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24. Oktober 2024

Bildungsanmahnungen

Unsere Gefühle bewerten unsere Bildung, unsere Stimmung beispielsweise unsere Haltung, und zwar direkt, ohne daß wir sie reflektieren müßten, und indem wir unsere Bildung reflektieren, bewerten unsere Wertschätzung, Liebe und unser Stolz im weiteren Sinne unsere Erfahrung, Haltung und Vorhaben, aber in allen diesen Fällen sind es nur Gefühle, welche nicht unbedingt auf gesellschaftliche Anerkennung hoffen können, und deshalb haben sich Konzepte entwickelt, welche unsere Bildung anmahnen, nämlich
  • die Betrautheit, welche die Bildung der Erfahrung anmahnt,
  • die Gehießenheit, welche die Bildung der Haltung anmahnt, und
  • die Auferlegtheit, welche die Bildung der Vorhaben anmahnt.
Im Zeitalter der
  • Wunder ist die Gehießenheit zentral, denn seine Bildung versucht ihr gerecht zu werden,
  • Wacht die Betrautheit, denn seine Partnerschaft versucht ihr gerecht zu werden, und
  • Werke die Auferlegtheit, denn seine Kultur (Technologie) versucht ihr gerecht zu werden.
Zugleich verbindet sich mit diesen Anmahnungen jeweils eine Form der Reinheitseiferei, welche sich gegen die Anmahnung der vorigen Bildung richtet, welche die angemahnte Bildung vorbereitet und also beeinflußt, namentlich
  • die Anmaßendheit, welche die Auferlegtheit im Namen der Betrautheit ausschlägt (Ich mich ernähren? Du ernährst mich, ich lenke den Staat!),
  • die Gleichgültigkeit, welche die Betrautheit im Namen der Gehießenheit ausschlägt (Am Sabbat wird nicht gearbeitet.) und
  • die Ruchlosigkeit, welche die Gehießenheit im Namen der Auferlegtheit ausschlägt (Ohne Menschenversuche können wir den nächsten Krieg nicht gewinnen),
wohingegen die nachfolgende Bildung zur Kür erhoben wird, in welcher sich die angemahnte Pflicht erweist, namentlich
  • zur gemeinschaftlichen Ehrung, in welcher sich die Betrautheit erweist, etwa in den Olympiaden als Teil der Anerkennung des Zeitalters der Wacht,
  • Kunstfertigkeit, in welcher sich die Gehießenheit erweist, etwa bei der Jagd als Teil der Gewährung des Zeitalters der Wunder, und
  • zum Patentum, in welcher sich die Auferlegtheit erweist, etwa für Museen als Teil der Unterstützung des Zeitalters der Werke.
Unmittelbar mit der Anerkennung der Gehießenheit ist die Frage, wie mit der gegenwärtigen Lage umzugehen wäre, verbunden, und damit auch das Interesse an Vereinbarkeitsanalysen.

Unter einem Analysten wird heute jemand verstanden, welcher Anderen beim Wetten hilft, indem er ihnen den wahrscheinlichen Ausgang verrät. Hochgradig ironischerweise ist das auch immer die Motivation, welche der Überlieferung nach die Menschen zum Orakel von Delphi führte, nur daß das Orakel sich ihrem Begehr stets widersetzte und ihnen stattdessen mitteilte, welche Unvereinbarkeiten ihnen begegneten: Du willst Zeus sein, aber du ziehst gegen Zeus in den Krieg. Du begehrst den Gewinn, aber wo Gewinn ist, da ist auch Verlust. Du willst sicher sein, aber du vertraust nicht einmal deinem Sohn. Wenn du wirklich wolltest, daß dein Sohn so gerät wie du, würdest du dich von ihm töten lassen. und so weiter - was für eine unnütze Institution!

Die Menschen damals verstanden freilich, daß man nicht alles haben kann, und daß, wer seiner Gehießenheit gerecht werden möchte, dankbar für die Herausarbeitung der Wahl ist, welche er zu treffen hat, und genau in dieser Tradition steht auch die Offenbarung, nämlich die Seelennöte der Christenheit auf ihrem Weg durch das Zeitalter der Werke analytisch zu begleiten und herauszuarbeiten, was der Preis wofür ist. Wenn eine Kirche meint, daß die Christenheit der Offenbarung nicht mehr bedarf, meint sie dann pars pro toto, daß Christen keiner Herausarbeitung der ihnen begegnenden Wahl mehr bedürften? Und wenn sie das meinte, meint sie dann nicht auch, daß Christen nicht mehr gehießen sind? Doch wenn sie lediglich die Herausarbeitung der Offenbarung verschmähte, müßte sie sie nicht argumentativ widerlegen?

Es ist absurd, wenn wir heute das Leben unter dem Aspekt der Auferlegtheit betrachten und nicht das Auferlegte unter dem Aspekt der Kür der Gehießenheit. Es ist wirklich absurd, und wenn eine Gruppe Kinder frei mit der heutigen Technologie aufwüchse, würde sie es niemals tun. Musk kann so viele Frauen mit seinem Patentum beeindrucken wie er will - einem Kind erklären, warum unsere Gesellschaft so aussehen sollte, wie sie aussieht, kann er nicht. (Ja, ja... selbst wenn niemand die Unvereinbarkeit laut ausspricht, tritt sie doch zu Tage. Es fiele mir nicht schwer, mich als Sibylle zu betätigen, aber ich betrachte es als unter meiner Würde, wenn es einzelne Personen betrifft, mag Musk mir verzeihen, daß ich wieder einmal zu illustrativen Zwecken über ihn herziehe.)

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