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16. Februar 2024

Zum Unterschied zwischen der gegenwärtigen einlösenden Phase des popkulturellen Zykels und den vorigen beiden

Die einlösende Phase des popkulturellen Zykels zeichnet sich dadurch aus, daß neue Auffassungen populär werden, welche den Rahmen der etablierten sprengen, was das System dazu bewegt, eine Figur zu installieren, welche in der Lage ist, hinreichende Reformen vorzunehmen, um einen Teil der Exponenten der neuen Auffassungen in das System zu integrieren und den Konflikt zwischen System und Volk von der ideellen auf die materielle Ebene zu verschieben. Diese Lösung ist aber nicht nur für das Volk, dessen Hoffnungen von ihr betrogen werden, sondern auch für das System problematisch, weil es übermäßig von den Reformern abhängig wird und mittelfristig an dieser Abhängigkeit zugrundegeht, wie unter Louis XV und Wilhelm II geschehen.

Angesichts dessen, daß Louis XV zur Französischen Revolution und Napoléon Bonaparte geführt hat und Wilhelm II zur Weimarer Republik und Adolf Hitler, mag es vorrangig scheinen, Elon Musk, welchem die heute nötigen Reformen einzig zuzutrauen sind, zu verhindern, aber die heutige Lage unterscheidet sich wesentlich von den vorigen beiden.

Die vorigen beiden neuen Auffassungen stellten Ansichten dar, aus welchen sich neue Pflichten ergaben, welchen das System nur unzureichend nachzukommen eingerichtet war, 1720 die Betrauung der Bürger betreffend und 1870 die Rationalität der gesellschaftlichen Ordnung.

Die heutige Lage besticht hingegen durch das Fehlen von Ausblicken, welchen das System nicht gerecht werden könnte. Wie gesagt werden in einer modernen Demokratie die Zielvorstellungen von der Linken vorgegeben und es der Rechten überlassen, über die Möglichkeiten ihrer Umsetzung zu entscheiden, da unterschiedliche Zielvorstellung die Gesellschaft zerrissen und das Ende einer modernen Demokratie bedeuteten, was letztlich nichts anderes heißt, als daß sie weiterhin in den Glaubenszykel und seine fundamentalen Dogmen eingebettet ist, welche spätestens seit 1639 die Teilhabe der niederen Stände am Heilsversprechen in den Mittelpunkt stellen.

Die heutigen Ansichten sehen lediglich, und zu sehr unterschiedlichen Graden analytischer Durchdringung, Probleme mit der künftigen Vereinbarkeit unserer bestehenden Pflichten, es geht ihnen also nicht um den größeren Ruhm Gottes, sondern darum, ihren Verpflichtungen Gott gegenüber nachzukommen, wozu sie aber Seine Hilfe brauchen.

Ich erklärte das im vorletzten Beitrag: Das technische Wissen unserer Zeit würde uns nur dann nicht in unsere Selbstbeseitigung treiben, wenn diejenigen, welche über es verfügen, es nur jene lehrten, deren Vorhaben sie errieten und vertrauen dürften, aber da es sich nicht so verhält, kann uns nur das Gebet um die Bahn unserer Verpflichtung dahin führen.

Die andere Seite braucht hingegen immer erst morgen zu beten, daß die Maßnahmen, welche sie heute ergreift, sie nicht vor Probleme stellen, aus welchen sie keinen Ausweg findet, weshalb die Ungläubigen sie vorziehen.

Auch ist es mit der Fähigkeit, die Vorhaben Anderer zu erraten, zunehmend weniger weit her, wie sich an der zunehmenden Pflichtvergessenheit unserer Autoritäten leicht ablesen läßt: Ich hatte stets das Gefühl, von den vorigen für schwach gehalten zu werden, ob nun berechtigterweise oder nicht, aber wie der Koran in Sure 80, Er runzelte die Stirn, ganz richtig zu bedenken gibt:
Er runzelte die Stirn und wandte sich ab, weil der Blinde zu ihm kam. Was könnte dich erhellen, als daß der wachsen mag oder aufmerken und die Erinnerung ihm helfen? Was den betrifft, welcher sich für unabhängig hält, ihm zollst du Respekt, und doch ist's dir egal, wenn er nicht wächst. Aber von jenem, welcher in ernster Absicht zu dir kommt, und Furcht hat, von ihm wirst du abgelenkt. Nein, es ist wahrlich eine Mahnung,
denn besser ein Schwacher, welcher seiner Pflicht treu ist, als ein starker Pflichtvergessener. Freilich, das ist meine Sichtweise, nicht jene der deutschen Autoritäten. In ihren Augen, damals und heute, erscheine ich anmaßend, weil ich mich vor Gott verneige und nicht der Gesellschaft.

Wenn ich also sage, daß der gläubige geistige Horizont zunehmend häufiger erreicht wird, so sage ich nicht, daß Vorhaben zunehmend besser erraten werden, sondern vielmehr, daß der Kollaps der Kompetenz jene, welche sie sich bewahren, dazu zwingt anzuerkennen, daß ihre Bahn in Gottes Hand liegt, mit anderen Worten also ihre Besessenheit, was sie dazu bringt, sich dem Gebet zu öffnen.

Es ist in allen Teilen ein Mangel, welcher die neuen Ansichten heute hervorbringt, kein Überfluß, und dieser Mangel läßt sich nicht einspannen und einstweilig verwerten, zwar habe ich meine Ansichten expliziert, so daß sie gelehrt werden könnten, nur daß sich niemand lehren lassen wird, daß er beten müsse, um seiner Pflicht genügen zu können: Der Sinn aller gesellschaftlichen Einrichtungen ist ja gerade, genau das zu verhindern. Daß etwas einzurichten sei, um die Not so umzuformen, daß sie auf Gottes Erbarmen hoffen darf, ist ein Gedanke, welchen das bestehende System nicht integrieren kann, weil er sich nicht partiell, sondern nur ganz integrieren läßt.

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