Gesellschaftlich verallgemeinerte Daimonen
Manche dieser Strategien sind grundsätzlich individueller Art und können die Dynamik einer Gesellschaft unmöglich bestimmen, etwa die erwählend-erwägenden Daimonen, andere aber finden gesamtgesellschaftliche Entsprechungen, wenn auch nicht nach kanonischem Muster, und mit den Entsprechungen der Tierdaimonen möchte ich mich in diesem Beitrag beschäftigen.
Wie gesagt, das Muster der Assoziation ist nicht kanonisch, es zerfällt bereits für die sechs Tierdaimonen in zwei verschiedene Ansätze:
- Unke, Rabe und Bär sind die gesellschaftliche Verachtung der beurteilenden Gefühle der Sorge zugeordnet,
- der Unke die Verachtung der Anteilnahme,
- dem Raben die Verachtung der Wertschätzung und
- dem Bär die Verachtung der Liebe, und
- Frosch, Spinne und Wolf sind der hinterhältige Einsatz der kulturellen Hebel zugeordnet,
- dem Frosch die kalte Beförderung der Ausschweifung,
- der Spinne die feindliche Beförderung von Abhängigkeiten und
- dem Wolf die böse Beförderung von Idealen.
Die Offenbarung auszulegen konfrontiert einen stets mit dem Gefühl, ein Spinnennetz zu weben, weil der von ihr vorhergesagte Verlauf der Geschichte unnötig grausam scheint und auf diejenigen abfärbt, welche sich mit ihr beschäftigen. Es ist damit allerdings so wie mit einem Kind, welches seiner Mutter vorwirft, ein Spinnennetz zu weben, welches es von allerlei wichtigen Erfahrungen fernhält, weil sie ihm sagt, daß es an der Zeit ist, zu Bett zu gehen.
Eine fröschisch bestimmte Gesellschaft schließlich zeigt Hayao Miyazaki in Chihiros Reise ins Zauberland, nachdem Chihiro das Ohngesicht eingelassen hat.
Eine bärisch bestimmte Gesellschaft erfordert ziemlich viel Phantasie, eine rabische wird in den Mad Max-Filmen gezeigt, der Annahme folgend, daß die Zivilisation und mit ihr die guten Sitten über Bord geworfen wird, indem es hart auf hart kommt. Tatsächlich bedarf es allerdings großer Hybris, damit es hart auf hart kommen kann, ohne welche sich der Mensch eines Besseren besinnt und sich erweicht. In der Tat ist die westliche Wohlstandsgesellschaft seit 1980 ganz ohne Atomkrieg zunehmend rabischer geworden, wiewohl sie es mit geheuchelter Barmherzigkeit bemäntelt, wie gerade vor ein paar Tagen wieder, als sich etliche Stars nicht zu schade waren, zu schluchzender Musik die Fortsetzung minimalistischer Waffenlieferungen an die Ukraine zu fordern, damit Rußland nicht die falschen Schlüsse zieht, und damit rechnend, daß die Ukrainer nicht die richtigen ziehen.
Doch kommen wir nun zur unkisch bestimmten Gesellschaft, derentwegen ich diesen Beitrag schreibe. Ich behaupte, daß Formelgläubigkeit, wenn sie weit genug vorangeschritten ist, zur Herrschaft der Unke führt.
Der Beweisgang beruht darauf, daß der Formelgläubige schließlich zu dem Schluß kommen muß, daß die Evolution des Gemeinwesens, weil sie schneller verläuft als jene des Menschen, die Überstimmung der Stimmen erfordert, welche letztere leiten, und insbesondere die Überstimmung der Anteilnahme, weil sie den Stand des Staates im Wettbewerb der Staaten nicht hinreichend berücksichtigt.
Was er also tun wird, ist, einen Stab zu organisieren, welcher die nötigen Maßnahmen beschließt und die Regierungen abhängig von ihrer Wichtigkeit für seine Pläne, welche ihn erpreßbar macht, zur Ruhigstellung der Regierten bei der Verrichtung der von ihm vorgesehenen Arbeiten nötigt, und indem er das tut, werden Gehießene immer weniger im Stande sein, sich in ihre Staaten einzufinden, so daß diese zunehmend von Menschen dominiert werden, welche sich ihre Erfahrungen, Haltungen und Vorhaben anstaltslos vorschreiben lassen, in welcher Welt ich mich befand, als ich 20 war, wo nur noch 1ner unter 100 der künftigen Staatsdiener gehießen war und ich in einem Meer von Fremden schwamm, welche ihre Fremdbestimmtheit nicht störte, und ich begriff, daß mich meine Gehießenheit zu einem monumentalem Weg zwingen würde, welcher nur mit Gottes Beistand gelingen konnte. Wenn es aber soweit gekommen ist und die Formel sich die Menschheit unterworfen hat, spürt sie über sich den Geist der Unke, welcher über sie zu seinen Zwecken verfügt und sich schließlich in ihrer grimmigen Gebanntheit niederschlägt, zu was es bisher aufgrund anderer Faktoren noch nicht gekommen ist.
Abschließen möchte ich diesen Beitrag hingegen mit der Frage, wer passiv-aggressiv ist: Johannes, ich, Christian Bruhn?
Hört sich übrigens übel nach der Musik in The Spy Who Loved Me an. Ich erwähne das, weil Curd Jürgens', Christian Bruhns und meine Familie alle aus dem Dunstkreis Hamburgs stammen.
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