31. Oktober 2012
30. Oktober 2012
Der materialistische Mensch (1919 - 2012)
Der Leser möge an dieser Stelle der Versuchung widerstehen, auch noch den Hedonismus mit ins Spiel zu bringen. Jener ist ein Drittes, welches mit der gegenwärtigen Betrachtung nichts zu tun hat.
Dem Materialismus entgegengesetzt sind der Kontemplatismus, welcher die Welt als etwas anzuschauendes auffäßt, und der Harmonismus, welcher die Welt als etwas auffäßt, mit welchem man sich verständigen muß. Kontemplatismus ist eine Erscheinung des Überdrusses an der Welt und eine Regression ins Kindheitsstadium, wie sie typischerweise in geistig alten Kulturen auftritt, Harmonismus die Zugangsweise junger Kulturen zur Welt und Materialismus, wie es scheint, die Zugangsweise Herangereifter zu ihr.
Das Problem mit dem materialistischen Menschen heute, welcher sich dadurch auszeichnet, daß er nicht mehr nur die Natur zu beherrschen trachtet, sondern auch die Gesellschaft, eine natürliche Weiterentwicklung des technizistischen Denkens des nationalistischen Menschen, welche indes wohl erst durch die Schrecken des Ersten Weltkriegs die nötige Überzeugungskraft gewann, ist, daß seinem Bestreben keine natürlichen Grenzen mehr gesteckt sind, wodurch er gerade die natürlichen Grenzen seiner eigenen Rolle hinter sich läßt.
Vielleicht passiert es dennoch nicht zum ersten Mal. Vielleicht schien die Lage auch schon früher, trotz weniger weit vorangeschrittener technischer Entwicklung, aussichtslos.
Wenn man aus großer Höhe hinabblickt, kann einem schonmal schwindlig werden. Das heißt aber nicht unbedingt, daß man steht, wo man nicht stehen sollte. Wir werden sehen, wie es läuft, Sinnfragen wird man auf später verschieben müssen. Der materialistische Mensch der Gegenwart muß durch den harmonistischen Menschen der Zukunft ersetzt werden, welcher die Welt nicht beherrscht, sondern bewohnt, auf die natürlichen Gegengewichte vertraut und im Zweifelsfalle Gott das letzte Wort läßt.
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28. Oktober 2012
Formen des Abfalls vom Glauben
Die Motive für den jeweiligen Abfall vom Glauben unterscheiden sich indes sehr von einander, denn auch die Lage des Gläubigen unterscheidet sich jeweils sehr.
Für den Nachfolgenden gestaltet sich das Leben als eine lange Reihe von oftmals ermüdenden Prüfungen, an welchen er wohl manches Mal verzweifeln will. Und also begegnet ihm die Gefahr des Abfalls vom Glauben.
Die Lage des Wiegenden ist komplizierter. Zunächst einmal wird niemand zu einem bewußt Wiegenden, welcher nicht vor die Unmöglichkeit seines Daseins getreten ist. Tarkowski hat dies in Stalker sehr schön dargestellt (auch der erste Link unter Anempfohlene Filme auf der Frontseite). Und auch alles spätere Wiegen vollzieht sich in einer Spannung, nämlich der Distanz zum Ideal. Während also derjenige Nachfolgende vom Glauben abfällt, welcher sich von seinem Ideal abwendet, ist es bei den Wiegenden derjenige, welcher aus der Spannung zu seinem Ideal tritt, und dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum ersten mag sich sein Ideal verwirklichen, zum zweiten mag er es gegen ein anderes, leichter erreichbares eintauschen, darauf vertrauend, daß sich schon jemand anders um das erste kümmern wird, und zum dritten mag er vor der eigenen Rolle zurückschrecken, was insbesondere dann der Fall zu sein pflegt, wenn er über die Hinnehmbarkeit der seinem Dasein zu Grunde liegenden Unmöglichkeit in Zweifel gerät.
Dabei ist es natürlich so, daß gerade Unmöglichkeiten, welche Viele hinnehmen, wenn sie nicht hingenommen werden, die schönsten Äußerungen zeitigen. Die schönsten Blumen sind die zerbrechlichsten und die stärksten Bäume die gräßlichsten. Aber so muß es sein. Alles hat seinen Platz, und nichts ist so sicher wie der Tod.
Man kann es auch so ausdrücken: Nachdem sie alles, was lieblich war, niedergemäht haben, wartet auf sie nur noch das Häßliche, wenn die Geduld eines Esels erschöpft ist, erahnbar vielleicht in Robert Bresson's Film Au hasard, Balthazar.
Nun denn, mich brachte die folgende Dokumentation über Lonnie Frisbee auf dieses Thema. Mir liegt es fern expliziter zu werden, doch Narren sind sie alle, und verstehen tun sie nichts.
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27. Oktober 2012
Wieder so ein Schock...
Also dachte ich bei mir, Zeit nach Schneeflöckchen, Weißröckchen bei YouTube zu suchen.
Brrr... hätte ich's bloß nicht getan!
Ich will dazu an dieser Stelle gar nichts weiter sagen, hören Sie sich einfach mal diese verschiedenen Versionen an.
Radio-DDR-Kinder und Jugendchor (Kleiner Kinderchor).
YouTube's Nummer 3. Kehrwieder Kinderchor.
MDR Kinderchor.
Nun gut, die zweite Version ist ein bißchen verhaucht. Und sonst? Wir haben es in zäher Auseinandersetzung geschafft, mitteldeutschen Kindern die Wendung himmlische Ruh über die Lippen zu bringen. Nicht ganz ohne Bedeutung, aber im Vergleich zu dem, was jetzt kommt, kaum der Rede wert.
YouTube's Nummer 1. Erbacher Kinderkantorei.
- ihr könnt mich auch mal gääääeern haben - aber es geht noch, hmm, extremer.
YouTube's Nummer 2. Conny Borgwardt.
Und noch YouTube's Nummer 4.
Nun, die Geschmäcker sind verschieden, aber ist Schneeflöckchen, Weißröckchen wirklich ein Blues Stück? Ich schrieb ja schon einmal vor längerer Zeit über deutsche Kinderlieder, aus demselben Anlaß - weinerlich, miserabel vorgetragene Kinderlieder - aber damals ging ich noch wie selbstverständlich zu ihrer angedachten Form über und beschäftigte mich nicht weiter mit ihrer Verhunzung, aber mittlerweile kann ich nicht mehr umhin, in dieser Verhunzung ein allgemeines Zeichen der Zeit zu sehen. Ich glaube, seine Analyse erübrigt sich, allenfalls den Umfang dieses Phänomens könnte - und sollte man vielleicht auch - genauer analysieren.
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26. Oktober 2012
Formen der Arbeit
Die interessante Frage dabei ist natürlich, was darüber entscheidet, welches die richtige Form für den verfolgten Zweck ist.
Nun, die Antwort darauf ist ziemlich einfach, nämlich die vorhandenen Möglichkeiten zur Kontrolle der beteiligten Arbeiter.
Ich habe diesen Punkt auch schon einmal besprochen, nämlich in der Gegenüberstellung der Organisation der sowjetischen Wirtschaft unter Stalin und den heutigen Globalisierungstendenzen, soweit es die Struktur der Weltwirtschaft betrifft. In beiden Fällen läßt man von einander isolierte Arbeiter einzelne Teile eines Produktes herstellen, welches ohne denjenigen, welcher den Güterverkehr beherrscht, nicht fertiggestellt werden kann.
Im Falle Stalins war es die Eisenbahn, heute sind es die Ozeane, welche zu beherrschen einen also in die Lage versetzt, die gesamte Produktion zu kontrollieren.
Es liegt nahe zu vermuten, daß die Freimaurerei selbst ebenso eine Organisation ist - und unter demselben Gesichtspunkt gestaltet.
Nun will ich mich freilich nicht auf den närrischen Standpunkt stellen, daß einem die Organisation der Arbeit egal sein könnte, wenn man keine Herrschaftsabsichten hat, denn wenn man auch nur unabhängig bleiben will, so muß man dafür doch schon bestimmte Dinge im Auge behalten. Indes ist es nicht schwer zu verstehen, worauf man dabei zu achten hat, nämlich darauf, daß sich Kompetenzen nicht abkapseln.
Der einfachste Weg, das zu verhindern, besteht darin, stets zwei Unternehmen dasselbe tun zu lassen, Microsoft und Apple, Coca Cola und Pepsi, McDonald's und Burger King und bis vor einiger Zeit auch noch Intel und Motorola, aber da ist es mittlerweile wohl zu einem Problem gekommen.
Nehmen wir ruhig an, daß die Freimaurer für diese Doppelungen verantwortlich sind. Da könnte man also von einer Sicherung der Unabhängigkeit sprechen, indessen ist dies wirklich nur die einfachste, und weiß Gott die lauwarmste Weise, sich um diesen Punkt zu kümmern. Es sieht nicht gerade nach einem vorrangigen Ziel aus, eher nach Notwendigkeit.
Und das entspricht auch durchaus dem, was man in einer ständischen Organisation erwarten muß, nämlich daß ihren bestimmenden Mitgliedern wesentliche Garantien zum Preis möglichst kleiner Einschränkungen gegeben werden. In diesem Fall Monopolkontrolle zum Preis von Dipolen.
Ich würde einen Freiheitsorden selbstverständlich transparent organisieren, denn lächerlich wäre es, daß ausgerechnet das Wissen, wie man die Abkapselung von Transparenz verhindert, abgekapselt würde - es sei denn natürlich, man setzte auf Verrat, was freilich die grundlegende Funktion von Freimaurern in Forschungsabteilungen sein mag, aber Verrat braucht man nur, wo man an Mitteln spart.
Nun, wenn ich es so überdenke, setze ich bei all diesen Fragen letztlich auf soziale Kontrolle, jeder lebt jederzeit in einer Gemeinde und muß sich gegebenenfalls vor ihr verantworten, und Gemeinden müssen sich vor anderen Gemeinden verantworten und so weiter, bis alle natürlichen Formen der Solidarität erschöpft sind. Die Selbstverpflichtung des Einzelnen und der Gruppen ist indes eine zur Unabhängigkeit aller. Nun, das habe ich ja bereits an verschiedenen Stellen genauer ausgeführt.
Wissen, welches keine weltliche Macht mit sich bringt, existiert natürlicherweise nur abgekapselt. Sollte es sich ab einem bestimmten Punkt als nützlich erweisen, müßte es veröffentlicht werden, wofür wiederum soziale Kontrolle Sorge zu tragen hätte.
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23. Oktober 2012
Wagner als Prophet
Die Situation ist doch die: Mime wiegelt Siegfried zum Angriff auf Fafner auf, während Alberich, Mimes Bruder, Fafner Abhilfe anbietet, für den Fall, daß er auf seine eigenen Pläne verzichtete. Und Wotan hilft Alberich, wohl wissend, daß dieser sowieso keinen Erfolg damit haben wird.
Nun setzen wir da einmal ein: Mime = Saudi-Arabien, Alberich = Vereinigte Staaten, Fafner = Europäische Union, Siegfried = moslemische Immigranten, Wotan = europäische Rechte.
Der Ring des Nibelungen ist die internationale Leitwährung. Das hatte ich ja bereits zuvor an diesem Ausschnitt verdeutlicht.
Nun, natürlich hat die Europäische Union ihre Probleme nur, weil die Vereinigten Staaten sie indirekt finanzieren. Würde sie sich also an Alberich wenden, so wäre sie sie schnell los. Aber die Europäische Union tut das nicht, sie kennt ihre eigene Macht nur zu gut und weiß, daß ihr Meinungsmonopol erst dann gefährdet wäre, wenn ein Großteil der Europäer der Ansicht wäre, daß es nichts mehr zu besprechen gäbe.
Und so bleiben die Mahner, gleich zu welchem Lager sie gehören, ungehört.
Ich erinnere mich daran, einmal von einen Juden die Frage gehört zu haben, ob man Wagner überhaupt verstehe könne, wenn man kein Antisemit sei, denn freilich sind Mime und Alberich deutlich genug als Juden gezeichnet worden, und auch die heutige Situation ließe sich so deuten, indessen würde ich lediglich sagen, daß man Wagner nicht verstehen kann, wenn man ihn nicht auf die Politik der Gegenwart bezieht, letztlich kann man die Einkleidung materialistischen politischen Denkens in die Judengestalt auch als Folklore betrachten.
Im Zentrum von Wagners Kunst stehen die moderne Welt und die Gesetze, welche sie beherrschen, und im Ring des Nibelungen hat er ihre typischen Muster festgehalten, als da wären Gleißnerei (Siegfrieds Niedergang an Gunthers Hof), Errichtung von Geldmonopolen, Ausspielung zweier gegensätzlicher Machtblöcke gegen einander, um als lachender Dritter dazustehen, Überfälle auf Privatpersonen, in welchen sich die Macht konzentriert (Kannst du auch winzig und klein dich schaffen?), die Schwäche der Gewaltigen gegenüber den Schaffenden (Deutschland als Fasolt und Fafner, welche anderen Burgen bauen).
Und da soll noch einer sagen, daß das Leben heute keine Wagneroper wäre!
21. Oktober 2012
Zur Problematik mythischen Grundbewußtseins in der heutigen Zeit
Interessant deswegen, weil ich ohne weiteres sagen kann, was mein mythisches Grundbewußtsein ist, nämlich mein Leben als Instrument zu betrachten, einerseits als Werkzeug zur Gestaltung der Welt und andererseits als Waage zur Ermessung der Art dieses Gestaltens. Und ganz natürlich ergibt sich daraus der Wunsch nach Bereitschaftsstrukturen, denn einerseits ist ein Werkzeug dazu da, anderen zu dienen, und andererseits kann eine Waage nur wiegen, was auf ihr liegt. Auch eine eigene Mathematik habe ich ja bereits angegeben, im Beitrag Die Vergegenständlichung der Verständnisse, in welcher die grundlegenden Elemente eben verstandesmäßige Erfassungen sind, was natürlich gerade bedeutet, den Verstand als Werkzeug des Denkens zur Grundlage der Mathematik zu machen.
Ganz abwegig ist die Vorstellung also nicht, daß Kultur aus einem mythischen Grundbewußtsein erwächst, wobei ich zuletzt ja auch noch eine ganze Reihe epischer Helden dieses Grundbewußtseins vorgestellt habe, nämlich William Trubridge, Wim Hof, Prahlad Jani und Oleg Vorslav.
Aber an der Stelle wird es jetzt doch etwas problematisch. Ich zweifle nicht daran, daß ich nicht der einzige bin, der dieses Grundbewußtsein besitzt, aber soll ich glauben, daß eine durch Schule, Fernsehen und Internet unterrichtete Menschheit jemals wieder auf den Stand dumpfen Träumens hinabsinken wird?
Oder daß die Menschen meines Grundbewußtseins durch irgendeinen komischen Zufall alle irgendwo zusammenkommen und ein Volk bilden werden?
Das sind doch absurde Annahmen. Die einzige Weise, auf welche Menschen meines Grundbewußtseins zusammenkommen werden, ist durch Versammlung um kulturelle Manifestationen dieses Grundbewußtseins, also etwa als Apnoetaucher, Tummomeditatoren, Free Runner oder auch als meine Leserschaft.
Und nicht als unbeschriebene Blätter begännen sie ihren Zusammenschluß, sondern allenfalls neugierig darauf, was sich durch die Verfolgung ihres Grundbewußtseins alles erreichen ließe.
Wenn ich das so festhalte, stellt sich mir auch gleich die Frage, ob es jemals anders gewesen sein kann. Nun, vielleicht jemals, aber in den letzten 10 000 Jahren?
Ich neige zum Nein.
Ob es in der Anfangsphase einer solchen Sammlung ein besonders ausgeprägtes Interesse an Epen gibt?
Das muß man wohl bejahen, der Mensch wird ja dumm geboren und freut sich über alles, was seine Gedanken in Bewegung bringt. Wagner, Tarkowski, Phillip K. Dick, ja auch Frank Herbert und David Lynch kann ich allesamt empfehlen. Nicht ohne Grund spielt die Matrix Trilogie bei vielen solcher Art Interessierten eine große Rolle, aber deren spirituelle Kernaussage, daß man einen neuen Flicken auf ein altes Kleid nähen kann, ist falsch, und niemand sollte sich darüber täuschen: einen Neuanfang in warmer Umarmung des Alten kann es nicht geben, wiewohl der Abschied sich, wie oben beschrieben, nur fließend vollziehen kann.
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Zum Caesarismus bei Spengler
Nach ihm ist es die Aufgabe der Philosophie, die Menschen einer Zeit zu begeistern. Nun, wenn man es so ansieht, dann gibt es freilich keine überzeitliche Philosophie. Daß er dabei vieles verkennt, wie beispielsweise Platons Einfluß auf den Islam oder Augustinus' Einfluß auf das Mittelalter, das will ich hier gar nicht weiter behandeln. Auch nicht den Rang von Jesus Christus in einer solchen Betrachtungsweise. Aber Spenglers Inbrunst, mit welcher er die Mode vergöttert, nun, auf sie möchte ich noch einmal als Ausdruck des zweiten geistigen Horizonts, den des Gemüts, hingewiesen haben - und darauf, daß er explizit Stolz darauf ist, den Postmodernismus als europäische Variante des Skeptizismusses angeschoben zu haben.
Nur, es will mir scheinen, daß keinem Menschen mit einer Anleitung zum zeitgemäßen Sterben gedient ist.
Und dann gibt es da noch etwas, etwas von der allergrößten Wichtigkeit, nämlich daß der Caesarismus, so wie Spengler sich ihn vorstellt, heute gar nicht mehr vollzogen werden kann. Zu Recht erkennt er sein Wesen in der Ausdehnung. Aber die Welt ist kleiner geworden, wohin soll sich die europäische Kultur denn überhaupt noch ausdehnen?
Da hat Spengler nicht gerade weit in die Zukunft geschaut und nach seinen eigenen Maßstäben ist er damit ein weit unbedeutenderer Philosoph als Thedore John Kaczynski, welcher nicht nur eine Mode in die Welt gesetzt hat, wie Spengler ja immerhin auch, und darüberhinaus sowohl als Mathematiker als auch als Briefbombenversender ein Mann der Tat war, sondern welcher vor allem die Einzigartigkeit unserer Lage im industriellen Zeitalter erkannt hat.
Angenommen die Vereinigten Staaten würden einen Kontinent zwecks eigener Übernahme entvölkern, wie lange bräuchten sie, um ihn anschließend wieder zu bevölkern?
Mehr als 50 Jahre?
Ich glaube es nicht.
Wie kann es unter solchen Umständen einen durch Expansion gekennzeichneten Caesarismus geben?
Sauerstoff ist kein weiterer mehr da, das Feuer erstickt sich selbst.
Unsere Aufgabe in dieser Lage ist es, eine Luftblase in einem Glas Wasser mit uns zu nehmen und vor dem Feuer zu bewahren. Vielleicht nicht das beste Bild, aber gerade die Zwangsläufigkeit, mit welcher eine Zivilisation altert, zwingt uns dazu.
Wenn nur der Tod möglich scheint, muß man das unmögliche Scheinende versuchen. Es gibt auf diesem Planeten kein umfassenderes Gleichgewicht mehr, welches die Lage für uns bereinigen würde. Besser sich als Mensch Gott anzuvertrauen, denn als Marionette der Sachzwänge zu herrschen. Und selbstverständlich ist alles schon längst zum Sachzwang geworden. Nur wer sein Leben als Werkzeug verstehen und gebrauchen lernt, wird dem Tod entgehen können.
20. Oktober 2012
Wesen und Grenzen der Transzendenz
Transzendente Akte unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen Akten, und sie werden ebenso wie jene innerhalb eines bestimmten Bewußtseins des eigenen Wollens vollzogen. Dabei darf man aber nicht vergessen, daß wir Menschen nunmal ein alle drei Ebenen des Wollens umfassendes Bewußtsein besitzen, und daß die Zergliederung unseres Wollens in diese drei Ebenen also zu einem gewissen Grade künstlich ist und also auch nicht unbedingt im Interesse desjenigen, welcher einen transzendenten Akt versucht.
Betrachten wir dazu das Beispiel der Tummomeditation, welche im folgenden Filmausschnitt als Vorstellung des eigenen Körpers als Ballon, welcher von einem heißen Objekt von innen her erhitzt wird, erklärt wird.
Das ist stremg genommen überflüssig, denn die eigentliche Ebene dieser Wirkung ist die unterste, und es würde genügen sich vorzustellen, daß der eigene Körper heiß wird, ohne einen Grund dafür anzugeben. Es ist aber leichter sich einen Grund mitzudenken, ganz einfach, weil unser Bewußtsein eine Tendenz besitzt, auf die höchste Ebene, also zur Vernunft, zurückzukehren.
Was die Frage betrifft, warum die Tummomediation überhaupt wirken sollte, nun, warum denn nicht?
Stellen wir uns etwa nicht vor, daß sich unsere Hand schließt, bevor wir sie zusammendrücken?
Und wir sind Warmblüter und regulieren offensichtlich unsere eigene Körpertemperatur.
Es geschieht bei der Tummomeditation also nichts per se Außerordentliches. Einzig, daß wir den Vollzug des Aktes nicht bezeugen können, wie es für die transzendenten Akte kennzeichnend ist.
Die Wahrheit ist aber, daß wir im Grunde genommen alles transzendent bewirken können, sofern es nur unserem Willen und unserem Schicksal entspricht.
Man merkt es halt. Nun, insbesondere auf der zweiten Ebene tut sich da ein Reichtum auf, wenn es darum geht, welche Beziehungen zu anderen Menschen wir wollen. Auf der untersten Ebene setzt uns unsere Lust die Grenzen, und nicht zu Unrecht sind uns Menschen mit abseitigen Gelüsten suspekt. Auf der höchsten Ebene geht es vornehmlich um die Welt, in welcher wir leben wollen.
Doch bei alledem gibt es auch stets das Gegenteil. Der Mangel an Lust, welcher neue Lust gebiert, die Abkehr von den Menschen, welche neue Verbundenheit zeugt und schließlich, und schrecklichst, der Verzicht auf die Welt, welcher sie umwirkt.
Nur, all das muß authentischer Ausdruck des eigenen Willens sein und dem eigenen Schicksal, der eigenen Rolle, gemäß.
Manchmal wird dies Glauben genannt. Nun, in der Bedeutung ist Glauben schlicht die Entscheidung zum eigenen Willen und zum eigenen Schicksal.
Wie oft ist die Wahrheit von der Art, daß man über sie lacht und dann zur Seite wischt?
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19. Oktober 2012
Und dann war da noch...
Wim Hof
Prahlad Jani
Oleg Vorslav
Mit Free Running hab' ich's nicht so, auch wenn ich stets ein guter Geräteturner war, und wohl für mein Alter und meinen Trainingsstand auch immer noch bin. Das ist mir dann doch zu gefährlich. Um so bewundernswerter natürlich Oleg Vorslavs Leistung, auch unter kreativen Gesichtspunkten, letztlich hat er durch sie ja auch noch gleich ein ganzes Computerspielgenre mitbegründet.
Free Climbing und Free Diving sagen mir da schon eher zu, hingegen, was Prahlad Jani da macht, ist natürlich der Gipfel der Körperbeherrschung und etwas, was die meisten Menschen wahrscheinlich noch nicht einmal glauben dürfen.
Wim Hof wiederum, nun, ich war auch schon einmal eine Stunde bei -26 Grad Celsius und ziemlich starkem Wind draußen, ohne Handschuhe und mit nichts auf dem Kopf, was meine Ohren oder meine Nase geschützt hätte. In gewisser Weise ist er eine Karikatur des nordeuropäischen Suchenden Typus, sein Blick, sein Gehabe, seine Einstellung zum Leben. Außergewöhnlich hauptsächlich aufgrund seiner Einseitigkeit.
Ich kann das alles nachvollziehen, die Kälte als edle Kraft, das Aufbauen einer inneren Stärke, um ihr zu begegnen, allein, meine Pumpe ist nicht ganz so stark und eine Stunde innerer Widerstand schlaucht ungemein.
Ich hätte hier natürlich auch noch gleich den Weltmeister im in der Sauna Sitzen mitanführen können, da liegt der Fall dann eben genau umgekehrt. Mir gefällt das, keine Frage. Einen Eimer Wasser bei 85 Grad Celsius schmeiße ich regelmäßig auf die Steine bevor ich rausgehe. Dann ab ins Wasser, etwas treiben, dann die ganze Luft aus den Lungen pressen, bis man auf den Boden sinkt. Da ein bißchen rumsitzen, und schließlich wieder auftauchen.
Natürlich gibt es auch praktische Gründe für sowas, Krätzebekämpfung wohl in erster Linie, obwohl ich noch nirgends gelesen habe, daß bei Krätze ein extremer Saunagang empfohlen würde, um die Viecher zu garen, aber gegart würden sie wohl, doch bei alledem sehe ich in erster Linie eine spezifisch asiatische Kultur am Werk, welche durch das Anhalten des Atems nach dem Ein- oder Ausatmen, dem über Kohlen oder in die Sauna Gehen oder auch das Eisbaden spirituelle Ziele verfolgt. Es muß schon deshalb so sein, weil Apnoetauchern wie William Trubridge ein völlig irrationaler Haß gerade aus wohl situiertem bürgerlichen Millieu entgegenschlägt. Freilich, so ganz geht das nicht zusammen, Parkour und Gurtpflicht, aber was das Tauchen so besonders verabscheuenswürdig macht, ist erstens der unangenehme Hinweis auf die eigene Gefesseltheit durch das Bedürfnis Luft zu holen und zweitens die ihm unentreißbar eignende gelebte Abkehr vom traditionellen Leistungsprinzip, denn Anstrengung und Ehrgeiz sind ihm entgegengesetzte Kräfte.
Wiewohl, das sollte ich fairerweise sagen, es durchaus nütztlich beim Tauchen ist, sich nach einem mentalen Einknicken einer srengen Routine zu unterwerfen, um wieder stabil zu werden. So habe ich es unlängst auch wieder einmal geschafft, die 50 Meter trotz verkorkster Wende voll zu machen.
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18. Oktober 2012
Erweiterungen des Bewußtseins des Wollens
Wer jenen Beitrag liest, bemerkt wahrscheinlich eine geradezu kuriose Weigerung, die drei Zeugen mit den drei Teilen der Seele, Sorge, Ich und Lust, zu identifizieren, wie ich sie im Beitrag Das Ich beschrieben habe.
Diese Weigerung ist strukturell bedingt, die drei Teile der Seele stehen in keinem unmittelbar erfaßbaren Verhältnis zu einander. Die drei Zeugen müssen hingegen in einem linearen Verhältnis der Erweiterung zu einander stehen.
Wie gesagt, unmittelbar erfassen läßt sich da nichts, aber anhand der Welt, wie sie sich uns darstellt, haben wir gute Gründe das folgende zu vermuten.
Bewußtsein heißt wiegen, und was man wiegt ist stets Wollen. Dieses kann indes innerhalb verschiedener intellektueller Rahmen geschehen. Die elementarste Form des Bewußtseins des Wollens besteht ausschließlich in einer zu überwindenden Anstrengung zwischen dem, was ist, und dem, was sein soll. Es ist dies der Rahmen, in welchem die Lust wirkt, und wir vermuten wohl zu Recht, daß genau dies das Bewußtsein der einfachsten Tiere ist.
Die erste Erweiterung dieses Rahmens besteht darin, neben der Anstrengung auch die Entscheidung zu ihr zu sehen, was man ganz richtig absichtsvoll nennt, womit die Wahl der besten Alternative zu einem Aspekt des Wollens wird. Dieser Rahmen ist das Ich, in ihm wirkt das Wertgefühl, und wir nehmen ihn wohl zu Recht bei höheren Tieren, wie etwa Katzen oder Raben, an, bei welchen kaum ernsthafte Zweifel daran bestehen dürften, daß sie zur Absicht, wenn auch nicht zur Reflexion all ihrer Folgen, fähig sind; für eine Handlungsweise entscheiden sie sich jedenfalls augenscheinlich. Übrigens habe ich da auch bei Rindern keine Zweifel, denn entgegen dem, was für gewöhnlich so gesagt wird, wissen Rinder recht genau, wenn sie zum Schlachter gebracht werden und zeigen alle Anzeichen von Angst, was ich weiß Gott oft genug miterlebt habe, um es mit Sicherheit sagen zu können, was freilich nicht ausschließt, daß man sie, wenn man es darauf anlegte, durchaus auch täuschen könnte, ebenso wie Menschen allerdings.
Die zweite Erweiterung des Bewußtseins des Wollens besteht schließlich darin, das Wollen in einem begrifflich erfaßten und logisch verbundenen Zustandsraum zu verstehen, also als fortdauernde Existenz in der Welt gemäß ihren Gesetzen (sowohl jenen, welche a priori gelten, also den geometrischen, als auch jenen, welche es a posteriori tun, also den physikalischen), wobei fortdauernd hier eigentlich gar nicht anders denn als ewig gedacht werden kann. Diesen Rahmen nun nehmen wir wohl zu Recht nur beim Menschen an. Ich bezeichne ihn für gewöhnlich als Vernunft, in welcher die Sorge wirkt.
Damit wäre das Nötige gesagt, aber ich gönne mir noch einmal einen kleinen Abstecher in das letzte eigentlich. Wer die äußere Welt als seine Welt annimmt, begeht natürlich einen Fehler. Es ist ein bißchen, als wenn jemand nicht bemerkt, daß eine Bank ausgeraubt wird, weil vor ihrer Eingangstür eine nackte Frau steht. Die unendliche Ausdehnung der Zeit gehört zu dieser äußeren Welt, womit ich die Anschauungsform meine, also eine a priori feststehende Aussage getroffen habe. Und also läßt sich das Ich in ihr nur ewig denken, und wenn es rein materialistisch geschähe, gestützt auf den Energieerhaltungssatz.
Aber das ist natürlich Unsinn, nicht die äußere Welt ist unsere, sondern unser Bewußtsein selbst. Und in ihm ist die äußere Welt nur ein, nun, nicht gänzlich, unbedeutender Winkel. Unser Bewußtsein aber ist im Kern zeitlos, was wir auf seine Waagschale legen ändert sich zwar, aber nicht die Waagschale selbst. Zeit ist, von diesem Standpunkt aus betrachtet, nicht mehr als ein Datenformat.
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17. Oktober 2012
Erkenntnis
So ist es auch mit unserem Leben, wir erraten anhand der Fakten, welche uns vorliegen, vielleicht seinen Sinn.
Wer mich studieren wollte, der wäre sicherlich interessiert daran, welche Fakten mir vorliegen, doch das kann ich nicht sagen. Ich kann allerdings sagen, daß meine Erklärung des Sinns des menschlichen Lebens durch das aktive transzendente Voranschreiten in den Zykeln der Existenz, bzw. deren aktive transzendente Zurücksetzung, auf der Grundlage erraten wurde, daß Bewußtsein nichts mit Funktion zu tun hat, sondern vielmehr seinem Wesen nach Wiegen ist.
Wenn wir aber Waagschalen sind, dann wird es auch eine Waage geben, genauso wie es Hände geben wird, welche nach den Griffen der obigen Amphore greifen
Nun, ich weiß, daß es diese Waage gibt, auf dem Grund dessen, was ich erfahren habe, ihre Rolle hingegen rate ich nur. Die Welt stellt sich uns in den drei Ebenen der Existenz dar, und ich sage schlicht, daß ihre Entwicklung in ihnen erwogen wird. Ich weiß, daß einzelne Ereignisse in ihr die Folge solchen Erwägens sind, ich rate, daß sie Zielen dienen, welche Antworten auf es sind.
Und ich bin damit zu Frieden. Der Grad meines Zweifels, der Grad der Gewissenhaftigkeit meines Nachsinnens wurde überschritten. Und Gott weiß, daß es keine Kleinigkeit war.
Nicht wenige Atheisten sind es, weil sie sich selber für leicht befinden. Sie fürchten die Abweisung ihrer Anliegen und flüchten sich in eine Welt ohne Gott. Nun, jeder kennt sich selbst am besten, niemand nehme ein solches Eingeständnis für ein Argument für etwas anderes als dafür, daß es in der Welt Leichtes und Schweres gibt und daß der Mensch von Natur aus ungeduldig ist und die Zukunft lieber vorwegnimmt als auf sie zu warten, wenn er die Möglichkeit dazu hat.
Aber gerade derjenige, welcher auf Gott vertraut, hat diese Möglichkeit nicht, denn mehr ist die Welt als er selbst, und nur Gott kennt die in ihr treibenden Keime zur Gänze.
Indes, gerne stieße ich die Kenntnis der Zukunft von mir, überließe die Welt sich selbst, genösse die Stille der verbleibenden Zeit, gleichsam Atem holend für den kommenden Tauchgang, fast schadenfroh gegenüber jenen, welche nie alt werden werden, gewiß das schlimmste Zeichen von allen, sich selbst widersprechend bis zuletzt.
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16. Oktober 2012
15. Oktober 2012
Nochmals zu den vier weltpolitisch relevanten Ideen des Zusammenlebens
Die letzteren beiden Verbindungen sind funktional motivierte Verbindungen, welche auch in einem transzendenten Akt des Interesses wurzeln. Es ist bei ihnen jeweils so, daß der erstgenannte Part aufgrund der Einschränkungen seiner Lebensweise, bei den Achtenden ist es ideologische Starrheit und bei den Suchenden mangelnder Traditionssinn, Bedürfnisse hat, welche durch die Natur des zweitgenannten Parts befriedigt werden, nämlich ideologische Anleitung bei den Achtenden und gemeinschaftliche Integration bei den Suchenden, welche ja geradezu Anliegen der Suchenden, bzw. der Versuchenden sind.
Dabei bestimmt der bedürftige Part als der nachfragende, wie sonst auch, den Umfang des in Anspruch genommenen Angebots. Allerdings ist sich der Bedürftige für gewöhnlich der Unangemessenheit dieser Macht bewußt und verhält sich entsprechend zuvorkommend.
Dahingegen handelt es sich bei den ersten beiden Verbindungen um materiell motivierte Verbindungen. Ringende lassen sich gerne aushalten, ein Punkt, welchen Agatha Christie in Ordeal by Innocence sehr schön herausgearbeitet hat, wie übrigens auch das Wesen von Achtenden und Suchenden, ja, man kann sagen, daß alleine in diesem einen Buch schon meine ganze Charakteranalyse enthalten ist, mit Ausnahme der Versuchenden, welchen sie nirgends ganz gerecht wird (in Ansätzen in Ten Little Niggers), und Suchenden gefällt die väterlich gönnerische Rolle. Kommen die beiden so zusammen, so wird man geradezu zwangsläufig etwas Arabisches an ihrem Verhalten erkennen. Achtende wiederum verherrlichen oftmals kriegerische Tugenden, welche sie aber erst noch erwerben müssen, während Ringende bereits so geboren sind. Aus diesem Grunde sind Ringende für Achtende oftmals willkommene Vorbilder, welche als solche wiederum ausgehalten werden. Kommen Achtende und Ringende so zusammen, so wird man dieses Mal, wenn auch nicht ganz so zwangsläufig, etwas Japanisches an ihrem Verhalten erkennen können.
Natürlich dominiert hierbei derjenige Part die Beziehung, welcher den anderen aushält.
Leider kann man diese vier Verbindungen nicht zirkulär darstellen, da in einer zirkulären Darstellung jeder Geist zwei Nachbarn hat, mit welchen er sich nur verbinden kann, während die Suchenden hier gleich dreimal verbunden sind. Mein Kulturenkompaß ist also in dem Punkt zwangsläufig etwas unvollständig..
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14. Oktober 2012
Der Witz des Klassenfeindes
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Die Weisheit des Sozialstaats
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Eine kleine darwinistische Betrachtung
Nun ist mir schon klar, warum sich unsere Organe einmal so entwickelt haben sollten, nämlich weil dies in Fischen geschehen ist. Aber so recht will es mir nicht einleuchten, warum sie während der Tage des Quastenflossers diese Eigenschaft nicht verloren haben sollen.
Sind 409 Millionen Jahre nicht genug für eine zufällig auftrendende Mutation, um eine biologische Eigenschaft zu zerschießen, mit welcher sich kein wesentlicher Überlebensvorteil für eine Art verbindet?
Denn, welches der Säugetiere, aus denen sich der Mensch entwickelt haben sollte, pflegte schon 90 Meter tief zu tauchen? Und welches der Reptilien, aus welchen sich die ersten Säugetiere entwickelt haben sollten, pflegte das zu tun?
So ganz zufällig scheint mir das nicht zu sein, es sieht doch mehr danach aus, als ob in uns die Erinnerung wirkte, daß das Leben aus dem Wasser kommt und daß es nötig sein könnte, dahin zurückzugehen, auf welchem Wege auch immer sie es täte.
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12. Oktober 2012
Tauchen
Und wenn Sie das jetzt nicht geil gefunden haben, dann verschwinden Sie von hier auf der Stelle!
Tiefer als 4 Meter bin ich noch nicht getaucht, ganz einfach, weil ich keinen Ohrenschutz habe, aber 50 Meter horizontal schaffe ich schon, jedenfalls ohne Wende, und vielleicht auch mal wieder mit, letztens waren es immerhin 45 Meter mit und selbstverständlich hätte ich beißen können, aber der Witz ist ja gerade nicht zu beißen. Locker und entspannt oder gar nicht.
Locker und entspannt trifft es natürlich nicht genau. Die Musik, welche Trubridge für sein Video ausgewählt hat, trifft es schon besser, aber ich denke, ich kann den geistigen Zustand, auf welchen es beim Tauchen ankommt, noch besser beschreiben.
Man muß die Welt wechseln. Theoretisch genügt es dazu, sich in einen Zustand der Liebe zum Bewußtsein zu versetzen, wie es ja auch im obigen Stück heißt, allerdings fürchte ich, daß die wahre Bedeutung dieser Worte so nicht recht rüber kommt. Und deshalb hole ich vielleicht etwas weiter aus.
Es scheint mir im Herbst und Winter leichter zu fallen, diesen Zustand ohne weiteres zu erreichen. Und deshalb habe ich im Sommer gewisse Hilfestellungen verwendet, über welche ich mich glücklicherweise unschwer verständlich machen kann.
Ich stellte mir Szenen vor, zuerst das Meer zwischen zwei indonesischen Inseln im Mondlicht, dann mehrere aus Holz und weißen Leinen gemachte horizontale Windmühlen in Form zweier über einander angebrachten und um 90 Grad zu einander versetzten Doppel-Ls (also die Figur, welche sich ergibt, wenn man ein L an seiner oberen Spitze punktsymmetrisch spiegelt), deutlich weiter als hoch und gegen den Uhrzeigersinn drehend, an einem Ort, der östlich Almerias liegen könnte, vom Meer aus gesehen, über der Steilküste, dann einen Gebirgsbach, welcher sich südlich von Rethimnon ins Libysche Meer ergießt und zuletzt das Schwimmbecken, in welchem ich schwamm, selbst. Wirklich gesehen hatte ich nur den Bach und das Schwimmbecken, östlich von Almeria war ich allerdings schon einmal, am Playa de los Muertos genauer gesagt.
Mit geschlossenen Augen sehen. Das bewußte Herbeiführen der Traumsequenz.
Und ja, natürlich sollte man beim Tauchen die Augen so viel schließen, wie es irgend geht. Das entscheidende Kriterium bei alledem, auch wenn man sich gar nichts vorstellt und sich nur dem Umstand des Bewußtseins hingibt, seiner eigenen Macht bewußt, zu lieben, denn das ist das Bewußtsein des Umstandes des Bewußtseins, daß man die transzendente Rolle der Liebe erkennt (oder, weniger poetisch ausgedrückt, auf der dritten Ebene der Existenz sein Bewußtsein und seine Liebesfähigkeit bejaht, was vor aller Entscheidung als unabänderliche Willensäußerung feststeht: denn, gewiß, der Mensch strebt nach Macht und keine Macht ist größer, als die Macht zu lieben, wobei darin natürlich auch der Haß enthalten ist, da ansonsten keine Wahl und damit auch keine Macht vorläge, weshalb übrigens auch gerade die Liebe zur Liebesfähigkeit feststeht, da ansonsten Macht zu Ohnmacht führen würde, wohingegen diese Macht, von welcher wir hier reden, sich als welterzeugendes Prinzip selbst erhält), das entscheidende Kriterium beim Tauchen ist, daß man seine Liebe vom Wachen in der Welt weglenkt.
Und wenn man auftaucht, strömt sie in einen zurück. Es ist das genaue Spiegelbild des Gefühls des Mangels, welches sich in dem einstellt, welcher seine Liebe nicht vom Wachen in der Welt weglenken kann, seine Lunge will ihm bersten, er weiß gar nicht, wie ihm geschieht, wohingegen der, welcher es kann, von der Welt wie von einem reichlich ordinären Weib an ihren Busen gepreßt wird. Ist dies erst einmal geschehen, muß man beißen. Der Triumph des eigenen Willens ist es indes, es nicht vor der Zeit geschehen zu lassen.
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11. Oktober 2012
Soziale Strategien in der atomisierten Gesellschaft
So, nachdem das nun auch geklärt wäre, kommen wir also zur Frage, auf welche Weise sich Menschen in atomisierten Gesellschaften zu ihrem eigenen Vorteil zu organisieren pflegen.
Wie man der Fragestellung entnehmen kann, liegen diesem Beitrag also empirische Beobachtungen zu Grunde. Zunehmend erkenne ich ein bestimmtes Verhaltensmuster am Werk, welches sich unschwer auf die Unverbundenheit der Mitglieder moderner Gesellschaften mit einander zurückführen läßt: man schnuppert, erspürt woher der Wind kommt, antizipiert die Reaktionen der Masse auf verschiedene öffentliche Geschehnisse und wettet dann, gleich wie bei der Kindersendung 1, 2 oder 3, ob ihr richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht, auf einen bestimmten Ausgang, dies aber nicht alleine, sondern eben zusammen mit vielen anderen, welche unabhängig von einem die selbe Wahl getroffen haben.
Nachdem der Wetteinsatz einmal getätigt wurde, erzeugt er ein verbindendes Interesse zwischen Menschen, welche es zuvor zwischen sich noch nicht einmal erahnen konnten.
Um eine populäre Spielart dieses Verhaltensmusters anzugeben, sei auf das Phänomen des Shitstorms verwiesen: alle Beteiligten wissen ganz genau, daß ihre Darstellungen des zugrundeliegenden Sachverhaltes unhaltbar sind, aber sie wetten darauf, daß sie niemand bloßstellen wird. Es ist wichtig das zu versehen, denn es illustriert das Wesen der atomisierten Gesellschaft auf schillernde Weise, der Anspruch auf die gesellschaftliche Dienlichkeit des öffentlichen Diskurses ist längst aufgegeben worden, mit den anderen in ein mißklingendes Horn zu stoßen ist nur ein Spiel, und alles in einem Spiel ist fair game.
Zwar werden die Stützen des Systems hauptsächlich dafür bezahlt, einen Sinn für Ernst und Schwere zu vermitteln, aber das verfängt immer schlechter, und am schlechtesten in ihren eigenen Reihen. Wo es Übereinstimmung gibt, da gibt es auch Betrug, aber wo es keine gibt, gibt es nur Gewieftheit. Und das ist der Geist, in welchem sich die Mitglieder einer atomisierten Gesellschaft beäugen.
Wenn dieses Narrenschiff nicht im Schlepptau von ernsteren Mächten hinge, so wären Feuer und Schwert, die Hinrichtung zum Zwecke der Vertreibung des Leichtsinns, sein sicheres Los. So wartet der Teufel noch, bevor er die Ernte einfährt. Umfänglicher möchte ich diesen Punkt an dieser Stelle nicht besprechen, denn das ist ein anderes Thema, welches sich nur stückweise der Voraussicht enthüllt. Was kann man heute schon mehr sagen, als daß die Inkompetenz und Anstandslosigkeit der europäischen Eliten den Kontinent in eine überhastete Diktatur führen wird, welche die Europäer abschütteln werden? Wie die Bruchstücke danach wieder zusammenfinden werden, wer kann es heute sagen? Unglücklich, freilich, sollte man über diesen Weg wohl nicht sein, ein zersprungenes Schwert muß wohl erst in Späne zersponnen werden, bevor man es neu schmieden kann. Und ich denke, so schlecht sind die Karten dabei gar nicht verteilt.
Nun gut, bleiben wir in der Gegenwart. Heute also haben wir alle möglichen Formen des Wettens auf unterschiedliche Wendungen der Geschichte, welche die Vorleistenden in nackter Gier zusammenschweißen, die Frage danach, wie überschuldete Regierungen ihren Bürgern wohl an's Geld gehen werden, ist dabei vielleicht die folgenschwerste: und es werden streiten Immobilienbesitzer gegen Aktionäre, Rentner gegen Arbeitslose, Fabrikanten gegen Banken.
Wie man an dem Beispiel sehen kann, kann man sich diesem Mechanismus auch nicht immer entziehen. Ob man will oder nicht, man wird zur Partei gemacht. Und auch Jeder ist fair game.
Ob Salman Rushdie das mit dem überaus streitbaren Charakter der Demokratie meinte, welchen es zu verteidigen gelte? Wer weiß: die Regierungen als Schuldeneintreiber, welche die Menschen um ihre Habe gegen einander streiten lassen, Beyond Thunderdome.
Freilich, dies gilt nur unter der simplistischen Annahme, daß die gemachten Schulden irgendwann zurückgezahlt werden müssen, auf welcher ja auch die Protokolle der Weisen von Zion aufbauen, welche für den Fall der Zurückzahlung ein ähnliches Szenario entwerfen. Allerdings stimmt es bedenklich, wenn man Frau von der Leyen treudoof sagen hört, daß man die Schulden unbedingt zurückzahlen müsse, um auch später noch Geld leihen zu können. Bitte, Frau von der Leyen, brechen Sie nicht meinen Glauben an die Unauthentizität der Protokolle der Weisen von Zion. Seien Sie so freundlich!
Nun gut, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. So inkompetent sind wahrscheinlich selbst unsere Politiker nicht, wie sie sich uns geben. Aber die Gewissenlosig-, ja scheinbare Belanglosigkeit mit welcher sich Menschen so wider einander aufstellen, in einander nichts weiter als Spielfiguren und zynische Spieler zugleich sehend, im Spaß das einfahrend, was man zum Leben braucht, und zwar auf Kosten anderer, sie wird uns nicht lange plagen können. Dies ist eine Endphase, noch mästen wir die zentralen Spieler, aber wenn wir schließlich Nein! sagen werden, dann werden sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen und schon bald gewesen sein.
Dies ist das Wesen unserer Welt. Das Geheimnis ihrer Dynamik, der Geist, welcher sie organisiert. Nicht spielt mehr ein Herrscher seine Konkurrenten gegen einander aus, um an der Macht zu bleiben, es ist zum Volkssport geworden, wir alle streben danach uns gegenseitig gegen einander auszuspielen. Und wenn der Leichtsinn so viele Vorräte verbrannt hat, daß die nackte Not zum Vorschein kommt, dann endet diese Ära.
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9. Oktober 2012
Religiösität in autoritären Gemeinwesen
Der unmittelbare Auslöser meiner Beschäftigung mit diesem Gegenstand ist das beständige Gerede von der Notwendigkeit Europas eingedenk der historischen Erfahrungen mit dem Nationalismus. Was aber ist Nationalismus? Wann begann er und wann endete er?
Ich behaupte, daß der Nationalismus 1813 als Reaktion auf die militärischen Möglichkeiten der totalen Mobilmachung begann und 1918 mit der Machtverschiebung von Europa nach Amerika endete. Er ist seinem Wesen nach die Unterstellung der Bürger eines Staates unter dessen militärische Führung, gleich welche zivile Führung er besitzen mag. Und er ist im wesentlichen areligiös.
Ich verdanke Arthur Schopenhauer den Hinweis darauf, wie die anglikanische Kirche zu seinen Lebzeiten organisiert war, nämlich als Auffangbecken der jüngeren Söhne der Aristokratie, welche ihnen ihre Kirchenposten kaufte. Prägnanter kann man das Wesen der Kirche in einem nationalistischen Staat nicht fassen: die Fakten schaffen andere, die Kirche redet sie dem Volk schön.
Unter Religiösität verstehe ich hier aber das Einfordern richtiger Verhaltensweisen unter Anerkennung einer letzten Instanz, welche über allen irdischen Instanzen steht, oder anders ausgedrückt die Unterwerfung aller Mitglieder eines Gemeinwesens unter verbindliche Verhaltensregeln für die ganze Menschheit, wobei der Grund dafür, daß diese Regeln die Menschheit als Ganzes ins Auge fassen, nicht der ist, daß sie in irgendeinem Sinne auf ihre Befolgung durch die ganze Menschheit angewiesen wären oder diese auch nur erstrebenswert wäre, sondern darin besteht, daß sie zum einen ihre Autorität gegenüber der ganzen Menschheit hermetisieren müssen und zum anderen die Vorteile der rücksichtslosen Behandlung des Restes der Menschheit beschneiden, denn täten sie letzteres nicht, so verschaffte dem Gemeinwesen das erstens viele äußere Feinde und zweitens viele korrupte Mitglieder.
Jedes Gemeinwesen sagt im Grunde genommen, daß Gott ihnen diese Regeln bestimmt hat und niemandem sonst andere Regeln für es bestimmt hat oder bestimmen wird, woraus sich freilich periphäre Konflikte ergeben, welche indes natürlich sind, und nicht menschengemacht.
Eine solche Religiösität bestand also in den nationalistischen Staaten des neunzehnten Jahrhunderts nicht. Aber daraus läßt sich nicht allzu viel lernen, dafür ist die beobachtete Zeitspanne viel zu kurz. Es wird gesagt, wir sollten heute nicht die Risiken eingehen, welche die Menschen damals eingingen, ohne daß jene, welche dies sagen, wüßten, worin diese Risiken bestanden.
Zum einen gab es damals konkrete Risiken, wie der Annäherung an Großbritannien auf Betreiben Wilhelms II, welches zu ihr nicht bereit war und welche Frankreich leichtes Spiel in Rußland verschaffte. Daraus kann man freilich auch etwas lernen, aber doch nicht das, worauf die Proeuropäer heute hinauswollen. Ein anderes Risiko bestand offenbar darin, daß sich die ostelbischen Gutsbesitzer die politische Führung ganz Deutschlands aufbürdeten. Nun, wie gefährlich auch immer das war, diesen Fehler könnten wir heute selbst dann nicht wiederholen, wenn wir es wollten... oder etwa doch? - aber das ist ein anderes Thema.
Und zum anderen gab es ein allgemeines Risiko, welches sich generell mit areligiösen autoritären Gemeinwesen verbindet, welches aber alleine durch die Betrachtung des Nationalismusses nicht hinreichend in den Blick kommt.
Um es wahrhaft in den Blick zu bekommen, betrachten wir einmal drei asiatische Beispiele, nämlich Tibet, die Mongolei und Japan oder anders ausgedrückt den Dalai Lama, den Khan und den Tenno. An der Autorität der von ihnen jeweils geführten Gemeinwesen kann, denke ich, kein Zweifel bestehen. Es ist auch nicht so, daß nun die Mongolen kriegerisch gewesen wären und die Japaner und Tibeter Pazifisten. Kriege gab es bei allen von ihnen zur Genüge, und doch unterscheiden sich ihre Schicksale. Die Mongolen hatten eine expansive Phase und sind daran schließlich zerbrochen, während Tibet und Japan, die längste Zeit wenigstens, territorial stabil blieben. Nun mag man sagen, daß dies im Falle Japans geographisch bedingt gewesen sein mag, aber gerade im Falle Japans läßt sich erkennen, daß es andere Gründe hat.
Meine These ist, daß Tibet und Japan als religiöse Gemeinwesen im obigen Sinne bezeichnet werden konnten, daß also Dalai Lama und Tenno nicht über den allgemein verbindlichen Regeln standen, während es die Khane sehr wohl taten. Und im Falle Japans läßt sich eben explizit erkennen, daß diese Religiösität, welche ja in nichts anderem besteht als darin, bestimmte Handlungsweisen zu verwerfen, durch die Öffnung der japanischen Häfen durch die Vereinigten Staaten im Jahre 1853 unter dem Kommando von Matthew Perry beseitigt wurde, und zwar weil den Japanern die Ungültigkeit ihrer Regeln, soweit sie Ausländer betrafen, vor Augen geführt wurde. Weil diese sich Rechte herausnahmen, welche sich nie zuvor jemand herausgenommen hatte, setzte sich in Japan die Ansicht durch, daß auch der Tenno sich, jedenfalls ihnen gegenüber, Rechte herausnahmen dürfe, welche er sich bis dahin nicht herausgenommen hatte.
Und genau in diesem Moment begann Japans expansive Phase.
Religion wirkt in autoritären Staaten als Fessel, und wenn diese zerschnitten wird, so richtet sich der nun letztinstanzlich menschlich geführte Staat gegen seine Nachbarn.
Das ist ein allgemeines geschichtliches Gesetz, mögen die Freimaurer die Welt auch noch so sehr auf den Kopf stellen wollen. Im Falle Chinas lautet die uns letztlich zu äußerst betreffende Frage, in wiefern China im eigentlichen Sinne ein autoritärer Staat ist, religiös ist China sicher nicht.
Aber diese Frage stellt sich nicht nur für China, sondern auch für uns selbst, ebenso wie für die Vereinigten Staaten, denn religiös im obigen Sinne sind wir alle nicht. In diesem Sinne religiös sind noch Indien und die islamische Welt, dazu weiter unten mehr, und Rußland versucht gerade wieder auf diese Weise religiös zu werden.
Was uns selbst betrifft, so werden wir offensichtlich autoritärer, und zwar aus Schwäche. Je unfähiger unsere Politiker werden, nach desto größerer Machtfülle rufen sie, um ihre Arbeit machen zu können. Im gesamtgesellschaftlichen Bereich sieht es auch nicht anders aus. Immer mehr Menschen geben ihren Anspruch auf, ihr Leben selber zu meistern, und das öffnet zwangsläufig autoritären Kräften Tür und Tor.
Dies alles beweist jenseits jeglichen Zweifels, daß jene die Gefahr scheuenden Proeuropäer nicht das geringste Verständnis dafür haben, wo Gefahr auf sie lauert, noch, um dies an dieser Stelle hinzuzufügen, worin eigentlich ihre Aufgabe als Politiker besteht, denn weiter als die Sicherung der europäischen Sozialsysteme reichen ihre Zielvorstellungen nicht.
Es ist übrigens auch umgekehrt, also daß ein expansiver autoritär geführter Staat seine Expansivität einbüßt, wenn er religiöser wird, wie es den römischen Kaisern ergangen ist. Allerdings muß man in diesem Fall die Einschränkung machen, daß jedes Gebilde, welches auf dem Grundsatz Expandiere oder stirb! aufgebaut ist, zwangsläufig zu Grunde gehen muß.
So, schließlich möchte ich mit dem Mythos aufräumen, daß der Islam eine Religion sei, für welche die postulierte Gesetzmäßigkeit nicht gilt. Betrachten wir einmal die letzten beiden großen Invasionen im muslimischen Raum. Dies waren einmal die Seldschuken und zum anderen die Moguln, beide von Mittelasien ausgehend, und, so viel wird man wohl sagen dürfen, damit nicht vom Zentrum islamischer Frömmigkeit.
Und wie sah es zuvor aus?
Zum einen sollte man die arabische militärische Leistung nicht überschätzen. Rom war bereits von den West- und Ostgoten, den Wandalen und schließlich und vor allem durch die Byzantinisch-Sassanidischen Kriege buchstäblich verwüstet worden, bevor der erste Araber seinen Säbel zog. (Man bedenke allein all die Bäume, welche für die Flotte gefällt werden mußten, welche Geiserich dann vor Karthago versenkte, nur so als Beispiel dafür, daß Verwüstung nicht unbedingt das Resultat einer absichtsvollen Handlung sein muß.)
Wie gesagt, ich sehe bei letzteren eine von Damaskios ausgehende Verschwörung am Werk, um die Araber an die Macht zu bringen, und im Koran finden sich folgende Verse (Sure 30, Verse 2-5).
Das Römische Reich wurde besiegt. In einem Land nahebei. Aber nach ihrer Niederlage werden sie bald siegen. Innerhalb weniger Jahre. Es ist Gottes Entscheidung, in der Vergangenheit und in der Zukunft. An jenem Tag sollen sich die Gläubigen - mit Gottes Hilfe - freuen. Er hilft, wem er will. Er ist allmächtig, der Gnädigste.Des weiteren ist es doch bei Licht betrachtet alles andere als naheliegend zu glauben, daß die Araber der ersten Generation weit religiöser gewesen wären als alle nach ihnen. Um einiges wahrscheinlicher ist es, daß der Islam sich im Laufe der Zeit von einer esoterischen Religion zu einer exoterischen wandelte, man lese nur die 18te Sure Die Höhle vor diesem Hintergrund.
Und der Sieg über die Westgoten in Spanien fand, aller Wahrscheinlichkeit nach, nie statt. Diese waren als Arianer geächtet und wären doch schön blöd gewesen, wenn sie nicht aus politischen Gründen zum Islam übergetreten wären, vorausgesetzt, daß ihnen das verlockender erschien als ein Übertritt zum Katholizismus, wovon man aber wohl aufgrund des Schicksals der übrigen germanischen Invasoren innerhalb des Römischen Reiches ausgehen kann. Unsere Version der Geschichte ist wahrscheinlich nicht mehr als die Legitimation der Reconquista.
Nun wird man vielleicht einwenden wollen, daß, selbst wenn das alles so gewesen wäre, es heute doch anders aussieht. Aber ist das Zusammenspiel von Globalisten und Wahhabiten, welche beide die Spuren sämtlicher menschlichen Geschichte tilgen wollen, wirklich im oben beschriebenen Sinne religiös? Zeigt sich in ihm die Akzeptanz einer letzten Instanz, welche über den Menschen steht? Oder zeigt sich in ihm vielmehr ein sich abzeichnendes autoritäres Regime, welches sich selbst als letzte Instanz sieht? Riecht man nicht förmlich die Allmachtsphantasie in sämtlichen Symbolbautenn der jüngsten Vergangenheit?
Wer diese Moschee betrachtet, der sieht wohl noch etwas Religiöses in ihr, aber dieses Religiöse gilt nicht mehr für alle, überdeutlich schreit sie: Nur durch uns! in die Welt hinaus, katholischer, als es die katholische Kirche je war.
Und zugleich könnte das ein Einkaufszentrum sein.
Nicht, daß jemand diesen Beitrag liest und meine anderen nicht und denkt, ich hielte die gleichberechtigte Koexistenz von verschiedenen Religionen an einem Ort für möglich, das tue ich nicht, die an verschiedenen Orten aber schon.
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1. Oktober 2012
Überzeitliche Aspekte der Offenbarung
Die Kapitel, welche ich hier behandele, sind das elfte und das zwölfte Kapitel.
Das 11te Kapitel handelt von dem individuellen Leiden Vereinzelter an den geistigen Verhältnissen ihrer Gegenwart.
Und ich will meinen zwei Zeugen geben, daß sie sollen weissagen zwölfhundertsechzig Tage, angetan mit Trauerkleidern. Das sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Und wenn ihnen jemand will schaden tun, so geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand ihnen will schaden tun, der muß so getötet werden. Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben Macht über die Wasser, sie zu wandeln in Blut, und zu schlagen die Erde mit allerlei Plage, sooft sie wollen.Die Zahl Zwei hat hier die Funktion, ein natürliches Vorkommnis zu verdeutlichen, welches indes sehr selten auftritt. Das Los dieser beiden ist ein trauriges, der Abschied vom alten Leben. Sie zersetzen das Bestehende und werden dafür nicht geliebt. Und sie werden in eine Reihe mit Jesus Christus gestellt.
Und es werden etliche aus den Völkern und Geschlechtern und Sprachen und Nationen ihre Leichname sehen drei Tage und einen halben und werden ihre Leichname nicht ins Grab legen. Und die auf Erden wohnen, freuen sich über sie und sind guter Dinge und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten quälten, die auf Erden wohnten. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie traten auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel auf alle, die sie sahen. Und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steiget herauf! Und sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde.Die geschichtliche Funktion dieses Vorkommnisses ist die Überwindung des sich Überlebt habenden durch Gottes Gesetz.
Die Völker sind zornig geworden; da ist gekommen dein Zorn und die Zeit, zu richten die Toten und zu geben den Lohn deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und zu verderben, die die Erde verderbt haben. Und der Tempel Gottes im Himmel ward aufgetan, und die Lade seines Bundes ward in seinem Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.Im 12ten Kapitel geht es um die Verlagerung des Schlachtfeldes, die geistige Auseinandersetzung ist entschieden und die weltliche beginnt. Man bemerke übrigens die 1260 Tage als Brücke vom elften zum zwölften Kapitel.
Und sie gebar einen Sohn, ein Knäblein, der alle Völker sollte weiden mit eisernem Stabe. Und ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Thron. Und das Weib entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, bereitet von Gott, daß sie daselbst ernährt würde zwölfhundertsechzig Tage. Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten wider den Drachen. Und der Drache stritt und seine Engel und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward gestürzt der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt. Er ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus, weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserem Gott. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod. Darum freuet euch, ihr Himmel und die darinnen wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat.Interessant an dieser Stelle ist die Gleichsetzung des Geistes mit dem Himmel, denn sie erklärt, warum nur eine verschwindend kleine Minderheit, jene 144 000 Gottes Lied anstimmen. Das wurde bereits zuvor explizit von einander geschieden, Propheten, Heilige und jene, welche Gottes Namen fürchten, also solche, welche weissagen und geistige Grundlagen schaffen, solche, welche die Gebote vorleben und solche, welche sie anerkennen.
Im Anschluß an diese geistige Revolution beginnt das Wirken des Tieres, um ihre Folgen zu unterdrücken. Es würde mir aber freilich so erscheinen, daß die heutigen Manifestationen seiner Zeichen bereits nach der 1000 jährigen Herrschaft der Heiligen liegen, nachdem der Teufel also wieder los geworden ist. Dahinter steht wohl die Problematik, daß Gott sich nicht gegen seine eigenen Statthalter wenden kann. Sie haben die Menschheit entlassen, nachdem sie sie gelehrt hatten, um den Weg zur nächsten Revolution frei zu machen.
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