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31. März 2022

Schicksalserweckung

Als Schicksal bezeichne ich dasjenige, was uns durch unsere Taten wird: Wir folgen unseren Idealen, unseren Lebenszielen, unserem Gesetz auf unserem Weg und finden unser Schicksal.

Was uns in der Welt begegnet, ist Terrain, und das Terrain, welches sich mit unseren Lebenszielen deckt, ist unsere Seinsheimat, welche wir also zu erreichen trachten, wann unser Schicksal in sie mündet.

Es gibt zwei Betrachtungsweisen des Terrains:
  1. Es ist da.
  2. Es wird.
Nach der ersten, auf die Gegenwart beschränkten Betrachtungsweise gilt es, sein Schicksal zu ergreifen, denjenigen Weg zu wählen, welcher einen zum gewünschten Ort führt.

Nach der zweiten, die Zukunft ahnenden Betrachtungsweise gilt es, der gehießenen Bahn zu folgen und dadurch sein Schicksal zu erwecken.

Ahnen tun wir die Zukunft dabei gerade in dem Moment, in welchem wir die Erweckung ahnen, also daß wir durch den gewählten Weg die Verantwortung für das Werden unserer Seinsheimat übernehmen, daß sich unsere Lebensziele genau dann verkörpern, wenn wir die Verantwortung für sie übernehmen, indem wir auf das Gehießene hören.

Dies geschieht also nicht eins nach dem andern, sondern auf einen Schlag. Allerdings werden wir nicht sogleich gehießen, sondern irgendwann in dessen Folge, und so gibt es ein klar erfahrenes erstes Mal, an welchem uns unsere Lebensziele heißen, zum Zwecke ihrer Verkörperung eine bestimmte Bahn einzuschlagen, bis dahin wir also keinen konkreten Begriff unserer Gehießenheit haben und auch keinen der Verkörperung unserer Lebensziele: Erst dann also erfahren wir den Prozeß der verkörpernden Erweckung durch unsere Gehießenheit und erst noch später durch das unseren Lebenszielen allmählich ähnlicher werdende Terrain.

Wer mit Blick auf die Zukunft sein Schicksal erweckt, wird nie so konsequent den Weg durch das Gegenwärtige wählen, wie jener, der sein Schicksal ergreift, und so kommt es, daß derjenige im Besitz der Gegenwart ist, welcher der Zeit hinterherläuft, wohingegen derjenige, welcher der Zeit voraus ist, sich genau dadurch dem Zugriff der Gegenwart entzieht.

Mag dies der Jugend den Weg weisen.

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30. März 2022

Shabbethai Zebi's Travelling Circus

I recommend that you read this article in the Jewish Encyclopedia describing the life and times of Shabbethai Zebi.

While the personal side of the story, how a man could come to choose this route and how others could come to enable his journey, is of some interest, my interest lies more with the notions that the public entertained.

First and foremost there was of course the notion that the Jews would return to Israel. But that one is of no particular interest. Then we see accounts of miracles, penances, celebrations and inklings of a new world order.

The accounts of miracles include
  • Abraham prophecising the advent of Zebi,
  • a Ukrainian prostitute stating (before her acquaintance with Zebi) that she would be married to the Messiah,
  • the advent of the Twelve Tribes of Israel on a ship with silken ropes and sails in Northern Scotland,
and the inklings of a new world order include
  • that Zebi would lead back the Ten Tribes to the Holy Land riding on a lion with a seven-headed dragon in its jaws,
  • a revolution in all things,
  • that the leniency of a prison stay would be a sign of true power,
  • that houses were unroofed.
Penances and celebrations are an effort to impress significance on oneself, in the case of penances of acquisition and the case of celebrations of retaining.

During the acquisition there's hope of external intervention as witnessed in the ship account or the unroofing inkling. That the lion should triumph over the dragon (it is of course the large cat that has seven heads, although in the Revelation the cat is a leopard) stresses the dignity of power. And that a prostitute would be a fitting bride for a saint is a metaphor for the union of care and Lust (German, there is no English translation since the time lust changed its meaning) or righteousness and power.

That imprisonment isn't taken as defeat tells us something about the nature of the power concerned, namely that money is more powerful than titles or the esteem on which they rest. So what then is the revolution in all things?

In 1666 the role of social recognition was still overwhelming, but although the Messianic Age may have been conceived of as something else, the actual spirit which showed itself in the celebrations of the summer of 1666 was foreshadowing the rule of opportunism as witnessed today in the stock market.

Actually, it is the figure of the knight, in which righteousness and power are combined, and his reign is ruthless. Opportunism contains an element of power, but also one of social relations. The element that is lacking in opportunism is righteousness. So, really, Zebi's righteousness was just a pretense to marry power to social relations, to let power corrupt social relations, instead to righteousness, but out of this corruption does indeed grow the renewed importance of righteousness.

Besides that it is interesting to see how these notions resurface today, not as premonitions, but as folklore.

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29. März 2022

Zum Start des generativen Zykels

Wenn ein neues Zeitalter beginnt, muß der generative Zykel neu etabliert werden. Entscheidend dabei ist das Verhältnis von Volk, Kirche und Herrschern.

Wie im vorletzten Beitrag beschrieben, bildet sich zunächst die Beherzigung des generativen Zykels in Form der Urkirche. Zugleich geht dem Beginn des generativen Zykels eine organisierende Handlungsstrategie voran, wie im letzten Beitrag beschrieben. Die Frage ist also, wie aus diesen Anfängen der generative Zykel etabliert wird.

Zeitalter der Wacht. Um zu verstehen, wie der generative Zykel des Zeitalters der Wacht beginnt, brauchen wir nur die Geschichte Indiens betrachten. Am Anfang stehen Herrscher, welche das Volk durch Belohnung nutzbarmachen. Dann bildet sich unter diesen Herrschern selbst die Urkirche, ein Bund Verbündeter, welche sich der Heiligkeit von Ämtern bewußt werden und um sie herum einen Polytheismus bauen, und indem das Volk diesen Glauben annimmt, wird es den Herrschern möglich, die Belohnung durch Behelfung im Rahmen des generativen Zykels zu ersetzen.

Zeitalter der Werke. Hier genügt es, die Geschichte des Römischen Reiches zu betrachten. Am Anfang steht das Volk, in welchem sich die Urkirche bildet, eine zusammenarbeitende Hilfsgemeinschaft. Dieser gelingt es im Laufe der Zeit hinreichend mächtig zu werden, um Herrscher durch Angebote (von Adelsprivilegien) zu lenken. Und nachdem sich die Kirche im Volk hinreichend verbreitet hat und die Herrscher hinreichend erzogen wurden, kann die Kirche auf ihre Direktion verzichten und die Herrscher können ihre Herrschaft gemäß dem generativen Zykel ausüben.

Zeitalter der Wunder. Hier hilft es sich Tibet vor Augen zu halten, denn im Zeitalter der Wunder herrscht die Kirche. Zunächst bildet sich die Urkirche im Volk als Bereitschaften (oder Werkmächte). Je mehr die Herrscher beim Entdecken durch Behelfung fehlinvestieren, desto mehr breitet sich die Kirche im Volk aus, bis sie schließlich mächtig genug wird, ihre eigene Herrschaft im Rahmen des generativen Zykels zu etablieren.

Im Zeitalter der Wacht wird die Kirche also aus der Herrschaft geboren und im Zeitalter der Werke die Herrschaft aus der Kirche, und im Zeitalter der Wunder treibt die Herrschaft das Volk in der Kirche zusammen, bis sie von ihr abgelöst wird.

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28. März 2022

Menschenführende Handlungsstrategien

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, daß die drei hierarchischen Handlungsstrategien nicht mit den drei Regierungsbeziehungen übereinstimmen, und wie immer in solchen Fällen ist die Klärung der Abweichung ratsam.

Wir können beliebige Paarungen von Handlungsstrategien und Reaktionsmustern betrachten, und wenn
  • die letzte Phase (im Eigenlauf des Ichs) von ersteren mit der ersten Phase von letzteren übereinstimmt, so nennen wir die Handlungsstrategie (wie gehabt das Reaktionsmuster) kontrollierend,
  • sie mit der zweiten Phase von letzteren übereinstimmt, so nennen wir sie (sich dem Reaktionsmuster) überlassend, und
  • sie mit der dritten Phase von letzteren übereinstimmt, so nennen wir sie (das Reaktionsmuster) organisierend.
Mit diesen Bezeichnungen handelt es sich dann bei den hierarchischen Handlungsstrategien gerade um die organisierenden Handlungsstrategien, aber ich möchte es nicht dabei belassen, sondern für jeden Fall die Rollen von menschenführend strategisch Handelndem und Reagierendem angeben, sowie den Anlaß der Reaktion, und zwar in folgender Tafel.

kontrollierend überlassend organisierend
nutzbar-
machen
Beherbergender - Gast
Angebot
Herr - Diener
Behelfung
Abrichtender - Gefügiger
Belohnung
entdecken Sieger - Duldender
Belohnung
Prüfer - Kandidat
Angebot
Investor - Protegé
Behelfung
lenken Verhandlungsführer - Einwilligender
Behelfung
Auftraggeber - Auftragnehmer
Belohnung
Direktion - Gehorsamer
Angebot

Der Beherbergende bietet seinem Gast Möglichkeiten an, sich nützlich zu machen. Der Prüfer beobachtet, wie der Kandidat das Angebot annimmt, beispielsweise auch Eltern ihre Kinder. Der Verhandlungsführer sucht die Lage des Gegenübers so zu gestalten, daß dieser in den Handel einwilligt. Und der Auftraggeber sucht den Auftragnehmer durch geeignete Anreize zur Herbeiführung einer Lage zu bewegen.

Daß die Handlungsstrategien des jeweils nächsten am Ende eines Zeitalters organisierend erfolgen, liegt daran, daß Organisierung erwünscht ist, wie man sich im Falle des Entdeckens und Lenkens leicht überzeugt, beziehungsweise, im Falle des Nutzbarmachens, daß die Möglichkeit zur erfolgreichen Überlassung oder Kontrolle nicht gegeben ist.

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Organisationen der gemeinsamen Revision

Das im Beitrag Verbindung zum Schönen, Wesentlichen oder Mächtigen Gesagte steht in natürlichem Zusammenhang zur Revision.

Verbündung begründet die Organisation, bei welcher die Mitglieder die Verfolgung ihrer jeweiligen Gedanken anerkennen, um die aus ihr entspringenden Lagen gemeinsam zu verwerten.

Zusammenarbeit begründet die Organisation, bei welcher die Mitglieder dem Empfangen ihrer jeweiligen Lagen vertrauen, um die aus ihnen entspringenden Taten gemeinsam anzupassen.

Zusagen begründen die Organisation, bei welcher die Mitglieder mit der Beschreibung der von ihnen jeweils studierten Taten einverstanden sind, und sie entsprechend gemeinsam einsetzen.

Also tritt
  • Verbündung beim koordinierten Entdecken auf,
  • Zusammenarbeit beim koordinierten Nutzbarmachen und
  • Zusagen treten beim koordinierten Lenken auf,
und insbesondere formt im Zeitalter
  • der Wunder die Bildung allgemeines Verbünden,
  • der Wacht die Partnerschaft allgemeines Zusammenarbeiten und
  • der Werke die Kultur allgemeines einander Zusagen,
wobei
  • Verbündete an Gültigkeiten glauben (und damit Gebete* um Ämter sprechen),
  • Zusammenarbeitende ihre Abhängigkeit von einander bekennen (oder sich Zusammenarbeit geloben) und
  • sich einander Zusagen Machende auf Verantwortlichkeiten verlegen (und damit um durch Heiligkeiten gehießene Bahnen beten),
und nachdem ein Zeitalter nun also alle in seine Verbündung, beziehungsweise Zusammenarbeit oder Zusagen hineingezogen hat, bilden einzelne Gruppen Verbündeter, beziehungsweise Zusammenarbeitender oder sich Zusagen Machender die Keimzelle des nächsten Zeitalters, gegenwärtig in Form von sich auf Verantwortlichkeiten Verlegenden, also Gewährleistern (organisiert in Bereitschaften oder auch Werkmächten).

* Ich habe diesen und die Beiträge Die drei Bilder Christi, Himmel und Erde der drei Zeitalter, Zur Wechselbeziehung zwischen transzendenten Akten und beurteilenden Gefühlen und Ich-Erweiterungen korrigiert. Ich vertauschte aus nachvollziehbaren Gründen (siehe den Symmetriebruch bei den funktionalen transzendenten Akten) die Zuordnung von Eingeholtheit (Aufmerksamkeit) und Wagemut (Bedacht) zu Dringlichkeit (Aufgerufenheit) und Sinnhaftigkeit (Zuversicht). Nach den genannten Beiträgen bin ich mir der Schwierigkeiten, welche mit dieser Vertauschung zusammenhängen, bewußt geworden, und habe mich zunächst differenzierter ausgedrückt und sie schließlich aufgegeben.

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26. März 2022

Der Tausch von Verfassung, Zugang und Arbeit

Ich kam im vorigen Beitrag zu dem Schluß, daß eine äußere Bedrohung die Moral verdrängen kann, was zwar nicht ausschließt, daß sie auch den gegenteiligen Effekt haben kann, es aber ratsam erscheinen läßt, die bei ihr auftretenden Effekte genauer zu studieren.

Allgemein gilt, daß im Angesicht einer äußeren Bedrohung das Gewicht der Moral gegenüber Partnerschaften und Ermächtigung verliert. Und doch ist es so, daß seit dem Ende des Kalten Krieges ein moralischer Verfall im Westen eingesetzt hat. Dies gilt es zu klären.

Dazu möchte ich die Beispiele für Quasimoral, Besserwisserei und Kungelei, von anderer Seite her neu herleiten. Ich sprach davon, daß Fähigkeiten und Beziehungen als quasi moralisch betrachtet werden, wenn sie ohne moralische Grundlage allgemein vorausgesetzt werden. Der Witz des hiesigen Ansatzes besteht nun darin, in dieser Voraussetzung einen Tausch von Moral gegen Fähigkeiten oder Beziehungen zu sehen, in sofern die Voraussetzung das Feld der Moral betritt und von ihr Raum fordert, nämlich von der Moral des Besserwissereiakzeptierenden für die Voraussetzung der fraglichen Fähigkeit und von der Moral des Kungeleiakzeptierenden für die Voraussetzung der fraglichen Beziehung, aber das ist noch nicht sonderlich klar ausgedrückt.

Statt von Moral möchte ich von der Verfassung eines Staates oder einer Person sprechen, statt von Beziehung von Zugang zu ihnen und statt von Fähigkeiten von ihrer Arbeit, und diese drei werden getauscht, sowohl zwischen Staaten als auch zwischen Personen, und zwar sowohl gegen ihresgleichen, als auch gegen die übrigen beiden. Bei dem Tausch von
  • Verfassung gegen Verfassung handelt es sich um moralische Verständigung,
  • Zugang oder Arbeit gegen Zugang oder Arbeit um Pragmatismus und
  • Zugang oder Arbeit gegen Verfassung um Überformung.
Der Wert der Arbeit hängt von ihrer Nützlichkeit ab und der Wert des Zugangs von seiner Besonderheit, und je teurer Arbeit oder Zugang sind, desto mehr eignen sie sich zur Überformung, und wenn eine Arbeit oder ein Zugang von der Verfassung eines Staates für seine Bürger durch mangelnde Alternativen verteuert wird, so werden diese gezwungen, sich auf pragmatische Täusche zu Konditionen einzulassen, welche ihrer Verfassung widersprechen, und somit also auch gezwungen, ihre Verfassung mitzutauschen, so daß also Besserwisserei und Kungelei zu Überformung führen, und das genügt mir, um die gegen Verfassung getauschte Arbeit und den gegen sie getauschten Zugang allgemein quasimoralisch zu nennen, zumal sie ja auch in Verfassung, also Moral, aufgewogen werden.

Wiewohl das etwas umständlich war, sollte es doch klar sein. Was nun also beim Ende des Kalten Krieges begegnet ist folgendes: Ein Partner, welcher andere Partner überformt, setzt seinen Willen durch, und betrachtet die Partnerschaft also als seine. Wenn nun eine äußere Bedrohung ins Spiel kommt, so wird das Gewicht des Pragmatischen gegenüber der Verfassung erhöht, und um die Effektivität seiner Partnerschaft nicht zu verlieren, wird der überformende Partner gezwungen, in Rücksicht auf die Arbeit der und den Zugang zu den Überformten, die Überformung zurückzuschrauben, und den Überformten mehr Autonomie zu gewähren. Und wenn eine Bedrohung wegfällt, so verlangt er entsprechend mehr Verfassungsänderung von den überformten Partnern, wie das Großkapital nach dem Ende des Kalten Krieges von den westlichen Gesellschaften, wobei sich eine Verfassungsänderung natürlich nicht eintreiben läßt, sondern voraussetzt, daß die Arbeits- und Zugangsanreize sie schon herbeiführen werden.

Also:
Genau dann verbessert die äußere Bedrohung die eigene Verfassung, wenn man überformt wird und sie den Überformenden in Gefahr bringt.
Post Scriptum vom folgenden Tag. Realpolitik bedeutet, von vorhandenen Fähigkeiten und Beziehungen auszugehen und sie also als quasimoralisch zu betrachten und die eigene Verfassung für gewisse Arbeiten und Zugänge zu tauschen und also überformt zu werden, doch nicht notwendigerweise planmäßig durch einen dominanten Partner wie im oben betrachteten Fall. Vielmehr suggeriert der Begriff, daß es die Wirklichkeit selbst ist, welche einen überformt, wiewohl das jedenfalls zu prüfen bleibt. Das eigene Glück ist selbstverständlich am größten, wenn man vor möglichst wenige vollendete Tatsachen gestellt wird, wobei der Leviathan aus den quasimoralischen Beziehungen besteht und der Behemoth aus den quasimoralischen Fähigkeiten (und das Vorbild aus der Moral).

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25. März 2022

Moralverdrängung

Ich habe im Beitrag Moralverzerrungen Tendenzen betrachtet, welche zu moralischem Wankelmut führen und also die gänzliche Abkehr von der Moral vorbereiten, aber sie nicht auslösen.

Der Grund, warum wir uns nicht gänzlich von der Moral abwenden, besteht darin, daß sie unser Leben angenehmer macht, weil sie sowohl den Ohnmächtigen, als auch den Mächtigen Frieden schenkt. Wer immer die Moral ersetzen will, muß uns also ein besseres Angebot machen, und das scheitert unter normalen Umständen daran, daß sich Moral zwar unvermindert teilen läßt, gesellschaftliche Beachtung und schon gar materielle Güter aber nicht.

Eine Möglichkeit der partiellen Abkehr von der Moral besteht darin, sie auf die Interessen einer hinreichend mächtigen Gruppe zu beschränken, welche über die Leben des Restes verfügen kann, doch kann eine solche Gruppe nicht nur unter einander moralisch handeln, sondern muß es auch, wenn sie über die dafür nötige Macht verfügen will.

Für die gänzliche Abkehr von der Moral bedarf es einer Situation, in welcher allgemein ein spezielles Interesse an der Beachtung der Regierung besteht, welches das gewöhnliche Interesse an einem friedlichen Zusammenleben in den Schatten stellt, und dieses wiederum besteht nur, wenn eine äußere Bedrohung die Bürger zu koordinierter Zusammenarbeit zwingt.

Ein solcher Zustand ist aber auslaugend und schwächt die Bürger also, beziehungsweise belastet sie, so daß sie nach fortgesetztem Ausnahmezustand nur noch kriechen, während andere Bürger im Normalzustand an ihnen vorbeiziehen.

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24. März 2022

Die seelenteilerneuernden Herrschaftsformen und ihre Regierungsbeziehungen

Dieser Beitrag beschäftigt sich zum einen mit der inneren Logik des I Chings und zum anderen mit einer genaueren Erfassung der Erscheinungsbilder der seelenteilerneuernden Herrschaftsformen, also der Herrschaft der Unvernunft, Rücksichtslosigkeit oder Abgemessenheit.

Beginnen wir mit der folgenden Beobachtung. Bei den Zeilen des oberen Trigramms der Hexagramme des I Chings handelt es sich im Falle
  • der umgebenden Lust um die institutionalisierte Durchsetzung der Herrschaft,
  • der umgebenden Achtung um die institutionalisierte Direktion der Herrschaft und
  • der umgebenden Sorge um den institutionalisierten Rat der Herrschaft,
wobei
  • die Mitglieder der Durchsetzung in der Regierungsbeziehung des Siegers zum Duldenden stehen,
  • jene der Direktion in der der Direktion zum Gehorsamen und
  • jene des Rates in der des Herren zum Diener.
Wenn nun eine Zeile in den Trigrammen einer der genannten Herrschaftsformen Fülle anzeigt, so spielt die entsprechende Institution eine Rolle in der entsprechenden Herrschaft, mit anderen Worten also
  • Durchsetzung und Direktion in jener der Unvernunft,
  • Durchsetzung und Rat in jener der Rücksichtslosigkeit und
  • Direktion und Rat in jener der Abgemessenheit.
Allerdings sind die Beziehungen der jeweiligen beiden Institutionen zu einander von ganz unterschiedlicher Art. Zunächst einmal gibt es die innerstaatlichen hierarchischen Beziehungen unter der Herrschaft der Rücksichtslosigkeit und Abgemessenheit. In der Herrschaft der Rücksichtslosigkeit
  • konkurrieren Räte mit einander um die Rolle des Herren über die Durchsetzung, und
  • die Durchsetzung teilt entsprechend den gemeinsamen Willen der Diener des siegreichen Rates und beherrscht zugleich die duldenden Bürger als Sieger.
Würden die Räte hier nicht mit einander konkurrieren, sondern täte es die Durchsetzung, so wäre der Einfluß der Durchsetzung auf die Herrschaftsform vernachlässigbar. Und in der Herrschaft der Abgemessenheit
  • teilen die Räte einen gemeinsamen Willen und beherrschen die Direktion als deren Herren, und
  • die Direktion ist mit der persönlichen Lage der gehorsamen Bürger verbunden, welche sie beherrscht (sowie das implizierte Übrige).
Bei der Herrschaft der Unvernunft hingegen verhält es sich grundlegend anders: Hier entscheiden außerstaatliche Impulse den Wettstreit zwischen Durchsetzung und Direktion ium die Herrschaft über die Bürger,
  • behemothische begünstigen die Durchsetzung und
  • leviathanische die Direktion,
so daß die Bürger je nach Staatslage dulden oder gehorchen, beides aber auf subtile Art, also
  • dulden, indem sie ihren eigenen Mehrheitswillen dulden, und
  • gehorchen, indem sie die gewachsene Angebotsauswahl annehmen.
Der Grund für die so variierenden Beziehungen liegt in der jeweils fehlenden Gestaltungskraft:
  • Wird der Staat nicht als Ordnung betrachtet, so wird seine Gestaltung äußeren Impulsen überlassen,
  • nicht als Beteiligendes betrachtet, so müssen seine Bürger ihn zwangsläufig dulden, und
  • nicht als Verantwortliches, so gehorchen.
Über die Herrschaftsformen der Seelenteile wird mit diesem also nichts gesagt, denn die Herrschaft eines Seelenteils bedeutet nicht, daß der Staat nicht den übrigen gemäß betrachtet wird.

Damit hätten wir die begriffliche Vorbereitung für die Betrachtung der inneren Logik des I Chings abgeschlossen. Als nächstes wenden wir uns den Erscheinungsbildern und damit konkreten Hexagrammen zu. Was folgt, ist eine Analyse der Stationen der Karriere des jeweils unteren und oberen Trigramms des sich einem Seelenteil Verschriebenhabenden, wie er sich anfangs unter der jeweiligen Herrschaft fühlt, und wie er letztlich auf sie einwirkt.
See
              
Berg
ablösend
             
fremd
Das Vorbild fördert die Gemeinsamkeit für einen neuen Herren zu Tage.
See
              
Abgrund
lindernd
             
übergangen
Der Leviathan zieht einen Unterdirektor heran.
See
              
Donner
renovierend
             
herausgefordert
Der Behemoth baut einen Siegerkonkurrenten auf.
Feuer
              
Berg
verwertet
             
herausgefordert
Das Vorbild zieht einen Herrenkonkurrenten heran.
Feuer
              
Abgrund
ablösend
             
zurechtgewiesen
Der Leviathan stiftet die Verbundenheit für eine neue Direktion.
Feuer
              
Donner
repräsentierend
             
abgerichtet
Der Behemoth baut einen Mitsieger auf.
Wind
              
Berg
renovierend
             
überwältigt
Das Vorbild zieht einen Mitherren heran.
Wind
              
Abgrund
repräsentierend
             
eingenommen
Der Leviathan zieht einen Unterdirektor heran.
Wind
              
Donner
ablösend
             
herausgefordert
Der Behemoth überwindet den Widerstand gegen neue Herren.

Als nächstes fragen wir, was an Fundamentlegung interessierte Bürger, also solche, welche irgendetwas an ihrer Ermächtigung, ihren Partnerschaften oder ihrer Moral zu verbessern haben, von Institutionen zu erwarten haben, deren Mitglieder auf die obige Weise geformt wurden, und erhalten, daß von
  • der renovierenden Durchsetzung Chancen zu erwarten sind,
  • der lindernden Direktion Verachtung,
  • der repräsentierenden Durchsetzung Verdonnerung,
  • dem verwerteten Rat Verirrung,
  • der repräsentierenden Direktion Einordnung und
  • dem renovierenden Rat Auflagen,
und überprüfen diese Vorhersage, indem wir die entsprechende Zeile des oberen Trigramms der entsprechenden Hexagramme des I Chings betrachten, also in der gleichen Reihenfolge wie eben
  • die vierte Zeile der Hexagramme 58, 49 und 28,
  • die fünfte Zeile der Hexagramme 58, 49 und 28,
  • die vierte Zeile der Hexagramme 38, 30 und 50,
  • die sechste Zeile der Hexagramme 38, 30 und 50,
  • die fünfte Zeile der Hexagramme 53, 59 und 42 und
  • die sechste Zeile der Hexagramme 53, 59 und 42.
Ich möchte sagen, daß es doch sehr stimmig ist.

Zur praktischen Anwendung folgendes: Dem Internet wurde von unserer Durchsetzung die Chance gegeben, sich frei zu entfalten, ebenso wie der künstlichen Intelligenz, seine freie Entfaltung im Sinne unserer Regierungen zu beschränken. Anstatt sich zu überlegen, wie die Dinge zu gestalten wären, läßt die Unvernunft schlicht jeden machen, was er kann, jede Technik anwenden, und hofft, daß sich daraus auf natürliche Weise ein Gleichgewicht einstellt; ein Machtgleichgewicht, wohlgemerkt.

Einstweilen setzt nur der Unvernünftige die künstliche Intelligenz ein, und wir sehen ihre Früchte an ihm: Größenwahn und Aggressivität, begünstigt noch durch den Realitätsgebundenheitsverlust eines Fiatgeldsystems, wie es Karl Marx ganz zutreffend beobachtet hat, also daß mit steigender Rendite die Skrupel schwinden. Aber wenn sich die künstliche Intelligenz noch weiter entwickelt, wird auch der Vernünftige sie einsetzen, weil er nicht mehr auf sie verzichten kann. Mit anderen Worten haben wir jetzt die letzte Chance, uns über sie zu entsetzen.

Aber unsere Direktion betrachtet ihr Handeln als Linderung, und jede Kritik also als Barbarei. Und um auch hier den praktischen Aspekt zu betonen (denn was hinsichtlich der Systemfrage zu tun ist, ist klar, nämlich die Staatsordnung wieder in Ehren zu halten): Je mehr eine Direktion zu sagen hat, desto weniger achtet sie auf die Interessen der Bürger, weshalb es im eigenen Interesse liegt, mächtigen Direktionen aus dem Weg zu gehen, aber das erwähnte ich in gewisser Weise ja auch schon, wenn nicht gar schon viel früher (vor mehr als sieben Jahren).

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21. März 2022

Zur Erzeugung gesellschaftlicher Unsicherheit

Von den Ordnungen, Ermächtigung, Anhaltung (im folgenden Partnerschaften genannt, da es in diesem Beitrag gerade nicht um die Kernordnungen geht und Anhaltung doch sehr eigenwillig ist) und Glaube (im folgenden Moral genannt, weil dieser Beitrag das Transzendente nicht streift), ist die Moral von Natur aus am konstantesten, doch wenn die gesellschaftliche Unsicherheit über das Maß dessen, was der natürliche Wandel der Ermächtigung und Partnerschaften hervorruft, hinaus gesteigert werden soll, kann dies nur durch variierende Moralverzerrungen geschehen.

Mithin gibt es zwei verschiedene Formen erzeugter Unsicherheit,
  • unsichere Ermächtigung in folge variierender quasimoralischer Fähigkeiten und
  • unsichere Partnerschaften in folge variierender quasimoralischer Beziehungen,
welche die Lageeinschätzung beeinträchtigen,
  • variierende quasimoralische Fähigkeiten führen zu einer auslotenden Lageeinschätzung und
  • variierende quasimoralische Beziehungen zu einer abgebrühten.
Am Beispiel wird es deutlicher. Unvernünftige karrieristische Politiker betrachten es als Beförderung, wenn sie bestochen werden, und sind also ein nicht versagender Quell quasimoralischer Beziehungen, und wo sie an der Tagesordnung sind, etwa in den Vereinigten Staaten, sind die Bürger abgebrüht, also über die bestehenden Partnerschaften unsicher.

Und was die andere Form der Unsicherheit betrifft, liefert Deutschland ein gutes Beispiel, denn pharisäische Politikerhuren, um bei meiner Terminologie zu bleiben, haben es in ihrer Macht, Standards so zu setzen, daß mal diese und mal jene Fähigkeit über Gedeih und Verderb entscheidet, seien es die bereits erwähnten Abgaswertgrenzen oder die garantierte Stromabnahme von privat finanzierten Windrädern (es gab mal eine Zeit, in welcher der Staat Bauern für die benötigte Fläche entschädigt hätte, anstatt ihnen bei entsprechenden finanziellen Sicherheiten eine Karriere als Energiebauern anzubieten) oder die Wettbewerbsverzerrungen im Rahmen der Coronamaßnahmen, all dies muß zwangsläufig dazu führen, daß sich die Leute ständig Gedanken darüber machen, welchen Trick sie wohl vorführen könnten, um ein Leckerli zu erhalten, beziehungsweise ob sie für den gegenwärtigen auch morgen noch eines bekommen. [Ich gebe zu, daß eine freimütig Leckerlis verteilende Frau nicht gerade als Hure gedacht wird, aber bei Verkäufern im Tempel Gottes ist es die traditionelle Sicht, und vielleicht hilft der vorstehende Gedankengang ja auch dabei zu erkennen, warum, sind gesicherte gesellschaftliche Verhältnisse doch heilig.]

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20. März 2022

Moralverzerrungen

Die Aufgabe der Moral ist es, eine Verständigung über das Gewollte zu erreichen und auf dieser Basis das Gedurfte (Rechte und Pflichten) festzulegen und mittelbar durch es das Gekonnte (durch Einrichtung von Kooperationsweisen).

Verzerrt wird die Moral dadurch, daß Gedurftes und Gekonntes nicht auf der Basis des Gewollten bestimmt, sondern als quasimoralisch betrachtet wird und als Voraussetzung in die Moral eingeht. Eine durch quasimoralisches komplementierte Moral heiße übertrittig.

Konkret geht Gedurftes dadurch als Voraussetzung in die Moral ein, daß (gesellschaftliche) Beziehungen als gegeben betrachtet werden, und Gekonntes dadurch, daß Fähigkeiten als gegeben betrachtet werden. Wo dies geschieht, ist es üblicherweise so, daß es nicht möglich ist, der Moral ohne entsprechende Beziehungen oder Fähigkeiten gerecht zu werden, etwa wenn die Ausübung des eigenen Berufs davon abhängt, daß man einen Beamten kennt, welcher dafür sorgt, daß die einen betreffenden Vorschriften nicht kontrolliert werden (oder einen Abgeordneten, welcher dafür sorgt, daß die Vorschriften so gestaltet werden, daß sie einen nicht betreffen), oder wenn es unmöglich ist, ein zugelassenes Produkt herzustellen, wenn man nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist, weshalb die führenden Autohersteller auch nichts gegen niedrige Abgaswertgrenzen haben.

Menschen, welche einer übertrittigen Moral anhängen, werden vom moralisch Unverdorbenen instinktiv als solche erkannt, nämlich
  • wenn sie Fähigkeiten als quasimoralisch betrachten, als Besserwisser, welche, selbst wenn sie sich herablassen, einem zu einer Fähigkeit zu verhelfen, den Bezug der entsprechenden Fähigkeit zum eigenen Wollen übergehen, und
  • wenn sie Beziehungen als quasimoralisch betrachten, als Kungler, welche, selbst wenn sie sich herablassen, einem zu einer Beziehung zu verhelfen, den Bezug der entsprechenden Beziehung zum eigenen Wollen übergehen.
Ich hoffe, dies hilft bei der Evaluation der eigenen Lage.

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19. März 2022

Planvollzugsrollenbesetzungsgebuhle

Es gibt die folgenden drei Rollen beim Planvollzug:
  1. Zielbestimmung,
  2. Zweckerreichung und
  3. Schrittausführung.
Ziele werden nach ihrer Teuerheit bewertet, Zwecke nach ihrer Notwendigkeit und Schritte nach ihrer Schwierigkeit:
  • je schwieriger ein Schritt, desto mehr Mut erfordert seine Ausführung, und desto mehr Ruhm bringt sie,
  • je notwendiger ein Zweck, desto mehr Ernst erfordert seine Erreichung, und desto mehr Ehre bringt sie, und
  • je teurer ein Ziel, desto mehr Entfaltung erfordert seine Bestimmung, und desto mehr Würde bringt sie.
Wenn es also darum geht, die Planvollzugsrollen zu besetzen, ist es notwendig, die Teuerheit der Ziele, Notwendigkeit der Zwecke und Schwierigkeit der Schritte akkurat zu messen und die ihr jeweils gemäße Entfaltung, beziehungsweise den ihr jeweils gemäßen Ernst oder Mut auf sie zu verwenden, naheliegenderweise durch die Berücksichtigung der Würde, beziehungsweise der Ehre oder des Ruhms des Bewerbers bei der Rollenbesetzung.

Doch oftmals läuft es anders. Anstatt akkurat zu messen, werden die Maßstäbe bewußt verschoben, da wird etwas für
  • schwer erklärt, um den Mut zu senken und den Ruhm zu mehren, oder
  • leicht erklärt, um den Mut zu heben und den Ruhm zu mindern,
  • notwendig erklärt, um den Ernst zu heben und die Ehre zu mehren, oder
  • überflüssig erklärt, um den Ernst zu senken und die Ehre zu mindern,
  • teuer erklärt, um die Entfaltung zu fördern und die Würde zu mehren, oder
  • wertlos erklärt, um die Entfaltung zu blockieren und die Würde zu mindern,
und dies bezeichne ich also als das Planvollzugsrollenbesetzungsgebuhle, wie wir es alle aus dem Kindergarten, sowie von den ihm nicht Entwachsenen kennen.

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18. März 2022

Die Beziehungen zwischen Herrschaften und Gestaltungskräften

Das Championverhältnis im vorigen Beitrag verdient es, genauer betrachtet zu werden. Zwei Fragen stellen sich:
  1. Was macht eine Herrschaftsform zum Champion einer Gestaltungskraft? und
  2. Was erhofft sich eine Herrschaftsform von einer Gestaltungskraft?
Für die Herrschaften der Seelenteile stellen sich die Fragen nicht, bleiben also nur die Herrschaften der Erneuerung der Seelenteile zu betrachten. Beginnen wir mit der zweiten Frage.

Die Herrschaft der Unvernunft (der Opportunisten) erhofft sich von Leviathan und Behemoth Ersatz für die fehlende Staatsräson, vom Leviathan Wohlstand und vom Behemoth Sicherheit, und das sind die sie beherrschenden politischen Strömungen: Karrierismus und Populismus.

Die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit erhofft sich von Vorbild und Behemoth Ersatz für die fehlende Sittlichkeit, vom Vorbild Inspiration und vom Behemoth Bodenständigkeit, und das sind die sie beherrschenden politischen Strömungen, zu eifern und herauszufordern.

Die Herrschaft der Abgemessenheit (der Pharisäer) erhofft sich von Vorbild und Leviathan Ersatz für den fehlenden Vertretungsanspruch, vom Vorbild Rechtfertigung und vom Leviathan Partner, und das sind die sie beherrschenden politischen Strömungen, zu frömmeln und zu huren.

Und damit haben wir auch schon weitgehend die Antwort auf die erste Frage:
  • Die Opportunisten werden durch Karrierismus zum Champion des Leviathans und durch Populismus zum Champion des Behemoths,
  • die Rücksichtslosen durch Herausforderung zum Champion des Behemoths und
  • die Pharisäer durch Hurerei zum Champion des Leviathans,
wohingegen Leviathan und Behemoth die jeweils andere politische Strömung verschmähen, also
  • der Leviathan Populismus und Frömmelei und
  • der Behemoth Karrierismus und Eiferei
- nur das Vorbild bestimmt seine Champions auf andere Weise. Als Beweis mag Jesus Christus selbst dienen, welcher in Bezug auf die Frömmelei sagt: Warum übertretet denn Ihr Gottes Gebot um Eurer Aufsätze willen? und in Bezug auf die Hurerei:: Tragt das von dannen und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause!

Entscheidend für das Vorbild ist nicht die politische Strömung, sondern der Zustand des zu erneuernden Seelenteils, welcher sich durch die Überwindung der erneuernden Herrschaft erneuert, denn im Einklang mit der Herrschaft
  • der Unvernunft stirbt die Sorge und die Menschen werden verkommen,
  • der Rücksichtslosigkeit die Achtung und die Menschen werden überheblich und
  • der Abgemessenheit die Lust und die Menschen werden apathisch.
Und also ist
  • die Rücksichtslosigkeit der Champion des Vorbilds, so lange die Ehrfurcht die Überheblichkeit überwiegt, und
  • die Abgemessenheit sein Champion, so lange der Ungestüm die Apathie überwiegt,
womit so ziemlich alles zur Gegenwart und jüngeren Geschichte gesagt wäre.

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Zur Entwicklung des Staates unter den Herrschaftsformen des I Chings

Wir betrachten den Staat wiederum als Ordnung, Beteiligendes und Verantwortliches und fragen, wie sich Ordnungsgestaltung, Normentwicklung und Willensvertretung in ihm auswirken, wobei wir
  • das Vorbild als Sinnbild der Ordnungsgestaltung wählen,
  • den Leviathan als Sinnbild der Normentwicklung und
  • den Behemoth als Sinnbild der Willensvertretung.
Außerdem verwenden wir wieder die folgenden Wappentiere für die Herrschaftsformen.

Herrschaft der Sorge


Herrschaft der Achtung


Herrschaft der Lust


Herrschaft der Unvernunft (Opportunität)


Herrschaft der Rücksichtslosigkeit


Herrschaft der Abgemessenheit (Pharisäertum)


Das Verhältnis einer Herrschaftsform zu Vorbild, Leviathan oder Behemoth unterteilen wir in vier Klassen:
  • Verkörperung,
  • Champion (im Sinne eines geschätzten Werkzeugs),
  • Desinteressiert und
  • Immun.
Behemoth
Verkörperung:
Champion:
Desinteressiert:
Immun:

Leviathan
Verkörperung:
Champion:
Desinteressiert:
Immun:

Vorbild
Verkörperung:
Champion:
Desinteressiert:
Immun:

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17. März 2022

1788

I'm operating under the assumption that the Catholic Church sticks to a strict timetable, control over Europe by 1813, control over the world reserve currency by 1913, and so it is only logical that the French Revolution should have started in 1788, 25 years after the Treaty of Paris.

Well, in a way it did. But looking through Wikipedia's page on 1788, I found some other remarkable events.

Firstly, sticking to the Treaty of Paris, in October 1788 George III fell mentally ill.

Secondly, according to my theory on the psyche's effect on the weather, fear leads to cold weather, the best example of which being the Russian winter of 1941. Interestingly, France was graced with two such events in 1788:
  • on the 13th of July a hailstorm swept across France with hailstones as big as quart bottles that took three days to melt and
  • starting November 25, a cold record was set with the temperature staying below freezing point for 50 consecutive days.
Thirdly, and most characteristically in view of the current medical ethics, from April 13 to April 15, when only six states had joined the United States, and before the state of New York had done so, America's first recorded riot broke out among the residents of Manhattan, who got angry about grave desecrators digging up corpses for doctors to dissect.

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Zurückkehrende und aufbrechende Seelenteilerneuerung

Die vorigen beiden Beiträge lassen sich verbinden.

Die Abfolge der Herrschaftsformen im Laufe des Glaubenszykels hängt von dem ihn durchlaufenden Volk ab. Bei den indogermanischen Völkern (Gestimmte und Fordernde) lautet sie:
  1. Herrschaft der Sorge,
  2. Herrschaft der Rücksichtslosigkeit,
  3. Herrschaft der Achtung,
  4. Herrschaft der Unvernunft,
bei den semitischen Völkern (Gestimmte und Erregte):
  1. Herrschaft der Sorge,
  2. Herrschaft der Abgemessenheit,
  3. Herrschaft der Lust,
  4. Herrschaft der Unvernunft,
und bei den tibeto-japanischen Völkern (Fordernde und Erregte):
  1. Herrschaft der Rücksichtslosigkeit,
  2. Herrschaft der Achtung,
  3. Herrschaft der Abgemessenheit,
  4. Herrschaft der Lust.
Die Herrschaften der Lust, Achtung und Sorge folgen jeweils auf die zugehörige Herrschaft der Erneuerung ihres Seelenteils, also
  • die der Lust auf jene der Abgemessenheit,
  • die der Achtung auf jene der Rücksichtslosigkeit und
  • die der Sorge auf jene der Unvernunft,
aber dabei kommt es entweder zu einem Aufbruch, welcher die vorige Herrschaft übertrifft, oder zu einer Rückkehr, welche die vorige Herrschaft verwirft, das heißt, damit der Glaubenszykel, beziehungsweise der Zykel der Zeitalter, fortschreiten kann, muß es stets zu einem Aufbruch kommen, aber nicht alle beteiligen sich an ihm, und jene, welche es nicht tun, stehen vor der Wahl, entweder offen zurückzukehren oder Mimikry zu betreiben und innerlich zurückkehrend äußerlich im Aufbruch mitzuschwimmen. Außerdem gilt das über Aufbruch und Rückkehr Gesagte auch dann, wenn die betroffenen Herrschaften gar nicht Teil eines Glaubenszykels sind, wie etwa beim real existiert habenden Sozialismus, wo die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit nicht aus der Herrschaft der Vernunft hervorgegangen ist, aber dennoch aus ihrer inneren Dynamik auf die Herrschaft der Achtung zustrebt (es handelt sich allerdings um einen entarteten Fall, weil die allgemeine Theorie, wie wir im Anschluß sehen werden, hier stets eine Rückkehr vorschreibt. Freilich, die Vergangenheit läßt sich stets umdeuten und in neue Bezüge zur Gegenwart bringen, und so ließe sich der real existiert habende Sozialismus etwa auch als Versuch, bestimmte christliche Tugenden zu etablieren, deuten, aber faktisch wäre das eine Rückkehr und kein Aufbruch auf seinem Fundament).

Das Ziel der Herrschaft
  • der Unvernunft war ursprünglich als Fundamentlegung für die Sorge bezeichnet worden, und nach dem vorigen Beitrag kann es auch als neue Staatsräson oder staatliche Ordnung bezeichnet werden,
  • der Rücksichtslosigkeit ursprünglich als Fundamentlegung für die Achtung (oder neuer Mensch), und kann nun also auch als neue Sittlichkeit oder Normentwicklung bezeichnet werden, und
  • der Abgemessenheit ursprünglich als Fundamentlegung für die Lust, und kann nun also auch als neuer Vertretungsanspruch oder neue Willensvertretung bezeichnet werden,
und diese Ziele tatsächlich zu verwirklichen, kennzeichnet das Übertreffen der entsprechenden Herrschaft und den Aufbruch unter der folgenden Herrschaft.

Nun läßt sich aber nichts generieren, es sei denn durch die Befolgung des generativen Zykels eines Zeitalters, und somit beschreibt der vorletzte Beitrag gerade Rückkehr und Aufbruch nach der ersten seelenteilerneuernden Herrschaft in einer der drei Abfolgen der Herrschaftsformen, also daß der Aufbruch nach einer solchen Herrschaft gerade dadurch zu Stande kommt, daß die Beherzigung eigenständig (nach eigenem Gutdünken) vollzogen wird, wodurch sich ihr Ziel nur verwirklichen läßt.

Konkret geht es in unserem Zeitalter dabei um die Reformation oder darum, wie es in der Offenbarung heißt, daß
Und da es das fünfte Siegel auftat, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie schrieen mit großer Stimme und sprachen: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächest unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weißes Kleid, und ward zu ihnen gesagt, daß sie ruhten noch eine kleine Zeit, bis daß vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch sollten noch getötet werden gleich wie sie.
oder auch
Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satanas los werden aus seinem Gefängnis. [Ich vertrete, um es hier noch einmal ausdrücklich zu sagen, eine zyklische Sicht hinsichtlich der tausend Jahre der Heiligen und der Freiheit des Teufels.]
Genauer gesagt wurde die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit im Mittelalter durch die zurückkehrende Herrschaft der Achtung der Renaissance überwunden, welche indes, gleich Sigmund Freud später, die christliche Verheißung verwarf, was eben zu den Böhmischen Brüdern und der Reformation als ihren Verteidigern führte, und nachdem sich England 1763 durchsetzte, entschied sich Frankreich, wie schon die Juden nach der letzten Zerstörung des Tempels, Mimikry zu betreiben und zu diesem Zweck seine eigene Revolution zu veranstalten, wohingegen Spanien etwa offen zu einem älteren christlichen Verständnis zurückkehrte.

Also heiße der Aufbruch nach der ersten seelenteilerneuernden Herrschaft in der Abfolge der Herrschaftsformen der freiheitliche Aufbruch. Der Aufbruch nach der zweiten solchen Herrschaft ist offenbar der Aufbruch in ein neues Zeitalter, und so heiße er auch, oder eben der heilige Aufbruch, und nur durch ihn läßt sich deren Ziel erreichen (im Falle der tibeto-japanischen Abfolge sollte sein letzterer Titel allerdings nicht verwendet werden, denn die heilige Korrektur erfolgt dort erst nach der Herrschaft der Lust, wie im Hexgramm Donner über Feuer beschrieben.)

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16. März 2022

Zur Auswirkung der staatlichen Verfehlung der Lebensziele auf die bürgerliche Haltung

Es ist zunächst ein wenig Theoriebildung zu betreiben, bevor wir zum Gegenstand des hiesigen Beitrags vorstoßen können.

Es gibt drei Arten der Haltung, nämlich
  • die das Erfassen regelnde Begrifflichkeit,
  • das das Wählen regelnde Vorziehen (oder auch die es regelnden Prioritäten)  und
  • das das Anlegen regelnde Verfahren,
welche auf die kanonische Weise mit den Lebenszielen in Beziehung stehen:
  • Wir arten uns dadurch, daß unser (subjektiver) Glaube unsere Begrifflichkeit formt,
  • wir werden dadurch eingezogen, daß unsere Vorliebe unsere Prioritäten formt, und
  • wir gestalten unseren Lebenskreislauf dadurch, daß unser Gewissen unser Verfahren formt.
Weiterhin besitzen unsere Sprachen Begriffe, welche das Vorliegen der drei Haltungsarten betreffen:
  • Eine Expertise wird dadurch erlangt, eine Begrifflichkeit anzunehmen,
  • eine Rolle dadurch gespielt, ein Vorziehen anzunehmen, und
  • eine Technik dadurch erworben, ein Verfahren anzunehmen,
und entsprechend führen
  • Expertisen zu Artungen,
  • Rollen zu Eingezogenheiten und
  • Techniken zu Lebenskreisläufen.
Da wir Rollen mitunter situationsabhängig wechseln, gibt es außerdem den Begriff der Norm, welcher die Regelung des gesellschaftlichen Wählens durch situativ erlaubte Rollen beschreibt, und uns also erlaubt, den Begriff rollengemäß (feste Rolle) durch den Begriff normentsprechend (situativ passende Rolle) zu verallgemeinern.

Verfahren beruht auf Vorziehen und der Begrifflichkeit, Vorziehen nur auf der Begrifflichkeit und die Begrifflichkeit auf nichts sonst. Es ergibt also einen genau bezeichneten Sinn, wenn wir etwa von einem normierten Verfahren sprechen, nämlich daß das Vorziehen, auf welchem das Verfahren beruht, einer Norm entspricht.

So, und jetzt ändern wir den Ton, denn dieser Beitrag beschäftigt sich weder mit Maschinenbau, noch Verfahrenstechnik.

Ein Staat läßt sich auf drei Weisen betrachten:
  • als Ordnung,
  • als Beteiligendes und
  • als Verantwortliches,
und in sofern er
  • Ordnung ist, wird er zum Ausdruck unseres (subjektiven) Glaubens,
  • Beteiligendes ist, Ausdruck unserer Vorliebe, und
  • Verantwortliches ist, Ausdruck unseres Gewissens,
und damit läßt sich davon reden, daß er unsere Lebensziele verfehlt, nämlich wenn sie von ihm übertönt werden. Übertönt wird
  • der (subjektive) Glaube aber durch den sorglosen (opportunistischen) Bedacht,
  • die Vorliebe durch das mißachtende Verständnis und
  • das Gewissen durch die lustlose (mißgünstige) Aufmerksamkeit,
und dies kennzeichnet die Herrschaften zur Erneuerung der Seelenteile, also
  • der sorglose Bedacht die Herrschaft der Unvernunft,
  • das mißachtende Verständnis die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit und
  • die lustlose Aufmerksamkeit die Herrschaft der Abgemessenheit (der Pharisäer).
Es gilt aber auch folgendes: In sofern wir einen Staat als
  • Ordnung anstreben, streben wir eine Staatsräson an,
  • Beteiligendes anstreben, streben wir Sittlichkeit an, und
  • Verantwortliches anstreben, streben wir seinen Vertretungsanspruch (daß er uns vertreten möge) an,
und wenn nun unsere Lebensziele vom Staat verfehlt werden, so deshalb, weil
  • die Herrschaft der Unvernunft die Staatsräson aufhebt,
  • die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit die Sittlichkeit und
  • die Herrschaft der Abgemessenheit den Vertretungsanspruch.
Auch besteht eine Verbindung zu den Handlungsstrategien, denn
  • als Ordnung wird der Staat von einer zur andern gelenkt,
  • als Beteiligendes seine sich wandelnden Normen im Rahmen allgemeiner Sittlichkeit entdeckt und
  • als Verantwortliches die sich wandelnden Willen seiner Bürger nutzbar gemacht,
und wenn die Herrschaft Staatsräson, beziehungsweise Sittlichkeit oder Vertretungsanspruch aufhebt, so wird die entprechende Handlungsstrategie aufgegeben, und das vermindert nicht nur die Gnade des entsprechenden Teils der Haltung der Bürger durch die erwähnte Übertönung, also
  • die Aufhebung der Staatsräson die aus der Gnade der Einsicht des (subjektiven) Glaubens hervorgehende Begrifflichkeit,
  • die Aufhebung der Sittlichkeit die aus der Gnade der Einsicht der Vorliebe hervorgehenden Prioritäten und
  • die Aufhebung des Vertretungsanspruches das aus der Gnade der Einsicht des Gewissens hervorgehende Verfahren,
sondern es wirkt sich direkt und indirekt auch auf die übrigen Teile der Haltung der Bürger aus, und zwar wie folgt: Die Aufhebung
  • der Staatsräson führt direkt zu saisonalem (nur der Saison verhaftetem) Vorziehen und autonomem (nur die eigenen Belange betreffendem) Verfahren,
  • der Sittlichkeit führt indirekt zu eigentümlicher (da an freier gesellschaftlicher Positionierung gehindert) Begrifflichkeit und direkt zu normiertem (da die Norm in Abwesenheit von allgemeiner Sittlichkeit feststeht) Verfahren und
  • des Vertretungsanspruchs führt indirekt zu theoretischer (durch vermittelte Expertise bei fehlendem eigenständigen Anlegen) Begrifflichkeit und rollengemäßem (durch vermittelte Rollen bei fehlendem eigenständigen Anlegen) Vorziehen.
Wo immer die Pharisäer mächtig sind, etwa an Universitäten, gibt es große Mißgunst, im Beispiel allgemein gegenüber den Bornierten, und wo die Rücksichtslosen herrschen, große Geringschätzung. Doch insgesamt dominiert weiterhin der sorglose Opportunismus. Auf die Herrschaft der Unvernunft folgt naturgemäß die Herrschaft der Sorge, und um der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen, müssen uns Mißgunst und Geringschätzung fremd sein: Nur so finden wir wieder ein Dach über unserem Kopf, unter welchem wir Frieden finden.

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14. März 2022

Zum Wandel von Grobheit und Beschränktheit zur Beliebigkeit

Es bestehen etliche Beziehungen zwischen meinen jüngsten Beiträgen, welche über das im vorigen Beitrag Gesagte hinausgehen, und welche ich hier einmal schematisch angeben möchte.


selbständig unselbständig
alt grob



beschränkt
fanatisch
verantwortungs-
übernehmend


sardonisch
verantwortungs-
übernehmend
vertrauens-
selig

beherzigend

kuschend
beherzigend



|
verschlossen
wegstehlend

|
eigenständig
anerkennend,
unterstützend,
gewährend
|
V
neu beliebig resigniert
sich (i.w.S.)
ausliefernd
begeisterbar
verantwortungs-
übernehmend

Et voilà! Die Geschichte Deutschlands und des Ringens der katholischen und protestantischen Kirchen, wobei die Jesuiten seit der französischen Revolution, aber mehr noch seit dem Zweiten Weltkrieg, versuchen, Resignation und irre Begeisterung anzufachen, aber manche haben eben genug von Fanatis- und Sardonismus, wiewohl sich deren Wiederkehr in anderem Gewande nicht verhindern lassen wird.

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13. März 2022

Ungnädige haltungsformende Kräfte

Die Klassifikation der unbegnadeten Haltungen in beliebige, grobe und beschränkte, sowie die Reaktionen auf sie durch Unverbindlichkeit, beziehungsweise Verschlossen- oder Verstohlenheit, wirft die Frage auf, welche Kräfte sie formen.

Nun, die eigene Haltung gleicht in gewisser Weise einer Eisscholle, auf welcher wir stehen. Bei den Formen der Haltungsverhaftung, Grobheit und Beschränkung, gerät diese Eisscholle mit den Verhältnissen in Konflikt, und wenn man die Weise bedenkt, wie sie es jeweils tut, erkennt man, daß
  • Schübe zu Grobheit und Verschlossenheit führen und
  • Aufpralle (Fehlschläge) zu Beschränkung und Verstohlenheit.
Bei der Beliebigkeit ist es weniger offensichtlich, was sie erzeugt, aber wenn einem die Gnade der Einsicht nicht zuteil wird, so muß man wohl einen unauflösbaren Zwiespalt empfinden, und praktisch bedeutet das wohl, daß sich die eigene Haltung langsam von den Verhältnissen loslöst, was also zu Beliebigkeit und somit Unverbindlichkeit führt.

Einen Fall einer solchen Loslösung habe ich bereits betrachtet, nämlich daß der (im Glaubenszykel) voranschreitende Schub eines Zeitalters die es Ordnenden zunehmend gröber werden läßt und diese Grobheit das Pflichtverständnis der zu ihm Beitragenden sukzessive von der Verwirklichung des gemeinsamen Schicksals loslöst und damit die Haltung der sich ihrer Pflicht im Leben Bewußten von den Verhältnissen, und andere wirklich vergleichbare Fälle lassen sich nicht recht denken, ohne daß ich an dieser Stelle tiefer in die psychologischen Gründe dessen einsteigen möchte (Unterwerfung unter das Gemeinwohl).

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12. März 2022

Die Formen der Zuwiderheit fremder Haltungen

Ich hatte mich im drittletzten Beitrag auf einen letztgültigen Standpunkt gestellt, wonach sich jeder selbst richtet und die Gnade der Einsicht jedem äußeren Versuch, sie zu ersticken, trotzt. Aber bevor wir zur Klarheit aller Dinge gelangen, wird jeder von anderen gerichtet und seine Einsicht vor Probleme gestellt, wie ja auch in Aschenputtel geschildert.

Also betrachten wir nun den Lebensweg und in wiefern einem die Haltungen anderer zuwider sind. Die Fälle sind dieselben, Beliebigkeit und Verhaftetheit in Form von Grobheit und Beschränktheit: Erscheint uns die Haltung eines anderen
  • beliebig, so sind wir abgestoßen und reagieren unverbindlich,
  • verhaftet, so hält sie uns an, erscheint sie uns genauer gesagt
  • grob, so fühlen wir uns verdrängt und reagieren verschlossen, und
  • beschränkend, so angebunden und reagieren verstohlen.
Während letzteres wiederum Aschenputtels Situation ist, beschreibt das Vorletzte die Situation der so genannten inneren Emigranten, und Beispiele der eigenen Unverbindlichkeit kennt wohl jeder. So manche Beurteilung fremder Haltungen ist natürlich falsch, aber ebenso natürlich ist davon auszugehen, daß, wenn Haltungen tatsächlich beliebig, grob oder beschränkt sind, sie von Manchen auch so empfunden werden, und insbesondere von mit Einsicht Begnadeten. Wie ich im vorletzten Beitrag schrieb: Die Durchsetzung des Wahren gegen das Falsche ist ein unscheinbares Handlungselement in Geschichten, aber in der realen Geschichte weit dramatischer, so daß jeder sich nur recht gut überlegen möge, wie er der Brandung standhält.

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The Art of Railroading

9. März 2022

Craving and coping or respecting the human spirit

I was wondering, why I was writing the last post only now. And then I was listening to E.L.O.'s very disco Discovery album and therein lies the answer.

In 1980, one year after the album came out, I stayed with my family (well, I was six years old then) in a hotel by  the beach on Mallorca that was filled with Swedish tourists and had not only its own pool where I broke off the left corner of my right front tooth while diving, but also its own disco which made it somewhat difficult to sleep at night.

The grandezza of the people! The grown-ups certain in their affairs, taking life lightly, the Swedish kids arrogantly awaiting to join their ranks. I was only a little disturbed.

Fast forward twelve years and I was positively repelled by the arrogance of the career students. If you grew up like me in the '80s the older generation was dangling the promise of total control over life in front of your nose and many of my generation went for it, but I understood with 18 years that you shouldn't crave a spirit that you can't cope with, that what is promised to the people has to be paid by the people.

Hence my ensuing interest in computers as the means to break the promise, to leave a generation striving for total control totally controlled. As long as I didn't see proof of the latter I just pushed the issue to the back of my mind, thinking that it isn't me who's holding the bet that it doesn't come to fruition: If someone boards a ship, it's his to steer.

Of course, I'm no more a friend of being controlled, than I am of controlling others, but I always looked at the whole thing as a shadow walking amongst men, something that told me into what kind of story I was born, and precisely because people thought so little of it, I thought so little of them that - there is no other way to put it - I was waiting for the director to stage his play.

After all, there are only people. What can come from them? The shadows walk in blind spots and once they're caught with their suggestions in the light of day they dissipate. But what's nothing in story time is quite dramatic in real time.

Just don't forget that there is story time, an overarching sense to our experience. Believe that the understanding you've been given is not a tool to help you move rocks, but that it exists to capture the reflection of the divine intent behind your self.

If you can. If you have insight. Take responsibility for this form of human existence, for respecting the human spirit as an extension of the divine, pray for a path for it to continue to exist, and fear nothing from those who hurl empty forms at you, although you may want to avoid the latter: What will save us cannot be known, but it can be pursued and brought about, and since it is so it cannot be taught, but the student has to take his vows on his own accord.

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Die Gnade der Einsicht im Anblick ihres Mangels

Ich erwähnte vor kurzem Aschenputtels soziale Situation, und auch sonst beschäftigen die Haltungen meiner Mitmenschen mein Herz. Es ist in gewisser Weise unerklärlich, daß ich diesen Beitrag nicht schon früher geschrieben habe, denn er basiert schlicht auf dem Mechanismus der Haltungsannahme, welchen ich seit mehr als 10 Jahren kenne, und ist darüberhinaus ausgesprochen nützlich: Ich kann nur annehmen, daß erst die Tragik des Heranreifens mich von seinem Gewicht überzeugt hat.

Wenn wir etwas einsehen, passen wir unsere Haltung an diese Einsicht an. Aber bisweilen müssen wir Entscheidungen treffen und zugehörige Haltungen annehmen, ohne uns dabei auf eine Einsicht stützen zu können, welche die Lage klärte. Und also können wir uns ohne näher bestimmte Gründe dazu zwingen, eine Haltung anzunehmen. Das ist die Beliebigkeit der Haltung.

Gleichzeitig reagiert unser ganzes Wesen auf die Haltung, welche wir, aus welchem Grund auch immer, angenommen haben, indem sie unsere Stimmung bestimmt, weshalb wir eine Haltung nicht einfach, nicht als bloßes intellektuelles Experiment annehmen können. Das ist die Einzigkeit der Haltung, sie existiert nicht gleich Plänen in Schubladen, sondern als das Gerüst unseres Verhaltens, welchem wir uns gleich Treibgut, Flößen oder auch Ozeanriesen auf hoher See anvertrauen.

Aus letzterem Grunde verachte ich Oscar Wilde dafür, daß er Rodion Raskolnikoffs theoretisch begründeten, aber letztlich einsichtslosen Mord genommen und in Dorian Gray's Ausschweifungen verwandelt hat, denn während es nicht a priori klar ist, daß sich die Gesellschaft nicht dadurch verbessern ließe, reichen Witwen ihr Geld zu nehmen und es anderen Zwecken zuzuführen, ein Gedanke, welchen Alfred Hitchcock dann auch noch einmal in Shadow of a Doubt aufgegriffen hat (von Schopenhauers eher humoristischen Ausführungen zur indischen Witwenverbrennung ganz zu schweigen oder dem, was laut unserem Herren Jesus Christus die Pharisäer seit ehedem tun), ist es a priori klar, daß einen die eigene Stimmung nur erheben kann, wenn man auf ihrem Boden steht, womit sich Wilde's Roman um eine Ungeheuerlichkeit dreht, nämlich darum, daß jemand nicht wüßte, daß sein Urteil aus dem Frieden seiner Seele fließt, und wer wüßte das nicht?, wohingegen es bei Dostojewski und Hitchcock darum geht, dem einmal so zum Verwechseln ähnlich gewonnenen Urteil seinen weiteren Frieden notfalls aufzuopfern.

Doch genug der literarischen Abschweifung und hinüber zur realen Tragödie heute. Der Mangel an Einsicht zeigt sich auf drei Weisen unter meinen Zeitgenossen:
  • Beliebigkeit,
  • Grobheit und
  • Beschränktheit.
Beliebigkeit entspringt eben der Beliebigkeit der Haltung. Es handelt sich um Menschen, welche das Leben als Multiple Choice-Test betrachten, und sich nicht nur das Maul darüber zerreißen, welche Wahl ihre Mitmenschen getroffen haben - das tun wir alle, wenn wir jung sind, um potentiellen Paarungspartnern unsern Witz zu beweisen - sondern auch ihre Meinungen darüber austauschen, welche Wahl man selbst ergreifen sollte.

Grobheit entspringt der Einzigkeit der Haltung, indem eine einmal ergriffene Haltung, welcher die Stimmung ihren Segen gab, nicht weiter nuanciert wird, aus Furcht sie zu verlieren und keinen vergleichbaren Segen wiederzufinden. Hierunter fallen die Fanatiker des Schlages eines Raskolnikoffs. Die Gnade unseres Herren Jesus Christus sei mit uns allen, wenn wir das Gebot, unser Leben zu lassen, um es wiederzunehmen, beherzigen.

Und auch Beschränktheit entspringt der Einzigkeit der Haltung, indem beschränkte Menschen versuchen, die Verhältnisse, welchen ihre Haltung gewachsen ist, festzuzurren, um auf diese Weise den Segen ihrer Stimmung nicht zu verlieren, just wie Aschenputtels Stiefschwestern.

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7. März 2022

Zur Begründung der (Re-)Aktions- und Revisionsmuster und Handlungsstrategien

Die Beiträge Motivierende Gedanken und Planvollzugserwartungen haben mich auf eine Spur gebracht, welche es mir erlaubt, die doch sehr aus der Luft gegriffenen (Re-)Aktions- und Revisionsmuster und Handlungsstrategien zu begründen, und wie fast immer, wenn mir eine solche Begründung gelingt, muß ich auch in diesem Fall eine kleine Korrektur vornehmen.

Pläne folgen motivierenden Gedanken, und motivierende Gedanken drücken Willen aus. Also sollte es nicht weiter verwundern, wenn der Wille in den titelgebenden Mustern stets mit einem motivierenden Gedanken verbunden ist, zu welchem Wahrnehmung und Tat in einer bestimmten Beziehung stehen.

Die Abfolge Tat, Wahrnehmung heiße ein Schritt. Bei der Abfolge Schritt, Gedanke handelt es sich um die Analyse des Schreitens, und bei der Abfolge Gedanke, Schritt um seine Synthese, wobei wir uns um wiederholtes Schreiten vor oder nach dem Gedanken nicht kümmern, weil es das Muster nicht ändert. Mit anderen Worten ist also das Verfolgen (eines Gedankens) die Schreitenssynthese und das Studieren (eines Schritts) die Schreitensanalyse und das Entsprechende gilt von den Reaktionsmustern, in welchen der Gedanke (durch ein Angebot) oder der Schritt (durch eine belohnende Entgegnung) kontrolliert wird, also die Bedrängt-, beziehungsweise die Betroffenheit.

Bleibt die Abfolge Wahrnehmung, Gedanke, Tat, bei welcher es sich um die Genese des Schreitens handelt, wie beim Empfangen, beziehungsweise bei (durch Behelfung) kontrollierter Wahrnehmung bei der Beholfenheit.

Damit haben wir also die Aktionsmuster (Empfangen, Verfolgen, Studieren) und Reaktionsmuster (Beholfenheit, Bedrängtheit, Betroffenheit) neu begründet. Was nun die Revision angeht, also das Anknüpfen an die Aktion (oder Reaktion, aber dieser Unterschied ist hier nicht mehr von Belang), so interessieren uns wiederholte Aktionsarten (Analysen, Synthesen, Genesen) wiederum aus dem genannten Grunde nicht. Bleibt also nur die Frage, welche Abfolgen zweier dieser sinnvoll sind:
  • Synthese, Analyse ist nicht sinnvoll, da nur das herauskommen kann, was hineingesteckt wurde,
  • Genese, Synthese ist nicht sinnvoll, da es kein verbindendes Glied gibt, und
  • Analyse, Genese ist aus demselben Grunde ebenfalls nicht sinnvoll.
Doch bei
  • Analyse, Synthese setzt die Synthese das Studierte ein und lenkt den studierten Schritt also,
  • Synthese, Genese verwertet die Genese das Verfolgte und entdeckt den verfolgten Gedanken also und
  • Genese, Analyse paßt die Analyse das Empfangene an und macht die empfangene Tat also nutzbar.
Statt von Anpassen sprach ich beim entsprechenden Revisionsmuster bisher von Verbinden. Der Unterschied besteht darin, daß Verbinden voraussetzt, daß die Tat ein Produkt herstellt, an welches angeknüpft wird, anstelle der Tat selbst. Wie man sich leicht überzeugt, ist das aber nur ein Spezialfall des Anpassens der produzierenden Tat an die Erfordernisse. Also erhalten wir die Revisionsmuster (Verwerten, Einsetzen, Anpassen) und Handlungsstrategien (Nutzbarmachen: Empfangen, Anpassen; Entdecken: Verfolgen, Verwerten; Lenken: Studieren, Einsetzen).

Auch sagte ich, daß es sich bei der Tat in einem (Re-)Aktions- oder Revisionsmuster stets um eine Auslösung handelt. Im Großen und Ganzen stimmt das, aber es lassen sich etwa im Bereich geometrischer Vorstellungsübungen Beispiele für das Studium von Einlösungen statt von Auslösungen angeben, und mit hinreichender Gewalt für so ziemlich alles.

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5. März 2022

Selbstverwirklichung, Schicksal und ethische Eigenständigkeit

In den Willen anzulegen, zu wählen und zu erfassen drückt sich das Streben unserer Seele, das Heil zu verwirklichen aus, und in den Willen zu erfahren und zu erleben ihr Streben, unser Schicksal an- und also unseren Platz im Sein einzunehmen.

Das Sein ist stets mehr als des Menschen Verwirklichung, und so lange dieser Überschuß dem Menschen weit scheint, die Natur sich über der Kultur wölbt, besteht eine implizite transzendente Verbundenheit mit dem Sein, welche unsere Selbstverwirklichung mit unserem Schicksal harmonisiert. Doch wenn unsere Antizipation sich eintrübt, derart daß
  • unsere Stimmung von Unheiligkeit, Ungeheuerheit und Unstimmigkeit bestimmt wird,
  • wir nicht zu unserem Verfolgen aufgerufen werden, unser Einlösen unbedeutend scheint und uns unser Auslösen nicht mit Zuversicht erfüllt, und
  • wir Übles erwarten,
bedrückt uns die Unnatürlichkeit unseres Lebens.

Die Art des Problems hängt vom Zeitalter ab. Im Zeitalter
  • der Werke bedroht die technische Dominanz unser seelisches Gleichgewicht, indem uns die Einförmigkeit erstickt,
  • der Wunder ist es die geistige Gemeinsamkeit, indem ihre Aktualisierungen unfähig werden, einander zu handhaben, und
  • der Wacht ist die soziale Verbundenheit, indem uns ihre Organisation in Ketten schlägt.
Entweder wir erkennen, daß wir auf die dem generativen Zykel des Zeitalters entsprechende Weise nichts am Problem ändern können, was uns in unserer Vereinzelung in die explizite transzendente Verbundenheit mit Gott treibt, oder wir verschärfen durch unsere Beteiligung an ihm unsere Lage nur noch.

Zur Transzendenz habe ich zwar schon alles gesagt, aber so viel sei hier aufgeführt, daß die generativen Zykeln mit Gehießenheiten, Erfahrungsweisen und Wirkmächten einhergehen, deren Kombinationen jeweils unserem (subjektiven) Glauben nach der Zeit entsprechen oder nicht, und indem uns dies bewußt wird, können wir dafür beten, uns das der Zeit Entsprechende (und damit Bedeutungsvolle) zu eigen zu machen, wobei die Befolgung des zugehörigen Zykels das dafür notwendige Bekenntnis darstellt, nämlich für das den Glaubenszykel objektiv (da ein neues Zeitalter einleitend) zurücksetzende Gebet. Ich habe also für einen Rahmen gebetet, in welchem ich beten kann, und bete seitdem in ihm, was subjektiv ein Voranschreiten im Glaubenszykel darstellt, und diese Möglichkeit dürfte für alle Menschen bestehen, sofern sie demütig und sündenfürchtig sind.

Ethische Eigenständigkeit bedeutet, seinen (subjektiven) Glauben besser zu kennen als andere, insbesondere natürlich Geistliche. Sie ist keineswegs selbstverständlich, welcher Vater kennte den (subjektiven) Glauben seines Sohnes, jedenfalls anfänglich, nicht besser als dieser?, sondern das Produkt der Ergründung seiner selbst, und sie hängt mit der Ausgestaltung der beherzigenden Phase des generativen Zykels, sowie mit dem Übergang von einem Zeitalter zum nächsten zusammen, denn die Beherzigung erfolgt entweder eigenständig oder nicht.

Wenn die
  • Unterstützung eigenständig erfolgt, so wirkt sie moderierend (vergleiche Smyrna) auf die Gesellschaft, und stiftet also geistige Gemeinsamkeit, aber in ihrer Folge auch größere technische Dominanz,
  • Gewährung eigenständig erfolgt, so wirkt sie spezialisierend auf die Gesellschaft und stiftet also soziale Verbundenheit, aber in ihrer Folge auch zunehmend überforderte geistige Gemeinsamkeit, und
  • Anerkennung eigenständig erfolgt, so wirkt sie innovativ auf die Gesellschaft und stiftet also technische Dominanz, aber in ihrer Folge auch größere soziale Verbundenheit.
Nicht allen gefällt die eigenständige Beherzigung. Platon warnt in den Nomoi ausdrücklich davor, einen Menschen mehr als ein Handwerk ausüben zu lassen, weil er sich vor den sich daraus ergebenden Abhängigkeiten, den persönlichen (heute etwa Softwareprogrammierer, welche ihre Programme mit persönlichen Hintertüren versehen), als auch dem technischen Fortschritt im allgemeinen fürchtet, insofern er zu unübersichtlichen Standesverhältnissen führt. Und wie ich bereits im vorigen Beitrag erwähnte, ist es in unserem Zeitalter die katholische Kirche, welche ihre Schäfchen durch deren Sündigkeit hervorkehrende Fragen kleinhält, so daß sie sich nicht schwärmerisch eigenständig in die Gestaltung der Technologie einbringen, weshalb eben die Industrialisierung in den protestantischen Ländern schneller vonstatten ging, wohingegen sich in den katholischen Ländern die Mafiosi mißtrauisch belauern.

Es gereicht uns heute aber zum Vorteil, wenn wir ethisch eigenständig sind. Zwar beschleunigt es unseren Untergang, aber zugleich erlaubt es unsere Wiederauferstehung, und das ist noch in jedem Zeitalter so: Im Zeitalter
  • der Wacht bildet soziale Verbundenheit sowohl die Grundlage, welche es erlaubt, normiert anzuerkennen, als auch die Ketten, in welche es schließlich geschlagen wird,
  • der Werke bildet technische Dominanz sowohl die Grundlage, welche es erlaubt, normiert zu unterstützen (die Burg als Keimzelle des Abendlands), als auch die Schlinge, welche es erstickt, und
  • der Wunder bildet geistige Gemeinsamkeit sowohl die Grundlage, welche es erlaubt, normiert zu gewähren, als auch die Handschellen, welche seine Handhabung hindern.
So lange aber die Menschen ethisch uneigenständig bleiben, werden sie von jenen, welche die ethische Autorität an sich gerissen haben, zu deren Zwecken instruiert, heute etwa dazu, sich gegenseitig das zum Leben Gehörige abzuschneiden, im Rahmen der Belagerung der Feinde des Systems, welches doch der Quell alles Guten ist. Dabei kann alles nur weniger heilig, geheuer und stimmig werden, bis schließlich das Eis bricht und die Selbsterkenntnis hinreicht, um ethisch eigenständig zu werden, das Heil zu erkennen und sich nicht mehr in Feindschaft zum Sein zu verwirklichen.

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