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19. September 2024

Die Ehrung der Ehrbarkeiten unter den Herrschaftsformen

Diejenigen Herrschaftsformen, welche sich den einzelnen Seelenteilen verschreiben, ehren auch die entsprechende Ehrbarkeit, die Herrschaft
  • der Sorge die Rechtschaffenheit,
  • der Achtung die Verbundenheit und
  • der Lust den Frieden,
denn sie will ja
  • gerecht, beziehungsweise
  • geehrt oder
  • befolgt
sein und muß die Ehrbarkeiten also wenigstens bis zu einem gewissen Grade ehren, wobei es keine Realisierung
  • der Gerechtigkeit ohne Wissen,
  • der zwischenmenschlichen Verbundenheit ohne Zugang zu dem, wessen es bedarf, um eine Rolle auszufüllen, und
  • des Friedens ohne Macht gibt, und sei sie nur verliehen.
Wenn dieser Grad auch selten jenem der reinen Geister Gottes entspricht, so verhindert er doch die eigene Vergötzung, also die Beherrschten
  • an die eigene Expertise zu fesseln, beziehungsweise
  • in die Bredouille zu bringen oder
  • klein zu halten.
Allerdings kann eine kulturelle Herrschaft neben einer der Verschreibung zu einem anderen Seelenteil bestehen, und sogar zum selben, wenn die Umstände der Tendenz zur Fesselung, beziehungsweise Stürzung oder Kleinhaltung Einhalt gebieten.

Auch ist es möglich, daß Teile der Beherrschten von der Ehrung ausgenommen werden, etwa in Kolonien, und so war es auch bei der britischen Erlebniskultur, welche sich während der Herrschaft der Achtung in der amerikanischen fortgesetzt hatte. Und während sie sich selbst noch während der Herrschaft der Achtung in eine Repräsentationskultur zurückverwandelte, ging die Herrschaft der Achtung in Amerika ab dem Moment in die Herrschaft der Unvernunft über, seit welchem John D. Rockefeller seine Konkurrenz durch Kartelle in die Bredouille brachte, und also hat sich die dortige Erlebniskultur bis heute erhalten.

Ein Mensch ehrt die Ehrbarkeiten, weil er in Beispielen des Ehrbaren Abbilder dessen sieht, was ihn urbildlich heißt, weil die ehrbaren Einrichtungen, welche ihn umgeben, eine Brücke zum Innersten seines Herzens bilden. Tut er es nicht, so wird er
  • fesselnd, statt gerecht sein,
  • stürzend, statt geehrt und
  • klein haltend, statt befolgt.
Wenn es also allzu schlecht um die Ehrung der Ehrbarkeiten stünde, ließe sich die kulturelle Herrschaft als Mittel rechtfertigen, die Furcht der Menschen vor einander in die Furcht der Regierung vor den Regierten zu verwandeln, was immerhin zu größerer Ordnung führte, und wenn heute jemand einen anderen fesselt, stürzt oder klein hält, so tut er es meist auch im Namen seiner Kultur, macht sich also informell zu ihrem Diener, und wenn das der Maßstab ist, war Deutschland wenigstens Mitte der '80er immernoch mehr Willens- als Repräsentationskultur im langen Schatten Hitlers.

Zugleich beweist diese zumeist vorgebrachte Rechtfertigung aber auch, daß es so schlecht um die Ehrbarkeiten nicht steht, daß unverfroren gefesselt, gestürzt und klein gehalten würde, sondern daß dies vielmehr als barbarisch gilt. Die Rohheit ist also nicht der Grund, wenn unsere Gesellschaft Verbundenheit, Rechtschaffenheit oder Frieden verfehlt, wir sind vielmehr in den letzten 1000 Jahren wohl geschliffen worden.

Was indes in den Herrschaften der Fundamentlegung begegnet, ist der Versuch der Herrschaft, eine Ehrbarkeit zu ehren, ohne es zu können, weil es der Herrschaft
  • der Unvernunft an Wissen,
  • der Rücksichtslosigkeit an Zugang und also an Rollen der Beherrschten und
  • der Abgemessenheit an Macht
mangelt, was die Beherrschten als Verfehlung
  • der Rechtschaffenheit, wenn die Herrschaft der Unvernunft ermißt,
  • der Verbundenheit, wenn die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit begegnet, und
  • des Friedens, wenn die Herrschaft der Abgemessenheit umsetzt,
erleben, und um sich vor dieser Ehrbarkeitsferne zu schützen, suchen die Beherrschten unter der Herrschaft
  • der Unvernunft opportunistisch Macht, um eigene Vorhaben nach der eigenen Rechtschaffenheit ermessen zu können,
  • der Rücksichtslosigkeit vorsichtig Wissen, um mit eigener Haltung der eigenen Verbundenheit begegnen zu können, und
  • der Abgemessenheit umsichtig Zugang, um aus eigener Entwicklung den eigenen Frieden umsetzen zu können,
was natürlich auch wieder nicht heißt, daß heute alle ihr kleines Königreich suchten, in welchem es noch gerecht zugeht, aber darin besteht die historische Aufgabe unserer Zeit, daß wir aus unserem begründeten Mißtrauen dem gegenüber, was unsere Gesellschaft beherrscht, zu einem begründeten Vertrauen dem gegenüber, was sie bald schon beherrschen muß, nämlich Rechtschaffenheit, finden, und der Weg dahin führt wie gesehen über Wissen.

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