Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

31. Dezember 2007

Von der Verständigung

Ein Mensch, der sich manchem inne ist, sei es durch Auffassung, sei es durch Ausweisung, wird wohl auch einmal daran denken, es mit anderen zu teilen, zuzusehen, daß andere sich ihm auch inne werden. Da bei diesem Prozeß das Verständnis des einen auf den anderen übergehen soll, wird er treffenderweise Verständigung genannt. Um uns nun zu verständigen, bedienen wir uns für gewöhnlich einer Sprache, also einer gegliederten Menge Zeichen ausgewiesener Bedeutung, welche wir als Empfänger unserem Umfeld entnehmen, um vergleichend ihre Identität zu erkennen, ihre jeweilige Rolle auszumachen und auf ihre Bedeutung zurückzugreifen, wobei entnehmen, erkennen, zurückgreifen und ausmachen jene Formen des Auffindens sind, welche durch seine Einschränkung auf Teilsein, Gleichheit, Assoziiertheit, bzw. alle übrigen Formen des Beschriebenseins gebildet werden.

Bevor wir allerdings eine Ausweisung oder Auffassung in eines anderen Kopf verankern können, muß sie uns zunächst einmal zum Gegenstand werden. Mit Ausweisungen haben wir uns ja bereits näher beschäftigt und offenbar läßt sich jede Ausweisung durch eine entsprechende Aufforderung festhalten, welche selbst eine im allgemeinen nicht näher bestimmte Aussage ist, was sich in der Frage „Sonst was?“ ausspricht, dabei aber dennoch meistens ihren Zweck erfüllt. Auffassungen nun seien hier in Urteile, Zutrauen und Einordnungen unterschieden, welche durch Bezeugungen, Versicherungen, bzw. Zuweisungen, ihrerseits allesamt Aussagen, reflektiert werden.

Eine Aussage schließlich ist ein Urteil über eine Auffassung und wird durch eine weitere Reflexion selbst zum Gegenstand. Als solcher enthält sie aber geistige Eindrücke, welche direkt nur in Ausnahmefällen mitteilbar sind, so daß sie in der Mitteilung durch Zeichen bekannter Bedeutung ersetzt werden müssen, wobei diese selbst auch nur mittelbar zu einem Eindruck führen mögen, also durch entnehmen „Schau dir das an!“, erkennen „Sein Porträt.“, ausmachen „Der Rote.“ oder zurückgreifen „Der Hochzeitswein.“ Wenn die Mitteilung aber schließlich wieder in eine Aussage überführt wurde, so kann sich der Empfänger die Frage stellen, ob sie seiner Auffassung entspricht, wodurch er sie nachzuvollziehen versucht, bzw. der Aufforderung nachkommen. Kommt er ihr nach, bzw. beurteilt sie als gültig, besteht die Chance, daß die Verständigung geglückt ist, wofür es aber naturgemäß nie einen zweifelsfreien Nachweis gibt.

Im Falle der Mathematik, beispielsweise, genügt es Aussagen zu betrachten, deren Gegenstände ausschließlich durch ausmachen und einfaches zurückgreifen zu ermitteln sind, was die Gefahr von Mißverständnissen immerhin senkt. Der Bequemlichkeit, und also Effektivität wegen, wird man aber auch in diesem Fall das mehrfache Zurückgreifen gestatten, also bezügliche Definitionen erlauben.

Im allgemeinen stellt sich auch die Frage, wie Verständigung vonstatten geht, wenn der Empfänger die Bedeutung der Zeichen der Sprache nicht kennt, da sich doch jeder Mensch am Anfang seines Lebens in dieser Lage befindet. Unter diesen Umständen wird er aber das wiederholte Zusammentreffen des Zeichens mit seiner Bedeutung als Begleitung auffassen, und zwar intuitiv richtig herum, also der Bedeutung zutrauen das Zeichen hervorzubringen „Mama schafft es bestimmt ‚Mama‘ zu sagen.“ Dadurch assoziert er dann im folgenden die Bedeutung zum Zeichen, nämlich als Grundlage der Begleitung, und kann diese Assoziation somit zu eigenen Zwecken „Ich will das auch machen, was Mama macht.“ verwenden. Alsbald lernt er dann, wenn er fälschlich begleitet, daß diese Handlung eine Folge hat und eine Aufforderung zu erscheinen darstellt. Es lassen sich in der Tat generell die Bedeutungen unbekannter Zeichen erlernen, wenn dem Verstand nur die Möglichkeit gegeben wird, das Zeichen als Begleitung der Bedeutung aufzufassen, wobei ein Kind dann irgendwann auch lernt, Aussagen und Aufforderungen als solche zu verstehen. Schließlich, wenn alle notwendigen Zeichen bekannt sind, kann man auf die Begleitung der Bedeutung verzichten und neue Zeichen einfach ausweisen, das Kind hat die Definitionsreife erlangt.

weiter

Labels: , ,