Bereitschaftsbeitrag

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23. April 2021

Wesentlichkeitserwartung

Wenn ein Mensch einen anderen liebt, so spürt er seine Abhängigkeit von ihm, daß er wesentlich für ihn ist, und wer solches spürt, von dem sagen wir, daß er verliebt ist. Es gibt ein verwandtes Gefühl, welches genauso selten ist, nämlich die eigene Abhängigkeit als solche zu spüren und sich zu fragen, was wohl das eigene Leben ist, was sich als wesentlich für einen erweist, und welches ich also als Wesentlichkeitserwartung bezeichnen möchte.

Heute ist der dritte Tag meines Lebens, an welchem ich dieses Gefühl verspürt habe. An dem ersten Tag fuhr ich durch Nordestland und bewunderte Wiesen voller Trollblumen. An dem zweiten ging ich durch einen sumpfigen Wald in unmittelbarer Nähe meines Hauses und hielt meine Gedanken dabei im Beitrag Von den vollständigen Wahrnehmungen fest. Und heute ging ich meine übliche Runde und fragte mich, was mir dabei begegnete.

Zum einen liegt es am Wetter, am Sonnenschein, am frischen Gras, alles glänzt, alles wird wieder bunt, der Waldbolden ist mit Schneeglöckchen geschmückt. Zum anderen liegt es am vorigen Beitrag: Ich habe mich von den selektierten medialen Darstellungen losgerissen und der Erwartung vertraut, daß es eine klarere Auffassung gibt, welcher die Welt folgen muß.

Es ist der Glaube daran, daß sich das Faktische aus hinreichender geistiger Höhe meistern läßt, selbst wenn die Macht in anderen Händen liegt.

Und da der vorige Tag bereits zwölf Jahre zurückliegt, möchte ich noch einmal die dort verwendeten Begriffe den derzeitigen gegenüberstellen. Schwierig ist es nicht: Die Erwartung bezieht sich auf Verfolgung und Einlösung und die Absicht auf die Auslösung. Die Erfahrung hingegen bezieht sich auf die autonome Anschauungs- und Verstandesleistung. Man vergleiche dies auch mit dem im Beitrag Hypostasen und Holostasen Gesagten, und wo ich gerade dabei bin: Die Adäquanz tritt in all ihren Formen wie die Sicherheit im Eigenlauf des Ichs auf.

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