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Zur Front

28. März 2015

Zur Liebe als Leitstern

Die einfachen denken, es könne nichts anderes geben, die komplexeren wissen, daß sie falsch ist, aber halten sie für unausweichlich, die verfertigte Ordnung, diese Mischung aus Pragmatik und Übervorteilung.

Beide sehen sie ihren Lebenssinn darin, dabei gewesen zu sein, und nicht nur fühlen sie sich für nichts verantwortlich, Verantwortung ist ihnen fast ein Schimpfwort, dem Treibgut unter den Menschen.

Sie wissen, daß sie nichts zur Verbesserung ihres Lebens schaffen können, und möchten folglich nicht daran erinnert werden. Ihre Ohnmacht erzieht sie zur Prinzipienlosigkeit und setzt so die Keime des Hasses in ihre Herzen.

Ihnen fehlt die Demut, sich dem Wahren zu unterwerfen, gleich wie wenig es augenblicklich zu bieten hat, und so kann die Liebe nie zu ihnen kommen, denn gleich wie niedrig sie sich niederläßt, sie lebt von oben her.

Die Sorge liebt das Wahre, das glaubensspendende Licht, die Achtung das natürliche Zusammenspiel von Gottes Schöpfung und die Lust die eigene Durchsetzung, aber all dies geschieht von oben her, die Liebe steigt mit der Konkretion des Glaubens hinab.

So wie das Hineinfühlen in die Sorge durch das Ergründen der eigenen Stimmung, das Hineinfühlen in die Achtung durch das Ergründen der eigenen Bewegtheit und das Hineinfühlen in die Lust durch das Ergründen der eigenen gestaltenden Kräfte die Seelenteile wahrnimmt, offenbart die Liebe ihre Willen, vergleiche dazu auch Die drei Ebenen der Meditation und ihr Zusammenspiel.

Liebe zu anderen Menschen nun ist aus diesen dreien zusammengesetzt, in spezifischen Formen, welche sich daraus ergeben, was zwei Menschen einander geben und von einander erwarten. Um hier eine volle Übersicht dessen anzugeben sei auf die Beiträge Tafel der menschgewordenen Ideen (2) für die politischen Beziehungen und Nochmals zu den Anlehnungsbeziehungen für eben jene verwiesen, sowie auf den Beitrag Die Grade der Geistigkeit leistungserwartender persönlicher engagierter Frauen für eine weitere Detailbetrachtung einer speziellen Art politischer Beziehungen und den Beitrag Zur anderen Hälfte für eine geistliche Konkretion der dritten dieser, der geführten im gemeinsamen Dienst der Wahrheit, wobei Andreas, Jakobus und Nathanael die Geführten sind. Ich will damit aber nicht ausschließen, daß diese drei auch andere (zumindest) persönliche engagierte Geister besitzen mögen, leistungserwartende sind indes in dieser Rolle für mich persönlich am plausibelsten.

Jede solche Form der Liebe offenbart sich in einer spezifischen Form der Verliebtheit.

Auf diese Weise verbinden sich die Menschen, um mehr zu sein, als der Stein, aus welchem sie gemacht sind, ihre Rolle in einer Beziehung zu spielen, setzt bereits voraus, die jeweils andere verinnerlicht zu haben, wobei die Liebe zu den eigenen Kindern auf Anlehnung beruht und vornehmlich von der ermöglichenden Art ist. Entsprechende Kompensationshandlungen sind zumindest denkbar, wenngleich von unterschiedlicher Ratsamkeit.

Ich möchte aber sagen, daß die Liebe, so wie sie bis hierhin vorgestellt wurde, wo nicht heilig, so zumindest unschuldig ist, ein Punkt von erheblicher theologischer Relevanz, denn Liebe kategorisch zu verbieten, hieße, Gottes Schöpfung als prinzipiell befleckt darzustellen oder, anders ausgedrückt, abzustreiten, daß sich das Gesetz durch Liebe erfüllen ließe.

Und doch, es gibt auch eine problematische Liebe, nämlich jene, welche sich aus der Hortung von Arbeit zu und in großen Werken ergibt, und leicht wird diese zur bestimmenden.

Doch so, wie sie nur aus einer anderen geboren werden kann, muß sie zeitlebens einer anderen Diener bleiben, wenn sie nicht in die Irre gehen soll wie derjenige in die Irre geht, welcher die Mündung eines Flusses in der Verlängerung der örtlichen Fließrichtung sucht.

Ich habe mir vor ein paar Tagen Zurück in die Zukunft II angesehen, der Film spielt zum Teil in diesem Jahr, 2015. Ein gutes Beispiel für Fließrichtungsverlängerung, auch etwas schmerzhaft, nicht der Schreckensaussicht auf fliegende Autos wegen, eher einer allgemeinen Fröhlichkeit wegen, welche verloren ging, nichts davon kommt zurück, nicht die Fortschrittsgläubigkeit der 70er, nicht die Technikfaszination der 80er: Ein Revolver mit elektronischer Zielbestimmung! Hatte ich damals auch mal in der Hand. Heute ist es alles so beliebig, vom Filmemachen ganz zu schweigen.

Gut, gerade der zweite Teil der Zurück in die Zukunft-Reihe ist handwerklich nicht so gut, aber der erste Teil erscheint retrospektiv geradezu als Kunst.

Natürlich, 1955 kommt noch besser 'rüber als 1985, und jenes wiederum besser als das 2015 im Film, und 1885 machte sicherlich am meisten Spaß, wenn auch etwas beschränkt in mancherlei Hinsicht. Gerade da hat sich der Trend indes nicht in die Wirklichkeit fortgesetzt, 2015 ist nicht bequemer als 1985 geworden und 1985 war nicht beschränkter als das Heute. Keine wichtigen neuen Erfindungen, keine weitere Ökonomisierung des Alltags. Stattdessen Rückzug in Phantasien und Ökonomisierung der bestehenden Erfindungen, mit anderen Worten Sinnschwund, wie er an jeder Kehre der Geschichte zu erwarten ist, mit Anzeichen einer Hinwendung auf uns als Menschen selbst.

Weinen wir also verflossenen Zeiten nicht zu sehr nach.

Und zum Abschluß möchte ich den Bogen zu den Prüfungsszenarien schlagen, denn zu lieben heißt ja, Verantwortung zu übernehmen, und was der Geprüfte sein Eigen nennt, Gewissen, Funktion und Talent, ist es gerade, was die Liebe formt.

Wo nun aber die Verantwortung in niederen Fesseln liegt, da ist die Liebe nicht hinabgestiegen und wird es womöglich auch nie, wenn sie sich nämlich in der Sorge bereits erneuert hat, während die Welt um sie herum noch vom vorigen Abstieg in die Sorge und durch sie hindurch geprägt ist.

Da also muß sie eine Zelle finden, in welcher sie in ihrer Art hinabsteigen kann.

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26. März 2015

Zur Erfüllung des Gesetzes

Sich in jemanden zu verlieben heißt, sich zu entscheiden,
Verantwortung für sein Leben zu übernehmen,
und so gesehen ist es nur natürlich,
sich in Gottes Schöpfung zu verlieben.
Aber wie sonst auch stellt sich die Frage,
wodurch dieser Aufgabe nachgegangen werden kann.
Und so kommt es, daß sich Menschen verschließen.

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25. März 2015

The world still needs to learn so much.

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24. März 2015

Quantitative Easing


Wenn Fakten geschaffen werden, gilt es zuvörderst, sie zu verstehen.

Beschäftigen wir uns heute also einmal mit dem hervorstechendsten Beispiel geschaffener Fakten unserer Zeit, dem Quantitative Easing (QE), also der Strategie von Notenbanken, massenhaft Geld zu schöpfen und die Zinsen dadurch zu drücken, zu anderen Zeiten auch Finanzierung durch die Notenpresse genannt.

Im Gegensatz zu damals wird dieses Geld allerdings nicht zur Tilgung von Krediten verwendet, sondern um den Bankrott zu verschleppen, indem neue Kredite zur Bedienung der bestehenden zur Verfügung gestellt werden.

Wer sich darüberhinausgehend für das Thema interessiert, kann sich den Keiser Report von Max Keiser auf RT ansehen.

Aber auch Max Keiser hat keine genaue Vorstellung davon, was QE anrichtet, was daran liegt, daß Bankrottverschleppung unter grundverschiedenen Bedingungen nötig wird, nämlich entweder
  • wenn der Absatz hinter den Erwartungen zurückbleibt oder
  • wenn Investitionen nicht zur erwarteten Produktivitätssteigerung führen,
also
  • wenn der augenblickliche Markt fehlt oder
  • wenn eine Ressource überbewirtschaftet wird.
Die Verschleppung des Bankrotts bewirkt im ersten Fall, daß industrielle Kapazitäten den Marktverhältnissen zum Trotz weiter ausgebaut werden und im zweiten, daß nötige Reformen der Bewirtschaftung aufgeschoben werden und die Ressource einem langsamen Siechtum überantwortet wird.

Ersteres erlaubt die Fortsetzung der Industrialisierung unter Krisenbedingungen, letzteres führt zur Schrumpfung der Wirtschaft.

Es kommt also sehr darauf an, aus welchem von beiden Gründen der Bankrott verschleppt wurde.

Nun kann niemand im einzelnen wissen, wie es sich damit auf Erden verhält, aber die Grundtendenz dürfte folgende sein:
  • Niedriglohnländern fehlt der Markt,
  • Hochlohnländer werden überbewirtschaftet,
denn Großinvestoren dürften in ersteren Werke aus dem Boden stampfen und in letzteren auf die Wertsteigerung von Ressourcen spekulieren.

QE ist also einerseits eine Form von Entwicklungshilfe, welche man selbst dann begrüßen könnte, wenn sie einen persönlich schmerzen würde, aber selbstverständlich führt die Abwendung von den Marktverhältnissen zu darüberhinausgehenden Verwerfungen, deren wesentlichste meines Erachtens darin besteht, daß den Kreditansprüchen kein ausreichender Wert gegenübersteht, und das wird, wenn es nicht zu einem Ende des bestehenden Systems kommt, natürlicherweise dazu führen, daß der Wert der Schuldner dadurch gesteigert werden wird, daß ihnen Rechte, wahrscheinlich keine Freiheitsrechte, sondern Rechte auf politische Mitbestimmung, entzogen werden werden.

Also, um das einmal zu veranschaulichen, ein Land ist eben mehr für Banken wert, wenn seine Bürger seine Wirtschaftspolitik nicht durch Wahlen beeinflussen können, oder, um etwas in die Zukunft des bestehenden Systems zu blicken, ein heruntergekommener Stadtteil für Investoren interessanter, wenn die Bürger auf kommunaler Ebene keinen Einfluß auf seine Bewirtschaftung nehmen können.

Es würde also schließlich dazu kommen, daß Hoheitsrechte verkauft werden werden, oder, um es bündiger zu sagen, daß Privatfürstentümer ins Angebot kommen, womit der Bogen zum diesen Beitrag eröffnenden Szenario geschlagen wäre.

Abschließend etwas Musik aus der Zeit, als man sich noch mit den Launen von Fürsten herumschlagen mußte. Ich hörte den dritten Satz von Mozarts drittem Violinkonzert heute im Radio und fand ihn merkwürdig passend.

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22. März 2015

Beständiges und Unbeständiges

Wo immer Menschen neben einander in sich nur langsam entwickelnden Formen wirtschaften, ergeben sich folkloristische Strukturen.

Die drei entscheidenden Bedingungen in dieser Aussage sind neben, langsam und wirtschaften, wobei mit letzterem gemeint ist, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Es gehört zu den Absonderlichkeiten der Vereinigten Staaten, daß sie alles tun, um wenigstens eine dieser drei Bedingungen nicht zu erfüllen, sei es, daß
  • Wohn- und Arbeitsort durch das Neighbourhood-Konzept systematisch von einander getrennt werden,
  • Stadtviertel in regelmäßigen Abständen peu à peu planiert und neu aufgebaut werden,
  • idyllische Orte freizeitlich genutzt werden.
Das trägt schon eine Handschrift, hinter den Vereinigten Staaten steht der Wille, alle folkloristischen Strukturen zu zerstören, und sei es nur in der Form, sie hinter sich zu lassen.

Ich sprach im Beitrag Touristen von demselben Phänomen, aber in anderem Kontext, hier betrachte ich es nicht im protestantischen Entwicklungshorizont, sondern im technologischen, also im Hinblick auf die Wirtschaftsfähigkeit des menschlichen Geschlechts.

Den Gedanken, daß das Internet als Gedankenzusammenführer weniger den Abschluß der protestantischen Hoffnungen als die Voraussetzung für die Erhellung des Wesens unseres Geistes darstellt, hatte ich bereits im Beitrag Vom Werden entwickelt, aber er hat eben auch eine weltpolitische Komponente: Ein Epochenwechsel, wie vom Zeitalter der Werke zum Zeitalter der Wunder, begründet die menschliche Wirtschaftsfähigkeit neu und erschafft dadurch neue folkloristische Strukturen, und es kann in diesem Zusammenhang nicht unerheblich sein, daß es mit dem Amerikanismus eine Strömung gibt, welche auf die Auflösung aller folkloristischen Strukturen drängt.

Mögen Manche im Dornröschenschlaf verweilen, wie ich im Beitrag Der Einfluß des Internets auf die Hoffnungen der Menschen schrieb, im Geistigen Kanada, sozusagen, Andere verweilen im Geist der Vereinigten Staaten, in einer irren Wut auf alles Bestehende, und diese sind es, welche die Zeit voranschreiten lassen.

Man sollte sich aber nicht täuschen, daß etwas Neues heraufzieht, bedeutet nicht, daß das Zeitlose außer Kraft gesetzt wird, sondern vielmehr, daß das Zeitlose Kraft in einer neuen Form gewinnt, um sich gegen die eigene Ohnmacht in einer anderen zur Wehr zu setzen.

Es gibt Konstanten im Leben, nämlich all die Wesen, mit welchen zusammen wir leben, und zu aller Zeit müssen wir unsere Beziehungen zu ihnen verhandeln, wobei der zuhörende Geist des Alters genauso seine Rolle spielt wie der träumende der Jugend und der prägende der Lebensmitte.

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21. März 2015

Bekanntschaft

Bekanntschaft heißt, nicht nur das Wesen eines Menschen zu erkennen,
sondern seine Weise, es auszuleben, gleich mit.

Moralische Gegensätze können sich also zwischen Bekannten nicht voll entfalten.

Das ist einerseits angenehm, aber es bringt es auch mit sich, zum Mitwisser all dessen zu werden, was um einen herum geschieht, es stiftet eine stille Kumpanei, und die ist oft genug widerlich, denn die Entschiedenheit, mit welcher die moralischen Abweichler ihren Geschäften nachgehen, beleidigt das eigene moralische Empfinden.

Aber man weiß, daß es nichts bringt, sich darüber zu streiten, denn was man selbst bereit ist aufzugeben, sind es andere noch lange nicht.

Umgekehrt können sich einander nicht bekannte nur schwierig auf ein erprobtes Verhaltensmuster einigen, die folkloristische Ordnung erzeugt moralisch indifferente Kollektive, welche ihre Kollektivinteressen organisiert wahrzunehmen vermögen, jedoch nicht in Folge eines Prozesses intentionaler Selbstorganisation, sondern in Folge allgemeiner Übereinstimmung empirisch gebildeter Erwartungen, welche es dem Einzelnen erlaubt, die Wirkung seines Handelns auf das Kollektiv abzuschätzen. Sie ist also eine Ordnung des Rumpfes, welchem das Haupt, die politische Freiheit, schon lange abhanden gekommen ist, und entsprechend vermag sie auch nicht Neues zu schöpfen, sondern lediglich, sich in Neuem zu bewähren, ihr Wesen ist durchweg passiv, ihre Wertschätzung gilt ihr selbst.

Es ist wichtig, sich dies klar zu machen:
  • Wer keine Organisation mitbegründet, kann nur bestehenden Organisationen beitreten, und
  • wer Teil einer Organisation ist, wird von ihr bestimmt.
Welcher Art sind also die Organisationen, welche dem Einzelnen einen Ausweg aus der folkloristischen Ordnung bieten?

Es gibt ihrer naturgemäß dreier:
  1. Die Organisation der das Volk zu beherrschen fähigen Gewalt,
  2. die Organisation des das Volk zu beschenken fähigen Talents,
  3. die Organisation des das Volk zu aktivieren fähigen Geistes.
Im ersten Fall handelt es sich um einen Bund von Mächtigen im Land, im zweiten um einen Bund von Meistern ihres Fachs und im dritten um einen Bund solcher, welchen es um die Form des Gemeinwesens geht.

Letztere bilden eine Rechtsschule und gegebenenfalls eine Kirche, also wenn sie Organisationen ersterer Art zum Vehikel ihrer Vorstellungen machen, wozu sie ihnen selbstverständlich Fesseln anzulegen in der Lage sein müssen.

Entscheidend für eine Rechtsschule ist aber nicht ihr architektonisches Geschick, sondern ihre Verankerung in einem Glauben, denn ihr Geschäft ist es ja, die Entfaltung eines Geistes zu unterstützen, und Geister ergeben sich einzig aus Glauben. Glaube aber ist immer freiwillig und immer entschieden, er steigt zu den Ängsten hinab, um Ordnung in das Notwendige zu bringen, indem er die menschliche Größe aufdeckt.

Die Koordination verschiedener Geister, welche auf einen gemeinsamen Geist zurückgehen, wie etwa Noahs Söhne dadurch vor weiteren Sündfluten verschont bleiben, daß sie sich an Noahs Gesetze halten, kann zu keiner Zeit mehr erreichen als Übereinkünfte auf dem Boden des gemeinsamen Fundaments, der Mensch macht sich zwar alles zu Nutze, was ihm nützt, und synthetisiert so seine Techniken, aber zugleich diversifiziert er sich selbst, wie alles in der Natur: Die Gemeinsamkeit aller Menschen steht am Anfang und nicht am Ende ihrer Geschichte.

Zugleich allerdings liegt im Menschsein das Versprechen einer ursprünglichen Größe, welche die Abweichungen zu wägen weiß gegenüber dem unverbrüchlichen Fundament des Menschseins selbst, wir können also nichts vereinigen, aber wir können im Fall der Fälle auf überflüssiges verzichten.

Ein solcher Verzicht führt selbstverständlich zum Zerfall der folkloristischen Ordnung, aber er tut es aus der Höhe der Glaubenserkenntnis heraus, und er ist nicht zu ihrem Tode, sondern zu ihrer Auferstehung.

Ich verwende hier biblische Sprache, da sich dieses Versprechen als Gnade zu erfüllen pflegt, die Menschheit also nicht Höhen stürmt, auf deren Gipfel sie ihre ursprüngliche Größe findet, sondern sich vielmehr in Abgründe hineinziehen läßt, in welchen sie sich auf sie besinnt. Es ist also wie in der Bibel, Lazarus liegt krank und stirbt, aber wird durch Christus wieder auferweckt.

Natürlich gibt es in dieser Angelegenheit verschiedene Grade der Reformierung und verschiedene Wesen des Vorzugs des Neuen, von notwendig bis verzaubernd, und es ist nicht so, daß der tiefste Herzenswunsch der Garant für die reichste Ernte wäre, sondern vielmehr der Beleg für Wunden, von welchen zu heilen, schon viel ist. Anders ausgedrückt: Was sich erschöpft hat, tritt in der folgenden Zeit kürzer.

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18. März 2015

Sonnenwehen

In der Nacht

Ab circa 23 Uhr Nordlicht, und wie!

Wie Wellen auf einem ruhigen See, welche aus Richtung der Sonne über den Himmel laufen.

Ein Sonnensturm?

Nun, noch bin ich auf der der Sonne abgewandten Seite der Erde, sehen wir, was der Morgen bringt.

Doch komme was wolle, wir sind, wer wir sind, und wir leben unsere Leben.

Ich fürchte den Moment nicht, in welchem sich der Nebel hebt, was wird, das wird.


Am nächsten Morgen

Ja, das war schon unheimlich gestern Nacht, 2 Stunden Wellen und Bänder, letztere sind von Nord nach Nordwest gezogen, die Wellen sind wie gesagt halbkreisförmig von der Sonne hinter dem Horizont weg angelaufen. Brrr! Als wollte jemand etwas vom Pol her über die Welt ausgießen.

Heute morgen allerdings scheint alles normal, die Sonne blendet wie für die Jahreszeit üblich, nur ungewöhnlich warm ist es, wie schon den ganzen März. Gestern kletterte das Thermometer bis auf 11° C, plus, nicht minus. Werde ich wieder auf dem Feld arbeiten. Ob die Nachrichten berichten werden?

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16. März 2015

Der Ruhetag

Und ruh am siebten Tag,
und sieh, was gut ist.

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15. März 2015

Prüfungsszenarien

Daraus, daß ein Jeder denkt, da zu sein und dieses Da-Sein jemandem oder irgendetwas zu schulden, ergeben sich recht verwickelte Gedankengänge.

Wer seine Schuld begleichen will, fäßt sein Dasein als Prüfung auf: Ihm wurde etwas gegeben, und es liegt an ihm zu zeigen, was er daraus zu machen im Stande ist. Das ist ganz elementar, die Folge der Vorstellung, daß sich an das eigene Dasein eine Erwartung knüpft.

Welcher Art dabei aber die Prüfung ist, hängt natürlicherweise von dem ab, was einer als ihm gegeben betrachtet: sein Gewissen, seine Funktion, sein Talent. Doch es ist eben nicht so einfach, wie sich für Sorge, Achtung oder Lust zu entscheiden, denn das Höhere hierbei steht zugleich in der Verantwortung des Niederen.

Wenn jemand beispielsweise eine Funktion ausfüllt, in welcher er Möglichkeiten besitzt, seinem Gewissen zu entsprechen, welche er außerhalb ihrer nicht besäße, so wird ihn die Sorge ermahnen, sich diese Möglichkeiten zu bewahren, was bereits dann befremdlich scheint, wenn ihm die Funktion persönlich nichts bedeutet, und noch viel mehr, wenn sie ihm gar verhaßt ist.

Doch es ist ja so, wie es sich damit auch verhält, immer stellt sich die Frage, was denn geschähe, wenn ein anderer diese Funktion ausfüllte, und damit zusammenhängend, ob man vernünftigerweise hoffen darf, die Prüfung des eigenen Daseins zu bestehen, wenn man dasjenige, was einem selbst gegeben wurde, an ihn abgibt.

Die einzige sichere Abtrittsbegründung betrifft doch das eigene Talent, wenn es andere gibt, deren Gewissen dem eigenen für die Ausfüllung der Funktion hinreichend ähneln, welche das eigene Talent nicht vermißt werden lassen. Wenn die eigene Besetzung dieser Funktion also von jedem unvoreingenommenen Beobachter als ein Fehler betrachtet werden muß oder man sich doch wenigstens guten Gewissens nach einer interessanteren Aufgabe umsehen darf.

Im Normalfall aber weiß man nicht, ob man die Stelle besser räumen sollte oder nicht. Eine Reihe von Greueltaten mag erst eine systemische Verbesserung von innen heraus ermöglichen (was auch Feldherren betrifft, wenn man das militärische Kräftespiel als ein System betrachtet), viele kleine Erfolge am Ende doch nichts wert sein, weil sie sich zu nichts Bleibendem fügen und man seine Zeit besser auf etwas anderes verwendet hätte.

Der Mensch entwirft also sein eigenes Prüfungsszenario, gibt sich die zu bewältigende Strecke vor, und kann am Ende nichts Genaues über seinen Erfolg sagen.

Wenn er es so anfäßt. Leben ohne Gotteserfahrung ist ein Gegenstand, nicht aber ein Ding der Muße, ein Aufschluß über das eigene Herz ist ein untilgbarer Erfolg, zu wissen, welches Ziel es verfolgt, und sei es nur Etappe, und in einem Gebet kann sich die an unser Dasein geknüpfte Erwartung erfüllen.

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14. März 2015

Die Insel der Beherbergenden

Baut das Vereinte Königreich darauf, gut' Freund aller Reichen zu sein?

Ein verläßlicher Ansprechpartner? Nützlich als Staat mit eigenen Diensten?

Die Konkurrenz hat Pläne, Großbritannien akzeptiert die Vermögenden so, wie sie sind. Ein herrlich unaufgeregtes Land.

Ist eine kritische Masse erst einmal erreicht, beginnt es schwer zu wiegen, daß man sich kennt, und nicht zwingen muß man, dafür zu geben, woran dem Spender selbst gelegen ist.

So dürfte es sich zur Zeit verhalten, aber die Analyse greift zu kurz.

Richtig ist, daß die Adelsschicht Großbritanniens im Laufe der Jahrhunderte eine Form der Inklusion bürgerlicher Elemente herausgebildet hat, welche es ihr bis zum Zweiten Weltkrieg erlaubte, unter den Bedingungen industrieller Innovation fortzuexistieren. Eine Form, in welcher sie sich mit dem Altenteil beschied, also nicht mehr selbst den Anspruch erhob zu gestalten, sondern sich darauf beschränkte, aus den gestaltenden Kräften des eigenen Landes das aus ihrer Sicht Beste zu machen.

Außerhalb der angelsächsischen Welt ist dies keiner Adelsschicht gelungen, aber innerhalb ihrer haben die Vereinigten Staaten dieses Modell formal übernommen, nur daß es dort nicht eine Adelsschicht ist, welche sich mit dem Altenteil begnügt, sondern Regierung und vermögende Bürger, und zwar mit einem Erfolg der Inklusion, welchen die Regierungen und Bürger der verbleibenden Staaten zu keiner Zeit erreicht haben.

Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zwischen dem einstigen Großbritannien einerseits und den Vereinigten Staaten und dem heutigen Vereinten Königreich andererseits. In ersterem verfolgte die Regierung noch eine Vorstellung nationaler Gestaltung, auch wenn sie deren Ausführung aus der Hand gegeben hatte, in letzteren hingegen können die Gestalter tun und lassen, was sie wollen, so lange sie sich nicht gerade gegen die Machtbasis des eigenen Lagers wenden.

Diese Machtbasis unterscheidet sich aber wiederum in den letzten beiden Fällen, die Machtbasis der Vereinigten Staaten besteht in der Demonstration überlegener Gewalt, die Machtbasis des Vereinten Königreichs in der Demonstration von Vertragstreue.

Beides genügt nicht, um eine Nation langfristig zusammenzuhalten, ersteres steuert auf einen Knall, letzteres auf ein Verwehen zu.

Aber was Großbritannien heute hindert, sich deutlicher zu seiner Identität zu bekennen, nämlich der Mangel an ihrer Wertschätzung, mag sich im Laufe der nächten Jahre verflüchtigen, wenn es zu Tage tritt, was genau sie wert ist.

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Das Altenteil

Die Jugend will abtrotzen,
der Welt den eig'nen Stempel aufdrücken
als Erweis von Schöpfungskraft.
Das Alter öffnet sich der vorgefund'nen Ordnung
und setzt sich an den zu Tage fördernden Platz,
voraussichtsvoll erwartend.

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10. März 2015

Geist in Tieren und Menschen

Hunde. Ein Hund befindet sich von Natur aus in einem Zustand der abwartenden Beobachtung, in einer für ihn neuen Situation probiert er es mit einer abgemessenen Geste und studiert den weiteren Verlauf. Auf diese Weise lernt er verschiedene Abläufe kennen, und wenn er diese später wiedererkennt, so beteiligt er sich nach dem verinnerlichten Muster an ihnen. Ein Hund versucht also stets, einen Schlüssel zu finden, um in gewohnte Gewässer zu kommen.

Katzen. Eine Katze befindet sich von Natur aus in einem Zustand der (Un)zufriedenheit, sie sieht sich ständig Hindernissen gegenüber, welche zwischen ihr und ihrer Zufriedenheit stehen. Sie sucht, und sie lernt im Laufe ihres Lebens, die kürzesten Wege aus ihren Nöten.

Rinder. Ein Rind befindet sich von Natur aus in einem Zustand der Dominanz, es wacht über seine Weide. Sein Lernprozeß betrifft die Umstände, unter welchen es seine Dominanz durchsetzen kann und unter welchen es sich zurückziehen muß.

Rehe. Ein Reh befindet sich von Natur aus in einem Zustand der Flucht, und sein Lernprozeß besteht darin, unsichere Umstände zu erkennen und im weiteren zu vermeiden.

Mäuse. Eine Maus befindet sich von Natur aus in einem Zustand der Ausgetriebenheit, um zu leben, muß sie die Sicherheit ihrer Höhle verlassen. Ihr Lernprozeß betrifft die Anlage von Rückzugsräumen.

Betrachten wir es einmal allgemein. Ein Tier mag seine Nahrung überschauen können oder nicht. Ersteres ist bei Pflanzenfressern der Fall, letzteres bei Fleischfressern. Kann ein Tier seine Nahrung überschauen, so stellt sich die Frage, wie es zum Gebiet seiner Nahrung steht, also ob es es verteidigen kann oder nicht, und wenn nicht, ob es dann wenigstens ausweichend sicher in ihm ist oder ob es gesonderte Schutzräume braucht.

Kann ein Tier seine Nahrung hingegen nicht überschauen, so ist es nicht raum-, sondern umstandsgebunden, und die Art seiner Umstandsbewältigung rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Versucht das Tier durch seine Umstände zu navigieren oder versucht es, das beste aus seinen jeweiligen Umständen zu machen, also sich ihnen anzupassen? Kommt sein Wollen zuerst oder sein Können? Will es die Umstände beherrschen oder gut durch sie hindurchkommen?

Letzteres erlaubt Gruppendynamik, ersteres nicht.

So viele verschiedene tierische Archetypen gibt es also nicht. Aber was heißen sie für den Menschen?

Reduktion. Der Mensch wartet von Natur aus auf die Anpassung der Umstände an sein Wertempfinden. Er schätzt keine bestimmten Erlebnisse, sondern Entfaltungsfreiheiten, deren Abschätzung sein Lernprozeß betrifft, und er glaubt, daß die Welt sie, so lange seine Ansprüche vernünftig sind, stets gewähren wird.

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7. März 2015

Calcifer?

Vorgestern, am 5. März 2015, habe ich um 20:31 Uhr Ortszeit wieder eine Sternschnuppe gesehen – jedenfalls sollte es eine gewesen sein.

Sie war allerdings deutlich größer als die vom 24. November 2014, etwa zwei Finger breit in Armeslänge vom Auge, also bereits 80 cm in 14 Metern Entfernung – und so sah sie ehrlich gesagt auch aus, als ob sie nur 14 Meter entfernt fast horizontal vorbeiflog, ein blauer Feuerball, mit leckenden Flammen, funkensprühend und schließlich verpuffend.

Ich dachte zuerst an einen Feuerwerkskörper - aber das dürfte doch etwas abwegig sein. Und scheinbar bin ich ja auch nicht der erste, welchem sich dieser Anblick bot, denn wieso sollte diese Szene sonst in Howl’s Moving Castle so dargestellt worden sein?

Aber so langsam wie sie vor Orion vorbeizog, kann sie doch nicht nur 14 Meter entfernt gewesen sein, 1,4 Kilometer dürften es mindestens gewesen sein - nur wäre der Feuerball dann bereits 80 Meter groß gewesen, und wie hat sich diese Szene dann für jemanden weiter südwestlich dargestellt, über dessen Kopf die Sternschnuppe flog?

Oder befand sie sich in der oberen Atmosphäre, vielleicht 140 Kilometer weit entfermt? Und der Feuerball wäre nach Strahlensatz 8 Kilometer groß gewesen? Nun, die Flammen haben langsamer geleckt als bei einem Osterfeuer. 8 Kilometer sind aber doch schwer zu glauben. Vielleicht 800 Meter in 14 Kilometern Entfernung?

Das Verhältnis der Gegenkathete zur Ankathete im Steigungsdreieck betrug ungefähr 1:2, womit 14 Kilometern Entfernung 6,3 Kilometer Höhe entsprächen.

Ein 800 Meter großer Feuerball in 6,3 Kilometern Höhe, ein 80 Meter großer in 630 Metern – in jedem Falle beunruhigend, im Gegensatz allerdings zu Johannes 20:31.

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5. März 2015

Etwas Zeit

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4. März 2015

Wahrheit und Leben

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

- Johannes 14:6
Kann man hier auf Erden einem Menschen begegnen, dessen Nachfolge von Wahrheit und Leben der eigenen gleicht?

Oder kann man nur auf Tote zurückblicken, auf deren Spuren man sowohl in puncto Wahrheit als auch in puncto Leben wandelt?

Mir geht es sicherlich so, und jene, mit welchen ich Wahrheit oder Leben teile, nicht aber beide zusammen, sind eifersüchtig auf diese Toten.

Was für ein seltsames Dasein!

Es ist klar, was es heißt, zusammen das Leben zu verfolgen, nämlich zu versuchen, zusammen zu überleben. Und wenn man zusammen die Wahrheit verfolgt?

Dann versucht man, zusammen die Not der Welt zu erkennen und zu lindern.

Ein Verstorbener, nun, hat in beiden Bestrebungen für die Zukunft gearbeitet, aber was er für die Wahrheit tat, ist mittlerweile, wenigstens zum Teil, wirklich geworden, genug jedenfalls, um jetzt mit dem eigenen Leben in dieser Wahrheit zu stehen, zugleich auch sein Leben und in ihren weiterführenden Teilen die eigene Wahrheit.

Zeitgenossen aber stehen zusammen in einem Leben, welches noch Lüge ist und ihrer Wahrheit harrt. Und während jeder seine eigene Wahrheit und sein eigenes Leben schon irgendwie zu erhalten weiß, so geschieht das doch oftmals auf erbärmliche Weise, und wer etwas mit jemandem zusammen erreichen will, muß sich mit ihm absprechen und Prioritäten setzen, also eine Übereinkunft treffen, wessen Rechte eher vernachlässigt werden dürfen, jene der Wahrheit oder jene des Lebens.

Der Verstorbene hingegen, auch wenn er gegenwärtig wäre, wird nichts Erbärmliches an seinem Wiedergänger erblicken, denn seine Wahrheit ist ja bereits zu weiten Teilen wirklich geworden, und sein Leben hat ebenso wenigstens bis in dessen Zeit gereicht. Und ebenso ungekehrt, was immer er erbärmliches getan hat, so erbärmlich kann es nicht gewesen sein.

Wir sollten uns, wenn wir uns in einer solchen Lage von Zeitgenossen betrogen fühlen, sei es, daß sie sich erbärmlich zwischen Wahrheit und Leben hin- und herwinden, oder sei es, daß ihnen Tote plötzlich seltsam nahe sind, vielleicht an die eigene Nase fassen.

Es gibt genug Unheil in des Menschen Brust, man muß nicht damit anfangen, ihm noch zusätzliches anzudichten.

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Vom Werden

Jugendliche verschlingen Welten, Erwachsene wollen sie gestalten, Ausflüsse des menschlichen Triebes, an einen anderen Ort zu gelangen.

Der Boden, in welchem man gräbt, der See, in welchem man angelt, Weiten, durch welche die Welt erst wird.

Das Internet enthält jeden Gedanken, welchen ein Mensch je gedacht hat. Sonderlich interessieren tun wir uns dafür aber nicht. Dennoch, es ist da, das wissen wir, und es bestimmt unseren Glauben an die Signifikanz unserer Kommunikation: Was der Menschheit bekannt ist, können wir finden, und was wir bekannt machen, wird archiviert.

Die Menschheit hat sich erfolgreich darum gekümmert, ihr Denken zusammenzuführen, und hat dadurch eine neue Weite erschaffen, zugleich aber auch eine Sphäre abgeschlossen und überschaubar gemacht, denn welche Verrenkungen haben Menschen nicht schon unternommen, um Signifikanz ihrer Kommunikation zu erlangen?

Das Internet mit seiner totalen Gedankenvergegenwärtigung ist das Siegel an der Pforte zur letzten großen Weltdurchdringung, sein Bruch beweist, daß die Zeit reif für sie ist, die Durchdringung nicht der Breite der Gedanken, sondern ihrer Tiefe.

Was sind heilige Schriften?
Er sprach aber zu ihnen: Das sind die Reden, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfüllet werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz Mose's, in den Propheten und in den Psalmen.

- Lukas 24:44
Alles ratsuchende Denken geht vom Unmöglichen aus, um zum Notwendigen vorzudringen. Heilige Schriften sind seine Wegprotokolle.

Wenn sich dabei eine Prophezeiung entfaltet, so lebt der einstige Gedanke als Gegenwart wieder auf, und wir dringen zur Auflösung der Fragen der Heiligen vor, oder anders ausgedrückt zur tieferen Bestimmung unserer selbst.

Seht Ihr diese Weite?

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2. März 2015

Richterliche Härte

Wenn sich ein Volk über Jahrhunderte hinweg weigert, eine Ordnung anzunehmen, so wird es schließlich insgesamt verdammt. Wird hingegen eine Ordnung im Laufe von Jahrhunderten steril und damit Selbstzweck, so wird der jugendliche Teil gerettet. Dazu muß die alte Ordnung aber fallen, und wie sie fällt, hängt davon ab, worauf sie sich stützt.

Was aber einen unumschränkten Herrschaftsanspruch besitzt, gilt von ihm nicht, daß es süß wie honig ist, seinen Fall anzukündigen, dieser aber stets im Bauch grimmen wird?

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Die Leere verwalten

Der Wert einer Ordnung ist durch den Wert des Geordneten gegeben.

Dabei handelt es sich immer um ein positives Maß, denn das Negative ist eine Erscheinung und keine Eigenschaft des Wesens und Ordnungen lassen das Wesen des Geordneten gedeihen.

Den Tod kann also keine Ordnung unterbieten, genauso wenig wie ein Gärtner einen verkohlten Garten unterbieten kann, oder wenn doch, dann genau auf dieselbe Weise, wie es der Gärtner kann.

Deshalb, wenn uns die Leere begegnet, frohlocken wir nicht, daß wenig Böses in ihr sei!

Und wenn eine Ordnung zum Schwund anleitet, bedenken wir, wie sie im Interesse der Bewahrer zu ändern ist!

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1. März 2015

Urdisziplin und Urklarheit

Ich bin mit dem Bild, welches ich im Beitrag Die Flanken der Rechtleitung gezeichnet habe, nicht ganz zu Frieden, und gedenke es hier zu berichtigen.

Ich hatte die Gesinnung von Erwartenden und Gestimmten danach unterschieden, ob sie sich um ihre Disziplin bemühen, in welchem Falle ich sie engagiert genannt hatte, oder um ihre begriffliche Klarheit, in welchem Falle ich sie reflektiert nannte.

Nun ist es aber so, daß es eine Disziplin und eine Klarheit gibt, um welche man sich nicht bemühen kann, entweder man besitzt sie oder nicht. Diese also möchte ich als Urdisziplin und Urklarheit bezeichnen.

Die Urdisziplin ist durch die eigene Unzufriedenheit damit gegeben, etwas nicht zu schaffen, die Urklarheit durch das deutliche Gefühl, etwas nicht zu wollen.
De rugsten Fahlen warden de glattsten Pird.

- Fritz Reuter
Sicher, bei Kindern sind Urdisziplin und Urklarheit nicht immer angenehm, aber später ist es umgekehrt.

Was will man mit einem Menschen anstellen, welchem sein Scheitern so ziemlich egal ist?

Und was die Ungewissen angeht, sie sehen immer nur Ausschnitte dessen, was ihnen gefällt und nicht gefällt, mal hier, mal dort, und nie gewinnen sie einen Anhaltspunkt dafür, in welche Richtung sie sich wenden müssen, um sich ihrem Glück anzunähern.

Man muß diese Menschen wie einen Schwarm Motten ansehen, welche das Licht umkreisen, oder wie Dunstwolken vor Wasserfällen: Sie gehören dazu, aber sie bestimmen die Gegenwart nicht.

Die Laxen zeichnet eine Sprunghaftigkeit aus, welche im Extremfall zu Beliebigkeit wird, die Ungewissen ein Experimentieren, welches im Extremfall zu einer Aufführung wird, dann nämlich, wenn der Ungewisse nicht einmal mehr den Anspruch aufrecht erhält, sein Glück zu finden, sondern aus seiner eigenen Unschlüssigkeit heraus dazu übergeht, wenigstens anderen zu gefallen zu versuchen.

Die Gebundenheit ist also eine doppelte in Achtung und Sorge, und ebenso die Bindungslosigkeit. Und wie die Gesinnung die Schwerpunktsetzung des gesund Gebundenen widerspiegelt, spiegeln Laxheit und Ungewißheit den Mangel an Urdisziplin, beziehungsweise Urklarheit des pathologisch Bindungslosen wider.

Man darf sich nicht von der Normalität letzterer täuschen lassen, an ihnen zeigen sich bestimmte Symptome nicht, ihnen fällt es schlicht nicht auf, wenn sich das Wesen dessen, was sie umkreisen, ändert, sie schweben so oder so im Nebel ihres Mangels, unabhängig davon, ob die Gesellschaft, in welcher sie leben, im Kern gesund oder krank ist.

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