Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

1. März 2023

Zur Wertschätzung des Kommoden

Die Bestürztheit ist die enge Pforte, das Kommode die weite.

Das Problem mit dem Kommoden ist, daß es nicht zum Gehießenen führt, und das Problem der Bestürztheit, daß ihr der Weg verwehrt wird.

Ich behandelte diesen Gegensatz bereits unter dem Aspekt der Gedankenlosigkeit. Hier nun möchte ich mich mit der Wertschätzung eines kommoden Lebens beschäftigen.

Es gibt sechs kommode gestaffelte Lebensweisen, derart die jeweils folgende in der Lage ist, die ihr voraufgehende zu ersetzen, wenn sich diese als inkommod herausgestellt haben sollte, nämlich
  1. die Unverdrossenheit des Kindes, welches vorbehaltlos den eigenen Einfällen folgt,
  2. die Anschmiegsamkeit des Kindes, welches vorbehaltlos ein erwachsenes Vorbild emuliert,
  3. die Unverschämtheit der Jugendlichen, welche sich in Banden zusammengeschlossen gegenseitig aus der Patsche helfen,
  4. die Achtung des jungen Mannes, welcher die Autorität älterer, gestandener in einem hierarchischen Zusammenschluß anerkennt,
  5. die Autorität des älteren Mannes, welcher junge Männer in einem hierarchischen Zusammenschluß dirigiert,
  6. die Redseligkeit des alten Mannes, welcher seine Umwelt an seiner Lebenserfahrung teilhaben läßt und dafür geachtet wird.
Natürlich gibt es keine Kinder, welche nicht bisweilen unverdrossen sind, und nur sehr Wenige verharren zeitlebens in dieser Lebensweise, und die übrigen schmiegen sich bisweilen auch wieder an, und auch nur sehr Wenige verharren dabei, aber dann beginnen sich die Wege bei den Übrigen langsam zu trennen, einige meiden die Unverschämtheit weitgehend, um umso entschiedener zu achten, während andere zeitlebens unverschämt bleiben und dritte beginnen zu verstehen, daß, was sie ihr Herz heißt, nicht entlang der ausgetretenen Wege zu finden ist.

Anzeichen dafür haben jene selbstverständlich auch schon vorher gesehen, doch spätestens wenn es zur Achtung kommt, führt die enge Pforte auf einen anderen Weg. Es ist eine widerliche Barbarität unserer Gesellschaft, daß sie versucht, alle, welche durch die enge Pforte gehen, physisch auszumerzen, ihnen ihre Lebensgrundlage zu nehmen oder sie sogar daran zu hindern, sich auf ihre Weise nützlich zu machen. Aber das ist, wie es ist, und alles im Bewußtsein, das Leben schöner zu gestalten. Wer dann stehenbleibt, statt vor den Irren zu fliehen, den knüllen sie zusammen und werfen ihn auf den Müll, um ihn dann wieder glattzustreichen, irgendwo an die Wand zu hängen, und ihm zu sagen, wie schön er doch sei.

Das machen sie schon seit 100 Jahren, daß sie jetzt auch noch ihre Handschrift mit dem Skalpell auf seinem Körper hinterlassen, zeigt nur, wie sehr sie mit sich im Reinen, also unter sich, sind. Vielleicht sollte ich ein paar Beiträge aus der Plauderkiste schreiben, um jüngeren Menschen die Chance zu geben, einmal einen Blick auf die andere Seite des Zauns zu werfen. Oder sollte ich einfach warten, bis die Beklopptheit auch ihre eigenen Kinder gefressen hat?

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