaglichkeit handelt, nämlich dem Behagen angesichts der Haltung, welche zur einsichtigen Operation der eigenen Seele führt, was gleichbedeutend damit ist, den eigenen Glauben aufzuklären. Entsprechend handelt es sich bei dem Gegenteil der Ergebenheit, der Leidenschaft, um eine Unterform der Gekränktheit, nämlich um das Leiden daran, keinen Frieden mit sich selbst schließen zu können.

Die zurückführenden Stimmungen (12.5.2015) und Seelische Schmerzen und Wege ihrer Auflösug (9.6.2015)

Neben der Ergebenheit als Unterform der Behaglichkeit betrachten wir nun auch Achtung als Unterform der Fröhlichkeit und Verwurzeltheit als Unterform der Zärtlichkeit, wobei uns jene Haltung fröhlich stimmt, welche die Ausschöpfung begünstigt, also uns beteiligt und reifen läßt, und jene zärtlich, welche unseren Erfolg begünstigt, denn wahrhaftig ist es so, daß derjenige, den die Achtung erfüllt, sich am Leben beteiligt und stiller Fröhlichkeit voll ist und derjenige, der Wurzeln treibt, Verantwortung trägt und stiller Zärtlichkeit voll.

Zu diesen Gefallen betrachten wir wieder Mißfallen, Vermissen und Verpflichtung, sowie Scheuen, Zuversicht und Sorge. Mißfallen ist hier aber nur Unzufriedenheit und nicht Lethargie, da sich das Gefallen ausschließlich auf die eigene Seele richtet und wir die Umstände also nicht in unsere Wertschätzung miteinbeziehen.

Wir haben die Leidenschaft ja bereits als Gegenteil der Ergebenheit eingeführt, doch ist sie für den allgemeinen Gebrauch ungeeignet, und so sagen wir, daß
  • die Schuld das Gegenteil der Ergebenheit ist,
  • der Unwert das Gegenteil der Achtung und
  • die Verstoßenheit das Gegenteil der Verwurzelung.
Unwert ist eine Unterform der Albernheit, in welcher wir uns nicht als würdig empfinden, uns am Leben zu beteiligen, mit anderen Worten also die bedrückendste Albernheit schlechthin. Und Verstoßenheit ist eine Unterform der Trotzigkeit, in welcher wir es nicht schaffen, unsere Verantwortung so zu tragen, wie wir es möchten, also die traurigste Trotzigkeit schlechthin. Entsprechend ist Schuld die bitterste Gekränktheit schlechthin.

Andererseits ist zu bemerken, daß alberne Menschen sich selten als unwürdig betrachten, trotzige sich selten als verstoßen und leicht gekränkte sich selten als schuldig, was damit zusammenhängt, daß die Lösung von Problemen davon abhängt, sie nicht zu verdrängen.

Weiterhin betrachten wir
  • Reue als Unterform (negativer) Erhabenheit,
  • Schicksalsmahnung als Unterform der Verzweiflung und
  • Lebenstrauer als Unterform der Ehrfurcht,
was natürlich so nicht hinhaut, sondern eine Übersetzung erfordert. Bei nüchterner Betrachtung werden wir kaum einen Unterschied zwischen Reue und Schuld, Schicksalsmahnung und Unwert oder Lebenstrauer und Verstoßenheit finden. Das im Hintergrund Geliebte ist die Ordnung der Artung durch Erleuchtung, der Eingezogenheit durch Erfüllung oder des Kreislaufs durch Erweis, und wir vermissen es in der Tat, wenn wir Reue, Schicksalsmahnung oder Lebenstrauer empfinden.

Wir könnten also sagen, daß Reue, Schicksalsmahnung und Lebenstrauer nicht nur Stimmungen sind, sondern zugleich auch Unterformen der Liebe, wenn wir es müßten, und in den beiden hier besprochenen Beiträgen, welche den sieben Feuern des Gerichts zu Grunde liegen, müssen wir es.

Bleibt also nur noch, die Verpflichtungen als Unterformen zu betrachten:
  • Buße als Unterform der Enthebung,
  • Gehorsam als Unterform der Auslieferung und
  • Selbständigkeit als Unterform der Unterwerfung.
Zunächst einmal hat Buße natürlich wenig mit Enthebung zu tun. Dennoch, Enthebung bedeutet, die eigene Haltung der Gewinnung von Klarheit anzupassen, üblicherweise dadurch, sich der Erhabenheit zu öffnen und die natürliche Ordnung der Dinge zu erkennen. Im Falle der eigenen Schuld ist dies aber nicht zielführend, da wir durch unser fehlerhaftes Einlösen Unordnung in die Welt gebracht haben, und auch weiterhin bringen werden, wenn wir nicht Buße tun und unsere verfehlte Haltung hinsichtlich der verletzten Ordnung der Artung durch Erleuchtung ändern oder, was gleichbedeutend damit ist, zur Ergebenheit zurückkehren.

Es gibt eine Schule, welche lehrt, man solle sich selbst verzeihen, sehen, was einen fehlen ließ, und den Fehler als natürlich betrachten. Das Problem damit ist, daß man auf diese Weise nie sieht, was einen fehlen ließ. Was einen fehlen ließ, verunstaltete die eigene Haltung. Was man auf diese Weise sieht, ist der Umstand, auf welchen die verunstaltete Haltung traf. Und Reue ist der Anhaltspunkt, welcher uns zur Verunstaltung und damit zur Buße führt. Ein Mensch ohne Reue ist verloren.

Gehorsam ist Auslieferung, dazu ist nichts weiter zu sagen. Allerdings was die Selbständigkeit als Unterform der Unterwerfung betrifft, da muß ich wohl darauf hinweisen, daß sich der Selbständige den Kräften der Welt unterwirft, gerade dadurch, daß er keine Hilfe von Anderen in Anspruch nimmt.

Zuversicht und Sorge beschreiben hier die Kühnheit bei der Verpflichtung zu Ergebenheit, Achtung oder Verwurzelung zurückzufinden, also
  • Geduldetheit und Verworfenheit bei der Buße,
  • Ermattung (im Sinne von engl. to mellow) und Albdruck beim Gehorsam oder
  • Stärke und Schwäche bei der Unterwerfung,
sowie, im Falle der unverantworteten Trauer,
  • Trost und Bescheidung bei der Genesung,
wobei sich auch die unverantwortete Trauer auf die eigene Haltung bezieht und somit eine Stimmung ist, in sofern die eigene Haltung nämlich durch Unglücksfälle ihre Bezugspunkte verlieren kann.

Womit also nur noch das Scheuen (Erschaudern, Selbstwertgefühl oder Statusangst) zu klären wäre. Beim Scheuen handelt es sich um eine Unterform der Angst, indem uns nämlich
  • Erschaudern vor einem fehlerhaften Vorsatz warnt,
  • Selbstwertgefühl vor einem fehlerhaften Glauben, im Sinne eines Begriffs, an dessen Einlösung wir glauben, und
  • Statusangst vor einer fehlerhaften Haltung,
so daß Einlösung, Verfolgung und Auslösung zwar fehlgehen, wir aber sogleich über der Lage, in welche wir somit geraten, ängstlich werden und von weiteren Schritten absehen.

Grausamkeit, Unbedingtheit und Folgsamkeit (Unreflektiertheit) sind dann die Verblendungen, welche die jeweilige Angst unterdrücken und einen dazu bringen weiterzumachen.

Die abschließenden Bemerkungen im zweiten Beitrag, welche ich hier bespreche, sind durchaus bedeutungsvoll, aber sie sind nicht allgemeingültig, sondern stellen lediglich ein beispielhaftes Verständnis dar und verdienen daher keine insgesamt abschließende Einordnung.

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3. Februar 2020

Der Tabubruch der sozialen Gefüge

Es gibt drei Betroffenheiten (auch Ehrbarkeiten oder ästhetische Ideale)
  • Ordnung (auch Rechtschaffenheit oder Wahrheit),
  • Beteiligung (auch Verbundenheit oder Glanz) und
  • Verantwortung (auch Frieden oder Macht),
und wenn wir einen qualitativen Überblick über die unterschiedlichen Neigungen zu ihnen gewinnen wollen, können wir die Potenzmenge über ihnen abzugülich der leeren Menge und der ganzen betrachten und kommen so auf jene sechs Kombinationen, aus welchen sich die sozialen Gefüge ergeben, also
  • die Zurückgezogenheit (oder Zuflucht) aus der Ordnung,
  • die Schule aus der Ordnung und Beteiligung,
  • die Partei aus der Beteiligung,
  • die Clique aus der Beteiligung und Verantwortung,
  • die Bande aus der Verantwortung und
  • der Stab aus der Verantwortung und Ordnung,
weshalb wir die sozialen Gefüge auch als die sozialen Ausdrücke der Betroffenheit bezeichnen.

Außerdem seien die persönlichen Ausdrücke der Betroffenheiten wie folgt bezeichnet:
  • Beipflichtung ist der Ausdruck der Ordnung,
  • Berücksichtigung ist der Ausdruck der Beteiligung und
  • Beitragung ist der Ausdruck der Verantwortung.
Folglich können wir es dann auch so fassen, daß
  • Beipflichtung in der Zurückgezogenheit herrscht,
  • Beipflichtung und Berücksichtigung in der Schule,
  • Berücksichtigung in der Partei,
  • Berücksichtigung und Beitragung in der Clique,
  • Beitragung in der Bande und
  • Beitragung und Beipflichtung im Stab,
und wenn wir ein soziales Gefüge betrachten, dessen Mitglieder nicht immer dieselbe Güte an Beipflichtung, Berücksichtigung und Beitragung an den Tag legen, werden wir uns in den relevanten Fällen dadurch behelfen, daß wir von
  • der Zufluchtsmäßigkeit der Zuflucht,
  • der Schulmäßigkeit der Partei und
  • der Stabsmäßigkeit der Bande
sprechen.

Natürlicherweise entwickelt sich
  • die Beipflichtung in der Zurückgezogenheit,
  • die Berücksichtigung in der Partei und
  • die Beitragung in der Bande,
doch will ich zwei verschiedene Arten der Entwicklung unterscheiden, nämlich
  1. die Entwicklung aus der unmittelbaren Betroffenheit heraus und
  2. die Entwicklung gemäß einer Vorstellung ihrer,
und die erste Phase des Glaubenszykels besteht gerade darin, eine solche dem Zeitalter entsprechende Vorstellung zu entwickeln, währenddessen keine Entwicklung des persönlichen Ausdrucks der betroffenen Betroffenheit stattfindet.

Mit anderen Worten wird in der ersten Phase des Glaubenszykels des Zeitalters
  • der Wacht die Zufluchtsmäßigkeit der Zuflucht begrifflich bestimmt, währenddessen die Beipflichtung feststeht,
  • der Werke die Schulmäßigkeit der Partei begrifflich bestimmt, währenddessen die Berücksichtigung feststeht und
  • der Wunder die Stabsmäßigkeit der Bande begrifflich bestimmt, währenddessen die Beitragung feststeht.
Die Zufluchten im Zeitalter der Wacht sind seine Götter, weshalb sich im Zeitalter der Wacht auch meistens Götter antreffen lassen. In der ersten Phase seines Glaubenszykels sind also bestimmte Götter und mit ihnen verbundene Formen des Beipflichtens fixert, während sich die Menschen Gedanken über die Göttlichkeit der Götter machen, bis sich schließlich mit jenen zufrieden damit beginnen, die Entwicklung des Beipflichtens freizugeben.

Entsprechend geht das Zeitalter der Werke von einer bestimmten Form der Berücksichtigung in Form fürsorglicher Regeln aus, über deren weitere Entwicklung eine Rechtsschule (zum Beispiel die Kirche) gemäß ihren einmal aufgestellten Dogmen wacht.

Und das Zeitalter der Wunder fußt auf bestimmten Gebeten, welche zum Überleben beitragen, und in seiner ersten Phase wird entschieden, welche Rolle wir in der Schöpfung spielen sollten.

Entsprechend können wir dann später von der Zufluchtsmäßigkeit der Zufluchten, der Schulmäßigkeit der Parteien und der Stabsmäßigkeit der Banden sprechen, welche sich in den drei Zeitaltern bilden, und wenn die Entwicklung der Beipflichtung, Berücksichtigung oder Beitragung einmal zu sehr aus der gegenwärtigen Ordnung, beziehungsweise Beteiligung oder Verantwortung heraus entspringt und Zufluchts-, beziehungsweise Schul- oder Stabsmäßigkeit dabei aus dem Blickfeld geraten, wenden wir uns im materiellen transzendenten Akt an den Zeitgeist, daß er die Zufluchtsmäßigkeit den Zurückgezogenen einleuchten lasse, beziehungsweise dafür sorge, daß sich Parteien auf die Schulmäßigkeit einlassen oder Banden für die Stabsmäßigkeit einstehen.

Allerdings sind diesen Entwicklungen Grenzen gesetzt, so daß eine weitere Entwicklung gemäß 2.) nicht weiter erfolgen kann. Die Sache läßt sich wie folgt verstehen: Im Zeitalter
  • der Wacht ist die Beteiligung eins und die Verantwortung auch, doch die Ordnung nicht,
  • der Werke die Ordnung und die Verantwortung, aber die Beteiligung nicht, und
  • der Wunder die Ordnung und die Beteiligung, doch die Verantwortung nicht,
wobei die Einheit
  • der Ordnung in der Geistesverwandtschaft besteht,
  • der Beteiligung in der transzendenten Verbundenheit mit Gott, Lebenskreis und Wirklichkeit und
  • der Verantwortung in der Notwendigkeit,
mit anderen Worten also
  • die Zurückgezogenheit der Zuflucht das Tabu der Ursprünglichkeit (Kindlichkeit) bricht,
  • die Parteiischkeit der Partei das Tabu der Ehrfurcht (vor der Schöpfung) und
  • die Verstricktheit der Bande das Tabu der Gegenwärtigkeit (der Verantwortung).
Indem wir die drei Vollkommenheiten
  • ursprüngliche Ordnung,
  • ehrfürchtige Beteiligung und
  • gegenwärtige Verantwortung
aufgeben, beginnen wir die Zeitalter der Wacht, Werke und Wunder und mit ihnen zugleich die Entwicklung der Beipflichtung, Berücksichtigung und Beitragung über den Naturzustand hinaus, bis wir schließlich an ihrer Künstlichkeit ersticken. Instinktiv wissen wir, daß wir keine Bäume fällen sollten. Bereits das ist ein Übertreten der natürlichen Berücksichtigung, welches allerdings wettgemacht werden könnte. Je mehr wir aber in unseren Werken voranschreiten, desto unmöglicher wird es, der Schöpfung verbunden zu bleiben. Wir schreiten voran unter der Annahme, daß sie es aushält, und wenn sie es aushält, das heißt, wenn wir als ihr schwächstes Glied es aushalten, wird es uns irgendwann unmöglich, weiter voranzuschreiten.

Doch müssen wir, um ein Zeitalter zu beenden, die aufgegebene Vollkommenheit wiedererlangen, und deshalb kommt es schließlich zu einer Neubestimmung der Zufluchtsmäßigkeit der Zuflucht, Schulmäßigkeit der Partei oder Stabsmäßigkeit der Bande, welche sich nicht der weiteren Entwicklung von Beipflichtung, beziehungsweise Berücksichtigung oder Beitragung verschreibt, sondern ihrer Zurückführung auf den Naturzustand. Weil aber die betroffene Kultur von ihrem erreichten Entwicklungsstand abhängig geworden ist, kommt es dabei zum Systemversagen, so daß
  1. dem Auskommen Genüge getan werden muß,
  2. der Würdigung und
  3. der Verläßlichkeit,
wobei jeder Schritt zunächst einmal nur seinem Ziel Genüge tut und dadurch den nächsten Schritt erzwingt. Freilich wäre grundsätzlich auch eine andere Schrittfolge denkbar, doch steigt der Glaube im Glaubenszykel ja von der Beipflichtung zu seinen Dogmen über die Berücksichtigung der Gläubigen zu ihren materiellen Beiträgen (verantwortete Reifung, geordnete Wirkung oder beteiligte Beherzigung) hinab, wobei sich die höheren (ideellen und sozialen) Strukturen verhärten, so daß sie von unten her aufbrechen.

Als Johannes meinte, der Antichrist sei schon da, erlebte das untergehende Zeitalter der Wacht gerade die Phase, in welcher die Verläßlichkeit der jungen Christenheit auf der Probe stand. Christus selbst konnte ja nur die Geistesverwandtschaft der Menschen, ihre Kindlichkeit, wiederherstellen, doch den Weg in eine neue Zeit, zunächst die Überwindung der alten und dann die Fixierung der Entwicklungsgesetze der neuen, mußten sie selbstverständlich selber gehen. Lange dauert es nicht, und die Verläßlichkeit der Christenheit wird wieder auf der Probe stehen.

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2. Februar 2020

The nature of revelation

A man might begin with a splinter in his mind that tells him that there is more to life than what dominates his daily affairs, whence he turns to his idea of what life should be, exploring his beliefs, his preferences and his conscience, and finding that they're at odds with the times, he might ask his creator for a way that leads him out of the latter.

If he is shown a way then, on which he decides to travel in pursuit of holier circumstances, because another splinter continues to tell him that it's the way to them, the transformation he has thus accepted to take part in might in fairness be described to him by the mind that knows the order of all things.

Though little is known of the source of revelations, and I have speculated much, it appears to me now natural and quite certain that a believer isn't supposed to stagger blindly onward forever, but will receive a glimpse of the elected transformation fitting the powers of his understanding.

It is so, because we must reconcile our prayers with our conscience. If we pursue a transformation, we'll have to answer for what we are doing. And I am still prepared to answer for the transformative power of the light that connects people in the matters that are dear to them.

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1. Februar 2020

Zum Hochgefühl

So ernst die Bestimmung des Heiligen zu einer Zeit ist,
so erhebend ist der Anklang, welcher darin besteht,
daß die Haltungsüberarbeitung, auf welche wir uns einließen,
uns im Einklang mit dem Eindruck des Heils bewegt.
Schwer ist dem Willen der Stau und leicht der Fluß.

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