Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

7. Februar 2024

Von materiellen und funktionalen getragene ideelle Gebete

Aus der Anerkennung der Bedürfnisse des Menschen und der Güte Gottes entspringt das Gebet um Stabilität, damit der Mensch die Gelegenheit erhalte, unturbuliert seine höheren Aspirationen zu verwirklichen.

Sobald dieses Los indes nicht mehr als göttlicher Gunsterweis verstanden wird, sondern Stabilität als unabänderlich gilt, öffnet sich die Tür zur wenigstens hypothetischen Ungünstigkeit dieses Loses, welches uns womöglich verdammt, heute konkret in Form von immer effektiveren Waffen und sonstigen Maschinen, deren Stabilität unseren Ermessensspielraum vollständig aufzulösen droht, freilich nicht, ohne zuvor Blüten grellster Vermessenheit zu treiben.

Die Verwirklichung unserer höheren Aspirationen ist eine Verpflichtung, auf deren Grundlage wir auf eine gesegnete Bahn hoffen dürfen. Aber auch dieses Gebet stirbt infolge der nun spürbaren Ungunst ab, womit sich die Gesellschaft vollständig von Gott gelöst hat.

Der einzige Ausweg aus dem uns nun drohenden Los besteht in der Anerkennung anderer Gesetze, wobei das elementarste in der Anerkennung der Zugewandtheit Gottes zu den Menschen besteht. Es ist ein Symptom der totalen Vernageltheit der heutigen Zeit, daß die Existenz Gottes als zu Grausamkeiten nötigend und nicht von ihnen befreiend gesehen wird, und daß nur, weil sie uns bisher nicht von allen befreit hat.

Ein uns zugewandter Gott erlaubt uns das Gebet, und das Gebet mag uns helfen. In Ansicht der heute bestehenden Waffen stellen sich dabei aber unappetitliche Fragen:
  • Wie kann das fügende (abschirmende) Gebet ihre Wirkungen verläßlich aufheben, ohne die gesetzliche Ordnung der Welt ins Chaos zu stürzen?
  • Wie könnten wir Gesetze finden, deren Anerkennung uns ohne (zusätzliche) Hinwendung zu Gott aus unserer scheinbaren Obsoleszenz führte? (Tatsächlich geht mit der Anerkennung eines Gesetzes immer eine Hinwendung zu Gott einher, aber jene ist nicht gemeint.)
Zur zweiten Frage habe ich nichts zu sagen, zur ersten hingegen schon. Auch kann man noch eine dritte Frage stellen, nämlich ob es noch einen dritten Ausweg gibt. Nun, das ist diskutabel, das begegnende Gebet mag einen stets rechtzeitig das Weite suchen lassen. Auch wenn das folgende keine befriedigende Lösung für das gestellte Problem liefert, klärt es doch das durch das Gebet Mögliche.

Bevor ich mich mit der Frage, inwiefern ideelle Gebete durch materielle oder funktionale in dem Sinne getragen werden, daß sie letztere mehr oder weniger automatisch nach sich ziehen und es zu ihrer Erhörung gehört, daß auch jene erhört werden, beschäftige, welche durch die zum ideellen Gebet gehörige Anpassung die materiellen und funktionalen verläßlicher macht, möchte ich eine direkte Antwort auf die erste Frage geben, nämlich daß in unserem Gewissen zu jeder Zeit beschlossen ist, was Frieden bewirkt und was nicht, und daß es also unsere fügenden Gebete ohne unser bewußtes Zutun zur Friedlichkeit zwingt, und daß wir nur deswegen überhaupt in der Lage sind, uns durch fügende Gebete zu schützen, also weil wir lediglich zu denken brauchen: Laß das des Friedens Willen (nicht) geschehen, ohne die Einzelheiten des Geschehens überhaupt denken zu können: Unser Gewissen, beziehungsweise der Teil der göttlichen Vernunft, welcher sich in unserem Gewissen zeigt, wählt sie automatisch. Es ist im übrigen leichter, dieses Gebet gegen Gegenstände einzusetzen als gegen Lebewesen, also beispielsweise eine Ladehemmung zu bewirken oder einen Stromausfall, aber Wunderheilungen, etwa, fallen auch in diese Kategorie. Wie gesagt, die Einzelheiten sind unappetitlich: Wer will schon unter Beweis stellen müssen, daß Granaten, welche nach ihm geworfen werden, nicht hochgehen? Dennoch, dergleichen passiert, bisweilen auch wiederholt. Ich, beispielsweise, wäre schon tot, wenn mich nicht ein entgegenkommendes Auto auf gänzlich wundersame Weise verfehlt hätte (Swine car!).

Als nächstes muß ich etwas begriffliche Vorarbeit leisten. Ich erklärte im vorigen Beitrag die Funktionen der Gehießenheit, daß die Vorliebe die Entwicklung überprüfe, der (subjektive) Glaube sie ermögliche und das Gewissen sie schütze. Diese Dreifaltigkeit entspricht jener der Handlungszergliederung:
  • ermöglichen ist ansetzen (vormals anbahnen),
  • überprüfen ist einengen (kurz für das Vermeiden von Nebenwirkungen) und
  • schützen ist bewirken.
Es findet hier übrigens eine Vertauschung von ermöglichen und überprüfen statt: Ginge es nicht darum, das Heil zu entfalten, sondern nur darum, an ihm festzuhalten, so
  • setzte die Vorliebe zum Festhalten an ihm an,
  • engte der (subjektive) Glaube das Festhalten an ihm ein und
  • bewirkte das Gewissen das Festhaltens an ihm,
aber in der Abfolge der Generationen
  • engt die Vorliebe die Entfaltung des Heils ein,
  • setzt der (subjektive) Glaube zu seiner Entfaltung an und
  • bewirkt das Gewissen seine Entfaltung.
Da wir das nun haben, können wir folgende drei Verpflichtungen unterscheiden,
  • Friedensstiftung: stetes Ansetzen zu ihm durch verfolgen der Verbundenheit,
  • Friedensrichtung: stete Einengung seiner durch einlösen der Rechtschaffenheit, und
  • Friedensschutz:  stete Bewirkung seiner durch auslösen des Friedens,
und das mit diesen Verpflichtungen zusammenhängende Gebet um die Bahn wird von materiellen getragen,
  • der Friedensstifter vom gebietenden,
  • der Friedensrichter vom entlohnenden und
  • der Friedensschützer vom fügenden.
Entsprechend verhält es sich mit den Gelübden, Gott darin zu vertrauen, einen vorzubereiten, nur daß man in diesem Fall passiv getragen wird, das heißt durch
  • die (aufrufende) begegnende Vorahnung positioniert,
  • das (bedeutsame) bemerkende Aufgehen (im Sinne von: mir geht da gerade etwas auf) überzeugt und
  • die (zuversichtstiftende) nachvollziehende Gemahnung gewappnet,
wobei die Positionierung es uns ermöglicht, Unannehmlichkeiten auszuweichen, etwa Straßenräubern in Grün oder Blau, und die Gemahnung uns schlagartig vergegenwärtigt, was es in einer bestimmten Lage zu bedenken gilt.

Übrigens, damit Sie nicht auf falsche Gedanken kommen: Als ich noch in Bremen war, haben sich zwei Türken einen Spaß daraus gemacht, rechts zu blinken, damit ich vor ihnen auf meinem Fahrrad über die Straße fahre, doch gerade als sie beschleunigen wollten, sah ich auf einmal, daß der eine den anderen erschrocken anstieß, weil, wie ich gleich darauf erfaßte, sich auf der anderen Fahrbahn die Straßenräuber in Grün näherten, welche mir aber nicht recht glauben wollten, daß der andere Wagen rechts geblinkt hatte. Mit anderen Worten: Egal wie schlimm es ist, es geht immer noch schlimmer.

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