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28. April 2021

Liberalisierung und Hierarchisierung

Die Quintessenz des vorigen Beitrags ist, daß es den Menschen stets zu dem zieht, was er als gut erkannt hat. Karl der Große erkannte das staatsbegründende Potential des Christentums und schuf damit die europäischen Gottesstaaten (in Anlehnung an De Civitate Dei von Aurelius Augustinus). Später erkannte die englische Gentry das Potential größerer Selbständigkeit und legte damit den Grundstein der britischen Kolonisation Nordamerikas und Australiens. Ersteres Ereignis war der Beginn der zweiten Phase des gegenwärtigen Glaubenszykels und letzteres der Beginn der dritten, und beide bezeichnen so den Weg, welchen der Glaube nahm, sich in der Welt zu verkörpern, nachdem er Menschen fand, welchen er in seiner jeweiligen Entwicklungsstufe einleuchtete.

Ersteres Ereignis ist ein Beispiel für Hierarchisierung, letzteres für Liberalisierung, doch wenn wir die Dinge auf der weltgeschichtlichen Ebene betrachten, gehen uns bald die Beispiele aus. Wenn gegenwärtig wieder etwas weltgeschichtliches ansteht, wäre allerdings schon viel gewonnen, wenn wir verstünden, welche Art Gut uns zu Liberalisierung zieht und welche zu Hierarchisierung.

Damit verhält es sich aber so:
  • Das erwartete Gut zieht uns zur Liberalisierung und
  • das absehbare Gut zur Hierarchisierung,
Erwartung und Absicht wie im Beitrag Wesentlichkeitserwartung erklärt.

Ich befinde mich in der leicht ironischen Situation, die Hierarchisierung als Gut zu erwarten und gerade deshalb von bestehenden Hierarchien Abstand zu nehmen. Allerdings wird meine Vorfreude wohl getrübt werden, wenn die ersten Hierarchisierungsversuche Gestalt annehmen. Nichtsdestotrotz haben die Menschen viel absehbar Gutes zu verkörpern, bevor das erwartete Gute wieder die Oberhand gewinnt, auch wenn es weltgeschichtlich betrachtet sehr schnell gehen mag.

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