Heute mal ein etwas umfangreicherer Beitrag. Beginnen wir mit der Übereinstimmung der hellen und dunklen Geister mit den
Lebensmodellen.
Neben der Dreiteilung der Seele in Sorge, Achtung und Lust, und damit zusammenhängend der Unterteilung von Unternehmen in Verkörperung, Spiel und Routine und der väterlicherseits vererbten Geister (Charaktere) in Gestimmte, Fordernde und Erregte, ist die Dreiteilung des Zwecks von Unternehmen in menschlich, zweckmäßig und entweder himmlisch, stimulativ oder eröffnend für die Übereinstimmung mit den hellen und dunklen Geistern entscheidend, weshalb ich diesbezüglich noch etwas begriffliche Arbeit leisten werde.
Zusammenfassend handelt es sich bei himmlischen, stimulativen und eröffnenden Unternehmen um
beeinflussende Unternehmen, deren Zweck also darin besteht, das Geschehen in ein bestimmtes Bett zu lenken. Menschliche Unternehmen sind Selbstzweck, und der Zweck zweckmäßiger Unternehmen besteht in der Unterstützung anderer Unternehmen.
Die hellen Geister entsprechen der zweckmäßigen, himmlischen und menschlichen Verkörperung, wobei
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Gestimmte Gerechtigkeit und Meisterschaft am höchsten bewerten,
- Fordernde Offenheit und Treue und
- Erregte Tapferkeit und Barmherzigkeit.
Die dunklen Geister entsprechen den sonstigen zweckmäßigen, beeinflussenden und menschlichen Unternehmen:
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Willkür und Verwüstung entsprechen gleichermaßen menschlichem Spiel (verspielt) und menschlicher Routine (involviert), weil beide Verkörperung als Selbstzweck leugnen.
- Überheblichkeit und Vergessen gleichermaßen beeinflussendem Spiel (überlassend) und beeinflussender Routine (schenkend), weil beide dem Beeinflusser unbotmäßige Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen suchen und
- Waghalsigkeit und Abgrenzung gleichermaßen zweckmäßigem Spiel (autoritär) und zweckmäßiger Routine (bindend), weil beide den leichten Weg der bloßen Behilflichkeit suchen.
Es ist zur Gegenüberstellung der Zwecke ratsam, den Zweck der Verkörperung hier zusätzlich als
Gemahnung an eine der drei Ehrbarkeiten (Rechtschaffenheit, Verbundenheit oder Frieden) anzugeben.
Die gesellschaftlichen Schäden, welche die dunklen Geister hervorrufen, betreffen
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im Falle von Bösartigkeit (Willkür und Verwüstung) die Ordnung in Form der Störung der Begeisterung der Menschen,
- im Falle von Eitelkeit (Überheblichkeit und Vergessen) die Teilhabe in Form der Störung der Interessiertheit der Menschen und
- im Falle von Bequemlichkeit (Waghalsigkeit und Abgrenzung) die Verantwortung in Form der Störung der Selbständigkeit der Menschen.
Wie ich bereits wiederholt ausführte, wünscht sich der Handel die Menschen dumm, passiv und abhängig, um es bei Verhandlungen möglichst leicht zu haben. Kommt ihm also Unselbständigkeit zupaß? Offensichtlich. Und die Störung der Interessiertheit? Das hängt davon ab, wer sie auf welche Weise stört: Ist es die eigene auf
Schmeichelei und Nachsicht setzende Werbeabteilung, so ist er zufrieden, ist es jene der Konkurrenz, so unzufrieden, aber da der
Austausch von Erfahrungen mit erworbenen Produkten zur natürlichen Interessiertheit gehört, wird sie ihm insgesamt zupaßkommen. Und wie ist es mit der Störung der Begeisterung?
Diese Frage ist etwas undurchsichtiger. Zunächst einmal möchte ich die Störung der Begeisterung als
geistige Vergiftung bezeichnen. Ich möchte nicht behaupten, daß der Handel die Menschen auf gleiche Weise gerne geistig vergiftet sähe, wie er sie gerne dumm, passiv und abhängig sähe, aber sie ist für ihn aus dem Grunde interessant, daß niemand bei seiner eigenen Vergiftung, also einem selbstzerstörerischen Verhalten, große Aktivität an den Tag legt, sondern sich bei entsprechender Neigung lieber anschieben läßt, etwa durch Leidensgenossen, welche ihn zu einem Bier einladen. Also kommen ihm auch Bösartige zupaß, welche ihr Umfeld geistig vergiften, welches daraufhin in Teilen ein entsprechendes selbstzerstörerisches Verhalten, also Nachfrage nach weiterer geistiger Vergiftung, an den Tag legt.
Es ist demnach die Institution des Handels, welche für den geistigen Niedergang unter der Herrschaft der Unvernunft verantwortlich ist. Wie gesagt, in wiefern er Bequemlichkeit und Eitelkeit fördert, ist für jeden klar ersichtlich, um aber zu zeigen, wie konsequent er zum stärksten geistigen Gift strebt, möchte ich mich noch einmal mit der Pornographie beschäftigen.
Beginnen wir mit der Klassifizierung der Pornographie, welche ich bereits beim letzten Mal, wenn nicht vorgenommen, so doch angelegt hatte.
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Im Falle der Gemahnung ist sie exhibitionistisch,
- im Falle der Bequemlichkeit erniedrigend,
- im Falle der Eitelkeit autonom und
- im Falle der Bösartigkeit obszön (verspielt) oder verkommen (involviert).
Ich hatte dem Exhibitionismus beim letzten Mal keine Schädigung unterstellt und möchte es auch dieses Mal nicht tun (größte Exhibitionistin aller Zeiten: Lynn LeMay). Die Schäden bei der Erniedrigung betreffen die Darsteller und übertragen sich nicht auf das Publikum. Übrigens fällt die Prostitution mit verschwindend wenigen Ausnahmen der autonomen Art unter die Erniedrigung, was den Grund für die Bezeichnung
autonom darstellt: diese Art ist so spärlich im Sexgewerbe vertreten und zugleich so an es angepaßt, um nicht gleich von begnadet oder talentiert zu sprechen, daß es ihr leicht fällt, sich auch ohne größere Unterstützung in ihm durchzusetzen (mit anderen Worten Tracey Adams und Victoria Paris). Schädigung ist im autonomen Fall bei persönlicher Bekanntschaft zu erwarten, ansonsten dürfte sie sich in Grenzen halten. Und damit kommen wir zum geistigen Gift: nicht von ungefähr ist die käufliche Liebe traditionell von der erniedrigenden und nicht von der obszönen oder verkommenen Art (Musterbeispiel Japan), denn in den Begriffen
obszön und
verkommen zeigen sich gesellschaftliche Schutzinstinkte. Nur wenn die Herrschaftsform einer Zeit sich gegen jeden moralischen gesellschaftlichen Anspruch richtet - und das tut nur die Herrschaft der Unvernunft - ist es möglich, sein Geld mit der Vergiftung von Geistern zu verdienen.
Und damit zur jüngeren Geschichte der Pornographie. Weil also auch unsere Gesellschaften zu Beginn ihrer Popularisierung noch gesellschaftliche Schutzinstinkte besaßen, begann sie mit erniedrigten autoritären Darstellern, von einzelnen Pionieren der Obszönität einmal abgesehen. Dieser Einstieg wurde durch die sexuelle Revolution begünstigt, welche es erlaubte, den Anschein zu erwecken, daß gar keine Erniedrigung stattfände. Das Problem, welches der Handel damit hatte, war, daß sein Produkt zu austauschbar war. Deshalb wechselte er so gegen 1980 zum obszönen Modell, also Dinge zu zeigen, welche sich wohl phantasieren, aber besser nicht tun ließen. Allerdings war er auch damit nicht ganz zufrieden, weil jetzt die Darsteller nicht austauschbar genug waren und zu viel Gage verlangen konnten. Also wechselte er so gegen 2000 zum verkommenen Modell, in welchem der Wert des Produkts einzig von der Bösartigkeit der ausgedrückten Ideen abhängt.
Daß dies reine Handelsentscheidungen sind und keine gesellschaftlichen Veränderungen hinter diesen Phänomenen stehen, wird dadurch belegt, daß, wo die Masse in Erscheinung tritt, heute bei so genannten Camgirls, weiterhin der bequeme erniedrigte autoritäre Typ vorherrscht, was aber natürlich nicht heißt, daß der Markt nicht insgesamt unter den Handelsentscheidungen litte.
Und damit beschließe ich diese kleine Studie des geistigen Verfalls unter der Herrschaft der Unvernunft.
Post Scriptum vom selben Tag. Sollte in diesem Zusammenhang einfach nicht fehlen:
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