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14. September 2012

Ein paar Bemerkungen zu Frank Herbert

Ich habe auf der Hauptseite unter den anempfohlenen Werken ein Interview mit Frank Herbert eingestellt, in welchem er die These aufstellt, daß Messiaskult und korruptionsfördernde Machtstrukturen zusammenhängen. Er bringt Jesus, Mohammed und Buddha als Beispiele, schließlich implizit auch Lenin.

Der Interviewer stutzt da ein wenig, ganz will ihm das mit Jesus, Mohammed und Buddha nicht einleuchten, und das ist ja auch verständlich, denn allenfalls Mohammed hätte eine solche Machtstruktur hinterlassen, wiewohl es auch in seinem Fall zweifelhaft ist.

Sieht Herbert das nicht oder bringt er diese These nur vor, um nicht über seine wahren Ansichten sprechen zu müssen?

Was seine wahren Ansichten sind, ist hinreichend klar, nämlich daß man Freiheit nicht geschenkt bekommt, daß man nicht nur Strukturen, sondern auch Fähigkeiten braucht, um sie zu gewinnen und zu behalten. Seine Anerkennung der arabischen Kultur als eines bewährten Unabhängigkeitsmodells ist unübersehbar.

Mit anderen Worten sagt Herbert dies: Wenn Menschen an ein unfehlbares Vorbild gewöhnt sind, wie zum Beispiel Jesus Christus, neigen sie dazu, ihre politischen Vertreter zu unkritisch zu betrachten, woraus Korruption und Unterdrückung erwachsen.

Das wirkliche Auftreten eines Messias stiftet eine neue Idee des Zusammenlebens. An diesem Aspekt ist Herbert aber nicht interessiert, er steckt in der Jauchegrube der politischen Korruption und wird von seinem Haß und Ekel ihr gegenüber bestimmt. Er benutzt seinen Messias (Paul Atreides) einerseits um diesen Haß zu verdichten und ein strahlendes Gegenbild zu diesen Mißständen zu entwerfen und andererseits um zu veranschaulichen, daß es nicht genügt, wenn sich ein Mensch befreit.

Herbert hat übrigens Orden und Stände (Gillden) als solche erkannt und beschrieben, wofür ihm meine Anerkennung gebührt. Und er sieht sie als natürliche Phänomene, als Mittel, welchen man ebenso begegnen muß, wie sich ihrer bedienen. Herbert wirft Licht auf das Gezerre um die Macht, und darin liegt seine Bedeutung. Es ist kein Zufall, daß er aus dieser Perspektive heraus Sympathien für den Islam hegt, denn aus dieser Perspektive heraus ist der Islam entstanden, wo man nur noch Halunken und Diebe sieht, da gewinnt die Überzeugung Gestalt, daß jeder anständige Mensch die heilige Pflicht besitzt, mit ihnen abzurechnen.

Dies ist aber auch aus anderem Grunde interessant, denn es belegt meine These, daß die Kultur der Vereinigten Staaten keine europäische Kultur ist, also nicht auf Achtende zugeschnitten, sondern auf Ringende. Und wie der Islam in Arabien und Nordafrika, wo es keine Achtenden gibt, zur Antwort der Suchenden auf das Treiben der Ringenden wurde, so ist Frank Herbert der Prophet einer amerikanischen Antwort auf das Treiben der Ringenden dort. Freilich glätten die Achtenden noch die Wogen, aber langfristig mag Frank Herbert sich durchaus durchsetzen, denn jeder spielt sein eigenes Spiel am besten und Achtende können in Amerika nur verlieren. Dort, wo ihr Einfluß schon heute gering ist, in Arizona, New Mexico, Nevada, hätten die Anhänger Herbert's, wenn sie vom Rest der Vereinigten Staaten unbehelligt blieben, auch schon heute die Chance, an's Ruder zu kommen.

Ich sollte an dieser Stelle wahrscheinlich noch auf einen scheinbaren Widerspruch eingehen, nämlich daß die Kultur der Vereinigten Staaten auf Ringende zugeschnitten ist, aber medial zugleich eine Kultur der Achtenden propagiert wird. Letzteres geschieht aus Gründen der besseren Ausnutzbarkeit. Der Mensch ist aber kein Nutztier, und langfristig wird auch die beste Behandlung zu seinem Schwund führen.

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