Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

10. Januar 2024

Von der Gefahr, über den Bahnen Anderer die eigene zu vergessen.

Ich sagte, daß das zeitgeistliche Gebet eines Zeitalters auf der materiellen und nicht auf der ideellen Ebene erfolgt, räumte aber ein, daß das Orakel im Zeitalter der Wacht in Ausnahmefällen sehr wohl um Gnade beten könne.

Nun, auch in unserem Zeitalter gibt es eine Institution, welche in Ausnahmefällen sehr wohl um ihre Bahn beten kann, nämlich jene, welche die Verantwortung für die kulturelle Entwicklung übernimmt und also einen der Hebelpunkte kultureller Anpassung kontrolliert.

Zuständig für sie ist die katholische Kirche oder eine ihrer Abspaltungen, und beten tut die betreffende Institution genauer gesagt für die weitere Entwicklung der betrauten Kultur, wozu diese auf einen sich verstärkenden ethischen Gegensatz angewiesen ist, welcher die kulturell angepaßte Gemeinschaft auf  ihrem weiteren Weg bestätigt.

Diese Eingriffe dienen aber nicht der Steuerung, sondern lediglich dem Zusammenhalt, der Kurs ergibt sich vielmehr aus autonomen Prozessen, oder jedenfalls ist es so gedacht, denn damit diese Eingriffe den Kurs nicht bestimmen, muß die Entwicklung hinreichend schwerfällig sein.

Eine Weise, technischen Fortschritt zu beschreiben, besteht darin, zu sagen, daß das Leben weniger schwerfällig wird. Diese Mobilisierung, wie Ernst Jünger sie nannte, betrifft alle Lebensbereiche, und insbesondere auch ethische Anpassungen, was zur Folge hat, daß sich ethische Kontraste weniger zuverlässig erzeugen lassen, und im Bemühen, dessen ungeachtet zu Resultaten zu gelangen, kommt es zu allerlei Irritationen, welche kursänderndes Potential in sich bergen.

Das ist auch nicht wirklich neu, sondern bereitet bereits seit der unautorisierten Vereinigung von Aragón und Kastilien Probleme, aber die unbeabsichtigten Folgen haben sich seitdem enorm vermehrt. Nichtsdestotrotz besteht diese Betrauungsschule fort, und es gibt auch keine andere, wie es bei Erfolgsrezepten natürlich auch nicht anders zu erwarten ist, wobei ich den genauen Hebelpunkt der kulturellen Anpassung hier allerdings als unwesentlich behandle.

Wesentlich ist nur, daß sie ihr Ziel, Glauben an die von ihr favorisierte Anpassung zu erzeugen, verfehlt, und damit den ideellen Zusammenhalt der Gesellschaft, welcher es ihr also nicht mehr ermöglicht, wie gehabt zu regieren.

Alle Reformvorhaben werden doch nicht verhindern können, daß sich die Ordnung auflöst bis die Verteidigung der Ordnung als solche zur Priorität wird und die Entwicklungsformel aufgegeben. Doch bis dahin werden die fraglichen Institutionen weiter für ihre Bahn beten, und es ist ihre eigene Grobschlächtigkeit, welche die eingetretene Mobilisierung verkennt, welche diesem Gebet den Segen entzieht.

Ich glaube, daß das, was kommt, etwas ist, an was ich nicht glaube, und also kann ich nicht für seine Bahn beten. Das eigene Gebet muß sich auf die eigene Bahn, an welche man glaubt, beschränken, und die Bahn, an welche ich glaube, bedarf erheblicher Verwandlung, für welche ich also bete, und was einen anderen Weg geht, empfängt sein Los aus Gottes Hand nach ihm.

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