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30. Januar 2024

Zum Konflikt zwischen kultureller Anpassung und integrativer Selbstbestimmung

Die letzten beiden Beiträge schweifen weniger zu den Macken der Deutschen ab, als sie einen grundsätzlichen Konflikt am Einzelfall illustrieren, nämlich jenen zwischen kultureller Anpassung und integrativer Selbstbestimmung am Beispiel einer Repräsentationskultur, welche auf haltungsaufnehmende Menschen trifft.

Der grundsätzliche Konflikt besteht natürlich darin, daß eine Bildung bei der kulturellen Anpassung eine andere Rolle spielt als bei ihrer integrativen Aufnahme, so daß, wenn sich erstere über letztere stülpt, die beiden Rollen verschwimmen, nämlich bei der Aufnahme von
  • Entwicklungen Berechtigung und gesellschaftliche Stellung, was zu Pseudobürgerlichkeit, also der Pflege oberflächlicher gesellschaftlicher Beziehungen, wie etwa in Amerika, führt,
  • Haltungen Norm und Sachkenntnis, was zu Pseudogelehrtheit, also dem Nachplappern von Expertenmeinungen, wie etwa in Deutschland, und zunehmend auch in Amerika, führt, und
  • Vorhaben gesellschaftlicher Nutzen und Effektivität, was zu Pseudoprofessionalität, also der übertriebenen Rühmung eigener gesellschaftlich nützlicher Fertigkeiten, wie in allen sozialistischen Gesellschaften, führt.
Letztere ist in Estland sogar sprichwörtlich: Statt Eigenlob stinkt. heißt es dort: Wer sollte des Hundes Schwanz heben, wenn nicht er selbst?

Wirklich gefährlich ist natürlich nur die Pseudogelehrtheit. Pseudobürgerlichkeit und Pseudoprofessionalität sind allenfalls nervig, wie die Pseudogelehrtheit meistens auch. Bisweilen mögen sie alle sogar süß erscheinen.

Übrigens, Dan Aykroyd hat einen schönen Film über die Pseudobürgerlichkeit gedreht: Coneheads* - kann ich nur empfehlen. Die Pseudoprofessionalität auf die Schippe zu nehmen ist russischer Volkssport.

Aber die Pseudogelehrtheit ist nicht lustig, sondern ein Problem, welches wie beschrieben gelöst werden muß, wozu aber auch, wie wir hier jetzt sehen, die Repräsentationskultur abgeschafft werden muß. Freilich, etliche werden einwenden, daß der Staat doch in der Lage sein müßte, die von ihm propagierte Haltung auf die Bewährungsprobe zu stellen, aber einen Staat, welcher dies erfolgreich geschafft hätte, hat es in der Geschichte der Welt noch nie gegeben, obwohl es zu allen Zeiten und überall auf der Welt versucht wurde. Ob es glaubhaft scheint oder nicht: Die richtige Haltung quillt vereinzelt aus den Stimmungen der Menschen.

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